Bildtermini anderer Sprachen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Die Annahme, dass gegen Ende des 20. Jahrhun­derts nicht nur in den Kultur­wissen­schaften eine Hinwen­dung, ein ''turn'' hin zu den Bildern stattge­funden habe, gehört zum Common­sense.<ref>Zu den ein­schlä­gi­gen Pro­kla­ma­ti­o­nen die­ses ''turn'' vgl. <bib id='Fellmann 1991a'>Fell­mann 1991a</bib>: S. 26, (<bib id='Mitchell 2008a'>Mit­chell 2008a</bib>: S. 101-​135 und <bib id='Boehm 1994a'></bib>.</ref> Vor diesem Hinter­grund bedarf eine Rückwen­dung zur Sprache – und selbst wenn es sich dabei um eine Wendung zu den Bild­termi­ni ande­rer Sprachen handelt – zumin­dest einer Erläu­terung.<ref>Die kom­ple­men­tä­ren [[Bildtermini im modernen Deutsch|Bild­ter­mi­ni des Deut­schen]] wer­den im Haupt­punkt [[Sprechen über Bilder|Spre­chen über Bil­der]] be­rück­sich­tigt.</ref> Welche Gründe gibt es also, sich mit derar­tigen Bild­termi­ni ausein­ander­zuset­zen? | |
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− | + | Eine solche Auseinandersetzung bietet Einsich­ten in die Instru­mente, mit denen wir uns auf Bilder bezie­hen; sie erschließt dabei die Bedeu­tungsnu­ancen der Termi­ni und die unter­schiedli­chen Gegen­stände, die unter sie fallen; und sie infor­miert ferner über die wissens- und kultur­geschicht­liche Bedeu­tung von Bild­meta­phern. Im einzel­nen: | |
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− | + | ===Bezug auf Bilder=== | |
− | + | Obwohl gegen Ende des 20. Jahrhun­derts eine Hinwen­dung zum Thema Bild stattge­funden hat, ist damit keines­wegs das gängi­ge wissen­schaftli­che Proze­dere – um auf dieser allge­meinsten Ebene noch nicht von ‘Metho­de’ zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel ''reden'' oder ''schreiben'' wir in den Wissen­schaften immer noch über die für uns rele­vanten Themen. Wir haben nicht begon­nen, (über) sie statt­dessen nur noch zu ''malen'', ''zeichnen'' oder zu ''foto­grafie­ren''.<ref>Aus­nah­men von die­ser Re­gel sind bei­spiels­wei­se schon «Der Bil­der­at­las Mne­mo­sy­ne» aus den 1920er Jah­ren (<bib id='Warburg 2008a'>War­burg 2008a</bib>), die „pic­to­rial es­says“, die sich in den – be­zeich­nen­der­wei­se aus ei­ner BBC-​Fern­seh­se­rie her­vor­ge­gan­ge­nen – «Ways of See­ing» fin­den (<bib id='Berger 1972a'>Ber­ger 1972a</bib>), oder auch jün­ge­re Ar­bei­ten im An­schluss an Wal­ter Ben­ja­mins «Pas­sa­gen-​Werk» (<bib id='Buck-Morss 1989a'>Buck-​Morss 1989a</bib>: S. 341-​375 und <bib id='Buck-Morss 2000a'>Buck-​Morss 2000a</bib>). Es ist je­doch auf­fäl­lig, das auch der­ar­ti­ge Aus­nah­men nicht voll­stän­dig mit dem Prin­zip des [[Sprechen über Bilder|Spre­chens über Bil­der]] bre­chen kön­nen: Es wer­den Ti­tel ver­wen­det, und die Bil­der oder Bild­stre­cken wer­den ent­wed­er di­rekt kom­men­tiert oder lo­cke­rer dis­kur­siv kon­tex­tu­iert.</ref> Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir nahe liegen­der Weise auch Aus­drücke verwen­den, mit denen wir uns auf sie bezie­hen. Sich mit Bild­termi­ni ausein­ander­zuset­zen, bedeu­tet daher, sich über die Instru­mente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissen­schaften) auf Bilder bezie­hen. Neben­bei, auch der aktu­elle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeich­nender­weise keine ''Bilder'' – in ihm findet sich ledig­lich der ''Ausdruck'' ‘Bilder’. | |
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− | + | ===Bedeutungsnuancen der Termini=== | |
− | + | Schon anhand von einer, erst recht bei der Berück­sichti­gung von mehre­ren Sprachen, kann man feststel­len, dass es erstens eine Vielzahl von derar­tigen Termi­ni gibt und dass es sich zweitens bei dieser Vielzahl nicht um eine ono­masio­logi­sche Trivia­lität handelt. Die Ono­masio­logie fragt nach den verschie­denen Bezeich­nungen, die eine Sache haben kann. Bei den uns inte­ressie­renden Termi­ni handelt es sich jedoch nicht immer schlicht um verschie­dene Termi­ni für ein und diesel­be Sache – welche Sache es tatsäch­lich ist, kann vielmehr nach Maßga­be der Termi­ni durchaus vari­ieren. Wir stoßen bei dem Termi­ni also auf Bedeu­tungsnu­ancen. Die franzö­sische Alltags­sprache kennt beispiels­weise sowohl die Rede vom ''tableau'' als auch die von der ''image''; gemäß der unter­schiedli­chen Logik der beiden Begrif­fe, der konkre­teren Ausrich­tung des ersten und der abstrak­teren Ausrich­tung der zweiten, können wir von einem ''tableau'' sagen, dass wir es an die Wand hängen, bei einer ''image'' ist dies jedoch unmög­lich.<ref>Vgl. ⊳ [[Französisch: 'image', 'dessin' und 'cadre'|Fran­zö­sisch: ‘image’, ‘des­sin’ und ‘cadre’]]; Ent­spre­chen­des trifft auch auf das Eng­li­sche und die Un­ter­schei­dung zwi­schen [[Englisch: 'image' und 'picture'|''pic­ture'']] und [[Englisch: 'image' und 'picture'|''im­age'']] zu.</ref> (Die deutsche Alltags­sprache hinge­gen verfährt anders, verschleift diesen Unter­schied und nennt beides ‘Bild’.)<ref>Im Deut­schen wird die­ser Un­ter­schied erst durch ei­ne Ver­bin­dung des Bild­ter­mi­nus mit ei­nem Ad­jek­tiv oder durch ei­ne an­de­re Er­wei­te­rung ein­ge­holt. Bei­spie­le in der deut­schen Wis­sen­schafts­spra­che da­für fin­den sich bei Ed­mund Hus­serl, der das „phy­si­sche Bild, das Bild aus Lein­wand, aus Mar­mor usw.“ vom „re­prä­sen­tie­ren­den Bild“ oder „Bild­ob­jekt“ ab­grenzt (<bib id='Husserl 1980a'>Hus­serl 1980a</bib>: S. 19), oder in der Be­zeich­nung [[Bildträger|‘Bild­trä­ger’]].</ref> | |
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− | + | ===Gegenstände=== | |
− | + | Die Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und diesel­be Bezeich­nung fällt. Im Falle der Bild­termi­ni ist diese Frage eben­falls aufschluss­reich, da sie keines­wegs nur visuell wahrnehm­bare Arte­fakte bezeich­nen. William John Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Fami­lie der Bilder grob in graphi­sche ([[Malerei|Gemäl­de]], Zeichnun­gen etc., [[Skulptur|Statuen]], Pläne), opti­sche ([[Spiegel|Spiegel]], Projek­tionen), perzep­tuelle (Sinnes­daten, „Formen“, Erschei­nungen), menta­le ([[Traumbild|Träume]], Erin­nerun­gen, Ideen, [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle|Vorstel­lungsbil­der]]) und sprachli­che Bilder ([[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Meta­phern]], Beschrei­bungen) einge­teilt (<bib id='Mitchell 1986a'></bib>: S. 10). Etwas anders gesagt: Es lässt sich beobach­ten, dass eine Fülle verschie­dener Gegen­stände unter die fragli­chen Termi­ni fällt. — Neben Unter­schieden, die sich bereits in der synchro­nen Perspek­tive erschlie­ßen, finden sich weite­re Unter­schiede, wenn man wie die Begriffs­geschich­te oder die histo­rische Seman­tik die Termi­ni in der diachro­nen Perspek­tive verfolgt.<ref>Für die Phi­lo­so­phie vgl. da­zu <bib id='Ritter 1967a'>Rit­ter 1967a</bib>, für die His­to­ri­o­gra­phie <bib id='Koselleck 1979a'>Ko­sel­leck 1979a</bib> und für die So­zi­o­lo­gie <bib id='Luhmann 1980a'>Luh­mann 1980a</bib>.</ref> Beispiels­weise fiel unter ‘ima­go’, der Wurzel für das franzö­sische oder engli­sche ‘image’, keines­wegs immer nur etwas Abstrak­te(re)s, sondern zu Beginn der rekon­struier­baren Begriffs­geschich­te ganz handgreif­lich die römi­sche Toten­maske (⊳ [[Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago'|Latei­nisch: ‘effi­gies’, ‘species’, ‘simu­lacrum’, ‘ima­go’]]).<ref> Um ein wei­te­res Bei­spiel zu nen­nen: Noch Hus­serls Er­klä­run­gen zum phy­si­schen Bild ver­ra­ten an­satz­wei­se, dass es frü­her im Ge­gen­satz zu heu­te üb­lich war, un­ter ‘Bild’ vor al­lem plas­ti­sche und nicht pla­ne Ge­gen­stän­de zu fas­sen.</ref> | |
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− | + | ===Bedeutung von Bildmetaphern=== | |
− | + | In Zusammenhängen wie dem letztge­nannten zeigt sich darü­ber hinaus, dass Bild­termi­ni – teils durch expli­zite Verglei­che oder Ana­logien gestützt – oftmals meta­phorisch verwen­det werden (vgl. hier und im Folgen­den <bib id='Liebsch 2012a'></bib>). Um nur zwei prägnan­te Beispie­le zu nennen: Im byzan­tini­schen [[Idolatrie und Ikonoklasmus|Bilder­streit]] weitet der Iko­nophi­le Johan­nes von Damas­kus die Bedeu­tung von ‘eikon’ (vgl. ⊳ [[Griechisch: 'agalma', 'phantasma', 'eidolon', 'typos', 'eikon'|Griechisch: ‘agal­ma’, ‘phantas­ma’, ‘eido­lon’, ‘typos’, ‘eikon’]]) derar­tig aus, dass erstens der gesam­te christli­che Kosmos als bildhaft und zweitens das ursprüng­liche Problem, die [[Ikone|Iko­ne]], nur noch als ein unpro­blema­tischer Fall von vielen erscheint.<ref>Ge­mes­sen an un­se­rem Ver­ständ­nis von ‘Bild’ teils doch recht aben­teu­er­lich fällt un­ter ‘ei­kon’ bei Jo­han­nes: a) Chris­tus im Ver­hält­nis zu Gott, b) die über­zeit­li­che Idee im Geis­te Got­tes, die das Ge­sche­hen in der Zeit vor­her­be­stimmt, c) der Mensch als Eben­bild Got­tes, d) die Schöp­fung, in­so­fern sie auf ih­ren Schöp­fer ver­weist, e) das ty­po­lo­gi­sche Ver­hält­nis des Al­ten zum Neu­en Tes­ta­ment so­wie f) das mo­ra­li­sche Vor­bild, das sich in den Ge­schich­ten der Bi­bel und den Iko­nen fin­det; vgl. <bib id='Johannes von Damaskos 1975a'>Jo­ha­nnes von Da­mas­kos 1975a</bib>: III, 18-23).</ref> Und John Locke ana­logi­siert in der Neuzeit unse­re Vorstel­lungen von Dingen mit ‘pic­tures’ und vergleicht ihr Entste­hen im menschli­chen Verstand mit der Erzeu­gung von Bildern in der [[Camera obscura|Came­ra obscu­ra]].<ref>Vgl. <bib id='Locke 1975a'>Lo­cke 1975a</bib>: II. Buch, 12. Ka­pi­tel, Ab­schnitt 17. — Schon Pla­ton und Aris­to­te­les ha­ben ähn­li­che Ver­glei­che vor­ge­nom­men, da­bei aber na­tür­lich auf an­de­re Ver­fah­ren der Bild­er­zeu­gung re­kur­riert, näm­lich auf die Ma­le­rei wie Pla­ton im «Phi­le­bos» (39a-c) und auf die Ma­ler­ei und die rhe­to­ri­sche Mne­mo­tech­nik wie Aris­to­te­les in «De ani­ma» (427b).</ref> Folgt man der meta­phori­schen Verwen­dung von Bild­termi­ni, so lässt sich feststel­len, dass die Bild­meta­pher eine tragen­de Rolle in Onto­logie und Theo­logie, in Erkennt­nistheo­rie und Psycho­logie sowie in der Ethik und vielen ande­ren Berei­chen gespielt hat. Sie zählt zu jenen starken und weit verbrei­teten Meta­phern, die bis heute unser Wissen struktu­rieren.<ref>Da­zu heißt es im «Wör­ter­buch der phi­lo­so­phi­schen Me­ta­phern»: „Sol­che Me­ta­phern, von an­de­ren Au­to­ren auch 'ra­di­ka­le Me­ta­phern' (Ernst Cas­sie­rer), ''root meta­phors'' (Ste­phen C. Pep­per), ''gen­er­a­tive meta­phors'' (Max Black) oder ''mé­ta­phores vi­ves'' (Paul Ri­cœur) ge­nannt, sind 'Grund­be­stän­de' oder, wie Blu­men­berg auch sagt, ‘ab­so­lu­te’ Me­ta­phern und bie­ten als sol­che be­son­de­re An­läs­se phi­lo­so­phi­scher Re­fle­xion“ (<bib id='Konersmann 2011a'>Ko­ners­mann 2011a</bib>: S. 12). — Di­rekt zur Bild­me­ta­pho­rik vgl. im «Wör­ter­buch» ins­be­son­de­re <bib id='Meyer-Drawe & Witte 2011a'>Me­yer-​Dra­we & Wit­te 2011a</bib>: S. 66-70.</ref> | |
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− | * [[ | + | * [[Arabisch: 'sûra', 'timthal', 'wathan' und 'sanam'|Arabisch: ‘صورة‘, ’تمثال‘, ’وثن’ und ‘صنم’]] |
− | * [[ | + | * [[Englisch: 'image' und 'picture'|Englisch: ‘image’ und ‘picture’]] |
− | * [[ | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Französisch: 'image', 'dessin' und 'cadre' -]] |
− | * [[ | + | * [[Griechisch: 'agalma', 'phantasma', 'eidolon', 'typos', 'eikon'|Griechisch: ‘ἄγαλμα’, ‘φάντασμα’, ‘εἴδωλον’, ‘τύπος’, ‘εἰκών’]] |
− | * [[ | + | * [[Hebräisch: 'päsäl', 'säläm' und 'demut'|Hebräisch: ‘פַּסָּל‘, ’צֶלֶם’ und ‘דְּמוּת’]] |
− | * | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Italienisch: ‘disegno’, ‘quadro’, ‘dipinto’, ‘figura’, ‘immagine’, ‘ritratto’ -]] |
− | * | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Japanisch und chinesisch: ...,‘画’, ‘影像’; ..., ‘图像’ -]] |
− | * ... | + | * [[Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago'|Lateinisch: ‘effigies’, ‘species’, ‘simu­lacrum’, ‘imago’]] |
+ | * [[Russisch: 'obraz'|Russisch: ‘образ’]] | ||
+ | * [[Spanisch: 'imagen', 'efigie', 'cuadro', 'cromo'|Spanisch: ‘imagen’ und ‘cuadro’]] | ||
+ | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Türkisch: ..., ‘resim’, ‘görüntü’, ‘tablo’ -]] | ||
+ | * [[Ungarisch: 'kép'|Ungarisch: ‘kép’]] | ||
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Aktuelle Version vom 29. Januar 2015, 19:33 Uhr
Hauptpunkt zu: Bild und Sprache
Die Annahme, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts nicht nur in den Kulturwissenschaften eine Hinwendung, ein turn hin zu den Bildern stattgefunden habe, gehört zum Commonsense.[1] Vor diesem Hintergrund bedarf eine Rückwendung zur Sprache – und selbst wenn es sich dabei um eine Wendung zu den Bildtermini anderer Sprachen handelt – zumindest einer Erläuterung.[2] Welche Gründe gibt es also, sich mit derartigen Bildtermini auseinanderzusetzen? Eine solche Auseinandersetzung bietet Einsichten in die Instrumente, mit denen wir uns auf Bilder beziehen; sie erschließt dabei die Bedeutungsnuancen der Termini und die unterschiedlichen Gegenstände, die unter sie fallen; und sie informiert ferner über die wissens- und kulturgeschichtliche Bedeutung von Bildmetaphern. Im einzelnen: Bezug auf BilderObwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Hinwendung zum Thema Bild stattgefunden hat, ist damit keineswegs das gängige wissenschaftliche Prozedere – um auf dieser allgemeinsten Ebene noch nicht von ‘Methode’ zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel reden oder schreiben wir in den Wissenschaften immer noch über die für uns relevanten Themen. Wir haben nicht begonnen, (über) sie stattdessen nur noch zu malen, zeichnen oder zu fotografieren.[3] Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir nahe liegender Weise auch Ausdrücke verwenden, mit denen wir uns auf sie beziehen. Sich mit Bildtermini auseinanderzusetzen, bedeutet daher, sich über die Instrumente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissenschaften) auf Bilder beziehen. Nebenbei, auch der aktuelle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeichnenderweise keine Bilder – in ihm findet sich lediglich der Ausdruck ‘Bilder’. Bedeutungsnuancen der TerminiSchon anhand von einer, erst recht bei der Berücksichtigung von mehreren Sprachen, kann man feststellen, dass es erstens eine Vielzahl von derartigen Termini gibt und dass es sich zweitens bei dieser Vielzahl nicht um eine onomasiologische Trivialität handelt. Die Onomasiologie fragt nach den verschiedenen Bezeichnungen, die eine Sache haben kann. Bei den uns interessierenden Termini handelt es sich jedoch nicht immer schlicht um verschiedene Termini für ein und dieselbe Sache – welche Sache es tatsächlich ist, kann vielmehr nach Maßgabe der Termini durchaus variieren. Wir stoßen bei dem Termini also auf Bedeutungsnuancen. Die französische Alltagssprache kennt beispielsweise sowohl die Rede vom tableau als auch die von der image; gemäß der unterschiedlichen Logik der beiden Begriffe, der konkreteren Ausrichtung des ersten und der abstrakteren Ausrichtung der zweiten, können wir von einem tableau sagen, dass wir es an die Wand hängen, bei einer image ist dies jedoch unmöglich.[4] (Die deutsche Alltagssprache hingegen verfährt anders, verschleift diesen Unterschied und nennt beides ‘Bild’.)[5] GegenständeDie Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und dieselbe Bezeichnung fällt. Im Falle der Bildtermini ist diese Frage ebenfalls aufschlussreich, da sie keineswegs nur visuell wahrnehmbare Artefakte bezeichnen. William John Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Familie der Bilder grob in graphische (Gemälde, Zeichnungen etc., Statuen, Pläne), optische (Spiegel, Projektionen), perzeptuelle (Sinnesdaten, „Formen“, Erscheinungen), mentale (Träume, Erinnerungen, Ideen, Vorstellungsbilder) und sprachliche Bilder (Metaphern, Beschreibungen) eingeteilt ([Mitchell 1986a]Mitchell, William J.T. (1986).Iconology. Image, Text, Ideology. Chicago, London: The University of Chicago Press. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 10). Etwas anders gesagt: Es lässt sich beobachten, dass eine Fülle verschiedener Gegenstände unter die fraglichen Termini fällt. — Neben Unterschieden, die sich bereits in der synchronen Perspektive erschließen, finden sich weitere Unterschiede, wenn man wie die Begriffsgeschichte oder die historische Semantik die Termini in der diachronen Perspektive verfolgt.[6] Beispielsweise fiel unter ‘imago’, der Wurzel für das französische oder englische ‘image’, keineswegs immer nur etwas Abstrakte(re)s, sondern zu Beginn der rekonstruierbaren Begriffsgeschichte ganz handgreiflich die römische Totenmaske (⊳ Lateinisch: ‘effigies’, ‘species’, ‘simulacrum’, ‘imago’).[7] Bedeutung von BildmetaphernIn Zusammenhängen wie dem letztgenannten zeigt sich darüber hinaus, dass Bildtermini – teils durch explizite Vergleiche oder Analogien gestützt – oftmals metaphorisch verwendet werden (vgl. hier und im Folgenden [Liebsch 2012a]Literaturangabe fehlt. |
Unterpunkte
Anmerkungen
[Berger 1972a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 1994a]: Boehm, Gottfried (1994). Die Wiederkehr der Bilder. In: Boehm, G. (Hg.): Was ist ein Bild?. München: Fink, S. 11-38. [Buck-Morss 1989a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [66], Joerg R.J. Schirra [63] und Zsuzsanna Kondor [1] — (Hinweis) |