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Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht
[2006]

Autor: Schirra, Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus

Disziplin: Philosophie

Schlagworte: bildvermögen,sprachvermögen

Beschreibung:
Es hat eine lange Tradition, den Menschen als sprachbegabtes Tier zu charakterisieren. Aber auch die merkwürdige Fähigkeit, Bilder zu verwenden, ist, nach allem was wir empirisch wissen, nur dem Menschen eigen. Gibt es begriffliche Gründe für diese Koinzidenz? Eine solche Frage gehört ebensogut in die allgemeine Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie, wie sie der Bildwissenschaft, die sich als von der Kunstgeschichte unabhängige Disziplin erst seit kurzem zu formieren beginnt, eignet - und in deren Rahmen sie hier auch behandelt wird. Eine Gegenüberstellung der beiden Fähigkeiten zum Gebrauch von Wort und Bild führt zu eine Reihe von Ähnlichkeiten und Unterschieden: Neben Wahrnehmungsnähe, die sich als eine wichtige Differenz von (darstellenden) Bildern Sprache gegenüber durch verschiedene Nutzungsmodi beim Zeichengebrauch handlungstheoretisch näher bestimmen läßt, fällt ins Auge, daß die jeweiligen Zeichenhandlungen auf je spezifische Weise mit Figur-Grund-Differenzierungen assoziiert sind. In beiden Fällen hängen die Aufgliederungen mit der Funktion der Kontextbildung zusammen, durch die es dem Menschen kommunikativ möglich ist, sich auf andere Kontexte als die gerade aktuelle Verhaltenssituation zu beziehen. Der strukturale Vergleich klärt zwar die begrifflichen Zusammenhänge, kann aber nicht erläutern, warum die konzeptuellen Strukturen gerade so sein sollten. Die Abhandlung mündet daher in das Programm einer begriffsgenetischen Betrachtung von Bild- und Sprachvermögen, die eine derartige Begründung zu liefern imstande wäre.

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There is a long tradition of characterizing man as the animal that talks. However, the remarkable ability of using pictures also belongs to human beings alone, after all we know empirically so far. Are there conceptual reasons for that coincidence? Such a question belongs to the general science of language (linguistics) and philosophy of language just as well as to general visualistics (image science) - a discipline just emancipating itself from art history. Comparing the two abilities to use words or pictures results in several similarities and distinctions. A well-known conceptual disparity between pictures and words appears in their relation to perception: that difference can be further determined in an act-theoretic manner by four modes of use of the sign vehicles during the corresponding sign acts. Furthermore, the figure/ground dichotomy means something different for language uses and picture uses. In both cases, however, there is a close relation to the function of context building, by which humans are able to communicate not only with respect to the present situation of behavior but with respect to arbitrary contexts, as well. Although the structural comparison does clarify the conceptual relations, it cannot explain that the conceptual structure ought to be like that. Therefore, the paper concludes with the programme of a "concept-genetic" consideration of the two abilities (i.e., to use propositional language or to use pictures) that is able to give us such a foundation.

siehe auch hier: http://www.elise.uni-essen.de/elise01_2006.html

eingetragen von: PD Dr. Jörg R. J. Schirra