Buchanzeige
Authentisches Bild und authentisierende Form
[2003] [3931606619]

Autor: Wortmann, Volker

Erscheinungsort: Köln

Verlag: Herbert von Halem Verlag

Disziplin: Bildwissenschaft,Filmwissenschaft,Medienwissenschaft

Schlagworte: authentizität,authentisierungsstrategien,kultbild,fotografie,dokumentarfilm

Beschreibung:
Rezension: "Wortmann verfolgt seine Zentrale These durch die Geschichte der Bildmedien von der Antike bis zum jüngsten Dokumentarfilm: „Authentische Darstellung ist – anders als es uns das Ideal glauben machen will – keine substanzielle Eigenschaft eines präferierten Mediums, sondern vor allem ästhetisches Format, das den Gestaltcharakter der Darstellung durch Gestaltung zu verbergen versucht und andererseits ohne Gestaltung von Authentizität nicht weiß.“ (13) Dieser Ansatz bedeutet vor allem, dass "Authentisieren" eine ästhetische Technik des Autoren ist, die ganz unabhängig davon eingesetzt werden kann, ob der Bildinhalt auch wirklich authentisch ist. Vor allem den technischen Medien Film und Fotografie erhalten hier subversives Potenzial. Doch auf der anderen Seite der medialen Barriere steht der Rezipient, der Wortmann zufolge erst der Auslöser dieser strategischen Authentisierung ist, weil sein über die Mediengeschichte beständiger „Zweifel an der Echtheit“ die Produzenten der Bilder letztlich hin zur Authentisierung getrieben habe. Besonders einleuchtend ist dies beim Dokumentarfilm, dessen ökonomisches Überleben davon abhängt, ob der Zuschauer den Bildern "glaubt". Hier kommt eine dritte Größe ins Spiel, die Wortmann ausführlich referiert und diskutiert: Die Autoren-Theorie des Dokumentarfilms. Die verschiedenen Konzepte ausgehend von der Legende über Lumieres Film „L’Arrivée d’un Train à la Ciotat“ (1896), der den „Ursprungsmythos“ (159) der Dichotomisierung fiktional/dokumentarisch lieferte, über Robert Flaherty, den Pionier des Dokumentarfilms und seiner Authentisierungsstrategie der „non-preconception“ und Dziga Vertovs „Filmfaktum“ zur kritischen Autorentheorie Godards, die schließlich die Unterscheidbarkeit von Fiktion und dokumentarischer Realität entgültig abstritt, rekonstruiert Wortmann eine Geschichte der ästhetischen und kritischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen. Zwar seien die Strategien der Authentisierung heute äußerst diffizil, wie er abschließend mit Wenders’ „Nick’s Film“ (1980) nachweist, doch könne keinesfalls davon gesprochen werden, dass die Authentisierungsstrategien einer sich nach und nach substituierenden Progression unterlägen. Denn selbst heute finden sich in den audiovisuellen Medien vielfältige und traditionelle Techniken, Bildwirklichkeit zu suggerieren. Wortmanns Ausführungen sind „auf der Höhe der Zeit“: Zum einen die Vielfältigkeit der heute benutzten Authentisierungsästhetiken, zum anderen die Hauptthese der „Authentisierung als [medienunabhängiges] kulturelles Handlungsmuster“ (222) werden durch jüngste Hybrid-Formate im Film und Fernsehen („Doku-Soap“) belegt: Dort wird an die Medienkompetenz der Zuschauer angekoppelt und die be/gekannten Authentizitätssignale zur „Verwirklichung“ der Narrationen genutzt. Wortmanns Argumentationsverlauf, der sich zwischen der Kunstgeschichte des Bildes und der ästhetischen Theorie desselben bewegt, ist gleichsam faszinierend wie überzeugend."
Quelle: http://www.filmforen.de/index.php?act=ST&f=152&t=2368&st=0#entry25273

eingetragen von: Dr. Volker Wortmann