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Wie kommt eine Gesellschaft zu ihren Bildern? Oder: Zur bildlichen Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit


Author: Michael Karpf
[published in: IMAGE 34 (Juli 2021)]


In der soziologischen Auseinandersetzung werden Bilder zunehmend als ein zentraler Moment der Konstitution sozialer Wirklichkeit wahrgenommen. Bilder sind demnach nicht mehr einfach Forschungsgegenstände, die einen Zugriff auf soziale Phänomene zulassen, sondern eigenständige Momente von Vergesellschaftung. Die vorliegenden Überlegungen versuchen diese soziologische Funktion der Bilder theoretisch anhand der Selbstbilder einer Gesellschaft nachzuzeichnen, indem die Genese sozial geteilter Bilder rekonstruiert wird. Dazu wird auf aktuelle Bildsoziologien sowie eine sozialkonstruktivistisch geprägte Gedächtnissoziologie zurückgegriffen, um die ›Kollektivierung von Bildern‹ als Prozess der Kollektivierung geteilter Imaginationsräume nachzuvollziehen. Ziel ist es, Bilder als immer schon im Sozialen zirkulierende zu verstehen, die sich aus einem gemeinsamen Zugriff auf die soziale Wirklichkeit ergeben und durch deren kulturelle Fixierung bzw. Materialisierung ein Zugang zu einer sozial geteilten Vorstellung von Gesellschaft für die einzelnen Gesellschaftsmitglieder ermöglicht wird.