Fernsehen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 15:34 Uhr
Unterpunkt zu: Bildverwendungstypen
Etymologie und WortbedeutungDer Ausdruck ‘Fernsehen’ leitet sich vom Kompositum ‘Television’ ab. Das altgriechische Wort ‘tele’ (τηλε: weithin, weit weg, fern) und das lateinische Substantiv ‘visio’ (vīsiō: Anblick, Schau, Sehen) ergeben die etablierte Bedeutung der Fern-Sicht als Mittel zur Wahrnehmung eines nicht unmittelbar gegebenen Ereignisses (vgl. [Gemoll & Vretska 2006a]Gemoll, Wilhelm; Vretska, Karl (2006a).Gemoll. Griechisch-deutsches Schulwörterbuch und Handwörterbuch. München: Oldenbourg Schulbuchverlag. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 791; vgl. [Stowasser et al. 1998a]Stowasser, J. M. & Petschenig, M. & Skutsch, Fr. (1998a). Stowasser. Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch. In , 574. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 554). In der medialen Perspektive ist der Fernseher die technische Apparatur, die gewissermaßen wie ein Fernrohr die Wahrnehmung nicht aktuell gegebener Ereignisse ermöglicht. Fernsehen meint weiterhin die aktive Tätigkeit der fern-sehenden Rezeption des Nutzers und ebenfalls das organisatorische Gefüge von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
Wahrnehmungsdispositiv FernsehenFernsehen ist als eigenständiges Dispositiv anzusehen, es baut auf den apparativen Konstellationen des Kinos auf und hat sich – wenn auch später erfunden – parallel zu diesem entwickelt und tut es noch. Fernsehen konstituiert allerdings ein informationelles elektronisches Bild (vgl. [Paech 2006a]Paech, Joachim (2006a).Was ist ein kinematographisches Bewegungsbild?. In Bildtheorie und Film, 92-108. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 105) im Gegensatz zum analogen kinematographischen Bewegungsbild (siehe auch ⊳ Kino). Fernsehen besitzt zwar eine mit dem Kino vergleichbare Mensch-Maschine-Anordnung und Blick-Konstellation. Im Gegensatz zum Kino ist die Abdunklung des Raumes nicht notwendig, zudem existiert im allgemeinen keine Projektionsrichtung (dies ändert sich jedoch zunehmend, da Projektoren für den Heimbedarf immer erschwinglicher werden). Auch ist der Zuschauer nicht notwendigerweise direkt vor dem Bildschirm platziert, sondern frei in seinen Bewegungen und Handlungen. Der letzte Punkt verweist auf den Verzicht einer Disziplinierung der Wahrnehmung des Zuschauers durch eine apparativ bedingte Fixierung, wie sie im Kino zu finden ist (vgl. [Hickethier 1995a]Hickethier, Knut (1995). Dispositiv Fernsehen – Skizze eines Modells. In Montage/av, 4, 1, 63-83. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 65). Dies hängt mit der technologischen Tradition des Fernsehens zusammen, die es eng an die Entwicklung des Radios bindet. Dispositiv Fernsehen – Skizze eines Modells. In Montage/av, 4, 1, 63-83. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 76). Das Programm bildet somit die Schnittstelle der Mensch-Maschine-Anordnung und unterscheidet das Dispositiv Fernsehen von anderen Bildmedien, wie z.B. dem Computer. Durch die implizite Möglichkeit der Programmwahl durch den Rezipienten wird der Zuschauer als Subjekt — anders als im Kino — ein mitbestimmender Faktor innerhalb des Dispositivs. Wulff unterteilt das Fernsehen als Wahrnehmungsdispositiv in sechs Ebenen:
Das Fernsehbild (5) hinter der Glasfläche (3) ist dabei die Kernzone des Rezipienteninteresses, dennoch bleibt die Glasfläche – auch wenn sie während der gewöhnlichen Rezeption in den Hintergrund der Wahrnehmung tritt – die Bedingung dafür, dass eine Sendung wahrgenommen werden kann. Und obwohl sich Fehler auf der Glasfläche auf das Bild auswirken können, werden sie für gewöhnlich nicht dem Bild zugerechnet – folglich können Glasfläche und Bild klar von einander getrennt werden. Im Kino gibt es die Glasfläche (3) als Bildträger oder Konstitutiv einer Fernsehbildräumlichkeit nicht, die Leinwand wird nur in seltensten Fällen in der Wahrnehmung thematisch (z.B. wenn sie Löcher oder Risse enthält), während die Glasfläche des Fernsehgerätes die Wahrnehmung immer wieder thematisiert (etwa bei Kratzern oder Reflexionen in der Glasfläche, ⊳ Syntaktisch unkorrekte Bilder). |
Inhaltsverzeichnis
Anmerkungen
[Gemoll & Vretska 2006a]: Gemoll, Wilhelm; Vretska, Karl (2006a). Gemoll. Griechisch-deutsches Schulwörterbuch und Handwörterbuch. München: Oldenbourg Schulbuchverlag.
[Hickethier 1995a]: Hickethier, Knut (1995). Dispositiv Fernsehen – Skizze eines Modells. Montage/av, Band: 4, Nummer: 1, S. 63-83. [Paech 2006a]: Paech, Joachim (2006a). Was ist ein kinematographisches Bewegungsbild?. In: Koebner, Thomas & Meder, Thomas (Hg.): Bildtheorie und Film. München: Edition Text + Kritik, S. 92-108. [Stowasser et al. 1998a]: Stowasser, J. M. & Petschenig, M. & Skutsch, Fr. (1998a). Stowasser. Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch. München: Oldenbourg Schulbuchverlag. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [17], Lars Grabbe [14], Patrick Kruse [14], Dimitri Liebsch [8] und Franziska Kurz [2] — (Hinweis) Zitierhinweis: [Kruse et al. 2013g-a]Literaturangabe fehlt. |