Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen: Unterschied zwischen den Versionen
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Andererseits erlaubt die Synthese des Bildbegriffs es, weitere davon argumentativ abhängige Begriffe zu bilden. Das betrifft insbesondere Fälle, in denen Teile der Argumentationsstrukturen um den Bildbegriff auf andere Domänen übertragen werden (dazu auch [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Metaphorologie]]). Zudem werden einige der zur Begriffsgenese verwendeten Begriffe durch die Synthese zu komplexeren Varianten transformiert. Diesen [[Auswirkungen der Bildlichkeit|Auswirkungen]] der Begriffssynthese widmet sich vor allem der begriffsgenetische Teil der Bildlichkeitsdiskussion. | Andererseits erlaubt die Synthese des Bildbegriffs es, weitere davon argumentativ abhängige Begriffe zu bilden. Das betrifft insbesondere Fälle, in denen Teile der Argumentationsstrukturen um den Bildbegriff auf andere Domänen übertragen werden (dazu auch [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Metaphorologie]]). Zudem werden einige der zur Begriffsgenese verwendeten Begriffe durch die Synthese zu komplexeren Varianten transformiert. Diesen [[Auswirkungen der Bildlichkeit|Auswirkungen]] der Begriffssynthese widmet sich vor allem der begriffsgenetische Teil der Bildlichkeitsdiskussion. | ||
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Version vom 15. Juni 2012, 10:29 Uhr
Theorieperspektive im Glossar der Bildphilosophie
Bildqualitäten und NutzerkompetenzenBildlichkeit wäre, vom alltäglichen Sprachgefühl her, das, was allem, was bildlich ist, wesentlich zukommt, also das, was unabdingbar ist, um einen Gegenstand zum Bild zu machen. Nun sind Gegenstände nicht einfach von sich aus Bilder, vielmehr werden sie als Bilder von jemandem begriffen. Daher sollte die Frage nach der Bildlichkeit genauer besehen lauten: Welche Qualitäten eines als Bild aufgefassten Gegenstandes erfordern welche Kompetenzen bei dem Wesen, das den Gegenstand als Bild begreift? So sind gemeinhin bestimmte Wahrnehmungskompetenzen vonnöten – etwa die, visuelle Ähnlichkeiten als solche zu erkennen; aber auch die Kompetenzen zu bestimmten Arten kommunikativ-medialen Verhaltens oder zum Zeichengebrauch werden – wie auch an der Gliederung dieses Glossars in Theorieperspektiven deutlich – regelmäßig als konstitutiv gesehen. Wie also hängen diese verschiedenen Kompetenzen untereinander und mit für Bilder als charakteristisch eingestuften Eigenschaften zusammen?
Nun ist der Ausdruck ‘Bildlichkeit’ in der Alltagssprache gegenüber dem zugrunde liegenden Adjektiv ‘bildlich’ tatsächlich eher unüblich; vielmehr gehört er in die bildwissenschaftlichen Fachsprachen. Seine Bedeutung, d.h. der unter dem Ausdruck gefasste Begriff »Bildlichkeit«, besteht prinzipiell, wie oben bereits angedeutet, in dem Verhältnis zwischen den wesentlichen Eigenschaften von Bildern ganz allgemein und den zugeordneten Kompetenzen der Bildnutzer. Mit anderen Worten geht es um die Klärung der begrifflichen Relationen rund um den Begriff »Bild«, sowie um die Begründungen dafür.[1] Allerdings treten dabei diverse Varianten auf – es handelt sich also auch hier eher um eine ganze Familie von Begriffen. Die Sinnhaftigkeit der Zuschreibungen von Eigenschaften von (oder Relation zwischen) Begriffen kann nicht einfach empirisch geprüft werden, immerhin handelt es sich um Bestimmungen der interpersonellen Bezugspunkte, anhand derer wir die Geltung empirischer prädikativer Äußerungen überhaupt feststellen. Vielmehr können nur recht komplexe Betrachtungen zum korrekten Aufbau von Begriffen darüber entscheiden, ob wir zurecht von einer fraglichen begrifflichen Relation etwa zum Begriff »Bildlichkeit« ausgehen oder nicht. Verschiedene Varianten solcher begriffssynthetischer Verfahren spielen daher für die Diskussion der Bildlichkeit eine wichtige Rolle. Insbesondere die transzendentalphilosophischen Betrachtungen zu den Bedingungen der Möglichkeit eines Begriffs und die argumentationstheoretisch motivierten begriffsgenetischen Betrachtungen können zur Begründung der begrifflichen Zusammenhänge um den Bildlichkeitsbegriff beitragen.
Allerdings ist zuvor eine Komplikation zu berücksichtigen, die die Fachdiskussionen zur Bildlichkeit zusätzlich erschweren. Der Ausdruck wird nämlich nicht nur dazu verwendet, um Bezug zu nehmen auf die charakteristischen Eigenheiten, die einem Gegenstand überhaupt zukommen, wenn er als ein Bild gewertet wird (bzw. die Kompetenzen, die Wesen benötigen, um jene Eigenschaften zuschreiben zu können). Unter der impliziten Voraussetzung, daß es Bilder gibt, die auf besondere Weise deutlich werden lassen, was Bildsein ausmacht, konzentriert sich ein Teil der Diskussion auf den Komplex von Bildeigenschaften, die speziell diesen sogenannten "Bildern im emphatischen Sinn" (...) zukommen. "Bildlichkeit" in diesem zweiten Sinn wäre also gar keine Qualität aller Bilder; die Extension der betrachteten Bildklasse ist deutlich reduziert und deckt in etwa die des Begriffs des Bildes in reflexiver Verwendung ab. Offen bleibt dabei die Frage, ob die sich auf diese Weise an der speziellen Teilmenge herauskristallisierenden begrifflichen Bestimmungen in der Tat als charakteristisch für alle Bilder gelten können. Begründungen dafür hängen von den erwähnten begriffssynthetischen Argumenten ab.
Begriffssynthese: transzendental oder begriffsgenetischVersuche der Begründung der Sinnhaftigkeit begrifflicher Zusammenhänge zielen in der Regel darauf ab, den fraglichen Begriff und sein Umfeld – kurz: das betrachtete Begriffsfeld – als auf bestimmte Weise entstanden zu verstehen, wobei die Entstehungsbedingungen oder -verfahren ein Kriterium der Korrektheit dieses speziellen Systems von abstrakten Bezugspunkten zur Beurteilung der Geltung entsprechender empirischer Äußerungen bereitstellen. Sehen wir von der antiken Philosophie ab, in der von Begriffen noch nicht die Rede ist,[2] bleiben in der Philosophietradition insbesondere zwei Ansätze:
Im Rahmen der Bewußtseinsphilosophie entwickelte Kant ([Kant, KrV]Literaturangabe fehlt. Der transzendentalphilosophisch ausgerichteten Bildlichkeitsdebatte geht es um die entsprechenden über das transzendentale Schema verbundenen Grundbegriffe, die als Bedingungen der Möglichkeit in den Bildbegriff eingehen und so die charakteristischen Eigenschaften von Bildern ganz allgemein bestimmen. Bei Cassirer etwa ... ???
Begründung und Begriff. Wandlungen des Verständnisses begrifflicher Argumentationen. Hamburg: Meiner, 3 Bände. Eintrag in Sammlung zeigen: B. III). In einer begriffsgenetischen Betrachtung versuchen die beteiligten Gesprächspartner, sich über die Sinnhaftigkeit eines strittigen Begriffsfeldes zu einigen, indem sie einen gemeinsam als akzeptabel bewerteten Vorschlag ausarbeiten oder rekapitulieren, wie man rational zu einem solchen Begriff würde kommen können. Dabei werden Erfahrungsbefunde, die sich mit den bereits geteilten Begriffsfeldern herstellen lassen, mittels des Vorschlags für eine Bildungsgeschichte zu einer neuen Art, die Welt zu sehen, verknüpft; eine Sicht, die gemeinsam als vorteilhaft bewertet werden kann: Das, was man mithilfe der bereits geteilten Begriffe schon kennt, kann mithilfe des neu gebildeten Begriffsfeldes als etwas anderes gesehen werden,[6] etwas, das in deutlich komplexeren Zusammenhängen begriffen werden kann, als es zuvor möglich war. Entsprechend ist in den zumeist anthropologisch geprägten begriffsgenetischen Ansätzen zur Bildlichkeitsdebatte häufig die Rede vom Begriff von Wesen, denen Bildkompetenzen noch nicht zugeschrieben werden können, und den als Vorschlag einer genetischen Erzählung formulierten argumentativen Übergängen zu einem Begriff bildnutzender Wesen. Dabei wird in der Regel auf verschiedene Stufentheorien der Ethologie wie auch der Sprachphilosophie und der philosophischen Anthropologie zurückgegriffen, um etwa zu motivieren, wieso eine bestimmte Kombination von elementaren Kommunikationsverhalten und einfachen Wahrnehmungskompetenzen zu einem sinnvollen Begriff der Bildfähigkeit führt.
Zur den HauptpunktenEntsprechend gliedert sich diese Theorieperspektive in zwei Hauptpunkte: Einerseits werden die synthetisch mit dem Bildbegriff verbundenen Grundbegriffe betrachtet, die also wahlweise als transzendentale Bedingungen der Möglichkeit des Bild- oder Bildlichkeitsbegriffs verstanden werden oder als Elemente, die in begriffsgenetische Begründungen des Bildbegriffs eingehen. Es handelt sich also im wesentlichen um Begriffe, die stets "mitschwingen", wenn von Bildern (oder Bildlichkeit) die Rede ist, und die, zumindest in der begriffsgenetischen Variante, zu einem strukturell einfacheren Argumentationszusammenhang gehören. Andererseits erlaubt die Synthese des Bildbegriffs es, weitere davon argumentativ abhängige Begriffe zu bilden. Das betrifft insbesondere Fälle, in denen Teile der Argumentationsstrukturen um den Bildbegriff auf andere Domänen übertragen werden (dazu auch Metaphorologie). Zudem werden einige der zur Begriffsgenese verwendeten Begriffe durch die Synthese zu komplexeren Varianten transformiert. Diesen Auswirkungen der Begriffssynthese widmet sich vor allem der begriffsgenetische Teil der Bildlichkeitsdiskussion.
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Anmerkungen
[Kant 1960a]: Kant, Immanuel (1960). Logik. In: Weischedel, W. (Hg.): Kant: Werke in 12 Bänden. Wiesbaden: ???, S. ???, Bd. VI.
[Kant, KrV]: Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [32], Klaus Sachs-Hombach [7], Eva Schürmann [6] und Emilia Didier [3] — (Hinweis) |