Bildtheoretische Ansätze
Hauptpunkt zu: Bildtheorie/Bildwissenschaft/Bildkritik
Bild als perzeptuelles und / oder als kommunikatives EreignisBilder können in sehr allgemeiner Unterscheidung eher hinsichtlich ihrer phänomenalen, insbesondere perzeptuellen Eigenschaften oder eher hinsichtlich ihrer semiotischen, insbesondere kommunikativen Eigenschaften charakterisiert und analysiert werden. Dies entspricht den zwei großen Theorietraditionen, die sich seit der Antike innerhalb der Bildphilosophie herausgebildet haben. Perzeptuelle Bildtheorien betonen in jeweils unterschiedlicher Weise den engen Zusammenhang von Bild und Bildwahrnehmung, semiotische Bildtheorien heben dagegen die pragmatischen Aspekte der Bildverwendungen und Bildfunktionen hervor. Beide Traditionen treten in der Regel nicht in Reinform auf, sondern haben sich in sehr unterschiedlichen Mischverhältnissen entwickelt.
Typologische ErwägungenWerden die perzeptuellen bzw. semiotischen Aspekte zur Kategorisierung von Bildtheorien genutzt, lassen sich die feineren Unterscheidungen zum einen aus den spezifischen wahrnehmungstheoretischen Annahmen ableiten, die in den Bildtheorien Verwendung finden. Entsprechend betont die Illusionstheorie des Bildes eine Nähe von Bildwahrnehmung und Gegenstandswahrnehmung, wohingegen Wollheims Theorie des »seeing-in« umgekehrt die Besonderheiten der Darstellungswahrnehmung akzentuiert. Zum anderen können vor allem die semiotischen Ansätze (aber nicht nur diese) auf den Ebenen der Syntax, der Semantik und der Pragmatik weiter unterschieden werden. Die in der Tradition oft vertretene Ähnlichkeitstheorie des Bildes ist diesem Schema zufolge eine semantische Bildtheorie, weil sie das wesentliche Merkmal bildlicher Darstellungen in einer spezifischen Interpretation nach Ähnlichkeitsgesichtspunkten sieht. Eine der bekannten Alternativen zur Ähnlichkeitstheorie, die das Spezifische des Bildes ebenfalls über eine Bestimmung der Bildsemantik unternimmt, hierzu aber einen anderen Mechanismus unterstellt, ist die Kausaltheorie des Bildes. Ein Ansatz, der dagegen nicht semantisch, sondern syntaktisch ausgerichtet ist, ist die Bildtheorie Nelson Goodmans mit ihrer Betonung der Eigenschaft der syntaktischen Dichte, die insbesondere Alphabete nicht besitzen.
Zur AufteilungDie verschiedenen Unterpunkte zur Bildtheorie intendieren nicht, eine vollständige Übersicht der zahlreichen bildtheoretischen Ansätze zu liefern, sondern bemühen sich vor allem darum, die gegenwärtig intensiver diskutierten bildtheoretischen Ansätze vorzustellen. Dies sind zum Teil disziplinär differenzierte Ansätze wie im Falle der Ikonologie als einem dezidiert kunstgeschichtlichen Ansatz oder im Fall der Visual Culture Studies, der formalen Ästhetik und der psychoanalytischen Bildtheorie, deren disziplinäre Ausrichtung im Titel ja schon zum Ausdruck kommt. Hier werden aus den jeweiligen disziplinären Vorgaben heraus also spezielle Forschungsperspektiven auf die Bilder entworfen. Zum Teil ergeben sich die unterschiedlichen Theorien auch eher aus der Betonung spezifischer Bildaspekte. Entsprechend finden sich sowohl die phänomenologischen als auch die semiotischen Ansätze innerhalb der Philosophie oder auch innerhalb anderer Disziplinen. Das gilt ähnlich für die aisthetischen und die anthropologischen Bildtheorien, für die sich Ansätze in unterschiedlichen Disziplinen finden lassen. Schließlich gibt es eine dritte Gruppe von Bildtheorien, bei denen ein spezifischer Bildaspekt von oft nur einem Forscher in prominenter Weise dominant gesetzt wurde, wie dies etwa bei der Kommunikologie, der Mediologie oder der Bildakt-Theorie der Fall ist. |
Unterpunkte
Anmerkungen
Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [28] — (Hinweis) |