Authentizität: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Begriff ›Authentizität‹ geht auf das griechische ›''authentikos''‹ (Urheber) wie auch auf das lateinische ›''authenticum''‹ (Original) zurück und wird gemeinhin als die Echtheit, Originalität, Verbürgtheit und der Gültigkeits- und Wahrheitsanspruch einer Sache verstanden. Wichtige Oppositionspaare ergeben sich mit der Kopie (das lateinische ›''exemplarium''‹ als Gegenstück zum ›''authenticum''‹), dem Plagiat oder der Fälschung sowie auch der Inszenierung (vgl. <bib id='Röttgers & Fabian 1971a'></bib>). | Der Begriff ›Authentizität‹ geht auf das griechische ›''authentikos''‹ (Urheber) wie auch auf das lateinische ›''authenticum''‹ (Original) zurück und wird gemeinhin als die Echtheit, Originalität, Verbürgtheit und der Gültigkeits- und Wahrheitsanspruch einer Sache verstanden. Wichtige Oppositionspaare ergeben sich mit der Kopie (das lateinische ›''exemplarium''‹ als Gegenstück zum ›''authenticum''‹), dem Plagiat oder der Fälschung sowie auch der Inszenierung (vgl. <bib id='Röttgers & Fabian 1971a'></bib>). | ||
Authentizität ist als ein Schlüsselbegriff der abendländischen Kulturgeschichte zu verstehen und in vielen wissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Psychologie, Rhetorik, Kulturwissenschaften, maßgeblich in der Philosophie etwa bei Heidegger und Sartre) ein häufig bemühter Begriff, wobei sich auch die unterschiedlichen disziplinären Fragestellungen unweigerlich in die jeweilige Begriffsverwendung eingeschrieben haben . | Authentizität ist als ein Schlüsselbegriff der abendländischen Kulturgeschichte zu verstehen und in vielen wissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Psychologie, Rhetorik, Kulturwissenschaften, maßgeblich in der Philosophie etwa bei Heidegger und Sartre) ein häufig bemühter Begriff, wobei sich auch die unterschiedlichen disziplinären Fragestellungen unweigerlich in die jeweilige Begriffsverwendung eingeschrieben haben . | ||
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Im bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der ›Authentizität‹ letztlich für zwei Problembereiche hinzugezogen, die nur eine geringe Schnittmenge aufweisen. Die Frage, wann ein Bild authentisch ist, wird in der bildbezogenen Forschung, dem oben angedeuteten semantischen Spielraum des Terminus ›Authentizität‹ gemäß, auf zweierlei Art beantwortet: (a) im Hinblick auf den Urheber und (b) im Hinblick auf den Bildinhalt, die Bildbedeutung. | Im bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der ›Authentizität‹ letztlich für zwei Problembereiche hinzugezogen, die nur eine geringe Schnittmenge aufweisen. Die Frage, wann ein Bild authentisch ist, wird in der bildbezogenen Forschung, dem oben angedeuteten semantischen Spielraum des Terminus ›Authentizität‹ gemäß, auf zweierlei Art beantwortet: (a) im Hinblick auf den Urheber und (b) im Hinblick auf den Bildinhalt, die Bildbedeutung. | ||
:: (a) Bei der Frage nach dem Urheber (allgemeiner: dem Ursprung) des Bildes ist die Originalität das ausschlaggebende Kriterium für dessen Authentizität. „Ein Gemälde ist insofern authentisch, als es auf einen ‚Autor‘, auf einen Künstler oder eine Künstlerin zurückgeführt werden kann. Bereits durch die Reproduktion des Originals verliert das Bild ein Stück seiner Authentizität.“ (<bib id='Knieper & Müller 2003a'></bib> S. 7) In diesem Sinne kann man von einem authentischen Gemälde Picassos, Rembrandts oder Brueghels sprechen, wenn außer Frage steht, dass das vorliegende Exemplar tatsächlich von der entsprechenden historischen Person verfertigt wurde. Diese Form der Authentizität wird in Walter Benjamins Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" problematisiert. Benjamin spricht hier von einem Verlust der „Aura“, den ein Gemälde im Zuge seiner technischen Reproduktion (Kopie) erfahre (vgl. <bib id='Benjamin 1939a'></bib>). Die Authentizität dieser Bilder wird an der Urheberschaft festgemacht, jedoch weniger nach ihrem semantischen Sinn bzw. ihrer Botschaft. Gleichermaßen beziehen die sogenannten ''acheiropoietischen'' Bilder (d. h. die nicht von Menschenhand gefertigten Bilder), wie z.B. das Schweißtuch der Veronika, ihre Authentizität von der besonderen Autorität ihrer Verfertigung (im Falle des Sudariums also von Gott selbst). | :: (a) Bei der Frage nach dem Urheber (allgemeiner: dem Ursprung) des Bildes ist die Originalität das ausschlaggebende Kriterium für dessen Authentizität. „Ein Gemälde ist insofern authentisch, als es auf einen ‚Autor‘, auf einen Künstler oder eine Künstlerin zurückgeführt werden kann. Bereits durch die Reproduktion des Originals verliert das Bild ein Stück seiner Authentizität.“ (<bib id='Knieper & Müller 2003a'></bib> S. 7) In diesem Sinne kann man von einem authentischen Gemälde Picassos, Rembrandts oder Brueghels sprechen, wenn außer Frage steht, dass das vorliegende Exemplar tatsächlich von der entsprechenden historischen Person verfertigt wurde. Diese Form der Authentizität wird in Walter Benjamins Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" problematisiert. Benjamin spricht hier von einem Verlust der „Aura“, den ein Gemälde im Zuge seiner technischen Reproduktion (Kopie) erfahre (vgl. <bib id='Benjamin 1939a'></bib>). Die Authentizität dieser Bilder wird an der Urheberschaft festgemacht, jedoch weniger nach ihrem semantischen Sinn bzw. ihrer Botschaft. Gleichermaßen beziehen die sogenannten ''acheiropoietischen'' Bilder (d. h. die nicht von Menschenhand gefertigten Bilder), wie z.B. das Schweißtuch der Veronika, ihre Authentizität von der besonderen Autorität ihrer Verfertigung (im Falle des Sudariums also von Gott selbst). | ||
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Die für die Authentizität entscheidende Frage lautet dann, wie die beiden Aspekte der Originalität und der Realitätstreue in der Kommunikation mit Bildern aufgerufen werden können. Es geht also um die kommunikativen Formen der Authentifizierung. | Die für die Authentizität entscheidende Frage lautet dann, wie die beiden Aspekte der Originalität und der Realitätstreue in der Kommunikation mit Bildern aufgerufen werden können. Es geht also um die kommunikativen Formen der Authentifizierung. | ||
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Systematisch lassen sich (a) extrinsische (durch Zuschreibungen von außen) und (b) intrinsische (durch das Bild selbst hervorgebrachte) Formen der Bild-Authentifizierung unterscheiden. In den meisten Fällen sind mehrere Formen der Bildauthentifizierung aufzufinden (also sowohl extrinsische als auch intrinsische). | Systematisch lassen sich (a) extrinsische (durch Zuschreibungen von außen) und (b) intrinsische (durch das Bild selbst hervorgebrachte) Formen der Bild-Authentifizierung unterscheiden. In den meisten Fällen sind mehrere Formen der Bildauthentifizierung aufzufinden (also sowohl extrinsische als auch intrinsische). | ||
::(a) Extrinsische Formen der Authentifizierung erfolgen durch dem Bild beigeordnete Texturen (z.B. durch Paratexte) oder durch bestimmte Attributionen an das Medium, mit dem ein Bild erzeugt wurde. Hier lassen sich maßgeblich drei Formen der Authentifizierung unterscheiden: | ::(a) Extrinsische Formen der Authentifizierung erfolgen durch dem Bild beigeordnete Texturen (z.B. durch Paratexte) oder durch bestimmte Attributionen an das Medium, mit dem ein Bild erzeugt wurde. Hier lassen sich maßgeblich drei Formen der Authentifizierung unterscheiden: |
Version vom 21. Dezember 2012, 16:09 Uhr
Unterpunkt zu: Bildpragmatik
BegriffsbestimmungDer Begriff ›Authentizität‹ geht auf das griechische ›authentikos‹ (Urheber) wie auch auf das lateinische ›authenticum‹ (Original) zurück und wird gemeinhin als die Echtheit, Originalität, Verbürgtheit und der Gültigkeits- und Wahrheitsanspruch einer Sache verstanden. Wichtige Oppositionspaare ergeben sich mit der Kopie (das lateinische ›exemplarium‹ als Gegenstück zum ›authenticum‹), dem Plagiat oder der Fälschung sowie auch der Inszenierung (vgl. [Röttgers & Fabian 1971a]Literaturangabe fehlt.
›Authentizität‹ im bildwissenschaftlichen DiskursIm bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der ›Authentizität‹ letztlich für zwei Problembereiche hinzugezogen, die nur eine geringe Schnittmenge aufweisen. Die Frage, wann ein Bild authentisch ist, wird in der bildbezogenen Forschung, dem oben angedeuteten semantischen Spielraum des Terminus ›Authentizität‹ gemäß, auf zweierlei Art beantwortet: (a) im Hinblick auf den Urheber und (b) im Hinblick auf den Bildinhalt, die Bildbedeutung.
Die für die Authentizität entscheidende Frage lautet dann, wie die beiden Aspekte der Originalität und der Realitätstreue in der Kommunikation mit Bildern aufgerufen werden können. Es geht also um die kommunikativen Formen der Authentifizierung.
Formen der Bild-AuthentifizierungSystematisch lassen sich (a) extrinsische (durch Zuschreibungen von außen) und (b) intrinsische (durch das Bild selbst hervorgebrachte) Formen der Bild-Authentifizierung unterscheiden. In den meisten Fällen sind mehrere Formen der Bildauthentifizierung aufzufinden (also sowohl extrinsische als auch intrinsische).
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Anmerkungen
[Andree 2006a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Bazin 2009]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Benjamin 1939a]: Benjamin, Walter (2002). Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: Schöttker, D. (Hg.): Walter Benjamin: Medienästhetische Schriften. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 351–383, dritte, autorisierte letzte Fassung, 1939. [Grice 1970a]: Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Thomas Susanka [28], Joerg R.J. Schirra [24] und Mark A. Halawa [4] — (Hinweis) |