Bildverwendungstypen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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Hauptpunkt zu: Bilder als Medien


Fragestellung

Mit Bildverwendungstypen sind im Unterschied zu den Bildmedien Bildtypen gemeint, die sich nicht durch ihre apparativ-technische Herstellungsart (wie z.B. die Fotografie) bestimmen, sondern durch die spezifische Art des Bildgebrauchs. Auch wenn durchaus Dominanzen eines spezifischen [Bildmediums] für einen Bildverwendungstyp auftreten (z.B. Film und Fotografie für die Werbung) ergeben sich hier die Fragestellungen nach [bildpragmatischen Kriterien], die sich quer zur Unterscheidung von Bildmedien verhalten, so dass ein und dasselbe Bildmedium in unterschiedlichen Verwendungstypen auftreten kann. Entsprechend richten sich die Fragen weniger auf die medialen Eigenschaften bestimmter Bilder, sondern darauf, wie und als was Bilder in verschiedenen Verwendungskontexten tatsächlich rezipiert werden? Entscheidend für die Typisierung nach Verwendungstypen ist dabei vor allem das Kontextwissen, das den konkreten Gebrauch von Bildern vorstrukturiert und das jeweilige Verständnis von Bildern bedingt. So kann z.B. ein Pressebild, das dem Kontext der Dokumentation entzogen wird, und stattdessen als Werbebild verwendet wird, zu einer völlig neuen Nachricht führen. Oder das Video als Bildmedium kann im Kontext der Medienkunst → reflexiv verwendet werden, es kann als kontrollierendes Korrektiv allein referentiell als → direkte Aufzeichnung von Handlungsabläufen dienen (z.B. im Sport) oder als sekundäres → Bildmedium zur Speicherung von primärem Bildmaterial (etwa von Kinofilmen) eingesetzt werden. Die Unterschiede, die sich in diesen Beispielen ergeben, sind dabei allein Unterschiede der Bildverwendung.

Da die Bildverwendungstypen an aktualisierten Zeichengebrauch und seine Kontexte gebunden sind, unterliegen ihre Kodes bzw. Verwendungskonventionen kulturellen Unterschieden und historischem Wandel. So ist zum Beispiel die Art und Weise, wie, wo und für wen Familienbilder sichtbar gemacht werden, sowohl kulturell verschieden (Familienbilder auf dem Schreibtisch am Arbeitsplatz, auf dem Kaminsims, im Album, im Portemonnaie, auf dem Grabstein) als auch einem Entwicklungsprozess unterzogen (von Ölgemälden der Familienmitglieder bis zum Web-Album). Beide Aspekte sind Verwendungsaspekte des Bildes.

Aufteilung

Die hier zusammengestellten Unterpunkte sind eine (nicht vollständige) Sammlung von Bildverwendungstypen, von denen in exemplarischer Absicht einige auf grundsätzlichen Unterscheidungen [Bild in reflexiver Verwendungsweise], [künstlerisches Bild versus Alltagsbild], andere auf speziellere Verwendungstypen (z.B. [Tableau vivant], [Anamorphose] eingehen. Auch funktionale Unterscheidungen werden sichtbar gemacht [Karte] bzw. ein spezifischer Rezeptionskontext [Ikone], [Werbung] zugewiesen. Desweiteren werden die Unterschiede in der Handhabung von zum Teil gleichen [Bildmedien] unter verschiedenen Rezeptionsbedingungen erläutert (vgl. das Bildmedium Film im [Kino] im Vergleich zum [Fernsehen].

Sonstiges

Anti-essentialistischen Positionen in der Bildtheorie zufolge gibt es keine intrinsische Eigenschaft, die einen Gegenstand zu einem Bild macht. Vielmehr ist ein Gegenstand nur dann ein Bild, wenn wir diesen in einer bestimmten Weise verwenden. In der Regel sind die hier relevanten Verwendungsweisen spezifische Rezeptionsformen: Ein und derselbe Gegenstand kann daher Unterschiedliches sein: ein Bild, ein Diagramm oder ein Schriftzeichen, relativ zu der Hinsicht, die wir bei unserer Rezeption bevorzugt haben. Indem wir etwa nach Goodman einen Gegenstand in seiner syntaktischen Dichte würdigen, handelt es sich um ein Bild und nicht um ein Sprachzeichen.

Von dieser grundlegenden Verwendung eines Gegenstandes als Bild sind die konkreten Verwendungen von Bildern zu bestimmten Zwecken zu unterscheiden. Dies ist eine analytische Unterscheidung: im faktischen Gebrauch schließt die Verwendung eines Gegenstandes als Bild in der Regel immer schon eine konkrete Bildverwendung ein. Insofern es dem kompetenten Bildnutzer ganz selbstverständlich ist, etwas als Bild zu erkennen, ist uns der grundlegende Akt, mit dem ein Gegenstand für uns zum Bild wird, oft auch gar nicht bewusst und wird ganz selbstverständlich von der konkreten Bildverwendung, etwa zum Zwecke der Veranschaulichung eines vergangenen Sachverhaltes, überlagert. „Bildverwendung“ meint daher vor allem den konkreten Einsatz von Bildern in spezifischen Kontexten mit spezifischen Zielsetzungen.

Für die Charakterisierung unterschiedlicher Bildverwendungen hat sich bisher noch keine verbindliche Typologie etabliert. In der Regel liefern die jeweiligen Verwendungszwecke und Bildfunktionen die organisierenden Bestimmungsfaktoren. Solche teilweise sehr differenzierten, aber oft nicht sehr systematischen Aufzählungen grundsätzlicher Bildfunktionen bzw. Bildverwendungsweisen finden sich etwa bei [Huth 1985] oder bei [Doelker 1997]. Entsprechend kann von Zierbilder, Schaubildern oder Abbildern die Rede sein, wenn die dekorative, explikative oder mimetische Funktion im Vordergund steht. Werden Bilder als kommunikative Medien verstanden, liegt es nahe, die in der Sprechakttheorie entwickelten illokutionären Funktonen zumindest teilweise auf den Bildbereich zu übertragen (siehe [Kjørup 1978] und [Sachs-Hombsach 2003]). Es ließe sich dann beispielsweise von Bildern in informierender oder appellativer Funktion sprechen. Oliver Scholz hat in diesem Zusammenhang mit Bezug auf Wittgenstein den Begriff des Bildspiels entwickelt ([vgl. Scholz 2004, 157ff. und 193f.]).

Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Doelker 1997]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Huth 1985]:
Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Kjørup 1978]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Sachs-Hombsach 2003]: Sachs-Hombach, Klaus (2003). Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem.

[vgl. Scholz 2004, 157ff. und 193f.]: Scholz, Oliver R. (2004). Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildhafter Darstellungen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2., vollständig überarbeitete Aufl..


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [48], Franziska Kurz [3] und Stefan Kahl [1] — (Hinweis)