Bildpolitik

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Bildlichkeit und Politik

Bildlichkeit und Politik sind eng mit­einan­der ver­bunden. „Poli­tische Ord­nungen“, schreibt Hans Vor­länder, „sind für die Auf­recht­er­hal­tung und die Durch­setzung ihrer Gel­tungs­ansprü­che auf symbo­lische und ästhe­tische Formen der Eigen­darstel­lung ange­wiesen“ ([Vorländer 2003a]Vorländer, Hans (2003).
Demo­kratie und Ästhe­tik. Zur Reha­bili­tierung eines proble­mati­schen Zusam­menhangs.
In Zur Ästhe­tik der Demo­kratie. Formen der poli­tischen Selbst­darstel­lung, 11-26.

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: S. 16). Gesell­schaft­liche Macht­verhält­nisse werden des­halb seit vielen Jahr­hunder­ten mit­hilfe visu­eller Medien (etwa Münzen, Ge­mälde, Skulp­turen oder auch Bau­werke) stabi­lisiert. Bei­spiel­haft für diese enge Ver­bindung von Poli­tik und Symbolik bzw. Bild­lichkeit stehen Herr­schafts­bauten wie die mittel­alter­lichen Adels­burgen, die keines­wegs nur wehr­techni­sche oder öko­nomische, sondern auch visuell-reprä­senta­tive Funk­tionen erfüll­ten (vgl. [Zeune 1997a]Zeune, Joachim (1997).
Burgen. Symbo­le der Macht. Ein neues Bild der mittel­alter­lichen Burg. Regens­burg: Pustet.

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). Ver­schieden­ste Archi­tektur­formen bieten reich­halti­ges Beleg­material für das enge Wechsel­spiel zwischen Bild­lich­keit und Poli­tik an (vgl. z.B. [Warnke 1984a]Warnke, Martin (1984).
Poli­tische Archi­tektur in Euro­pa vom Mittel­alter bis heute: Reprä­senta­tion und Gemein­schaft. Köln: DuMont.

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; [Beyme 2004a]Beyme, Klaus von (2004).
Poli­tische Iko­nolo­gie der moder­nen Archi­tektur.
In Poli­tikwis­senschaft als Kultur­wissen­schaft. Theorien, Metho­den, Problem­stellun­gen, 351-​372.

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): Parla­ments­bauten etwa sind so eng mit dem demo­krati­schen Re­präsen­tations­gedan­ken ver­knüpft, dass neben dem Bau­körper auch die dort errich­tete Sitz­ordnung von hoher symbo­lischer Bedeu­tung ist (vgl. [Manow 2008a]Manow, Philip (2008).
Im Schatten des Königs. Die poli­tische Ana­tomie demo­krati­scher Reprä­senta­tion. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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). Auf­grund ihrer Multi­funktio­nalität bietet sich Archi­tektur immer zur poli­tischen In­dienst­nahme an: So können Sakral­bauten wie der Speyerer Kaiser­dom als Kulis­sen für Staats­besuche dienen und im Rahmen trans­nationa­ler Medien­ereig­nisse wie etwa einer Fuß­ball­welt­meister­schaft finden Amts­träger sich häufig in Sport­stadien ein, um die große Medien­auf­merk­sam­keit für ihre Zwecke zu nutzen.
Besonders offensichtlich ist Bild­poli­tik immer dort, wo Herr­schaft sich mit Hilfe von Visu­ali­sierun­gen dar­stellen lässt: In der abend­ländi­schen Kunst­geschich­te ist das beson­ders häufig in Form von Herr­schafts­bauten, gemal­ten Por­träts und Denk­malen gesche­hen. Durch die mediale Ent­wick­lung des 20. und des begin­nenden 21. Jahr­hunderts haben sich die dies­bezüg­lichen Mög­lich­keiten ver­ändert und er­weitert. In der „Medio­kratie“ ([Meyer 2001a]Meyer, Thomas (2001).
Medio­kratie. Die Kolo­nisie­rung der Poli­tik durch das Medien­system. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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) prägen ver­schieden­ste Akteu­rinnen und Akteu­re (z.B. PR-Spezia­listen, Bild­agen­turen, Fern­seh­sender, Künstler, etc.) und For­mate (u.a. Presse­fotos, Wahl­plakate, Web­sites, Talk­shows, etc.) die poli­tische Kommu­nika­tion.
Obwohl in der einschlägigen Lite­ratur um­stritten ist, ab wann histo­risch von ‘Bild­politik’ ge­sprochen werden kann, lassen sich einige ihrer aktu­ellen Ten­denzen auf tief reichen­de bild­geschicht­liche Wurzeln zurück­führen: Bei­spiels­weise geht ein abrup­ter poli­tischer System­wechsel häufig mit Bil­der­stürzen im öffent­lichen Raum ein­her; das gilt für die Zeit der Fran­zösi­schen Revo­lution eben­so wie für das Ende des ost­mittel­euro­päischen Staats­sozia­lismus 200 Jahre später oder für den Irak­krieg zu Beginn des 21. Jahr­hunderts (vgl. etwa [Speitkamp 1997a]Speitkamp, Winfried (1997).
Denk­mal­sturz. Zur Konflikt­geschich­te poli­tischer Symbo­lik. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht.

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; [Fahlenbrach & Viehoff 2005a]Fahlenbrach, Kathrin & Viehoff, Rein­hold (2005).
Medien­ikonen des Krieges. Die symbo­lische Ent­thronung Saddams als Versuch strate­gischer Ikoni­sierung.
In War Visions. Bild­kommu­nika­tion und Krieg, 356-​387.

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).
Der Zusammenhang von Politik und Bild­lich­keit sollte nicht auf Propa­ganda ver­engt werden. Bilder dienen in poli­tischen Zu­sammen­hängen zwar häufig der Mani­pula­tion (vgl. etwa [Hömberg & Karasek 2008a]Hömberg, Walter & Karasek, Johan­nes (2008).
Der Schweiß­fleck der Kanzler­kandi­datin. Bild­mani­pula­tion, Bild­fälschung und Bild­ethik im Zeit­alter der digi­talen Foto­grafie. In Commu­nica­tio Soci­alis, 3, 276-​293.

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), sie tun dies aber nicht zwin­gend. Denn Bilder sind poli­tische Instru­mente, die der Lüge eben­so dienen können wie ande­ren poli­tischen Zwecken. Wichtig ist in diesem Zu­sam­men­hang, dass Poli­tik immer auch eine symbo­lische Dimen­sion hat, weil sie kommu­nika­tiv er­zeugt wird. Diese symbol­ische Dimen­sion lässt sich nur künst­lich von der eigent­lichen Poli­tik trennen. Poli­tisches Handeln hat „in jeder Situ­ation instru­mentelle und expres­sive An­teile (...) – auch das soge­nannte Ent­scheidungs­handeln voll­zieht sich in dieser Hin­sicht symbo­lisch“ ([Soeffner & Tänzler 2002a]Soeffner, Hans-Georg & Tänzler, Dirk (2002).
Figu­rati­ve Poli­tik. Prole­gomena zu einer Kultur­sozio­logie poli­tischen Handelns.
In Figu­rati­ve Poli­tik. Zur Perfor­manz der Macht in der moder­nen Gesell­schaft, 17-33.

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: S. 21). Das Er­scheinungs­bild eines Ministers oder einer Präsi­dentin wird des­halb ganz unab­hängig von der Quali­tät ihrer Selbst­insze­nierung immer An­lass für poli­tisch-ästhe­tische Kritik oder Bild­findungen sein.
Das Verhältnis von Bild­lich­keit und Poli­tik wird insbe­sondere seit den 1990er Jahren trans­diszi­plinär er­forscht. Die poli­tische Ikono­graphie hat ihre Wurzeln in der Kunst­geschichte; Bild­poli­tik wird aber auch von Poli­tik-, Medien- und Kommu­nika­tions­wissen­schaftern ana­lysiert (vgl. etwa die zahl­reichen Bei­träge in [Paul 2008a]Paul, Gerhard (2008).
Das Jahr­hundert der Bilder. 1949 bis heute. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht.

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und [Paul 2009a]Paul, Gerhard (2009).
Das Jahr­hundert der Bilder. 1900 bis 1949. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht.

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). So wird „das poli­tische Bild“ ([Grittmann 2007a]Grittmann, Elke (2007).
Das poli­tische Bild. Foto­journa­lismus und Presse­foto­grafie. Köln: Halem.

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) zuneh­mend zum Thema sozial­wissen­schaft­licher Ana­lysen. Für die Kon­junktur der histo­riogra­phisch orien­tierten Er­forschung poli­tischer Bild­lich­keit stehen Schlag­worte wie ‘Visual History’ oder ‘histo­rische Bild­kunde’ (vgl. [Burke 2003a]Burke, Peter (2003).
Augen­zeugen­schaft. Bilder als histo­rische Quellen. Berlin: Wagen­bach.

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, [Paul 2006a]Paul, Gerhard (2006).
Visual History. Ein Studien­buch. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht.

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, [Jäger & Knauer 2009a]Jäger, Jens & Knauer, Martin (2009).
Bilder als histo­rische Quellen? Dimen­sionen der Debat­te um histo­rische Bild­forschung. München: Fink.

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; ⊳ auch Visual Culture / Visual Studies).


Bildpolitik: Engere Begriffs­bestim­mung

Der Terminus ‘Bildpolitik’ wird in der ein­schlägi­gen Fach­lite­ratur häufig ohne expli­zite Defi­nition ver­wendet. Je nach den zu­grunde geleg­ten Bild- und Poli­tikbe­griffen changiert seine Bedeu­tung (vgl. etwa [Werckmeister 2005a]Werckmeister, Otto Karl (2005).
Der Medu­sa Effekt. Poli­tische Bild­stra­te­gien seit dem 11. Septem­ber 2001. Berlin: form + zweck.

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: S. 7; [Bieger 2007a]Bieger, Laura (2007).
Ästhe­tik der Immer­sion. Raum-​Erle­ben zwi­schen Welt und Bild. Biele­feld: trans­cript.

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: S. 16). ‘Bild­poli­tik’ kann die Wechsel­wirkung von Bild­lich­keit und Poli­tik eben­so be­schreiben wie die strate­gische Nutzung von Sicht­bar­keit bzw. Bild­wirkun­gen, bei­spiels­weise durch Künstler oder in den Natur­wissen­schaften. Sehr häufig ist der Begriff auf die In­dienst­nahme von Bildern durch Herrscher oder andere Akteure bezo­gen, die an der Her­stellung kollek­tiv ver­bind­licher Ent­scheidun­gen betei­ligt sind. In diesem Sinne ist dann bei­spiels­weise von der Bild­poli­tik der Päpste, der Alli­ierten oder der Euro­päischen Union die Rede. Bilder sind aber nicht per se als poli­tisch zu ver­stehen. Ent­scheidend ist ihre Kontex­tuali­sierung (vgl. [Drechsel 2006a]Drechsel, Benjamin (2006).
Was ist ein poli­tisches Bild? Eini­ge Über­legun­gen zur Entwick­lung der Poli­tikwis­senschaft als Bild­wissen­schaft. In Moder­ne. Kultur­wissen­schaftli­ches Jahr­buch, 2, 106-​120.

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: S. 113).


Von Bilderkriegen und Visuali­sierungs­strate­gien

Neuere Forschungsansätze thema­tisie­ren etwa die Rolle von Bild­poli­tik bei der Poli­tikver­mitt­lung oder bei der Kriegs­führung und -legi­tima­tion (vgl. [Bachmann-Medick 2006a]Bachmann-Medick, Doris (2006).
Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek: Rowohlt.

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: S. 355). Der Aus­druck ‘Bilder­krieg’ ist in diesem Zu­sammen­hang zum geflü­gelten Wort in der poli­tischen Publi­zistik und der histo­risch-poli­tischen Bild­forschung geworden. Die Rede vom ‘Bilder­krieg’ bezeich­net einen Wandel in der Füh­rung und Dar­stellung moder­ner Kriege, der zu­nächst die techni­schen Bild­medien Foto­grafie und Film, später auch die elek­troni­schen Medien wie Fern­sehen und Inter­net zuneh­mend in die Pla­nung und Füh­rung von Kriegen ei­nbezog ([Paul 2005a]Paul, Gerhard (2005).
Der Bilder­krieg. Insze­nierun­gen, Bilder und Perspek­tiven der «Ope­ration Ira­kische Frei­heit». Göttin­gen: Wall­stein.

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: S. 15f.). Medien ver­passen dem Krieg ein bestim­mtes Image, das den Charak­ter der Kriegs­führung sowie der Kriegs­wahr­nehmung ent­scheidend verän­dert. Ihr Ein­griff konsti­tuiert einen visu­ellen Kampf­platz mit eigenen Ge­setzen und Regeln. Kriege werden heute also auch an einer „vier­ten Front“ ([Paul 2005a]Paul, Gerhard (2005).
Der Bilder­krieg. Insze­nierun­gen, Bilder und Perspek­tiven der «Ope­ration Ira­kische Frei­heit». Göttin­gen: Wall­stein.

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: S. 16) ge­führt: Sie werden medial vor­bereitet, begin­nen zur Prime­time und beste­hen zu einem nicht uner­heb­lichen Teil aus medial ge­führten und symbo­lischen Attacken (vgl. [Paul 2005a]Paul, Gerhard (2005).
Der Bilder­krieg. Insze­nierun­gen, Bilder und Perspek­tiven der «Ope­ration Ira­kische Frei­heit». Göttin­gen: Wall­stein.

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: ebd.). Für die Bericht­erstat­tung vom Kriegs­schau­platz hatte dieser Wandel im Ver­hält­nis von Medien und Krieg inso­fern Bedeu­tung, als visu­elle Kriegs­bericht­erstat­tung zuneh­mend als Teil der Kriegs­führung etab­liert wurde, wo­bei die Bilder mehr und mehr zu zent­ralen Waffen avan­cierten (Stich­wort ‘embed­ded journa­lism’). Seit wann von einem Bilder­krieg gesprochen werden kann, da­rüber herrscht in der ein­schlägi­gen Fach­lite­ratur aller­dings Un­einig­keit (vgl. [Knieper & Müller 2005a]Knieper, Thomas & Müller, Marion G. (2005).
War Visions. Bild­kommu­nika­tion und Krieg. Köln: Halem.

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).
Nicht nur kriegerische Handlungen, auch Terror­an­schläge folgen spätes­tens seit dem 11. Septem­ber 2001 dem Muster von Bilder­kriegen: „Mit dem An­schlag auf die Twin Towers ist der picto­rial turn in eine neue Phase einge­treten: Die Bilder haben einen eige­nen Krieg, einen Bilder­krieg des Terrors begon­nen“ ([Mitchell 2006a]Mitchell, William J.T. (2006).
Den Terror klonen. Der Krieg der Bilder 2001-​2004.
In Iconic Worlds. Neue Bilder­welten und Wissens­räume, 255-​285.

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: S. 259). Die Zer­störung der Twin Towers kann auch als ein ikono­klasti­scher Akt zur Vernich­tung des „Idols der anderen“ ver­standen werden. Mit Ground Zero wurde wiede­rum eine Gegen-Ikone ge­schaffen, die auf ihre Weise sehr viel mehr Wir­kungs­macht ent­faltet als die säku­lare Archi­tektur­ikone, die sie er­setzte (vgl. [Mitchell 2006a]Mitchell, William J.T. (2006).
Den Terror klonen. Der Krieg der Bilder 2001-​2004.
In Iconic Worlds. Neue Bilder­welten und Wissens­räume, 255-​285.

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: S. 262).
Visualisierungsstrategien sind aber keines­wegs den poli­tischen Macht­zentren vorbe­halten, sondern stehen auch denen zur Ver­fügung, die Ent­scheidungen unter­laufen und konter­karieren wollen und im Allge­meinen unter der Sammel­bezeich­nung einer ‘kritischen Öffent­lich­keit’ rubri­ziert werden ([Münkler 2009a]Münkler, Herfried (2009).
Vi­suali­sierungs­strate­gien im poli­tischen Macht­kampf: Der Über­gang vom Perso­nenver­band zum insti­tutio­nellen Terri­torial­staat.
In Strate­gien der Visu­ali­sierung. Verbild­lichung als Mittel poli­tischer Kommu­nika­tion, 23-51.

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: S. 29). Das Präsen­tieren von Gegen-Bildern gilt heute als eine wichtige Ergän­zung öffent­licher Debat­ten zu­gunsten einer poli­tisch ausge­wogenen Infor­mation. Gegen-Bilder werden häufig im Inter­net ver­öffent­licht, das deut­lich weniger mono­poli­siert ist als andere Medien. Als im Juni 2009 nach den Präsi­dent­schafts­wahlen in Iran Bilder von Mobil­tele­fonen der Oppo­sition um die Welt gingen, die pro­testie­rende Menschen, Ver­haftun­gen und Poli­zeige­walt zeigten, wurde ihnen ein hoher Grad an Authen­tizi­tät zuge­schrieben. Im „A­symme­trische(n) Bilder­krieg“ ([Mirzoeff 2007a]Mirzoeff, Nicholas (2007).
Von Bildern und Helden. Sicht­bar­keit im Krieg der Bilder.
In Feind­bilder. Ideo­logien und visu­elle Strate­gien der Kultu­ren, 135-​156.

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: S. 135) ver­mag es also auch die ver­meint­lich schwäche­re Seite, die Beweis­wirkung visu­eller Kommu­nika­tion für sich zu nutzen.
Aber nicht nur in Kriegs-, sondern auch in Friedens­zeiten wird Bild­poli­tik gemacht. Demo­kratien und Dikta­turen sind da­bei gleicher­maßen auf die Dar­stel­lungs­dimen­sion des Poli­tischen als konsti­tuie­rende Kraft ihrer Poli­tikher­stellung ange­wiesen. Bild­poli­tik be­rührt dabei die Be­reiche visu­eller poli­tischer Kommu­nika­tion und poli­tischen Marke­tings. Syste­matische Ana­lysen wurden in diesem Zu­sammen­hang bei­spiels­weise zu poli­tischen Bild­strate­gien im ame­rika­nischen Präsi­dent­schafts­wahl­kampf (vgl. [Müller 1997a]Müller, Marion G. (1997).
Poli­tische Bild­strate­gien im ame­rika­nischen Präsi­dentschafts­wahlkampf, 1828-​1996. Berlin: Aka­demie Verlag.

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) oder zur Bild­poli­tik der Euro­päischen Union (vgl. [Bernhardt et al. 2009a]Bernhardt, Petra; Hadj-​Abdou, Leila; Liebhart, Karin & Pri­bersky, Andreas (2009).
EUro­päische Bild­poli­tiken. Poli­tische Bild­ana­lyse an Beispie­len der EU-​Poli­tik. Wien: facul­tas UTB.

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) vorge­legt. Während die Euro­päische Union in ihrer Selbst­darstel­lung konse­quent das Image einer Fami­lie von Staaten pflegt, die ein gemein­sames euro­päisches Haus (mit der Option auf Neu­zuzug) be­wohnt, deuten Bei­tritts­werber wie Kri­tiker diese Bilder zu einer “Festung Euro­pa” um, in der ein hierar­chisches Fami­lien­modell Platz greift (vgl. [Bernhardt et al. 2009a]Bernhardt, Petra; Hadj-​Abdou, Leila; Liebhart, Karin & Pri­bersky, Andreas (2009).
EUro­päische Bild­poli­tiken. Poli­tische Bild­ana­lyse an Beispie­len der EU-​Poli­tik. Wien: facul­tas UTB.

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).
Bildpolitik entsteht im Spannungs­feld zwischen öffent­licher Sicht­bar­keit und Un­sicht­bar­keit: „Trans­parenz steht für die Durch­sichtig­keit eines Ent­scheidungs­zentrums. [...] Mit Visua­lisie­rung hin­gegen ist die Kon­trolle der Sicht­bar­keits­ver­hält­nisse durch das Ent­scheidungs­zentrum gemeint“ ([Münkler 2009a]Münkler, Herfried (2009).
Vi­suali­sierungs­strate­gien im poli­tischen Macht­kampf: Der Über­gang vom Perso­nenver­band zum insti­tutio­nellen Terri­torial­staat.
In Strate­gien der Visu­ali­sierung. Verbild­lichung als Mittel poli­tischer Kommu­nika­tion, 23-51.

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: S. 28). In den Visu­ali­sierungs­strate­gien des poli­tischen Macht­kampfs geht es also in erster Linie um Sicht­bar­keit und Un­sicht­bar­keit. Macht hat, wer ent­scheidet, was be­kannt werden darf und was ge­heim bleiben soll. Sie ist da­her auch dort am größ­ten, wo Visi­bili­täts­ver­hält­nisse kontrol­liert werden können, also wo Bild­poli­tik ihre dar­stellen­de Funktion opti­mal auf die be­absich­tigte Wirkung aus­richten kann.
Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Bachmann-Medick 2006a]: Bachmann-Medick, Doris (2006). Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek: Rowohlt.

[Bernhardt et al. 2009a]: Bernhardt, Petra; Hadj-​Abdou, Leila; Liebhart, Karin & Pri­bersky, Andreas (2009). EUro­päische Bild­poli­tiken. Poli­tische Bild­ana­lyse an Beispie­len der EU-​Poli­tik. Wien: facul­tas UTB. [Beyme 2004a]: Beyme, Klaus von (2004). Poli­tische Iko­nolo­gie der moder­nen Archi­tektur. In: Schwel­ling, B. (Hg.): Poli­tikwis­senschaft als Kultur­wissen­schaft. Theorien, Metho­den, Problem­stellun­gen. Wiesba­den: Verlag für Sozial­wissen­schaften, S. 351-​372. [Bieger 2007a]: Bieger, Laura (2007). Ästhe­tik der Immer­sion. Raum-​Erle­ben zwi­schen Welt und Bild. Biele­feld: trans­cript. [Burke 2003a]: Burke, Peter (2003). Augen­zeugen­schaft. Bilder als histo­rische Quellen. Berlin: Wagen­bach. [Drechsel 2006a]: Drechsel, Benjamin (2006). Was ist ein poli­tisches Bild? Eini­ge Über­legun­gen zur Entwick­lung der Poli­tikwis­senschaft als Bild­wissen­schaft. Moder­ne. Kultur­wissen­schaftli­ches Jahr­buch, Nummer: 2, S. 106-​120. [Fahlenbrach & Viehoff 2005a]: Fahlenbrach, Kathrin & Viehoff, Rein­hold (2005). Medien­ikonen des Krieges. Die symbo­lische Ent­thronung Saddams als Versuch strate­gischer Ikoni­sierung. In: Knieper, T. & Müller, M. G. (Hg.): War Visions. Bild­kommu­nika­tion und Krieg. Köln: Halem, S. 356-​387. [Grittmann 2007a]: Grittmann, Elke (2007). Das poli­tische Bild. Foto­journa­lismus und Presse­foto­grafie. Köln: Halem. [Hömberg & Karasek 2008a]: Hömberg, Walter & Karasek, Johan­nes (2008). Der Schweiß­fleck der Kanzler­kandi­datin. Bild­mani­pula­tion, Bild­fälschung und Bild­ethik im Zeit­alter der digi­talen Foto­grafie. Commu­nica­tio Soci­alis, Nummer: 3, S. 276-​293. [Jäger & Knauer 2009a]: Jäger, Jens & Knauer, Martin (Hg.) (2009). Bilder als histo­rische Quellen? Dimen­sionen der Debat­te um histo­rische Bild­forschung. München: Fink. [Knieper & Müller 2005a]: Knieper, Thomas & Müller, Marion G. (2005). War Visions. Bild­kommu­nika­tion und Krieg. Köln: Halem. [Manow 2008a]: Manow, Philip (2008). Im Schatten des Königs. Die poli­tische Ana­tomie demo­krati­scher Reprä­senta­tion. Frank­furt/M.: Suhr­kamp. [Meyer 2001a]: Meyer, Thomas (2001). Medio­kratie. Die Kolo­nisie­rung der Poli­tik durch das Medien­system. Frank­furt/M.: Suhr­kamp. [Mirzoeff 2007a]: Mirzoeff, Nicholas (2007). Von Bildern und Helden. Sicht­bar­keit im Krieg der Bilder. In: Hau­stein, L.; Scherer, B. & Hager, M. (Hg.): Feind­bilder. Ideo­logien und visu­elle Strate­gien der Kultu­ren. Göttin­gen: Wall­stein, S. 135-​156. [Mitchell 2006a]: Mitchell, William J.T. (2006). Den Terror klonen. Der Krieg der Bilder 2001-​2004. In: Maar, Ch. & Burda, H. (Hg.): Iconic Worlds. Neue Bilder­welten und Wissens­räume. Köln: DuMont, S. 255-​285. [Müller 1997a]: Müller, Marion G. (1997). Poli­tische Bild­strate­gien im ame­rika­nischen Präsi­dentschafts­wahlkampf, 1828-​1996. Berlin: Aka­demie Verlag. [Münkler 2009a]: Münkler, Herfried (2009). Vi­suali­sierungs­strate­gien im poli­tischen Macht­kampf: Der Über­gang vom Perso­nenver­band zum insti­tutio­nellen Terri­torial­staat. In: Münkler, H. & Hacke, J. (Hg.): Strate­gien der Visu­ali­sierung. Verbild­lichung als Mittel poli­tischer Kommu­nika­tion. Frank­furt/M.: Campus, S. 23-51. [Paul 2005a]: Paul, Gerhard (2005). Der Bilder­krieg. Insze­nierun­gen, Bilder und Perspek­tiven der «Ope­ration Ira­kische Frei­heit». Göttin­gen: Wall­stein. [Paul 2006a]: Paul, Gerhard (Hg.) (2006). Visual History. Ein Studien­buch. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht. [Paul 2008a]: Paul, Gerhard (Hg.) (2008). Das Jahr­hundert der Bilder. 1949 bis heute. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht. [Paul 2009a]: Paul, Gerhard (Hg.) (2009). Das Jahr­hundert der Bilder. 1900 bis 1949. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht. [Soeffner & Tänzler 2002a]: Soeffner, Hans-Georg & Tänzler, Dirk (2002). Figu­rati­ve Poli­tik. Prole­gomena zu einer Kultur­sozio­logie poli­tischen Handelns. In: Soeffner, H.-G. & Tänzler, D. (Hg.): Figu­rati­ve Poli­tik. Zur Perfor­manz der Macht in der moder­nen Gesell­schaft. Opla­den: Leske & Budrich, S. 17-33. [Speitkamp 1997a]: Speitkamp, Winfried (1997). Denk­mal­sturz. Zur Konflikt­geschich­te poli­tischer Symbo­lik. Göttin­gen: Vanden­hoeck & Ruprecht. [Vorländer 2003a]: Vorländer, Hans (2003). Demo­kratie und Ästhe­tik. Zur Reha­bili­tierung eines proble­mati­schen Zusam­menhangs. In: Vor­länder, H. (Hg.): Zur Ästhe­tik der Demo­kratie. Formen der poli­tischen Selbst­darstel­lung. Stutt­gart: Deutsche Verlags-​Anstalt, S. 11-26. [Warnke 1984a]: Warnke, Martin (1984). Poli­tische Archi­tektur in Euro­pa vom Mittel­alter bis heute: Reprä­senta­tion und Gemein­schaft. Köln: DuMont. [Werckmeister 2005a]: Werckmeister, Otto Karl (2005). Der Medu­sa Effekt. Poli­tische Bild­stra­te­gien seit dem 11. Septem­ber 2001. Berlin: form + zweck. [Zeune 1997a]: Zeune, Joachim (1997). Burgen. Symbo­le der Macht. Ein neues Bild der mittel­alter­lichen Burg. Regens­burg: Pustet.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [29] und Petra Bernhardt [23] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Bernhardt, Drechsel 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
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- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bernhardt, Drechsel 2013g-a]:
Literaturangabe fehlt.
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- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.