Bildmontage: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff der Bildmontage bezieht sich sowohl auf Tech&shy;niken der [[Malerei|Male&shy;rei]] und [[Fotografie|Foto&shy;grafie]] als auch auf solche des [[Film|Films]], durch die ein&shy;zelne Bild&shy;ele&shy;mente oder fil&shy;mische Ein&shy;stellun&shy;gen mitein&shy;ander kombi&shy;niert werden. In die Begriff&shy;lich&shy;keit der Montage spielt zudem die künst&shy;leri&shy;sche Form der Collage (von frz. ‘coller’ für ‘kleben’) hinein. Diese ist eine Technik der [[bildende Kunst|bil&shy;den&shy;den Kunst]], bei der durch Auf&shy;kleben ver&shy;schiede&shy;ne Ele&shy;mente, [[Material|Mate&shy;ria&shy;lien]] oder Ob&shy;jekte kombi&shy;niert werden, wo&shy;durch ein neues Ganzes ge&shy;schaffen wird. Wäh&shy;rend eine Collage gemein&shy;hin aus einer Anhäu&shy;fung von Texten oder Bildern be&shy;steht, so handelt es sich um eine Assemb&shy;lage, wenn haupt&shy;sächlich plastische Ob&shy;jekte zu einer neuen sinn&shy;bilden&shy;den Ein&shy;heit zusam&shy;menge&shy;fügt werden – dabei können bild&shy;hafte Kunst&shy;werke mit relief&shy;artiger Ober&shy;fläche oder auch drei&shy;dimen&shy;siona&shy;le Objekte bzw. [[Skulptur]]en ent&shy;stehen.
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
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<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
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=====Engere Begriffsbestimmung=====
 
  
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==Montage im Bild==
  
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In der Montage im Bild oder der Collage werden Ele&shy;mente aus Bil&shy;dern, wie z.B. Aus&shy;schnitte aus Zeitun&shy;gen, mit&shy;einan&shy;der kombi&shy;niert. Das so ent&shy;stande&shy;ne Bild bildet eine neue [[Komposition|Kompo&shy;sition]] und kann damit [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Träger]] einer Aus&shy;sage werden, die nicht in den ein&shy;zelnen Teilen des Bildes ent&shy;halten war.
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Vorläufer der Collage finden sich in Japan, wo Kalli&shy;graphen im 12. Jahr&shy;hundert dazu über&shy;gingen, Werke von Dich&shy;tern auf Bögen zu schreiben, die mit leicht farbigen Papieren be&shy;klebt waren. Diese Kompo&shy;sitionen, die mit unter&shy;schied&shy;lichen Moti&shy;ven ver&shy;sehen waren, be&shy;standen aus un&shy;regel&shy;mäßig anei&shy;nander gefüg&shy;ten Formen (dabei werden geris&shy;sene oder aus&shy;geschnit&shy;tene Kontu&shy;ren mit dem Pinsel über&shy;tuscht, um etwa Berge oder Flüsse anzu&shy;deuten). Im 13. Jahr&shy;hundert kommen im Orient Schnitt&shy;künste auf, die zuse&shy;hends zur Collage führen. So ent&shy;steht in Persien der Leder&shy;schnitt, der im 15. Jahr&shy;hundert seine Glanz&shy;zeit er&shy;lebt und schließ&shy;lich vom Papier&shy;schnitt abge&shy;löst wird (vgl. <bib id='Wescher 1968a'></bib>: S. 7). Im 17. und 18. Jahr&shy;hundert ent&shy;faltet sich diese Technik in der Kirchen- und Kloster&shy;kunst, wo sie kunst&shy;voll weiter&shy;ent&shy;wickelt und schließlich so bekannt wird, dass sie von der Popu&shy;lärkul&shy;tur verein&shy;nahmt wird (auf Aschen&shy;bechern oder Ziga&shy;retten&shy;binden).
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Abseits der Collage und ihrer Vor&shy;formen finden sich noch Vor&shy;läufer der Mon&shy;tage, die nicht auf einem tat&shy;säch&shy;lich Schnitt oder Riss beruhen. Das 1591 ent&shy;stande&shy;ne Bild «Vertum&shy;nus» [http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d2/Arcimboldovertemnus.jpeg] von Giuseppe Arcim&shy;boldo kann dazu ge&shy;zählt werden. Auf diesem Bild ist eine An&shy;samm&shy;lung von Blumen, Früchten und Gemüse zu sehen, die sich zu einem Portrait von Rudolf II. zusammen&shy;fügen. Außer&shy;dem ist hier an die Veduten&shy;male&shy;rei ab dem 17. Jahr&shy;hundert zu denken, in der man Teile ver&shy;schiede&shy;ner Land&shy;schaften zu einem ein&shy;heit&shy;lichen Bild zusammen&shy;führte. 
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Einzug in die Kunst erhält die Collage wieder mit Pablo Picasso, der in seinem ku&shy;bisti&shy;schen Stil&shy;leben «Nature morte à la chaise cannée» (1912) [http://www.musee-picasso.fr/images/pages/bitmaps/pic_4g_97DE16004.jpg] ein Stück Wachs&shy;tuch ein&shy;klebt. Hier erlebt die Collage eine er&shy;neute Weiter&shy;ent&shy;wick&shy;lung – ne&shy;ben all&shy;täg&shy;lichen Ge&shy;gen&shy;stän&shy;den werden auch Druck&shy;buch&shy;staben und Ziffern in die Bilder aufge&shy;nommen. Sowohl in der Male&shy;rei als auch in der Lite&shy;ratur und Lyrik setzt sich die Collage als künst&shy;lerische Technik mit dem Futu&shy;rismus vor allem in Italien, dem Expres&shy;sionismus in Deutsc&shy;hland und um 1912 auch in Russ&shy;land durch. Hier wird sie u.a. von Kasi&shy;mir Male&shy;witsch aufge&shy;griffen, der da&shy;rüber seinen Supre&shy;matis&shy;mus ent&shy;wickelt. Sie geht schließ&shy;lich durch die Arbei&shy;ten von Lew Kule&shy;schow und Ale&shy;xandr Rodtschen&shy;ko in die Foto&shy;montage über, die mit der kine&shy;mato&shy;graphischen Montage in einer engen Wechsel&shy;beziehung steht.
  
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==Montage im Film==
  
=====Auswirkungen auf andere Begriffe=====
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Die Montage im [[Film]] beschreibt einer&shy;seits die Gestal&shy;tung der ein&shy;zel&shy;nen Ein&shy;stellung, ander&shy;erseits bezeich&shy;net sie vor allem die Anei&shy;nander&shy;reihung ein&shy;zelner Ein&shy;stellun&shy;gen zu einer Sequenz.
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Innerhalb der Komposition einzelner Ein&shy;stellun&shy;gen kann eine Mon&shy;tage zweier Bilder durch Doppel&shy;belich&shy;tung er&shy;zeugt werden, doch auch die Kombi&shy;nation verschie&shy;dener Bild&shy;elem&shy;ente ist hier möglich. In den An&shy;fängen des Films wurden vor allem Rück&shy;projek&shy;tionen aus öko&shy;nomischen Zwecken ge&shy;nutzt, um z.B. zuvor auf&shy;genom&shy;mene Land&shy;schaften als Hinter&shy;gründe für Szenen in Studio&shy;räumen zu nutzen. Dabei standen die Schau&shy;spieler vor einer Lein&shy;wand, auf welche der Film einer Wüste o.ä. von hinten proji&shy;ziert wurde. So konnte sicher&shy;gestellt werden, dass keine Schatten&shy;würfe der Akteu&shy;re die [[Simulation / Illusion|Illu&shy;sion]] störten.
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Diese Technik wurde weiter&shy;ent&shy;wickelt und findet im digi&shy;talen Zeit&shy;alter ihre Ent&shy;sprechung in der Green- bzw. Blue&shy;screen-Technik. Diese Tech&shy;niken werden wiede&shy;rum mit dem ‘compo&shy;siting’ (engl. für: ‘Zu&shy;sammen&shy;setzung’) in Zusammen&shy;hang ge&shy;bracht, welches zwei oder mehr ge&shy;trennt von&shy;eina&shy;nder auf&shy;genom&shy;mene oder er&shy;zeugte Bild&shy;ele&shy;mente zu einem stim&shy;migen Bild bzw. einer Ein&shy;stellung zusammen&shy;führt.
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Die Filmmontage, verstanden als das An&shy;einan&shy;der&shy;kleben einzel&shy;ner Ein&shy;stellun&shy;gen oder ‘shots’ als kleinster sinn&shy;hafter Ein&shy;heiten des Films, hat ihren theo&shy;retischen Ur&shy;sprung in den Montage-Expe&shy;rimen&shy;ten, die Ende 1910 und in den frühen 1920er Jahren vom sowje&shy;tischen Regis&shy;seur Kule&shy;schow durch&shy;geführt worden sind. Kule&shy;schow stellte die These auf, dass die Montage – ver&shy;standen als die Glie&shy;derung des Films – ein&shy;zelner Ein&shy;stellun&shy;gen wichti&shy;ger sei als die Art und Weise wie die Ein&shy;stellun&shy;gen aufge&shy;nommen wurden. So schnitt er u.a. drei unter&shy;schied&shy;liche Ein&shy;stellun&shy;gen mit dem Gesicht des Schau&shy;spielers Iwan Mosschu&shy;chin zusam&shy;men, was den Zu&shy;schauer – je nach Kombi&shy;nation – unter&shy;schied&shy;liche Gesichts&shy;aus&shy;drücke erken&shy;nen ließ, obwohl die Auf&shy;nahme von Mosschu&shy;chin immer die&shy;selbe blieb (vgl. <bib id='Beller 2005a'></bib>: S. 20ff. bzw. [http://www.gib.uni-tuebingen.de/image/ausgaben?function=fnArticle&showArticle=93]).
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Der praktische Ursprung der Mon&shy;tage liegt noch etwas weiter zu&shy;rück und ist das Produkt eines Zu&shy;falls: Wäh&shy;rend einer Film&shy;auf&shy;nahme des franzö&shy;sischen Künstlers George Méliès ver&shy;fing sich der Film in der Kamera, und Méliès konnte erst mit einer ein&shy;minü&shy;tigen Ver&shy;zögerung weiter&shy;kurbeln. In dieser Zeit hatten sich Passan&shy;ten und Auto&shy;mobile bewegt, und Méliès sah zu seiner Verwun&shy;derung, „daß aus dem Omni&shy;bus Made&shy;leine-Bastille ein Leiche&shy;nwagen und aus Männern Frauen geworden waren“ (zitiert nach <bib id='Ebert 1979a'></bib>: S. 558).
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Durch diesen Zufall wurde die Mög&shy;lich&shy;keit ent&shy;deckt, ver&shy;schiedene Ein&shy;stellun&shy;gen von diffe&shy;renten Szena&shy;rien und Objek&shy;ten anein&shy;ander zu fügen und aufein&shy;ander zu proji&shy;zieren. Dieses Prinzip er&shy;laubte es durch die Kombi&shy;nation unter&shy;schied&shy;licher Ein&shy;stellun&shy;gen eine neue Aus&shy;sage zu evo&shy;zieren. Inner&shy;halb der sowje&shy;tischen Montage&shy;theorie wurden der Montage unter&shy;schied&shy;liche Auf&shy;gaben zuge&shy;schrieben. Während Vsevo&shy;lod Pudov&shy;kin die Produk&shy;tion von Konti&shy;nuität bzw. Kohä&shy;renz und die Er&shy;zeugung eines synthe&shy;tischen Ganzes als Auf&shy;gabe der Montage in den Vorder&shy;grund stellte – einen Ge&shy;danke, den er von David W. Griffith über&shy;nommen hatte –, betonte Sergei Eisen&shy;stein das Konflikt&shy;poten&shy;tial der Montage. Indem sie zwei Ein&shy;stellun&shy;gen kolli&shy;dieren lässt, zwingt sie den Zu&shy;schauer diese in seinem Kopf zu synthe&shy;tisieren. Daher geht es Eisen&shy;stein auch weniger um psycho&shy;logische Stimmig&shy;keit und die Über&shy;zeugungs&shy;kraft der Bilder, sondern vor allem um die Erzeu&shy;gung von [[Vorstellungsbilder|Gedanken&shy;bildern]] und Begriffen im Kopf des Zu&shy;schauers durch die Montage.
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Im angelsächsischen Raum setzte sich Eisen&shy;steins Montage&shy;gedanke jedoch nicht durch, hier setzte man ab 1910 auf eine fil&shy;misch kohä&shy;rente Erzähl&shy;weise, die man mit dem Aus&shy;druck ‘conti&shy;nuity’ be&shy;schrieb. Hier geht es vor allem darum, Figuren- und Kamera&shy;bewegun&shy;gen ver&shy;schiede&shy;ner Ein&shy;stellun&shy;gen so zu kombi&shy;nieren, dass dem Zu&shy;schauer einer&shy;seits eine raum-zeit&shy;liche Orien&shy;tierung mög&shy;lich ist und ande&shy;rer&shy;seits seine Auf&shy;merk&shy;sam&shy;keit ge&shy;lenkt werden kann. Im so genann&shy;ten ‘conti&shy;nuity system’ werden Raum&shy;gefü&shy;ge und Zeit&shy;verläu&shy;fe ohne abrupte Sprünge von Ein&shy;stellung zu Ein&shy;stellung konstru&shy;iert. Diese “weiche” Montage&shy;form wurde zum Marken&shy;zeichen der Filme des Classi&shy;cal Holly&shy;wood und ist auch in der aktu&shy;ellen Produk&shy;tion moder&shy;ner Filme noch wirk&shy;sam (vgl. <bib id='Beller 2005a'></bib>: S. 18f.). Die im Fran&shy;zösi&shy;schen als ‘décou&shy;page clas&shy;sique’ bezeich&shy;nete Holly&shy;wood-Montage arbei&shy;tet dabei den konti&shy;nuier&shy;lichen Fluss der Hand&shy;lung heraus. Die einzel&shy;nen Schnitte fallen hier unter die Wahr&shy;nehmungs&shy;schwelle, so dass die Auf&shy;merk&shy;sam&shy;keit der Zu&shy;schauer auf der Konti&shy;nuität des Gesche&shy;hens bleibt.
  
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 02:00 Uhr

Unterpunkt zu: Bildsyntax


Bildmontage, Collage, Assemblage

Der Begriff der Bildmontage bezieht sich sowohl auf Tech­niken der Male­rei und Foto­grafie als auch auf solche des Films, durch die ein­zelne Bild­ele­mente oder fil­mische Ein­stellun­gen mitein­ander kombi­niert werden. In die Begriff­lich­keit der Montage spielt zudem die künst­leri­sche Form der Collage (von frz. ‘coller’ für ‘kleben’) hinein. Diese ist eine Technik der bil­den­den Kunst, bei der durch Auf­kleben ver­schiede­ne Ele­mente, Mate­ria­lien oder Ob­jekte kombi­niert werden, wo­durch ein neues Ganzes ge­schaffen wird. Wäh­rend eine Collage gemein­hin aus einer Anhäu­fung von Texten oder Bildern be­steht, so handelt es sich um eine Assemb­lage, wenn haupt­sächlich plastische Ob­jekte zu einer neuen sinn­bilden­den Ein­heit zusam­menge­fügt werden – dabei können bild­hafte Kunst­werke mit relief­artiger Ober­fläche oder auch drei­dimen­siona­le Objekte bzw. Skulpturen ent­stehen.


Montage im Bild

In der Montage im Bild oder der Collage werden Ele­mente aus Bil­dern, wie z.B. Aus­schnitte aus Zeitun­gen, mit­einan­der kombi­niert. Das so ent­stande­ne Bild bildet eine neue Kompo­sition und kann damit Träger einer Aus­sage werden, die nicht in den ein­zelnen Teilen des Bildes ent­halten war.

Vorläufer der Collage finden sich in Japan, wo Kalli­graphen im 12. Jahr­hundert dazu über­gingen, Werke von Dich­tern auf Bögen zu schreiben, die mit leicht farbigen Papieren be­klebt waren. Diese Kompo­sitionen, die mit unter­schied­lichen Moti­ven ver­sehen waren, be­standen aus un­regel­mäßig anei­nander gefüg­ten Formen (dabei werden geris­sene oder aus­geschnit­tene Kontu­ren mit dem Pinsel über­tuscht, um etwa Berge oder Flüsse anzu­deuten). Im 13. Jahr­hundert kommen im Orient Schnitt­künste auf, die zuse­hends zur Collage führen. So ent­steht in Persien der Leder­schnitt, der im 15. Jahr­hundert seine Glanz­zeit er­lebt und schließ­lich vom Papier­schnitt abge­löst wird (vgl. [Wescher 1968a]Wescher, Herta (1968).
Die Collage / Geschichte eines künstlerischen Ausdrucksmittels. Köln: DuMont Schauberg.

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: S. 7). Im 17. und 18. Jahr­hundert ent­faltet sich diese Technik in der Kirchen- und Kloster­kunst, wo sie kunst­voll weiter­ent­wickelt und schließlich so bekannt wird, dass sie von der Popu­lärkul­tur verein­nahmt wird (auf Aschen­bechern oder Ziga­retten­binden).

Abseits der Collage und ihrer Vor­formen finden sich noch Vor­läufer der Mon­tage, die nicht auf einem tat­säch­lich Schnitt oder Riss beruhen. Das 1591 ent­stande­ne Bild «Vertum­nus» [1] von Giuseppe Arcim­boldo kann dazu ge­zählt werden. Auf diesem Bild ist eine An­samm­lung von Blumen, Früchten und Gemüse zu sehen, die sich zu einem Portrait von Rudolf II. zusammen­fügen. Außer­dem ist hier an die Veduten­male­rei ab dem 17. Jahr­hundert zu denken, in der man Teile ver­schiede­ner Land­schaften zu einem ein­heit­lichen Bild zusammen­führte.

Einzug in die Kunst erhält die Collage wieder mit Pablo Picasso, der in seinem ku­bisti­schen Stil­leben «Nature morte à la chaise cannée» (1912) [2] ein Stück Wachs­tuch ein­klebt. Hier erlebt die Collage eine er­neute Weiter­ent­wick­lung – ne­ben all­täg­lichen Ge­gen­stän­den werden auch Druck­buch­staben und Ziffern in die Bilder aufge­nommen. Sowohl in der Male­rei als auch in der Lite­ratur und Lyrik setzt sich die Collage als künst­lerische Technik mit dem Futu­rismus vor allem in Italien, dem Expres­sionismus in Deutsc­hland und um 1912 auch in Russ­land durch. Hier wird sie u.a. von Kasi­mir Male­witsch aufge­griffen, der da­rüber seinen Supre­matis­mus ent­wickelt. Sie geht schließ­lich durch die Arbei­ten von Lew Kule­schow und Ale­xandr Rodtschen­ko in die Foto­montage über, die mit der kine­mato­graphischen Montage in einer engen Wechsel­beziehung steht.


Montage im Film

Die Montage im Film beschreibt einer­seits die Gestal­tung der ein­zel­nen Ein­stellung, ander­erseits bezeich­net sie vor allem die Anei­nander­reihung ein­zelner Ein­stellun­gen zu einer Sequenz.

Innerhalb der Komposition einzelner Ein­stellun­gen kann eine Mon­tage zweier Bilder durch Doppel­belich­tung er­zeugt werden, doch auch die Kombi­nation verschie­dener Bild­elem­ente ist hier möglich. In den An­fängen des Films wurden vor allem Rück­projek­tionen aus öko­nomischen Zwecken ge­nutzt, um z.B. zuvor auf­genom­mene Land­schaften als Hinter­gründe für Szenen in Studio­räumen zu nutzen. Dabei standen die Schau­spieler vor einer Lein­wand, auf welche der Film einer Wüste o.ä. von hinten proji­ziert wurde. So konnte sicher­gestellt werden, dass keine Schatten­würfe der Akteu­re die Illu­sion störten.

Diese Technik wurde weiter­ent­wickelt und findet im digi­talen Zeit­alter ihre Ent­sprechung in der Green- bzw. Blue­screen-Technik. Diese Tech­niken werden wiede­rum mit dem ‘compo­siting’ (engl. für: ‘Zu­sammen­setzung’) in Zusammen­hang ge­bracht, welches zwei oder mehr ge­trennt von­eina­nder auf­genom­mene oder er­zeugte Bild­ele­mente zu einem stim­migen Bild bzw. einer Ein­stellung zusammen­führt.

Die Filmmontage, verstanden als das An­einan­der­kleben einzel­ner Ein­stellun­gen oder ‘shots’ als kleinster sinn­hafter Ein­heiten des Films, hat ihren theo­retischen Ur­sprung in den Montage-Expe­rimen­ten, die Ende 1910 und in den frühen 1920er Jahren vom sowje­tischen Regis­seur Kule­schow durch­geführt worden sind. Kule­schow stellte die These auf, dass die Montage – ver­standen als die Glie­derung des Films – ein­zelner Ein­stellun­gen wichti­ger sei als die Art und Weise wie die Ein­stellun­gen aufge­nommen wurden. So schnitt er u.a. drei unter­schied­liche Ein­stellun­gen mit dem Gesicht des Schau­spielers Iwan Mosschu­chin zusam­men, was den Zu­schauer – je nach Kombi­nation – unter­schied­liche Gesichts­aus­drücke erken­nen ließ, obwohl die Auf­nahme von Mosschu­chin immer die­selbe blieb (vgl. [Beller 2005a]Beller Hans (2005).
Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung.
In Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage.

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: S. 20ff. bzw. [3]).
Der praktische Ursprung der Mon­tage liegt noch etwas weiter zu­rück und ist das Produkt eines Zu­falls: Wäh­rend einer Film­auf­nahme des franzö­sischen Künstlers George Méliès ver­fing sich der Film in der Kamera, und Méliès konnte erst mit einer ein­minü­tigen Ver­zögerung weiter­kurbeln. In dieser Zeit hatten sich Passan­ten und Auto­mobile bewegt, und Méliès sah zu seiner Verwun­derung, „daß aus dem Omni­bus Made­leine-Bastille ein Leiche­nwagen und aus Männern Frauen geworden waren“ (zitiert nach [Ebert 1979a]Ebert, Jürgen (1979).
Montage Editing Schnitt. In Filmkritik, 12, 547-558.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 558).

Durch diesen Zufall wurde die Mög­lich­keit ent­deckt, ver­schiedene Ein­stellun­gen von diffe­renten Szena­rien und Objek­ten anein­ander zu fügen und aufein­ander zu proji­zieren. Dieses Prinzip er­laubte es durch die Kombi­nation unter­schied­licher Ein­stellun­gen eine neue Aus­sage zu evo­zieren. Inner­halb der sowje­tischen Montage­theorie wurden der Montage unter­schied­liche Auf­gaben zuge­schrieben. Während Vsevo­lod Pudov­kin die Produk­tion von Konti­nuität bzw. Kohä­renz und die Er­zeugung eines synthe­tischen Ganzes als Auf­gabe der Montage in den Vorder­grund stellte – einen Ge­danke, den er von David W. Griffith über­nommen hatte –, betonte Sergei Eisen­stein das Konflikt­poten­tial der Montage. Indem sie zwei Ein­stellun­gen kolli­dieren lässt, zwingt sie den Zu­schauer diese in seinem Kopf zu synthe­tisieren. Daher geht es Eisen­stein auch weniger um psycho­logische Stimmig­keit und die Über­zeugungs­kraft der Bilder, sondern vor allem um die Erzeu­gung von Gedanken­bildern und Begriffen im Kopf des Zu­schauers durch die Montage.

Im angelsächsischen Raum setzte sich Eisen­steins Montage­gedanke jedoch nicht durch, hier setzte man ab 1910 auf eine fil­misch kohä­rente Erzähl­weise, die man mit dem Aus­druck ‘conti­nuity’ be­schrieb. Hier geht es vor allem darum, Figuren- und Kamera­bewegun­gen ver­schiede­ner Ein­stellun­gen so zu kombi­nieren, dass dem Zu­schauer einer­seits eine raum-zeit­liche Orien­tierung mög­lich ist und ande­rer­seits seine Auf­merk­sam­keit ge­lenkt werden kann. Im so genann­ten ‘conti­nuity system’ werden Raum­gefü­ge und Zeit­verläu­fe ohne abrupte Sprünge von Ein­stellung zu Ein­stellung konstru­iert. Diese “weiche” Montage­form wurde zum Marken­zeichen der Filme des Classi­cal Holly­wood und ist auch in der aktu­ellen Produk­tion moder­ner Filme noch wirk­sam (vgl. [Beller 2005a]Beller Hans (2005).
Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung.
In Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 18f.). Die im Fran­zösi­schen als ‘décou­page clas­sique’ bezeich­nete Holly­wood-Montage arbei­tet dabei den konti­nuier­lichen Fluss der Hand­lung heraus. Die einzel­nen Schnitte fallen hier unter die Wahr­nehmungs­schwelle, so dass die Auf­merk­sam­keit der Zu­schauer auf der Konti­nuität des Gesche­hens bleibt.
Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Beller 2005a]: Beller Hans (2005). Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung. In: Beller Hans (Hg.): Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts. München: TR-Verlagsunion, S. 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage.

[Ebert 1979a]: Ebert, Jürgen (1979). Montage Editing Schnitt. Filmkritik, Band: 12, S. 547-558. [Wescher 1968a]: Wescher, Herta (1968). Die Collage / Geschichte eines künstlerischen Ausdrucksmittels. Köln: DuMont Schauberg.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [20], Joerg R.J. Schirra [17], Patrick Kruse [12], Lars Grabbe [11], Eva Schürmann [4] und Franziska Kurz [2] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Kruse & Grabbe 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
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[Kruse & Grabbe 2013g-a]:
Literaturangabe fehlt.
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