Bildtermini anderer Sprachen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und diesel­be Bezeich­nung fällt. Im Falle der Bild­termi­ni ist diese Frage eben­falls aufschluss­reich, da sie keines­wegs nur visuell wahrnehm­bare Arte­fakte bezeich­nen. William James Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Fami­lie der Bilder grob in graphi­sche ([[Malerei|Gemäl­de]], Zeichnun­gen etc., [[Skulptur|Statuen]], Pläne), opti­sche ([[Spiegel|Spiegel]], Projek­tionen), perzep­tuelle (Sinnes­daten, „Formen“, Erschei­nungen), menta­le ([[Traumbild|Träume]], Erin­nerun­gen, Ideen, [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle|Vorstel­lungsbil­der]]) und sprachli­che Bilder ([[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Meta­phern]], Beschrei­bungen) einge­teilt (<bib id='Mitchell 1986a'></bib>: S. 10). Etwas anders gesagt: Es lässt sich beobach­ten, dass eine Fülle verschie­dener Gegen­stände unter die fragli­chen Termi­ni fällt. | + | Die Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und diesel­be Bezeich­nung fällt. Im Falle der Bild­termi­ni ist diese Frage eben­falls aufschluss­reich, da sie keines­wegs nur visuell wahrnehm­bare Arte­fakte bezeich­nen. William James Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Fami­lie der Bilder grob in graphi­sche ([[Malerei|Gemäl­de]], Zeichnun­gen etc., [[Skulptur|Statuen]], Pläne), opti­sche ([[Spiegel|Spiegel]], Projek­tionen), perzep­tuelle (Sinnes­daten, „Formen“, Erschei­nungen), menta­le ([[Traumbild|Träume]], Erin­nerun­gen, Ideen, [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle|Vorstel­lungsbil­der]]) und sprachli­che Bilder ([[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Meta­phern]], Beschrei­bungen) einge­teilt (<bib id='Mitchell 1986a'></bib>: S. 10). Etwas anders gesagt: Es lässt sich beobach­ten, dass eine Fülle verschie­dener Gegen­stände unter die fragli­chen Termi­ni fällt. — Neben Unter­schieden, die sich bereits in der synchro­nen Perspek­tive erschlie­ßen, finden sich weite­re Unter­schiede, wenn man wie die Begriffs­geschich­te oder die histo­rische Seman­tik die Termi­ni in der diachro­nen Perspek­tive verfolgt.<ref>Für die Phi­lo­so­phie vgl. da­zu <bib id='Ritter 1967a'>Rit­ter 1967a</bib>, für die His­to­ri­o­gra­phie <bib id='Koselleck 1979a'>Ko­sel­leck 1979a</bib> und für die So­zi­o­lo­gie <bib id='Luhmann 1980a'>Luh­mann 1980a</bib>.</ref> Beispiels­weise fiel unter ‘ima­go’, der Wurzel für das franzö­sische oder engli­sche ‘image’, keines­wegs immer nur etwas Abstrak­te(re)s, sondern zu Beginn der rekon­struier­baren Begriffs­geschich­te ganz handgreif­lich die römi­sche Toten­maske (⊳ [[Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago'|Latei­nisch: ‘effi­gies’, ‘species’, ‘simu­lacrum’, ‘ima­go’]]).<ref> Um ein wei­te­res Bei­spiel zu nen­nen: Noch Hus­serls Er­klä­run­gen zum phy­si­schen Bild ver­ra­ten an­satz­wei­se, dass es frü­her im Ge­gen­satz zu heu­te üb­lich war, un­ter ‘Bild’ vor al­lem plas­ti­sche und nicht pla­ne Ge­gen­stän­de zu fas­sen.</ref> |
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===Bedeutung von Bildmetaphern=== | ===Bedeutung von Bildmetaphern=== |
Version vom 21. April 2014, 16:22 Uhr
Hauptpunkt zu: Bild und Sprache
Die Annahme, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts nicht nur in den Kulturwissenschaften eine Hinwendung, ein turn hin zu den Bildern stattgefunden habe, gehört zum Commonsense.[1] Vor diesem Hintergrund bedarf eine Rückwendung zur Sprache – und selbst wenn es sich dabei um eine Wendung zu den Bildtermini anderer Sprachen handelt – zumindest einer Erläuterung.[2] Welche Gründe gibt es also, sich mit derartigen Bildtermini auseinanderzusetzen? Eine solche Auseinandersetzung bietet Einsichten in die Instrumente, mit denen wir uns auf Bilder beziehen; sie erschließt dabei die Bedeutungsnuancen der Termini und die unterschiedlichen Gegenstände, die unter sie fallen; und sie informiert ferner über die wissens- und kulturgeschichtliche Bedeutung von Bildmetaphern. Im einzelnen: Bezug auf BilderObwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine Hinwendung zum Thema Bild stattgefunden hat, ist damit keineswegs das gängige wissenschaftliche Prozedere – um auf dieser allgemeinsten Ebene noch nicht von ‘Methode’ zu sprechen – außer Kurs gesetzt worden: In der Regel reden oder schreiben wir in den Wissenschaften immer noch über die für uns relevanten Themen. Wir haben nicht begonnen, (über) sie stattdessen nur noch zu malen, zeichnen oder zu fotografieren.[3] Um über sie reden oder schreiben zu können, müssen wir nahe liegender Weise auch Ausdrücke verwenden, mit denen wir uns auf sie beziehen. Sich mit Bildtermini auseinanderzusetzen, bedeutet daher, sich über die Instrumente Aufschluss zu geben, mit denen wir uns (auch in den Wissenschaften) auf Bilder beziehen. Nebenbei, auch der aktuelle Satz ist ein Beispiel für diesen Bezug, denn in ihm finden sich bezeichnenderweise keine Bilder – in ihm findet sich lediglich der Ausdruck ‘Bilder’. Bedeutungsnuancen der TerminiSchon anhand von einer, erst recht bei der Berücksichtigung von mehreren Sprachen, kann man feststellen, dass es erstens eine Vielzahl von derartigen Termini gibt und dass es sich zweitens bei dieser Vielzahl nicht um eine onomasiologische Trivialität handelt. Die Onomasiologie fragt nach den verschiedenen Bezeichnungen, die eine Sache haben kann. Bei den uns interessierenden Termini handelt es sich jedoch nicht immer schlicht um verschiedene Termini für ein und dieselbe Sache – welche Sache es tatsächlich ist, kann vielmehr nach Maßgabe der Termini durchaus variieren. Wir stoßen bei dem Termini also auf Bedeutungsnuancen. Die französische Alltagssprache kennt beispielsweise sowohl die Rede vom tableau als auch die von der image; gemäß der unterschiedlichen Logik der beiden Begriffe, der konkreteren Ausrichtung des ersten und der abstrakteren Ausrichtung der zweiten, können wir von einem tableau sagen, dass wir es an die Wand hängen, bei einer image ist dies jedoch unmöglich.[4] (Die deutsche Alltagssprache hingegen verfährt anders, verschleift diesen Unterschied und nennt beides ‘Bild’.)[5] GegenständeDie Semasiologie fragt danach, was alles unter ein und dieselbe Bezeichnung fällt. Im Falle der Bildtermini ist diese Frage ebenfalls aufschlussreich, da sie keineswegs nur visuell wahrnehmbare Artefakte bezeichnen. William James Thomas Mitchell hat auch aufgrund dessen die Familie der Bilder grob in graphische (Gemälde, Zeichnungen etc., Statuen, Pläne), optische (Spiegel, Projektionen), perzeptuelle (Sinnesdaten, „Formen“, Erscheinungen), mentale (Träume, Erinnerungen, Ideen, Vorstellungsbilder) und sprachliche Bilder (Metaphern, Beschreibungen) eingeteilt ([Mitchell 1986a]Mitchell, William J.T. (1986).Iconology. Image, Text, Ideology. Chicago, London: The University of Chicago Press. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 10). Etwas anders gesagt: Es lässt sich beobachten, dass eine Fülle verschiedener Gegenstände unter die fraglichen Termini fällt. — Neben Unterschieden, die sich bereits in der synchronen Perspektive erschließen, finden sich weitere Unterschiede, wenn man wie die Begriffsgeschichte oder die historische Semantik die Termini in der diachronen Perspektive verfolgt.[6] Beispielsweise fiel unter ‘imago’, der Wurzel für das französische oder englische ‘image’, keineswegs immer nur etwas Abstrakte(re)s, sondern zu Beginn der rekonstruierbaren Begriffsgeschichte ganz handgreiflich die römische Totenmaske (⊳ Lateinisch: ‘effigies’, ‘species’, ‘simulacrum’, ‘imago’).[7] Bedeutung von BildmetaphernIn Zusammenhängen wie dem letztgenannten zeigt sich darüber hinaus, dass Bildtermini – teils durch explizite Vergleiche oder Analogien gestützt – oftmals metaphorisch verwendet werden (vgl. hier und im Folgenden [Liebsch 2012a]Literaturangabe fehlt. |
Unterpunkte
Anmerkungen
[Berger 1972a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 1994a]: Boehm, Gottfried (1994). Die Wiederkehr der Bilder. In: Boehm, G. (Hg.): Was ist ein Bild?. München: Fink, S. 11-38. [Buck-Morss 1989a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [66], Joerg R.J. Schirra [63] und Zsuzsanna Kondor [1] — (Hinweis) |