Authentizität: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ==Begriffsbestim­mung== | ||
+ | Der Ausdruck ‘Authentizität’ geht auf das grie­chische ‘authen­tikos’ (Ur­heber) wie auch auf das latei­nische ‘authen­ticum’ ([[Original|Ori­ginal]]) zurück und wird gemein­hin als die ‹Echt­heit, Ori­gina­lität, Verbürg­theit und der Gültig­keits- und Wahr­heits­anspruch einer Sache› verstan­den. Wichti­ge Oppo­sitions­paare erge­ben sich mit der [[Replika, Faksimile und Kopie|Kopie]] (das latei­nische ‘exem­plarium’ als Gegen­stück zum ‘authen­ticum’), dem Plagiat oder der Fäl­schung sowie auch der Insze­nierung (vgl. <bib id='Röttgers & Fabian 1971a'></bib>). | ||
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+ | »Authentizität« ist als ein Schlüssel­begriff der abend­ländi­schen Kultur­geschich­te zu verste­hen und in vielen wissen­schaftli­chen Diszi­plinen (u.a. Psycho­logie, Rheto­rik, Kultur­wissen­schaften, maß­geb­lich in der Philo­sophie etwa bei Heideg­ger und Sartre) ein häufig bemüh­ter Begriff, wobei sich auch die unter­schied­lichen diszi­plinären Frage­stellun­gen un­weiger­lich in die jewei­lige Begriffs­verwen­dung einge­schrieben haben. | ||
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− | + | ==‘Authentizität’ im bildwissen­schaft­lichen Dis­kurs== | |
+ | Im bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der Authen­tizi­tät letzt­lich für zwei Problem­berei­che hinzu­gezo­gen, die nur eine gerin­ge Schnitt­menge aufwei­sen. Die Frage, wann ein Bild authen­tisch ist, wird in der bildbe­zoge­nen Forschung, dem oben ange­deute­ten seman­tischen Spiel­raum des Termi­nus ‘Authen­tizi­tät’ gemäß, auf zweier­lei Art beant­wortet: (a) im Hin­blick auf den Urhe­ber und (b) im Hin­blick auf den Bild­inhalt, die Bild­bedeu­tung. | ||
+ | : '''(a)''' Bei der Frage nach dem ''Urhe­ber'' (allge­meiner: dem ''Ur­sprung'') des Bildes ist die Origi­nali­tät das aus­schlag­geben­de Krite­rium für dessen Authen­tizi­tät. | ||
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+ | ::''Ein Gemälde ist insofern authen­tisch, als es auf einen ''Autor'', auf einen Künstler oder eine Künstle­rin zurück­geführt werden kann. Bereits durch die Repro­duktion des Originals verliert das Bild ein Stück seiner Authen­tizi­tät.“ (<bib id='Knieper & Müller 2003a'></bib>: S. 7) | ||
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+ | :In diesem Sinne kann man von einem authen­tischen Gemäl­de Picas­sos, Rem­brandts oder Brueghels sprechen, wenn außer Frage steht, dass das vor­liegen­de Exem­plar tatsäch­lich von der ent­sprechen­den histo­rischen Person verfer­tigt wurde. Diese Form der Authen­tizi­tät wird in Walter Benja­mins Aufsatz «Das Kunst­werk im Zeit­alter seiner tech­nischen Repro­duzier­barkeit» pro­blema­tisiert. Benja­min spricht hier von einem Ver­lust der ''Aura'', den ein Gemäl­de im Zuge seiner techni­schen Repro­duktion (Kopie) erfah­re (vgl. <bib id='Benjamin 1939a'>Benja­min 1939a</bib>). Die Authen­tizi­tät dieser Bilder wird an der Ur­heber­schaft fest­gemacht, jedoch weni­ger nach ihrem seman­tischen Sinn bzw. ihrer Botschaft. Gleicher­maßen bezie­hen die soge­nannten ''acheiro­poieti­schen'' Bilder (d.h. die nicht von Menschen­hand gefer­tigten Bilder; ⊳ [["natürliche" Bilder|“natür­liche” Bilder]]), wie z.B. das «Schweiß­tuch der Vero­nika», ihre Authen­tizi­tät von der beson­deren Auto­rität ihrer Verfer­tigung (im Falle des Suda­riums also von Gott selbst). | ||
+ | : '''(b)''' Im Hinblick auf den ''[[Bildinhalt|Bild­inhalt]]'' muss der Begriff der Authen­tizi­tät zunächst para­dox anmu­ten. Denn der Betrach­ter eines Bildes ist – wie jeder Rezi­pient eines kommu­nika­tiven Arte­fakts – nie mit einer Sache selbst, d.h. dem echten, realen [[Proposition|Sach­verhalt]], konfron­tiert, sondern immer nur mit [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen]], die per defini­tionem in stell­vertre­tender Funktion stehen. Damit scheint die Frage nach einem authen­tischen Bild zu einer „Chimä­re, eine[r] Fiktion“ (<bib id='Wortmann 2003a'>Wort­mann 2003a</bib>: S. 13) zu werden: | ||
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+ | ::''Die Frage nach Echt­heit oder Betrug im medi­alen Gesche­hen ist nichts ande­res als eine neue Schattie­rung im Versuch der Über­windung der Media­lität, es geht hier um ein apore­tisches ''Verhält­nis von Dar­stellungs­unab­hängig­keit und Darstel­lung'' – auch die authen­tischen Zeichen lassen sich nur para­dox defi­nieren als nicht herge­stellte Fabri­katio­nen.'' (<bib id='Andree 2006a'></bib>: S. 437f.) | ||
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+ | :Aus diesem Grund ist die Ver­wendung des Attri­buts ‘authen­tisch’ in diesem Zu­sammen­hang als meta­phorisch einzu­stufen. Gemeint ist mit ihm letzt­lich die kom­muni­kati­ve Auf­richtig­keits­behaup­tung im Sinne der Grice­schen Maxi­me der »Wahr­heit« des Koope­rations­prinzips (vgl. <bib id='Grice 1970a'></bib>).<ref>Sie­he aber auch den Ab­schnitt​ [[Interaktions-, Selbst- und Sachbezug#Wahrhaftigkeit und Wahr­heit|«Wahr­haf­tig­keit und Wahr­heit»​ von​ «In­ter­ak­ti­ons-, Selbst- und Sach­be­zug»]].</ref> | ||
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+ | ::''Die Programmatik der Authen­tizi­tät gestat­tet der Kom­muni­kation also, sich im fort­laufen­den Kommu­nika­tions­ge­schehen immer wieder aufs neue zu verge­wissern, daß sie es mit ''echten'' und ''ernst­zuneh­menden'' Opera­tionen zu tun hat.'' (<bib id='Andree 2006a'></bib>: S. 438). | ||
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+ | :Ein Bild wäre in diesem Sinne genau dann authen­tisch, wenn damit ange­geben ist, dass es einen realen Sach­verhalt wahrheits­gemäß, unver­fälscht und genau abbil­det, womit auch die [[Mimesis|Mime­sis]] als ein zentra­ler Ter­minus aufge­rufen ist. | ||
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+ | ::''Authen­tizität bezieht sich dabei auf eine Über­ein­stimmung einer Auf­nahme [= eines Bildes, T. S.] mit der Rea­lität.'' (<bib id='Grittmann 2003a'>Gritt­mann 2003a</bib>: S. 124) | ||
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+ | Die für die Authentizität entschei­dende Frage lautet dann, wie die beiden Aspek­te der Ori­gina­lität und der Reali­täts­treue in der [[Interaktion und Kommunikation|Kom­mun­ika­tion]] mit Bildern aufge­rufen werden können. Es geht also um die kom­muni­kati­ven Formen der Authen­tifizie­rung. | ||
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+ | ==Formen der Bild-​Authen­tifi­zierung== | ||
+ | Systematisch lassen sich (a) extrin­sische (durch Zu­schrei­bungen von außen) und (b) intrin­sische (durch das Bild selbst hervor­gebrach­te) Formen der Bild-​Authen­tifi­zierung unter­scheiden. In den meisten Fällen sind mehre­re Formen der Bild­authen­tifi­zierung aufzu­finden (also sowohl extrin­sische als auch intrin­sische). | ||
+ | : '''(a)''' Extrinsische Formen der Authen­tifi­zierung erfol­gen durch dem Bild beige­ordne­te Tex­turen (z.B. durch Para­texte) oder durch bestimm­te Attri­butio­nen an das Medium, mit dem ein Bild erzeugt wurde. Hier lassen sich maß­geblich drei Formen der Authen­tifi­zierung unter­scheiden: | ||
+ | :: '''1.''' ''Bestätigung der Urheber­schaft und des Ur­sprungs durch eine Auto­rität'': Das Bild wird einem ein­deuti­gen Ur­sprung zuge­ordnet und damit zu einem Ori­ginal (''authen­ticum'') erho­ben. Bei­spiele hier­für wären das reli­giöse Narra­tiv zum ''Acheiro­poeitos'' (etwa dem «Schweiß­tuch der Vero­nika») oder der Kunst­exper­te, der zerti­fiziert, dass ein Bild von einem bestimm­ten Maler ange­fertigt wurde. | ||
+ | :: '''2.''' ''Bestätigung des Bildinhalts durch eine Auto­rität'': Der Rea­litäts­bezug einer Dar­stellung wird bestä­tigt, die Bot­schaft des Bildes veri­fiziert und zu einer authen­tischen Dar­stellung eines realen Sach­verhalts erho­ben. Ein promi­nentes Bei­spiel findet sich bei Francis­co de Goya in seinem Zyklus «Los Desas­tres de la Guerra». Goya setzt unter ein Bild die Bild­unter­schrift „Das ist die Wahr­heit“, unter ein ande­res „Ich habe es gese­hen.“ (vgl. <bib id='Sontag 2003a'></bib>). Iden­tische Mecha­nismen greifen auch bei der Presse­foto­grafie, in der sowohl das Publi­kations­organ als auch die die Bilder beglei­tenden Texte (etwa eine Repor­tage, die Bild­unter­schrift), die in der Regel von einer sach­kompe­tenten Person (bis­weilen auch vom Foto­grafen selbst) verfasst wurden, bestä­tigen, dass das Bild einen realen Sach­verhalt wahr­heits­gemäß zeigt.<ref>Glei­cher­ma­ßen au­then­ti­fi­zie­ren die­se Bil­der aber auch re­zi­prok die ih­nen bei­ge­ord­ne­ten Tex­te.</ref> | ||
+ | :: '''3.''' ''Authentifizierung durch kultu­relle Zu­schrei­bungs­prak­tiken, die sich maß­geblich auf das Medium bezie­hen, auf dem ein Bild gespei­chert ist'': Das markan­teste Bei­spiel wäre die [[Fotografie|Foto­grafie]], bei der die medi­alen Um­stände ihrer Gene­se, der Um­stand, dass hier ein chemisch-​mecha­nischer bzw. elek­tro-​mecha­nischer Prozess invol­viert ist, oft als Authen­tizi­tätsga­rant ver­standen werden bzw. wurden. Hier geht es weni­ger um die Frage, ob z.B. Foto­grafien authen­tische Bilder sind, sondern allein darum, dass es eine kultu­relle Praxis gibt, die Bilder auf­grund ihrer medi­alen Gene­se als ''authen­tische Arte­fakte'' begreift (vgl. <bib id='Bazin 2009a'></bib>). Was das Bild dabei zeigt oder wer es gemacht hat, ist hier von sekun­därer Bedeu­tung. | ||
+ | : '''(b)''' Die intrinsischen Formen der Authen­tifi­zierung lassen sich entlang der Achsen »Bild­inhalt« (das, was ein Bild zeigt) und »Sicht­weise« (die Art und Weise, wie ein Bild etwas zeigt) unter­scheiden (zum Begriff der [[Perspektivik|Sicht­weise]] vgl. <bib id='Wiesing 2007a'></bib>). | ||
+ | :: '''1.''' Die Authentifi­zierung über den ''Bild­inhalt'' ist bezeich­nender­weise die schwächste und proble­matisch­ste Form der Authen­tifi­zierung, denn per se sagt der seman­tische Gehalt einer Äuße­rung nichts über ihren Wahr­heits­status aus. Deswe­gen ist die Authen­tifi­zierung durch den Bild­inhalt eine hoch­gradig pragma­tische Ange­legen­heit, bei der u.a. das Wissen des Adres­saten, an den das Bild gerich­tet ist, eine zentra­le Rolle spielt. Ob also eine Dar­stellung, beispiels­weise eines Krieges, vom Adres­saten als authen­tisch ange­nommen wird, hängt zu einem großen Teil von der Frage ab, ob ihm diese Dar­stellung auf­grund seines Wissens um diesen Krieg als wahr­schein­lich oder aber als tenden­ziös und propa­gandis­tisch erscheint. Dass sich aber der Bild­inhalt trotz seiner hoch­gradi­gen Diskur­sivi­tät bzw. His­tori­zität als ein wichti­ges Krite­rium hin­sicht­lich der Frage der Authen­tizi­tätsatt­ribu­tion zu erken­nen gibt wird ersicht­lich, wenn man sich vor Augen führt, dass beispiels­weise die Epo­che des Realis­mus in der Male­rei sowohl durch einen eigen­ständi­gen [[Stil]] als auch nicht weni­ger wesent­lich durch eine bestimm­te Wahl des Sujets gekenn­zeichnet ist. Realis­tische, wirk­lich­keits­getreue Dar­stellung hat dem­nach gleicher­maßen etwas damit zu tun, was auf einem Bild zu sehen ist, auch wenn eine dem­ent­sprechen­de Authen­tifi­zierung äußerst [[Kontext|kontext­affin]] ist und eine Aus­einan­der­setzung mit den Vor­stellun­gen des Adres­saten verlangt. Authen­tisch wäre dann, was als glaub­würdig und wahr­schein­lich erscheint. | ||
+ | :: '''2.''' Klarere, wenn auch nicht minder flüchti­ge Krite­rien lassen sich für die ''Sicht­weise'', den bestimm­ten Modus der Dar­stellung beschrei­ben. „Authen­tische Dar­stellung ist [...] vor allem ästhe­tisches Format, das den Gestalt­charak­ter der Dar­stellung durch Gestal­tung zu verber­gen versucht und ande­rer­seits ohne Gestal­tung von Authen­tizi­tät nichts weiß.“ (<bib id='Wortmann 2003a'></bib>: S. 13). Exem­pla­risch wurde bereits der [[Malerei|male­rische]] Rea­lismus genannt, bei dem es auch entschei­dend darum geht, durch einen bestimm­ten Stil den Wahr­heits­gehalt der Dar­stellung zu unter­mauern. Ähnli­che Bemü­hungen lassen sich immer wieder in der Kunst­geschich­te beob­achten (u a. im Na­tura­lismus oder Foto­realis­mus, aber auch im Bemü­hen um [[Perspektive und Projektion|Perspek­tive]] in der Male­rei der Renais­sance usw.). Ziel dieser Dar­stellungs­modi ist zwar augen­schein­lich die Treue zur Vor­lage zu maxi­mieren, also die Vor­lage möglichst präzi­se wieder­zuge­ben; klar ist aber, dass all diese Dar­stellungs­weisen auf entschei­dende Weise diskur­siv entste­hen und als konven­tionell einzu­stufen sind. Der Dar­stellungs­stil des Realis­mus erscheint uns in einer Zeit des Foto­realis­mus weni­ger präzi­se und damit weni­ger authen­tisch, als er den Betrach­tern im 19. Jahrhun­dert vorge­kommen sein muss. Eine immer wieder promi­nente Funktion kommt dem defi­zienten Bild zu. Defi­ziente Bilder weisen in der Regel struktu­relle ''Defek­te'' auf, die den spezi­fischen Umstän­den der Bild­ent­stehung zuge­schrieben werden, welche wiederum die Funktion der Authen­tifi­zierung über­nehmen (für die Foto­grafie vgl. dazu <bib id='Susanka 2012a'>Susan­ka 2012a</bib>; ⊳ [[syntaktisch unkorrekte Bilder|syntak­tisch unkor­rekte Bilder]]). | ||
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 00:49 Uhr
Unterpunkt zu: Bildpragmatik
BegriffsbestimmungDer Ausdruck ‘Authentizität’ geht auf das griechische ‘authentikos’ (Urheber) wie auch auf das lateinische ‘authenticum’ (Original) zurück und wird gemeinhin als die ‹Echtheit, Originalität, Verbürgtheit und der Gültigkeits- und Wahrheitsanspruch einer Sache› verstanden. Wichtige Oppositionspaare ergeben sich mit der Kopie (das lateinische ‘exemplarium’ als Gegenstück zum ‘authenticum’), dem Plagiat oder der Fälschung sowie auch der Inszenierung (vgl. [Röttgers & Fabian 1971a]Röttgers, K. & Fabian, R. (1971).Authentisch. In Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 1. A-C, 691-692. Eintrag in Sammlung zeigen). »Authentizität« ist als ein Schlüsselbegriff der abendländischen Kulturgeschichte zu verstehen und in vielen wissenschaftlichen Disziplinen (u.a. Psychologie, Rhetorik, Kulturwissenschaften, maßgeblich in der Philosophie etwa bei Heidegger und Sartre) ein häufig bemühter Begriff, wobei sich auch die unterschiedlichen disziplinären Fragestellungen unweigerlich in die jeweilige Begriffsverwendung eingeschrieben haben.
‘Authentizität’ im bildwissenschaftlichen DiskursIm bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der Authentizität letztlich für zwei Problembereiche hinzugezogen, die nur eine geringe Schnittmenge aufweisen. Die Frage, wann ein Bild authentisch ist, wird in der bildbezogenen Forschung, dem oben angedeuteten semantischen Spielraum des Terminus ‘Authentizität’ gemäß, auf zweierlei Art beantwortet: (a) im Hinblick auf den Urheber und (b) im Hinblick auf den Bildinhalt, die Bildbedeutung.
Die für die Authentizität entscheidende Frage lautet dann, wie die beiden Aspekte der Originalität und der Realitätstreue in der Kommunikation mit Bildern aufgerufen werden können. Es geht also um die kommunikativen Formen der Authentifizierung.
Formen der Bild-AuthentifizierungSystematisch lassen sich (a) extrinsische (durch Zuschreibungen von außen) und (b) intrinsische (durch das Bild selbst hervorgebrachte) Formen der Bild-Authentifizierung unterscheiden. In den meisten Fällen sind mehrere Formen der Bildauthentifizierung aufzufinden (also sowohl extrinsische als auch intrinsische).
Siehe auch:
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Anmerkungen
[Andree 2006a]: Andree, Martin (2006). Archäologie der Medienwirkung. Faszinationstypen von der Antike bis heute. München: Fink.
[Bazin 2009a]: Bazin, André (2009). Ontologie des photographischen Bildes. In: Fischer, R. (Hg.): Was ist Film?. Berlin: Alexander, S. 33-42. [Benjamin 1939a]: Benjamin, Walter (2002). Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: Schöttker, D. (Hg.): Walter Benjamin: Medienästhetische Schriften. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 351–383, dritte, autorisierte letzte Fassung, 1939. [Grice 1970a]: Grice, Herbert Paul (1970). Logic and Conversation. Cambridge: Harvard University Press. [Grittmann 2003a]: Grittmann, Elke (2003). Die Konstruktion von Authentizität. Was ist echt an den Pressefotos im Informationsjournalismus?. In: Knieper, T. & Müller, M. (Hg.): Authentizität und Inszenierung von Bilderwelten. Köln: Halem, S. 123-149. [Knieper & Müller 2003a]: Knieper, Thomas & Müller, Marion G. (2007). Vorwort. In: Knieper, T. & Müller, M. G. (Hg.): Authentizität und Inszenierung von Bilderwelten. Köln: Halem, S. 7-9. [Röttgers & Fabian 1971a]: Röttgers, K. & Fabian, R. (1971). Authentisch. In: Ritter, J. (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 1. A-C. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., S. 691-692. [Sontag 2003a]: Sontag, Susan (2003). Regarding the Pain of Others. New York: Picador. [Susanka 2012a]: Susanka, Thomas (2012). The Rhetorics of Authenticity: Photographic Representations of War. In: Straub, J. (Hg.): Paradoxes of Authenticity. Bielefeld: transcript, S. 95-114. [Wiesing 2007a]: Wiesing, Lambert (2007). Zur Rhetorik des Bildes. In: Knape, J. (Hg.): Bildrhetorik. Baden-Baden: Koerner, S. 37-48. [Wortmann 2003a]: Wortmann, Volker (2003). Authentisches Bild und authentisierende Form. Köln: Halem. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Thomas Susanka [28], Joerg R.J. Schirra [24] und Mark A. Halawa [4] — (Hinweis) Zitierhinweis: in Literatursammlung. Eintrag in Sammlung zeigen Susanka, Thomas (2013). Authentizität. (Ausg. 1). In: Schirra, J.R.J.; Halawa, M. & Liebsch, D. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. (2012-2024). |