Bildwissenschaft vs. Bildtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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==Bildwissenschaft vs. Bild­theorie==
 
==Bildwissenschaft vs. Bild­theorie==
Der vielleicht einfachste Vor&shy;schlag zur termi&shy;nolo&shy;gischen Diffe&shy;renzie&shy;rung von höchst unter&shy;schied&shy;lich aufge&shy;bauten bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Konzep&shy;tionen stammt von dem Philo&shy;sophen Lambert Wiesing. Um den program&shy;mati&shy;schen und metho&shy;dischen Unter&shy;schieden zwischen ''empi&shy;risch-histo&shy;risch'' und ''theore&shy;tisch-begriff&shy;lich'' ausge&shy;richte&shy;ten bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Forschungs&shy;ansät&shy;zen bereits termi&shy;nolo&shy;gisch Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine ''bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;liche'' und eine ''bild&shy;theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene zu diffe&shy;renzie&shy;ren. Dabei zählt er zur Bild&shy;''wissen&shy;schaft'' solche Diszip&shy;linen, die Bilder als „konkre&shy;te Dinge“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV) zur Grund&shy;lage haben. Bilder, erläu&shy;tert Wiesing, würden hier als „reale Gegen&shy;stände in ihrer Ent&shy;stehung, in ihren psycho&shy;logi&shy;schen Wirkun&shy;gen, in ihren medi&shy;alen Voraus&shy;setzun&shy;gen, in ihrer inhalt&shy;lich und sozia&shy;len Bedeu&shy;tung, in ihren histo&shy;rischen Zusam&shy;menhän&shy;gen und noch zahl&shy;reichen ande&shy;ren empi&shy;rischen Aspek&shy;ten erforscht [...].“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.) Eine Kunst&shy;histori&shy;kerin, die zum Beispiel über die sozi&shy;alen und poli&shy;tischen Ursa&shy;chen und Auswir&shy;kungen des byzan&shy;tini&shy;schen oder refor&shy;mato&shy;rischen [[Bilderstreit|Bilder&shy;streits]] forscht, würde dieser Erklä&shy;rung zufolge bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;liche'' Studien betrei&shy;ben. Im Zentrum ihrer Ana&shy;lysen stünde eine Reihe von konkre&shy;ten Bild&shy;werken, die unter ande&shy;rem im Hinblick auf ihre Ur&shy;heber&shy;schaft, ihre mate&shy;riel&shy;le Be&shy;schaffen&shy;heit oder ihren ursprüng&shy;lichen Aufstel&shy;lungsort unter&shy;sucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann nach Wiesing etwa darin beste&shy;hen, ein&shy;zelne Bild&shy;werke oder sogar einen geschlos&shy;senen Korpus von Bildern in Bezug auf [[Stil]], Epo&shy;che, [[Authentizität|Authen&shy;tizi&shy;tät]], poli&shy;tische Funk&shy;tion usw. zu kate&shy;gori&shy;sieren.
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Der vielleicht einfachste Vor&shy;schlag zur termi&shy;nolo&shy;gischen Diffe&shy;renzie&shy;rung stammt von dem Philo&shy;sophen Lambert Wiesing. Um den program&shy;mati&shy;schen und metho&shy;dischen Unter&shy;schieden zwischen ''empi&shy;risch-histo&shy;risch'' und ''theore&shy;tisch-begriff&shy;lich'' ausge&shy;richte&shy;ten bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;lichen Forschungs&shy;ansät&shy;zen Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine ''bild&shy;wissen&shy;schaft&shy;liche'' und eine ''bild&shy;theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene zu diffe&shy;renzie&shy;ren. Dabei zählt er zur Bild&shy;''wissen&shy;schaft'' solche Diszip&shy;linen, die Bilder als „konkre&shy;te Dinge“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV) zur Grund&shy;lage haben. Bilder, erläu&shy;tert Wiesing, würden hier als „reale Gegen&shy;stände in ihrer Ent&shy;stehung, in ihren psycho&shy;logi&shy;schen Wirkun&shy;gen, in ihren medi&shy;alen Voraus&shy;setzun&shy;gen, in ihrer inhalt&shy;lichen und sozia&shy;len Bedeu&shy;tung, in ihren histo&shy;rischen Zusam&shy;menhän&shy;gen und noch zahl&shy;reichen ande&shy;ren empi&shy;rischen Aspek&shy;ten erforscht [...].“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.) Eine Kunst&shy;histori&shy;kerin, die zum Beispiel über die soziopolitischen Ursa&shy;chen und Auswir&shy;kungen des byzan&shy;tini&shy;schen oder refor&shy;mato&shy;rischen [[Bilderstreit|Bilder&shy;streits]] forscht, würde dieser Erklä&shy;rung zufolge bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;liche'' Studien betrei&shy;ben. Im Zentrum ihrer Ana&shy;lysen stünde eine Reihe von konkre&shy;ten Bild&shy;werken, die unter ande&shy;rem im Hinblick auf ihre Ur&shy;heber&shy;schaft, ihre mate&shy;riel&shy;le Be&shy;schaffen&shy;heit oder ihren ursprüng&shy;lichen Aufstel&shy;lungsort unter&shy;sucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann nach Wiesing etwa darin beste&shy;hen, ein&shy;zelne Bild&shy;werke oder sogar einen geschlos&shy;senen Korpus von Bildern in Bezug auf [[Stil]], Epo&shy;che, [[Authentizität|Authen&shy;tizi&shy;tät]], poli&shy;tische Funk&shy;tion usw. zu kate&shy;gori&shy;sieren.
 
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Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vor&shy;gehens&shy;weise lässt sich Wiesing zufolge auf der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene beob&shy;achten. Hier „inte&shy;ressiert [man] sich nicht für das konkre&shy;te Bild, sondern für das Bild als Medium“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.). Die Aufmerk&shy;samkeit richtet sich nicht auf das einzel&shy;ne, empi&shy;risch zugäng&shy;liche Bild&shy;werk, sondern ganz allge&shy;mein auf das Phäno&shy;men der Bild&shy;lich&shy;keit. Auf der Ebe&shy;ne der Bild&shy;''theo&shy;rie'' geht es somit aus&shy;schließ&shy;lich „um den Begriff des Bildes“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.), nicht um indi&shy;vidu&shy;elle Beson&shy;derhei&shy;ten eines konkre&shy;ten Bild&shy;werkes. Beach&shy;tung finden konkre&shy;te Bilder allen&shy;falls dann, wenn sie sich dazu eignen, allge&shy;meine Aussagen über das Wesen der Bild&shy;lichkeit - also über die Frage, „''was etwas zu einem Bild macht''“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IX; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derar&shy;tigen Bildern um soge&shy;nannte ''Meta&shy;bilder'', d.h. um solche Bilder, die sich in beson&shy;derer Weise „auf sich selbst oder auf andere Bilder bezie&shy;hen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist.“ (<bib id='Mitchell 2008a'></bib>: S. 172). Das wohl berühm&shy;teste Beispiel für ein Meta&shy;bild ist das [[Kippbild|Kipp-]] bzw. [[Vexierbild|Vexier&shy;bild]], das häufig heran&shy;gezo&shy;gen wird, um die Beson&shy;derheit der Bild&shy;wahr&shy;nehmung zu illus&shy;trieren (⊳ [[Bild in reflexiver Verwendung|Bild in refle&shy;xiver Verwen&shy;dung]]).
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Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vor&shy;gehens&shy;weise lässt sich Wiesing zufolge auf der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene beob&shy;achten. Hier „inte&shy;ressiert [man] sich nicht für das konkre&shy;te Bild, sondern für das Bild als Medium“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.). Die Aufmerk&shy;samkeit richtet sich nicht auf das einzel&shy;ne, empi&shy;risch zugäng&shy;liche Bild&shy;werk, sondern ganz allge&shy;mein auf das Phäno&shy;men der Bild&shy;lich&shy;keit. Auf der Ebe&shy;ne der Bild&shy;''theo&shy;rie'' geht es somit aus&shy;schließ&shy;lich „um den Begriff des Bildes“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: ebd.), nicht um indi&shy;vidu&shy;elle Beson&shy;derhei&shy;ten eines konkre&shy;ten Bild&shy;werkes. Beach&shy;tung finden konkre&shy;te Bilder allen&shy;falls dann, wenn sie sich dazu eignen, allge&shy;meine Aussagen über das Wesen der Bild&shy;lichkeit - also über die Frage, „''was etwas zu einem Bild macht''“ (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IX; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derar&shy;tigen Bildern um soge&shy;nannte ''Meta&shy;bilder'', d.h. um solche Bilder, die sich in beson&shy;derer Weise „auf sich selbst oder auf andere Bilder bezie&shy;hen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist.“ (<bib id='Mitchell 2008a'></bib>: S. 172). Das wohl berühm&shy;teste Beispiel für ein Meta&shy;bild ist das [[Kippbild|Kipp-]] bzw. [[Vexierbild|Vexier&shy;bild]], welches häufig heran&shy;gezo&shy;gen wird, um die Beson&shy;derheit der Bild&shy;wahr&shy;nehmung zu illus&shy;trieren (⊳ [[Bild in reflexiver Verwendung|Bild in refle&shy;xiver Verwen&shy;dung]]).
 
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Der größte und wichtigste Unter&shy;schied zwischen der bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;lichen'' und der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bild&shy;theorie einen „Schritt ins Kate&shy;gori&shy;ale“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 13) nach sich zieht, „der notwen&shy;diger&shy;weise einen Wechsel der Metho&shy;den verlangt“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.). Da die Bild&shy;theorie - anders als die Bild&shy;wissen&shy;schaft - eine Klärung des Bild&shy;begriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Krite&shy;rien, die für ''alle'' Phäno&shy;mene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vorder&shy;grund steht in der Bild&shy;theorie also „die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14). Wiesing ist davon über&shy;zeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empi&shy;risch, sondern „aus&shy;schließlich argu&shy;menta&shy;tiv beant&shy;worten“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) lässt. Ausdrück&shy;lich heißt es: „Jegli&shy;cher Versuch einer empi&shy;rischen Unter&shy;suchung sämt&shy;licher Bilder würde notge&shy;drungen an einem Problem scheitern, welches spezi&shy;fisch für die meisten philo&shy;sophi&shy;schen Probleme ist. Es geht nicht um die Erfor&shy;schung dessen, was schon kate&shy;gori&shy;siert ist, sondern um die Erfor&shy;schung der Kate&shy;gori&shy;sierung: eben um den Begriff des Bildes.“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) Demzu&shy;folge sind es primär abstrak&shy;te Gründe, die darü&shy;ber entschei&shy;den, unter welchen Prämis&shy;sen etwa&shy;ige Phäno&shy;mene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Dem&shy;gegen&shy;über können konkre&shy;te Bild&shy;werke ledig&shy;lich einen empi&shy;rischen, keines&shy;wegs aber einen begriff&shy;lichen Wert besit&shy;zen.
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Der größte und wichtigste Unter&shy;schied zwischen der bild&shy;''wissen&shy;schaft&shy;lichen'' und der bild&shy;''theore&shy;tischen'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bild&shy;theorie einen „Schritt ins Kate&shy;gori&shy;ale“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 13) nach sich zieht, „der notwen&shy;diger&shy;weise einen Wechsel der Metho&shy;den verlangt“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.). Da die Bild&shy;theorie - anders als die Bild&shy;wissen&shy;schaft - eine Klärung des Bild&shy;begriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Krite&shy;rien, die für ''alle'' Phäno&shy;mene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vorder&shy;grund steht in der Bild&shy;theorie also „die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14). Wiesing ist davon über&shy;zeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empi&shy;risch, sondern „aus&shy;schließlich argu&shy;menta&shy;tiv beant&shy;worten“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) lässt. Ausdrück&shy;lich heißt es: „Jegli&shy;cher Versuch einer empi&shy;rischen Unter&shy;suchung sämt&shy;licher Bilder würde notge&shy;drungen an einem Problem scheitern, welches spezi&shy;fisch für die meisten philo&shy;sophi&shy;schen Probleme ist. Es geht nicht um die Erfor&shy;schung dessen, was schon kate&shy;gori&shy;siert ist, sondern um die Erfor&shy;schung der Kate&shy;gori&shy;sierung: eben um den Begriff des Bildes.“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: ebd.) Demzu&shy;folge sind es primär abstrak&shy;te Gründe, die darü&shy;ber entschei&shy;den, unter welchen Prämis&shy;sen etwa&shy;ige Phäno&shy;mene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Dem&shy;gegen&shy;über können konkre&shy;te Bild&shy;werke ledig&shy;lich einen empi&shy;rischen, keines&shy;wegs aber einen begriff&shy;lichen Erklärungswert besit&shy;zen.
 
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Für Wiesing besteht die entschei&shy;dende Pointe, die aus der Grenz&shy;ziehung zwischen ''Bild&shy;theorie'' auf der einen und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild&shy;''theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene aufgrund ihres postu&shy;lierten argu&shy;menta&shy;tiven Grund&shy;charakters „gar nicht anders als ''philo&shy;sophisch'' gesche&shy;hen kann“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 16; Hervor&shy;hebung hinzu&shy;gefügt). Begrün&shy;det wird diese These durch den Hinweis, dass die syste&shy;mati&shy;sche Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Begriffs&shy;fragen für die beson&shy;dere Art und Weise philo&shy;sophi&shy;schen Forschens konsti&shy;tutiv sei. ''Bild&shy;theorie'' wäre demnach immer auch ''Bild&shy;philo&shy;sophie'', wobei zu vermer&shy;ken ist, dass eine Philo&shy;sophie des Bildes nach Wiesings Dafür&shy;halten stets mit einer [[Phänomenologische Bildtheorien|Phäno&shy;meno&shy;logie des Bildes]] einher&shy;geht.
 
Für Wiesing besteht die entschei&shy;dende Pointe, die aus der Grenz&shy;ziehung zwischen ''Bild&shy;theorie'' auf der einen und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild&shy;''theore&shy;tische'' Unter&shy;suchungs&shy;ebene aufgrund ihres postu&shy;lierten argu&shy;menta&shy;tiven Grund&shy;charakters „gar nicht anders als ''philo&shy;sophisch'' gesche&shy;hen kann“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 16; Hervor&shy;hebung hinzu&shy;gefügt). Begrün&shy;det wird diese These durch den Hinweis, dass die syste&shy;mati&shy;sche Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Begriffs&shy;fragen für die beson&shy;dere Art und Weise philo&shy;sophi&shy;schen Forschens konsti&shy;tutiv sei. ''Bild&shy;theorie'' wäre demnach immer auch ''Bild&shy;philo&shy;sophie'', wobei zu vermer&shy;ken ist, dass eine Philo&shy;sophie des Bildes nach Wiesings Dafür&shy;halten stets mit einer [[Phänomenologische Bildtheorien|Phäno&shy;meno&shy;logie des Bildes]] einher&shy;geht.
 
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Grundsätzlich erscheint es als empfehlens&shy;wert, Wiesings Differenz zwischen ''Bild&shy;theorie'' und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' ledig&shy;lich in einem ideal&shy;typi&shy;schen Sinne zu ver&shy;stehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Unter&shy;suchungs&shy;ebenen ein komple&shy;mentä&shy;res Verhält&shy;nis zu sehen (vgl. <bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV). Zum einen wird sich eine ledig&shy;lich mit begriff&shy;lichen Proble&shy;men beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie in letzter Konse&shy;quenz auch an ihrem prakti&shy;schen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklä&shy;ren möchte, durch welche Fakto&shy;ren allge&shy;meine Krite&shy;rien für Bild&shy;lichkeit bereit&shy;gestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Fakto&shy;ren einem prakti&shy;schen Test zu unter&shy;ziehen. Anders gesagt: Eine allge&shy;meine Theorie bzw. Philo&shy;sophie des Bildes hat heraus&shy;zustel&shy;len, aus welchen Gründen ein konkre&shy;tes Objekt berech&shy;tigter&shy;weise als Bild bezeich&shy;net werden kann und warum ande&shy;ren konkre&shy;ten Objek&shy;ten die Kate&shy;gori&shy;sierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrak&shy;te Argu&shy;mente vorge&shy;bracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie bzw. Bild&shy;philo&shy;sophie von konkre&shy;ten Anschau&shy;ungsbe&shy;zügen ablö&shy;sen.
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Grundsätzlich erscheint es als empfehlens&shy;wert, Wiesings Differenz zwischen ''Bild&shy;theorie'' und ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' ledig&shy;lich in einem ideal&shy;typi&shy;schen Sinne zu ver&shy;stehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Unter&shy;suchungs&shy;ebenen ein komple&shy;mentä&shy;res Verhält&shy;nis zu sehen (vgl. <bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. IV). Zum einen wird sich eine ledig&shy;lich mit begriff&shy;lichen Proble&shy;men beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie in letzter Konse&shy;quenz auch an ihrem prakti&shy;schen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklä&shy;ren möchte, durch welche Fakto&shy;ren allge&shy;meine Krite&shy;rien für Bild&shy;lichkeit bereit&shy;gestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Fakto&shy;ren einem prakti&shy;schen Test zu unter&shy;ziehen. Anders gesagt: Eine allge&shy;meine Theorie bzw. Philo&shy;sophie des Bildes hat heraus&shy;zustel&shy;len, aus welchen Gründen ein konkre&shy;tes Objekt berech&shy;tigter&shy;weise als Bild bezeich&shy;net werden kann und warum ande&shy;ren Objek&shy;ten die Kate&shy;gori&shy;sierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrak&shy;te Argu&shy;mente vorge&shy;bracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäf&shy;tigen&shy;de Bild&shy;theorie bzw. Bild&shy;philo&shy;sophie von konkre&shy;ten Anschau&shy;ungsbe&shy;zügen ablö&shy;sen.
 
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Zum anderen ist keinesfalls auszu&shy;schließen, dass eine empi&shy;risch arbei&shy;tende ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' nicht auch bildbe&shy;griffli&shy;che und damit bild&shy;''theore&shy;tische'' Erkennt&shy;nisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Bei&shy;spiel: Der Kunst&shy;histo&shy;riker Horst Brede&shy;kamp hat in seinen Arbei&shy;ten über Gali&shy;leo Gali&shy;lei aufge&shy;zeigt, wie wichtig die großen bildne&shy;rischen Fertig&shy;keiten Gali&shy;leis für die Entste&shy;hung seiner bahn&shy;brechen&shy;den astro&shy;nomi&shy;schen Theorien gewe&shy;sen sind (<bib id='Bredekamp 2007a'></bib>). Obwohl Brede&shy;kamp in diesem Zusam&shy;menhang ausgie&shy;big auf Skizzen, Zeich&shy;nungen und Bilder Gali&shy;leis zurück&shy;greift, um diese These zu unter&shy;mauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, ledig&shy;lich empi&shy;risch-histo&shy;risches Mate&shy;rial aufzu&shy;arbei&shy;ten und auszu&shy;deuten. Vielmehr wird anhand von konkre&shy;ten Bildern demon&shy;striert, welch bedeu&shy;tenden Stellen&shy;wert bildliche Darstel&shy;lungen für die Gene&shy;se von wissen&shy;schaft&shy;lichem Wissen besitzen. Thema&shy;tisiert werden damit nicht nur kunst- und wissen&shy;schafts&shy;histo&shy;rische Problem&shy;stellun&shy;gen, sondern auch Fragen über die erkennt&shy;nisstif&shy;tende Kraft und Evi&shy;denz von Bildern - Fragen also, die seit jeher auch in der Philo&shy;sophie des Bildes unter&shy;sucht worden sind und inso&shy;fern zugleich ein bild&shy;''theore&shy;tisches'' Erkennt&shy;nisin&shy;teres&shy;se bedie&shy;nen.
 
Zum anderen ist keinesfalls auszu&shy;schließen, dass eine empi&shy;risch arbei&shy;tende ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' nicht auch bildbe&shy;griffli&shy;che und damit bild&shy;''theore&shy;tische'' Erkennt&shy;nisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Bei&shy;spiel: Der Kunst&shy;histo&shy;riker Horst Brede&shy;kamp hat in seinen Arbei&shy;ten über Gali&shy;leo Gali&shy;lei aufge&shy;zeigt, wie wichtig die großen bildne&shy;rischen Fertig&shy;keiten Gali&shy;leis für die Entste&shy;hung seiner bahn&shy;brechen&shy;den astro&shy;nomi&shy;schen Theorien gewe&shy;sen sind (<bib id='Bredekamp 2007a'></bib>). Obwohl Brede&shy;kamp in diesem Zusam&shy;menhang ausgie&shy;big auf Skizzen, Zeich&shy;nungen und Bilder Gali&shy;leis zurück&shy;greift, um diese These zu unter&shy;mauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, ledig&shy;lich empi&shy;risch-histo&shy;risches Mate&shy;rial aufzu&shy;arbei&shy;ten und auszu&shy;deuten. Vielmehr wird anhand von konkre&shy;ten Bildern demon&shy;striert, welch bedeu&shy;tenden Stellen&shy;wert bildliche Darstel&shy;lungen für die Gene&shy;se von wissen&shy;schaft&shy;lichem Wissen besitzen. Thema&shy;tisiert werden damit nicht nur kunst- und wissen&shy;schafts&shy;histo&shy;rische Problem&shy;stellun&shy;gen, sondern auch Fragen über die erkennt&shy;nisstif&shy;tende Kraft und Evi&shy;denz von Bildern - Fragen also, die seit jeher auch in der Philo&shy;sophie des Bildes unter&shy;sucht worden sind und inso&shy;fern zugleich ein bild&shy;''theore&shy;tisches'' Erkennt&shy;nisin&shy;teres&shy;se bedie&shy;nen.
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Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distink&shy;tion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe metho&shy;dolo&shy;gische Inten&shy;tion wie bei Wiesing wider. Deren Dicho&shy;tomie ‘Bild&shy;wissen&shy;schaft vs. Bilder&shy;wissen&shy;schaft’ scheint zunächst nicht von Wiesings Diffe&shy;renz ›Bild&shy;theorie vs. Bild&shy;wissen&shy;schaft‹ abzu&shy;weichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung ''Bilder''&shy;wissen&shy;schaft eben&shy;so wie Wiesing mit seiner Konzep&shy;tion der ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' eine im weites&shy;ten Sinne ''empi&shy;rische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se einzu&shy;fangen versu&shy;chen. In Bezug auf die eher ''syste&shy;matisch-begriff&shy;lich'' akzen&shy;tuier&shy;ten Termi&shy;ni ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild&shy;''theorie'' (Wiesing) lässt sich aller&shy;dings ein gewich&shy;tiger Unter&shy;schied fest&shy;stellen: Für Wiesing führt eine bild&shy;''theore&shy;tische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se in erster Linie zu der For&shy;schungs&shy;frage: „''Was soll als Bild bezeich&shy;net werden?''“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) Sinn und Zweck der Bild&shy;''theorie'' ist es ferner, dieje&shy;nigen allge&shy;meinen Krite&shy;rien zu ermit&shy;teln, die es erlau&shy;ben, ein bestimm&shy;tes Phäno&shy;men ''als Bild'' zu bestim&shy;men. Bild&shy;''theore&shy;tische'' Forschung konzen&shy;triert sich hier demge&shy;mäß vorwie&shy;gend auf Fragen der Kate&shy;gori&shy;sierung bzw. Klassi&shy;fikation.
 
Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distink&shy;tion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe metho&shy;dolo&shy;gische Inten&shy;tion wie bei Wiesing wider. Deren Dicho&shy;tomie ‘Bild&shy;wissen&shy;schaft vs. Bilder&shy;wissen&shy;schaft’ scheint zunächst nicht von Wiesings Diffe&shy;renz ›Bild&shy;theorie vs. Bild&shy;wissen&shy;schaft‹ abzu&shy;weichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung ''Bilder''&shy;wissen&shy;schaft eben&shy;so wie Wiesing mit seiner Konzep&shy;tion der ''Bild&shy;wissen&shy;schaft'' eine im weites&shy;ten Sinne ''empi&shy;rische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se einzu&shy;fangen versu&shy;chen. In Bezug auf die eher ''syste&shy;matisch-begriff&shy;lich'' akzen&shy;tuier&shy;ten Termi&shy;ni ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild&shy;''theorie'' (Wiesing) lässt sich aller&shy;dings ein gewich&shy;tiger Unter&shy;schied fest&shy;stellen: Für Wiesing führt eine bild&shy;''theore&shy;tische'' Betrach&shy;tungswei&shy;se in erster Linie zu der For&shy;schungs&shy;frage: „''Was soll als Bild bezeich&shy;net werden?''“ (<bib id='Wiesing 2005a'></bib>: S. 14; Hervor&shy;hebun&shy;gen im Ori&shy;ginal) Sinn und Zweck der Bild&shy;''theorie'' ist es ferner, dieje&shy;nigen allge&shy;meinen Krite&shy;rien zu ermit&shy;teln, die es erlau&shy;ben, ein bestimm&shy;tes Phäno&shy;men ''als Bild'' zu bestim&shy;men. Bild&shy;''theore&shy;tische'' Forschung konzen&shy;triert sich hier demge&shy;mäß vorwie&shy;gend auf Fragen der Kate&shy;gori&shy;sierung bzw. Klassi&shy;fikation.
 
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Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich hin&shy;gegen eine andere Schwer&shy;punkt&shy;setzung. Ihnen geht es primär um die bild&shy;pragma&shy;tische Frage, über welche kogni&shy;tiven und perzep&shy;tiven Kompe&shy;tenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grund&shy;sätzliche [[Bildfähigkeit|Bild&shy;fähig&shy;keit]] unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild&shy;''theorie'' vorder&shy;gründig um Probleme der Kate&shy;gori&shy;sierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konse&shy;quenz auf eine ''anthro&shy;polo&shy;gische'' Zuspit&shy;zung ihrer Konzep&shy;tion einer allge&shy;meinen  ''Bild''&shy;wissenschaft ab (⊳ [[Bildanthropologie|Bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gie]]). Obwohl auch sie die syste&shy;mati&shy;sche Unter&shy;suchung von bild&shy;begriff&shy;lichen Forschungs&shy;fragen mit ihrem Termi&shy;nus ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft ausdrück&shy;lich in einen philo&shy;sophi&shy;schen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämt&shy;liche kate&shy;goria&shy;len Bedin&shy;gungen des Bild&shy;begriffs zu ermit&shy;teln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre syste&shy;mati&shy;sche Beschäf&shy;tigung mit Fragen der Bild&shy;lichkeit allge&shy;meine Ein&shy;sichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Inso&shy;fern knüpfen sie an bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gische Über&shy;legungen an, die auf den Philo&shy;sophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemein&shy;hin als Begründer der Bild&shy;anthro&shy;pologie bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen ''[[homo pictor]]''. In dieser Bezeich&shy;nung verdich&shy;tet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Über&shy;zeugung, dass die Fähig&shy;keit zur Produk&shy;tion und Rezep&shy;tion von Bild&shy;werken als siche&shy;rer Beweis für die „mehr-als-tieri&shy;sche“ (<bib id='Jonas 1961a'></bib>: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.<ref>Vgl. hierzu aus&shy;führ&shy;lich <bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2011a'></bib>, <bib id='Halawa 2012a'></bib>: Kap. 8, <bib id='Halawa 2011a'></bib>, <bib id='Ulama 2011a'></bib>.</ref>
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Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich hin&shy;gegen eine andere Schwer&shy;punkt&shy;setzung. Ihnen geht es primär um die bild&shy;pragma&shy;tische Frage, über welche kogni&shy;tiven und perzep&shy;tiven Kompe&shy;tenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grund&shy;sätzliche [[Bildfähigkeit|Bild&shy;fähig&shy;keit]] unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild&shy;''theorie'' vorder&shy;gründig um Probleme der Kate&shy;gori&shy;sierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konse&shy;quenz auf eine ''anthro&shy;polo&shy;gische'' Zuspit&shy;zung ihrer Konzep&shy;tion einer allge&shy;meinen  ''Bild''&shy;wissenschaft ab (⊳ [[Bildanthropologie|Bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gie]]). Obwohl auch sie die syste&shy;mati&shy;sche Unter&shy;suchung von bild&shy;begriff&shy;lichen Forschungs&shy;fragen mit ihrem Termi&shy;nus ''Bild''&shy;wissen&shy;schaft ausdrück&shy;lich in einen philo&shy;sophi&shy;schen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämt&shy;liche kate&shy;goria&shy;len Bedin&shy;gungen des Bild&shy;begriffs zu ermit&shy;teln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre syste&shy;mati&shy;sche Beschäf&shy;tigung mit Fragen der Bild&shy;lichkeit allge&shy;meine Ein&shy;sichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Inso&shy;fern knüpfen sie an bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gische Über&shy;legungen an, die auf den Philo&shy;sophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemein&shy;hin als Begründer der Bild&shy;anthro&shy;pologie bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen ''[[homo pictor]]''. In dieser Bezeich&shy;nung verdich&shy;tet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Über&shy;zeugung, dass die Fähig&shy;keit zur Produk&shy;tion und Rezep&shy;tion von Bild&shy;werken als siche&shy;rer Beweis für die „mehr-als-tieri&shy;sche“ (<bib id='Jonas 1961a'></bib>: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.<ref>Vgl. hierzu aus&shy;führ&shy;lich <bib id='Schirra & Sachs-Hombach 2011a'></bib>, <bib id='Halawa 2014a'></bib>, <bib id='Halawa 2012a'></bib>: Kap. 8, <bib id='Halawa 2011a'></bib>, <bib id='Ulama 2011a'></bib>.</ref>
 
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Diese Behauptung ist insofern bemerkens&shy;wert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kultur&shy;wissen&shy;schaften der Stand&shy;punkt vertreten wird, dass die ''diffe&shy;rentia speci&shy;fica'' des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des ''homo pictor'' diese Auffas&shy;sung durch die These in Frage stellt, dass „die Fähig&shy;keit der Bild&shy;verwen&shy;dung […] ein anthro&shy;polo&shy;gisches Grund&shy;prinzip [darstellt], von dem auch die Heraus&shy;bildung der Sprach&shy;fähigkeit abhängt“ (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2009a'></bib>: S. 395), trägt es schließlich zu einer kriti&shy;schen Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Posi&shy;tionen bei, die vieler&shy;orts bereits seit Jahrhun&shy;derten vertreten werden<ref>Vgl. zum Bei&shy;spiel <bib id='Herder 2001a'></bib>: S. 20: „[…] da die Men&shy;schen für uns die ein&shy;zi&shy;gen Sprach&shy;ge&shy;schöp&shy;fe sind, die wir ken&shy;nen, und sich eben durch Spra&shy;che von al&shy;len Tie&shy;ren un&shy;ter&shy;schei&shy;den […].“ Ähn&shy;lich äußer&shy;te sich der öster&shy;rei&shy;chisch-bri&shy;ti&shy;sche Phi&shy;lo&shy;soph und Be&shy;grün&shy;der des ''Kri&shy;ti&shy;schen Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;lis&shy;mus'' Sir Karl R. Pop&shy;per in ei&shy;nem Ge&shy;spräch mit Kon&shy;rad Lo&shy;renz: „[…] der Mensch – das ist vor al&shy;lem die Spra&shy;che“ <bib id='Popper 2002a'></bib>: S. 52.</ref> und speziell auf dem Gebiet der Philo&shy;sophie den Status eines Gemein&shy;platzes besit&shy;zen<ref>So ma&shy;ni&shy;fes&shy;tiert sich die hu&shy;man&shy;spe&shy;zi&shy;fi&shy;sche Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;li&shy;tät des Men&shy;schen für Jür&shy;gen Ha&shy;ber&shy;mas oder Ro&shy;bert Bran&shy;dom – zwei der ein&shy;fluss&shy;reich&shy;sten Phi&shy;lo&shy;so&shy;phen un&shy;se&shy;rer Zeit – in er&shy;ster Li&shy;nie in der Spra&shy;che. Vgl. <bib id='Habermas 1995a'></bib>; <bib id='Brandom 2000a'></bib>.</ref>.
 
Diese Behauptung ist insofern bemerkens&shy;wert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kultur&shy;wissen&shy;schaften der Stand&shy;punkt vertreten wird, dass die ''diffe&shy;rentia speci&shy;fica'' des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des ''homo pictor'' diese Auffas&shy;sung durch die These in Frage stellt, dass „die Fähig&shy;keit der Bild&shy;verwen&shy;dung […] ein anthro&shy;polo&shy;gisches Grund&shy;prinzip [darstellt], von dem auch die Heraus&shy;bildung der Sprach&shy;fähigkeit abhängt“ (<bib id='Sachs-Hombach & Schirra 2009a'></bib>: S. 395), trägt es schließlich zu einer kriti&shy;schen Aus&shy;einan&shy;derset&shy;zung mit Posi&shy;tionen bei, die vieler&shy;orts bereits seit Jahrhun&shy;derten vertreten werden<ref>Vgl. zum Bei&shy;spiel <bib id='Herder 2001a'></bib>: S. 20: „[…] da die Men&shy;schen für uns die ein&shy;zi&shy;gen Sprach&shy;ge&shy;schöp&shy;fe sind, die wir ken&shy;nen, und sich eben durch Spra&shy;che von al&shy;len Tie&shy;ren un&shy;ter&shy;schei&shy;den […].“ Ähn&shy;lich äußer&shy;te sich der öster&shy;rei&shy;chisch-bri&shy;ti&shy;sche Phi&shy;lo&shy;soph und Be&shy;grün&shy;der des ''Kri&shy;ti&shy;schen Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;lis&shy;mus'' Sir Karl R. Pop&shy;per in ei&shy;nem Ge&shy;spräch mit Kon&shy;rad Lo&shy;renz: „[…] der Mensch – das ist vor al&shy;lem die Spra&shy;che“ <bib id='Popper 2002a'></bib>: S. 52.</ref> und speziell auf dem Gebiet der Philo&shy;sophie den Status eines Gemein&shy;platzes besit&shy;zen<ref>So ma&shy;ni&shy;fes&shy;tiert sich die hu&shy;man&shy;spe&shy;zi&shy;fi&shy;sche Ra&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;li&shy;tät des Men&shy;schen für Jür&shy;gen Ha&shy;ber&shy;mas oder Ro&shy;bert Bran&shy;dom – zwei der ein&shy;fluss&shy;reich&shy;sten Phi&shy;lo&shy;so&shy;phen un&shy;se&shy;rer Zeit – in er&shy;ster Li&shy;nie in der Spra&shy;che. Vgl. <bib id='Habermas 1995a'></bib>; <bib id='Brandom 2000a'></bib>.</ref>.

Version vom 28. November 2014, 17:04 Uhr

Unterpunkt zu: Bildwissenschaftliche Abgrenzungen


Die Heterogenität der bild­wissen­schaft­lichen For­schungs­debat­te

Die bildwissenschaftliche Forschungs­debat­te ist durch ein hohes Maß an Hete­roge­nität charak­teri­siert. Nicht nur gibt es kontro­verse Diskus­sionen über die Frage, welche Diszip­lin(en) und Metho­de(n) den Ausgangs­punkt einer allge­meinen Bild­wissen­schaft zu bilden haben; auch herrscht große Un­einig­keit darü­ber, mit welchem Ober­begriff die wissen­schaft­liche Beschäf­tigung mit dem Phäno­men der Bild­lich­keit verse­hen werden sollte. In der Tat werden die ver­schieden­sten Ansät­ze und Metho­den häufig einheit­lich als ‘Bild­wissen­schaft’ bezeich­net. Diese Vor­gehens­weise stößt bei eini­gen Bild­forschern indes auf Kritik. Ihrer Meinung nach werden die Diffe­renzen, die zwischen höchst unter­schied­lich aufge­bauten bild­wissen­schaft­lichen Konzep­tionen bestehen, durch eine mangeln­de termi­nolo­gische Trenn­schärfe nur schwer ersicht­lich oder sogar unkennt­lich gemacht. Aus diesem Grund fordern sie dazu auf, vorhan­dene program­mati­sche Diffe­renzen termi­nolo­gisch klar zu kenn­zeichnen.

Bildwissenschaft vs. Bild­theorie

Der vielleicht einfachste Vor­schlag zur termi­nolo­gischen Diffe­renzie­rung stammt von dem Philo­sophen Lambert Wiesing. Um den program­mati­schen und metho­dischen Unter­schieden zwischen empi­risch-histo­risch und theore­tisch-begriff­lich ausge­richte­ten bild­wissen­schaft­lichen Forschungs­ansät­zen Rechnung zu tragen, schlägt Wiesing vor, eine bild­wissen­schaft­liche und eine bild­theore­tische Unter­suchungs­ebene zu diffe­renzie­ren. Dabei zählt er zur Bild­wissen­schaft solche Diszip­linen, die Bilder als „konkre­te Dinge“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.

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: S. IV) zur Grund­lage haben. Bilder, erläu­tert Wiesing, würden hier als „reale Gegen­stände in ihrer Ent­stehung, in ihren psycho­logi­schen Wirkun­gen, in ihren medi­alen Voraus­setzun­gen, in ihrer inhalt­lichen und sozia­len Bedeu­tung, in ihren histo­rischen Zusam­menhän­gen und noch zahl­reichen ande­ren empi­rischen Aspek­ten erforscht [...].“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.) Eine Kunst­histori­kerin, die zum Beispiel über die soziopolitischen Ursa­chen und Auswir­kungen des byzan­tini­schen oder refor­mato­rischen Bilder­streits forscht, würde dieser Erklä­rung zufolge bild­wissen­schaft­liche Studien betrei­ben. Im Zentrum ihrer Ana­lysen stünde eine Reihe von konkre­ten Bild­werken, die unter ande­rem im Hinblick auf ihre Ur­heber­schaft, ihre mate­riel­le Be­schaffen­heit oder ihren ursprüng­lichen Aufstel­lungsort unter­sucht werden. Das Ziel solchen Forschens kann nach Wiesing etwa darin beste­hen, ein­zelne Bild­werke oder sogar einen geschlos­senen Korpus von Bildern in Bezug auf Stil, Epo­che, Authen­tizi­tät, poli­tische Funk­tion usw. zu kate­gori­sieren.
Eine gänzlich andere Betrachtungs- und Vor­gehens­weise lässt sich Wiesing zufolge auf der bild­theore­tischen Unter­suchungs­ebene beob­achten. Hier „inte­ressiert [man] sich nicht für das konkre­te Bild, sondern für das Bild als Medium“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.). Die Aufmerk­samkeit richtet sich nicht auf das einzel­ne, empi­risch zugäng­liche Bild­werk, sondern ganz allge­mein auf das Phäno­men der Bild­lich­keit. Auf der Ebe­ne der Bild­theo­rie geht es somit aus­schließ­lich „um den Begriff des Bildes“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: ebd.), nicht um indi­vidu­elle Beson­derhei­ten eines konkre­ten Bild­werkes. Beach­tung finden konkre­te Bilder allen­falls dann, wenn sie sich dazu eignen, allge­meine Aussagen über das Wesen der Bild­lichkeit - also über die Frage, „was etwas zu einem Bild macht“ ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
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: S. IX; Hervor­hebun­gen im Ori­ginal) - zu treffen. Meist handelt es sich bei derar­tigen Bildern um soge­nannte Meta­bilder, d.h. um solche Bilder, die sich in beson­derer Weise „auf sich selbst oder auf andere Bilder bezie­hen, [...] um zu zeigen, was ein Bild ist.“ ([Mitchell 2008a]Mitchell, William J. Thomas (2008).
Bildtheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, hrsg. von Gustav Frank.

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: S. 172). Das wohl berühm­teste Beispiel für ein Meta­bild ist das Kipp- bzw. Vexier­bild, welches häufig heran­gezo­gen wird, um die Beson­derheit der Bild­wahr­nehmung zu illus­trieren (⊳ Bild in refle­xiver Verwen­dung).
Der größte und wichtigste Unter­schied zwischen der bild­wissen­schaft­lichen und der bild­theore­tischen Unter­suchungs­ebene besteht nach Wiesing darin, dass die Bild­theorie einen „Schritt ins Kate­gori­ale“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 13) nach sich zieht, „der notwen­diger­weise einen Wechsel der Metho­den verlangt“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.). Da die Bild­theorie - anders als die Bild­wissen­schaft - eine Klärung des Bild­begriffs anstrebt, macht sie sich auf die Suche nach Krite­rien, die für alle Phäno­mene, die unter den Begriff des Bildes fallen, gültig sein sollen. Im Vorder­grund steht in der Bild­theorie also „die Frage, was aus welchen Gründen ein Bild ist […]“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 14). Wiesing ist davon über­zeugt, dass es sich hierbei um eine Frage handelt, die sich in keiner Weise empi­risch, sondern „aus­schließlich argu­menta­tiv beant­worten“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.) lässt. Ausdrück­lich heißt es: „Jegli­cher Versuch einer empi­rischen Unter­suchung sämt­licher Bilder würde notge­drungen an einem Problem scheitern, welches spezi­fisch für die meisten philo­sophi­schen Probleme ist. Es geht nicht um die Erfor­schung dessen, was schon kate­gori­siert ist, sondern um die Erfor­schung der Kate­gori­sierung: eben um den Begriff des Bildes.“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: ebd.) Demzu­folge sind es primär abstrak­te Gründe, die darü­ber entschei­den, unter welchen Prämis­sen etwa­ige Phäno­mene zu Recht oder zu Unrecht unter den Begriff des Bildes gefasst werden. Dem­gegen­über können konkre­te Bild­werke ledig­lich einen empi­rischen, keines­wegs aber einen begriff­lichen Erklärungswert besit­zen.
Für Wiesing besteht die entschei­dende Pointe, die aus der Grenz­ziehung zwischen Bild­theorie auf der einen und Bild­wissen­schaft auf der anderen Seite folgt, darin, dass die bild­theore­tische Unter­suchungs­ebene aufgrund ihres postu­lierten argu­menta­tiven Grund­charakters „gar nicht anders als philo­sophisch gesche­hen kann“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 16; Hervor­hebung hinzu­gefügt). Begrün­det wird diese These durch den Hinweis, dass die syste­mati­sche Aus­einan­derset­zung mit Begriffs­fragen für die beson­dere Art und Weise philo­sophi­schen Forschens konsti­tutiv sei. Bild­theorie wäre demnach immer auch Bild­philo­sophie, wobei zu vermer­ken ist, dass eine Philo­sophie des Bildes nach Wiesings Dafür­halten stets mit einer Phäno­meno­logie des Bildes einher­geht.
Grundsätzlich erscheint es als empfehlens­wert, Wiesings Differenz zwischen Bild­theorie und Bild­wissen­schaft ledig­lich in einem ideal­typi­schen Sinne zu ver­stehen. Wiesing selbst regt an, zwischen beiden Unter­suchungs­ebenen ein komple­mentä­res Verhält­nis zu sehen (vgl. [Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008).
Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.

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: S. IV). Zum einen wird sich eine ledig­lich mit begriff­lichen Proble­men beschäf­tigen­de Bild­theorie in letzter Konse­quenz auch an ihrem prakti­schen Nutzen messen lassen müssen. Wer erklä­ren möchte, durch welche Fakto­ren allge­meine Krite­rien für Bild­lichkeit bereit­gestellt werden, kommt nicht umhin, eben diese Fakto­ren einem prakti­schen Test zu unter­ziehen. Anders gesagt: Eine allge­meine Theorie bzw. Philo­sophie des Bildes hat heraus­zustel­len, aus welchen Gründen ein konkre­tes Objekt berech­tigter­weise als Bild bezeich­net werden kann und warum ande­ren Objek­ten die Kate­gori­sierung als Bild verwehrt bleiben sollte. So sehr zu diesem Zweck abstrak­te Argu­mente vorge­bracht werden müssen, so wenig kann sich eine mit dem Begriff des Bildes beschäf­tigen­de Bild­theorie bzw. Bild­philo­sophie von konkre­ten Anschau­ungsbe­zügen ablö­sen.
Zum anderen ist keinesfalls auszu­schließen, dass eine empi­risch arbei­tende Bild­wissen­schaft nicht auch bildbe­griffli­che und damit bild­theore­tische Erkennt­nisse ans Licht bringen kann. Dazu ein Bei­spiel: Der Kunst­histo­riker Horst Brede­kamp hat in seinen Arbei­ten über Gali­leo Gali­lei aufge­zeigt, wie wichtig die großen bildne­rischen Fertig­keiten Gali­leis für die Entste­hung seiner bahn­brechen­den astro­nomi­schen Theorien gewe­sen sind ([Bredekamp 2007a]Bredekamp, Horst (2007).
Galilei der Künstler. Der Mond. Die Sonne. Die Hand. Berlin: Akademie.

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). Obwohl Brede­kamp in diesem Zusam­menhang ausgie­big auf Skizzen, Zeich­nungen und Bilder Gali­leis zurück­greift, um diese These zu unter­mauern, beschränkt sich seine Forschung nicht darin, ledig­lich empi­risch-histo­risches Mate­rial aufzu­arbei­ten und auszu­deuten. Vielmehr wird anhand von konkre­ten Bildern demon­striert, welch bedeu­tenden Stellen­wert bildliche Darstel­lungen für die Gene­se von wissen­schaft­lichem Wissen besitzen. Thema­tisiert werden damit nicht nur kunst- und wissen­schafts­histo­rische Problem­stellun­gen, sondern auch Fragen über die erkennt­nisstif­tende Kraft und Evi­denz von Bildern - Fragen also, die seit jeher auch in der Philo­sophie des Bildes unter­sucht worden sind und inso­fern zugleich ein bild­theore­tisches Erkennt­nisin­teres­se bedie­nen.

Allen kritischen Einwänden zum Trotz bietet Wiesings Diffe­renzie­rung von Bild­theorie und Bild­wissen­schaft in einem Punkt einen klaren Vorteil: Die Frage, was eine Bilddis­ziplin leisten kann und soll, lässt sich durch die von ihm vorge­schlage­ne Grenzzie­hung ver­hältnis­mäßig einfach beant­worten. Wer heraus­finden möchte, ob Leonar­do da Vinci in seiner «Mona Lisa» tatsäch­lich eine “empi­rische” Frau abge­bildet hat oder nicht (und wenn ja: welche), würde nach Wiesings Defi­nition einen bild­wissen­schaft­lichen Beitrag leisten. Wer hinge­gen erör­tern möchte, ob bzw. inwie­weit Gemäl­de, Skulp­turen, Vor­stellungs­bilder oder virtu­elle Bilder alle­samt in gleichem Maße die wesent­lichen Krite­rien der Bild­lich­keit erfüllen, bewegt sich auf dem Gebiet der Bild­theorie. Die Bild­theorie ließe sich diesem Bestim­mungsver­hältnis zufol­ge schließlich als grund­lagen­theore­tische Basis der Bild­wissen­schaft verstehen, weil sie stets auf einem allge­meine­ren, grund­legen­deren Niveau ope­riert als die Bild­wissen­schaft.

Bilderwissenschaft vs. Bild­wissen­schaft

Lambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weit­verzweig­te bild­wissen­schaf­tliche Forschungs­feld mithil­fe von termi­nolo­gisch klar umris­senen Trenn­linien über­sicht­licher gestal­ten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J. Schirra eine Auf­teilung der Bild­wissen­schaft in zwei Arbeits­felder, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhalt­lich als auch metho­disch stark von­einan­der unter­scheiden, für sinnvoll. In diesem Zusam­menhang greifen sie auf Diffe­renzie­rungskri­terien zurück, die auf den ersten Blick mit denen Wiesings iden­tisch zu sein scheinen, bei näherem Hinsehen jedoch unter­schiedli­che konzep­tionel­le Konse­quenzen und Schwer­punkte impli­zieren. Für die Ana­lyse der „spezi­fische[n] Eigen­arten von konkre­ten Bild­werken“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: S. 52) reser­vieren Sachs-Hombach und Schirra den Plura­lis Bilder­wissen­schaft. Von der Singu­larform Bild­wissen­schaft sollte ihres Erach­tens hinge­gen nur „dann die Rede sein, wenn sich das wissen­schaft­liche Inte­resse der Frage zuwen­det, was es grund­sätzlich bedeu­tet, mit Bildern (als solchen) umge­hen zu können.“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: ebd.; Hervor­hebung im Ori­ginal) Anders als in bilder­wissen­schaft­lichen Ana­lysen stehen auf der bild­wissen­schaft­lichen Unter­suchungs­ebene sodann „gar nicht einzel­ne Bilder im unmit­telba­ren Fokus des Inte­resses, sondern vielmehr die Fähig­keit, Bilder verwen­den (d.h. erzeu­gen und rezi­pieren) zu können.“ ([Schirra & Sachs-Hombach 2006a]Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006).
Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. In ELiSe: Essener Linguistische Skripte, 6, 1, 51-72.

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: ebd.) Im Zentrum bild­wissen­schaft­licher Forschung stehen inso­fern Fragen der Bild­kompe­tenz und solche der Bild­pragma­tik.
Oberflächlich betrachtet, spiegelt sich in der Distink­tion von Sachs-Hombach und Schirra dieselbe metho­dolo­gische Inten­tion wie bei Wiesing wider. Deren Dicho­tomie ‘Bild­wissen­schaft vs. Bilder­wissen­schaft’ scheint zunächst nicht von Wiesings Diffe­renz ›Bild­theorie vs. Bild­wissen­schaft‹ abzu­weichen. Allein: Dieser Eindruck trügt. Zwar ist es richtig, dass Sachs-Hombach und Schirra mit der Wendung Bilder­wissen­schaft eben­so wie Wiesing mit seiner Konzep­tion der Bild­wissen­schaft eine im weites­ten Sinne empi­rische Betrach­tungswei­se einzu­fangen versu­chen. In Bezug auf die eher syste­matisch-begriff­lich akzen­tuier­ten Termi­ni Bild­wissen­schaft (Sachs-Hombach & Schirra) resp. Bild­theorie (Wiesing) lässt sich aller­dings ein gewich­tiger Unter­schied fest­stellen: Für Wiesing führt eine bild­theore­tische Betrach­tungswei­se in erster Linie zu der For­schungs­frage: „Was soll als Bild bezeich­net werden?“ ([Wiesing 2005a]Wiesing, Lambert (2005).
Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

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: S. 14; Hervor­hebun­gen im Ori­ginal) Sinn und Zweck der Bild­theorie ist es ferner, dieje­nigen allge­meinen Krite­rien zu ermit­teln, die es erlau­ben, ein bestimm­tes Phäno­men als Bild zu bestim­men. Bild­theore­tische Forschung konzen­triert sich hier demge­mäß vorwie­gend auf Fragen der Kate­gori­sierung bzw. Klassi­fikation.
Bei Sachs-Hombach und Schirra findet sich hin­gegen eine andere Schwer­punkt­setzung. Ihnen geht es primär um die bild­pragma­tische Frage, über welche kogni­tiven und perzep­tiven Kompe­tenzen ein Wesen verfügen muss, um eine grund­sätzliche Bild­fähig­keit unter Beweis stellen zu können. Dreht sich Wiesings Bild­theorie vorder­gründig um Probleme der Kate­gori­sierung, zielen Sachs-Hombach und Schirra in letzter Konse­quenz auf eine anthro­polo­gische Zuspit­zung ihrer Konzep­tion einer allge­meinen Bild­wissenschaft ab (⊳ Bild­anthro­polo­gie). Obwohl auch sie die syste­mati­sche Unter­suchung von bild­begriff­lichen Forschungs­fragen mit ihrem Termi­nus Bild­wissen­schaft ausdrück­lich in einen philo­sophi­schen Kontext rücken, dient ihnen das Studium des Bildes nicht alleine dem Zweck, sämt­liche kate­goria­len Bedin­gungen des Bild­begriffs zu ermit­teln. Vielmehr hoffen sie, durch ihre syste­mati­sche Beschäf­tigung mit Fragen der Bild­lichkeit allge­meine Ein­sichten über das Wesen des Menschen zu erlangen. Inso­fern knüpfen sie an bild­anthro­polo­gische Über­legungen an, die auf den Philo­sophen Hans Jonas (1903-1993) zurückgehen. Jonas, der gemein­hin als Begründer der Bild­anthro­pologie bezeichnet wird, verstand den Menschen als einen homo pictor. In dieser Bezeich­nung verdich­tet sich die auch von Sachs-Hombach und Schirra geteilte Über­zeugung, dass die Fähig­keit zur Produk­tion und Rezep­tion von Bild­werken als siche­rer Beweis für die „mehr-als-tieri­sche“ ([Jonas 1961a]Jonas, Hans (1961).
Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. In Zeitschrift für Philosophische Forschung, 15, 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43.

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: S. 162) Natur des Menschen zu deuten sei.[1]
Diese Behauptung ist insofern bemerkens­wert, als in weiten Teilen der Geistes- und Kultur­wissen­schaften der Stand­punkt vertreten wird, dass die diffe­rentia speci­fica des Menschen alleine in der Sprache zu finden sei. Indem das Konzept des homo pictor diese Auffas­sung durch die These in Frage stellt, dass „die Fähig­keit der Bild­verwen­dung […] ein anthro­polo­gisches Grund­prinzip [darstellt], von dem auch die Heraus­bildung der Sprach­fähigkeit abhängt“ ([Sachs-Hombach & Schirra 2009a]Sachs-Hombach, Klaus & Schirra, Jörg R.J. (2009).
Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie.
In Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn, 393-424.

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: S. 395), trägt es schließlich zu einer kriti­schen Aus­einan­derset­zung mit Posi­tionen bei, die vieler­orts bereits seit Jahrhun­derten vertreten werden[2] und speziell auf dem Gebiet der Philo­sophie den Status eines Gemein­platzes besit­zen[3].
Anmerkungen
  1. Vgl. hierzu aus­führ­lich [Schirra & Sachs-Hombach 2011a]Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2011).
    Anthropologie in der systematischen Bildwissenschaft: Auf der Spur des homo pictor.
    In Disziplinen der Anthropologie, 145-177.

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    , [Halawa 2014a]Literaturangabe fehlt.
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    - Artikel in Zeitschrift,
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    - Glossarlemma.
    , [Halawa 2012a]Literaturangabe fehlt.
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    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    : Kap. 8, [Halawa 2011a]Literaturangabe fehlt.
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    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    , [Ulama 2011a]Literaturangabe fehlt.
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    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    .
  2. Vgl. zum Bei­spiel [Herder 2001a]Herder, Johann Gottfried (2001).
    Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772). Stuttgart: Philipp Reclam jun..

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    : S. 20: „[…] da die Men­schen für uns die ein­zi­gen Sprach­ge­schöp­fe sind, die wir ken­nen, und sich eben durch Spra­che von al­len Tie­ren un­ter­schei­den […].“ Ähn­lich äußer­te sich der öster­rei­chisch-bri­ti­sche Phi­lo­soph und Be­grün­der des Kri­ti­schen Ra­ti­o­na­lis­mus Sir Karl R. Pop­per in ei­nem Ge­spräch mit Kon­rad Lo­renz: „[…] der Mensch – das ist vor al­lem die Spra­che“ [Popper 2002a]Popper, Karl R. (2002).
    Alle Menschen sind Philosophen. München/Zürich: Piper.

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    : S. 52.
  3. So ma­ni­fes­tiert sich die hu­man­spe­zi­fi­sche Ra­ti­o­na­li­tät des Men­schen für Jür­gen Ha­ber­mas oder Ro­bert Bran­dom – zwei der ein­fluss­reich­sten Phi­lo­so­phen un­se­rer Zeit – in er­ster Li­nie in der Spra­che. Vgl. [Habermas 1995a]Habermas, Jürgen (1995).
    Theorie des kommunikativen Handelns (1981), 2 Bd.. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 7. Aufl.

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    ; [Brandom 2000a]Brandom, Robert (2000).
    Expressive Vernunft. Begründung, Repräsentation und diskursive Festlegung (1994). Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, übersetzt von Eva Gilmer und Hermann Vetter.

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    .
Literatur                             [Sammlung]

[Brandom 2000a]: Brandom, Robert (2000). Expressive Vernunft. Begründung, Repräsentation und diskursive Festlegung (1994). Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, übersetzt von Eva Gilmer und Hermann Vetter.

[Bredekamp 2007a]: Bredekamp, Horst (2007). Galilei der Künstler. Der Mond. Die Sonne. Die Hand. Berlin: Akademie. [Habermas 1995a]: Habermas, Jürgen (1995). Theorie des kommunikativen Handelns (1981), 2 Bd.. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 7. Aufl. [Halawa 2011a]:
Literaturangabe fehlt.
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[Halawa 2012a]:
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[Halawa 2014a]:
Literaturangabe fehlt.
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- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Herder 2001a]: Herder, Johann Gottfried (2001). Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772). Stuttgart: Philipp Reclam jun.. [Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Mitchell 2008a]: Mitchell, William J. Thomas (2008). Bildtheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, hrsg. von Gustav Frank. [Popper 2002a]: Popper, Karl R. (2002). Alle Menschen sind Philosophen. München/Zürich: Piper. [Sachs-Hombach & Schirra 2009a]: Sachs-Hombach, Klaus & Schirra, Jörg R.J. (2009). Medientheorie, visuelle Kultur und Bildanthropologie. In: Sachs-Hombach, Klaus (Hg.): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 393-424. [Schirra & Sachs-Hombach 2006a]: Schirra, Jörg R. J. & Sachs-Hombach, Klaus (2006). Bild und Wort. Ein Vergleich aus bildwissenschaftlicher Sicht. ELiSe: Essener Linguistische Skripte, Band: 6, Nummer: 1, S. 51-72. [Schirra & Sachs-Hombach 2011a]: Schirra Jörg R.J. & Sachs-Hombach, Klaus (2011). Anthropologie in der systematischen Bildwissenschaft: Auf der Spur des homo pictor. In: Meyer, S. & Owzar, A. (Hg.): Disziplinen der Anthropologie. Münster: Waxmann, S. 145-177. [Ulama 2011a]:
Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Wiesing 2005a]: Wiesing, Lambert (2005). Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag. [Wiesing 2008a]: Wiesing, Lambert (2008). Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe.


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Ausgabe 1: 2013

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Seitenbearbeitungen durch: Mark A. Halawa [64] und Joerg R.J. Schirra [18] — (Hinweis)