Bildmontage

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Darstellung des gr. Zusammenhangs

Der Begriff der Bildmontage bezieht sich sowohl auf Techniken der Malerei und Fotografie als auch des Films, durch welche einzelne Bildelemente oder filmische Einstellungen miteinander kombiniert werden. Als Vorläufer der Fotomontage kann die Vedutenmalerei angesehen werden, in der man Teile verschiedener Landschaften zu einem einheitlichen Bild zusammenführte. Aber auch das 1591 entstandene Bild „Vertumnus“ von Giuseppe Arcimboldo kann dazu gezählt werden. Auf diesem Bild ist eine Ansammlung von Blumen, Früchten und Gemüse zu sehen, die sich zu einem Portrait von Rudolf II. zusammenfügen. In die Begrifflichkeit der Montage spielt zudem die künstlerische Form der Collage (frz. coller = kleben) hinein. Diese ist eine Technik der bildenden Kunst, bei der durch Aufkleben verschiedene Elemente, Materialien oder Objekte kombiniert werden und so ein neues Ganzes schaffen. Während eine Collage gemeinhin vorrangig aus einer Anhäufung von Texten oder der Bildern besteht, geht sie in eine Assemblage über, wenn hauptsächlich plastische Objekte zu einer neuen sinnbildenden Einheit zusammengefügt werden, so können bildhafte Kunstwerke mit reliefartiger Oberfläche entstehen oder auch dreidimensionale Objekte bzw. Skulpturen.


Engere Begriffsbestimmung

1. Montage (Bild) In Fotomontage werden fotografische Elemente aus Bilder, wie z.B. Ausschnitte aus Zeitungen, miteinander kombiniert. Das so entstandene Bild bildet eine neue Komposition und kann damit Träger einer Aussage werden, die nicht in den einzelnen Teilen des Bildes enthalten war.


2. Montage (Film) Die Montage im Film beschreibt einerseits die Gestaltung der einzelnen Einstellung, andererseits bezeichnet sie vor allem die Aneinanderreihung einzelner Einstellungen zu einer Sequenz. Innerhalb der Komposition einzelner Einstellung kann ein Montage zweier Bilder durch Doppelbelichtung erzeugt werden, doch auch die Kombination verschiedener Bildelemente ist hier möglich. In den Anfängen des Films wurden vor allem Rückprojektionen aus ökonomischen Zwecken genutzt, um z.B. zuvor aufgenommene Landschaften als Hintergründe für Szenen in Studioräumen zu nutzen. Dabei standen die Schauspieler vor einer Leinwand, auf welche der Film einer Wüste o.ä. von hinten projiziert wurde. So konnte sichergestellt werden, dass keine Schattenwürfe der Akteure die Illusion stören. Diese Technik wurde weiterentwickelt und findet im digitalen Zeitalter ihre Entsprechung in der Green- bzw. Bluescreen-Technik. Diese Techniken werden wiederum mit dem Compositing (engl.: Zusammensetzung) in Zusammenhang gebracht, welches zwei oder mehr getrennt voneinander aufgenommene oder erzeugte Bildelemente zu einem stimmigen Bild bzw. einer Einstellung zusammenführt.

Die Filmmontage, verstanden als das Aneinanderkleben einzelner Einstellungen oder shots als kleinste sinnhafte Einheit des Films, hat ihren theoretischen Ursprung in den Montage-Experimenten, die Ende 1910 und in den frühen 1920er Jahren vom sowjetischen Regisseur Lew Wladimirowitsch Kuleschow durchgeführt worden sind. Kuleshow stellte die These auf, dass die Montage – verstanden als die Gliederung des Films – einzelner Einstellungen wichtiger sei als die Art und Weise wie die Einstellungen aufgenommen wurden. So hat er u.a. drei unterschiedliche Einstellungen mit dem Gesicht des Schauspielers Iwan Mosschuchin zusammengeschnitten, was den Zuschauer - je nach Kombination - unterschiedliche Gesichtsausdrücke erkennen ließ, obwohl die Aufnahme von Mosschuchin immer dieselbe blieb. Der praktische Ursprung der Montage liegt noch etwas weiter zurück und ist das Produkt eines Zufalls: Während einer Filmaufnahme des französischen Künstlers George Méliès verfing sich der Film in der Kamera und Méliès konnte erst mit einer einminütigen Verzögerung weiterkurbeln. In dieser Zeit hatten sich Passanten und Automobile bewegt und Méliès sah zu seiner Verwunderung, „daß aus dem Omnibus Madeleine-Bastille ein Leichenwagen und aus Männern Frauen geworden waren“ (zitiert nach Ebert 1979: S. 558). Durch diesen Zufall wurde die Möglichkeit entdeckt, verschiedene Einstellungen von differenten Szenarien und Objekten aneinander zu fügen und aufeinander zu projizieren. Dieses Prinzip erlaubte es durch die Kombination unterschiedlicher Einstellungen eine neue Aussage zu evozieren. Innerhalb der sowjetischen Montagetheorie wurden der Montage unterschiedliche Aufgaben zugeschrieben. Während Vsevolod Pudovkin die Produktion von Kontinuität bzw. Kohärenz und die Erzeugung eines synthetischen Ganzes als Aufgabe der Montage in den Vordergrund stellt – ein Gedanke, den er von David W. Griffith übernommen hat –, betont Sergei Eisenstein das Konfliktpotential der Montage. Indem sie zwei Einstellungen kollidieren lässt, zwingt sie den Zuschauer diese in seinem Kopf zu synthetisieren. Daher geht es Eisenstein auch weniger um psychologische Stimmigkeit und die Überzeugungskraft der Bilder, sondern vor allem um die Erzeugung von Gedankenbildern und Begriffen im Kopf des Zuschauers durch die Montage. Im angelsächsischen Raum setzte sich Eisensteins Montagegedanke jedoch nicht durch, hier setzte man ab 1910 auf eine filmisch kohärente Erzählweise, die man mit dem Begriff continuity beschrieb. Hier ging es vor allem darum, Figuren- und Kamerabewegungen verschiedener Einstellungen so zu kombinieren, dass dem Zuschauer einerseits eine raum-zeitliche Orientierung möglich ist und andererseits dessen Aufmerksamkeit gelenkt werden kann. Im so genannten continuity system werden Raumgefüge und Zeitverläufe ohne abrupte Sprünge von Einstellung zu Einstellung konstruiert. Diese 'weiche' Montageform wurde zum Markenzeichen der Filme des Classical Hollywood und ist auch in der aktuellen Produktion moderner Filme noch wirksam.

Auswirkungen auf andere Begriffe
  • Bildrhetorik
  • Bildsemantik
  • Bildsyntax
  • Film
  • Fernsehen
  • Video
Literatur
Anmerkungen
Literatur                            [Sammlung]

Keine Literaturangaben


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Verantwortlich:

Patrick Kruse

Lars Grabbe

Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [20], Joerg R.J. Schirra [17], Patrick Kruse [12], Lars Grabbe [11], Eva Schürmann [4] und Franziska Kurz [2] — (Hinweis)