Bildgrammatik: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 00:58 Uhr
Unterpunkt zu: Bildsyntax
GrammatikDer Ausdruck ‘Grammatik’ ist, wie in ähnlicher Weise viele linguistische Ausdrücke, doppeldeutig, insofern er einerseits die vor allem sprachlichen Regelsysteme bezeichnet, andererseits aber auch die Theorie bzw. wissenschaftliche Disziplin, die sich mit diesen (sprachlichen) Regelsystemen befasst. Eine berühmte Grammatik im theoretischen Sinn ist die von Chomsky inspirierte generative Transformationsgrammatik (vgl. [Chomsky 1957a]Chomsky, Noam (1957).Syntactic Structures. Den Haag: Mouton. Eintrag in Sammlung zeigen). Zunächst ausschließlich für den sprachlichen Bereich vorgesehen, hat es inzwischen einige Bemühungen gegeben, den Begriff der Grammatik auch für den Bildbereich inhaltlich zu füllen (vgl. [Sachs-Hombach & Rehkämper 1999a]Literaturangabe fehlt.
Die Frage nach syntaktischen Regelsystemen für BilderDie Frage, ob es für Bilder Regelsysteme gibt, die analog zu linguistischen Modellen eine Generierung und Analyse allein auf syntaktischer Basis ermöglichen, wird in der Regel verneint. Das ergibt sich schon daraus, dass wir üblicherweise gar nicht zwischen grammatisch korrekten und grammatisch inkorrekten Bildern unterscheiden. Es gibt für Bilder keine allgemeinen Wohlgeformtheitsbedingungen, die ein solches Regelsystem einschließen müsste. Ein Bild mag entsprechend in semantischer Hinsicht gegen Darstellungskonventionen verstoßen oder auch in pragmatischer Hinsicht für einen bestimmten Verwendungszweck unangemessen sein; damit verletzt es aber keine formalen Regeln des (korrekten) Bildaufbaus. Selbst ein schlecht gemaltes Bild ist kein grammatisch inkorrektes Bild. In der modernen Malerei schätzen wir auch zuweilen gerade diejenigen Bilder, die von gewohnten Malweisen abweichen. Folglich gibt es nicht nur unendlich viele Formen der bildlichen Darstellung, es scheint darüber hinaus unmöglich zu sein, irgendeine Art des Bildaufbaus prinzipiell als fehlerhaft auszuschließen. Die Heuristiken, die sich in speziellen Bereichen entwickelt haben, bilden entsprechend immer nur einen kleinen Teil der bildhaften Gestaltungsmöglichkeiten ab.
Die Frage nach einem BildalphabetEng verbunden mit der Frage nach einer Bildgrammatik ist die Frage nach einem Bildalphabet – verstanden im verallgemeinerten Sinn als das Inventar der atomaren Grundelemente eines Zeichensystems –, das vorausgesetzt werden muss, wenn es kombinatorische Regeln des Bildaufbaus geben soll. Auch hier gibt es bisher höchstens vage Ansätze, die zudem nur für sehr begrenzte Bereiche Anwendung finden – etwa für das System der Verkehrszeichen, bei dem aber fraglich ist, ob hier überhaupt von Bildern gesprochen werden sollte. Sicherlich lässt sich keine klar definierte Menge von Elemente für Bilder im Sinne eines sprachlichen Alphabets angeben. Darüber hinaus ist es grundsätzlich fraglich, ob bei Bildern überhaupt einzelne Elemente zu Elementklassen zusammengefasst werden können. Andererseits scheint es aber durchaus Regeln zur Erzeugung bestimmter Bildtypen zu geben. Maler oder Designer kennen beispielsweise Regeln der guten Proportion. Eine der bekannter gewordenen Regeln ergibt sich aus dem so genannten Goldenen Schnitt. Auch das Erzeugen perspektivischer Bilder setzt die Anwendung von strengen (in diesem Fall geometrischen) Regeln voraus. Aus diesem Grunde lässt sich durchaus von typ- und / oder verwendungsspezifischen Regeln des Bildaufbaus reden. Um diese terminologisch von Grammatiken im kombinatorischen Sinn zu unterscheiden, könnte von bildsyntaktischen Regeln im morphologischen Sinn gesprochen werden (⊳ Bildmorphologie).
Das Problem der syntaktischen DichteDer wesentliche Grund für die Schwierigkeiten von Bildgrammatiken liegt nach Goodman darin, dass Bilder syntaktisch dichte Zeichensystemen zugehören. Syntaktische Dichte besagt, dass nicht entschieden werden kann, ob eine konkrete Bildmarke „nur zu einem oder nicht vielmehr zu vielen anderen Charakteren gehört“ ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976).Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 133). Dies kann nicht nur für Bilder, sondern auch für Bildausschnitte geltend gemacht werden, so dass sich keine disjunkten Elemente auszeichnen lassen und es daher kein Bildalphabet gibt. Umgekehrt formuliert, besteht die Möglichkeit von Bildgrammatiken in dem Maße, in dem die Bedingung der syntaktischen Dichte nicht gefordert wird. So ist es in Alltagskontexten z.B. sinnvoll, bestimmte Bildelemente als Elementklassen aufzufassen, die unterschiedlich realisiert werden können. Von dieser Möglichkeit machen die zahlreichen Bemühungen um generierbare Bildsprachen Gebrauch (vgl. [Schmauks 1998a]Literaturangabe fehlt. |
Anmerkungen
[Bliss 1949a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Chomsky 1957a]: Chomsky, Noam (1957). Syntactic Structures. Den Haag: Mouton. [Goodman 1968a]: Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.
[Horten 1994a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [20], Stefan Kahl [2] und Klaus Sachs-Hombach [1] — (Hinweis) Zitierhinweis: [Sachs-Hombach 2013g-b]Literaturangabe fehlt. |