Bildanthropologie

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Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze


Der Mensch als animal pictor: Bild­kom­pe­tenz und die conditio humana

Es hat Tradition, den Menschen als sprach­begab­tes Tier zu charak­teri­sieren. Aber auch die merk­würdige Fähig­keit, Bilder zu ver­wenden, ist, nach allem was wir empirisch wissen, nur dem Menschen eigen. Gibt es begriff­liche Gründe für diese empi­rische Koin­zidenz? Ist, anders gefragt, der homo sapiens ganz wesentlich ein animal pictor – ein Wesen, das durch seine Bild­kompetenz bestimmt ist?

Diese Frage hat bereits Hans Jonas aufge­worfen. Unter dem Titel «Die Frei­heit des Bil­dens – Homo pictor und die diffe­rentia des Menschen» ([Jonas 1961a]Jonas, Hans (1961).
Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. In Zeitschrift für Philosophische Forschung, 15, 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43.

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) reflek­tiert er aus phän­omeno­logischer Perspek­tive über den Stellen­wert des Bild­vermögens für den Begriff des Menschen. Jonas beginnt seine Über­legungen mit einem Gedanken­expe­riment zur Frage „Was ist Mensch­sein?“: Wie könnten, so fragt er, Welt­raum­forscher er­kennen, ob es sich bei Wesen, denen sie auf einer anderen Welt be­gegnen, um „Menschen“ handelt? Natür­lich ist vom Menschen hier nicht im Sinne der bio­logischen Gattung die Rede, ebenso wenig, wie ja die philo­sophische Anthro­pologie mit der empi­rischen Anthro­pologie zusammen­fällt (vgl. etwa [Tugendhat 2007a]Literaturangabe fehlt.
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). An welche Symp­tome lassen sich also Krite­rien knüpfen, die, der Charak­teri­sierung »sapiens« ent­sprechend, bei jenen Wesen auf „Ver­stehen“, „Geist“, „Kultur“, „Zivi­lisa­tion“ etc. schließen lassen? Das Ver­mögen, Bilder zu verwen­den, mutet Jonas hierzu als eine besonders günstige Wahl an, da diese Fähig­keit ein­facher als etwa das Sprach­vermögen zu sein scheint, anderer­seits aber auch keine graduellen Über­gänge zu rein bio­logisch erklär­baren Phäno­menen erkenn­bar sind, wie sie etwa beim Werk­zeug­gebrauch auf­treten. Würden die Astro­nauten aus dem Gedanken­experi­ment in einer Höhle künst­lich erzeugte Linien und sonstige Farb­konfigu­rationen finden, d.h. Arte­fakte, die sie als Bilder inter­pretie­ren, dann wäre, so Jonas, ihre spontane Folge­rung, dass es Menschen (im weiten Sinn) waren, die diese Arte­fakte gemacht haben.

Die grundsätzliche Frage­stellung, die bild­anthro­polo­gische Ansätze charak­teri­siert, richtet sich genau genommen auf den Be­griff, den wir uns von Wesen mit der Fähig­keit, Gegen­stände als Bilder verwenden zu können, auf sinn­volle und rational kontrol­lierte Weise bilden können (und sollten; ⊳ Bild­lich­keit: Bedingungen und Folgen).

Nach Lambert Wiesing ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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) stehen anthro­pologische Bild­theorien insbe­sondere neben semio­tischen, wahr­nehmungs­theore­tischen und medien­theore­tischen An­sätzen, wobei der wesent­liche Unter­schied darin besteht, unter welchen Ober­begriff Bilder gebracht werden. Richte­ten semio­tische An­sätze den Blick auf Bilder als eine beson­dere Art von Zeichen, wahr­nehmungs­theore­tische Ansätze auf Bilder als Werk­zeuge zur Her­stellung einer besonderen Art von Gegen­ständen und medien­theore­tische Ansätze auf Bilder als eine spezielle Art von Medium, zeichneten sich anthro­polo­gische Ansätze vor allem dadurch aus, dass in ihnen Bilder als eine Art von Arte­fakt verstanden werden, die eine spezifisch-anthro­polo­gische Kompe­tenz erfordern. Wiesing identi­fiziert diese Kompetenz des homo pictor als die Fähigkeit, sich vom Hier-und-Jetzt lösen zu können, Distanz zur un­mittel­baren Um­welt gewinnen zu können.


Weitere Verweise

Bildanthropologische Vorschläge wurden insbesondere von A. Leroi-Gourhan [Leroi-Gourhan 1964/65a]Literaturangabe fehlt.
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, V. Flusser [Flusser 1999a]Flusser, Vilém (1999).
Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen: European Photography.

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, J.-P. Sartre [Sartre 1940a]Literaturangabe fehlt.
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, M. Donald [Donald 1993a]Literaturangabe fehlt.
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, I. Davidson & W. Noble [Davidson & Noble 1989a]Literaturangabe fehlt.
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, H. Belting [Belting 2001a]Belting, Hans (2001).
Bildanthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. München: Wilhelm Fink Verlag.

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sowie J. Schirra & K. Sachs-Hombach [Schirra & Sachs-Hombach 2006b]Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Fähigkeiten zum Bild- und Sprachgebrauch. In Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54, 6, 887-905.

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und [Schirra & Sachs-Hombach 2013a]Literaturangabe fehlt.
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ausgearbeitet.

Eine ausführlichere Übersicht zu bild­anthro­polo­gischen und kul­tura­listi­schen Bild­theorien gibt [Halawa & Grabbe 2014a]Literaturangabe fehlt.
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.

Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Belting 2001a]: Belting, Hans (2001). Bildanthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. München: Wilhelm Fink Verlag.

[Davidson & Noble 1989a]:
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[Donald 1993a]:
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[Flusser 1999a]: Flusser, Vilém (1999). Ins Universum der technischen Bilder. Göttingen: European Photography. [Halawa & Grabbe 2014a]:
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[Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Leroi-Gourhan 1964/65a]:
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[Sartre 1940a]:
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[Schirra & Sachs-Hombach 2006b]: Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006). Fähigkeiten zum Bild- und Sprachgebrauch. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Band: 54, Nummer: 6, S. 887-905. [Schirra & Sachs-Hombach 2013a]:
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[Wiesing 2005a]: Wiesing, Lambert (2005). Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [28] und Emilia Didier [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schirra 2013g-e]Literaturangabe fehlt.
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