Bildwissenschaft vs. Bildtheorie: Unterschied zwischen den Versionen
(→Die Heterogenität der bildwissenschaftlichen Forschungsdebatte) |
|||
Zeile 11: | Zeile 11: | ||
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen--> | <!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen--> | ||
==Die Heterogenität der bildwissenschaftlichen Forschungsdebatte== | ==Die Heterogenität der bildwissenschaftlichen Forschungsdebatte== | ||
− | Die bildwissenschaftliche Forschungsdebatte ist durch ein hohes Maß an Heterogenität charakterisiert. Nicht nur gibt es kontroverse Diskussionen über die Frage, welche Disziplin(en) und Methode(n) den Ausgangspunkt einer allgemeinen Bildwissenschaft zu bilden haben; auch herrscht große Uneinigkeit darüber, mit welchem Oberbegriff die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Bildlichkeit versehen werden sollte. In der Tat werden die verschiedensten Ansätze und Methoden häufig einheitlich als »Bildwissenschaft« bezeichnet. Diese Vorgehensweise stößt bei einigen | + | Die bildwissenschaftliche Forschungsdebatte ist durch ein hohes Maß an Heterogenität charakterisiert. Nicht nur gibt es kontroverse Diskussionen über die Frage, welche Disziplin(en) und Methode(n) den Ausgangspunkt einer allgemeinen Bildwissenschaft zu bilden haben; auch herrscht große Uneinigkeit darüber, mit welchem Oberbegriff die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Bildlichkeit versehen werden sollte. In der Tat werden die verschiedensten Ansätze und Methoden häufig einheitlich als »Bildwissenschaft« bezeichnet. Diese Vorgehensweise stößt bei einigen Bildforschern auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Differenzen, die zwischen höchst unterschiedlich aufgebauten bildwissenschaftlichen Konzeptionen bestehen, durch eine mangelnde terminologische Trennschärfe nur schwer ersichtlich oder sogar unkenntlich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhandene programmatische Differenzen terminologisch klar zu kennzeichnen. |
==Bildwissenschaft vs. Bildtheorie== | ==Bildwissenschaft vs. Bildtheorie== |
Version vom 10. April 2013, 10:00 Uhr
Unterpunkt zu: Bildphilosophische Abgrenzungen
Die Heterogenität der bildwissenschaftlichen ForschungsdebatteDie bildwissenschaftliche Forschungsdebatte ist durch ein hohes Maß an Heterogenität charakterisiert. Nicht nur gibt es kontroverse Diskussionen über die Frage, welche Disziplin(en) und Methode(n) den Ausgangspunkt einer allgemeinen Bildwissenschaft zu bilden haben; auch herrscht große Uneinigkeit darüber, mit welchem Oberbegriff die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Bildlichkeit versehen werden sollte. In der Tat werden die verschiedensten Ansätze und Methoden häufig einheitlich als »Bildwissenschaft« bezeichnet. Diese Vorgehensweise stößt bei einigen Bildforschern auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Differenzen, die zwischen höchst unterschiedlich aufgebauten bildwissenschaftlichen Konzeptionen bestehen, durch eine mangelnde terminologische Trennschärfe nur schwer ersichtlich oder sogar unkenntlich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhandene programmatische Differenzen terminologisch klar zu kennzeichnen. Bildwissenschaft vs. BildtheorieDer vielleicht einfachste Vorschlag zur terminologischen Differenzierung von höchst unterschiedlich aufgebauten bildwissenschaftlichen Konzeptionen stammt von dem Philosophen Lambert Wiesing. Um den programmatischen und methodischen Unterschieden zwischen empirisch-historisch und theoretisch-begrifflich ausgerichteten bildwissenschaftlichen Forschungsansätzen bereits terminologisch Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine bildwissenschaftliche und eine bildtheoretische Untersuchungsebene zu differenzieren. Dabei zählt er zur Bildwissenschaft solche Disziplinen, die Bilder als "konkrete Dinge" ([Wiesing 2008a]Literaturangabe fehlt. Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vorgehensweise lässt sich Wiesing zufolge auf der bildtheoretischen Untersuchungsebene beobachten. Hier "interessiert [man] sich nicht für das konkrete Bild, sondern für das Bild als Medium" ([Wiesing 2008a]Literaturangabe fehlt. Der größte und wichtigste Unterschied zwischen der bildwissenschaftlichen und der bildtheoretischen Untersuchungsebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bildtheorie einen "Schritt ins Kategoriale" ([Wiesing 2005a]Literaturangabe fehlt. Für Wiesing besteht die entscheidende Pointe, die aus der Grenzziehung zwischen Bildtheorie auf der einen und Bildwissenschaft auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bildtheoretische Untersuchungsebene aufgrund ihres postulierten argumentativen Grundcharakters "gar nicht anders als philosophisch geschehen kann" ([Wiesing 2005a]Literaturangabe fehlt. Grundsätzlich erscheint es als empfehlenswert, Wiesings Differenz zwischen Bildtheorie und Bildwissenschaft lediglich in einem idealtypischen Sinne zu verstehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Untersuchungsebenen ein komplementäres Verhältnis zu sehen (vgl. [Wiesing 2008a]Literaturangabe fehlt. Zum anderen ist keinesfalls auszuschließen, dass eine empirisch arbeitende Bildwissenschaft nicht auch bildbegriffliche und damit bildtheoretische Erkenntnisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Beispiel: Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp hat in seinen Arbeiten über Galileo Galilei aufgezeigt, wie wichtig die großen bildnerischen Fertigkeiten Galileis für die Entstehung seiner bahnbrechenden astronomischen Theorien gewesen ist ([Bredekamp 2007a]Literaturangabe fehlt. Allen kritischen Einwänden zum Trotz bietet Wiesings Differenzierung von Bildtheorie und Bildwissenschaft in einem Punkt einen klaren Vorteil: Die Frage, was eine Bilddisziplin leisten kann und soll, lässt sich durch die von ihm vorgeschlagene Grenzziehung verhältnismäßig einfach beantworten. Wer herausfinden möchte, ob Leonardo da Vinci in seiner Mona Lisa tatsächlich eine ›empirische‹ Frau abgebildet hat oder nicht (und wenn ja: welche), würde nach Wiesings Definition einen bildwissenschaftlichen Beitrag leisten. Wer hingegen erörtern möchte, ob bzw. inwieweit Gemälde, Skulpturen, Vorstellungsbilder oder virtuelle Bilder allesamt in gleichem Maße die wesentlichen Kriterien der Bildlichkeit erfüllen, bewegt sich auf dem Gebiet der Bildtheorie. Die Bildtheorie ließe sich diesem Bestimmungsverhältnis zufolge schließlich als grundlagentheoretische Basis der Bildwissenschaft verstehen, weil sie stets auf einem allgemeineren, grundsätzlicheren Niveau operiert als die Bildwissenschaft.
Bilderwissenschaft vs. BildwissenschaftLambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weitverzweigte bildwissenschaftliche Forschungsfeld mithilfe von terminologisch klar umrissenen Trennlinien übersichtlicher gestalten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J. Schirra eine Aufteilung der Bildwissenschaft in zwei Arbeitsfelder, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhaltlich als auch methodisch stark voneinander unterscheiden, für sinnvoll. In diesem Zusammenhang greifen sie auf Differenzierungskriterien zurück, die auf den ersten Blick mit denen Wiesings identisch zu sein scheinen, bei näherem Hinsehen jedoch unterschiedliche konzeptionelle Konsequenzen und Schwerpunkte implizieren. Für die Analyse der "spezifische[n] Eigenarten von konkreten Bildwerken" ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Literaturangabe fehlt. Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distinktion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe methodologische Intention wie bei Wiesing wider. Deren Dichotomie ›Bildwissenschaft vs. Bilderwissenschaft‹ scheint zunächst nicht von Wiesings Differenz ›Bildtheorie vs. Bildwissenschaft‹ abzuweichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung Bilderwissenschaft ebenso wie Wiesing mit seiner Konzeption der Bildwissenschaft eine im weitesten Sinne empirische Betrachtungsweise einzufangen versuchen. In Bezug auf die eher systematisch-begrifflich akzentuierten Termini Bildwissenschaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bildtheorie (Wiesing) lässt sich allerdings ein gewichtiger Unterschied feststellen: Für Wiesing führt eine bildtheoretische Betrachtungsweise in erster Linie zu der Forschungsfrage: "Was soll als Bild bezeichnet werden?" ([Wiesing 2005a]Literaturangabe fehlt. Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. In Zeitschrift für Philosophische Forschung, 15, 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei. Diese Behauptung ist insofern bemerkenswert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kulturwissenschaften der Standpunkt vertreten wird, dass die differentia specifica des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des homo pictor diese Auffassung durch die These in Frage stellt, dass "die Fähigkeit der Bildverwendung […] ein anthropologisches Grundprinzip [darstellt], von dem auch die Herausbildung der Sprachfähigkeit abhängt" ([Sachs-Hombach & Schirra 2009a]Literaturangabe fehlt. |
Anmerkungen
[Brandom 2000a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Bredekamp 2007a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Habermas 1995a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Herder 2001a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Mitchell 2008a]: Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Mark A. Halawa [64] und Joerg R.J. Schirra [18] — (Hinweis) |