IMAGE 36 (Juli 2022) Teil 2 

Erscheinungsdatum:
  31.08.2022

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Artikel:  

Ikonografie der Vielfalt – Der Imagefilm der Stadt Ulm 2019 als postklassifikatorische Neuerzählung der Gesellschaft
 
Autoren: Nazli Hodaie, Björn Laser, Daniel Rellstab
 
Ausgehend von einer kurzen Skizze der Paradoxien der bildlichen Darstellung der Vielfalt setzt sich der Beitrag mit dem Imagefilm der Stadt Ulm aus dem Jahr 2019 auseinander, der kurz nach seiner Veröffentlichung zu kontroversen Debatten führte. Die multimodal angelegte Analyse erfolgt aus einer semiotisch-textstilistischen Perspektive mit Fokus auf narrative Strukturen einerseits und die multimodale Sinngenerierung andererseits. Die Analyse zeigt, dass es dem Ulmer Imagefilm durch seine besondere Machart gelingt, die Paradoxien der Aufgabe, »Vielfalt« ins Bild zu setzen, insofern aufzulösen, als bestehende hegemonial-binäre Logiken durch dekonstruktivistisch-ternäre ersetzt und klassifikatorische Raumgrenzen aufgehoben werden. Als Folge wird eine Utopie gezeichnet, die einer postklassifikatorischen Neuerzählung gesellschaftlicher Verhältnisse gleichkommt.
 
 

Wie erinnern virtuelle Realitäten an etwas, wie es Bilder nicht erinnern? – Zur Praktik bildunterstützter Erinnerung in Gesellschaften
 
Autor: Andreas Schelske
 
Mittels Bildern und mittels virtueller Realitäten (VR) im Head Mounted Display (HMD) kommunizieren Individuen explizierte, ikonische Wissensformen. Beide Wissensformen müssen in Gesellschaften mittels Kommunikation stabilisiert werden. Der folgende Text zeigt auf, wie sich das Wissen der Bilder von dem Wissen der virtuellen Realitäten unterscheidet. Ein Unterschied besteht darin, dass Bilder ihr Wissen als Kommunikationsmedium zeigen, indessen virtuelle Realitäten ihr Wissen als Interaktionsmedium multimodal mitteilen. Die VR im HMD expliziert ein Wissen, wie etwas praktisch zu behandeln ist. Ein Beispiel dafür wäre ein Mnemosyne Archiv, das verkörperte Praktiken in einem virtuellen Museum präsentiert. Ein virtuelles Museum inklusive seiner interaktiven virtuellen Umgebung könnte physikalische Eigenschaften von Gegenständen erfahrbar machen, obwohl alles in Frames der Zeichen inszeniert wird. Gleichsam der Architektur besteht das ikonische Wissen der VR darin, eine Dramaturgie des Weges zu inszenieren. Den Weg durch virtuelle »Räume« geben Zeichen vor, deren virtuelle »Widerständigkeit« sich als Dramaturgie eines computerunterstützten Interaktionsmediums entwickelt. So besteht die Erinnerungskultur einer VR in der Praktik, polypragmatische Interpretationen anzubieten, die aus thetisch architektonischen Zeichen, hypothetischen Zeichen und performativen Realisierungen eines Zeichens resultieren. Wo bisher eine gesellschaftliche Wirkmacht des Bildes bestand, dort entstehen zukünftig im holistischen Medium der VR virtuelle Mnemosyne-Realitäten, die vorrangig immersiv und weniger als bildhafte Zeichen für Realitäten oder Simulationen zu erfahren sein sollen.
 
 

Kreativität und Mimesis – Das Bildschaffen in interkultureller Perspektive
 
Autor: Zhuofei Wang
 
Als zwei sowohl unterschiedliche als auch miteinander verwobene Begriffe haben Kreativität und Mimesis ihre eigene Entwicklungsgeschichte. In der bildenden Kunst beziehen sich beide vor allem auf die Prinzipien, Methoden und Verfahren des Bildschaffens. Die Produktion von Bildern ist weder völlig willkürlich noch völlig planbar, sondern hat ihre eigene Logik, die zwischen Werk und Realität, Innenwelt und Außenwelt sowie Tradition und Innovation liegt. Die relevanten Diskurse werden durch die jeweiligen kulturhistorischen Rahmenbedingungen beeinflusst. Aufgrund dieser Tatsache ist es von Bedeutung, das Spannungsverhältnis zwischen Kreativität und Mimesis in Bildpraktiken aus einer interkulturellen Perspektive in Betracht zu ziehen.
 
 

Bildwissenschaftliche Kunstdidaktik – Ein Modell
 
Autor: Julia Wendemuth
 
Die Bildwissenschaft beschäftigt sich mit unterschiedlichsten Formen von Bildern sowie deren Gebrauchsund Interpretationsweisen. In diesem Artikel werden bildwissenschaftliche Aspekte im Transfer von fachwissenschaftlichen Theorien für die Kunstdidaktik aufgegriffen und erweitert. Dabei werden der Bildbegriff und -gebrauch wie auch dessen Veränderungen und die Zuschreibung zu Bildern und Bildverstehen eingebracht. Wahrnehmungsweisen von Bildern sowie zeichentheoretische Ansätze werden für die Kunstvermittlung einbezogen und zu einem didaktischen Konzept der Bildvermittlung entwickelt. Handlungen mit und zu Bildern werden ausgehend von dem hier reflektierten Bildbegriff aus der Fachwissenschaft in die Kunstvermittlung überführt. Der hier vorgestellte Entwurf für eine Bildvermittlung stellt sich offenen Fragen zu Bildern, hinterfragt den Bildgebrauch, sucht neue Erkenntnisse zur Analyse von Bildern und fragt nach ihrem Potential für die Kunstvermittlung. Die Verknüpfung von Bildwissenschaft und Kunstvermittlung mündet in einem Vorschlag für ein Bildvermittlungsmodell, das insbesondere einen übergreifenden Bereich mit Bildhandlungen enthält. Auch hier werden Bereiche der Bildwissenschaft mit didaktischen Überlegungen verknüpft, um sowohl dem Bild als Vermittlungsgegenstand als auch den Lernenden gerecht zu werden. Konkret werden dafür methodische Optionen zur Unterstützung der dafür notwendigen Schritte vorgeschlagen.
 
 

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