Buchanzeige
Philosophie in Bildern. Von Giorgione bis Magritte
[2000] [377015293X]

Autor: Brandt, Reinhard

Erscheinungsort: Köln

Verlag: DuMont Literatur und Kunst Verlag

Disziplin: Philosophie,Kultur

Schlagworte: philosophie,bild

Beschreibung:
Der seit bald dreissig Jahren in Marburg lehrende Kant-Spezialist Reinhard Brandt hat sich dennoch für diesen einsamen Denker erwärmen können und ihm mehr als nur einen Augen-Blick gewidmet. Brandt gehört zu jenen im akademischen Raum nicht (mehr) allzu häufig anzutreffenden Philosophen, die ihr differenziertes Wissen nicht in die engen Grenzen einer «Disziplin» einschliessen. Ausflüge in Kunstgeschichte und Ästhetik sind ihm Pläsier und Anliegen zugleich. Ohne Berührungsängste überwindet der Philosoph den vermeintlichen Graben zwischen den Kulturen; das Kunstwerk ist ihm ein Denkwerk, das Denkwerk soll (auch) Kunst-Stück sein.

Dass sich «Philosophie in Bildern» – so der Titel dieses überaus anregenden Buches – niederschlägt, scheint selbstverständlich zu sein. Und doch. Wie oft laufen Kunsthistoriker und Philosophen, angetan mit den Scheuklappen ihres jeweiligen Faches, nebeneinander her und versuchen, mit ungleichem Werkzeug den nämlichen Gegenstand aufzuspiessen – den «Sinn», die «Bedeutung». In einem programmatischen Vorwort (das man sich gut auch im Curriculum der mit Bildern überversorgten Kunststudierenden vorstellen kann) fixiert Brandt den Brückenschlag zwischen Denken und Schauen. Skeptisch wendet er sich gegen einen apriorischen Erkenntnis- und Philosophiebegriff und adressiert sich, statt an die «reinen» Philosophen, an jene «natürliche Klientel», die ihren Sinnen traut und die «Malbarkeit der Gedanken» durchaus nicht für ein abstruses Unternehmen hält.

Im Übrigen brauche man nur an ein verschüttetes Wissen zu erinnern. Renaissance und Barock haben den pictor doctus gekannt, Gemälde von stupender Gelehrsamkeit sind entstanden, welche nicht im seelischen Binnenraum des Betrachters zu «interpretieren», sondern mit Weltwissen und Sachkenntnis zu de chiffrieren waren. Mit einem leisen Seitenhieb gegen die zeitgenössi sche Kunstszene wird daran erinnert, dass grosse Maler auch be deutende Denker sein können. Michelangelos Wort – «si pinge col cervello, non colla mano» – ist nicht in die Jahre gekommen.

eingetragen von: Sylvia Meyer