Bildnerisches Denken: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der Ausdruck | + | Der Ausdruck ‘bildnerisches Denken’ muss im Zusammenhang zu ähnlichen Bezeichnungen gesehen werden, mit denen verschiedene Autoren die Nicht-Begrifflichkeit/​Nicht-Sprachlichkeit, die Visualität oder allgemeiner die Sinnlichkeit von Teilen unseres Denkens oder des Denken insgesamt beschreiben. Einige dieser Termini sind eng mit einem Autor verknüpft. Dazu zählen das „ikonische Denken“ bzw. der „ikonische Logos“ (<bib id='Boehm 2004a'></bib>: S. 50), das „anschauliche Denken“ bzw. englisch „visual thinking“ (<bib id='Arnheim 2001a'></bib>) und das „ästhetische Denken“ (<bib id='Welsch 2010a'></bib>). Während sich die ersten drei Ausdrücke auf die visuelle Sinnlichkeit beziehen, geht es Welsch um Sinnlichkeit im Allgemeinen. Allen diesen Konzepten ist gemeinsam, dass sie sich von solchen Theorien abgrenzen, denen zufolge das Denken – auch im Zusammenhang mit Bildern – ausschließlich begrifflich bzw. sprachlich von statten geht (vgl. u.a. <bib id='Brandt 2010a'></bib>). In dieser Abgrenzung wird dabei meistens nicht zwischen begrifflichem, sprachlichem oder propositionalem Denken unterschieden. Wenn im Folgenden der Ausdruck ‘begriffliches Denken’ verwendet wird, fasst er daher alle drei zusammen. |
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Innerhalb der Theorien, die nicht-begriffliches Denken für möglich halten, kann man grob zwischen zwei Lagern unterscheiden. Die eine Richtung versucht, eine Theorie zu entwickeln, die das Denken insgesamt – das heißt auch das begriffliche Denken – als visuell bzw. sinnlich konstituiert beschreibt. Denken und Wahrnehmen werden nicht als getrennte Vermögen betrachtet, sondern als stark miteinander verknüpft oder sogar als ein einziges Erkenntnisvermögen. Genau genommen untersuchen solche Theorien die Sinnlichkeit bzw. Visualität des Denkens insgesamt. Zu dieser Richtung gehört Arnheims Werk «Anschauliches Denken» (<bib id='Arnheim 2001a'></bib>). Er liefert in seinem Buch zwar keine „theoretische Grundlage, die das weite Gebiet des anschaulichen Denkens zusammenfassen und unterbauen würde“, wie er selbst betont (ibid. S. 9). Entsprechend findet man darin keine systematische Erklärung, was unter dem anschaulichen Denken zu verstehen ist. Dennoch wird seine These deutlich, dass das Denken gerade nicht in Worten geschieht (S. 103), sondern im Medium der Sinnlichkeit: | Innerhalb der Theorien, die nicht-begriffliches Denken für möglich halten, kann man grob zwischen zwei Lagern unterscheiden. Die eine Richtung versucht, eine Theorie zu entwickeln, die das Denken insgesamt – das heißt auch das begriffliche Denken – als visuell bzw. sinnlich konstituiert beschreibt. Denken und Wahrnehmen werden nicht als getrennte Vermögen betrachtet, sondern als stark miteinander verknüpft oder sogar als ein einziges Erkenntnisvermögen. Genau genommen untersuchen solche Theorien die Sinnlichkeit bzw. Visualität des Denkens insgesamt. Zu dieser Richtung gehört Arnheims Werk «Anschauliches Denken» (<bib id='Arnheim 2001a'></bib>). Er liefert in seinem Buch zwar keine „theoretische Grundlage, die das weite Gebiet des anschaulichen Denkens zusammenfassen und unterbauen würde“, wie er selbst betont (ibid. S. 9). Entsprechend findet man darin keine systematische Erklärung, was unter dem anschaulichen Denken zu verstehen ist. Dennoch wird seine These deutlich, dass das Denken gerade nicht in Worten geschieht (S. 103), sondern im Medium der Sinnlichkeit: | ||
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Jüngst beschäftigt sich auch Dieter Mersch mit solchen alternativen Denkweisen unter den Schlagworten „ästhetisches Denken“ (<bib id='Mersch 2014a'></bib>) oder „pictorial thinking“ (<bib id='Mersch 2016a'></bib>). Unter letzterem versteht er ein Denken, dass einer eigenen Logik folgt, die er „logic of showing“ (<bib id='Mersch 2016a'></bib>: S. 175) bzw. „logic of the image“ (ibid. S. 178) nennt. Diese ist Mersch zufolge keineswegs unterhalb von Sprache, Textualität oder diskursiver Rationalität einzuordnen (S. 178). Denn: „Pictorial thinking bears cognition in the realm of showing“ (S. 167). | Jüngst beschäftigt sich auch Dieter Mersch mit solchen alternativen Denkweisen unter den Schlagworten „ästhetisches Denken“ (<bib id='Mersch 2014a'></bib>) oder „pictorial thinking“ (<bib id='Mersch 2016a'></bib>). Unter letzterem versteht er ein Denken, dass einer eigenen Logik folgt, die er „logic of showing“ (<bib id='Mersch 2016a'></bib>: S. 175) bzw. „logic of the image“ (ibid. S. 178) nennt. Diese ist Mersch zufolge keineswegs unterhalb von Sprache, Textualität oder diskursiver Rationalität einzuordnen (S. 178). Denn: „Pictorial thinking bears cognition in the realm of showing“ (S. 167). | ||
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− | Einen fließenden Übergang zwischen beiden Lagern stellen solche Ansätze dar, die eine alternative nicht-begriffliche Denkart in Abhängigkeit vom begrifflichen Denken beschreiben. Damit verbunden ist oft die Vorstellung einer Hierarchie der Denkarten bzw. von „verschiedene[n] Stufen des Denken“ (<bib id='Mittelstraß & Lorenz 2005a'></bib>: S. 154), so dass das alternative Denken z.B. als „vernunftanalog“ – wie bei Baumgarten (<bib id='Baumgarten 2011a'></bib>: S. 78)<ref>Vgl. hierzu auch: <bib id='Jäger 1980a'></bib>: S. 31.</ref> – oder als „vorbegrifflich“ – wie bei Wiesing (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. 78) – bezeichnet wird. Der Ausdruck „bildnerisches Denken“ wird von Autoren aller drei Richtungen verwendet. | + | Einen fließenden Übergang zwischen beiden Lagern stellen solche Ansätze dar, die eine alternative nicht-begriffliche Denkart in Abhängigkeit vom begrifflichen Denken beschreiben. Damit verbunden ist oft die Vorstellung einer Hierarchie der Denkarten bzw. von „verschiedene[n] Stufen des Denken“ (<bib id='Mittelstraß & Lorenz 2005a'></bib>: S. 154), so dass das alternative Denken z.B. als „vernunftanalog“ – wie bei Baumgarten (<bib id='Baumgarten 2011a'></bib>: S. 78)<ref>Vgl. hierzu auch: <bib id='Jäger 1980a'></bib>: S. 31.</ref> – oder als „vorbegrifflich“ – wie bei Wiesing (<bib id='Wiesing 2008a'></bib>: S. 78) – bezeichnet wird. Der Ausdruck „bildnerisches Denken“ wird von Autoren aller drei Richtungen verwendet. ‘Bildnerisches Denken’ kann also ein dem begrifflichen entgegengesetztes oder untergeordnetes Denken bezeichnen. Außerdem kann mit dem Terminus auch die Annahme ausgedrückt werden, dass Visualität unser ganzes Denken prägt. |
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Version vom 6. Dezember 2019, 11:33 Uhr
Unterpunkt zu: Bildbewusstsein und Einbildungskraft
Denken als bildtheoretisches ThemaDer Ausdruck ‘bildnerisches Denken’ muss im Zusammenhang zu ähnlichen Bezeichnungen gesehen werden, mit denen verschiedene Autoren die Nicht-Begrifflichkeit/Nicht-Sprachlichkeit, die Visualität oder allgemeiner die Sinnlichkeit von Teilen unseres Denkens oder des Denken insgesamt beschreiben. Einige dieser Termini sind eng mit einem Autor verknüpft. Dazu zählen das „ikonische Denken“ bzw. der „ikonische Logos“ ([Boehm 2004a]Boehm, Gottfried (2007).Jenseits der Sprache? Anmerkungen zur Logik der Bilder (2004). In Wie Bilder Sinn erzeugen. Die Macht des Zeigens, 34-53. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 50), das „anschauliche Denken“ bzw. englisch „visual thinking“ ([Arnheim 2001a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) und das „ästhetische Denken“ ([Welsch 2010a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Während sich die ersten drei Ausdrücke auf die visuelle Sinnlichkeit beziehen, geht es Welsch um Sinnlichkeit im Allgemeinen. Allen diesen Konzepten ist gemeinsam, dass sie sich von solchen Theorien abgrenzen, denen zufolge das Denken – auch im Zusammenhang mit Bildern – ausschließlich begrifflich bzw. sprachlich von statten geht (vgl. u.a. [Brandt 2010a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). In dieser Abgrenzung wird dabei meistens nicht zwischen begrifflichem, sprachlichem oder propositionalem Denken unterschieden. Wenn im Folgenden der Ausdruck ‘begriffliches Denken’ verwendet wird, fasst er daher alle drei zusammen. Innerhalb der Theorien, die nicht-begriffliches Denken für möglich halten, kann man grob zwischen zwei Lagern unterscheiden. Die eine Richtung versucht, eine Theorie zu entwickeln, die das Denken insgesamt – das heißt auch das begriffliche Denken – als visuell bzw. sinnlich konstituiert beschreibt. Denken und Wahrnehmen werden nicht als getrennte Vermögen betrachtet, sondern als stark miteinander verknüpft oder sogar als ein einziges Erkenntnisvermögen. Genau genommen untersuchen solche Theorien die Sinnlichkeit bzw. Visualität des Denkens insgesamt. Zu dieser Richtung gehört Arnheims Werk «Anschauliches Denken» ([Arnheim 2001a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ), in dem gezeigt werden soll, „dass Visualität das gesamte Peirce’sche Denken bestimmt“ ([Pape 2012a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 74). Eine allgemeine Explikation dessen, was unter dem „Bildnerischen Denken“ zu verstehen ist, fehlt diesem Band. Gelegentlich wird auch die kantische „Einbildungskraft“ ([Kant 1968a]Kant, Immanuel (1968). Kritik der reinen Vernunft. Berlin: de Gruyter. Eintrag in Sammlung zeigen: B 151) in die Nähe solcher Theorien gestellt, die sich mit der Visualität des Denkens befassen. Zwar leistet die Einbildungskraft die Schematisierung, also den Brückenschlag zwischen Begriffen und Anschauung. Aber sie stellt nach Kant im eigentlichen Sinne keine Denkleistung dar. Für Kant ist das Denken immer und ausschließlich begrifflich: „Denken ist das Erkenntnis durch Begriffe.“ ([Kant 1968a]Kant, Immanuel (1968). Kritik der reinen Vernunft. Berlin: de Gruyter. Eintrag in Sammlung zeigen: B 94, A 69) Die andere Richtung verfolgt das Ziel, neben dem begrifflichen Denken eine andere gleichwertige Denkart zu begründen. Hierzu gehört Gottfried Boehm mit seinem Konzept des „ikonischen Logos“:
Schon Konrad Fiedler verwendet für die geistige Tätigkeit des Künstlers den Ausdruck „ikonischer Logos“. Anders als Boehm erkennt er diesen allerdings nicht als Denken an ([Fiedler 1996a]Literaturangabe fehlt.
Jüngst beschäftigt sich auch Dieter Mersch mit solchen alternativen Denkweisen unter den Schlagworten „ästhetisches Denken“ ([Mersch 2014a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 154), so dass das alternative Denken z.B. als „vernunftanalog“ – wie bei Baumgarten ([Baumgarten 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 78)[1] – oder als „vorbegrifflich“ – wie bei Wiesing ([Wiesing 2008a]Wiesing, Lambert (2008). Die Sichtbarkeit des Bildes. Geschichte und Perspektiven der formalen Ästhetik. Frankfurt am Main/New York: Campus, mit einem aktuellen Vorwort des Autors zur Neuausgabe. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 78) – bezeichnet wird. Der Ausdruck „bildnerisches Denken“ wird von Autoren aller drei Richtungen verwendet. ‘Bildnerisches Denken’ kann also ein dem begrifflichen entgegengesetztes oder untergeordnetes Denken bezeichnen. Außerdem kann mit dem Terminus auch die Annahme ausgedrückt werden, dass Visualität unser ganzes Denken prägt. „Bildnerisches Denken“ in verschiedenen DisziplinenIm folgenden Abschnitt werden ausgewählte Verwendungen des Ausdrucks Bildnerisches Denken in Philosophie, Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik vorgestellt. Nicht alle Verwendungen stützen sich auf eine allgemeine Explikation des Begriffs. Aber alle gehen davon aus, dass dieses Denken nicht nur bei der Rezeption sondern auch bei der Produktion von bildnerischen Werken beteiligt ist. Es handelt sich ausschließlich um Konzepte deutschsprachiger Autoren, da der Ausdruck Bildnerisches Denken nicht adäquat ins Englische übersetzt werden kann. In den englischen Nachschlagewerken[2] findet man zu den möglichen Übersetzungen „Visual Thinking“[3] oder „The thinking eye“[4] keine Einträge, genauso wenig wie zu den Übersetzungsversuchen „aesthetic / analogue / artistic / iconic / imaginal / pictorial“ „thinking / reason / mind“. Dabei bedauert John Dewey bereits 1934 in seinem Buch «Art as Experience» das Fehlen eines solchen Ausdrucks im Englischen, der sowohl rezeptive als auch produktive Prozesse beschreibt (vgl. [Dewey 1980a]Literaturangabe fehlt. Bildnerisches Denken in der KunstpädagogikPaul Klee gilt als Vater dieses Begriffs,[5] weil das von Jürg Spiller herausgegebene Werk, das Klees Aufzeichnungen zu seiner Lehre enthält, den Titel «Das bildnerische Denken» ([Klee 1956a]Literaturangabe fehlt. Obwohl der Ursprung dieser Bezeichnung also unklar ist, wurde sie in der Kunstpädagogik durch das Buch «Gegenwart der Bildenden Kunst. Erziehung zum Bildnerischen Denken» ([Pfennig 1974a]Literaturangabe fehlt. Der Schwerpunkt von Pfennigs Konzept des Kunstunterrichts liegt entsprechend der damals zeitgenössischen Kunst auf abstrakten Bildgestaltungen. Dies wird nicht nur an den gewählten Bildbeispielen aus der Kunst deutlich (Abbildungsverzeichnis, S. 338), sondern auch an den abgebildeten Schülerlösungen von Aufgabenstellungen (S. 165 und v.a. ab S. 201), die mustergültig „Wege aufzeigen, die für fundamentale Einsichten in bildnerische Probleme geeignet sind“ (S. 201, Hervorh. i. O.). In seinen weiteren Erläuterungen zu diesen bildnerischen Problemen zeigt sich, dass hiermit weitgehend oder gänzlich formale Probleme gemeint sind. Die Inhalte von Kunst bzw. von Bildern werden zweitrangig. So behauptet er:
Daher entwirft Pfennig ein Konzept von Kunstunterricht, in dem die Form, d.h. die „bildnerischen Probleme als Inhalte begriffen werden“ (S. 210, Hervorh. i. O.). Diese Tendenz zum Formalismus wurde zum größten Kritikpunkt der nachfolgenden Generation von Kunstpädagogen – v.a. der Vertreter der Visuellen Kommunikation – am Konzept Kunstunterricht.[8] In Folge dessen ist auch der Begriff bildnerisches Denken in Misskredit geraten. Gegenwärtig gibt es vor allem einen Gestaltungslehrer, der den Terminus Bildnerisches Denken zur Beschreibung seiner Lehre verwendet (vgl. [Jenny 1994a]Literaturangabe fehlt. Bildnerisches Denken in Philosophie und KunstwissenschaftEin Lemma Bildnerisches Denken wird in den einschlägigen deutschen Wörterbüchern der Philosophie und der Kunstwissenschaft[9] nicht verhandelt. Auch die Ausdrücke „anschauliches“, „visuelles“ und „ikonisches Denken“ sind nicht berücksichtigt – abgesehen von einer Nebenbemerkung zum „anschaulichen Denken“, die Mittelstraß und Lorenz in der Neuauflage der «Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie» eingefügt haben (Vgl. [Mittelstraß & Lorenz 2005a]Literaturangabe fehlt. Das Verständnis dessen, was das bildnerische Denken ist, variiert dabei zum Teil sehr stark. Thomas Lange versteht darunter das Denken von Künstlern überhaupt oder – noch allgemeiner – das visuelle Denken (vgl. [Lange 2010a]Literaturangabe fehlt.
Stephan Schmidt grenzt sich von diesem sehr weiten Verständnis ab (vgl. [Schmidt 2011a]Literaturangabe fehlt.
Nach Schmidt ist bildnerisches Denken ein Denken, das
Damit reiht er sich in die Reihe der Autoren ein, die das bildnerische Denken in Abhängigkeit zum begrifflichen Denken sehen und somit hierarchisch diesem untergeordnet, wie er auch selbst erläutert:
Am Beispiel eines Bildes von Paul Klee (siehe Abb.) zeigt er auf, inwiefern der Begriff „Bewegung“ für dieses Bild konstitutiv ist, bzw. dass dieser Begriff den Künstler in seiner praktischen Tätigkeit geleitet hat. Bei seiner Bildbeschreibung verwendet er allerdings kompliziertere Termini wie „Farbbewegung“ (S. 292), „Beobachterbewegung“ (S. 293), „Wachstumsbewegung“ (S. 293) und „Vervollkommnungsbewegung“ (S. 293). Es bleibt zu fragen, ob entsprechende Begriffe tatsächlich Klee beim Malen seines Bildes geleitet haben, oder ob der Zusammenhang nicht umgekehrt ist, und diese Wortneuschöpfungen im Nachhinein passend zu den Gemälden gebildet wurden, um die beobachtbaren Wirkungen zumindest näherungsweise beschreiben zu können. Im Gegensatz zu Schmidts Konzept wird in dem Buch «Bildnerisches Denken» ([Plaum 2016a]Literaturangabe fehlt.
Die Leistung des Zusammensetzens ist identisch mit dem, was man als Komposition eines Bildes bezeichnet. Mit den Verbindungen zur Welt sind alle semantischen Relationen gemeint. Im Unterschied zum bildnerischen Denken im kunstpädagogischen Konzept des Kunstunterrichts wird hier also die inhaltliche Ebene nicht ausgeschlossen. Die Funktionen 1–3 treten sowohl bei der Produktion als auch bei der Rezeption von Bildern in Erscheinung. Für die Funktion 4 ist die Unterscheidung zwischen diesen beiden Prozessen nicht relevant, weil sie sich auf mentale Bilder bezieht. Auswirkung auf die Begriffe „Bild“, „Medium“ und „Schema“Das jeweilige Verständnis vom bildnerischen Denken hat Auswirkungen auf die Explikation weiterer Begriffe, insbesondere der Begriffe „Bildlichkeit“ bzw. „Bild“, sofern man sie in Relation zum Bildnerischen definieren will. Es kann auch zu einer bestimmten Auffassung der Begriffe „Medium“ und „Schema“ führen. Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem. Eintrag in Sammlung zeigen). Das Schema steht in diesem Verständnis nicht im Gegensatz zum Bild (wie in anderen Theorien), sondern ist etwas, das zur Tiefenstruktur eines Bildes gehört (ibid, S. 119–121) oder das ein Bild erst ermöglicht, wie bei Kant:[12]
Die Frage, ob neben den materiellen Bildern auch visuelle Vorstellungen als mentale Bilder in ein solches Bildverständnis mit einbezogen werden können oder sollen, bleibt dabei offen. Geht man im Gegensatz dazu davon aus, dass das bildnerische Denken ein zum begrifflichen Denken entgegengesetztes, aber diesem gleichwertiges Denken ist, ergibt sich daraus ein anderer Bildbegriff. Unterscheidet man das Bildnerische vom Visuellen, kann man daraus eine Differenzierung zwischen Bildern und visuellen Darstellungen ableiten. Denn in diesem Verständnis ist nicht jedes Denken, das sich auf visuelle Darstellungen bezieht, bildnerisch. Das heißt auch, dass nicht alle Darstellungen in visuellen Medien Bilder sind. Der Ausdruck „Bild“ bezeichnet in diesem Verständnis nicht eine bestimmte Medienart, sondern Bilder zeigen sich in verschiedenen visuellen Medien. Eine solche Differenzierung zwischen „Bild“ und „Medium“ vertreten u.a. W. J. T. Mitchell (vgl. [Mitchell 2008c]Literaturangabe fehlt. |
Anmerkungen
[Arnheim 1969a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Arnheim 2001a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Barck et al 2000ffa]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Baumgarten 2011a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 2004a]: Boehm, Gottfried (2007). Jenseits der Sprache? Anmerkungen zur Logik der Bilder (2004). In: Boehm, Gottfried (Hg.): Wie Bilder Sinn erzeugen. Die Macht des Zeigens. Berlin: Berlin University Press, S. 34-53. [Boehm 2005a]: Boehm, Gottfried (2005). Das Bild und die hermeneutische Reflexion. In: Figal, G. & Gander H. H. (Martin-Heidegger-Gesellschaft) (Hg.): Dimensionen des Hermeneutischen. Heidegger und Gadamer. Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann, S. 23-35, Schriftenreihe Band 7.
[Boehm 2007d]: Ausgabe 1: 2018 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [110], Goda Plaum [24] und Dimitri Liebsch [6] — (Hinweis) |