Bildwissenschaftliche Abgrenzungen
Hauptpunkt zu: Bildtheorie/Bildwissenschaft/Bildkritik
Wer sich heutzutage für bildwissenschaftliche Fragestellungen interessiert, sieht sich schnell mit einer schier unüberschaubaren Masse von Forschungsliteratur konfrontiert. Nachdem Gottfried Boehm und W.J.T. Mitchell in der ersten Hälfte der 1990er Jahre den iconic ([Boehm 1994a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 13) bzw. pictorial turn ([Mitchell 1992a]Mitchell, William J. (1992). The Reconfigured Eye. Visual Truth in the Post-Photographic Era. Cambridge, MA: . Eintrag in Sammlung zeigen; [Mitchell 1994a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) proklamierten, haben etliche geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplinen das Phänomen des Bildes als einen zentralen Forschungsgegenstand für sich entdeckt. Fand die wissenschaftliche Beschäftigung mit Bildwerken traditionellerweise vorwiegend in der Kunstgeschichte ihre disziplinäre Heimat, spielt sich die zeitgenössische Bildforschung inzwischen in einem breiten interdisziplinären Rahmen ab. Dieser umfasst gerade auch solche Disziplinen, die den besonderen Stellenwert, den Bilder in ihnen einnehmen, lange Zeit nicht eigens zum Thema gemacht haben – zu nennen seien neben der Politologie und der Rechtswissenschaft unter anderem auch die Soziologie oder die Archäologie.[1] Auch wenn es zweifelhaft ist, dass sich „[e]rst im 20. Jahrhundert […] Ansätze für einen wissenschaftlichen Bilddiskurs aus[bildeten]“ ([Boehm 2007a]Literaturangabe fehlt. Folgende Frage steht in diesem Zusammenhang im Mittelpunkt: Was ist ein Bild? ([Boehm 1994a]Literaturangabe fehlt. Tatsächlich führt eine kritische Erörterung der Frage Was ist ein Bild? zu ähnlichen Erklärungsnöten, wie sie sich beispielsweise im Rahmen einer Reflexion auf die Frage Was ist Zeit? einstellen. Was Augustinus im Hinblick auf den Zeitbegriff eingestehen musste, lässt sich in gleicher Weise über den Begriff des Bildes sagen: „Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich es; wenn ich es einem Fragenden erklären will, weiß ich es nicht“([Augustinus 2002a]Literaturangabe fehlt. An Vorschlägen, wie sich diese Erklärungsnot beseitigen ließe, mangelt es aufgrund des gestiegenen Interesses an bildwissenschaftlichen Grundsatzfragen nicht. Alleine im deutschsprachigen Raum sind in den vergangenen Jahren mehr als ein halbes Dutzend Entwürfe für eine allgemeine Theorie des Bildes vorgestellt worden.[2] Sie alle machen es sich zum Ziel, sämtliche Schwierigkeiten aufzulösen, die bei dem Versuch auftreten, dem Wesen des Bildbegriffs auf den Grund zu kommen. Obwohl sich zwischen einigen dieser Arbeiten starke inhaltliche Überschneidungen ausfindig machen lassen, ist die bildwissenschaftliche Debatte insgesamt noch weit von der Formulierung und Etablierung einer konsensfähigen allgemeinen Bildtheorie entfernt. So klar es ist, dass sich „[e]ine Wissenschaft, die sich ‚Bildwissenschaft‘ nennt, […] der Erforschung des Bildes [widmet]“ ([Wiesing 2005a]Literaturangabe fehlt. Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 12) befindet. Dieser Umstand bringt es mit sich, dass sich durch die gegenwärtige Bilddebatte ein Positionenstreit zieht, der streckenweise nicht nur überaus kontrovers ausgetragen wird, sondern zudem eine Reihe von bildwissenschaftlichen Profilen zu Tage fördert, die im Hinblick auf die Frage nach dem Sinn und Zweck bildwissenschaftlichen Forschens zu vollkommen unterschiedlichen Antworten gelangen.[3] Von der Bildwissenschaft – im Sinne eines theoretisch, methodisch und disziplinär fest umrissenen wissenschaftlichen Programms – kann demnach nicht geredet werden. Ganz im Gegenteil setzt sich der bildwissenschaftliche Diskurs aus einer Fülle von Bilddisziplinen zusammen, die mit der systematischen Erforschung bildwissenschaftlicher Problemkomplexe mitunter höchst verschiedene Zielvorstellungen und Methoden verbinden. Ziel der nachstehenden Abschnitte ist es, die Heterogenität des bildwissenschaftlichen Diskussionsstandes übersichtlich und einführend darzustellen. Neben den theoretischen und methodischen Kernprämissen der wichtigsten Bilddisziplinen sollen außerdem die von ihnen anvisierten Aufgaben und Inhalte erläutert werden. Auch wenn sämtliche Unterpunkte dieses Themenabschnitts als eigenständige Beiträge gelesen werden können, soll diese Sektion dazu dienen, einen vergleichenden Überblick über die gegenwärtige bildwissenschaftliche Forschungssituation zu erlauben. Schließlich nimmt die Vielzahl von Bildbegriffen, die in den unterschiedlichen Bildkonzeptionen im Umlauf ist, einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die Frage, was eine Bilddisziplin leisten kann und soll, im Einzelfall beantwortet wird.
AufteilungDie Uneinigkeit, die den bildwissenschaftlichen Forschungsdiskurs charakterisiert, lässt sich bereits im Hinblick auf die Frage, welcher Oberbegriff für die wissenschaftliche Erforschung des Bildes gewählt werden sollte, beobachten. Dass das Wort ‚Bildwissenschaft‘ „in den letzten Jahren zu einem oft pauschal eingesetzten Sammelbegriff für jegliche Art der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Bildern geworden [ist]“ ([Wiesing 2008a]Literaturangabe fehlt. Lambert Wiesing ist nicht der einzige Autor, der das weitverzweigte bildwissenschaftliche Forschungsfeld mit Hilfe von terminologisch klar umrissenen Trennlinien übersichtlicher gestalten möchte. So halten auch Klaus Sachs-Hombach und Jörg R.J. Schirra eine Aufteilung der Bildwissenschaft in Bilderwissenschaft vs. Bildwissenschaft für sinnvoll, die sich aus ihrer Sicht sowohl inhaltlich als auch methodisch grundsätzlich voneinander unterscheiden. Was Wiesing und Sachs-Hombach/Schirra für den Bereich der Philosophie demonstrieren, lässt sich nun ebenfalls auf dem Gebiet der Kunstgeschichte beobachten. So nutzt der Kunsthistoriker Hans Belting seine bildwissenschaftlichen Untersuchungen in einer ausgesprochen reformatorischen Absicht: Sein Ziel ist es, der Kunstgeschichte durch eine historische Reflexion auf den Bildbegriff sowohl in inhaltlicher als auch in methodischer Hinsicht ein neues Gesicht zu geben: Kunstgeschichte als Bildgeschichte. Wie das Beispiel Hans Beltings zeigt, repräsentiert die philosophische Erörterung allgemeiner Bildfragen lediglich eine von vielen weiteren Facetten bildwissenschaftlichen Forschens; und auch wenn sich in ihr eine ausgesprochen populäre Annäherung an das Phänomen des Bildes widerspiegelt, ist sie keineswegs unumstritten. Einer der schärfsten Kritiker ist der Kunsthistoriker Horst Bredekamp: das Wort ‚Bildwissenschaft‘ verbindet er in erster Linie mit einer lange Zeit „vernachlässigten Tradition“ ([Bredekamp 2003a]Literaturangabe fehlt. Was Horst Bredekamp und Hans Belting unter überwiegend kunsthistorischen Vorzeichen realisieren möchten, eruiert Gottfried Boehm an der Schnittstelle zwischen Kunstgeschichte und Philosophie. Ebenso wie Bredekamp begreift Boehm die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Bild als ein sprachkritisches Unternehmen: Bildwissenschaft als Sprach- und Bildkritik.
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UnterpunkteInhaltsverzeichnis
Anmerkungen
[Augustinus 2002a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Belting 2002a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 1994a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 2007a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Brandt 1999a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Bredekamp 2003a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Böhme 1999a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Halawa 2008a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Huber 2004a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Mitchell 1992a]: Mitchell, William J. (1992). The Reconfigured Eye. Visual Truth in the Post-Photographic Era. Cambridge, MA: . [Mitchell 1994a]: Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Mark A. Halawa [35], Joerg R.J. Schirra [33] und Franziska Kurz [1] — (Hinweis) |