Authentizität
Unterpunkt zu: Bildpragmatik
1. BegriffsbestimmungDer Begriff Authentizität geht auf das griechische authentikos (Urheber) wie auch auf das lateinische authenticum (Original) zurück und wird gemeinhin als die Echtheit, Originalität, Verbürgtheit und der Gültigkeits- und Wahrheitsanspruch einer Sache verstanden. Wichtige Oppositionspaare ergeben sich mit der Kopie (das lateinische exemplarium als Gegenstück zum authenticum), dem Plagiat oder der Fälschung sowie auch der Inszenierung. (vgl. [Röttgers & Fabian 1971]Literaturangabe fehlt.
2. ‚Authentizität‘ im bildwissenschaftlichen DiskursIm bildwissenschaftlichen Diskurs wird der Begriff der ‚Authentizität‘ letztlich für zwei Problembereiche hinzugezogen, die nur eine geringe Schnittmenge aufweisen. Die Frage, wann ein Bild authentisch ist, wird in der bildbezogenen Forschung dem oben angedeuteten semantischen Spielraum des Terminus ‚Authentizität‘ gemäß, auf zweierlei Art beantwortet: a. im Hinblick auf den Urheber und b. im Hinblick auf den Bildinhalt, die Bildbedeutung. a. Bei der Frage nach dem Urheber (allgemeiner: dem Ursprung) des Bildes ist die Originalität das ausschlaggebende Kriterium für die Authentizität des Bildes. „Ein Gemälde ist insofern authentisch, als es auf einen ‚Autor‘, auf einen Künstler oder eine Künstlerin zurückgeführt werden kann. Bereits durch die Reproduktion des Originals verliert das Bild ein Stück seiner Authentizität.“ ([Knieper & Müller 2003]Literaturangabe fehlt. b. Im Hinblick auf den Bildinhalt muss der Begriff der Authentizität zunächst paradox anmuten. Denn der Betrachter eines Bildes ist – wie jeder Rezipient eines kommunikativen Artefakts – nie mit einer Sache selbst, d. h. dem echten, realen Sachverhalt, konfrontiert, sondern immer nur mit Zeichen, die per definitionem in stellvertretender Funktion stehen. Damit scheint die Frage nach einem authentischen Bild zu einer „Chimäre, eine[r] Fiktion“ ([Wortmann 2003]Literaturangabe fehlt. 3. Formen der Bild-AuthentifizierungSystematisch lassen sich a. extrinsische (durch Zuschreibungen von außen) und b. intrinsische (durch das Bild selbst hervorgebrachte) Formen der Bild-Authentifizierung unterscheiden. In den meisten Fällen sind mehrere Formen der Bildauthentifizierung aufzufinden (also sowohl extrinsische als auch intrinsische). a. Extrinsische Formen der Authentifizierung erfolgen durch dem Bild beigeordnete Texturen (z. B. durch Paratexte) oder durch bestimmte Attributionen an das Medium, mit dem ein Bild erzeugt wurde. Hier lassen sich maßgeblich drei Formen der Authentifizierung unterscheiden: 1. Bestätigung der Urheberschaft und des Ursprungs durch eine Autorität. Das Bild wird einem eindeutigen Ursprung zugeordnet und damit zu einem Original (authenticum) erhoben. Beispiele hierfür wären das religiöse Erzählung zum Acheiropoeitos (etwa dem Schweißtuch der Veronika) oder der Kunstexperte, der zertifiziert, dass ein Bild von einem bestimmten Maler angefertigt wurde (vgl. Kunstfälscherskandal). 2. Bestätigung des Bildinhalts durch eine Autorität: Der Realitätsbezug einer Darstellung wir bestätigt, die Botschaft des Bildes verifiziert und zu einer authentischen Darstellung eines realen Sachverhalts erhoben. Ein prominentes Beispiel findet sich bei Francisco de Goya in seinem Zyklus Los Desastres de la Guerra. Goya setzt unter ein Bild die Bildunterschrift „Das ist die Wahrheit“ unter ein anderes „Ich habe es gesehen.“ ([Sontag 2003]Literaturangabe fehlt. 3. Authentifizierung durch kulturelle Zuschreibungspraktiken, maßgeblich an das Medium, auf dem ein Bild gespeichert ist. Das markanteste Beispiel wäre die Fotografie, bei der die medialen Umstände ihrer Genese, der Umstand dass hier ein chemisch-mechanischer bzw. elektro-mechanischer Prozess involviert ist, oft als Authentizitätsgarant verstanden werden bzw. wurden. Hier geht es weniger um die Frage, ob z. B. Fotografien authentische Bilder sind, sondern allein darum, dass es eine kulturelle Praxis gibt, die Bilder aufgrund ihrer medialen Genese als ‚authentische Artefakte’ begreift. Was das Bild dabei zeigt oder wer es gemacht hat, ist hier von sekundärer Bedeutung.
1. Die Authentifizierung über den Bildinhalt ist bezeichnenderweise die schwächste und problematischste Form der Authentifizierung, denn per se sagt der semantische Gehalt einer Äußerung nichts über ihren Wahrheitsstatus aus. Deswegen ist die Authentifizierung durch den Bildinhalt eine hochgradig pragmatische Angelegenheit, bei der u. a. das Wissen des Adressaten, an den das Bild gerichtet ist, eine zentrale Rolle spielt. Ob also eine Darstellung, beispielsweise eines Krieges, vom Adressaten als authentisch angenommen wird, hängt zu einem großen Teil von der Frage ab, ob ihm diese Darstellung aufgrund seines Wissens um diesen Krieg als wahrscheinlich oder aber als tendenziös und propagandistisch erscheint. Dass aber der Bildinhalt trotz seiner hochgradigen Diskursivität bzw. Historizität zu einem wichtigen Kriterium hinsichtlich der Frage der Authentizitätsattribution darstellt, wird ersichtlich, wenn man sich vor Augen führt, dass beispielsweise die Epoche des Realismus in der Malerei sowohl durch einen eigenständigen Stil als auch nicht weniger wesentlich durch eine bestimmte Wahl des Sujets gekennzeichnet ist. Realistische, wirklichkeitsgetreue Darstellung hat demnach auch etwas damit zu tun, was auf einem Bild zu sehen ist, auch wenn eine demenstprechende Authentifizierung äußerst kontextaffin ist und eine Auseinandersetzung mit den Vorstellungen des Adressaten verlangt. Authentisch ist dann, was glaubwürdig und wahrscheinlich erscheint. 2. Klarere, wenn auch nicht minder flüchtige Kriterien lassen sich für die Sichtweise, den bestimmten Modus der Darstellung beschreiben. „Authentische Darstellung ist [...] vor allem ästhetisches Format, das den Gestaltcharakter der Darstellung durch Gestaltung zu verbergen versucht und andererseits ohne Gestaltung von Authentizität nichts weiß.“ ([Wortmann 2003]Literaturangabe fehlt.
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Anmerkungen
[Andree 2006]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Benjamin 1939a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Grice 1970]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Grittmann 2003]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Knieper & Müller 2003]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Röttgers & Fabian 1971]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Sontag 2003]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Susanka 2012]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Wiesing 2007]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Wortmann 2003]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Thomas Susanka [28], Joerg R.J. Schirra [24] und Mark A. Halawa [4] — (Hinweis) |