Bildwissenschaft vs. Bildtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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(Bildwissenschaft vs. Bildtheorie)
 
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==Die Heterogenität der bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen For&shy;schungs&shy;debat&shy;te==
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Die bildwissenschaftliche Forschungs&shy;debat&shy;te ist durch ein hohes Maß an Hete&shy;roge&shy;nität charak&shy;teri&shy;siert. Nicht nur gibt es kontro&shy;verse Diskus&shy;sionen über die Frage, welche Diszip&shy;lin(en) und Metho&shy;de(n) den Ausgangs&shy;punkt einer allge&shy;meinen Bild&shy;wissen&shy;schaft zu bilden haben; auch herrscht große Un&shy;einig&shy;keit darü&shy;ber, mit welchem Ober&shy;begriff die wissen&shy;schaft&shy;liche Beschäf&shy;tigung mit dem Phäno&shy;men der Bild&shy;lich&shy;keit verse&shy;hen werden sollte. In der Tat werden die ver&shy;schieden&shy;sten Ansät&shy;ze und Metho&shy;den häufig einheit&shy;lich als ‘Bild&shy;wissen&shy;schaft’ bezeich&shy;net. Diese Vor&shy;gehens&shy;weise stößt bei eini&shy;gen Bild&shy;forschern indes auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Diffe&shy;renzen, die zwischen höchst unter&shy;schied&shy;lich aufge&shy;bauten bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Konzep&shy;tionen bestehen, durch eine mangeln&shy;de termi&shy;nolo&shy;gische Trenn&shy;schärfe nur schwer ersicht&shy;lich oder sogar unkennt&shy;lich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhan&shy;dene program&shy;mati&shy;sche Diffe&shy;renzen termi&shy;nolo&shy;gisch klar zu kenn&shy;zeichnen.
  
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==Bildwissenschaft vs. Bild&shy;theorie==
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
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Der vielleicht einfachste Vor&shy;schlag zur termi&shy;nolo&shy;gischen Diffe&shy;renzie&shy;rung stammt von dem Philo&shy;sophen Lambert Wiesing. Um den program&shy;mati&shy;schen und metho&shy;dischen Unter&shy;schieden zwischen ''empi&shy;risch-histo&shy;risch'' und ''theore&shy;tisch-begriff&shy;lich'' ausge&shy;richte&shy;ten bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Forschungs&shy;ansät&shy;zen Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine ''bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;liche'' und eine ''bild&shy;theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene zu diffe&shy;renzie&shy;ren. Dabei zählt er zur Bild&shy;''wissen&shy;schaft'' solche Diszip&shy;linen, die Bilder als „konkre&shy;te Dinge“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV) zur Grund&shy;lage haben. Bilder, erläu&shy;tert Wiesing, würden hier als „reale Gegen&shy;stände in ihrer Ent&shy;stehung, in ihren psycho&shy;logi&shy;schen Wirkun&shy;gen, in ihren medi&shy;alen Voraus&shy;setzun&shy;gen, in ihrer inhalt&shy;lichen und sozia&shy;len Bedeu&shy;tung, in ihren histo&shy;rischen Zusam&shy;menhän&shy;gen und noch zahl&shy;reichen ande&shy;ren empi&shy;rischen Aspek&shy;ten erforscht [...].“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.) Eine Kunst&shy;histori&shy;kerin, die zum Beispiel über die soziopolitischen Ursa&shy;chen und Auswir&shy;kungen des byzan&shy;tini&shy;schen oder refor&shy;mato&shy;rischen [[Bilderstreit|Bilder&shy;streits]] forscht, würde dieser Erklä&shy;rung zufolge bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;liche'' Studien betrei&shy;ben. Im Zentrum ihrer Ana&shy;lysen stünde eine Reihe von konkre&shy;ten Bild&shy;werken, die unter ande&shy;rem im Hinblick auf ihre Ur&shy;heber&shy;schaft, ihre mate&shy;riel&shy;le Be&shy;schaffen&shy;heit oder ihren ursprüng&shy;lichen Aufstel&shy;lungsort unter&shy;sucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann nach Wiesing etwa darin beste&shy;hen, ein&shy;zelne Bild&shy;werke oder sogar einen geschlos&shy;senen Korpus von Bildern in Bezug auf [[Stil]], Epo&shy;che, [[Authentizität|Authen&shy;tizi&shy;tät]], poli&shy;tische Funk&shy;tion usw. zu kate&shy;gori&shy;sieren.
Die bildwissenschaftliche Forschungsdebatte ist durch ein hohes Maß an Heterogenität charakterisiert. Nicht nur gibt es eine kontroverse Diskussion über die Frage, welche Disziplin(en) und Methode(n) den Ausgangspunkt einer allgemeinen Bildwissenschaft zu bilden haben; auch herrscht große Uneinigkeit darüber, mit welchem Oberbegriff die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen des Bildes versehen werden sollte. In der Tat werden die verschiedensten Ansätze und Methoden häufig einheitlich als »Bildwissenschaft« bezeichnet. Diese Vorgehensweise stößt bei einigen Bildwissenschaftlern auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Differenzen, die zwischen höchst unterschiedlich aufgebauten bildwissenschaftlichen Konzeptionen bestehen, durch eine mangelnde terminologische Trennschärfe nur schwer ersichtlich oder sogar unkenntlich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhandene programmatische Differenzen terminologisch klar zu kennzeichnen.
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Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vor&shy;gehens&shy;weise lässt sich Wiesing zufolge auf der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene beob&shy;achten. Hier „inte&shy;ressiert [man] sich nicht für das konkre&shy;te Bild, sondern für das Bild als Medium“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.). Die Aufmerk&shy;samkeit richtet sich nicht auf das einzel&shy;ne, empi&shy;risch zugäng&shy;liche Bild&shy;werk, sondern ganz allge&shy;mein auf das Phäno&shy;men der Bild&shy;lich&shy;keit. Auf der Ebe&shy;ne der Bild&shy;''theo&shy;rie'' geht es somit aus&shy;schließ&shy;lich „um den Begriff des Bildes“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.), nicht um indi&shy;vidu&shy;elle Beson&shy;derhei&shy;ten eines konkre&shy;ten Bild&shy;werkes. Beach&shy;tung finden konkre&shy;te Bilder allen&shy;falls dann, wenn sie sich dazu eignen, allge&shy;meine Aussagen über das Wesen der Bild&shy;lichkeit - also über die Frage, „''was etwas zu einem Bild macht''“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IX; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derar&shy;tigen Bildern um soge&shy;nannte ''Meta&shy;bilder'', d.h. um solche Bilder, die sich in beson&shy;derer Weise „auf sich selbst oder auf andere Bilder bezie&shy;hen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist.“ (<bib id='Mitchell 2008a'></bib>: S. 172). Das wohl berühm&shy;teste Beispiel für ein Meta&shy;bild ist das [[Kippbild|Kipp-]] bzw. [[Vexierbild|Vexier&shy;bild]], welches häufig heran&shy;gezo&shy;gen wird, um die Beson&shy;derheit der Bild&shy;wahr&shy;nehmung zu illus&shy;trieren (⊳ [[Bild in reflexiver Verwendung|Bild in refle&shy;xiver Verwen&shy;dung]]).
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Der größte und wichtigste Unter&shy;schied zwischen der bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;lichen'' und der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bild&shy;theorie einen „Schritt ins Kate&shy;gori&shy;ale“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 13) nach sich zieht, „der notwen&shy;diger&shy;weise einen Wechsel der Metho&shy;den verlangt“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.). Da die Bild&shy;theorie - anders als die Bild&shy;wissen&shy;schaft - eine Klärung des Bild&shy;begriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Krite&shy;rien, die für ''alle'' Phäno&shy;mene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vorder&shy;grund steht in der Bild&shy;theorie also „die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14). Wiesing ist davon über&shy;zeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empi&shy;risch, sondern „aus&shy;schließlich argu&shy;menta&shy;tiv beant&shy;worten“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) lässt. Ausdrück&shy;lich heißt es: „Jegli&shy;cher Versuch einer empi&shy;rischen Unter&shy;suchung sämt&shy;licher Bilder würde notge&shy;drungen an einem Problem scheitern, welches spezi&shy;fisch für die meisten philo&shy;sophi&shy;schen Probleme ist. Es geht nicht um die Erfor&shy;schung dessen, was schon kate&shy;gori&shy;siert ist, sondern um die Erfor&shy;schung der Kate&shy;gori&shy;sierung: eben um den Begriff des Bildes.“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) Demzu&shy;folge sind es primär abstrak&shy;te Gründe, die darü&shy;ber entschei&shy;den, unter welchen Prämis&shy;sen etwa&shy;ige Phäno&shy;mene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Dem&shy;gegen&shy;über können konkre&shy;te Bild&shy;werke ledig&shy;lich einen empi&shy;rischen, keines&shy;wegs aber einen begriff&shy;lichen Erklärungswert besit&shy;zen.
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Für Wiesing besteht die entschei&shy;dende Pointe, die aus der Grenz&shy;ziehung zwischen ''Bild&shy;theorie'' auf der einen und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild&shy;''theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene aufgrund ihres postu&shy;lierten argu&shy;menta&shy;tiven Grund&shy;charakters „gar nicht anders als ''philo&shy;sophisch'' gesche&shy;hen kann“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 16; Hervor&shy;hebung hinzu&shy;gefügt). Begrün&shy;det wird diese These durch den Hinweis, dass die syste&shy;mati&shy;sche Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Begriffs&shy;fragen für die beson&shy;dere Art und Weise philo&shy;sophi&shy;schen Forschens konsti&shy;tutiv sei. ''Bild&shy;theorie'' wäre demnach immer auch ''Bild&shy;philo&shy;sophie'', wobei zu vermer&shy;ken ist, dass eine Philo&shy;sophie des Bildes nach Wiesings Dafür&shy;halten stets mit einer [[Phänomenologische Bildtheorien|Phäno&shy;meno&shy;logie des Bildes]] einher&shy;geht.
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Grundsätzlich erscheint es als empfehlens&shy;wert, Wiesings Differenz zwischen ''Bild&shy;theorie'' und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' ledig&shy;lich in einem ideal&shy;typi&shy;schen Sinne zu ver&shy;stehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Unter&shy;suchungs&shy;ebenen ein komple&shy;mentä&shy;res Verhält&shy;nis zu sehen (vgl. <bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV). Zum einen wird sich eine ledig&shy;lich mit begriff&shy;lichen Proble&shy;men beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie in letzter Konse&shy;quenz auch an ihrem prakti&shy;schen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklä&shy;ren möchte, durch welche Fakto&shy;ren allge&shy;meine Krite&shy;rien für Bild&shy;lichkeit bereit&shy;gestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Fakto&shy;ren einem prakti&shy;schen Test zu unter&shy;ziehen. Anders gesagt: Eine allge&shy;meine Theorie bzw. Philo&shy;sophie des Bildes hat heraus&shy;zustel&shy;len, aus welchen Gründen ein konkre&shy;tes Objekt berech&shy;tigter&shy;weise als Bild bezeich&shy;net werden kann und warum ande&shy;ren Objek&shy;ten die Kate&shy;gori&shy;sierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrak&shy;te Argu&shy;mente vorge&shy;bracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie bzw. Bild&shy;philo&shy;sophie von konkre&shy;ten Anschau&shy;ungsbe&shy;zügen ablö&shy;sen.
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Zum anderen ist keinesfalls auszu&shy;schließen, dass eine empi&shy;risch arbei&shy;tende ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' nicht auch bildbe&shy;griffli&shy;che und damit bild&shy;''theore&shy;tische'' Erkennt&shy;nisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Bei&shy;spiel: Der Kunst&shy;histo&shy;riker Horst Brede&shy;kamp hat in seinen Arbei&shy;ten über Gali&shy;leo Gali&shy;lei aufge&shy;zeigt, wie wichtig die großen bildne&shy;rischen Fertig&shy;keiten Gali&shy;leis für die Entste&shy;hung seiner bahn&shy;brechen&shy;den astro&shy;nomi&shy;schen Theorien gewe&shy;sen sind (<bib id='Bredekamp 2007a'></bib>). Obwohl Brede&shy;kamp in diesem Zusam&shy;menhang ausgie&shy;big auf Skizzen, Zeich&shy;nungen und Bilder Gali&shy;leis zurück&shy;greift, um diese These zu unter&shy;mauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, ledig&shy;lich empi&shy;risch-histo&shy;risches Mate&shy;rial aufzu&shy;arbei&shy;ten und auszu&shy;deuten. Vielmehr wird anhand von konkre&shy;ten Bildern demon&shy;striert, welch bedeu&shy;tenden Stellen&shy;wert bildliche Darstel&shy;lungen für die Gene&shy;se von wissen&shy;schaft&shy;lichem Wissen besitzen. Thema&shy;tisiert werden damit nicht nur kunst- und wissen&shy;schafts&shy;histo&shy;rische Problem&shy;stellun&shy;gen, sondern auch Fragen über die erkennt&shy;nisstif&shy;tende Kraft und Evi&shy;denz von Bildern - Fragen also, die seit jeher auch in der Philo&shy;sophie des Bildes unter&shy;sucht worden sind und inso&shy;fern zugleich ein bild&shy;''theore&shy;tisches'' Erkennt&shy;nisin&shy;teres&shy;se bedie&shy;nen.
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Allen kritischen Einwänden zum Trotz bietet Wiesings Diffe&shy;renzie&shy;rung von ''Bild&shy;theorie'' und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' in einem Punkt einen klaren Vorteil: Die Frage, was eine Bilddis&shy;ziplin leisten kann und soll, lässt sich durch die von ihm vorge&shy;schlage&shy;ne Grenzzie&shy;hung ver&shy;hältnis&shy;mäßig einfach beant&shy;worten. Wer heraus&shy;finden möchte, ob Leonar&shy;do da Vinci in seiner «Mona Lisa» tatsäch&shy;lich eine “empi&shy;rische” Frau abge&shy;bildet hat oder nicht (und wenn ja: welche), würde nach Wiesings Defi&shy;nition einen bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;lichen'' Beitrag leisten. Wer hinge&shy;gen erör&shy;tern möchte, ob bzw. inwie&shy;weit [[Malerei|Gemäl&shy;de]], [[Skulptur|Skulp&shy;turen]], [[Vorstellungsbilder|Vor&shy;stellungs&shy;bilder]] oder [[Virtuelles Bild|virtu&shy;elle Bilder]] alle&shy;samt in gleichem Maße die wesent&shy;lichen Krite&shy;rien der Bild&shy;lich&shy;keit erfüllen, bewegt sich auf dem Gebiet der Bild&shy;''theorie''. Die ''Bild&shy;theorie'' ließe sich diesem Bestim&shy;mungsver&shy;hältnis zufol&shy;ge schließlich als grund&shy;lagen&shy;theore&shy;tische Basis der Bild&shy;wissen&shy;schaft verstehen, weil sie stets auf einem allge&shy;meine&shy;ren, grund&shy;legen&shy;deren Niveau ope&shy;riert als die ''Bild&shy;wissen&shy;schaft''.
  
=====Bildwissenschaft vs. Bildtheorie=====
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==Bilderwissenschaft vs. Bild&shy;wissen&shy;schaft==
 
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Lambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weit&shy;verzweig&shy;te bild&shy;wissen&shy;schaf&shy;tliche Forschungs&shy;feld mithil&shy;fe von termi&shy;nolo&shy;gisch klar umris&shy;senen Trenn&shy;linien über&shy;sicht&shy;licher gestal&shy;ten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J. Schirra eine Auf&shy;teilung der Bild&shy;wissen&shy;schaft in zwei Arbeits&shy;felder, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhalt&shy;lich als auch metho&shy;disch stark von&shy;einan&shy;der unter&shy;scheiden, für sinnvoll. In diesem Zusam&shy;menhang greifen sie auf Diffe&shy;renzie&shy;rungskri&shy;terien zurück, die auf den ersten Blick mit denen Wiesings iden&shy;tisch zu sein scheinen, bei näherem Hinsehen jedoch unter&shy;schiedli&shy;che konzep&shy;tionel&shy;le Konse&shy;quenzen und Schwer&shy;punkte impli&shy;zieren. Für die Ana&shy;lyse der „spezi&shy;fische[n] Eigen&shy;arten von konkre&shy;ten Bild&shy;werken“ (<bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2006a'></bib>: S. 52) reser&shy;vieren Sachs-Hombach und Schirra den Plura&shy;lis ''Bilder''&shy;wissen&shy;schaft. Von der Singu&shy;larform ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft sollte ihres Erach&shy;tens hinge&shy;gen nur „dann die Rede sein, wenn sich das wissen&shy;schaft&shy;liche Inte&shy;resse der Frage zuwen&shy;det, was es ''grund&shy;sätzlich'' bedeu&shy;tet, mit Bildern (als solchen) umge&shy;hen zu können.“ (<bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2006a'></bib>: ebd.; Hervor&shy;hebung im Ori&shy;ginal) Anders als in ''bilder''&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Ana&shy;lysen stehen auf der ''bild''&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Unter&shy;suchungs&shy;ebene sodann „gar nicht einzel&shy;ne Bilder im unmit&shy;telba&shy;ren Fokus des Inte&shy;resses, sondern vielmehr die Fähig&shy;keit, Bilder verwen&shy;den (d.h. erzeu&shy;gen und rezi&shy;pieren) zu können.“ (<bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2006a'></bib>: ebd.) Im Zentrum ''bild''&shy;wissen&shy;schaft&shy;licher Forschung stehen inso&shy;fern Fragen der [[Auswirkungen der Bildlichkeit|Bild&shy;kompe&shy;tenz]] und solche der [[Bildpragmatik|Bild&shy;pragma&shy;tik]].
Der vielleicht einfachste Vorschlag zur terminologischen Differenzierung von höchst unterschiedlich aufgebauten bildwissenschaftlichen Konzeptionen stammt von dem Philosophen Lambert Wiesing. Um den programmatischen und methodischen Unterschieden zwischen ''empirisch-historisch'' und ''theoretisch-begrifflich'' ausgerichteten bildwissenschaftlichen Forschungsansätzen bereits terminologisch Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine ''bildwissenschaftliche'' und eine ''bildtheoretische'' Untersuchungsebene voneinander zu differenzieren. Dabei zählt er zur Bild''wissenschaft'' solche Disziplinen, die Bilder als "konkrete Dinge" (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV) zur Grundlage haben. Bilder werden hier als "reale Gegenstände in ihrer Entstehung, in ihren psychologischen Wirkungen, in ihren medialen Voraussetzungen, in ihrer inhaltlich und sozialen Bedeutung, in ihren historischen Zusammenhängen und noch zahlreichen anderen empirischen Aspekten erforscht [...]." (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.) Eine Kunsthistorikerin, die zum Beispiel über die sozialen und politischen Ursachen und Auswirkungen des byzantinischen oder reformatorischen Bilderstreits forscht, würde dieser Erklärung zufolge bild''wissenschaftliche'' Studien betreiben. Im Zentrum ihrer Analysen stehen eine Reihe von konkreten Bildwerken, die unter anderem im Hinblick auf ihre Urheberschaft, ihre materielle Beschaffenheit oder ihren ursprünglichen Aufstellungsort untersucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann es etwa sein, einzelne Bildwerke oder sogar einen geschlossenen Korpus von Bildern in Bezug auf Stil, Epoche, Authentizität, politische Funktion usw. zu kategorisieren.
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Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distink&shy;tion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe metho&shy;dolo&shy;gische Inten&shy;tion wie bei Wiesing wider. Deren Dicho&shy;tomie ‘Bild&shy;wissen&shy;schaft vs. Bilder&shy;wissen&shy;schaft’ scheint zunächst nicht von Wiesings Diffe&shy;renz ›Bild&shy;theorie vs. Bild&shy;wissen&shy;schaft‹ abzu&shy;weichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung ''Bilder''&shy;wissen&shy;schaft eben&shy;so wie Wiesing mit seiner Konzep&shy;tion der ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' eine im weites&shy;ten Sinne ''empi&shy;rische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se einzu&shy;fangen versu&shy;chen. In Bezug auf die eher ''syste&shy;matisch-begriff&shy;lich'' akzen&shy;tuier&shy;ten Termi&shy;ni ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild&shy;''theorie'' (Wiesing) lässt sich aller&shy;dings ein gewich&shy;tiger Unter&shy;schied fest&shy;stellen: Für Wiesing führt eine bild&shy;''theore&shy;tische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se in erster Linie zu der For&shy;schungs&shy;frage: „''Was soll als Bild bezeich&shy;net werden?''“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) Sinn und Zweck der Bild&shy;''theorie'' ist es ferner, dieje&shy;nigen allge&shy;meinen Krite&shy;rien zu ermit&shy;teln, die es erlau&shy;ben, ein bestimm&shy;tes Phäno&shy;men ''als Bild'' zu bestim&shy;men. Bild&shy;''theore&shy;tische'' Forschung konzen&shy;triert sich hier demge&shy;mäß vorwie&shy;gend auf Fragen der Kate&shy;gori&shy;sierung bzw. Klassi&shy;fikation.
Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vorgehensweise lässt sich laut Wiesing auf der bild''theoretischen'' Untersuchungsebene beobachten. Hier "interessiert [man] sich nicht für das konkrete Bild, sondern für das Bild als Medium" (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.). Die Aufmerksamkeit richtet sich nicht auf das einzelne, empirisch zugängliche Bildwerk, sondern auf das Phänomen der Bildlichkeit. Auf der Ebene der Bild''theorie'' geht es somit ausschließlich "um den Begriff des Bildes" (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.), nicht um individuelle Besonderheiten eines konkreten Bildwerkes. Beachtung finden konkrete Bilder allenfalls dann, wenn sie sich dazu eignen, allgemeine Aussagen über das Wesen der Bildlichkeit - also über die Frage, "''was etwas zu einem Bild macht'' (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IX; Hervorhebungen im Original) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derartigen Bildern um so genannte ''Metabilder'', d.h. um Bilder, die sich in besonderer Weise "auf sich selbst oder auf andere Bilder beziehen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist." (<bib id='Mitchell 2008a'></bib>: S. 172) Das wohl berühmteste Beispiel für ein solches Metabild ist das Kipp- bzw. Vexierbild, das häufig herangezogen wird, um die Besonderheit der Bildwahrnehmung zu illustrieren ([[Kippbild]], [[Vexierbild]]).
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Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich hin&shy;gegen eine andere Schwer&shy;punkt&shy;setzung. Ihnen geht es primär um die bild&shy;pragma&shy;tische Frage, über welche kogni&shy;tiven und perzep&shy;tiven Kompe&shy;tenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grund&shy;sätzliche [[Bildfähigkeit|Bild&shy;fähig&shy;keit]] unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild&shy;''theorie'' vorder&shy;gründig um Probleme der Kate&shy;gori&shy;sierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konse&shy;quenz auf eine ''anthro&shy;polo&shy;gische'' Zuspit&shy;zung ihrer Konzep&shy;tion einer allge&shy;meinen  ''Bild''&shy;wissenschaft ab (⊳ [[Bildanthropologie|Bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gie]]). Obwohl auch sie die syste&shy;mati&shy;sche Unter&shy;suchung von bild&shy;begriff&shy;lichen Forschungs&shy;fragen mit ihrem Termi&shy;nus ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft ausdrück&shy;lich in einen philo&shy;sophi&shy;schen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämt&shy;liche kate&shy;goria&shy;len Bedin&shy;gungen des Bild&shy;begriffs zu ermit&shy;teln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre syste&shy;mati&shy;sche Beschäf&shy;tigung mit Fragen der Bild&shy;lichkeit allge&shy;meine Ein&shy;sichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Inso&shy;fern knüpfen sie an bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gische Über&shy;legungen an, die auf den Philo&shy;sophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemein&shy;hin als Begründer der Bild&shy;anthro&shy;pologie bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen ''[[homo pictor]]''. In dieser Bezeich&shy;nung verdich&shy;tet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Über&shy;zeugung, dass die Fähig&shy;keit zur Produk&shy;tion und Rezep&shy;tion von Bild&shy;werken als siche&shy;rer Beweis für die „mehr-als-tieri&shy;sche“ (<bib id='Jonas 1961a'></bib>: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.<ref>Vgl. hierzu aus&shy;führ&shy;lich <bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2011a'></bib>, <bib id='Halawa 2014a'></bib>, <bib id='Halawa 2012a'></bib>: Kap. 8, <bib id='Halawa 2011a'></bib>, <bib id='Ulama 2011a'></bib>.</ref>
Der größte und wichtigste Unterschied zwischen der bild''wissenschaftlichen'' und der bild''theoretischen'' Untersuchungsebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bildtheorie einen "Schritt ins Kategoriale" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 13) nach sich zieht, "der notwendigerweise einen Wechsel der Methoden verlangt" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.). Da die Bild''theorie'' - anders als die Bild''wissenschaft'' - eine Klärung des Bildbegriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Kriterien, die für ''alle'' Phänomene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vordergrund steht in der Bildtheorie also "die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14). Wiesing ist davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empirisch, sondern "ausschließlich argumentativ beantworten" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) lässt. Ausdrücklich heißt es: "Jeglicher Versuch einer empirischen Untersuchung sämtlicher Bilder würde notgedrungen an einem Problem scheitern, welches spezifisch für die meisten philosophischen Probleme ist. Es geht nicht um die Erforschung dessen, was schon kategorisiert ist, sondern um die Erforschung der Kategorisierung: eben um den Begriff des Bildes." (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) Es sind ferner abstrakte Gründe, die darüber entscheiden, unter welchen Prämissen welche Phänomene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Demgegenüber können konkrete Bildwerke lediglich einen empirischen, keineswegs aber einen begrifflichen Wert besitzen.
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Diese Behauptung ist insofern bemerkens&shy;wert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kultur&shy;wissen&shy;schaften der Stand&shy;punkt vertreten wird, dass die ''diffe&shy;rentia speci&shy;fica'' des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des ''homo pictor'' diese Auffas&shy;sung durch die These in Frage stellt, dass „die Fähig&shy;keit der Bild&shy;verwen&shy;dung [] ein anthro&shy;polo&shy;gisches Grund&shy;prinzip [darstellt], von dem auch die Heraus&shy;bildung der Sprach&shy;fähigkeit abhängt“ (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2009a'></bib>: S. 395), trägt es schließlich zu einer kriti&shy;schen Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Posi&shy;tionen bei, die vieler&shy;orts bereits seit Jahrhun&shy;derten vertreten werden<ref>Vgl. zum Bei&shy;spiel <bib id='Herder 2001a'></bib>: S. 20: „[…] da die Men&shy;schen für uns die ein&shy;zi&shy;gen Sprach&shy;ge&shy;schöp&shy;fe sind, die wir ken&shy;nen, und sich eben durch Spra&shy;che von al&shy;len Tie&shy;ren un&shy;ter&shy;schei&shy;den [].“ Ähn&shy;lich äußer&shy;te sich der öster&shy;rei&shy;chisch-bri&shy;ti&shy;sche Phi&shy;lo&shy;soph und Be&shy;grün&shy;der des ''Kri&shy;ti&shy;schen Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;lis&shy;mus'' Sir Karl R. Pop&shy;per in ei&shy;nem Ge&shy;spräch mit Kon&shy;rad Lo&shy;renz: „[…] der Mensch – das ist vor al&shy;lem die Spra&shy;che“ <bib id='Popper 2002a'></bib>: S. 52.</ref> und speziell auf dem Gebiet der Philo&shy;sophie den Status eines Gemein&shy;platzes besit&shy;zen<ref>So ma&shy;ni&shy;fes&shy;tiert sich die hu&shy;man&shy;spe&shy;zi&shy;fi&shy;sche Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;li&shy;tät des Men&shy;schen für Jür&shy;gen Ha&shy;ber&shy;mas oder Ro&shy;bert Bran&shy;dom – zwei der ein&shy;fluss&shy;reich&shy;sten Phi&shy;lo&shy;so&shy;phen un&shy;se&shy;rer Zeit – in er&shy;ster Li&shy;nie in der Spra&shy;che. Vgl. <bib id='Habermas 1995a'></bib>; <bib id='Brandom 2000a'></bib>.</ref>.
Für Wiesing besteht die entscheidende Pointe, die aus der Grenzziehung zwischen ''Bildtheorie'' auf der einen und ''Bildwissenschaft'' auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild''theoretische'' Untersuchungsebene aufgrund ihres postulierten argumentativen Grundcharakters "gar nicht anders als ''philosophisch'' geschehen kann" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 16; meine Hervorhebung). Begründet wird diese These durch den Hinweis, dass die systematische Auseinandersetzung mit Begriffsfragen für die besondere Art und Weise philosophischen Forschens geradezu konstitutiv sei. ''Bildtheorie'' wäre demnach immer auch ''Bildphilosophie'', wobei zu vermerken ist, dass eine Philosophie des Bildes nach Wiesings Dafürhalten stets mit einer Phänomenologie des Bildes einhergeht ([[Phänomenologische Bildtheorien]], [[Phänomenologie des Bildes]]).
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Es ist zu empfehlen, Wiesings Differenz zwischen ''Bildtheorie'' und ''Bildwissenschaft'' lediglich in einem idealtypischen Sinne zu verstehen; Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Untersuchungsebenen ein komplementäres Verhältnis zu sehen (vgl. <bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV). Zum einen wird sich eine lediglich mit begrifflichen Problemen beschäftigende Bildtheorie in letzter Konsequenz auch an ihrem praktischen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklären möchte, durch welche Faktoren allgemeine Kriterien für Bildlichkeit bereitgestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Faktoren einem praktischen Test zu unterziehen. Anders gesagt: Eine allgemeine Theorie (oder Philosophie) des Bildes hat herauszustellen, aus welchen Gründen ein konkretes Objekt berechtigterweise als Bild bezeichnet werden kann und warum anderen konkreten Objekten die Kategorisierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrakte Argumente vorgebracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäftigte Theorie des Bildes von konkreten Anschauungsbezügen ablösen.
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* [[Auswirkungen der Bildlichkeit]]
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* [[Authentizität]]
Zum anderen ist keinesfalls auszuschließen, dass eine empirisch arbeitende ''Bildwissenschaft'' nicht auch bildbegriffliche und damit bild''theoretische'' Erkenntnisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Beispiel: Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp hat in seinen Arbeiten über Galileo Galilei aufgezeigt, wie wichtig die persönliche Kunstfertigkeit Galileis für die Entstehung seiner bahnbrechenden astronomischen Theorien gewesen ist (<bib id='Bredekamp 2007a'></bib>). Obwohl Bredekamp in diesem Zusammenhang ausgiebig auf Skizzen, Zeichnungen und Bilder zurückgreift, um seine Thesen zu untermauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, lediglich empirisch-historisches Material aufzuarbeiten und auszudeuten. Vielmehr wird anhand von konkreten Bildern demonstriert, welch bedeutenden Stellenwert bildliche Darstellungen für die Genese von wissenschaftlichem Wissen besitzen. Thematisiert werden damit nicht nur kunst- und wissenschaftshistorische Problemstellungen, sondern auch Fragen über die erkenntnisstiftende Kraft und Evidenz von Bildern - Fragen, die seit jeher auch in der Philosophie des Bildes untersucht worden sind und insofern zugleich ein bild''theoretisches'' Erkenntnisinteresse bedienen.
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* [[Bildanthropologie]]
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* [[Bildbewusstsein und Einbildungskraft]]
Allen kritischen Einwänden zum Trotz bietet Wiesings Differenzierung von ''Bildtheorie'' und ''Bildwissenschaft'' in einem Punkt einen klaren Vorteil: Die Frage, was eine Bilddisziplin leisten kann und soll, lässt sich durch die von ihm vorgeschlagene Grenzziehung verhältnismäßig einfach beantworten. Wer herausfinden möchte, ob Leonardo da Vinci in seiner ''Mona Lisa'' tatsächlich eine 'empirische' Frau abgebildet hat oder nicht (und wenn ja: welche), würde nach Wiesings Definition einen bild''wissenschaftlichen'' Beitrag leisten. Wer hingegen erörtern möchte, ob bzw. inwieweit Gemälde, Skulpturen ([[Skulptur]]), [[Vorstellungsbilder]] oder virtuelle Bilder ([[Virtuelles Bild]]) allesamt in gleichem Maße die wesentlichen Kriterien der Bildlichkeit erfüllen, bewegt sich auf dem Gebiet der Bild''theorie''. Die Bildtheorie ließe sich diesem Bestimmungsverhältnis zufolge schließlich als grundlagentheoretische Basis der Bildwissenschaft verstehen, weil sie stets auf einem allgemeineren, grundsätzlicheren Niveau operiert als die ''Bildwissenschaft''.
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* [[Bilderstreit]]
 
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* [[Bildpragmatik]]
=====Bilderwissenschaft vs. Bildwissenschaft=====
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* [[Bild in reflexiver Verwendung]]
 
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* [[Homo pictor]]
Lambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weitverzweigte bildwissenschaftliche Forschungsfeld mithilfe von terminologisch klar umrissenen Trennlinien übersichtlicher gestalten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J. Schirra eine Aufteilung der Bildwissenschaft in zwei Arbeitsfelder, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhaltlich als auch methodisch stark voneinander unterscheiden, für sinnvoll. In diesem Zusammenhang greifen sie auf Differenzierungskriterien zurück, die auf den ersten Blick mit denen Wiesings identisch zu sein scheinen, bei näherem Hinsehen jedoch unterschiedliche konzeptionelle Konsequenzen und Schwerpunkte implizieren. Für die Analyse der "spezifische[n] Eigenarten von konkreten Bildwerken" (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2006a'></bib>: S. 52) reservieren sie den Pluralis ''Bilder''wissenschaft. Von der Singularform ''Bild''wissenschaft sollte ihres Erachtens indessen "dann die Rede sein, wenn sich das wissenschaftliche Interesse der Frage zuwendet, was es ''grundsätzlich'' bedeutet, mit Bildern (als solchen) umgehen zu können." (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2006a'></bib>: ebd.; Hervorhebung im Original) Anders als in ''bilder''wissenschaftlichen Analysen stehen auf der ''bild''wissenschaftlichen Untersuchungsebene sodann "gar nicht einzelne Bilder im unmittelbaren Fokus des Interesses, sondern vielmehr die Fähigkeit, Bilder verwenden (d.h. erzeugen und rezipieren) zu können." (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2006a'></bib>: ebd.) Im Zentrum ''bild''wissenschaftlicher Forschung stehen insofern Fragen der Bildkompetenz ([[Auswirkungen der Bildlichkeit]]) und [[Bildpragmatik]].
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* [[Kippbild]]
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* [[Malerei]]
Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distinktion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe methodologische Intention wie bei Wiesing wider. Deren Dichotomie ›Bildwissenschaft vs. Bilderwissenschaft‹ scheint in keiner Weise von Wiesings Differenz ›Bildtheorie vs. Bildwissenschaft‹ abzuweichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung ''Bilder''wissenschaft ebenso wie Wiesing mit seinem Konzept ''Bildwissenschaft'' eine im weitesten Sinne ''empirische'' Betrachtungsweise einzufangen versuchen. In Bezug auf die eher ''systematisch-begrifflich'' akzentuierten Termini ''Bild''wissenschaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild''theorie'' (Wiesing) lässt sich allerdings ein gewichtiger Unterschied feststellen: Für Wiesing führt eine bild''theoretische'' Betrachtungsweise in erster Linie zu der Forschungsfrage: "''Was soll als Bild bezeichnet werden?''" (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14; Hervorhebungen im Original) Sinn und Zweck der Bild''theorie'' ist es ferner, diejenigen allgemeinen Kriterien zu ermitteln, die es erlauben, ein bestimmtes Phänomen ''als Bild'' zu bestimmen. Bild''theoretische'' Forschung konzentriert sich hier demgemäß vorwiegend auf Fragen der Kategorisierung bzw. Klassifikation.
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* [[Phänomenologie des Bildes]]
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* [[Phänomenologische Bildtheorien]]
Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich demgegenüber eine andere Schwerpunktsetzung. Ihnen geht es primär um die bildpragmatische Frage, über welche kognitiven und perzeptiven Kompetenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grundsätzliche [[Bildfähigkeit]] unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild''theorie'' vordergründig um Probleme der Kategorisierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konsequenz auf eine ''anthropologische'' Zuspitzung ihrer Konzeption einer allgemeinen  ''Bild''wissenschaft ab ([[Bildanthropologie]]). Obwohl auch sie die systematische Untersuchung von bildbegrifflichen Forschungsfragen mit ihrem Terminus ''Bild''wissenschaft ausdrücklich in einen philosophischen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämtliche kategorialen Bedingungen des Bildbegriffs zu ermitteln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen des Bildes allgemeine Einsichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Insofern knüpfen sie an bildanthropologische Überlegungen an, die auf den Philosophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemeinhin als Begründer der [[Bildanthropologie]] bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen ''homo pictor''. In dieser Bezeichnung verdichtet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Überzeugung, dass die Fähigkeit zur Produktion und Rezeption von Bildwerken als sicherer Beweis für die "mehr-als-tierische" (<bib id='Jonas 1961a'></bib>: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.
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* [[Skulptur]]
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* [[Stil]]
Diese Behauptung ist insofern bemerkenswert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kulturwissenschaften der Standpunkt vertreten wird, dass die ''differentia specifica'' des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des ''homo pictor'' diese Auffassung durch die These in Frage stellt, dass "die Fähigkeit der Bildverwendung […] ein anthropologisches Grundprinzip [darstellt], von dem auch die Herausbildung der Sprachfähigkeit abhängt" (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2009a'></bib>: S. 395), trägt es schließlich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Positionen bei, die vielerorts bereits seit Jahrhunderten vertreten werden<ref>Vgl. zum Beispiel <bib id='Herder 2001a'></bib>: S. 20: „[…] da die Menschen für uns die einzigen Sprachgeschöpfe sind, die wir kennen, und sich eben durch Sprache von allen Tieren unterscheiden […].“ Ähnlich äußerte sich der österreichisch-britische Philosoph und Begründer des ''Kritischen Rationalismus'', Sir Karl R. Popper, in einem Gespräch mit Konrad Lorenz: "[…] der Mensch – das ist vor allem die Sprache" <bib id='Popper 2002a'></bib>: S. 52.</ref> und heutzutage speziell auf dem Gebiet der Philosophie den Status eines unumstößlichen Gemeinplatzes besitzen<ref>So manifestiert sich die humanspezifische Rationalität des Menschen für Jürgen Habermas oder Robert Brandom – zwei der einflussreichsten Philosophen unserer Zeit – in erster Linie in der Sprache. Vgl. <bib id='Habermas 1995a'></bib>; <bib id='Brandom 2000a'></bib>.</ref>.
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* [[Vexierbild]]
 
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* [[Virtuelles Bild]]
 
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* [[Vorstellungsbilder]]
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 01:07 Uhr

Unterpunkt zu: Bildwissenschaftliche Abgrenzungen


Die Heterogenität der bild­wissen­schaft­lichen For­schungs­debat­te

Die bildwissenschaftliche Forschungs­debat­te ist durch ein hohes Maß an Hete­roge­nität charak­teri­siert. Nicht nur gibt es kontro­verse Diskus­sionen über die Frage, welche Diszip­lin(en) und Metho­de(n) den Ausgangs­punkt einer allge­meinen Bild­wissen­schaft zu bilden haben; auch herrscht große Un­einig­keit darü­ber, mit welchem Ober­begriff die wissen­schaft­liche Beschäf­tigung mit dem Phäno­men der Bild­lich­keit verse­hen werden sollte. In der Tat werden die ver­schieden­sten Ansät­ze und Metho­den häufig einheit­lich als ‘Bild­wissen­schaft’ bezeich­net. Diese Vor­gehens­weise stößt bei eini­gen Bild­forschern indes auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Diffe­renzen, die zwischen höchst unter­schied­lich aufge­bauten bild­wissen­schaft­lichen Konzep­tionen bestehen, durch eine mangeln­de termi­nolo­gische Trenn­schärfe nur schwer ersicht­lich oder sogar unkennt­lich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhan­dene program­mati­sche Diffe­renzen termi­nolo­gisch klar zu kenn­zeichnen.

Bildwissenschaft vs. Bild­theorie

Der vielleicht einfachste Vor­schlag zur termi­nolo­gischen Diffe­renzie­rung stammt von dem Philo­sophen Lambert Wiesing. Um den program­mati­schen und metho­dischen Unter­schieden zwischen empi­risch-histo­risch und theore­tisch-begriff­lich ausge­richte­ten bild­wissen­schaft­lichen Forschungs­ansät­zen Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine bild­wissen­schaft­liche und eine bild­theore­tische Unter­suchungs­ebene zu diffe­renzie­ren. Dabei zählt er zur Bild­wissen­schaft solche Diszip­linen, die Bilder als „konkre­te Dinge“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.

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: S. IV) zur Grund­lage haben. Bilder, erläu­tert Wiesing, würden hier als „reale Gegen­stände in ihrer Ent­stehung, in ihren psycho­logi­schen Wirkun­gen, in ihren medi­alen Voraus­setzun­gen, in ihrer inhalt­lichen und sozia­len Bedeu­tung, in ihren histo­rischen Zusam­menhän­gen und noch zahl­reichen ande­ren empi­rischen Aspek­ten erforscht [...].“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.) Eine Kunst­histori­kerin, die zum Beispiel über die soziopolitischen Ursa­chen und Auswir­kungen des byzan­tini­schen oder refor­mato­rischen Bilder­streits forscht, würde dieser Erklä­rung zufolge bild­wissen­schaft­liche Studien betrei­ben. Im Zentrum ihrer Ana­lysen stünde eine Reihe von konkre­ten Bild­werken, die unter ande­rem im Hinblick auf ihre Ur­heber­schaft, ihre mate­riel­le Be­schaffen­heit oder ihren ursprüng­lichen Aufstel­lungsort unter­sucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann nach Wiesing etwa darin beste­hen, ein­zelne Bild­werke oder sogar einen geschlos­senen Korpus von Bildern in Bezug auf Stil, Epo­che, Authen­tizi­tät, poli­tische Funk­tion usw. zu kate­gori­sieren.
Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vor­gehens­weise lässt sich Wiesing zufolge auf der bild­theore­tischen Unter­suchungs­ebene beob­achten. Hier „inte­ressiert [man] sich nicht für das konkre­te Bild, sondern für das Bild als Medium“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.). Die Aufmerk­samkeit richtet sich nicht auf das einzel­ne, empi­risch zugäng­liche Bild­werk, sondern ganz allge­mein auf das Phäno­men der Bild­lich­keit. Auf der Ebe­ne der Bild­theo­rie geht es somit aus­schließ­lich „um den Begriff des Bildes“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.), nicht um indi­vidu­elle Beson­derhei­ten eines konkre­ten Bild­werkes. Beach­tung finden konkre­te Bilder allen­falls dann, wenn sie sich dazu eignen, allge­meine Aussagen über das Wesen der Bild­lichkeit - also über die Frage, „was etwas zu einem Bild macht“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: S. IX; Hervor­hebun­gen im Ori­ginal) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derar­tigen Bildern um soge­nannte Meta­bilder, d.h. um solche Bilder, die sich in beson­derer Weise „auf sich selbst oder auf andere Bilder bezie­hen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist.“ ([Mitchell 2008a]Mitchell, William J. Thomas (2008).
Bildtheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, hrsg. von Gustav Frank.

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: S. 172). Das wohl berühm­teste Beispiel für ein Meta­bild ist das Kipp- bzw. Vexier­bild, welches häufig heran­gezo­gen wird, um die Beson­derheit der Bild­wahr­nehmung zu illus­trieren (⊳ Bild in refle­xiver Verwen­dung).
Der größte und wichtigste Unter­schied zwischen der bild­wissen­schaft­lichen und der bild­theore­tischen Unter­suchungs­ebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bild­theorie einen „Schritt ins Kate­gori­ale“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 13) nach sich zieht, „der notwen­diger­weise einen Wechsel der Metho­den verlangt“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.). Da die Bild­theorie - anders als die Bild­wissen­schaft - eine Klärung des Bild­begriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Krite­rien, die für alle Phäno­mene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vorder­grund steht in der Bild­theorie also „die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 14). Wiesing ist davon über­zeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empi­risch, sondern „aus­schließlich argu­menta­tiv beant­worten“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.) lässt. Ausdrück­lich heißt es: „Jegli­cher Versuch einer empi­rischen Unter­suchung sämt­licher Bilder würde notge­drungen an einem Problem scheitern, welches spezi­fisch für die meisten philo­sophi­schen Probleme ist. Es geht nicht um die Erfor­schung dessen, was schon kate­gori­siert ist, sondern um die Erfor­schung der Kate­gori­sierung: eben um den Begriff des Bildes.“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.) Demzu­folge sind es primär abstrak­te Gründe, die darü­ber entschei­den, unter welchen Prämis­sen etwa­ige Phäno­mene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Dem­gegen­über können konkre­te Bild­werke ledig­lich einen empi­rischen, keines­wegs aber einen begriff­lichen Erklärungswert besit­zen.
Für Wiesing besteht die entschei­dende Pointe, die aus der Grenz­ziehung zwischen Bild­theorie auf der einen und Bild­wissen­schaft auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild­theore­tische Unter­suchungs­ebene aufgrund ihres postu­lierten argu­menta­tiven Grund­charakters „gar nicht anders als philo­sophisch gesche­hen kann“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 16; Hervor­hebung hinzu­gefügt). Begrün­det wird diese These durch den Hinweis, dass die syste­mati­sche Aus­einan­derset­zung mit Begriffs­fragen für die beson­dere Art und Weise philo­sophi­schen Forschens konsti­tutiv sei. Bild­theorie wäre demnach immer auch Bild­philo­sophie, wobei zu vermer­ken ist, dass eine Philo­sophie des Bildes nach Wiesings Dafür­halten stets mit einer Phäno­meno­logie des Bildes einher­geht.
Grundsätzlich erscheint es als empfehlens­wert, Wiesings Differenz zwischen Bild­theorie und Bild­wissen­schaft ledig­lich in einem ideal­typi­schen Sinne zu ver­stehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Unter­suchungs­ebenen ein komple­mentä­res Verhält­nis zu sehen (vgl. [Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.

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: S. IV). Zum einen wird sich eine ledig­lich mit begriff­lichen Proble­men beschäf­tigen­de Bild­theorie in letzter Konse­quenz auch an ihrem prakti­schen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklä­ren möchte, durch welche Fakto­ren allge­meine Krite­rien für Bild­lichkeit bereit­gestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Fakto­ren einem prakti­schen Test zu unter­ziehen. Anders gesagt: Eine allge­meine Theorie bzw. Philo­sophie des Bildes hat heraus­zustel­len, aus welchen Gründen ein konkre­tes Objekt berech­tigter­weise als Bild bezeich­net werden kann und warum ande­ren Objek­ten die Kate­gori­sierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrak­te Argu­mente vorge­bracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäf­tigen­de Bild­theorie bzw. Bild­philo­sophie von konkre­ten Anschau­ungsbe­zügen ablö­sen.
Zum anderen ist keinesfalls auszu­schließen, dass eine empi­risch arbei­tende Bild­wissen­schaft nicht auch bildbe­griffli­che und damit bild­theore­tische Erkennt­nisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Bei­spiel: Der Kunst­histo­riker Horst Brede­kamp hat in seinen Arbei­ten über Gali­leo Gali­lei aufge­zeigt, wie wichtig die großen bildne­rischen Fertig­keiten Gali­leis für die Entste­hung seiner bahn­brechen­den astro­nomi­schen Theorien gewe­sen sind ([Bredekamp 2007a]Bredekamp, Horst (2007).
Galilei der Künstler. Der Mond. Die Sonne. Die Hand. Berlin: Akademie.

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). Obwohl Brede­kamp in diesem Zusam­menhang ausgie­big auf Skizzen, Zeich­nungen und Bilder Gali­leis zurück­greift, um diese These zu unter­mauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, ledig­lich empi­risch-histo­risches Mate­rial aufzu­arbei­ten und auszu­deuten. Vielmehr wird anhand von konkre­ten Bildern demon­striert, welch bedeu­tenden Stellen­wert bildliche Darstel­lungen für die Gene­se von wissen­schaft­lichem Wissen besitzen. Thema­tisiert werden damit nicht nur kunst- und wissen­schafts­histo­rische Problem­stellun­gen, sondern auch Fragen über die erkennt­nisstif­tende Kraft und Evi­denz von Bildern - Fragen also, die seit jeher auch in der Philo­sophie des Bildes unter­sucht worden sind und inso­fern zugleich ein bild­theore­tisches Erkennt­nisin­teres­se bedie­nen.

Allen kritischen Einwänden zum Trotz bietet Wiesings Diffe­renzie­rung von Bild­theorie und Bild­wissen­schaft in einem Punkt einen klaren Vorteil: Die Frage, was eine Bilddis­ziplin leisten kann und soll, lässt sich durch die von ihm vorge­schlage­ne Grenzzie­hung ver­hältnis­mäßig einfach beant­worten. Wer heraus­finden möchte, ob Leonar­do da Vinci in seiner «Mona Lisa» tatsäch­lich eine “empi­rische” Frau abge­bildet hat oder nicht (und wenn ja: welche), würde nach Wiesings Defi­nition einen bild­wissen­schaft­lichen Beitrag leisten. Wer hinge­gen erör­tern möchte, ob bzw. inwie­weit Gemäl­de, Skulp­turen, Vor­stellungs­bilder oder virtu­elle Bilder alle­samt in gleichem Maße die wesent­lichen Krite­rien der Bild­lich­keit erfüllen, bewegt sich auf dem Gebiet der Bild­theorie. Die Bild­theorie ließe sich diesem Bestim­mungsver­hältnis zufol­ge schließlich als grund­lagen­theore­tische Basis der Bild­wissen­schaft verstehen, weil sie stets auf einem allge­meine­ren, grund­legen­deren Niveau ope­riert als die Bild­wissen­schaft.

Bilderwissenschaft vs. Bild­wissen­schaft

Lambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weit­verzweig­te bild­wissen­schaf­tliche Forschungs­feld mithil­fe von termi­nolo­gisch klar umris­senen Trenn­linien über­sicht­licher gestal­ten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J. Schirra eine Auf­teilung der Bild­wissen­schaft in zwei Arbeits­felder, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhalt­lich als auch metho­disch stark von­einan­der unter­scheiden, für sinnvoll. In diesem Zusam­menhang greifen sie auf Diffe­renzie­rungskri­terien zurück, die auf den ersten Blick mit denen Wiesings iden­tisch zu sein scheinen, bei näherem Hinsehen jedoch unter­schiedli­che konzep­tionel­le Konse­quenzen und Schwer­punkte impli­zieren. Für die Ana­lyse der „spezi­fische[n] Eigen­arten von konkre­ten Bild­werken“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: S. 52) reser­vieren Sachs-Hombach und Schirra den Plura­lis Bilder­wissen­schaft. Von der Singu­larform Bild­wissen­schaft sollte ihres Erach­tens hinge­gen nur „dann die Rede sein, wenn sich das wissen­schaft­liche Inte­resse der Frage zuwen­det, was es grund­sätzlich bedeu­tet, mit Bildern (als solchen) umge­hen zu können.“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: ebd.; Hervor­hebung im Ori­ginal) Anders als in bilder­wissen­schaft­lichen Ana­lysen stehen auf der bild­wissen­schaft­lichen Unter­suchungs­ebene sodann „gar nicht einzel­ne Bilder im unmit­telba­ren Fokus des Inte­resses, sondern vielmehr die Fähig­keit, Bilder verwen­den (d.h. erzeu­gen und rezi­pieren) zu können.“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: ebd.) Im Zentrum bild­wissen­schaft­licher Forschung stehen inso­fern Fragen der Bild­kompe­tenz und solche der Bild­pragma­tik.
Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distink­tion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe metho­dolo­gische Inten­tion wie bei Wiesing wider. Deren Dicho­tomie ‘Bild­wissen­schaft vs. Bilder­wissen­schaft’ scheint zunächst nicht von Wiesings Diffe­renz ›Bild­theorie vs. Bild­wissen­schaft‹ abzu­weichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung Bilder­wissen­schaft eben­so wie Wiesing mit seiner Konzep­tion der Bild­wissen­schaft eine im weites­ten Sinne empi­rische Betrach­tungswei­se einzu­fangen versu­chen. In Bezug auf die eher syste­matisch-begriff­lich akzen­tuier­ten Termi­ni Bild­wissen­schaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild­theorie (Wiesing) lässt sich aller­dings ein gewich­tiger Unter­schied fest­stellen: Für Wiesing führt eine bild­theore­tische Betrach­tungswei­se in erster Linie zu der For­schungs­frage: „Was soll als Bild bezeich­net werden?“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 14; Hervor­hebun­gen im Ori­ginal) Sinn und Zweck der Bild­theorie ist es ferner, dieje­nigen allge­meinen Krite­rien zu ermit­teln, die es erlau­ben, ein bestimm­tes Phäno­men als Bild zu bestim­men. Bild­theore­tische Forschung konzen­triert sich hier demge­mäß vorwie­gend auf Fragen der Kate­gori­sierung bzw. Klassi­fikation.
Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich hin­gegen eine andere Schwer­punkt­setzung. Ihnen geht es primär um die bild­pragma­tische Frage, über welche kogni­tiven und perzep­tiven Kompe­tenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grund­sätzliche Bild­fähig­keit unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild­theorie vorder­gründig um Probleme der Kate­gori­sierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konse­quenz auf eine anthro­polo­gische Zuspit­zung ihrer Konzep­tion einer allge­meinen Bild­wissenschaft ab (⊳ Bild­anthro­polo­gie). Obwohl auch sie die syste­mati­sche Unter­suchung von bild­begriff­lichen Forschungs­fragen mit ihrem Termi­nus Bild­wissen­schaft ausdrück­lich in einen philo­sophi­schen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämt­liche kate­goria­len Bedin­gungen des Bild­begriffs zu ermit­teln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre syste­mati­sche Beschäf­tigung mit Fragen der Bild­lichkeit allge­meine Ein­sichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Inso­fern knüpfen sie an bild­anthro­polo­gische Über­legungen an, die auf den Philo­sophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemein­hin als Begründer der Bild­anthro­pologie bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen homo pictor. In dieser Bezeich­nung verdich­tet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Über­zeugung, dass die Fähig­keit zur Produk­tion und Rezep­tion von Bild­werken als siche­rer Beweis für die „mehr-als-tieri­sche“ ([Jonas 1961a]Jonas, Hans (1961).
Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. In Zeitschrift für Philosophische Forschung, 15, 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43.

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: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.[1]
Diese Behauptung ist insofern bemerkens­wert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kultur­wissen­schaften der Stand­punkt vertreten wird, dass die diffe­rentia speci­fica des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des homo pictor diese Auffas­sung durch die These in Frage stellt, dass „die Fähig­keit der Bild­verwen­dung […] ein anthro­polo­gisches Grund­prinzip [darstellt], von dem auch die Heraus­bildung der Sprach­fähigkeit abhängt“ ([Sachs-Hombach & Schirra 2009a]Sachs-Hombach, Klaus & Schirra, Jörg R.J. (2009).
Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie.
In Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn, 393-424.

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: S. 395), trägt es schließlich zu einer kriti­schen Aus­einan­derset­zung mit Posi­tionen bei, die vieler­orts bereits seit Jahrhun­derten vertreten werden[2] und speziell auf dem Gebiet der Philo­sophie den Status eines Gemein­platzes besit­zen[3].
Anmerkungen
  1. Vgl. hierzu aus­führ­lich [Schirra & Sachs-Hombach 2011a]Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2011).
    Anthropologie in der systematischen Bildwissenschaft: Auf der Spur des homo pictor.
    In Disziplinen der Anthropologie, 145-177.

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    , [Halawa 2014a]Literaturangabe fehlt.
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    , [Halawa 2012a]Literaturangabe fehlt.
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    : Kap. 8, [Halawa 2011a]Literaturangabe fehlt.
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    , [Ulama 2011a]Literaturangabe fehlt.
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    .
  2. Vgl. zum Bei­spiel [Herder 2001a]Herder, Johann Gottfried (2001).
    Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772). Stuttgart: Philipp Reclam jun..

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    : S. 20: „[…] da die Men­schen für uns die ein­zi­gen Sprach­ge­schöp­fe sind, die wir ken­nen, und sich eben durch Spra­che von al­len Tie­ren un­ter­schei­den […].“ Ähn­lich äußer­te sich der öster­rei­chisch-bri­ti­sche Phi­lo­soph und Be­grün­der des Kri­ti­schen Ra­ti­o­na­lis­mus Sir Karl R. Pop­per in ei­nem Ge­spräch mit Kon­rad Lo­renz: „[…] der Mensch – das ist vor al­lem die Spra­che“ [Popper 2002a]Popper, Karl R. (2002).
    Alle Menschen sind Philosophen. München/Zürich: Piper.

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    : S. 52.
  3. So ma­ni­fes­tiert sich die hu­man­spe­zi­fi­sche Ra­ti­o­na­li­tät des Men­schen für Jür­gen Ha­ber­mas oder Ro­bert Bran­dom – zwei der ein­fluss­reich­sten Phi­lo­so­phen un­se­rer Zeit – in er­ster Li­nie in der Spra­che. Vgl. [Habermas 1995a]Habermas, Jürgen (1995).
    Theorie des kommunikativen Handelns (1981), 2 Bd.. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 7. Aufl.

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    ; [Brandom 2000a]Brandom, Robert (2000).
    Expressive Vernunft. Begründung, Repräsentation und diskursive Festlegung (1994). Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, übersetzt von Eva Gilmer und Hermann Vetter.

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    .
Literatur                             [Sammlung]

[Brandom 2000a]: Brandom, Robert (2000). Expressive Vernunft. Begründung, Repräsentation und diskursive Festlegung (1994). Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, übersetzt von Eva Gilmer und Hermann Vetter.

[Bredekamp 2007a]: Bredekamp, Horst (2007). Galilei der Künstler. Der Mond. Die Sonne. Die Hand. Berlin: Akademie. [Habermas 1995a]: Habermas, Jürgen (1995). Theorie des kommunikativen Handelns (1981), 2 Bd.. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 7. Aufl. [Halawa 2011a]:
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[Halawa 2012a]:
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[Halawa 2014a]:
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[Herder 2001a]: Herder, Johann Gottfried (2001). Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772). Stuttgart: Philipp Reclam jun.. [Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Mitchell 2008a]: Mitchell, William J. Thomas (2008). Bildtheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, hrsg. von Gustav Frank. [Popper 2002a]: Popper, Karl R. (2002). Alle Menschen sind Philosophen. München/Zürich: Piper. [Sachs-Hombach & Schirra 2009a]: Sachs-Hombach, Klaus & Schirra, Jörg R.J. (2009). Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie. In: Sachs-Hombach, Klaus (Hg.): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 393-424. [Schirra & Sachs-Hombach 2006a]: Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006). Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. ELiSe: Essener Linguistische Skripte, Band: 6, Nummer: 1, S. 51-72. [Schirra & Sachs-Hombach 2011a]: Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2011). Anthropologie in der systematischen Bildwissenschaft: Auf der Spur des homo pictor. In: Meyer, S. & Owzar, A. (Hg.): Disziplinen der Anthropologie. Münster: Waxmann, S. 145-177. [Ulama 2011a]:
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[Wiesing 2005a]: Wiesing, Lambert (2005). Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag. [Wiesing 2008a]: Wiesing, Lambert (2008). Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.


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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Mark A. Halawa [64] und Joerg R.J. Schirra [18] — (Hinweis)

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[Halawa 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
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