Buchanzeige
Der sichtbare Mensch oder die Kultur des Films
[2001] [351829136X]

Autor: Balazs, Bela

Erscheinungsort: Frankfurt a. M.

Verlag: Suhrkamp

Disziplin: Filmtheorie,Film

Schlagworte: filmtheorie,film,bild

Beschreibung:
Der ungarische Schriftsteller, Filmemacher und Filmtheoretiker Béla Balázs, der zur fast gleichen Zeit seine beiden filmästhetischen Hauptwerke Der sichtbare Mensch (1924) und Der Geist des Films (1930) herausbrachte, unternahm einen Brückenschlag zwischen den beiden russischen Formalisten und entwickelte darin völlig originäre Positionen. Er war der faszinierende Inspirator Pudowkins und faszinierte Antipode Eisensteins, maßgeblicher Geburtshelfer bei der Emanzipation der Films zu einer autonomen Kunstform und zugleich kongenialer Rezipient der damals allenthalben aufblühenden Filmdiskurse.

Balázs ist mit Der sichtbare Mensch der wohl kompletteste Entwurf einer Stummfilmästhetik gelungen: Durch deren zentrales formales Mittel der Großaufnahme, die die feinsten emotionalen und psychischen Reflexe in der Physiognomie des Darstellers zur Anschauung brachte, sieht er im Film die Möglichkeit, den Menschen neu zu entdecken. Lange vernachlässigte Wahrnehmungsmodi seien nun wieder zum Leben erwacht, hätte doch der Buchdruck mit der Zeit das Gesicht der Menschen "unleserlich" gemacht -- die Dominanz der visuellen Kultur fortan und ihre medientheoretischen Appendizes finden sich hier schon in weiser Voraussicht.
Der sichtbare Mensch und Der Geist des Films setzen Standards, die uns -- sei es im Kino oder überhaupt in unserer täglichen Wahrnehmung -- zur Gewohnheit geworden sind. Sie sind faszinierende Zeugnisse einer Wieder- und Neuentdeckung des Sehens, und vielleicht hilft ihre Lektüre uns, die wir ob des Bilderübermaßes inzwischen mit Blindheit geschlagen sind, wieder ein wenig die Augen zu öffnen

eingetragen von: Sylvia Meyer