Bilder als Medien: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Ausdruck ‘Medium’ und die damit assoziierten Begriffe im hier angesprochenen Rahmen erhalten, vor allem im Laufe des 20. Jahrhunderts, Einzug in die wissenschaftlichen Debatten. Dabei spielt die rasante Entwicklung der Kommunikations- und Reproduktionstechnologien in dieser Zeit eine wichtige Rolle, denn diese lenken den Blick von den im engeren Sinn syntaktisch-materialen Betrachtungen einerseits und den mit Bedeutungsphänomenen (im engeren Sinn) befassten semantischen Betrachtungen andererseits auf eine weitere Ebene der Kommunikation, die bis dahin nur wenig Beachtung fand. Hierbei geht es um Einflüsse auf das Verhalten der Kommunizierenden, die durch das Verwenden bestimmter Kommunikationsformen auftreten und die von den Beteiligten größtenteils als unterschwellig, indirekt und unbeabsichtigt empfunden werden. Mediale Betrachtungen stehen daher in einem engen Zusammenhang mit [[Pragmatik, Semantik, Syntax|pragmatischen Aspekten]], wobei es Letzteren aber in der Regel vor allem um die von den Kommunizierenden ''beabsichtigten'' gegenseitigen Einflüsse geht, während Medien ihre Einflüsse eher ‘hinter dem Rücken der Akteure’ entfalten.   
 
Der Ausdruck ‘Medium’ und die damit assoziierten Begriffe im hier angesprochenen Rahmen erhalten, vor allem im Laufe des 20. Jahrhunderts, Einzug in die wissenschaftlichen Debatten. Dabei spielt die rasante Entwicklung der Kommunikations- und Reproduktionstechnologien in dieser Zeit eine wichtige Rolle, denn diese lenken den Blick von den im engeren Sinn syntaktisch-materialen Betrachtungen einerseits und den mit Bedeutungsphänomenen (im engeren Sinn) befassten semantischen Betrachtungen andererseits auf eine weitere Ebene der Kommunikation, die bis dahin nur wenig Beachtung fand. Hierbei geht es um Einflüsse auf das Verhalten der Kommunizierenden, die durch das Verwenden bestimmter Kommunikationsformen auftreten und die von den Beteiligten größtenteils als unterschwellig, indirekt und unbeabsichtigt empfunden werden. Mediale Betrachtungen stehen daher in einem engen Zusammenhang mit [[Pragmatik, Semantik, Syntax|pragmatischen Aspekten]], wobei es Letzteren aber in der Regel vor allem um die von den Kommunizierenden ''beabsichtigten'' gegenseitigen Einflüsse geht, während Medien ihre Einflüsse eher ‘hinter dem Rücken der Akteure’ entfalten.   
  

Version vom 8. Januar 2013, 14:19 Uhr

Theorieperspektive im Glossar der Bildphilosophie


Der Ausdruck ‘Medium’ und die damit assoziierten Begriffe im hier angesprochenen Rahmen erhalten, vor allem im Laufe des 20. Jahrhunderts, Einzug in die wissenschaftlichen Debatten. Dabei spielt die rasante Entwicklung der Kommunikations- und Reproduktionstechnologien in dieser Zeit eine wichtige Rolle, denn diese lenken den Blick von den im engeren Sinn syntaktisch-materialen Betrachtungen einerseits und den mit Bedeutungsphänomenen (im engeren Sinn) befassten semantischen Betrachtungen andererseits auf eine weitere Ebene der Kommunikation, die bis dahin nur wenig Beachtung fand. Hierbei geht es um Einflüsse auf das Verhalten der Kommunizierenden, die durch das Verwenden bestimmter Kommunikationsformen auftreten und die von den Beteiligten größtenteils als unterschwellig, indirekt und unbeabsichtigt empfunden werden. Mediale Betrachtungen stehen daher in einem engen Zusammenhang mit pragmatischen Aspekten, wobei es Letzteren aber in der Regel vor allem um die von den Kommunizierenden beabsichtigten gegenseitigen Einflüsse geht, während Medien ihre Einflüsse eher ‘hinter dem Rücken der Akteure’ entfalten.

Das Auftreten der Medien

Als eigentlicher Ausgangspunkt der modernen Mediendebatte kann das Auftreten von Film und Kino als neues Medium relativ zu verschiedenen Formen der “traditionellen” unbewegten Bilder, der Schrift und der gesprochenen Sprache gesehen werden.

Nachdem das 19. Jhd. mit Photographie, Kinematographie und Phonographie die technischen Grundlagen dafür gelegt hatte, auf verhältnismäßig einfache Art und Weise visuelle und auditive Erfahrungen zu konservieren, trat – im Wesentlichen mit dem Beginn des 20. Jhds – ein neuer Blickpunkt ins Bewusstsein der Theoretiker, nämlich dass die Formen der Kommunikation durch die massenhafte Reproduktion und Verbreitung jener technisch-konservierten sinnlichen Erfahrungen mit jeweils spezifischen Nebeneffekten einher zu gehen scheinen. Die sozialen, psychischen und politischen Folgen dieser Phänomene im Gegensatz insbesondere zum (anscheinend) unvermittelten eigene Erleben einerseits und der traditionell stark durch rationale Überprüfungsinstanzen reglementierten sprachlichen Kommunikation andererseits führten zu einer immer eigenständigeren Debatte unterschwelliger Auswirkungen der Art bzw. der Mittel des Kommunizierens von Erfahrung (Benjamin). Insbesondere die Protagonisten der philosophischen Postmoderne haben sich schließlich im Rahmen ihrer generell eher anti-rationalen Einstellungen den medialen Betrachtungen gewidmet und die traditionell sprachzentrierte Philosophie zu “dekonstruieren” versucht (etwa Deleuze, Baudrillard, Virillo; ⊳ auch Mediologie, Kommunikologie). Der in diesem Zusammenhang ausgerufene “medial turn” mit seiner Spielart “pictorial”, “visualistic” oder “iconic turn” weist dabei zunächst vor allem auf die gewachsene Aufmerksamkeit hin, die den nicht-sprachlichen, darunter insbesondere den Bild-Medien zugewachsen ist.

Medien “avant la lettre”

Untersuchungen zu dem Verhältnis zwischen Sprache und Bild, zwischen Laut- und Schriftsprache oder zwischen den Gattungen der schönen Künsten sind allerdings bereits sehr viel früher aufgetreten und haben, ohne den Ausdruck 'Medium' zu gebrauchen, Aspekte behandelt, die heute als “medientheoretisch” verstanden werden. Dazu zählen insbesondere Plantons Betrachtungen, die zu einer Abwertung der Bilder und verwandter Darstellungsformen gegenüber der Sprache bei rationalen Unternehmungen führten (⊳ auch Mimesis), und Herders und W. v. Humboldts Auffassung von der Sprache als dem “bildenden Organ des Gedankens” und ihrer sprachphilosophisch orientierte Kritiken an Kant.

Das Phänomen der Massenkommunikation als Teilaspekt des Ausdrucks ‘Medium’

Bis ins 19. Jhd. war der Buchdruck im wesentlichen das einzige Verfahren, das es erlaubte, sich mit Meinungen und Erfahrungen an eine sehr große Menge räumlich und zeitlich weit verteilter Gegenüber zu wenden. Die theoretische Auseinandersetzung konzentrierte sich dabei weitgehend auf die dominant verwendete Schriftsprache.[1] Erst die leichte technische Reproduzierbarkeit anderer, vor allem wahrnehmungsnäherer Kommunikationsformen, eröffnete den Blick auf Gemeinsamkeiten massenmedialer Kommunikation und gab so den Impuls für eine allgemeinere, nun medientheoretisch genannte wissenschaftliche Auseinandersetzung. In der Tat wird der Ausdruck ‘Medien’ in der heutigen Alltagssprache insbesondere für diese Kommunikationsformen gebraucht, bei der eine kleine Gruppe von Sendern sich ohne allzu große Rückmeldemöglichkeiten an eine sehr große Gruppe von Empfängern richtet.[2] Als "Einweg-Medien" sind sie vielfach kritisiert worden. Insbesondere die Computertechnologie hat hier neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet, die zugleich massenmedial und “interaktiv” sind.

“Neue” Medien

Neben die Massenmedien sind daher in jüngerer Zeit die sogenannten ‘neuen’ Medien, als im Alltag präsenter besonderer Medienbegriff, in Erscheinung getreten.[3] Zu der dabei fokussierten Gruppe von Medien zählen vor allem das Internet mit seinen verschiedenen Dienste (z.B. email, WWW, Chatrooms), die Handynetze ebenfalls mit mehreren Untermedien (etwa SMS und MMS), sowie Computerspiele und ähnliche immersive Systeme. Digitalisierte Bilder spielen dabei häufig eine wichtige Rolle. Allerdings verschiebt die multimediale Verbindung die Gewichtung und einige bildtypische Aspekte treten weniger deutlich, andere hingegen betont in Erscheinung (⊳ etwa Cyberspace, sowie Hypermedien).

Ästhetische vs. kommunikative Aspekte des Mediendiskurses

Bei der Betrachtung von Bildern als Medien tauchen zwei deutlich zu unterscheidende Medienbegriffe immer wieder auf, die man genauer als die Wahrnehmungsmedien einerseits und die Kommunikationsmedien andererseits bezeichnen kann. Darin spiegelt sich die Doppelnatur der Bildverwendung wider, zu der zum einen spezifische Wahrnehmungskompetenzen und zum anderen bestimmte Kommunikationskompetenzen beitragen.

Medium und Pragmatik

Schließlich ist der medial turn im Zusammenhang mit dem linguistic turn zu sehen. Der linguistic turn – d.h. die sprachtheoretische Wende – steht für die Erkenntnis, dass sich Begriffe (als die intersubjektiven Bezugspunkte für das Überprüfen der Geltung prädikativer Äußerungen) nicht unabhängig von Sprache bestimmen lassen. Der Ausdruck ‘medial turn’ kann als eine Erweiterung verstanden werden, insofern sprachphilosophische und bildanthropologische Betrachtungen darauf hindeuten, dass sich Sprache nicht unabhängig von anderen, insbesondere wahrnehmungsnahen Medienformen, hat entwickeln können.

Die zentralen Fragen im Einzelnen:

Leider stellt die Medienwissenschaft derzeit noch keinen auch nur halbwegs homogen definierten, von der Mehrheit der Medienwissenschaftler akzeptierten Medienbegriff zur Verfügung:[4] Vielmehr bilden die in der medienwissenschaftlichen Literatur verwendeten Begriffe im Sinne der Wittgensteinschen Familienähnlichkeiten ein Netz aus sehr vielen, bestenfalls mehr oder weniger weitläufig, miteinander verwandten Unterscheidungskriterien.

  • Medien in welchem Sinn sind eigentlich gemeint, wenn von Bildern als Medien die Rede ist?

Es kann hier nicht der Ort sein, diese missliche Gemengelage der relevanten Medienbegriffe zu bereinigen. Doch soll eine gewisse übersichtliche Sortierung die Orientierung erleichtern (ohne die Vielfalt übermäßig einzuengen). Zu diesem Zweck führt der Hauptpunkt Medientheorien: Übersicht in die medienwissenschaftlichen Begrifflichkeiten ein. Dabei werden insbesondere die Medienbegriffe näher bestimmt, die für die Diskussion der Frage, inwiefern Bilder Medien sind, eine Rolle spielen.

  • Welche unterschiedlichen Bildmedien gibt es?

Eine Aufteilung des Phänomenbereichs “Bilder” in verschiedene Bildmedien hängt entscheidend ab von der Art des jeweils betrachteten Medienbegriffs.

Als Kommunikationsmedien erfolgt eine Bestimmung im Wesentlichen aufgrund materieller (syntaktischer) und technischer Randbedingungen: In diesem Sinn bilden Film und Video verschiedene Bildmedien, da unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen und das Bildmaterial entsprechend syntaktisch variiert.

Als Wahrnehmungsmedien ergibt sich die Bestimmung vor allem über spezifische Eigenheiten der beteiligten Wahrnehmungskompetenzen: In diesem Sinne bilden Diagramme und Hologramme jeweils eigene Bildmedien, denn das, was abgebildet ist, muss dabei auf je spezifische Weise gesehen werden.

  • Welche Bildklassen lassen sich durch spezifische Verwendungszusammenhänge bilden?

Legt man einen weiteren, handlungstheoretisch gefassten Medienbegriff zugrunde, ergeben sich Klassifikationen von Bildmedien, die weniger von technischen, materiellen oder apparativen Randbedingungen abhängen, als vielmehr von charakteristischen Eigenheiten des jeweiligen Verwendungszusammenhangs – die also gegenüber der syntaktischen eine mehr pragmatische Perspektive einnehmen. In einer Kirche mag etwa ein sakrales Tafelbild andere mediale Effekte erzielen als in der säkularisierten Umgebung eines Museums. Damit ergibt sich eine feinere Unterteilung der Bildmedien in pragmatisch bestimmte “Bildverwendungstypen”. Insbesondere wird damit ausdrücklich ins Auge gefasst, dass ein und derselbe Bildträger in verschiedenen Verwendungszusammenhängen als unterschiedliche Bilder in Erscheinung treten kann (Kontextualisierung).


Anmerkungen
  1. Siehe aber auch: Frühe Flugblätter: [Schilling 2012a]Literaturangabe fehlt.
    Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    .
  2. Dabei ist zu beachten, dass der Fokus häufig verschoben ist: Während bei Medien im engeren Sinn als Vermittlungsinstanz für Kommunikation weder der Sender noch der Empfänger als genuiner Teil des Mediums aufgefasst wird, wird beim Ausdruck 'Massenmedium' in der Alltagssprache meist die Sende-Instanzen als Teil des Mediums verstanden – und daher auch als verantwortlich für die medialen Effekte der Kommunikation gesehen (Horkheimer/Adorno). Hierbei vermischen sich demnach die im engeren Sinn medialen Bedingungen und Einschränkungen von Kommunikation und deren unbeabsichtigte Auswirkungen mit eigentlich semantischen und pragmatischen Aspekten der vermittelten Kommunikation.
  3. Es ist zurecht häufig darauf hingewiesen worden, dass ‘neu’ eine stark kontextabhängige Charakterisierung darstellt und daher die Rede von ‘neuen Medien’ nicht besonders glücklich gewählt ist. Abgesehen davon, dass die hier angesprochene Gruppe von Medien zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt tatsächlich mehr oder weniger neu waren, zeichnen sie sich durchaus auch mit anderen Besonderheiten aus, die es rechtfertigen, sie als eigenständige Teilgruppe von Medien näher zu untersuchen. Das Besondere der Neuen Medien wird oft mit den folgenden drei Begriffen umschrieben: Vernetzung, Interaktivität, Multi-Medialität.
  4. siehe auch Wikipedia:Medientheorie.
Literatur                             [Sammlung]

[Schilling 2012a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Verantwortlich:

Jörg R.J. Schirra

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [42], Klaus Sachs-Hombach [3] und Emilia Didier [3] — (Hinweis)