Bildtermini anderer Sprachen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Obwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Hinwendung zum Thema Bild stattgefunden hat, ist damit keineswegs das gängige wissenschaftliche Prozedere – um auf dieser allgemeinsten Ebene noch nicht von Methode zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel ''reden'' oder ''schreiben'' wir in den Wissenschaften immer noch über die für uns relevanten Themen. Wir haben nicht begonnen, (über) sie stattdessen nur noch zu ''malen'' oder zu ''zeichnen''. Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir naheliegender Weise auch Ausdrücke verwenden, mit denen wir uns auf sie beziehen. Sich mit Bildtermini auseinanderzusetzen bedeutet daher, sich über die Instrumente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissenschaften) auf Bilder beziehen. Nebenbei, auch der aktuelle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeichnenderweise keine ''Bilder'' – in ihm findet sich lediglich der ''Ausdruck'' ‘Bilder’. | + | Obwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Hinwendung zum Thema Bild stattgefunden hat, ist damit keineswegs das gängige wissenschaftliche Prozedere – um auf dieser allgemeinsten Ebene noch nicht von Methode zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel ''reden'' oder ''schreiben'' wir in den Wissenschaften immer noch über die für uns relevanten Themen. Wir haben nicht begonnen, (über) sie stattdessen nur noch zu ''malen'' oder zu ''zeichnen''. Ausnahmen von dieser Regel sind etwa schon Der Bilderatlas Mnemosyne (Warburg 2000a) aus den 1920er Jahren oder auch jüngere Arbeiten im Anschluss an Walter Benjamins Passagen-Werk (Susan Buck-Morss 1989, 2000). Es ist auffällig, das auch derartige Ausnahmen nicht vollständig mit dem Prinzip des Sprechens über Bilder brechen: Es werden Titel verwendet, und die Bilder oder Bildstrecken werden direkt kommentiert oder lockerer in diskursive Praktiken eingebettet. Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir naheliegender Weise auch Ausdrücke verwenden, mit denen wir uns auf sie beziehen. Sich mit Bildtermini auseinanderzusetzen bedeutet daher, sich über die Instrumente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissenschaften) auf Bilder beziehen. Nebenbei, auch der aktuelle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeichnenderweise keine ''Bilder'' – in ihm findet sich lediglich der ''Ausdruck'' ‘Bilder’. |
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Version vom 30. Januar 2014, 22:30 Uhr
Hauptpunkt zu: Bild und Sprache
Die Annahme, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts nicht nur in den Kulturwissenschaften eine Hinwendung, ein turn hin zu den Bildern stattgefunden habe, gehört zum Commonsense.[1] Vor diesem Hintergrund bedarf eine Rückwendung zur Sprache – und selbst wenn es sich dabei um eine Wendung zu den Bildtermini anderer Sprachen handelt – zumindest einer Erläuterung.[2] Welche Gründe gibt es also, sich mit derartigen Bildtermini auseinanderzusetzen? Eine solche Auseinandersetzung bietet Einsichten in die Instrumente, mit denen wir uns auf Bilder beziehen; sie erschließt dabei die Bedeutungsnuancen der Termini und die unterschiedlichen Gegenstände, die unter sie fallen; und sie informiert ferner über die wissens- und kulturgeschichtliche Bedeutung von Bildmetaphern. Im einzelnen: Bezug auf BilderObwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Hinwendung zum Thema Bild stattgefunden hat, ist damit keineswegs das gängige wissenschaftliche Prozedere – um auf dieser allgemeinsten Ebene noch nicht von Methode zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel reden oder schreiben wir in den Wissenschaften immer noch über die für uns relevanten Themen. Wir haben nicht begonnen, (über) sie stattdessen nur noch zu malen oder zu zeichnen. Ausnahmen von dieser Regel sind etwa schon Der Bilderatlas Mnemosyne (Warburg 2000a) aus den 1920er Jahren oder auch jüngere Arbeiten im Anschluss an Walter Benjamins Passagen-Werk (Susan Buck-Morss 1989, 2000). Es ist auffällig, das auch derartige Ausnahmen nicht vollständig mit dem Prinzip des Sprechens über Bilder brechen: Es werden Titel verwendet, und die Bilder oder Bildstrecken werden direkt kommentiert oder lockerer in diskursive Praktiken eingebettet. Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir naheliegender Weise auch Ausdrücke verwenden, mit denen wir uns auf sie beziehen. Sich mit Bildtermini auseinanderzusetzen bedeutet daher, sich über die Instrumente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissenschaften) auf Bilder beziehen. Nebenbei, auch der aktuelle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeichnenderweise keine Bilder – in ihm findet sich lediglich der Ausdruck ‘Bilder’. Bedeutungsnuancen der TerminiSchon anhand von einer, erst recht bei der Berücksichtigung von mehreren Sprachen, kann man feststellen, dass es erstens eine Vielzahl von derartigen Termini gibt und dass es sich zweitens bei dieser Vielzahl nicht um eine onomasiologische Trivialität handelt. Die Onomasiologie fragt bekanntlich nach den verschiedenen Bezeichnungen, die eine Sache haben kann. Bei den uns interessierenden Termini handelt es sich jedoch nicht immer schlicht um verschiedene Termini für ein und dieselbe Sache – welche Sache es tatsächlich ist, kann vielmehr nach Maßgabe der Termini durchaus variieren. Wir stoßen bei dem Termini also auf Bedeutungsnuancen. Die französische Alltagssprache kennt beispielsweise sowohl die Rede vom tableau als auch die von der image; gemäß der unterschiedlichen Logik der beiden Begriffe, der konkreteren Ausrichtung des ersten und der abstrakteren Ausrichtung der zweiten, können wir von einem tableau sagen, dass wir es an die Wand hängen, bei einer image ist dies jedoch unmöglich.[3] (Die deutsche Alltagssprache hingegen verfährt anders, verschleift diesen Unterschied und nennt beides ‘Bild’.)[4] GegenständeDie Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und dieselbe Bezeichnung fällt. Im Falle der Bildtermini ist diese Frage ebenfalls aufschlussreich, da sie keineswegs nur visuell wahrnehmbare Artefakte bezeichnen. William James Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Familie der Bilder grob in graphische (Gemälde, Zeichnungen etc., Statuen, Pläne), optische (Spiegel, Projektionen), perzeptuelle (Sinnesdaten, „Formen“, Erscheinungen), mentale (Träume, Erinnerungen, Ideen, Vorstellungsbilder) und sprachliche Bilder (Metaphern, Beschreibungen) eingeteilt ([Mitchell 1986a]Literaturangabe fehlt. Bedeutung von BildmetaphernIn Zusammenhängen wie dem letztgenannten zeigt sich darüber hinaus, dass Bildtermini – teils durch explizite Vergleiche oder Analogien gestützt – oftmals metaphorisch verwendet werden (vgl. hier und im Folgenden [Liebsch 2012a]Literaturangabe fehlt. |
Unterpunkte
Anmerkungen
[Boehm 1994a]: Boehm, Gottfried (1994). Die Wiederkehr der Bilder. München: Fink.
[Fellmann 1991a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [66], Joerg R.J. Schirra [63] und Zsuzsanna Kondor [1] — (Hinweis) |