Semiotik ist die Wissenschaft von den Zeichen. Sie untersucht Zeichenprozesse, d.h. Prozesse der Bedeutungsvermittlung bzw. -konstitution. Der Zentralbegriff der Semiotik ist der des »Zeichens« (von griech. semeion), das – ganz allgemein – als etwas aufgefasst werden kann, das in irgendeiner Hinsicht für etwas anderes steht (vgl. [Peirce CP]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. 2.228).[1] So unmittelbar einleuchtend das Konzept des Zeichens für viele kommunikative Phänomene ist (etwa im Fall der Sprache als Zeichensystem oder – erst recht – bei sekundären Systemen wie dem Morsealphabet, der Brailleschrift u.ä.), so sehr scheint der Zeichencharakter von Bildern im allgemeinen einer besonderen Klärung zu bedürfen. Bildsemiotische Theorien widmen sich genau dieser Frage.
Anders als bei vielen anderen semiotischen Subdisziplinen,[2] bei denen die zeichentheoretischen Fragestellungen auf die traditionellen Objektbereiche von bereits etablierten Einzelwissenschaften appliziert werden, ist der Untersuchungsgegenstand der Bildsemiotik – das (prototypisch: statische) Bild – im allgemeinen nicht auf bestimmte Bildgenres beschränkt und berührt daher eine Vielzahl von Wissenschaften und Alltagsbereichen, die mit Bildern zu tun haben (vgl. [Sonesson 1993a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 319). Im Zentrum bildsemiotischer Theorien stehen die spezifischen Eigenschaften von Bildern als komplexen Zeichen, d.h. deren Bildhaftigkeit (oder Piktoralität). Insofern verhalten sich die Bildsemiotik und Kunstgeschichte, der es im Kern um die Würdigung künstlerischer Einzelbilder geht, ähnlich wie die Disziplinen der Textlinguistik/-semiotik und der Literaturwissenschaft zueinander.
Bildsemiotische Theorien
Der Beginn der Bildsemiotik wird gewöhnlich in die Mitte der 1960er Jahre datiert, als der französische Semiotiker und Philosoph Roland Barthes ( [Barthes 1964c]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) eine Werbeanzeige exemplarisch analysierte und darin ein ganzes Spektrum an grundlegend relevanten bildsemiotischen Fragen (Ikonizität des Bildes, bildliche Rhetorik und Verweisstrategien, Denotation und Konnotation des Bildes, Text-Bild-Relationen) aufwarf. Seine darin vorgeschlagenen Antworten basierten auf den von den Linguisten Ferdinand de Saussure ( [Saussure 1916a]Saussure, Ferdinand de (1916). Cours de linguistique générale. Paris: ???, Deutsch: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Berlin 2001..
Eintrag in Sammlung zeigen) und Louis Hjelmslev ( [Hjelmslev 1943a]Hjelmslev, Louis (1943). Omkring sprogteoriens grundlæggelse. Kopenhagen: ???, Dt. Prolegomena zu einer Sprachtheorie. München: Hueber.
Eintrag in Sammlung zeigen) geprägten strukturalistischen Grundbegriffen der Semiologie, [3] die zwar grundsätzlich von ihnen als allgemeine, und nicht nur auf Sprache bezogene Zeichentheorie angelegt war, aber erst von Barthes explizit auf eine ganze Reihe nicht-sprachlicher Phänomene angewandt wurde ( [Barthes 1961a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Barthes 1963a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Barthes 1964c]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Barthes 1967a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). So vorläufig und auch unzureichend [4] Barthes’ theoretische Annahmen in seiner Werbeanalyse «Rhétorique de l'image» ( [Barthes 1964c]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) zunächst waren, so blieben sie in der Folge nicht selten ein konstruktiver Ausgangspunkt für differenziertere Theorien.
Die belgische Forschergruppe Groupe µ richtete im Rahmen ihres rhetorischen Projekts ([Groupe µ 1970a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Groupe µ 1980a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) ihr Augenmerk auf die Bildrhetorik und legte 1992 einen «Traktat des visuellen Zeichens» vor ([Groupe µ 1992a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), in dem u.a. die rhetorischen Operationen beschrieben werden, die authentische Bilder von einem – angenommenen – Normal-Zustand („degrée zero“) der Repräsentation abweichen lassen.
Mit Jean-Marie Floch und Felix Thürlemann gibt es zwei Vertreter der strukturalsemantischen Pariser Schule, die das textsemiotische Modell des Semiotikers Algirdas Julien Greimas ( [Greimas 1966a]Greimas, Algirdas Julien (1966). Sémantique structurale. Paris: Seuil, Dt. Strukturale Semantik. Braunschweig: Vieweg, 1971.
Eintrag in Sammlung zeigen, [Greimas & Courtés 1979a]Greimas, Algirdas Julien & Courtés, Joseph (1979). Sémiotique: Dictionnaire raisonné de la théorie du langage. Paris: Hachette.
Eintrag in Sammlung zeigen) auf Bilder übertragen haben (vgl. [Thürlemann 1990a]Thürlemann, Felix (1990). Vom Bild zum Raum. Beiträge zu einer semiotischen Kunstwissenschaft. Köln: DuMont.
Eintrag in Sammlung zeigen, [Floch 1985a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Floch 1989a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Floch 1990a]Floch, Jean-Marie (1990). Sémiotique, marketing et communication. Paris: Presses Universitaires de France..
Eintrag in Sammlung zeigen). Sie gehen davon aus, dass bildliche Bedeutungssysteme semi-symbolische Systeme sind, die sich über innerbildliche Korrelationen von Farb- und Formkontrasten konstituieren (⊳ Bildsyntax). Die bildanalytischen Verfahren lassen sich dabei sowohl auf gegenständliche als auch abstrakte Bilder anwenden.
Fernande Saint-Martin ( [Saint-Martin 1990a]Saint-Martin, Fernande (1990). Semiotics of Visual Language. Bloomington, IN: Indiana University Press.
Eintrag in Sammlung zeigen) entwickelte ein bildgrammatisches Modell auf der Grundlage von Hjelmslevs glossematischem Zeichenmodell ( [Hjelmslev 1943a]Hjelmslev, Louis (1943). Omkring sprogteoriens grundlæggelse. Kopenhagen: ???, Dt. Prolegomena zu einer Sprachtheorie. München: Hueber.
Eintrag in Sammlung zeigen). Das Bild wird dabei zunächst schematisch segmentiert und in einer syntaktischen Analyse nach topologischen, chromatischen und gestaltpsychologischen Kriterien ausgewertet.
Diese im wesentlichen strukturalistisch fundierten Ansätze machen einen Großteil der bildsemiotischen Arbeiten aus. Selbst die frühe Barthes’sche Musteranalyse dient bis heute als produktive Grundlage exemplarischer Analysen (vgl. [Friedrich & Schweppenhäuser 2010a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ).
Etwa zeitlich parallel zu den Anfängen der strukturalistisch ausgerichteten Bildsemiotik entwickelte der Philosoph Nelson Goodman eine (allerdings nur implizite) Zeichentheorie der Künste ( [Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.
Eintrag in Sammlung zeigen). Er unterschied Typen von künstlerischen Zeichenkomplexen (gedruckte Literatur, Tanz, Musik, Malerei, Fotografie u.a.) im Hinblick auf ihre Notierbarkeit und stellte für das Bild u.a. die fehlende Disjunktivität der Zeichen fest: Bildliche Zeichenschemata seien syntaktisch und semantisch dicht ( [Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 130ff, 148ff; ⊳ Syntaktische Dichte), [5] eine Zerlegung in kleinere Zeicheneinheiten sei demnach für ein Bild nicht möglich. Goodman beschreibt darüber hinaus mit der Exemplifikation eine bildtypische Art der Bezugnahme. Bei der Exemplifikation verweist das Bild auf ein Etikett, d.h. ein Prädikat, das auf es selbst zutrifft: Es exemplifiziert z.B. eine Farbe, einen Kontrast oder metaphorisch auch eine Stimmung ( [Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 52ff und 253). Diese Art von Zeichenbezug ist unabhängig von der Existenz eines Bildreferenten und trifft auch auf nicht-figurative (abstrakte) Bilder zu.
Die Peirce’sche Semiotik, die neben den strukturalistischen Ansätzen die einflussreichste zeichentheoretische Richtung innerhalb der Semiotik ist, ist keineswegs primär auf Sprache ausgerichtet, sondern wesentlich universeller konzipiert und erscheint von daher mit ihren allgemeinen (dreigliedrigen) Grundbegriffen für eine Anwendung auf Bilder als Zeichen prädestiniert. Auch wenn Peirce selbst keine Bildtheorie vorgelegt hat, so ist doch sein Begriffssystem in bildtheoretischen Arbeiten immer wieder genutzt worden (vgl. [Deledalle 1979a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Schönrich 1990a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Nöth & Santaella 2000a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Nöth 2005a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Nöth 2007a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Halawa 2008a]Halawa, Mark A. (2008). Wie sind Bilder möglich? Argumente für eine semiotische Fundierung des Bildbegriffs. Köln: Herbert von Halem.
Eintrag in Sammlung zeigen). So stützen sich zum Beispiel Nöth und Santaella ( [Nöth & Santaella 2000a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) und Nöth ( [Nöth 2007a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) bei der Diskussion der Zeichenhaftigkeit von abstrakten Bildern auf Peirce’s Begriff des puren Ikons, das „nichts anderes repräsentieren könne als Formen und Gefühle“ ( [Peirce CP]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. 4.544) und damit ein selbst-referentielles Zeichen sei (vgl. [Nöth 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 304ff).
Methoden und spezifische Fragestellungen der Bildsemiotik
Schon früh hat sich in der Bildsemiotik gezeigt, dass eine Analogie von sprachlichen und bildlichen Zeichenprozessen nur sehr bedingt besteht und dass es spezifischer Beschreibungsmodelle und Instrumentarien bedarf, um den Zeichencharakter von Bildern angemessen herauszuarbeiten. So ist zum Beispiel die Annahme einer doppelten Artikulation (eine mögliche Zerlegung von Zeichen in bedeutungstragende und bedeutungsunterscheidende Elemente), wie sie für die Sprache typisch ist, für das Bild nicht haltbar. Sinnvoll ist es dagegen, wie Groupe µ ([Groupe µ 1979a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) es vorgeschlagen hat, für Bilder die ikonische von der plastischen Bedeutungsebene zu unterscheiden. Die ikonische Bedeutungsschicht enthält die figurative Lesart des Bildes, d.h. die bildhaft akzentuierte Darstellung dreidimensionaler Szenen oder Gegenstände, während die plastische Bedeutungsschicht das Zeichenpotential des Bildes als flächigen Gegenstand umfasst: sein Format, seine Pigmentierung, seine Textur. Intuitive Segmentierungen von Bildern nach plastischen Kriterien sind zum Beispiel in strukturalsemantischen Arbeiten methodische Ausgangspunkte für die Bildanalyse (vgl. [Sonesson 1993a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 228ff; ⊳ Bildmorphologie).
Bildsemiotische Theorien haben sich inzwischen breit entfächert (vgl. [Blanke 1998a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. und [Nöth 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 299). Es gibt nicht nur eine Vielzahl von Modellen, sondern auch verschiedene Methoden[6] sowie unterschiedliche Schwerpunktsetzungen.
Sonesson ([Sonesson 1993b]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) unterscheidet vier methodische Herangehensweisen für die Bildsemiotik:
- (1) die Textanalyse, die von einem oder mehreren exemplarischen Bildern ausgeht, und zu einer heuristischen Modellierung der relevanten Prozesse führt (z.B. [Saint-Martin 1990a]Saint-Martin, Fernande (1990).
Semiotics of Visual Language. Bloomington, IN: Indiana University Press.
Eintrag in Sammlung zeigen).
- (2) die Systemanalyse, bei der die Kombinatorik von Bildeigenschaften auf rein konzeptueller Basis geklärt werden soll (z.B. [Van Lier 1983a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ),
- (3) experimentelle Methoden (z.B. [Espe 2004a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) sowie
- (4) die Textklassifikation als eine Mischung aus Text- und Systemanalyse – letztere Methode findet sich zum Teil bei Groupe µ ([Groupe µ 1992a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), aber auch bei Sonesson selbst ([Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts. In .
Eintrag in Sammlung zeigen).
Eine grundlegende bildsemiotische Frage bleibt die Frage nach der Ikonizität von Bildern, d.h. die Frage nach der Ähnlichkeit von Bildträger und Bildinhalt bzw. Referent als einer bildspezifischen Relation. Peirce, auf den der Begriff des Ikons in seiner semiotischen Verwendung zurückgeht, grenzt das Ikon zeichentypologisch innerhalb einer Trichotomie der Objektrelation (Verhältnis von Zeichenträger und Referent)[7] gegen den Index und das Symbol ab (⊳ Symbol, Index, Ikon). Er versteht unter einem Ikon ein Zeichen, „das auf das bezeichnete Objekt allein auf Grund von ihm eigenen Eigenschaften verweist“ ([Peirce CP]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. 2.247), wobei es der Universalkategorie der »Erstheit«, einer Kategorie der Unmittelbarkeit angehört.[8] Der Grad, zu dem ein solcher Verweis aufgrund einer Ähnlichkeit von Zeichenträger und Referent zustande kommt, bemisst die Ikonizität des Zeichens. Peirce (CP 2.277) unterscheidet folgerichtig für das Ikon selbst wiederum triadisch
- (1) das »Bild« (‘image’)[9] als ein Ikon, bei dem die materielle Ähnlichkeit für die Zeichenbeziehung ausschlaggebend ist,
- (2) das »Diagramm« als Ikon, bei dem analoge Relationen zu einer immerhin strukturellen Ähnlichkeit (Isomorphie) führen und
- (3) die Metapher als ein Ikon, bei dem es lediglich metaphorische, d.h. transferierte Parallelen gibt.
Der Grad der Ikonizität ist in dieser Reihenfolge abnehmend.
Schon Gombrich ( [Gombrich 1962a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) hatte die Annahme der generellen Ikonizität von Bildern relativiert. Eine radikalere Sicht findet sich sowohl bei Goodman ( [Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.
Eintrag in Sammlung zeigen) als auch bei Eco ( [Eco 1968a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Eco 1976a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), die die Ikonizität als grundlegende Eigenschaft von Bildern zurückgewiesen und stattdessen den hohen Grad an Konventialität betont haben.
Groupe µ entwickelte hingegen ein eigenes triadisches Modell des ikonischen Zeichens ( [Groupe µ 1992a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 136, vgl. [Blanke 1998b]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. und [Blanke 2003a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), in dem zwischen den Bezug von Bildträger („Signifikant“) und Referenten ein Bezug auf einen ikonischen Typ geschoben wird, eine kognitive Invariante. Bildträger und Referent weisen darin insofern Ähnlichkeit auf, als sie beide Merkmale des ikonischen Typs aufweisen (vgl. [Blanke 1998b]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 287). Sonesson ( [Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts. In .
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 220ff), der die Ikonizitätsdebatte ausführlich kommentiert hat, spricht sich ebenfalls für eine Aufrechterhaltung des Konzepts der Ikonizität aus, die er – bildspezifischer – ‘Piktoralität’ nennt. Auch er nimmt jedoch keineswegs eine naive Ähnlichkeitsbeziehung von Bildträger und Referent an, sondern setzt gerade eine grundlegende Verschiedenheit der dominanten lebensweltlichen Hierarchien für Bildträger und Referent voraus, damit das Bild überhaupt als Zeichen für den Referenten gelten kann ( [Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts. In .
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 249).
Neben der Ikonizität von Bildern ist auch die Indexikalität von Fotografien im Rückgriff auf Peirce diskutiert worden (vgl. [Nöth 2000b]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 497). Ein Index ist nach Peirce ein Zeichen, das aufgrund einer Kausalitäts- bzw. Kontiguitätsbeziehung auf den Referenten („object“) verweist (vgl. [Peirce CP]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. 2.248). Für die Fotografie ist durch den physikalischen Prozess der Belichtung generell eine Indexikalität anzunehmen. Jedoch können auch in der Fotografie andere bildliche Zeichenprozesse diesen Referenzbezug dominieren. Umgekehrt können indexikalische Prozesse innerhalb der Bildkomposition zu indexikalischen Bedeutungstransfers führen, ein Phänomen, das Nöth ([Nöth 1975a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 29ff, [Nöth 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 312f) beschrieben hat und das nicht nur für (inszenierte) Fotografien gilt.
Eine weitere bildsemiotische Schwerpunktsetzung liegt bei der Analyse von Bildern im Zusammenspiel mit Zeichenträgern anderer Modalitäten, z.B. Sprache und Ton. Schon Barthes ( [Barthes 1964c]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) thematisierte das Verhältnis von Bild und Text, doch vor allem die sozialsemiotischen Arbeiten von Kress & van Leeuwen ( [Kress & Leeuwen 1996a]Kress, Gunther & Leeuwen, Theo van (1996). Reading Images. The Grammar of Visual Design. London: Routledge.
Eintrag in Sammlung zeigen, [Kress & Leeuwen 2001a]Kress, Gunther & Leeuwen, Theo van (2001). Multimodal Discourse. The Modes and Media of Contemporary Communication. London: Arnold.
Eintrag in Sammlung zeigen) haben der Frage nach Multimodalität einen fundierten theoretischen Rahmen gegeben, der auch den umfangreichen Arbeiten von Stöckl ( [Stöckl 2004a]Stöckl, Hartmut (2004). Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache und Bild im massenmedialen Text. Berlin: de Gruyter.
Eintrag in Sammlung zeigen, [Stöckl 2004c]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Stöckl 2010a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) zu diesem Thema zugrunde liegt (⊳ Sprach-Bild-Bezüge).
Abgrenzung zu anderen Bildtheorien
Anders als andere Bildtheorien haben wir es bei der Bildsemiotik mit einem wissenschaftssoziologisch ausgesprochen heterogenen Forschungsbereich zu tun, der zudem weder begrifflich, noch methodisch einheitlich ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Semiotik inter- bzw. transdisziplinär angelegt ist, wodurch völlig verschiedenartige Forschungshintergründe und Diskurse aufeinandertreffen. Geeint werden bildsemiotische Ansätze jedoch durch die Grundannahme, dass Bilder (komplexe) Zeichen sind und dass es die Aufgabe der Bildsemiotik bleibt zu zeigen, wie sich bildliche Bedeutung von anderen Bedeutungskonstitutionen unterscheiden. Methodisch bleiben die Wege dabei verschieden und sollen es auch.
Phänomenologische Bildtheorien grenzen sich zum Teil entschieden und explizit gegen die semiotischen ab (vgl. [Böhme 1999a]Böhme, Gernot (1999). Theorie des Bildes. München: Wilhelm Fink.
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 10, [Wiesing 1998a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), wobei deren Annahmen über bildsemiotische Theorien dabei oft zu kurz greifen (vgl. [Nöth 2005a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 33-35).
Die Bildsemiotik ist heute Bestandteil einer allgemeinen transdisziplinären Bildwissenschaft, die sich jenseits einer Fixierung auf Bildkommunikation oder auf Kunst (vgl. [Posner 2003a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 18) bewegt, und stattdessen mediale und wahrnehmungstheoretische Aspekte angemessen berücksichtigt (vgl. [Sachs-Hombach 2003a]Sachs-Hombach, Klaus (2003). Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem.
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 11).
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Anmerkungen
- ↑ Eine knappe Einführung in die Semiotik als Hintergrundtheorie der Bildwissenschaft geben [Birk et al. 2014a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. .
- ↑ Auch ‘spezielle Semiotiken’ ([Eco 1984b]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 16) genannt, wie z.B. Theatersemiotik, Architektursemiotik, Computersemiotik.
- ↑ Mit ‘Semiologie’ wird die frühe Semiotik strukturalistischer Prägung bezeichnet. Der Terminus ‘Semiotik’ hat sich allerdings als allgemeine Bezeichnung einer theoretisch und methodisch vielfältigen allgemeinen und transdisziplinären Zeichenwissenschaft durchgesetzt.
- ↑ Vgl. die kritische Diskussion zu [Barthes 1964a]Barthes, Roland (1990).
Rhetorik des Bildes (1964). In Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn. Kritische Essays III, ???, aus dem Französischen von Hornig, Dieter.
Eintrag in Sammlung zeigen in [Sonesson 1989a]Sonesson, Göran (1989). Pictorial Concepts. In .
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 125ff.
- ↑ Vgl. zu Goodmans Bildbegriff auch [Scholz 1991a]Scholz, Oliver R. (1991).
Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildhafter Darstellungen. Frankfurt a. M.: ???, (1. Aufl.).
Eintrag in Sammlung zeigen und [Birk 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. .
- ↑ Zu den Unterschieden bildanalytischer Methoden vgl. [Netzwerk Bildphilosophie 2014a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. .
- ↑ Peirce klassifiziert Zeichen in drei Trichotomien (des »Repräsentamens«, der »Objektrelation« und des »Interpretantenbezugs«). Die Zeichentypologie von Ikon, Index und Symbol ist eine weithin akzeptierte Unterscheidung in der allgemeinen Semiotik geworden.
- ↑ Die Peirce’sche Phänomenologie basiert auf den drei Universalkategorien: »Erstheit«, »Zweitheit«, »Drittheit« (vgl. [Nöth 2000a]Nöth, Winfried (2000).
Der Zusammenhang von Text und Bild. In Text- und Gesprächslinguistik. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 16, 489–496.
Eintrag in Sammlung zeigen: S. 61ff).
- ↑ Ein Bild im Peirce’schen Sinn muss dabei nicht notwendigerweise visuell sein. Auch auditive oder olfaktorische Bilder sind z.B. möglich.
[Barthes 1961a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Barthes 1963a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Barthes 1964a]: Barthes, Roland (1990). Rhetorik des Bildes (1964). In: Barthes, Roland (Hg.): Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn. Kritische Essays III. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. ???, aus dem Französischen von Hornig, Dieter.
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