Animation: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff der Animation leitet sich von den latei&shy;nischen Wörtern ‘ani&shy;mo’ (für: ›ich belebe‹, ›besee&shy;le‹) und ‘ani&shy;mus’ (für: ›Seele‹, ›Geist‹, ›Lebens&shy;kraft‹, ›Leben‹, ›Bewusst&shy;sein‹, ›Gemüt‹, ›Wille‹, ›Wunsch‹ etc.) ab (vgl. <bib id='Stowasser et al. 1998a'>Stowas&shy;ser et al. 1998a</bib>: S. 36).
=====Etymologie=====
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Der Begriff der Animation leitet sich von den lateinischen Begriffen “animo” (für: beleben, beseelen) und “animatus” (für: ich belebe, beseele) ab. Das Substantiv “animus” (für: Seele, Geist, Lebenskraft, Leben, Bewusstsein, Gemüt, Wille, Wunsch etc.) bildet hier die spezifische Grundlage für die Wortbedeutung (vgl. <bib id='Stowasser & Petschenig & Skutsch 1998a'></bib>: S. 36).
 
  
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==Dynamisierung==
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
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<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
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=====Dynamisierung=====
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Der Begriff der Animation kennzeichnet die Dynami&shy;sierung bzw. Ver&shy;leben&shy;digung einer Dar&shy;stellung (oder eines Objekts, einer Figur) durch die Ele&shy;mente Bewe&shy;gung und Zeit. In dieser Orien&shy;tierung lässt sich Ani&shy;mation als ein techni&shy;sches Prinzip auf&shy;fassen, welches sich durch eine zeit&shy;liche Dimen&shy;sionie&shy;rung eines Bewe&shy;gungs&shy;ablaufs kenn&shy;zeichnet. Da der Ani&shy;mations&shy;begriff bereits bei einfa&shy;chen und in Bewe&shy;gung versetz&shy;ten Bild&shy;medien greift, z.B. beim Daumen&shy;kino oder dem Thauma&shy;trop, einer runden Scheibe, die auf jeder Seite ein sich unter&shy;scheidendes Bild&shy;motiv zeigt und mittels an den Seiten ange&shy;brachter Bänder in Rota&shy;tion versetzt wird, zeigt er sich geeig&shy;net, um bereits frühe Formen von stati&shy;schen Bildern in Bewe&shy;gung zu klassi&shy;fizieren. Weite&shy;re frühe techni&shy;sche Appa&shy;ratu&shy;ren, die durch das Ani&shy;mations&shy;prinzip struk&shy;turiert werden, sind Phena&shy;kisti&shy;skop, Zoe&shy;trop, Praxino&shy;skop, Zoe&shy;praxi&shy;skop, Elektro&shy;tachy&shy;skop, Kine&shy;tograph und Kine&shy;toskop. Auch die Foto&shy;serien von Eadweard Muy&shy;bridge — wie etwa ''Somer&shy;sault, man'' (um 1885) — können als Ani&shy;matio&shy;nen gedeu&shy;tet werden (gelten sie doch als Vor&shy;läufer des Films), da auch hier in einem räum&shy;lichen Neben- und zeit&shy;lichen Hinter&shy;einan&shy;der von Bildern eine Bewe&shy;gung durch die Reihung von Einzel&shy;aufnah&shy;men darge&shy;stellt wird.
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Der Begriff der Animation kennzeichnet die Dynamisierung bzw. Verlebendigung einer Darstellung (oder eines Objekts, einer Figur) durch die Elemente Bewegung und Zeit. In dieser Orientierung lässt sich Animation als ein technisches Prinzip auffassen, welches sich durch eine zeitliche Dimensionierung eines Bewegungsablaufs kennzeichnet. Da der Animationsbegriff bereits bei einfachen und in Bewegung versetzten Bildmedien greift, z.B. beim Daumenkino oder dem Thaumatrop, einer runden Scheibe, die auf jeder Seite ein sich unterscheidendes Bildmotiv zeigt und mittels an den Seiten angebrachter Bänder in Rotation versetzt wird, zeigt er sich geeignet, um bereits frühe Formen von statischen Bildern in Bewegung zu klassifizieren. Weitere frühe technische Apparaturen, die durch das Animationsprinzip strukturiert werden, sind Phenakistiskop, Zoetrop, Praxinoskop, Zoepraxiskop, Elektrotachyskop, Kinetograph und Kinetoskop. Auch die Fotoserien von Eadweard Muybridge — wie etwa ''Somersault, man'' (um 1885) — können als Animationen gedeutet werden (gelten sie doch als Vorläufer des Films), da auch hier in einem räumlichen Neben- und zeitlichen Hintereinander von Bildern eine Bewegung durch die Reihung von Einzelaufnahmen dargestellt wird.
 
  
=====Bewegungsbildung=====
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==Bewegungsbildung==
  
Die kinematographischen und informationell elektrischen Bewegungsbilder (siehe auch [[Kino]], [[Film]], [[Video]] und [[Fernsehen]]) basieren ebenfalls auf dem Prinzip der Animation, erlauben aber aufgrund der technischen Entwicklung der jeweiligen Dispositivstrukturen die Wahrnehmung eines konkreten filmischen Bewegungsbildes, welches „ganzheitlich als ein Bild wahrgenommen wird“ (<bib id='Paech 2006a'></bib>: S. 99). Etwas anders und detaillierter: „Along with improvements in the motion picture camera and the development of a roll film capable of surviving the harsh mechanisms for projecting its image, a new art form was born: animation. By making sequential drawings of a continuing action and projecting their photographs onto a screen at a constant rate, an artist now could create all of the movement and inner life he was capable of" (<bib id='Johnston & Thomas 1981'></bib>: S. 13-15).
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Die kinematographischen und informationell elektrischen Bewe&shy;gungs&shy;bilder (siehe auch [[Kino]], [[Film]], [[Video]] und [[Fernsehen|Fernse&shy;hen]]) basie&shy;ren eben&shy;falls auf dem Prinzip der Ani&shy;mation, erlau&shy;ben aber auf&shy;grund der techni&shy;schen Ent&shy;wicklung der jewei&shy;ligen Dispo&shy;sitiv&shy;struktu&shy;ren die Wahr&shy;nehmung eines konkre&shy;ten filmi&shy;schen Be&shy;wegungs&shy;bildes, welches „ganz&shy;heitlich als ein Bild wahrge&shy;nommen wird“ (<bib id='Paech 2006a'></bib>: S. 99). Etwas anders und detail&shy;lierter:
 
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Diese Ganzheitlichkeit, d.h. das Wahrnehmen der Bilderfolgen als ein Bild in einer kontinuierlichen Veränderung der Form, ist zudem dem Phänomen des Nachbildes auf der menschlichen Netzhaut geschuldet (ein Effekt, der schon Ptolemäus bekannt gewesen sein soll), durch welches das Bewegungsbild auf der Leinwand als Bewegung und nicht als Nacheinander von Einzelbildern wahrgenommen wird. Technisch wird die Bildfolge diskontinuierlich projiziert, stets im Wechsel von Bewegung und Stillstand. Während das Bild (in der Bild-Zwischen-Zeit) weitertransportiert wird sorgt eine Flügelscheibe dafür, dass die Linse des Vorführgerätes abgeblendet wird. Dies interagiert mit dem Nachbildeffekt der Wahrnehmung. Da die neuronalen Rezeptoren im Auge des Zuschauers während der Phase, in denen die Projektion abgedunkelt bleibt, keine neue Reizung erhalten, wirkt das vorhergehende Bild, als Reizmuster auf der Retina des Auges für einen Augenblick nach. Doch reicht der Nachbildeffekt allein nicht aus, um die fliessende Bewegung in der Animation von Bildern zu gewähreisten, dazu muss eben jener Stroboskopeffekt hinzukommen, durch welchen der Blick auf das Bild auf der Filmrolle nur zeitweise (durch die Flügelscheibe) freigeben wird und durch welchen umgedreht auch fliessende Bewegungen in Einzelphasen unterteilt werden können (vgl. <bib id='Kittler 2002b'></bib>: S. 195-209).
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:''Along with improve&shy;ments in the motion picture camera and the develop&shy;ment of a roll film capable of sur&shy;viving the harsh mechanisms for projec&shy;ting its image, a new art form was born: ani&shy;mation. By making sequen&shy;tial drawings of a continuing action and projec&shy;ting their photo&shy;graphs onto a screen at a constant rate, an artist now could create all of the movement and inner life he was capable of'' (<bib id='Johnston & Thomas 1981a'></bib>: S. 13-15).
 
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Animation als Prinzip künstlerischer Gestaltung kennzeichnet sich im Film durch die Einzelbildschaltung, wobei ein unbeweglicher Gegenstand „zu scheinbarer Bewegung animiert wird“ (<bib id='Wulff 2006'></bib>: S. 14) dadurch, dass hier Einzelbild für Einzelbild aneinander gereiht und durch die technische Apparatur in Bewegung gesetzt wird. Im Vergleich zum Film werden in der Computeranimation die einzelnen „Bewegungsphasen rechnerisch ermittelt“ (<bib id='Wulff 2006'></bib>: S. 14), so dass die Animation eine komplexere Form der Darstellung ermöglicht. Grundsätzlich hat die „Computer-Videotechnik die Animation noch flexibler gemacht, da man einen Computer darauf programmieren kann, lauter Serien von Umrisszeichnungen zu produzieren, die ihre Form korrekt in den richtigen Zeitphasen verändern“ (<bib id='Monaco 2007'></bib>: S. 135).  
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Diese Ganzheitlichkeit, d.h. das Wahrnehmen der Bilder&shy;folgen als ein Bild in einer konti&shy;nuier&shy;lichen Verän&shy;derung der Form, ist zudem dem Phäno&shy;men des Nach&shy;bildes auf der mensch&shy;lichen Netz&shy;haut geschul&shy;det (ein Effekt, der schon Ptole&shy;mäus bekannt gewe&shy;sen sein soll), durch welches das Be&shy;wegungs&shy;bild auf der Lein&shy;wand als Bewe&shy;gung und nicht als Nach&shy;einan&shy;der von Einzel&shy;bildern wahrge&shy;nommen wird. Technisch wird die Bild&shy;folge diskon&shy;tinuier&shy;lich proji&shy;ziert, stets im Wechsel von Bewe&shy;gung und Still&shy;stand. Während das Bild (in der Bild-&#8203;Zwischen-&#8203;Zeit) weiter&shy;transpor&shy;tiert wird sorgt eine Flügel&shy;scheibe dafür, dass die Linse des Vorführ&shy;gerä&shy;tes abge&shy;blendet wird. Dies inter&shy;agiert mit dem Nach&shy;bild&shy;effekt der Wahr&shy;nehmung. Da die neuro&shy;nalen Rezep&shy;toren im Auge des Zuschau&shy;ers während der Phase, in denen die Projek&shy;tion abge&shy;dunkelt bleibt, keine neue Reizung erhal&shy;ten, wirkt das vorher&shy;gehen&shy;de Bild, als Reiz&shy;muster auf der Reti&shy;na des Auges für einen Augen&shy;blick nach. Doch reicht der Nach&shy;bild&shy;effekt allein nicht aus, um die fliessen&shy;de Bewe&shy;gung in der Ani&shy;mation von Bildern zu gewähr&shy;leisten, dazu muss eben jener Strobo&shy;skop&shy;effekt hinzu&shy;kommen, durch welchen der Blick auf das Bild auf der Film&shy;rolle nur zeit&shy;weise (durch die Flügel&shy;scheibe) freige&shy;geben wird und durch welchen umge&shy;dreht auch fliessen&shy;de Bewe&shy;gungen in Einzel&shy;phasen unter&shy;teilt werden können (vgl. <bib id='Kittler 2002b'></bib>: S. 195-209).
 
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Animation als Prinzip künstlerischer Gestaltung kennzeichnet sich im Film durch die Einzel&shy;bild&shy;schaltung, wobei ein unbe&shy;wegli&shy;cher Gegen&shy;stand „zu schein&shy;barer Bewe&shy;gung ani&shy;miert wird“ (<bib id='Wulff 2006a'></bib>: S. 14): Einzel&shy;bild für Einzel&shy;bild werden anei&shy;nander gereiht und durch die techni&shy;sche Appa&shy;ratur in Bewe&shy;gung versetzt. Im Vergleich zum Film werden in der Compu&shy;terani&shy;mation die einzel&shy;nen „Be&shy;wegungs&shy;phasen rechne&shy;risch ermit&shy;telt“ (<bib id='Wulff 2006a'></bib>: S. 14), so dass die Ani&shy;mation eine komple&shy;xere Form der Darstel&shy;lung ermög&shy;licht. Grund&shy;sätzlich hat die
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* [[Anime]]
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* [[Exkurs:Anime]]
 
* [[Film]]
 
* [[Film]]
 
* [[Kino]]
 
* [[Kino]]
 
* [[Fernsehen]]
 
* [[Fernsehen]]
 
* [[Video]]
 
* [[Video]]
 
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* [[Benutzer:Dimitri Liebsch|Liebsch, Dimitri]]
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 01:44 Uhr

Unterpunkt zu: Bildmedien


Etymologie

Der Begriff der Animation leitet sich von den latei­nischen Wörtern ‘ani­mo’ (für: ›ich belebe‹, ›besee­le‹) und ‘ani­mus’ (für: ›Seele‹, ›Geist‹, ›Lebens­kraft‹, ›Leben‹, ›Bewusst­sein‹, ›Gemüt‹, ›Wille‹, ›Wunsch‹ etc.) ab (vgl. [Stowas­ser et al. 1998a]Stowasser, J. M. & Petschenig, M. & Skutsch, Fr. (1998a).
Sto­wasser. La­tei­nisch-​Deutsches Schul­wörter­buch.
In , 574.

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: S. 36).


Dynamisierung

Der Begriff der Animation kennzeichnet die Dynami­sierung bzw. Ver­leben­digung einer Dar­stellung (oder eines Objekts, einer Figur) durch die Ele­mente Bewe­gung und Zeit. In dieser Orien­tierung lässt sich Ani­mation als ein techni­sches Prinzip auf­fassen, welches sich durch eine zeit­liche Dimen­sionie­rung eines Bewe­gungs­ablaufs kenn­zeichnet. Da der Ani­mations­begriff bereits bei einfa­chen und in Bewe­gung versetz­ten Bild­medien greift, z.B. beim Daumen­kino oder dem Thauma­trop, einer runden Scheibe, die auf jeder Seite ein sich unter­scheidendes Bild­motiv zeigt und mittels an den Seiten ange­brachter Bänder in Rota­tion versetzt wird, zeigt er sich geeig­net, um bereits frühe Formen von stati­schen Bildern in Bewe­gung zu klassi­fizieren. Weite­re frühe techni­sche Appa­ratu­ren, die durch das Ani­mations­prinzip struk­turiert werden, sind Phena­kisti­skop, Zoe­trop, Praxino­skop, Zoe­praxi­skop, Elektro­tachy­skop, Kine­tograph und Kine­toskop. Auch die Foto­serien von Eadweard Muy­bridge — wie etwa Somer­sault, man (um 1885) — können als Ani­matio­nen gedeu­tet werden (gelten sie doch als Vor­läufer des Films), da auch hier in einem räum­lichen Neben- und zeit­lichen Hinter­einan­der von Bildern eine Bewe­gung durch die Reihung von Einzel­aufnah­men darge­stellt wird.


Bewegungsbildung

Die kinematographischen und informationell elektrischen Bewe­gungs­bilder (siehe auch ⊳ Kino, Film, Video und Fernse­hen) basie­ren eben­falls auf dem Prinzip der Ani­mation, erlau­ben aber auf­grund der techni­schen Ent­wicklung der jewei­ligen Dispo­sitiv­struktu­ren die Wahr­nehmung eines konkre­ten filmi­schen Be­wegungs­bildes, welches „ganz­heitlich als ein Bild wahrge­nommen wird“ ([Paech 2006a]Paech, Joachim (2006a).
Was ist ein kine­mato­graphi­sches Bewe­gungs­bild?.
In Bildthe­orie und Film, 92-​108.

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: S. 99). Etwas anders und detail­lierter:
Along with improve­ments in the motion picture camera and the develop­ment of a roll film capable of sur­viving the harsh mechanisms for projec­ting its image, a new art form was born: ani­mation. By making sequen­tial drawings of a continuing action and projec­ting their photo­graphs onto a screen at a constant rate, an artist now could create all of the movement and inner life he was capable of ([Johnston & Thomas 1981a]Johnston, Ollie & Thomas, Frank (1981a).
The Illusion of Life. Disney Animation. New York: Abbeville Press.

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: S. 13-15).
Diese Ganzheitlichkeit, d.h. das Wahrnehmen der Bilder­folgen als ein Bild in einer konti­nuier­lichen Verän­derung der Form, ist zudem dem Phäno­men des Nach­bildes auf der mensch­lichen Netz­haut geschul­det (ein Effekt, der schon Ptole­mäus bekannt gewe­sen sein soll), durch welches das Be­wegungs­bild auf der Lein­wand als Bewe­gung und nicht als Nach­einan­der von Einzel­bildern wahrge­nommen wird. Technisch wird die Bild­folge diskon­tinuier­lich proji­ziert, stets im Wechsel von Bewe­gung und Still­stand. Während das Bild (in der Bild-​Zwischen-​Zeit) weiter­transpor­tiert wird sorgt eine Flügel­scheibe dafür, dass die Linse des Vorführ­gerä­tes abge­blendet wird. Dies inter­agiert mit dem Nach­bild­effekt der Wahr­nehmung. Da die neuro­nalen Rezep­toren im Auge des Zuschau­ers während der Phase, in denen die Projek­tion abge­dunkelt bleibt, keine neue Reizung erhal­ten, wirkt das vorher­gehen­de Bild, als Reiz­muster auf der Reti­na des Auges für einen Augen­blick nach. Doch reicht der Nach­bild­effekt allein nicht aus, um die fliessen­de Bewe­gung in der Ani­mation von Bildern zu gewähr­leisten, dazu muss eben jener Strobo­skop­effekt hinzu­kommen, durch welchen der Blick auf das Bild auf der Film­rolle nur zeit­weise (durch die Flügel­scheibe) freige­geben wird und durch welchen umge­dreht auch fliessen­de Bewe­gungen in Einzel­phasen unter­teilt werden können (vgl. [Kittler 2002b]Kittler, Friedrich (2002).
Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. Berlin: Merve.

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: S. 195-209).
Animation als Prinzip künstlerischer Gestaltung kennzeichnet sich im Film durch die Einzel­bild­schaltung, wobei ein unbe­wegli­cher Gegen­stand „zu schein­barer Bewe­gung ani­miert wird“ ([Wulff 2006a]Wulf, Hans J. (2006).
Ani­mation.
In Lexi­kon Kommu­nika­tions- und Medien­wissen­schaft, 14.

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: S. 14): Einzel­bild für Einzel­bild werden anei­nander gereiht und durch die techni­sche Appa­ratur in Bewe­gung versetzt. Im Vergleich zum Film werden in der Compu­terani­mation die einzel­nen „Be­wegungs­phasen rechne­risch ermit­telt“ ([Wulff 2006a]Wulf, Hans J. (2006).
Ani­mation.
In Lexi­kon Kommu­nika­tions- und Medien­wissen­schaft, 14.

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: S. 14), so dass die Ani­mation eine komple­xere Form der Darstel­lung ermög­licht. Grund­sätzlich hat die
Compu­ter-​Video­technik die Ani­mation noch flexib­ler gemacht, da man einen Compu­ter darauf program­mieren kann, lauter Serien von Umriss­zeich­nungen zu produ­zieren, die ihre Form korrekt in den richti­gen Zeit­phasen verän­dern ([Mona­co 2007a]Monaco, James (2007a).
Film ver­stehen: Kunst, Technik, Sprache, Geschich­te und Theorie des Films und der Medien. Mit einer Einfüh­rung in Multi­media. Reinbek: Rowohlt Taschen­buch.

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: S. 135).

Inhaltsverzeichnis        

Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Johnston & Thomas 1981a]: Johnston, Ollie & Thomas, Frank (1981a). The Illusion of Life. Disney Animation. New York: Abbeville Press.

[Kittler 2002b]: Kittler, Friedrich (2002). Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. Berlin: Merve. [Mona­co 2007a]: Monaco, James (2007a). Film ver­stehen: Kunst, Technik, Sprache, Geschich­te und Theorie des Films und der Medien. Mit einer Einfüh­rung in Multi­media. Reinbek: Rowohlt Taschen­buch. [Paech 2006a]: Paech, Joachim (2006a). Was ist ein kine­mato­graphi­sches Bewe­gungs­bild?. In: Koebner, Th. & Meder, Th. (Hg.): Bildthe­orie und Film. München: Edi­tion Text + Kritik, S. 92-​108. [Stowas­ser et al. 1998a]: Stowasser, J. M. & Petschenig, M. & Skutsch, Fr. (1998a). Sto­wasser. La­tei­nisch-​Deutsches Schul­wörter­buch. München: Olden­bourg Schul­buch­verlag. [Wulff 2006a]: Wulf, Hans J. (2006). Ani­mation. In: Bente­le, G. & Brosius, H.-B. & Jarren, O. (Hg.): Lexi­kon Kommu­nika­tions- und Medien­wissen­schaft. Wies­baden: VS Verlag für Sozial­wissen­schaften, S. 14.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Lars Grabbe [30], Dimitri Liebsch [16], Joerg R.J. Schirra [12] und Patrick Kruse [8] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Grabbe & Kruse 2013g-a]Vergleiche vollständigen Eintrag
in Literatursammlung
.

  Eintrag in Sammlung zeigen

Grabbe, Lars & Kruse, Patrick (2013). Animation. (Ausg. 1). In: Schirra, J.R.J.; Halawa, M. & Liebsch, D. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. (2012-2024).
Permalink.