Bildsemiotik
Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze
Semiotik ist die Wissenschaft von den Zeichen. Sie untersucht Zeichenprozesse, d.h. Prozesse der Bedeutungsvermittlung bzw. -konstitution. Der Zentralbegriff der Semiotik ist der des »Zeichens« (von griech. semeion), das – ganz allgemein – als etwas aufgefasst werden kann, das in irgendeiner Hinsicht für etwas anderes steht (vgl. [Peirce CP]Hartshorne, C. & Weiss, P. / Burks, A.W..
Charles Sanders Peirce: Collected Papers. Bd. 1-6 / 7-8. Cambrigde, Mass.: Harvard University Press. Eintrag in Sammlung zeigen 2.228).[1] So unmittelbar einleuchtend das Konzept des Zeichens für viele kommunikative Phänomene ist (etwa im Fall der Sprache als Zeichensystem oder – erst recht – bei sekundären Systemen wie dem Morsealphabet, der Brailleschrift u.ä.), so sehr scheint der Zeichencharakter von Bildern im allgemeinen einer besonderen Klärung zu bedürfen. Bildsemiotische Theorien widmen sich genau dieser Frage. Pictorial Semiotics, Perceptual Ecology, and Gestalt Theory. Review of Saint-Martin, Fernande, «La théorie de la Gestalt et l'art visuel». In Semiotica, 99, 3/4, 319-399. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 319). Im Zentrum bildsemiotischer Theorien stehen die spezifischen Eigenschaften von Bildern als komplexen Zeichen, d.h. deren Bildhaftigkeit (oder Piktoralität). Insofern verhalten sich die Bildsemiotik und Kunstgeschichte, der es im Kern um die Würdigung künstlerischer Einzelbilder geht, ähnlich wie die Disziplinen der Textlinguistik/-semiotik und der Literaturwissenschaft zueinander.
Bildsemiotische TheorienDer Beginn der Bildsemiotik wird gewöhnlich in die Mitte der 1960er Jahre datiert, als der französische Semiotiker und Philosoph Roland Barthes ([Barthes 1964c]Barthes, Roland (1964).Rhétorique de l'image. In Communications, 4, 40-51. Eintrag in Sammlung zeigen) eine Werbeanzeige exemplarisch analysierte und darin ein ganzes Spektrum an grundlegend relevanten bildsemiotischen Fragen (Ikonizität des Bildes, bildliche Rhetorik und Verweisstrategien, Denotation und Konnotation des Bildes, Text-Bild-Relationen) aufwarf. Seine darin vorgeschlagenen Antworten basierten auf den von den Linguisten Ferdinand de Saussure ([Saussure 1916a]Saussure, Ferdinand de (1916). Cours de linguistique générale. Paris: Payot, Deutsch: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Berlin 2001. Eintrag in Sammlung zeigen) und Louis Hjelmslev ([Hjelmslev 1943a]Hjelmslev, Louis (1943). Omkring sprogteoriens grundlæggelse. Kopenhagen: Nordisk Sprog- od Kulturforlag, (auch in: Festskrift udgivet i anledning af Universitetets Aarsfest. Kopenhagen: Munksgaard. S. 3-113). Eintrag in Sammlung zeigen) geprägten strukturalistischen Grundbegriffen der Semiologie,[3] die zwar grundsätzlich von ihnen als allgemeine, und nicht nur auf Sprache bezogene Zeichentheorie angelegt war, aber erst von Barthes explizit auf eine ganze Reihe nicht-sprachlicher Phänomene angewandt wurde ([Barthes 1961a]Barthes, Roland (1961). Le message photographique. In Communications, 1, 127-138. Eintrag in Sammlung zeigen, [Barthes 1963a]Barthes, Roland (1963). Le message publicitaire. In Cahiers de publicité, 7, 91-96. Eintrag in Sammlung zeigen, [Barthes 1964c]Barthes, Roland (1964). Rhétorique de l'image. In Communications, 4, 40-51. Eintrag in Sammlung zeigen, [Barthes 1967a]Barthes, Roland (1967). Système de la Mode. Paris: Éditions du Seuil. Eintrag in Sammlung zeigen). So vorläufig und auch unzureichend[4] Barthes’ theoretische Annahmen in seiner Werbeanalyse «Rhétorique de l'image» ([Barthes 1964c]Barthes, Roland (1964). Rhétorique de l'image. In Communications, 4, 40-51. Eintrag in Sammlung zeigen) zunächst waren, so blieben sie in der Folge nicht selten ein konstruktiver Ausgangspunkt für differenziertere Theorien. Rhétorique générale. Paris: Larousse. Eintrag in Sammlung zeigen, [Groupe µ 1980a]Groupe µ (1980). Plan d'une rhétorique de l'image. In Kodikas / Code, 3, 249-268. Eintrag in Sammlung zeigen) ihr Augenmerk auf die Bildrhetorik und legte 1992 einen «Traktat des visuellen Zeichens» vor ([Groupe µ 1992a]Groupe µ (1992). Traité du signe visuel. Paris: Seuil. Eintrag in Sammlung zeigen), in dem u.a. die rhetorischen Operationen beschrieben werden, die authentische Bilder von einem – angenommenen – Normal-Zustand („degrée zero“) der Repräsentation abweichen lassen. Sémantique structurale. Paris: Seuil. Eintrag in Sammlung zeigen, [Greimas & Courtés 1979a]Greimas, Algirdas Julien & Courtés, Joseph (1979). Sémiotique: Dictionnaire raisonné de la théorie du langage. Paris: Hachette. Eintrag in Sammlung zeigen) auf Bilder übertragen haben (vgl. [Thürlemann 1990a]Thürlemann, Felix (1990). Vom Bild zum Raum. Beiträge zu einer semiotischen Kunstwissenschaft. Köln: DuMont. Eintrag in Sammlung zeigen, [Floch 1985a]Floch, Jean-Marie (1985). Petites mythologies de l'oeil et de l'esprit: Pour une sémiotique plastique. Paris, Amsterdam: Hades Benjamin. Eintrag in Sammlung zeigen, [Floch 1989a]Floch, Jean-Marie (1989). The Semiotics of the Plastic Arts and the Language of Advertising. In Paris School Semiotics II: Practice, 55-77. Eintrag in Sammlung zeigen, [Floch 1990a]Floch, Jean-Marie (1990). Sémiotique, marketing et communication. Paris: Presses Universitaires de France. Eintrag in Sammlung zeigen). Sie gehen davon aus, dass bildliche Bedeutungssysteme semi-symbolische Systeme sind, die sich über innerbildliche Korrelationen von Farb- und Formkontrasten konstituieren (⊳ Bildsyntax). Die bildanalytischen Verfahren lassen sich dabei sowohl auf gegenständliche als auch abstrakte Bilder anwenden. Semiotics of Visual Language. Bloomington, IN: Indiana University Press. Eintrag in Sammlung zeigen) entwickelte ein bildgrammatisches Modell auf der Grundlage von Hjelmslevs glossematischem Zeichenmodell ([Hjelmslev 1943a]Hjelmslev, Louis (1943). Omkring sprogteoriens grundlæggelse. Kopenhagen: Nordisk Sprog- od Kulturforlag, (auch in: Festskrift udgivet i anledning af Universitetets Aarsfest. Kopenhagen: Munksgaard. S. 3-113). Eintrag in Sammlung zeigen). Das Bild wird dabei zunächst schematisch segmentiert und in einer syntaktischen Analyse nach topologischen, chromatischen und gestaltpsychologischen Kriterien ausgewertet. Diese im wesentlichen strukturalistisch fundierten Ansätze machen einen Großteil der bildsemiotischen Arbeiten aus. Selbst die frühe Barthes’sche Musteranalyse dient bis heute als produktive Grundlage exemplarischer Analysen (vgl. [Friedrich & Schweppenhäuser 2010a]Friedrich, Thomas & Schweppenhäuser, Gerhard (2010). Bildsemiotik. Grundlagen und exemplarische Analysen visueller Kommunikation. Basel, Boston, Berlin: Birkäuser. Eintrag in Sammlung zeigen). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, 2. rev. Aufl. 1976. Eintrag in Sammlung zeigen). Er unterschied Typen von künstlerischen Zeichenkomplexen (gedruckte Literatur, Tanz, Musik, Malerei, Fotografie u.a.) im Hinblick auf ihre Notierbarkeit und stellte für das Bild u.a. die fehlende Disjunktivität der Zeichen fest: Bildliche Zeichenschemata seien syntaktisch und semantisch dicht ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, 2. rev. Aufl. 1976. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 130ff, 148ff; ⊳ Syntaktische Dichte),[5] eine Zerlegung in kleinere Zeicheneinheiten sei demnach für ein Bild nicht möglich. Goodman beschreibt darüber hinaus mit der Exemplifikation eine bildtypische Art der Bezugnahme. Bei der Exemplifikation verweist das Bild auf ein Etikett, d.h. ein Prädikat, das auf es selbst zutrifft: Es exemplifiziert z.B. eine Farbe, einen Kontrast oder metaphorisch auch eine Stimmung ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, 2. rev. Aufl. 1976. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 52ff und 253). Diese Art von Zeichenbezug ist unabhängig von der Existenz eines Bildreferenten und trifft auch auf nicht-figurative (abstrakte) Bilder zu. Théorie et pratique du signe. Paris: Payot. Eintrag in Sammlung zeigen, [Schönrich 1990a]Schönrich, Gerhard (1990). Zeichenhandeln. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Eintrag in Sammlung zeigen, [Nöth & Santaella 2000a]Nöth, Winfried & Santaella, Lucia (2000). Bild, Malerei und Photographie aus der Sicht der Peirceschen Semiotik. In Die Welt als Zeichen und Hypothese, 354-374. Eintrag in Sammlung zeigen, [Nöth 2005a]Nöth, Winfried (2005). Zeichentheoretische Grundlagen der Bildwissenschaft. In Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung, 33-44. Eintrag in Sammlung zeigen, [Nöth 2007a]Nöth, Winfried (2007). Metapictures and Self-referential Pictures. In Self-Reference in the Media, 61-78. Eintrag in Sammlung zeigen, [Halawa 2008a]Halawa, Mark A. (2008). Wie sind Bilder möglich? Argumente für eine semiotische Fundierung des Bildbegriffs. Köln: Halem. Eintrag in Sammlung zeigen). So stützen sich zum Beispiel Nöth und Santaella ([Nöth & Santaella 2000a]Nöth, Winfried & Santaella, Lucia (2000). Bild, Malerei und Photographie aus der Sicht der Peirceschen Semiotik. In Die Welt als Zeichen und Hypothese, 354-374. Eintrag in Sammlung zeigen) und Nöth ([Nöth 2007a]Nöth, Winfried (2007). Metapictures and Self-referential Pictures. In Self-Reference in the Media, 61-78. Eintrag in Sammlung zeigen) bei der Diskussion der Zeichenhaftigkeit von abstrakten Bildern auf Peirce’s Begriff des puren Ikons, das „nichts anderes repräsentieren könne als Formen und Gefühle“ ([Peirce CP]Hartshorne, C. & Weiss, P. / Burks, A.W.. Charles Sanders Peirce: Collected Papers. Bd. 1-6 / 7-8. Cambrigde, Mass.: Harvard University Press. Eintrag in Sammlung zeigen 4.544) und damit ein selbst-referentielles Zeichen sei (vgl. [Nöth 2011a]Nöth, Winfried (2011). Visual Semiotics: Key Features and an Application to Picture Ads. In The SAGE Handbook of Visual Research Methods, 298-316. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 304ff).
Methoden und spezifische Fragestellungen der BildsemiotikSchon früh hat sich in der Bildsemiotik gezeigt, dass eine Analogie von sprachlichen und bildlichen Zeichenprozessen nur sehr bedingt besteht und dass es spezifischer Beschreibungsmodelle und Instrumentarien bedarf, um den Zeichencharakter von Bildern angemessen herauszuarbeiten. So ist zum Beispiel die Annahme einer doppelten Artikulation (eine mögliche Zerlegung von Zeichen in bedeutungstragende und bedeutungsunterscheidende Elemente), wie sie für die Sprache typisch ist, für das Bild nicht haltbar. Sinnvoll ist es dagegen, wie Groupe µ ([Groupe µ 1979a]Groupe µ (1979).Iconique et plastique: sur un fondement de la rhétorique visuelle. In Revue d'ésthetique, 1-2, 173-192. Eintrag in Sammlung zeigen) es vorgeschlagen hat, für Bilder die ikonische von der plastischen Bedeutungsebene zu unterscheiden. Die ikonische Bedeutungsschicht enthält die figurative Lesart des Bildes, d.h. die bildhaft akzentuierte Darstellung dreidimensionaler Szenen oder Gegenstände, während die plastische Bedeutungsschicht das Zeichenpotential des Bildes als flächigen Gegenstand umfasst: sein Format, seine Pigmentierung, seine Textur. Intuitive Segmentierungen von Bildern nach plastischen Kriterien sind zum Beispiel in strukturalsemantischen Arbeiten methodische Ausgangspunkte für die Bildanalyse (vgl. [Sonesson 1993a]Sonesson, Göran (1993). Pictorial Semiotics, Perceptual Ecology, and Gestalt Theory. Review of Saint-Martin, Fernande, «La théorie de la Gestalt et l'art visuel». In Semiotica, 99, 3/4, 319-399. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 228ff; ⊳ Bildmorphologie). Semiotische Perspektiven auf das Bild. In Zeitschrift für Semiotik, 20, 3-4, 219–224. Eintrag in Sammlung zeigen und [Nöth 2011a]Nöth, Winfried (2011). Visual Semiotics: Key Features and an Application to Picture Ads. In The SAGE Handbook of Visual Research Methods, 298-316. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 299). Es gibt nicht nur eine Vielzahl von Modellen, sondern auch verschiedene Methoden[6] sowie unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Die Semiotik des Bildes. Zum Forschungsstand am Anfang der 90er Jahre. In Zeitschrift für Semiotik, 15, 1-2, 131-164. Eintrag in Sammlung zeigen) unterscheidet vier methodische Herangehensweisen für die Bildsemiotik:
Charles Sanders Peirce: Collected Papers. Bd. 1-6 / 7-8. Cambrigde, Mass.: Harvard University Press. Eintrag in Sammlung zeigen 2.247), wobei es der Universalkategorie der »Erstheit«, einer Kategorie der Unmittelbarkeit angehört.[8] Der Grad, zu dem ein solcher Verweis aufgrund einer Ähnlichkeit von Zeichenträger und Referent zustande kommt, bemisst die Ikonizität des Zeichens. Peirce (CP 2.277) unterscheidet folgerichtig für das Ikon selbst wiederum triadisch
Der Grad der Ikonizität ist in dieser Reihenfolge abnehmend. Art and Illusion. A Study in the Psychology of Pictorial Representation. London: Phaidon. Eintrag in Sammlung zeigen) hatte die Annahme der generellen Ikonizität von Bildern relativiert. Eine radikalere Sicht findet sich sowohl bei Goodman ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, 2. rev. Aufl. 1976. Eintrag in Sammlung zeigen) als auch bei Eco ([Eco 1968a]Eco, Umberto (1968). La struttura assente. Milano: Bompiani. Eintrag in Sammlung zeigen, [Eco 1976a]Eco, Umberto (1976). A Theory of Semiotics. Bloomington: Indiana University Press. Eintrag in Sammlung zeigen), die die Ikonizität als grundlegende Eigenschaft von Bildern zurückgewiesen und stattdessen den hohen Grad an Konventialität betont haben. Traité du signe visuel. Paris: Seuil. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 136, vgl. [Blanke 1998b]Blanke, Börries (1998). Modelle des ikonischen Zeichens. In Zeitschrift für Semiotik, 20, 285–303. Eintrag in Sammlung zeigen und [Blanke 2003a]Blanke, Börries (2003). Vom Bild zum Sinn. Das ikonische Zeichen zwischen strukturalistischer Semiotik und analytischer Philosophie. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag. Eintrag in Sammlung zeigen), in dem zwischen den Bezug von Bildträger („Signifikant“) und Referenten ein Bezug auf einen ikonischen Typ geschoben wird, eine kognitive Invariante. Bildträger und Referent weisen darin insofern Ähnlichkeit auf, als sie beide Merkmale des ikonischen Typs aufweisen (vgl. [Blanke 1998b]Blanke, Börries (1998). Modelle des ikonischen Zeichens. In Zeitschrift für Semiotik, 20, 285–303. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 287). Sonesson ([Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts: Inquiries into the Semiotic Heritage and its Relevance to the Interpretation of the Visual World. Lund: Lund University Press. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 220ff), der die Ikonizitätsdebatte ausführlich kommentiert hat, spricht sich ebenfalls für eine Aufrechterhaltung des Konzepts der Ikonizität aus, die er – bildspezifischer – ‘Piktoralität’ nennt. Auch er nimmt jedoch keineswegs eine naive Ähnlichkeitsbeziehung von Bildträger und Referent an, sondern setzt gerade eine grundlegende Verschiedenheit der dominanten lebensweltlichen Hierarchien für Bildträger und Referent voraus, damit das Bild überhaupt als Zeichen für den Referenten gelten kann ([Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts: Inquiries into the Semiotic Heritage and its Relevance to the Interpretation of the Visual World. Lund: Lund University Press. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 249). Handbuch der Semiotik. Stuttgart, Weimar: Metzler. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 497). Ein Index ist nach Peirce ein Zeichen, das aufgrund einer Kausalitäts- bzw. Kontiguitätsbeziehung auf den Referenten („object“) verweist (vgl. [Peirce CP]Hartshorne, C. & Weiss, P. / Burks, A.W.. Charles Sanders Peirce: Collected Papers. Bd. 1-6 / 7-8. Cambrigde, Mass.: Harvard University Press. Eintrag in Sammlung zeigen 2.248). Für die Fotografie ist durch den physikalischen Prozess der Belichtung generell eine Indexikalität anzunehmen. Jedoch können auch in der Fotografie andere bildliche Zeichenprozesse diesen Referenzbezug dominieren. Umgekehrt können indexikalische Prozesse innerhalb der Bildkomposition zu indexikalischen Bedeutungstransfers führen, ein Phänomen, das Nöth ([Nöth 1975a]Nöth, Winfried (2000). Semiotik. Eine Einführung mit Beispielen für Reklameanalysen. Tübingen: Niemeyer. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 29ff, [Nöth 2011a]Nöth, Winfried (2011). Visual Semiotics: Key Features and an Application to Picture Ads. In The SAGE Handbook of Visual Research Methods, 298-316. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 312f) beschrieben hat und das nicht nur für (inszenierte) Fotografien gilt. Rhétorique de l'image. In Communications, 4, 40-51. Eintrag in Sammlung zeigen) thematisierte das Verhältnis von Bild und Text, doch vor allem die sozialsemiotischen Arbeiten von Kress & van Leeuwen ([Kress & Leeuwen 1996a]Kress, Gunther & Leeuwen, Theo van (1996). Reading Images. The Grammar of Visual Design. London: Routledge. Eintrag in Sammlung zeigen, [Kress & Leeuwen 2001a]Kress, Gunther & Leeuwen, Theo van (2001). Multimodal Discourse. The Modes and Media of Contemporary Communication. London: Arnold. Eintrag in Sammlung zeigen) haben der Frage nach Multimodalität einen fundierten theoretischen Rahmen gegeben, der auch den umfangreichen Arbeiten von Stöckl ([Stöckl 2004a]Stöckl, Hartmut (2004). Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache und Bild im massenmedialen Text. Berlin: de Gruyter. Eintrag in Sammlung zeigen, [Stöckl 2004c]Stöckl, Hartmut (2004). In Between Modes. Language and Image in Printed Media. In Perspectives on Multimodality, 9–30. Eintrag in Sammlung zeigen, [Stöckl 2010a]Stöckl, Hartmut (2010). Sprache-Bild-Texte lesen. Bausteine zur Methodik einer Grundkompetenz. In Bildlinguistik, 43–70. Eintrag in Sammlung zeigen) zu diesem Thema zugrunde liegt (⊳ Sprach-Bild-Bezüge).
Abgrenzung zu anderen BildtheorienAnders als andere Bildtheorien haben wir es bei der Bildsemiotik mit einem wissenschaftssoziologisch ausgesprochen heterogenen Forschungsbereich zu tun, der zudem weder begrifflich, noch methodisch einheitlich ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Semiotik inter- bzw. transdisziplinär angelegt ist, wodurch völlig verschiedenartige Forschungshintergründe und Diskurse aufeinandertreffen. Geeint werden bildsemiotische Ansätze jedoch durch die Grundannahme, dass Bilder (komplexe) Zeichen sind und dass es die Aufgabe der Bildsemiotik bleibt zu zeigen, wie sich bildliche Bedeutung von anderen Bedeutungskonstitutionen unterscheiden. Methodisch bleiben die Wege dabei verschieden und sollen es auch. Theorie des Bildes. München: Wilhelm Fink. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 10, [Wiesing 1998a]Wiesing, Lambert (1998). Sind Bilder Zeichen?. In Bild – Bildwahrnehmung – Bildverarbeitung: Interdisziplinäre Beiträge zur Bildwissenschaft, 95-101. Eintrag in Sammlung zeigen), wobei deren Annahmen über bildsemiotische Theorien dabei oft zu kurz greifen (vgl. [Nöth 2005a]Nöth, Winfried (2005). Zeichentheoretische Grundlagen der Bildwissenschaft. In Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung, 33-44. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 33-35). Ebenen der Bildkompetenz. In Was ist Bildkompetenz? Studien zur Bildwissenschaft, 17-23. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 18) bewegt, und stattdessen mediale und wahrnehmungstheoretische Aspekte angemessen berücksichtigt (vgl. [Sachs-Hombach 2003a]Sachs-Hombach, Klaus (2003). Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Halem. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 11). Siehe auch:
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Anmerkungen
[Barthes 1961a]: Barthes, Roland (1961). Le message photographique. Communications, Band: 1, S. 127-138.
[Barthes 1963a]: Barthes, Roland (1963). Le message publicitaire. Cahiers de publicité, Band: 7, S. 91-96.
[Barthes 1964a]: Barthes, Roland (1990). Rhetorik des Bildes (1964). In: Barthes, R. (Hg.): Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn. Kritische Essays III. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 28-46.
[Barthes 1964c]: Barthes, Roland (1964). Rhétorique de l'image. Communications, Band: 4, S. 40-51.
[Barthes 1967a]: Barthes, Roland (1967). Système de la Mode. Paris: Éditions du Seuil.
[Birk 2011a]: Birk, Elisabeth (2011). Bezugnahme und Weltkonstruktion. Elemente einer symboltheoretischen Bildanalyse. In: Schneider, J.G. & Stöckl, H. (Hg.): Medientheorien und Multimodalität. Köln: Halem, S. 169-189.
[Birk et al. 2014a]: Birk, Elisabeth & Halawa, Mark A. & Mosbach, Doris (2014). Semiotik. In: Netzwerk Bildphilosophie (Hg.): Bild und Methode. Theoretische Hintergründe und methodische Verfahren der Bildwissenschaft. Köln: Halem, S. 127-153.
[Blanke 1998a]: Blanke, Börries (1998). Semiotische Perspektiven auf das Bild. Zeitschrift für Semiotik, Band: 20, Nummer: 3-4, S. 219–224.
[Blanke 1998b]: Blanke, Börries (1998). Modelle des ikonischen Zeichens. Zeitschrift für Semiotik, Band: 20, S. 285–303.
[Blanke 2003a]: Blanke, Börries (2003). Vom Bild zum Sinn. Das ikonische Zeichen zwischen strukturalistischer Semiotik und analytischer Philosophie. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag.
[Böhme 1999a]: Böhme, Gernot (1999). Theorie des Bildes. München: Wilhelm Fink.
[Deledalle 1979a]: Deledalle, Gérard (1989). Théorie et pratique du signe. Paris: Payot.
[Eco 1968a]: Eco, Umberto (1968). La struttura assente. Milano: Bompiani.
[Eco 1976a]: Eco, Umberto (1976). A Theory of Semiotics. Bloomington: Indiana University Press.
[Eco 1984b]: Eco, Umberto (1984). Semiotica e filosofia del linguaggio. Turin: Einaudi.
[Espe 2004a]: Espe, Hartmut (2004). Paarbilder aus fünf Jahrhunderten: Eine Sortierstudie. Ausgabe 1: 2014 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [46] — (Hinweis) Zitierhinweis: in Literatursammlung. Eintrag in Sammlung zeigen Mosbach, Doris (2014). Bildsemiotik. (Ausg. 1). In: Schirra, J.R.J.; Halawa, M. & Liebsch, D. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. (2012-2024). |