Beobachtung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Das Beobachten==
  
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Die aufmerksamste und am intensivsten an einem Gesche&shy;hen betei&shy;ligte [[Theorien der visuellen Wahrnehmung|visu&shy;elle Akti&shy;vität]]  ist das Be&shy;obach&shy;ten. Das deutsche Uni&shy;versal&shy;wörter&shy;buch kennt vier ver&shy;schiede&shy;ne Bedeu&shy;tungen von ‘beobach&shy;ten’. Erstens: ‹etwas über eine gewis&shy;se Zeit auf&shy;merksam und genau betrach&shy;ten, mit den Augen ver&shy;folgen›. Zweitens: ‹über eine gewis&shy;se Zeit zu einem bestimm&shy;ten Zweck auf etwas oder jeman&shy;den achten, jeman&shy;den oder etwas kontrol&shy;lieren oder über&shy;wachen›, zum Bei&shy;spiel in der Rede&shy;wendung: ‘einen Patien&shy;ten beob&shy;achten’, ‘jeman&shy;den beob&shy;achten lassen’, ‘jeman&shy;den zur Beob&shy;achtung ins Kranken&shy;haus ein&shy;weisen’. Drittens: ‹eine bestimm&shy;te Fest&shy;stellung an jeman&shy;dem oder an etwas machen, etwas bemer&shy;ken›. Viertens: ‹eine Vor&shy;schrift, Ab&shy;machung oder ähn&shy;liches beachten oder ein&shy;halten› (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 261).
=====Das Beobachten=====
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Der Sozialpsychologe Carl Friedrich Graumann hat den Begriff der Beob&shy;achtung 1966 wie folgt defi&shy;niert:
  
Die aufmerksamste und am intensivsten an einem Geschehen beteiligte visuelle Aktivität ist das Beobachten. Das deutsche Universalwörterbuch kennt vier verschiedene Bedeutungen von beobachten. Erstens: etwas über eine gewisse Zeit aufmerksam und genau betrachten, mit den Augen verfolgen. Zweitens: über eine gewisse Zeit zu einem bestimmten Zweck auf etwas oder jemanden achten, jemanden oder etwas kontrollieren oder überwachen, zum Beispiel in der Redewendung: „einen Patienten beobachten“, „jemanden beobachten lassen“, „jemanden zur Beobachtung ins Krankenhaus einweisen.“ Drittens: eine bestimmte Feststellung an jemandem oder an etwas machen, etwas bemerken. Viertens: eine Vorschrift, Abmachung oder ähnliches beachten oder einhalten (<bib id='Dudenredaktion 2003'></bib>: S. 261).
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:''Die absichtliche, aufmerksam-&#8203;selek&shy;tive Art des Wahr&shy;nehmens, die ganz bestimm&shy;te Aspek&shy;te auf Kosten der Bestimmt&shy;heit von ande&shy;ren beobach&shy;tet, nennen wir Beob&shy;achtung. Gegen&shy;über dem übli&shy;chen Wahr&shy;nehmen ist das beobach&shy;tende Verhal&shy;ten plan&shy;voller, selek&shy;tiver, was eine Such&shy;haltung bestimmt und von vorne&shy;herein auf die Möglich&shy;keit der Aus&shy;wertung des Beobach&shy;teten im Sinne der über&shy;greifen&shy;den Absicht gerich&shy;tet.'' (<bib id='Graumann 1966a'></bib>: S. 86)
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‘Beobachten’ als eine aktive, senso&shy;moto&shy;rische Tätig&shy;keit bezeich&shy;net also eine länge&shy;re, aufmerk&shy;same, selek&shy;tive und vor allem auf ein Ergeb&shy;nis hin ausge&shy;richte&shy;te Tätig&shy;keit. Inte&shy;ressant ist hier der Zu&shy;sammen&shy;hang mit dem aus dem 17. Jahr&shy;hundert stammen&shy;den Sub&shy;stan&shy;tiv ‘Obacht’, das von ‘Acht’ kommt und ›Vor&shy;sicht‹ oder ›Auf&shy;merk&shy;sam&shy;keit‹ meint. Es kommt heute nur noch im süd&shy;deutschen ‘Obacht geben’ vor, was soviel wie ›auf&shy;passen, aufmerk&shy;sam, wach&shy;sam sein‹ bedeutet (<bib id='Drosdowski 1989a'>Drosdow&shy;ski 1989a</bib>: S. 493). Nach Kluge gibt ‘Obacht’ in größe&shy;rem Umfang das latei&shy;nische ‘obser&shy;vare’ und das franzö&shy;sische ‘obser&shy;ver’ wieder (<bib id='Kluge 2002a'></bib>: S. 109). In Beob&shy;achten ist also ein beson&shy;ders auf&shy;merk&shy;samer, wach&shy;samer, kontrol&shy;lie&shy;render oder über&shy;wachen&shy;der Aspekt vorhan&shy;den. Auch die ande&shy;ren euro&shy;päischen Sprachen besit&shy;zen ein eige&shy;nes Wort für ein auf&shy;merk&shy;sames, kontrol&shy;lieren&shy;des, über&shy;wachen&shy;des oder wach&shy;sames Sehen: griech. ‘skopein’, das latei&shy;nische ‘obser&shy;vare’, das italie&shy;nische ‘guarda&shy;re’ und das franzö&shy;sische ‘garder’.
  
Der Sozialpsychologe Carl Friedrich Graumann hat den Begriff der Beobachtung 1966 wie folgt definiert:
 
  
Die absichtliche, aufmerksam - selektive Art des Wahrnehmens, die ganz bestimmte Aspekte auf Kosten der Bestimmtheit von anderen beobachtet, nennen wir Beobachtung. Gegenüber dem üblichen Wahrnehmen ist das beobachtende Verhalten planvoller, selektiver, was eine Suchhaltung bestimmt und von vorneherein auf die Möglichkeit der Auswertung des Beobachteten im Sinne der übergreifenden Absicht gerichtet (<bib id='Graumann 1966a'></bib>: S. 86).
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==Das Betrachten==
  
Beobachten als eine aktive, sensomotorische Tätigkeit bezeichnet also eine längere, aufmerksame, selektive und vor allem auf ein Ergebnis hin ausgerichtete Tätigkeit. Interessant ist hier der Zusammenhang mit dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Substantiv Obacht, das von Acht kommt und Vorsicht oder Aufmerksamkeit meint. Es kommt heute nur noch im süddeutschen Obacht geben vor, was soviel wie aufpassen, aufmerksam, wachsam sein bedeutet (<bib id='Drosdowski 1989a'></bib>: S. 493.). Nach Kluge gibt Obacht in größerem Umfang das lateinische observare und das französische observer wieder (<bib id='Kluge 2002a'></bib>: S. 109). In Beobachten ist also ein besonders aufmerksamer, wachsamer, kontrollierender oder überwachender Aspekt vorhanden. Auch die anderen europäischen Sprachen besitzen ein eigenes Wort für ein aufmerksames, kontrollierendes, überwachendes oder wachsames Sehen: griech. skopein, das lateinische observare, das italienische guardare und das französische garder.
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Die Tätigkeit des Betrachtens ist hinsicht&shy;lich ihrer Seman&shy;tik eine deut&shy;lich ent&shy;spann&shy;tere und kon&shy;tem&shy;plati&shy;vere Tätig&shy;keit. Das «Stil&shy;wörter&shy;buch der deutschen Sprache» umschreibt ‘betrach&shy;ten’ in dreier&shy;lei Hin&shy;sicht. Erstens: ‹jeman&shy;den, sich, etwas länge&shy;re Zeit an&shy;sehen›. Zweitens: ‹jeman&shy;den, sich, etwas für etwas halten›: zum Beispiel ‘er betrach&shy;tet sich als meinen Freund’, ‘jeman&shy;den als Verbün&shy;deten betrach&shy;ten’, ‘jeman&shy;den als poli&shy;tisch tot betrach&shy;ten’, ‘jeman&shy;den als einen Betrü&shy;ger betrach&shy;ten’, ‘jeman&shy;den als enterbt betrach&shy;ten’. Drittens: ‹etwas genau&shy;er erör&shy;tern oder beur&shy;teilen›, wie in ‘etwas objek&shy;tiv betrach&shy;ten’, ‘etwas unter einem ande&shy;ren Aspekt betrach&shy;ten’, ‘etwas von zwei Seiten betrach&shy;ten’, ‘die finan&shy;zielle Situ&shy;ation der Firma betrach&shy;ten’, ‘genau betrach&shy;tet ist die Sache etwas anders’ (<bib id='Drosdowski 1988a'>Drosdow&shy;ski 1988a</bib>: S. 156).
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Betrachten ist also ein Vorgang, der wie das Beob&shy;achten zwar eben&shy;falls länge&shy;re Zeit benö&shy;tigt, aber stärker als das auf&shy;merk&shy;same, ge&shy;spannte und er&shy;gebnis&shy;orien&shy;tierte Beob&shy;achten in sich gekehrt ist und mit Über&shy;legen, Ein&shy;schätzen und Beur&shy;teilen zu tun hat. Betrach&shy;ten hängt eng mit den latei&shy;nischen Verben ‘con&shy;templa&shy;ri’ und ‘con&shy;side&shy;rare’ zusam&shy;men, besitzt also eine deut&shy;lich kon&shy;templa&shy;tive&shy;re und nach&shy;denk&shy;liche&shy;re Kon&shy;nota&shy;tion. Das Verb ent&shy;steht im 8. Jahr&shy;hundert und ist eine Ver&shy;stärkung des ein&shy;fachen ‘trachten’. Es bedeu&shy;tet zunächst ›er&shy;wägen‹. Erst in früh&shy;neu&shy;hoch&shy;deutscher Zeit, also etwa um 1350, kommt es zu der heuti&shy;gen Bedeu&shy;tung von ›beim Anschau&shy;en erwä&shy;gen‹. In dieser Zeit wird es allmäh&shy;lich mehr und mehr mit dem visu&shy;ellen Sinn in Ver&shy;bindung gebracht. Das Substan&shy;tiv ‘Betracht’, wie in der Rede&shy;wendung ‘in Betracht ziehen’ oder ‘in Betracht kommen’, bewahrt noch heute die älte&shy;re Bedeu&shy;tung von ›erwä&shy;gen‹. Adverb und Adjek&shy;tiv ‘beträcht&shy;lich’ ent&shy;wickeln sich aus der ursprüng&shy;lichen Bedeu&shy;tung mit Über&shy;legung zu der all&shy;gemei&shy;neren Bedeu&shy;tung ›erheb&shy;lich‹. Das Abstrak&shy;tum ‘Betrach&shy;ten’ bezieht sich dage&shy;gen stärker auf das inhalt&shy;liche Betrach&shy;ten (<bib id='Kluge 2002a'></bib>: S. 116).
  
  
=====Das Betrachten=====
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==Das Blicken==
  
Die Tätigkeit des Betrachtens ist hinsichtlich ihrer Semantik eine deutlich entspanntere und kontemplativere Tätigkeit. Das Stilwörterbuch der deutschen Sprache umschreibt betrachten in dreierlei Hinsicht. Erstens: jemanden, sich, etwas längere Zeit ansehen. Zweitens: jemanden, sich, etwas für etwas halten: zum Beispiel „ er betrachtet sich als meinen Freund“, „jemanden als Verbündeten betrachten“, „jemanden als politisch tot betrachten“, „jemanden als einen Betrüger betrachten“, „jemanden als enterbt betrachten“. Drittens: etwas genauer erörtern oder beurteilen, wie in „etwas objektiv betrachten“, „etwas unter einem anderen Aspekt betrachten“, „etwas von zwei Seiten betrachten“, „die finanzielle Situation der Firma betrachten“, „genau betrachtet ist die Sache etwas anders“ (<bib id='Drosdowski 1988a'></bib>: S. 156).
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Wie steht es mit der Tätigkeit des [[Blick|Blickens]]? Das deutsche Uni&shy;versal&shy;wörter&shy;buch cha&shy;rakte&shy;risiert das Sub&shy;stantiv als ‹ein kurzes An&shy;schauen oder Hin&shy;schauen›, als ‹einen Aus&shy;druck der Augen›, ‹einen Aus&shy;blick oder eine Aus&shy;sicht› und als ‹eine Form der Urteils&shy;kraft› im Sinne von ‹ein siche&shy;rer Blick› oder ‹einen Blick für etwas haben› (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 298). Auf&shy;fällig ist, dass es sich beim Blicken um einen, zeit&shy;lich gese&shy;hen, rela&shy;tiv kurzen Vorgang handelt, während Beob&shy;achten, Betrach&shy;ten und Zu&shy;schauen beide als zeit&shy;lich länger an&shy;dauern&shy;de Tätig&shy;keiten ver&shy;standen werden. Ein Blick ist also etwas Kurzes und etwas Akti&shy;ves. Er kann sich auf etwas richten. Das Verb ‘blicken’ hat im Wesent&shy;lichen drei Bedeu&shy;tungen: Erstens: ‹bewusst seinen Blick irgend&shy;wo hin richten›. Zweitens: ‹in einer bestimm&shy;ten Weise drein&shy;schauen›, wie in ‘freund&shy;lich blicken’, ‘kühl blicken’ oder ‘streng blicken’. Die dritte Bedeu&shy;tung ist jugend&shy;sprach&shy;lich und meint ‹begrei&shy;fen, kapie&shy;ren, schnallen›, wie ‘der blickt es nicht’, oder ‘ich blick da nicht durch’ (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 298). Inte&shy;ressant ist hier, dass es zwar das Sub&shy;stantiv ‘der Blick’ gibt, aber kein nomen agen&shy;tis, also keinen Blicker. Ähnlich verhält es sich mit den sinn&shy;ver&shy;wandten Verben wie ‘äugen’, ‘glotzen’, ‘gucken’, ‘kieken’, ‘linsen’, ‘luchsen’, ‘lugen’, ‘schauen’, ‘schielen’, ‘sehen’, ‘starren’ oder ‘stieren’ (<bib id='Müller 1985a'></bib>: S. 151). Sie alle kennen kein nomen agen&shy;tis.
  
Betrachten ist also ein Vorgang, der wie das Beobachten zwar ebenfalls längere Zeit benötigt, aber stärker als das aufmerksame, gespannte und ergebnisorientierte Beobachten in sich gekehrt ist und mit überlegen, einschätzen und beurteilen zu tun hat. Betrachten hängt eng mit den lateinischen Verben contemplari und considerare zusammen, besitzt also eine deutlich kontemplativere und nachdenklichere Konnotation. Das Verb entsteht im 8. Jahrhundert und ist eine Verstärkung des einfachen trachten. Es bedeutet zunächst erwägen. Erst in frühneuhochdeutscher Zeit, also etwa um 1350, kommt es zu der heutigen Bedeutung von beim Anschauen erwägen. In dieser Zeit wird es allmählich mehr und mehr mit dem visuellen Sinn in Verbindung gebracht. Das Substantiv Betracht, wie in der Redewendung in Betracht ziehen oder in Betracht kommen, bewahrt noch heute die ältere Bedeutung von erwägen. Adverb und Adjektiv beträchtlich entwickeln sich aus der ursprünglichen Bedeutung mit Überlegung zu der allgemeineren Bedeutung erheblich. Das Abstraktum Betrachten bezieht sich dagegen stärker auf das inhaltliche Betrachten (<bib id='Kluge 2002a'></bib>: S. 116).
 
  
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==Das Schauen==
  
=====Das Blicken=====
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‘Schauen’ ist ein Ausdruck, der vor&shy;wiegend im süd&shy;deutschen, öster&shy;reichi&shy;schen oder schweize&shy;rischen Sprach&shy;raum Verwen&shy;dung findet. Das Stil&shy;wörter&shy;buch des Duden unter&shy;scheidet sechs ver&shy;schie&shy;dene Bedeu&shy;tungs&shy;varian&shy;ten von ‘Schauen’. Erstens: ‹blicken, irgend&shy;wohin schauen›; zweitens: ‹etwas an&shy;sehen, betrach&shy;ten› (‘ich habe den ganzen Abend Fern&shy;sehen geschaut’); drittens: ‹auf etwas Wert legen› (wie zum Bei&shy;spiel ‹auf Ordnung, Pünkt&shy;lich&shy;keit oder Äußer&shy;lich&shy;keiten schauen›); viertens: ‹zusehen› (‘er soll schauen, dass er damit fertig wird’); fünftens: ‹etwas schauen› (zum Bei&shy;spiel die Herr&shy;lich&shy;keit Gottes) und sechstens: ‹nach jeman&shy;dem schauen, sich um jeman&shy;den oder etwas kümmern› (<bib id='Drosdowski 1989a'>Drosdow&shy;ski 1989a</bib>: S. 622f.). Ety&shy;molo&shy;gisch gesehen, bezeich&shy;net das west&shy;germa&shy;nische Verb (mittel&shy;hoch&shy;deutsch ‘schouwen’ oder alt&shy;hoch&shy;deutsch ‘scou&shy;wen’) den Bedeu&shy;tungs&shy;komplex ›sehen, betrach&shy;ten‹. Das engli&shy;sche Verb ‘to show’ (‘zeigen’) gehört mit den beiden alt&shy;islän&shy;dischen Verben ‘skygn’ (‘scharf&shy;sichtig’) und ‘skygna’ (‘spähen’) zu einer gemein&shy;samen Wurzel [s]keu- (‹auf etwas achten, auf&shy;passen, bemer&shy;ken›), die auch der Wort&shy;sippe von ‘schön’ zugrun&shy;de liegt (eigent&shy;lich ‘an&shy;sehn&shy;lich’). Im Unter&shy;schied zu ‘sehen’ bezeich&shy;net ‘schauen’ meist das absicht&shy;liche Beob&shy;achten und Blicken. In gehobe&shy;ner Sprache steht ‘schauen’ auch für das inne&shy;re, geisti&shy;ge Sehen (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 663f.). Ablei&shy;tungen stellen die Worte ‘Schau’, ‘an&shy;schauen’, ‘anschau&shy;lich’, ‘veran&shy;schauli&shy;chen’, ‘[[Anschauung|Anschau&shy;ung]]’, ‘beschau&shy;en’, ‘Beschau&shy;er’, ‘beschau&shy;lich’, ‘Schau&shy;fenster’, ‘Schau&shy;platz’, ‘Schau&shy;spieler’, aber auch ‘zu&shy;schauen’ und ‘Zu&shy;schauer’ dar.
  
Wie steht es mit der Tätigkeit des Blickens? Das deutsche Universalwörterbuch charakterisiert das Substantiv als ein kurzes Anschauen oder Hinschauen, als einen Ausdruck der Augen, einen Ausblick oder eine Aussicht und als eine Form der Urteilskraft im Sinne von ein sicherer Blick oder einen Blick für etwas haben (<bib id='Dudenredaktion 2003b'></bib>: S. 298). Auffällig ist, dass es sich beim Blicken um einen, zeitlich gesehen, relativ kurzen Vorgang handelt, während Beobachten, Betrachten und Zuschauen beide als zeitlich länger andauernde Tätigkeiten verstanden werden. Ein Blick ist also etwas Kurzes und etwas Aktives. Er kann sich auf etwas richten. Das Verb blicken hat im Wesentlichen drei Bedeutungen: Erstens: bewusst seinen Blick irgendwo hin richten. Zweitens: in einer bestimmten Weise dreinschauen, wie in „freundlich blicken“, „kühl blicken“ oder „streng blicken“. Die dritte Bedeutung ist jugendsprachlich und meint begreifen, kapieren, schnallen, wie „der blickt es nicht“, oder „ich blick da nicht durch“ (<bib id='Dudenredaktion 2003c'></bib>: S. 298). Interessant ist hier, dass es zwar das Substantiv der Blick gibt, aber kein nomen agentis, also keinen Blicker. Ähnlich verhält es sich mit den sinnverwandten Verben wie äugen, glotzen, gucken, kieken, linsen, luchsen, lugen, schauen, schielen, sehen, starren oder stieren (<bib id='Müller 1985a'></bib>: S. 151). Sie alle kennen kein nomen agentis.
 
  
=====Das Schauen=====
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==Das Zuschauen==
  
Schauen ist ein Begriff, der vorwiegend im süddeutschen, österreichischen oder schweizerischen Sprachraum Verwendung findet. Das Stilwörterbuch des Duden unterscheidet sechs verschiedene Bedeutungsvarianten von Schauen. Erstens: blicken, irgendwohin schauen; zweitens: etwas ansehen, betrachten („ich habe den ganzen Abend Fernsehen geschaut“); drittens: auf etwas Wert legen (wie zum Beispiel auf Ordnung, Pünktlichkeit oder Äußerlichkeiten schauen); viertens: zusehen (er soll schauen, dass er damit fertig wird); fünftens: etwas schauen (zum Beispiel die Herrlichkeit Gottes) und sechstens: nach jemandem schauen, sich um jemanden oder etwas kümmern (<bib id='Drosdowski 1989b'></bib>: S. 622 f.). Etymologisch gesehen, bezeichnet das westgermanische Verb (mittelhochdeutsch schouwen oder althochdeutsch scouwen) den Bedeutungskomplex sehen, betrachten. Das englische Verb to show (zeigen) gehört mit den beiden altisländischen Verben skygn (scharfsichtig) und skygna (spähen) zu einer gemeinsamen Wurzel [s]keu- (auf etwas achten, aufpassen, bemerken), die auch der Wortsippe von schön zugrunde liegt (eigentlich ansehnlich). Im Unterschied zu sehen bezeichnet schauen meist das absichtliche Beobachten und Blicken. In gehobener Sprache steht schauen auch für das innere, geistige Sehen (<bib id='Dudenredaktion 2003c'></bib>: S. 663 f.). Ableitungen stellen die Worte Schau, anschauen, anschaulich, veranschaulichen, Anschauung, beschauen, Beschauer, beschaulich, Schaufenster, Schauplatz, Schauspieler, aber auch zuschauen und Zuschauer dar.
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Der Zuschauer wird im «Universal&shy;wörter&shy;buch der deutschen Sprache» als jemand defi&shy;niert, der einem Vor&shy;gang, beson&shy;ders einer Auf&shy;füh&shy;rung, einer Vor&shy;füh&shy;rung oder etwas Ähn&shy;lichem zusieht (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 1881). Das Ent&shy;scheiden&shy;de am Zu&shy;schauer ist, dass er nicht aktiv in das von ihm beobach&shy;tete Gesche&shy;hen ein&shy;greift, sondern passiv bleibt. Er bleibt unbe&shy;teiligt. Zu&shy;schauer sind zwar eben&shy;falls rela&shy;tiv auf&shy;merk&shy;same Beob&shy;achter, aber nicht alle Beob&shy;achter sind Zu&shy;schauer. Der Psycho&shy;loge Bernd Strauss defi&shy;niert Zu&shy;schauer folgen&shy;derma&shy;ßen:
  
=====Das Zuschauen=====
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:''Zuschauer sind Beobachter, die erstens während des Ereig&shy;nisses, das sie beob&shy;achten, nicht imma&shy;nenter Bestand&shy;teil des beob&shy;ach&shy;teten Gesche&shy;hens sind und in diesem Sinne inak&shy;tiv sind und die zwei&shy;tens im wesent&shy;lichen aus person&shy;inter&shy;nen Gründen und nicht aus person&shy;exter&shy;nen Gründen beob&shy;achten und die drittens rele&shy;vante Kosten für das Beo&shy;bachten auf&shy;wenden müssen.'' (<bib id='Strauß 1998a'></bib>: S. 16)
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Etymologisch stammt ‘Zuschauer’ von ‘schauen’, dem mittel&shy;hoch&shy;deutschen ‘scouwen’. Außer&shy;germa&shy;nisch lässt sich das Wort mit dem grie&shy;chischen ‘thyo-&#8203;skóos’ der ‘Opfer&shy;schauer’ und ohne anlau&shy;tendes ‘s-’ ‘koéo’ (‘ich bemer&shy;ke, fasse auf’) ver&shy;gleichen. Latei&shy;nisch stehen ‘cave&shy;re’ und even&shy;tuell das alt&shy;italie&shy;nische ‘aku&shy;vate’ (‘beab&shy;sichtigt’) nahe. Als Sub&shy;stanti&shy;ve kennen wir ‘Schau’ oder ‘An&shy;schauung’, als alter&shy;tümli&shy;che nomi&shy;na agen&shy;tis den ‘Be&shy;schauer’, englisch ‘be&shy;holder’, als Adjek&shy;tiv das Wort ‘beschau&shy;lich’.
  
Der Zuschauer wird im Universalwörterbuch der deutschen Sprache als jemand definiert, der einem Vorgang, besonders einer Aufführung, einer Vorführung oder etwas Ähnlichem zusieht (<bib id='Dudenredaktion 2003e'></bib>: S. 1881). Das Entscheidende am Zuschauer ist, dass er nicht aktiv in das von ihm beobachtete Geschehen eingreift, sondern passiv bleibt. Er bleibt unbeteiligt. Zuschauer sind zwar ebenfalls relativ aufmerksame Beobachter, aber nicht alle Beobachter sind Zuschauer. Der Psychologe Bernd Strauss definiert Zuschauer folgendermaßen:
 
  
Zuschauer sind Beobachter, die erstens während des Ereignisses, das sie beobachten, nicht immanenter Bestandteil des beobachteten Geschehens sind und in diesem Sinne inaktiv sind und die zweitens im wesentlichen aus personinternen Gründen und nicht aus personexternen Gründen beobachten und die drittens relevante Kosten für das Beobachten aufwenden müssen (<bib id='Strauß 1998a'></bib>: S. 16).
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==Das Sehen==
  
Etymologisch stammt Zuschauer von schauen, dem mittelhochdeutschen scouwen. Außergermanisch lässt sich das Wort mit dem griechischen thyo-skóos der „Opferschauer“ und ohne anlautendes s- koéo („ich bemerke, fasse auf“) vergleichen. Lateinisch stehen cavere und eventuell das altitalienische akuvate („beabsichtigt“) nahe. Als Substantive kennen wir Schau oder Anschauung, als altertümliche nomina agentis den Beschauer, englisch beholder, als Adjektiv das Wort beschaulich.
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Der Ausdruck ‘[[Sehen]]’ ist das am meisten und im um&shy;fassend&shy;sten Sinne ge&shy;brachte Wort für die visu&shy;elle Tätig&shy;keit eines Beob&shy;achters. Das Wort bedeu&shy;tete wohl ur&shy;sprüng&shy;lich ›mit den Augen ver&shy;folgen‹. Denn es ist mit dem latei&shy;nischen ‘sequi’ (‘folgen’) verwandt. Wahr&shy;schein&shy;lich liegt hier ein altes Wort der Jäger&shy;sprache zu Grunde, das sich auf den verfol&shy;genden und spüren&shy;den Hund bezog. Das «Uni&shy;versal&shy;wörter&shy;buch der deutschen Sprache» kennt elf unter&shy;schied&shy;liche Bedeu&shy;tungen und Ver&shy;wendungs&shy;weisen des Verbs, was für seine verbrei&shy;teten, wichti&shy;gen und viel&shy;fältigen Ein&shy;satz im Deutschen spricht. Erstens: ‹mit dem Ge&shy;sichts&shy;sinn, mit den Augen opti&shy;sche Ein&shy;drücke wahr&shy;nehmen›. Zweitens: ‹den Blick irgend&shy;wohin richten, ge&shy;richtet halten›; ‹blicken, um etwas fest&shy;zustel&shy;len oder zu er&shy;mitteln›, sowie ‹seine Auf&shy;merk&shy;sam&shy;keit, sein Inte&shy;resse, seine Erwar&shy;tung auf jeman&shy;den oder auf etwas gerich&shy;tet halten›. Drittens: ‹aus etwas heraus ragen und zu sehen sein, hervor&shy;sehen›. Viertens: ‹eine Lage mit Blick in eine bestimm&shy;te Rich&shy;tung haben›. Fünftens: ‹er&shy;blicken, bemer&shy;ken, als vor&shy;handen fest&shy;stellen›. Sechstens: ‹sich jeman&shy;den oder etwas an&shy;sehen, betrach&shy;ten› oder ‹durch Sehen in einen bestimm&shy;ten Zustand gelangen›, wie bei ‘satt sehen’ oder ‘müde sehen’. Siebtens: ‹er&shy;leben›. Achtens: ‹bemer&shy;ken, fest&shy;stellen›, aber auch ‹beur&shy;teilen, ein&shy;schätzen, er&shy;kennen, er&shy;fassen, über&shy;legen und prüfen›. Neuntens: ‹zu jeman&shy;dem oder etwas hin&shy;gehen und sich darum kümmern› wie im Aus&shy;druck ‘nach den Kindern sehen’. Zehntens: ‹auf etwas beson&shy;ders achten, beson&shy;deren Wert legen›, aber auch ‹auf jeman&shy;den oder etwas auf&shy;passen, etwas im Auge behal&shy;ten›. Elftens: ‹sich darum kümmern, etwas Bestimm&shy;tes zu errei&shy;chen›, wie bei ‘sieh zu, dass du bald fertig wirst’ (<bib id='Dudenredaktion 2003a'>Duden&shy;redak&shy;tion 2003a</bib>: S. 1432f.).
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Etymologisch betrachtet, beruht das gemein&shy;germa&shy;nische, mittel&shy;hoch&shy;deutsche Verb ‘sehen’ (alt&shy;hoch&shy;deutsch ‘sehan’) mit ver&shy;wandten Wörtern in ande&shy;ren indo&shy;germa&shy;nischen Sprachen auf der indo&shy;germa&shy;nischen Wurzel ‘sek-’ (‘be&shy;merken’, ‘sehen’). Deren eigent&shy;liche Bedeu&shy;tung ›mit den Augen ver&shy;folgen‹ ergibt sich aus den ver&shy;wandten Wort&shy;sippen von latei&shy;nisch ‘sequi’ (‘folgen’, ‘ver&shy;folgen’), dem alt&shy;indischen ‘saca&shy;té’ (‘er beglei&shy;tet, folgt’) und dem letti&shy;schen ‘sekt’ (‘folgen’, ‘spüren’, ‘wittern’). Aus der Bedeu&shy;tung ›be&shy;merken‹ hat sich weiter&shy;hin über ‘zeigen’, ‘ankün&shy;digen’ die Bedeu&shy;tung ‘sagen’ ent&shy;wickelt (<bib id='Drosdowski 1989a'>Drosdow&shy;ski 1989a</bib>: S. 662).
  
=====Das Sehen=====
 
  
Der Begriff Sehen ist das am meisten und im umfassendsten Sinne gebrachte Wort für die visuelle Tätigkeit eines Beobachters. Das Wort bedeutete wohl ursprünglich mit den Augen verfolgen. Denn es ist mit dem lateinischen sequi (folgen) verwandt. Wahrscheinlich liegt hier ein altes Wort der Jägersprache zu Grunde, das sich auf den verfolgenden und spürenden Hund bezog. Das Universalwörterbuch der deutschen Sprache kennt elf unterschiedliche Bedeutungen und Verwendungsweisen des Verbs, was für seine verbreiteten, wichtigen und vielfältigen Einsatz im Deutschen spricht. Erstens: mit dem Gesichtssinn, mit den Augen optische Eindrücke wahrnehmen. Zweitens: den Blick irgendwohin richten, gerichtet halten; blicken, um etwas festzustellen oder zu ermitteln, sowie seine Aufmerksamkeit, sein Interesse, seine Erwartung auf jemanden oder auf etwas gerichtet halten. Drittens: aus etwas heraus ragen und zu sehen sein, hervorsehen. Viertens: eine Lage mit Blick in eine bestimmte Richtung haben. Fünftens: erblicken, bemerken, als vorhanden feststellen. Sechstens: sich jemanden oder etwas ansehen, betrachten oder durch Sehen in einen bestimmten Zustand gelangen, wie bei satt sehen oder müde sehen. Siebtens: erleben. Achtens: bemerken, feststellen, aber auch beurteilen, einschätzen, erkennen, erfassen, überlegen und prüfen. Neuntens: zu jemandem oder etwas hingehen und sich darum kümmern wie im Ausdruck „nach den Kindern sehen“. Zehntens: auf etwas besonders achten, besonderen Wert legen, aber auch auf jemanden oder etwas aufpassen, etwas im Auge behalten. Elftens: sich darum kümmern, etwas Bestimmtes zu erreichen, wie bei „sieh zu, dass du bald fertig wirst“ (<bib id='Dudenredaktion 2003f'></bib>: S. 1432 f.).
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==Das Publikum ==
  
Etymologisch betrachtet, beruht das gemeingermanische, mittelhochdeutsche Verb sehen (althochdeutsch sehan) mit verwandten Wörtern in anderen indogermanischen Sprachen auf der indogermanischen Wurzel sek- (bemerken, sehen). Deren eigentliche Bedeutung mit den Augen verfolgen ergibt sich aus den verwandten Wortsippen von lateinisch sequi (folgen, verfolgen), dem altindischen sacaté (er begleitet, folgt) und dem lettischen sekt (folgen, spüren, wittern). Aus der Bedeutung bemerken hat sich weiterhin über zeigen, ankündigen die Bedeutung sagen entwickelt (<bib id='Drosdowski 1989c'></bib>: S. 662).
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Von einem Publikum spricht man dann, wenn man ein Per&shy;sonen&shy;kollek&shy;tiv vor sich hat, das durch den gleich&shy;zeiti&shy;gen Konsum eines bestimm&shy;ten Er&shy;lebnis&shy;ange&shy;botes wie ein Konzert, eine Vernis&shy;sage, einen Kino&shy;film oder ein Fuß&shy;ball&shy;spiel gekenn&shy;zeichnet ist (<bib id='Schulze 2000a'></bib>: S. 460). Die zeit&shy;liche Dauer des Zu&shy;schauens kann unter&shy;schied&shy;lich lange währen. Je nach der Länge der Ver&shy;anstal&shy;tung kann sie von weni&shy;gen Minu&shy;ten bis zu mehre&shy;ren Stunden dauern. Bei Zeit&shy;schriften kann die Teil&shy;nahme&shy;dauer in Tagen und Wochen gezählt werden. Bei Mode&shy;artikeln, Büchern oder Musik&shy;konser&shy;ven in Mona&shy;ten, bei Autos, Möbel&shy;stücken oder Moden sogar in Jahren. Meistens lässt sich der Zeit&shy;punkt, zu dem ein Publi&shy;kum ent&shy;steht oder zu&shy;sammen&shy;kommt, durch das Er&shy;lebnis&shy;ange&shy;bot selbst rela&shy;tiv genau bestim&shy;men, während sein Ende und das Zer&shy;streuen und Aus&shy;einander&shy;fallen von Publi&shy;ka schwerer abzu&shy;grenzen sind. Publi&shy;ka stellen jeden&shy;falls tempo&shy;rär verdich&shy;tete Szenen dar, die sich aus Anlass des kollek&shy;tiven Konsums eines Erleb&shy;nisange&shy;botes an einem bestimm&shy;ten Ort treffen und ver&shy;sammeln, um gemein&shy;sam als sozi&shy;ale Gruppe das Ereig&shy;nis zu er&shy;leben.<ref>Die&shy;ser Text ist ein Aus&shy;zug aus ei&shy;nem neu&shy;en, noch un&shy;pub&shy;li&shy;zier&shy;ten Ma&shy;nu&shy;skript mit dem Ti&shy;tel «Der Zu&shy;gang zum Schö&shy;nen. Bil&shy;der in der Er&shy;leb&shy;nis&shy;ge&shy;sell&shy;schaft».</ref>
  
=====Das Publikum =====
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* [[Anschauung]]
Von einem Publikum spricht man dann, wenn man ein Personenkollektiv vor sich hat, das durch den gleichzeitigen Konsum eines bestimmten Erlebnisangebotes wie ein Konzert, eine Vernissage, einen Kinofilm oder ein Fußballspiel gekennzeichnet ist.17 Die zeitliche Dauer des Zuschauens kann unterschiedlich lange währen. Je nach der Länge der Veranstaltung kann sie von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern. Bei Zeitschriften kann die Teilnahmedauer in Tagen und Wochen gezählt werden. Bei Modeartikeln, Büchern oder Musikkonserven in Monaten, bei Autos, Möbelstücken oder Moden sogar in Jahren. Meistens lässt sich der Zeitpunkt, zu dem ein Publikum entsteht oder zusammenkommt, durch das Erlebnisangebot selbst relativ genau bestimmen, während sein Ende und das Zerstreuen und Auseinanderfallen von Publika schwerer abzugrenzen sind. Publika stellen jedenfalls temporär verdichtete Szenen dar, die sich aus Anlass des kollektiven Konsums eines Erlebnisangebotes an einem bestimmten Ort treffen und versammeln, um gemeinsam als soziale Gruppe das Ereignis zu erleben.<ref>Dieser Text ist ein Auszug aus einem neuen, noch unpublizierten Manuskript mit dem Titel ''Der Zugang zum Schönen. Bilder in der Erlebnisgesellschaft''.</ref>
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* [[Bildrezeption als Kommunikationsprozess]]
 
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* [[Blick]]
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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* [[Sehen]]
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
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* [[Theorien der visuellen Wahrnehmung]]
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
 
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 00:52 Uhr

Unterpunkt zu: Bildwahrnehmung


Das Beobachten

Die aufmerksamste und am intensivsten an einem Gesche­hen betei­ligte visu­elle Akti­vität ist das Be­obach­ten. Das deutsche Uni­versal­wörter­buch kennt vier ver­schiede­ne Bedeu­tungen von ‘beobach­ten’. Erstens: ‹etwas über eine gewis­se Zeit auf­merksam und genau betrach­ten, mit den Augen ver­folgen›. Zweitens: ‹über eine gewis­se Zeit zu einem bestimm­ten Zweck auf etwas oder jeman­den achten, jeman­den oder etwas kontrol­lieren oder über­wachen›, zum Bei­spiel in der Rede­wendung: ‘einen Patien­ten beob­achten’, ‘jeman­den beob­achten lassen’, ‘jeman­den zur Beob­achtung ins Kranken­haus ein­weisen’. Drittens: ‹eine bestimm­te Fest­stellung an jeman­dem oder an etwas machen, etwas bemer­ken›. Viertens: ‹eine Vor­schrift, Ab­machung oder ähn­liches beachten oder ein­halten› ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

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: S. 261).

Der Sozialpsychologe Carl Friedrich Graumann hat den Begriff der Beob­achtung 1966 wie folgt defi­niert:

Die absichtliche, aufmerksam-​selek­tive Art des Wahr­nehmens, die ganz bestimm­te Aspek­te auf Kosten der Bestimmt­heit von ande­ren beobach­tet, nennen wir Beob­achtung. Gegen­über dem übli­chen Wahr­nehmen ist das beobach­tende Verhal­ten plan­voller, selek­tiver, was eine Such­haltung bestimmt und von vorne­herein auf die Möglich­keit der Aus­wertung des Beobach­teten im Sinne der über­greifen­den Absicht gerich­tet. ([Graumann 1966a]Graumann, Carl Friedrich (1966).
Grundzüge der Verhaltensbeobachtung.
In Fernsehen in der Lehrerbildung, Neue Forschungsansätze in Pädagogik, 86-107.

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: S. 86)
‘Beobachten’ als eine aktive, senso­moto­rische Tätig­keit bezeich­net also eine länge­re, aufmerk­same, selek­tive und vor allem auf ein Ergeb­nis hin ausge­richte­te Tätig­keit. Inte­ressant ist hier der Zu­sammen­hang mit dem aus dem 17. Jahr­hundert stammen­den Sub­stan­tiv ‘Obacht’, das von ‘Acht’ kommt und ›Vor­sicht‹ oder ›Auf­merk­sam­keit‹ meint. Es kommt heute nur noch im süd­deutschen ‘Obacht geben’ vor, was soviel wie ›auf­passen, aufmerk­sam, wach­sam sein‹ bedeutet ([Drosdow­ski 1989a]Drosdowsi, Günther (1989).
DUDEN Etymologie. Herkunftwörterbuch der deutschen Sprache.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

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: S. 493). Nach Kluge gibt ‘Obacht’ in größe­rem Umfang das latei­nische ‘obser­vare’ und das franzö­sische ‘obser­ver’ wieder ([Kluge 2002a]Kluge, Friedrich (2002).
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.. Berlin, New York: de Gruyter., 24. durchgesehene und erweiterte Auflage..

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: S. 109). In Beob­achten ist also ein beson­ders auf­merk­samer, wach­samer, kontrol­lie­render oder über­wachen­der Aspekt vorhan­den. Auch die ande­ren euro­päischen Sprachen besit­zen ein eige­nes Wort für ein auf­merk­sames, kontrol­lieren­des, über­wachen­des oder wach­sames Sehen: griech. ‘skopein’, das latei­nische ‘obser­vare’, das italie­nische ‘guarda­re’ und das franzö­sische ‘garder’.


Das Betrachten

Die Tätigkeit des Betrachtens ist hinsicht­lich ihrer Seman­tik eine deut­lich ent­spann­tere und kon­tem­plati­vere Tätig­keit. Das «Stil­wörter­buch der deutschen Sprache» umschreibt ‘betrach­ten’ in dreier­lei Hin­sicht. Erstens: ‹jeman­den, sich, etwas länge­re Zeit an­sehen›. Zweitens: ‹jeman­den, sich, etwas für etwas halten›: zum Beispiel ‘er betrach­tet sich als meinen Freund’, ‘jeman­den als Verbün­deten betrach­ten’, ‘jeman­den als poli­tisch tot betrach­ten’, ‘jeman­den als einen Betrü­ger betrach­ten’, ‘jeman­den als enterbt betrach­ten’. Drittens: ‹etwas genau­er erör­tern oder beur­teilen›, wie in ‘etwas objek­tiv betrach­ten’, ‘etwas unter einem ande­ren Aspekt betrach­ten’, ‘etwas von zwei Seiten betrach­ten’, ‘die finan­zielle Situ­ation der Firma betrach­ten’, ‘genau betrach­tet ist die Sache etwas anders’ ([Drosdow­ski 1988a]Drosdowski, Günther (1988).
DUDEN Stilwörterbuch der deutschen Sprache. Die Verwendung der Wörter im Satz.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 7., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

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: S. 156).
Betrachten ist also ein Vorgang, der wie das Beob­achten zwar eben­falls länge­re Zeit benö­tigt, aber stärker als das auf­merk­same, ge­spannte und er­gebnis­orien­tierte Beob­achten in sich gekehrt ist und mit Über­legen, Ein­schätzen und Beur­teilen zu tun hat. Betrach­ten hängt eng mit den latei­nischen Verben ‘con­templa­ri’ und ‘con­side­rare’ zusam­men, besitzt also eine deut­lich kon­templa­tive­re und nach­denk­liche­re Kon­nota­tion. Das Verb ent­steht im 8. Jahr­hundert und ist eine Ver­stärkung des ein­fachen ‘trachten’. Es bedeu­tet zunächst ›er­wägen‹. Erst in früh­neu­hoch­deutscher Zeit, also etwa um 1350, kommt es zu der heuti­gen Bedeu­tung von ›beim Anschau­en erwä­gen‹. In dieser Zeit wird es allmäh­lich mehr und mehr mit dem visu­ellen Sinn in Ver­bindung gebracht. Das Substan­tiv ‘Betracht’, wie in der Rede­wendung ‘in Betracht ziehen’ oder ‘in Betracht kommen’, bewahrt noch heute die älte­re Bedeu­tung von ›erwä­gen‹. Adverb und Adjek­tiv ‘beträcht­lich’ ent­wickeln sich aus der ursprüng­lichen Bedeu­tung mit Über­legung zu der all­gemei­neren Bedeu­tung ›erheb­lich‹. Das Abstrak­tum ‘Betrach­ten’ bezieht sich dage­gen stärker auf das inhalt­liche Betrach­ten ([Kluge 2002a]Kluge, Friedrich (2002).
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.. Berlin, New York: de Gruyter., 24. durchgesehene und erweiterte Auflage..

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: S. 116).


Das Blicken

Wie steht es mit der Tätigkeit des Blickens? Das deutsche Uni­versal­wörter­buch cha­rakte­risiert das Sub­stantiv als ‹ein kurzes An­schauen oder Hin­schauen›, als ‹einen Aus­druck der Augen›, ‹einen Aus­blick oder eine Aus­sicht› und als ‹eine Form der Urteils­kraft› im Sinne von ‹ein siche­rer Blick› oder ‹einen Blick für etwas haben› ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

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: S. 298). Auf­fällig ist, dass es sich beim Blicken um einen, zeit­lich gese­hen, rela­tiv kurzen Vorgang handelt, während Beob­achten, Betrach­ten und Zu­schauen beide als zeit­lich länger an­dauern­de Tätig­keiten ver­standen werden. Ein Blick ist also etwas Kurzes und etwas Akti­ves. Er kann sich auf etwas richten. Das Verb ‘blicken’ hat im Wesent­lichen drei Bedeu­tungen: Erstens: ‹bewusst seinen Blick irgend­wo hin richten›. Zweitens: ‹in einer bestimm­ten Weise drein­schauen›, wie in ‘freund­lich blicken’, ‘kühl blicken’ oder ‘streng blicken’. Die dritte Bedeu­tung ist jugend­sprach­lich und meint ‹begrei­fen, kapie­ren, schnallen›, wie ‘der blickt es nicht’, oder ‘ich blick da nicht durch’ ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

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: S. 298). Inte­ressant ist hier, dass es zwar das Sub­stantiv ‘der Blick’ gibt, aber kein nomen agen­tis, also keinen Blicker. Ähnlich verhält es sich mit den sinn­ver­wandten Verben wie ‘äugen’, ‘glotzen’, ‘gucken’, ‘kieken’, ‘linsen’, ‘luchsen’, ‘lugen’, ‘schauen’, ‘schielen’, ‘sehen’, ‘starren’ oder ‘stieren’ ([Müller 1985a]Müller, Wolfgang (1985).
DUDEN Bedeutungswörterbuch = DUDEN Band 10. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

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: S. 151). Sie alle kennen kein nomen agen­tis.


Das Schauen

‘Schauen’ ist ein Ausdruck, der vor­wiegend im süd­deutschen, öster­reichi­schen oder schweize­rischen Sprach­raum Verwen­dung findet. Das Stil­wörter­buch des Duden unter­scheidet sechs ver­schie­dene Bedeu­tungs­varian­ten von ‘Schauen’. Erstens: ‹blicken, irgend­wohin schauen›; zweitens: ‹etwas an­sehen, betrach­ten› (‘ich habe den ganzen Abend Fern­sehen geschaut’); drittens: ‹auf etwas Wert legen› (wie zum Bei­spiel ‹auf Ordnung, Pünkt­lich­keit oder Äußer­lich­keiten schauen›); viertens: ‹zusehen› (‘er soll schauen, dass er damit fertig wird’); fünftens: ‹etwas schauen› (zum Bei­spiel die Herr­lich­keit Gottes) und sechstens: ‹nach jeman­dem schauen, sich um jeman­den oder etwas kümmern› ([Drosdow­ski 1989a]Drosdowsi, Günther (1989).
DUDEN Etymologie. Herkunftwörterbuch der deutschen Sprache.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 622f.). Ety­molo­gisch gesehen, bezeich­net das west­germa­nische Verb (mittel­hoch­deutsch ‘schouwen’ oder alt­hoch­deutsch ‘scou­wen’) den Bedeu­tungs­komplex ›sehen, betrach­ten‹. Das engli­sche Verb ‘to show’ (‘zeigen’) gehört mit den beiden alt­islän­dischen Verben ‘skygn’ (‘scharf­sichtig’) und ‘skygna’ (‘spähen’) zu einer gemein­samen Wurzel [s]keu- (‹auf etwas achten, auf­passen, bemer­ken›), die auch der Wort­sippe von ‘schön’ zugrun­de liegt (eigent­lich ‘an­sehn­lich’). Im Unter­schied zu ‘sehen’ bezeich­net ‘schauen’ meist das absicht­liche Beob­achten und Blicken. In gehobe­ner Sprache steht ‘schauen’ auch für das inne­re, geisti­ge Sehen ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 663f.). Ablei­tungen stellen die Worte ‘Schau’, ‘an­schauen’, ‘anschau­lich’, ‘veran­schauli­chen’, ‘Anschau­ung’, ‘beschau­en’, ‘Beschau­er’, ‘beschau­lich’, ‘Schau­fenster’, ‘Schau­platz’, ‘Schau­spieler’, aber auch ‘zu­schauen’ und ‘Zu­schauer’ dar.


Das Zuschauen

Der Zuschauer wird im «Universal­wörter­buch der deutschen Sprache» als jemand defi­niert, der einem Vor­gang, beson­ders einer Auf­füh­rung, einer Vor­füh­rung oder etwas Ähn­lichem zusieht ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

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: S. 1881). Das Ent­scheiden­de am Zu­schauer ist, dass er nicht aktiv in das von ihm beobach­tete Gesche­hen ein­greift, sondern passiv bleibt. Er bleibt unbe­teiligt. Zu­schauer sind zwar eben­falls rela­tiv auf­merk­same Beob­achter, aber nicht alle Beob­achter sind Zu­schauer. Der Psycho­loge Bernd Strauss defi­niert Zu­schauer folgen­derma­ßen:
Zuschauer sind Beobachter, die erstens während des Ereig­nisses, das sie beob­achten, nicht imma­nenter Bestand­teil des beob­ach­teten Gesche­hens sind und in diesem Sinne inak­tiv sind und die zwei­tens im wesent­lichen aus person­inter­nen Gründen und nicht aus person­exter­nen Gründen beob­achten und die drittens rele­vante Kosten für das Beo­bachten auf­wenden müssen. ([Strauß 1998a]Strauß, Bernd (Hg.) (1998).
Zuschauer. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.

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: S. 16)

Etymologisch stammt ‘Zuschauer’ von ‘schauen’, dem mittel­hoch­deutschen ‘scouwen’. Außer­germa­nisch lässt sich das Wort mit dem grie­chischen ‘thyo-​skóos’ der ‘Opfer­schauer’ und ohne anlau­tendes ‘s-’ ‘koéo’ (‘ich bemer­ke, fasse auf’) ver­gleichen. Latei­nisch stehen ‘cave­re’ und even­tuell das alt­italie­nische ‘aku­vate’ (‘beab­sichtigt’) nahe. Als Sub­stanti­ve kennen wir ‘Schau’ oder ‘An­schauung’, als alter­tümli­che nomi­na agen­tis den ‘Be­schauer’, englisch ‘be­holder’, als Adjek­tiv das Wort ‘beschau­lich’.


Das Sehen

Der Ausdruck ‘Sehen’ ist das am meisten und im um­fassend­sten Sinne ge­brachte Wort für die visu­elle Tätig­keit eines Beob­achters. Das Wort bedeu­tete wohl ur­sprüng­lich ›mit den Augen ver­folgen‹. Denn es ist mit dem latei­nischen ‘sequi’ (‘folgen’) verwandt. Wahr­schein­lich liegt hier ein altes Wort der Jäger­sprache zu Grunde, das sich auf den verfol­genden und spüren­den Hund bezog. Das «Uni­versal­wörter­buch der deutschen Sprache» kennt elf unter­schied­liche Bedeu­tungen und Ver­wendungs­weisen des Verbs, was für seine verbrei­teten, wichti­gen und viel­fältigen Ein­satz im Deutschen spricht. Erstens: ‹mit dem Ge­sichts­sinn, mit den Augen opti­sche Ein­drücke wahr­nehmen›. Zweitens: ‹den Blick irgend­wohin richten, ge­richtet halten›; ‹blicken, um etwas fest­zustel­len oder zu er­mitteln›, sowie ‹seine Auf­merk­sam­keit, sein Inte­resse, seine Erwar­tung auf jeman­den oder auf etwas gerich­tet halten›. Drittens: ‹aus etwas heraus ragen und zu sehen sein, hervor­sehen›. Viertens: ‹eine Lage mit Blick in eine bestimm­te Rich­tung haben›. Fünftens: ‹er­blicken, bemer­ken, als vor­handen fest­stellen›. Sechstens: ‹sich jeman­den oder etwas an­sehen, betrach­ten› oder ‹durch Sehen in einen bestimm­ten Zustand gelangen›, wie bei ‘satt sehen’ oder ‘müde sehen’. Siebtens: ‹er­leben›. Achtens: ‹bemer­ken, fest­stellen›, aber auch ‹beur­teilen, ein­schätzen, er­kennen, er­fassen, über­legen und prüfen›. Neuntens: ‹zu jeman­dem oder etwas hin­gehen und sich darum kümmern› wie im Aus­druck ‘nach den Kindern sehen’. Zehntens: ‹auf etwas beson­ders achten, beson­deren Wert legen›, aber auch ‹auf jeman­den oder etwas auf­passen, etwas im Auge behal­ten›. Elftens: ‹sich darum kümmern, etwas Bestimm­tes zu errei­chen›, wie bei ‘sieh zu, dass du bald fertig wirst’ ([Duden­redak­tion 2003a]Dudenredaktion (Hg.) (2003).
DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 1432f.).
Etymologisch betrachtet, beruht das gemein­germa­nische, mittel­hoch­deutsche Verb ‘sehen’ (alt­hoch­deutsch ‘sehan’) mit ver­wandten Wörtern in ande­ren indo­germa­nischen Sprachen auf der indo­germa­nischen Wurzel ‘sek-’ (‘be­merken’, ‘sehen’). Deren eigent­liche Bedeu­tung ›mit den Augen ver­folgen‹ ergibt sich aus den ver­wandten Wort­sippen von latei­nisch ‘sequi’ (‘folgen’, ‘ver­folgen’), dem alt­indischen ‘saca­té’ (‘er beglei­tet, folgt’) und dem letti­schen ‘sekt’ (‘folgen’, ‘spüren’, ‘wittern’). Aus der Bedeu­tung ›be­merken‹ hat sich weiter­hin über ‘zeigen’, ‘ankün­digen’ die Bedeu­tung ‘sagen’ ent­wickelt ([Drosdow­ski 1989a]Drosdowsi, Günther (1989).
DUDEN Etymologie. Herkunftwörterbuch der deutschen Sprache.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

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: S. 662).


Das Publikum

Von einem Publikum spricht man dann, wenn man ein Per­sonen­kollek­tiv vor sich hat, das durch den gleich­zeiti­gen Konsum eines bestimm­ten Er­lebnis­ange­botes wie ein Konzert, eine Vernis­sage, einen Kino­film oder ein Fuß­ball­spiel gekenn­zeichnet ist ([Schulze 2000a]Schulze, Gerhard (2000).
Die Erlebnis-Gesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. 8. Auflage. Studienausgabe.. Frankfurt a. M., New York: Campus.

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: S. 460). Die zeit­liche Dauer des Zu­schauens kann unter­schied­lich lange währen. Je nach der Länge der Ver­anstal­tung kann sie von weni­gen Minu­ten bis zu mehre­ren Stunden dauern. Bei Zeit­schriften kann die Teil­nahme­dauer in Tagen und Wochen gezählt werden. Bei Mode­artikeln, Büchern oder Musik­konser­ven in Mona­ten, bei Autos, Möbel­stücken oder Moden sogar in Jahren. Meistens lässt sich der Zeit­punkt, zu dem ein Publi­kum ent­steht oder zu­sammen­kommt, durch das Er­lebnis­ange­bot selbst rela­tiv genau bestim­men, während sein Ende und das Zer­streuen und Aus­einander­fallen von Publi­ka schwerer abzu­grenzen sind. Publi­ka stellen jeden­falls tempo­rär verdich­tete Szenen dar, die sich aus Anlass des kollek­tiven Konsums eines Erleb­nisange­botes an einem bestimm­ten Ort treffen und ver­sammeln, um gemein­sam als sozi­ale Gruppe das Ereig­nis zu er­leben.[1]
Anmerkungen
  1. Die­ser Text ist ein Aus­zug aus ei­nem neu­en, noch un­pub­li­zier­ten Ma­nu­skript mit dem Ti­tel «Der Zu­gang zum Schö­nen. Bil­der in der Er­leb­nis­ge­sell­schaft».
Literatur                             [Sammlung]

[Drosdow­ski 1988a]: Drosdowski, Günther (1988). DUDEN Stilwörterbuch der deutschen Sprache. Die Verwendung der Wörter im Satz.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 7., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.

[Drosdow­ski 1989a]: Drosdowsi, Günther (1989). DUDEN Etymologie. Herkunftwörterbuch der deutschen Sprache.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. [Duden­redak­tion 2003a]: Dudenredaktion (Hg.) (2003). DUDEN. Das Stilwörterbuch.. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 8. völlig neu bearbeitete Auflage. [Graumann 1966a]: Graumann, Carl Friedrich (1966). Grundzüge der Verhaltensbeobachtung. In: Meyer, Ernst & Maier, Hans (Hg.): Fernsehen in der Lehrerbildung, Neue Forschungsansätze in Pädagogik. München: Manz, S. 86-107. [Kluge 2002a]: Kluge, Friedrich (2002). Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.. Berlin, New York: de Gruyter., 24. durchgesehene und erweiterte Auflage.. [Müller 1985a]: Müller, Wolfgang (1985). DUDEN Bedeutungswörterbuch = DUDEN Band 10. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. [Schulze 2000a]: Schulze, Gerhard (2000). Die Erlebnis-Gesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. 8. Auflage. Studienausgabe.. Frankfurt a. M., New York: Campus. [Strauß 1998a]: Strauß, Bernd (Hg.) (1998). Zuschauer. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [27], Franziska Kurz [12] und Eva Schürmann [3] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Huber 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
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- Sammelband,
- andere Publikation,
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[Huber 2013g-a]:
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