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Eine der Aufgaben, die sich das DFG-&#8203;geför&shy;derte [[GIB - Glossar der Bildphilosophie:DFG-Netzwerk Bildphilosophie|Forscher&shy;netzwerk «Bild&shy;philo&shy;sophie»]] zu seiner Gründung im Jahre 2009 gestellt hatte, bestand darin, ein Glossar zu wichti&shy;gen Begrif&shy;fen der Bild&shy;philo&shy;sophie zusam&shy;menzu&shy;stellen und der Allge&shy;meinheit verfüg&shy;bar zu machen. Dies soll den Über&shy;blick über das mittler&shy;weile ausge&shy;sprochen breite Spektrum bild(er)&shy;wissen&shy;schaftli&shy;cher Forschun&shy;gen, die in den letzten Jahren in den unter&shy;schiedli&shy;chen Wissen&shy;schaftsdis&shy;zipli&shy;nen unter&shy;nommen worden sind und die noch immer unter&shy;nommen werden, erleich&shy;tern helfen. Wie so oft bei vergleich&shy;baren Projek&shy;ten stellte sich diese Aufga&shy;be letztlich als wesent&shy;lich umfang&shy;reicher heraus, als mit der im Netzwerk gebün&shy;delten Arbeits&shy;kraft in der verfüg&shy;baren Zeit trotz tatkräf&shy;tiger Hilfe zahlrei&shy;cher Gast&shy;auto&shy;ren zu bewäl&shy;tigen war. Trotz zahlrei&shy;cher Abstri&shy;che, die wir daher gegen unse&shy;re ursprüng&shy;lichen Plänen machen mussten, freuen wir uns, hier nach ca. vier Jahren Arbeit ein über 100 Stichpunk&shy;te umfas&shy;sendes Glossar wichti&shy;ger bild&shy;philo&shy;sophi&shy;scher Begrif&shy;fe vorle&shy;gen zu können.<ref>Ei&shy;ni&shy;ge der ur&shy;sprüng&shy;lich rund 200 ge&shy;plan&shy;ten Lem&shy;ma&shy;ta konn&shy;ten bis&shy;lang noch nicht re&shy;a&shy;li&shy;siert wer&shy;den, ei&shy;ni&shy;ge an&shy;de&shy;re Tex&shy;te sind der&shy;zeit noch in Ar&shy;beit. Da&shy;her füh&shy;ren ak&shy;tu&shy;ell noch nicht al&shy;le an&shy;ge&shy;ge&shy;be&shy;nen Ver&shy;wei&shy;se zu ent&shy;spre&shy;chen&shy;den Ar&shy;ti&shy;keln.</ref> Allen, die dazu beige&shy;tragen haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt!
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Ein Großteil der Absich&shy;ten, die wir mit dem Glossar der Bild&shy;philo&shy;sophie verfol&shy;gen, erge&shy;ben sich aus den Bestand&shy;teilen seines Namens.
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'''»Glossar«:''' „Ein fachsprach&shy;liches oder techni&shy;sches Glossar listet die Termi&shy;nolo&shy;gie einer Fach&shy;sprache oder eines techni&shy;schen Sachge&shy;bietes mit begriff&shy;lich-&#8203;sachli&shy;chen Defi&shy;niti&shy;onen auf, die den richti&shy;gen Gebrauch dieser Fachaus&shy;drücke und deren eindeu&shy;tiges Verständ&shy;nis sichern sollen.“ heißt es bei «Wiki&shy;pedia».<ref>sie&shy;he [http://de.wikipedia.org/wiki/Glossar Wikipedia: Glossar]</ref> Faktisch vari&shy;iert die Länge der einzel&shy;nen Arti&shy;kel bei beste&shy;henden Glossa&shy;ren beträcht&shy;lich. Von knappen, nur weni&shy;ge Zeilen umfas&shy;senden Wörter&shy;buchein&shy;trägen zu je einem einzel&shy;nen Fachter&shy;minus reicht die Spann&shy;breite bis zu umfang&shy;reichen Abhand&shy;lungen, die größe&shy;re Zusam&shy;menhän&shy;ge eher im Sinne eines Handbuchs erläu&shy;tern und entspre&shy;chend oft viele Fachter&shy;mini in ihrem jewei&shy;ligen Kontext ausführ&shy;licher betrach&shy;ten. Die Art der Arti&shy;kel hat natür&shy;lich neben den sachli&shy;chen, dem jewei&shy;ligen Fachge&shy;biet geschul&shy;deten Gründen auch merkli&shy;chen Einfluß darauf, wie die Schlagwör&shy;ter im Glossar geord&shy;net sind, insbe&shy;sonde&shy;re wenn neben rein äußer&shy;liche Gliede&shy;rungskri&shy;terien, wie die alpha&shy;beti&shy;sche Anord&shy;nung der Lemma&shy;ta, inhalt&shy;liche Gliede&shy;rungskri&shy;terien treten. Dabei führt eine strikte hierar&shy;chische Aufglie&shy;derung zwar zu einer beson&shy;ders über&shy;sichtli&shy;chen Struktu&shy;rierung, entspricht aber häufig nicht den sachli&shy;chen Gege&shy;benhei&shy;ten des betrach&shy;teten Sachge&shy;biets. In den mit diesem System präsen&shy;tierten Seiten handelt es sich um ein online&#8203;-verfüg&shy;bares Glossar zum Fachge&shy;biet ''Bild&shy;philo&shy;sophie''.<ref>Zum “Me&shy;di&shy;um” Wi&shy;ki, in dem das Glos&shy;sar hier er&shy;stellt und prä&shy;sen&shy;tiert wird, sie&shy;he auch [http://humanities.uchicago.edu/faculty/mitchell/glossary2004/wiki.htm The University of Chicago :: Theories of Media :: Keywords Glossary :: wiki]. </ref> 
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'''»Bildphilosophie«:''' Dieses Glossar soll die spezi&shy;fischen Begrif&shy;fe der Bild&shy;philo&shy;sophie auf kurze, sachli&shy;che Weise bestim&shy;men und im jewei&shy;ligen Kontext verständ&shy;lich machen. Sei daher das Fachge&shy;biet Bild&shy;philo&shy;sophie zunächst von den beiden seine Bezeich&shy;nung konsti&shy;tuieren&shy;den Begrif&shy;fen &raquo;Bild&laquo; und &raquo;Philo&shy;sophie&laquo; her näher bestimmt:
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'''»Bild«:''' Im Alltags&shy;leben kann wohl jeder mehr oder weni&shy;ger intu&shy;itiv Bilder unter&shy;scheiden von anderen Dingen. Diese Intu&shy;iti&shy;onen mögen zunächst auch genü&shy;gen, um sich dem Thema der Bild&shy;philo&shy;sophie zu nähern. Aller&shy;dings fällt es der Fachwelt nach wie vor schwer, sich auf eine prägnan&shy;te Defi&shy;niti&shy;on des Begriffs »Bild« zu eini&shy;gen. Tatsäch&shy;lich ist immer noch umstrit&shy;ten, ob über&shy;haupt nur ein einzi&shy;ger Begriff vorliegt oder eine Über&shy;lagung mehr oder weni&shy;ger verwand&shy;ter Begrif&shy;fe im Sinne der Wittgen&shy;steinschen Fami&shy;lienähn&shy;lichkeit, oder ob schließ&shy;lich nicht gar die Bild&shy;phäno&shy;mene so hete&shy;rogen sind, dass vernünf&shy;tiger Weise nur von einer Menge teil&shy;weise völlig unter&shy;schiedli&shy;cher Bildbe&shy;griffe auszu&shy;gehen ist. Meta&shy;phori&shy;sche Über&shy;tragun&shy;gen vom Bereich der Bilder im enge&shy;ren Sinn auf ansons&shy;ten ganz anders gear&shy;tete Phäno&shy;mene verkom&shy;plizie&shy;ren die Lage zusätz&shy;lich: Ist etwa ein Feind&shy;bild tatsäch&shy;lich ein Bild oder nur eine – dann wie gear&shy;tete – Meta&shy;pher? 
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Selbst innerhalb des zentra&shy;len Phäno&shy;menbe&shy;reichs gibt es bekannt&shy;lich so große Unter&shy;schiede, dass realis&shy;tische, abstrak&shy;te, struktu&shy;relle oder refle&shy;xiv gebrauch&shy;te Bildty&shy;pen (um nur eini&shy;ge zu nennen) nur schwer auf einen gemein&shy;samen Nenner gebracht werden können. Aller&shy;dings scheint weitge&shy;hend Einig&shy;keit unter den gegen&shy;wärti&shy;gen Bildfor&shy;schern zu herrschen, dass eine ausge&shy;arbei&shy;tete Ana&shy;lyse des Begriffs&shy;feldes um den Begriff »Bild« jeden&shy;falls die folgen&shy;den Diffe&shy;renzie&shy;rungen aufgrei&shy;fen sollte: 1) Bei vielen, aber nicht bei allen Bildern kann von etwas Abge&shy;bildetem – das im Übri&shy;gen nicht real sein muss – gere&shy;det werden. 2) Wenn wir von etwas Abge&shy;bilde&shy;tem sprechen, kann das entwe&shy;der etwas sein, was man visu&shy;ell wahrneh&shy;men kann, oder nicht: Im ersten Fall kann das (dann oft als ‘darstel&shy;lendes Bild’ bezeich&shy;nete) Bild dem Abge&shy;bilde&shy;ten visuell mehr oder weni&shy;ger ähneln – das darstel&shy;lende Bild ist mehr oder weni&shy;ger natu&shy;ralis&shy;tisch (bzw. weni&shy;ger oder mehr abstra&shy;hiert). Im zweiten Fall – etwas Nicht-&#8203;Visuel&shy;les wird abge&shy;bildet – handelt es sich um eine Art Struktur&shy;bild. 3) Alle Bilder, auch die ohne Abge&shy;bilde&shy;tes, können dazu verwen&shy;det werden, auf Aspek&shy;te der Bildver&shy;wendung exem&shy;plarisch hinzu&shy;weisen: das ist der refle&shy;xive Gebrauch des Bildes. Bei Bildern ohne Abge&shy;bilde&shy;tes (den so genannten ‘nicht-&#8203;gegen&shy;ständli&shy;chen’ Bildern) ist das der einzi&shy;ge Gebrauch.
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'''»Philosophie«:''' Eine gleicher&shy;massen allge&shy;mein aner&shy;kannte wie aussa&shy;gekräf&shy;tige Charak&shy;teri&shy;sierung der Philo&shy;sophie zu geben gehört bekannt&shy;lich nicht zu den einfa&shy;cheren Aufga&shy;ben. Eini&shy;gen mag man sich immer&shy;hin darauf, dass eine ihrer wesent&shy;lichen Aufga&shy;ben darin besteht, beste&shy;hende Unter&shy;scheidungs&shy;gewohn&shy;heiten begriffs&shy;karto&shy;grafisch aufzu&shy;nehmen, zu versu&shy;chen, sie syste&shy;matisch zu ordnen, und ihre Zusam&shy;menhän&shy;ge kritisch zu hinter&shy;fragen. Das betrifft auch die Unter&shy;scheidungs&shy;gewohn&shy;heiten, die sich in den verschie&shy;denen empi&shy;rischen Einzel&shy;diszi&shy;plinen, die auf die eine oder ande&shy;re Weise thema&shy;tisch mit Bildern befasst sind, heraus&shy;gebil&shy;det haben, aber auch den mit Aspek&shy;ten von Bildlich&shy;keit befass&shy;ten Teilge&shy;bieten der Philo&shy;sophie, insbe&shy;sonde&shy;re Ästhe&shy;tik und Epis&shy;temo&shy;logie.
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Zentrales Anliegen einer Philo&shy;sophie des Bildes ist insbe&shy;sonde&shy;re zu unter&shy;suchen, was es grundsätz&shy;lich bedeu&shy;tet, mit Bildern umge&shy;hen zu können und dabei zugleich die Frage zu beant&shy;worten, welchen Begriff wir uns von Wesen machen müssen, die über Bildfä&shy;higkeit verfü&shy;gen. Als Refle&shy;xion auf die Medi&shy;ali&shy;tät und Mate&shy;riali&shy;tät von Denken und Rati&shy;onali&shy;tät trägt Bild&shy;philo&shy;sophie zudem bei zur ständi&shy;gen medi&shy;alen und metho&shy;dolo&shy;gischen Selbst&shy;verge&shy;wisse&shy;rung von Philo&shy;sophie.
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'''»Glossar der Bild&shy;philo&shy;sophie«:''' Das hier vorlie&shy;gende Glossar der Bild&shy;philo&shy;sophie richtet sich gleicher&shy;massen an inte&shy;ressier&shy;te Laien wie das Fachpub&shy;likum aus dem gesam&shy;ten Bereich der Bild&shy;wissen&shy;schaften. Als Präsen&shy;tations&shy;form wurde dafür in techni&shy;scher Hinsicht ein online-&#8203;System gewählt, das auch der seit eini&shy;gen Jahren zuneh&shy;mend an Bedeu&shy;tung gewin&shy;nenden «Wiki&shy;pedia» als Basis dient, so dass eine gute Zugäng&shy;lichkeit und einfa&shy;che Bedien&shy;barkeit mit der fundier&shy;ten Annah&shy;me verbun&shy;den werden konnte, vielen poten&shy;tiellen Nutzern des Glossars dürfe die Grund&shy;lagen der Bedie&shy;nung des Systems bereits von «Wiki&shy;pedia» bekannt sein. Wie bei einer “klassi&shy;schen” Enzyk&shy;lopä&shy;die wurden die Arti&shy;kel aller&shy;dings von jeweils dafür verpflich&shy;teten für das jewei&shy;lige Gebiet kompe&shy;tenten Auto&shy;ren verfasst, nicht vom breiten Publi&shy;kum insge&shy;samt. Die Arbeit an den Arti&shy;keln ist mit Redak&shy;tionsen&shy;de abge&shy;schlossen. Aller&shy;dings erlaubt es das Glossar&shy;system im Gegen&shy;satz zu einem Druck&shy;werk, auf einfa&shy;che Weise nachträg&shy;liche Verbes&shy;serun&shy;gen einzu&shy;bringen.<ref>In Zu&shy;sam&shy;men&shy;ar&shy;beit mit der Ge&shy;sell&shy;schaft für in&shy;ter&shy;dis&shy;zi&shy;pli&shy;nä&shy;re Bild&shy;wis&shy;sen&shy;schaft wird das He&shy;raus&shy;ge&shy;ber&shy;gre&shy;mi&shy;um da&shy;her in re&shy;gel&shy;mä&shy;ßi&shy;gen Ab&shy;stän&shy;den in Ab&shy;stim&shy;mung mit den Au&shy;to&shy;ren der je&shy;wei&shy;li&shy;gen Ar&shy;ti&shy;kel Up&shy;dates vor&shy;neh&shy;men, um das Glos&shy;sar ak&shy;tu&shy;ell zu hal&shy;ten, wenn nicht gar wei&shy;ter zu ver&shy;bes&shy;sern.</ref>
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===Erläuterungen zur Aufteilung===
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Die Logik dieses Glossars soll einer weichen, Über&shy;schnei&shy;dungen zulas&shy;senden Syste&shy;matik entspre&shy;chen, eher im Sinne eines Handbu&shy;ches als in dem eines Wörter&shy;buchs. Die Struktur des Glossars ist dabei zwar grund&shy;sätzlich hierar&shy;chisch, erhält aber ins&shy;beson&shy;dere durch hyper&shy;textu&shy;elle Asso&shy;ziati&shy;onen von Arti&shy;keln und Themen eine stärker vernetz&shy;te zweite Struktu&shy;rierungs&shy;basis. Auf der ober&shy;sten Ebe&shy;ne der Hierar&shy;chie gibt es sechs [[:Kategorie:Theorieperspektive|''Theorie&shy;perspek&shy;tiven'']], die jeweils einen spezi&shy;ellen thema&shy;tischen Blick&shy;winkel auf bild&shy;philo&shy;sophi&shy;sche Themen werfen und neben einer kurzen Einlei&shy;tung aus je drei bis fünf zentra&shy;len [[:Kategorie:Hauptpunkt|''Haupt&shy;punkten'']] beste&shy;hen. Jeder Haupt&shy;punkt stellt seiner&shy;seits einen einlei&shy;tenden Arti&shy;kel von ca. andert&shy;halb bis zwei Seiten bereit und fasst eine Menge von [[:Kategorie:Unterpunkt|''Unter&shy;punkten'']] zusam&shy;men, die die eigent&shy;lichen Glossar&shy;arti&shy;kel bilden und (im Ideal) je etwa vier Manu&shy;skript&shy;seiten aufwei&shy;sen.
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Die inhaltliche Aufteilung des Glossars erfolgt demnach in sechs einan&shy;der durchaus partiell über&shy;lappen&shy;de thema&shy;tische Felder, die jeweils durch eine spezi&shy;fische Art der theore&shy;tischen Betrach&shy;tungswei&shy;se bestimmt sind. Diese sollen im folgen&shy;den ganz kurz umris&shy;sen und mitein&shy;ander in Bezie&shy;hung gestellt werden:
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* ''[[Bildtheorie/Bildwissenschaft/Bildkritik]]'': Eine erste Theorie&shy;perspek&shy;tive ist der Vielfalt an theore&shy;tischen Diskur&shy;sen zu Bildern gewidmet, die häufig unter Bezeich&shy;nungen wie ‘Bild&shy;wissen&shy;schaft’, ‘Bild&shy;theorie’ oder ‘Bild&shy;kritik’ laufen. Neben die Syste&shy;matik der verschie&shy;denen ''bild&shy;theore&shy;tischen Ansät&shy;ze'', zu denen etwa auch Kunst&shy;geschich&shy;te, Kunst&shy;wissen&shy;schaft und Ästhe&shy;tik zählen, und dazu vorge&shy;schalte&shy;ten ''bild&shy;wissen&shy;schaftli&shy;chen Abgren&shy;zungen'' tritt in diesem Kapi&shy;tel auch die Beschäf&shy;tigung mit wichti&shy;gen ''histo&shy;rischen Bildbe&shy;griffen'' auf der meta&shy;theore&shy;tischen Ebe&shy;ne.   
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* ''[[Bild und Wahrnehmung]]'': Viele bild&shy;theore&shy;tische Begrif&shy;fe bezie&shy;hen sich auf die Beson&shy;derhei&shy;ten der Rela&shy;tion zwischen Bildern und Wahrneh&shy;mung (insbe&shy;sonde&shy;re visu&shy;elle Wahrneh&shy;mung), was eine entspre&shy;chende Theorie&shy;perspek&shy;tive recht&shy;fertigt. Neben eine ''Über&shy;sicht über wichti&shy;ge Begrif&shy;fe, die allge&shy;meinen Wahr&shy;nehmungs&shy;theorien eignen'', geht es hier einer&shy;seits vor allem um Aspek&shy;te, die spezi&shy;fisch bei der ''Wahrneh&shy;mung von Bildern'' auftre&shy;ten, ande&shy;rerseits aber auch um Fragen der damit verbun&shy;denen bzw. dafür voraus&shy;gesetz&shy;ten ''Einbil&shy;dungskraft''.       
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* ''[[Bilder als Zeichen]]'': Solche Aspekte, die sich vor allem aus den als im weiten Sinn kommu&shy;nika&shy;tiv verstan&shy;denen Verwen&shy;dungszu&shy;sammen&shy;hängen von Bildern ablei&shy;ten, sind unter einer eige&shy;nen Theorie&shy;perspek&shy;tive zusam&shy;menge&shy;stellt. Neben eine ''Über&shy;sicht zu wichti&shy;gen Begrif&shy;fen allge&shy;meiner Zeichen&shy;theorien'' werden dabei Begrif&shy;fe für die spezi&shy;fischen Aspek&shy;te bildhaf&shy;ter Zeichen im Sinne ''bild&shy;syntak&shy;tischer'', ''bild&shy;seman&shy;tischer'' und ''bild&shy;pragma&shy;tischer'' Frage&shy;stellun&shy;gen erläu&shy;tert. 
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* ''[[Bilder als Medien]]'': Unter medien&shy;theore&shy;tischem Betrach&shy;tungswin&shy;kel erge&shy;ben sich bild&shy;theore&shy;tische Aspek&shy;te, die weder unter einen im enge&shy;ren Sinne wahr&shy;nehmungs&shy;theore&shy;tischen noch unter einen im enge&shy;ren Sinne zeichen&shy;theore&shy;tischen Ansatz fallen. Dazu zählen unter&shy;schwelli&shy;ge Auswir&shy;kungen des jewei&shy;ligen Verwen&shy;dungszu&shy;sammen&shy;hangs eben&shy;so wie (mehr oder weni&shy;ger beab&shy;sichti&shy;ge) Effek&shy;te des verwen&shy;deten Mate&shy;rials. Neben eine ''Über&shy;sicht über wichti&shy;ge Begrif&shy;fe aus allge&shy;mein medien&shy;theore&shy;tischen Ansät&shy;zen'' konzen&shy;triert sich diese Theorie&shy;perspek&shy;tive vor allem auf eine Diffe&shy;renzie&shy;rung in verschie&shy;dene ''Bild&shy;medien'' und medi&shy;al unter&shy;schiedli&shy;che ''Typen der Bildver&shy;wendung''.   
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* ''[[Bild und Sprache]]'': Obwohl sowohl medien- als auch zeichen&shy;theore&shy;tische Betrach&shy;tungen gleicher&shy;maßen Bild wie Sprache ins Auge fassen, sprengt die Vielfalt der Bezie&shy;hungen zwischen Sprache und Bild die jewei&shy;ligen Theorie&shy;perspek&shy;tiven und moti&shy;viert ein eigen&shy;ständi&shy;ges Kapi&shy;tel. Neben Aspek&shy;te des ''Sprechens über Bilder''<ref> Auf ge&shy;wis&shy;se Wei&shy;se bil&shy;det die&shy;ses The&shy;ma of&shy;fen&shy;sicht&shy;lich selbst ei&shy;ne Grund&shy;la&shy;ge die&shy;ses Glos&shy;sars.</ref> gehört die komple&shy;xe Wechsel&shy;bezie&shy;hung zwischen ''Schrift und Bild'' eben&shy;so hierher, wie der Zusam&shy;menhang zwischen ''Bild und rheto&shy;rischen Figu&shy;ren'' (insbe&shy;sonde&shy;re Meta&shy;phern). Auch im Zusam&shy;menwir&shy;ken von Bildern und gespro&shy;chener oder geschrie&shy;bener Sprache zu komple&shy;xen Medien- bzw. Zeichen&shy;nutzun&shy;gen kommen spezi&shy;fische ''Sprach-&#8203;Bild-&#8203;Bezü&shy;ge'' in den Blick. Ergän&shy;zend wirft ein Abschnitt zu den ''Bild&shy;termi&shy;ni in ande&shy;ren Sprachen'' ein wenig Licht auf “blinde Flecke”, die der Verwen&shy;dung des moder&shy;nen Deutsch geschul&shy;det sein mögen.
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* ''[[Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen]]'': Da auf diese Weise eine spezi&shy;fische, von den ande&shy;ren Theorie&shy;perspek&shy;tiven nicht (oder jeden&shy;falls nicht deutlich) aufge&shy;zeigte Heran&shy;gehens&shy;weise berück&shy;sichtigt werden kann, erscheint es den Heraus&shy;gebern nach reifli&shy;cher Über&shy;legung sinnvol&shy;ler, unter dem Titel «Bildlich&shy;keit» eine eige&shy;ne Theorie&shy;perspek&shy;tive für eine Reihe von bild&shy;philo&shy;sophisch wichti&shy;gen Begrif&shy;fen bereit&shy;zustel&shy;len, als diese in die fünf ande&shy;ren Kapi&shy;tel einzu&shy;ordnen (obwohl auch das möglich wäre). Dabei wird unter dem Ausdruck ‘Bildlich&shy;keit’ in verschie&shy;denen Forschungs&shy;tradi&shy;tionen durchaus recht Unter&shy;schiedli&shy;ches verstan&shy;den. Einer&shy;seits wird mit dem Ausdruck Bezug genom&shy;men auf die charak&shy;teris&shy;tischen Eigen&shy;heiten, die einem Gegen&shy;stand über&shy;haupt zukom&shy;men, wenn er als ein Bild gewer&shy;tet wird (bzw. die Kompe&shy;tenzen, die Wesen benö&shy;tigen, um jene Eigen&shy;schaften zuschrei&shy;ben zu können). Ande&shy;rerseits soll mit dem Wort ein ganz beson&shy;derer Komplex von Bild&shy;eigen&shy;schaften zum Ausdruck gebracht werden, die nämlich nur den „Bildern im empha&shy;tischen Sinn“ zukom&shy;men. »Bildlich&shy;keit« in diesem zweiten Sinn wäre also gar keine Quali&shy;tät aller Bilder ganz allge&shy;mein, sondern nur von spezi&shy;ellen, ihre Bildlich&shy;keit (im ersten Sinn) beson&shy;ders hervor&shy;heben&shy;den Bildern (oder: Bildern, mit denen sich Bildlich&shy;keit beson&shy;ders deutlich aufzei&shy;gen läßt). Der spezi&shy;fische Zugang dieser Theorie&shy;perspek&shy;tive besteht in der (wahlwei&shy;se transzen&shy;dental-&#8203;philo&shy;sophisch oder argu&shy;menta&shy;tionsthe&shy;oretisch-&#8203;begriffs&shy;gene&shy;tisch zu verste&shy;henden) Frage nach den ''Grund&shy;begrif&shy;fen der Bildlich&shy;keit'' in dem einen oder ande&shy;ren Sinn. Zudem erge&shy;ben sich aus den begriffs&shy;gene&shy;tischen Betrach&shy;tungen bestimm&shy;te ''Auswir&shy;kungen'', die die Synthe&shy;se eines Bild&shy;begriffs auf ande&shy;re Zusam&shy;menhän&shy;ge hat.
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Die damit aufgespannte Hierar&shy;chie mit den jeweils zuge&shy;ordne&shy;ten Unter&shy;punkten wird ergänzt durch [[:Kategorie:Querverweis|Vertei&shy;lersei&shy;ten]], die jeweils zu allen Lemma&shy;ta verwei&shy;sen, in denen dassel&shy;be Thema aus verschie&shy;dener Perspek&shy;tive behan&shy;delt wird. Gene&shy;rell soll die starre hierar&shy;chische Grund&shy;anord&shy;nung durch diese Vertei&shy;lersei&shy;ten eben&shy;so, wie durch die in die Arti&shy;kel inte&shy;grierten hyper&shy;textu&shy;ellen Quer&shy;verwei&shy;se produk&shy;tiv unter&shy;laufen werden.
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===Sonstiges===
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Die Vollversion von in den Texten einge&shy;bunde&shy;nen Abbil&shy;dungen wie auch die dazu&shy;gehö&shy;rigen Quellen&shy;verwei&shy;se werden ange&shy;zeigt, wenn man auf die einge&shy;bunde&shy;nen “Thumbnail”-&#8203;Versi&shy;onen klickt. Auch bei den Lite&shy;ratur&shy;anga&shy;ben führt ein Klick auf den Link gege&shy;benen&shy;falls zu mehr Infor&shy;mation, die nur in der Gesamt&shy;biblio&shy;graphie ange&shy;zeigt wird. Schließ&shy;lich sei darauf hinge&shy;wiesen, dass der Link «Druck&shy;version» zu einer redu&shy;zierten Darstel&shy;lung der Glossar&shy;seiten führt, bei der die diver&shy;sen norma&shy;lerwei&shy;se ange&shy;zeigten Steuer&shy;ele&shy;mente des Glossar&shy;systems wegge&shy;lassen sind.
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Wir laden alle Besu&shy;cher des Glossars der Bild&shy;philo&shy;sophie ein, ihre konstruk&shy;tiven Kriti&shy;ken in den entspre&shy;chenden Diskus&shy;sionssei&shy;ten zu vermer&shy;ken.
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Für die Glossargruppe im Frühjahr 2013: ''Jörg R.J. Schirra''
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Version vom 19. Februar 2018, 12:41 Uhr

Graphische Darstellung der inhaltlichen Aufteilung.HauptseiteBildtheorie/Bildwissenschaft/BildkritikBildwissenschaftliche AbgrenzungenBildtheoretische AnsätzeHistorische BildbegriffeBild und WahrnehmungWahrnehmungstheorien: ÜbersichtBildwahrnehmungBildbewusstsein und EinbildungskraftBilder als ZeichenZeichentheorien: ÜbersichtBildpragmatikBildsemantikBildsyntaxBilder als MedienMedientheorien: ÜbersichtBildmedienBildverwendungstypenBild und SpracheSprechen über BilderBildtermini anderer SprachenSprach-Bild-BezügeBild und rhetorische FigurSchriftbildlichkeitBildlichkeit: Bedingungen und FolgenGrundbegriffe der BildlichkeitAuswirkungen der Bildlichkeit
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Vorwort

Eine der Aufgaben, die sich das DFG-​geför­derte Forscher­netzwerk «Bild­philo­sophie» zu seiner Gründung im Jahre 2009 gestellt hatte, bestand darin, ein Glossar zu wichti­gen Begrif­fen der Bild­philo­sophie zusam­menzu­stellen und der Allge­meinheit verfüg­bar zu machen. Dies soll den Über­blick über das mittler­weile ausge­sprochen breite Spektrum bild(er)­wissen­schaftli­cher Forschun­gen, die in den letzten Jahren in den unter­schiedli­chen Wissen­schaftsdis­zipli­nen unter­nommen worden sind und die noch immer unter­nommen werden, erleich­tern helfen. Wie so oft bei vergleich­baren Projek­ten stellte sich diese Aufga­be letztlich als wesent­lich umfang­reicher heraus, als mit der im Netzwerk gebün­delten Arbeits­kraft in der verfüg­baren Zeit trotz tatkräf­tiger Hilfe zahlrei­cher Gast­auto­ren zu bewäl­tigen war. Trotz zahlrei­cher Abstri­che, die wir daher gegen unse­re ursprüng­lichen Plänen machen mussten, freuen wir uns, hier nach ca. vier Jahren Arbeit ein über 100 Stichpunk­te umfas­sendes Glossar wichti­ger bild­philo­sophi­scher Begrif­fe vorle­gen zu können.[1] Allen, die dazu beige­tragen haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt!

Intentionen

Ein Großteil der Absich­ten, die wir mit dem Glossar der Bild­philo­sophie verfol­gen, erge­ben sich aus den Bestand­teilen seines Namens.

»Glossar«: „Ein fachsprach­liches oder techni­sches Glossar listet die Termi­nolo­gie einer Fach­sprache oder eines techni­schen Sachge­bietes mit begriff­lich-​sachli­chen Defi­niti­onen auf, die den richti­gen Gebrauch dieser Fachaus­drücke und deren eindeu­tiges Verständ­nis sichern sollen.“ heißt es bei «Wiki­pedia».[2] Faktisch vari­iert die Länge der einzel­nen Arti­kel bei beste­henden Glossa­ren beträcht­lich. Von knappen, nur weni­ge Zeilen umfas­senden Wörter­buchein­trägen zu je einem einzel­nen Fachter­minus reicht die Spann­breite bis zu umfang­reichen Abhand­lungen, die größe­re Zusam­menhän­ge eher im Sinne eines Handbuchs erläu­tern und entspre­chend oft viele Fachter­mini in ihrem jewei­ligen Kontext ausführ­licher betrach­ten. Die Art der Arti­kel hat natür­lich neben den sachli­chen, dem jewei­ligen Fachge­biet geschul­deten Gründen auch merkli­chen Einfluß darauf, wie die Schlagwör­ter im Glossar geord­net sind, insbe­sonde­re wenn neben rein äußer­liche Gliede­rungskri­terien, wie die alpha­beti­sche Anord­nung der Lemma­ta, inhalt­liche Gliede­rungskri­terien treten. Dabei führt eine strikte hierar­chische Aufglie­derung zwar zu einer beson­ders über­sichtli­chen Struktu­rierung, entspricht aber häufig nicht den sachli­chen Gege­benhei­ten des betrach­teten Sachge­biets. In den mit diesem System präsen­tierten Seiten handelt es sich um ein online​-verfüg­bares Glossar zum Fachge­biet Bild­philo­sophie.[3]

»Bildphilosophie«: Dieses Glossar soll die spezi­fischen Begrif­fe der Bild­philo­sophie auf kurze, sachli­che Weise bestim­men und im jewei­ligen Kontext verständ­lich machen. Sei daher das Fachge­biet Bild­philo­sophie zunächst von den beiden seine Bezeich­nung konsti­tuieren­den Begrif­fen »Bild« und »Philo­sophie« her näher bestimmt:

»Bild«: Im Alltags­leben kann wohl jeder mehr oder weni­ger intu­itiv Bilder unter­scheiden von anderen Dingen. Diese Intu­iti­onen mögen zunächst auch genü­gen, um sich dem Thema der Bild­philo­sophie zu nähern. Aller­dings fällt es der Fachwelt nach wie vor schwer, sich auf eine prägnan­te Defi­niti­on des Begriffs »Bild« zu eini­gen. Tatsäch­lich ist immer noch umstrit­ten, ob über­haupt nur ein einzi­ger Begriff vorliegt oder eine Über­lagung mehr oder weni­ger verwand­ter Begrif­fe im Sinne der Wittgen­steinschen Fami­lienähn­lichkeit, oder ob schließ­lich nicht gar die Bild­phäno­mene so hete­rogen sind, dass vernünf­tiger Weise nur von einer Menge teil­weise völlig unter­schiedli­cher Bildbe­griffe auszu­gehen ist. Meta­phori­sche Über­tragun­gen vom Bereich der Bilder im enge­ren Sinn auf ansons­ten ganz anders gear­tete Phäno­mene verkom­plizie­ren die Lage zusätz­lich: Ist etwa ein Feind­bild tatsäch­lich ein Bild oder nur eine – dann wie gear­tete – Meta­pher?

Selbst innerhalb des zentra­len Phäno­menbe­reichs gibt es bekannt­lich so große Unter­schiede, dass realis­tische, abstrak­te, struktu­relle oder refle­xiv gebrauch­te Bildty­pen (um nur eini­ge zu nennen) nur schwer auf einen gemein­samen Nenner gebracht werden können. Aller­dings scheint weitge­hend Einig­keit unter den gegen­wärti­gen Bildfor­schern zu herrschen, dass eine ausge­arbei­tete Ana­lyse des Begriffs­feldes um den Begriff »Bild« jeden­falls die folgen­den Diffe­renzie­rungen aufgrei­fen sollte: 1) Bei vielen, aber nicht bei allen Bildern kann von etwas Abge­bildetem – das im Übri­gen nicht real sein muss – gere­det werden. 2) Wenn wir von etwas Abge­bilde­tem sprechen, kann das entwe­der etwas sein, was man visu­ell wahrneh­men kann, oder nicht: Im ersten Fall kann das (dann oft als ‘darstel­lendes Bild’ bezeich­nete) Bild dem Abge­bilde­ten visuell mehr oder weni­ger ähneln – das darstel­lende Bild ist mehr oder weni­ger natu­ralis­tisch (bzw. weni­ger oder mehr abstra­hiert). Im zweiten Fall – etwas Nicht-​Visuel­les wird abge­bildet – handelt es sich um eine Art Struktur­bild. 3) Alle Bilder, auch die ohne Abge­bilde­tes, können dazu verwen­det werden, auf Aspek­te der Bildver­wendung exem­plarisch hinzu­weisen: das ist der refle­xive Gebrauch des Bildes. Bei Bildern ohne Abge­bilde­tes (den so genannten ‘nicht-​gegen­ständli­chen’ Bildern) ist das der einzi­ge Gebrauch.

»Philosophie«: Eine gleicher­massen allge­mein aner­kannte wie aussa­gekräf­tige Charak­teri­sierung der Philo­sophie zu geben gehört bekannt­lich nicht zu den einfa­cheren Aufga­ben. Eini­gen mag man sich immer­hin darauf, dass eine ihrer wesent­lichen Aufga­ben darin besteht, beste­hende Unter­scheidungs­gewohn­heiten begriffs­karto­grafisch aufzu­nehmen, zu versu­chen, sie syste­matisch zu ordnen, und ihre Zusam­menhän­ge kritisch zu hinter­fragen. Das betrifft auch die Unter­scheidungs­gewohn­heiten, die sich in den verschie­denen empi­rischen Einzel­diszi­plinen, die auf die eine oder ande­re Weise thema­tisch mit Bildern befasst sind, heraus­gebil­det haben, aber auch den mit Aspek­ten von Bildlich­keit befass­ten Teilge­bieten der Philo­sophie, insbe­sonde­re Ästhe­tik und Epis­temo­logie.

Zentrales Anliegen einer Philo­sophie des Bildes ist insbe­sonde­re zu unter­suchen, was es grundsätz­lich bedeu­tet, mit Bildern umge­hen zu können und dabei zugleich die Frage zu beant­worten, welchen Begriff wir uns von Wesen machen müssen, die über Bildfä­higkeit verfü­gen. Als Refle­xion auf die Medi­ali­tät und Mate­riali­tät von Denken und Rati­onali­tät trägt Bild­philo­sophie zudem bei zur ständi­gen medi­alen und metho­dolo­gischen Selbst­verge­wisse­rung von Philo­sophie.

»Glossar der Bild­philo­sophie«: Das hier vorlie­gende Glossar der Bild­philo­sophie richtet sich gleicher­massen an inte­ressier­te Laien wie das Fachpub­likum aus dem gesam­ten Bereich der Bild­wissen­schaften. Als Präsen­tations­form wurde dafür in techni­scher Hinsicht ein online-​System gewählt, das auch der seit eini­gen Jahren zuneh­mend an Bedeu­tung gewin­nenden «Wiki­pedia» als Basis dient, so dass eine gute Zugäng­lichkeit und einfa­che Bedien­barkeit mit der fundier­ten Annah­me verbun­den werden konnte, vielen poten­tiellen Nutzern des Glossars dürfe die Grund­lagen der Bedie­nung des Systems bereits von «Wiki­pedia» bekannt sein. Wie bei einer “klassi­schen” Enzyk­lopä­die wurden die Arti­kel aller­dings von jeweils dafür verpflich­teten für das jewei­lige Gebiet kompe­tenten Auto­ren verfasst, nicht vom breiten Publi­kum insge­samt. Die Arbeit an den Arti­keln ist mit Redak­tionsen­de abge­schlossen. Aller­dings erlaubt es das Glossar­system im Gegen­satz zu einem Druck­werk, auf einfa­che Weise nachträg­liche Verbes­serun­gen einzu­bringen.[4]

Erläuterungen zur Aufteilung

Die Logik dieses Glossars soll einer weichen, Über­schnei­dungen zulas­senden Syste­matik entspre­chen, eher im Sinne eines Handbu­ches als in dem eines Wörter­buchs. Die Struktur des Glossars ist dabei zwar grund­sätzlich hierar­chisch, erhält aber ins­beson­dere durch hyper­textu­elle Asso­ziati­onen von Arti­keln und Themen eine stärker vernetz­te zweite Struktu­rierungs­basis. Auf der ober­sten Ebe­ne der Hierar­chie gibt es sechs Theorie­perspek­tiven, die jeweils einen spezi­ellen thema­tischen Blick­winkel auf bild­philo­sophi­sche Themen werfen und neben einer kurzen Einlei­tung aus je drei bis fünf zentra­len Haupt­punkten beste­hen. Jeder Haupt­punkt stellt seiner­seits einen einlei­tenden Arti­kel von ca. andert­halb bis zwei Seiten bereit und fasst eine Menge von Unter­punkten zusam­men, die die eigent­lichen Glossar­arti­kel bilden und (im Ideal) je etwa vier Manu­skript­seiten aufwei­sen.

Die inhaltliche Aufteilung des Glossars erfolgt demnach in sechs einan­der durchaus partiell über­lappen­de thema­tische Felder, die jeweils durch eine spezi­fische Art der theore­tischen Betrach­tungswei­se bestimmt sind. Diese sollen im folgen­den ganz kurz umris­sen und mitein­ander in Bezie­hung gestellt werden:

  • Bildtheorie/Bildwissenschaft/Bildkritik: Eine erste Theorie­perspek­tive ist der Vielfalt an theore­tischen Diskur­sen zu Bildern gewidmet, die häufig unter Bezeich­nungen wie ‘Bild­wissen­schaft’, ‘Bild­theorie’ oder ‘Bild­kritik’ laufen. Neben die Syste­matik der verschie­denen bild­theore­tischen Ansät­ze, zu denen etwa auch Kunst­geschich­te, Kunst­wissen­schaft und Ästhe­tik zählen, und dazu vorge­schalte­ten bild­wissen­schaftli­chen Abgren­zungen tritt in diesem Kapi­tel auch die Beschäf­tigung mit wichti­gen histo­rischen Bildbe­griffen auf der meta­theore­tischen Ebe­ne.
  • Bild und Wahrnehmung: Viele bild­theore­tische Begrif­fe bezie­hen sich auf die Beson­derhei­ten der Rela­tion zwischen Bildern und Wahrneh­mung (insbe­sonde­re visu­elle Wahrneh­mung), was eine entspre­chende Theorie­perspek­tive recht­fertigt. Neben eine Über­sicht über wichti­ge Begrif­fe, die allge­meinen Wahr­nehmungs­theorien eignen, geht es hier einer­seits vor allem um Aspek­te, die spezi­fisch bei der Wahrneh­mung von Bildern auftre­ten, ande­rerseits aber auch um Fragen der damit verbun­denen bzw. dafür voraus­gesetz­ten Einbil­dungskraft.
  • Bilder als Zeichen: Solche Aspekte, die sich vor allem aus den als im weiten Sinn kommu­nika­tiv verstan­denen Verwen­dungszu­sammen­hängen von Bildern ablei­ten, sind unter einer eige­nen Theorie­perspek­tive zusam­menge­stellt. Neben eine Über­sicht zu wichti­gen Begrif­fen allge­meiner Zeichen­theorien werden dabei Begrif­fe für die spezi­fischen Aspek­te bildhaf­ter Zeichen im Sinne bild­syntak­tischer, bild­seman­tischer und bild­pragma­tischer Frage­stellun­gen erläu­tert.
  • Bilder als Medien: Unter medien­theore­tischem Betrach­tungswin­kel erge­ben sich bild­theore­tische Aspek­te, die weder unter einen im enge­ren Sinne wahr­nehmungs­theore­tischen noch unter einen im enge­ren Sinne zeichen­theore­tischen Ansatz fallen. Dazu zählen unter­schwelli­ge Auswir­kungen des jewei­ligen Verwen­dungszu­sammen­hangs eben­so wie (mehr oder weni­ger beab­sichti­ge) Effek­te des verwen­deten Mate­rials. Neben eine Über­sicht über wichti­ge Begrif­fe aus allge­mein medien­theore­tischen Ansät­zen konzen­triert sich diese Theorie­perspek­tive vor allem auf eine Diffe­renzie­rung in verschie­dene Bild­medien und medi­al unter­schiedli­che Typen der Bildver­wendung.
  • Bild und Sprache: Obwohl sowohl medien- als auch zeichen­theore­tische Betrach­tungen gleicher­maßen Bild wie Sprache ins Auge fassen, sprengt die Vielfalt der Bezie­hungen zwischen Sprache und Bild die jewei­ligen Theorie­perspek­tiven und moti­viert ein eigen­ständi­ges Kapi­tel. Neben Aspek­te des Sprechens über Bilder[5] gehört die komple­xe Wechsel­bezie­hung zwischen Schrift und Bild eben­so hierher, wie der Zusam­menhang zwischen Bild und rheto­rischen Figu­ren (insbe­sonde­re Meta­phern). Auch im Zusam­menwir­ken von Bildern und gespro­chener oder geschrie­bener Sprache zu komple­xen Medien- bzw. Zeichen­nutzun­gen kommen spezi­fische Sprach-​Bild-​Bezü­ge in den Blick. Ergän­zend wirft ein Abschnitt zu den Bild­termi­ni in ande­ren Sprachen ein wenig Licht auf “blinde Flecke”, die der Verwen­dung des moder­nen Deutsch geschul­det sein mögen.
  • Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen: Da auf diese Weise eine spezi­fische, von den ande­ren Theorie­perspek­tiven nicht (oder jeden­falls nicht deutlich) aufge­zeigte Heran­gehens­weise berück­sichtigt werden kann, erscheint es den Heraus­gebern nach reifli­cher Über­legung sinnvol­ler, unter dem Titel «Bildlich­keit» eine eige­ne Theorie­perspek­tive für eine Reihe von bild­philo­sophisch wichti­gen Begrif­fen bereit­zustel­len, als diese in die fünf ande­ren Kapi­tel einzu­ordnen (obwohl auch das möglich wäre). Dabei wird unter dem Ausdruck ‘Bildlich­keit’ in verschie­denen Forschungs­tradi­tionen durchaus recht Unter­schiedli­ches verstan­den. Einer­seits wird mit dem Ausdruck Bezug genom­men auf die charak­teris­tischen Eigen­heiten, die einem Gegen­stand über­haupt zukom­men, wenn er als ein Bild gewer­tet wird (bzw. die Kompe­tenzen, die Wesen benö­tigen, um jene Eigen­schaften zuschrei­ben zu können). Ande­rerseits soll mit dem Wort ein ganz beson­derer Komplex von Bild­eigen­schaften zum Ausdruck gebracht werden, die nämlich nur den „Bildern im empha­tischen Sinn“ zukom­men. »Bildlich­keit« in diesem zweiten Sinn wäre also gar keine Quali­tät aller Bilder ganz allge­mein, sondern nur von spezi­ellen, ihre Bildlich­keit (im ersten Sinn) beson­ders hervor­heben­den Bildern (oder: Bildern, mit denen sich Bildlich­keit beson­ders deutlich aufzei­gen läßt). Der spezi­fische Zugang dieser Theorie­perspek­tive besteht in der (wahlwei­se transzen­dental-​philo­sophisch oder argu­menta­tionsthe­oretisch-​begriffs­gene­tisch zu verste­henden) Frage nach den Grund­begrif­fen der Bildlich­keit in dem einen oder ande­ren Sinn. Zudem erge­ben sich aus den begriffs­gene­tischen Betrach­tungen bestimm­te Auswir­kungen, die die Synthe­se eines Bild­begriffs auf ande­re Zusam­menhän­ge hat.

Die damit aufgespannte Hierar­chie mit den jeweils zuge­ordne­ten Unter­punkten wird ergänzt durch Vertei­lersei­ten, die jeweils zu allen Lemma­ta verwei­sen, in denen dassel­be Thema aus verschie­dener Perspek­tive behan­delt wird. Gene­rell soll die starre hierar­chische Grund­anord­nung durch diese Vertei­lersei­ten eben­so, wie durch die in die Arti­kel inte­grierten hyper­textu­ellen Quer­verwei­se produk­tiv unter­laufen werden.

Sonstiges

Die Vollversion von in den Texten einge­bunde­nen Abbil­dungen wie auch die dazu­gehö­rigen Quellen­verwei­se werden ange­zeigt, wenn man auf die einge­bunde­nen “Thumbnail”-​Versi­onen klickt. Auch bei den Lite­ratur­anga­ben führt ein Klick auf den Link gege­benen­falls zu mehr Infor­mation, die nur in der Gesamt­biblio­graphie ange­zeigt wird. Schließ­lich sei darauf hinge­wiesen, dass der Link «Druck­version» zu einer redu­zierten Darstel­lung der Glossar­seiten führt, bei der die diver­sen norma­lerwei­se ange­zeigten Steuer­ele­mente des Glossar­systems wegge­lassen sind.

* * *

Wir laden alle Besu­cher des Glossars der Bild­philo­sophie ein, ihre konstruk­tiven Kriti­ken in den entspre­chenden Diskus­sionssei­ten zu vermer­ken.

Für die Glossargruppe im Frühjahr 2013: Jörg R.J. Schirra


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Anmerkungen
  1. Ei­ni­ge der ur­sprüng­lich rund 200 ge­plan­ten Lem­ma­ta konn­ten bis­lang noch nicht re­a­li­siert wer­den, ei­ni­ge an­de­re Tex­te sind der­zeit noch in Ar­beit. Da­her füh­ren ak­tu­ell noch nicht al­le an­ge­ge­be­nen Ver­wei­se zu ent­spre­chen­den Ar­ti­keln.
  2. sie­he Wikipedia: Glossar
  3. Zum “Me­di­um” Wi­ki, in dem das Glos­sar hier er­stellt und prä­sen­tiert wird, sie­he auch The University of Chicago :: Theories of Media :: Keywords Glossary :: wiki.
  4. In Zu­sam­men­ar­beit mit der Ge­sell­schaft für in­ter­dis­zi­pli­nä­re Bild­wis­sen­schaft wird das He­raus­ge­ber­gre­mi­um da­her in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den in Ab­stim­mung mit den Au­to­ren der je­wei­li­gen Ar­ti­kel Up­dates vor­neh­men, um das Glos­sar ak­tu­ell zu hal­ten, wenn nicht gar wei­ter zu ver­bes­sern.
  5. Auf ge­wis­se Wei­se bil­det die­ses The­ma of­fen­sicht­lich selbst ei­ne Grund­la­ge die­ses Glos­sars.
Literatur                            [Sammlung]

Keine Literaturangaben



Verantwortlich: Die Glossargruppe:

- Schirra, Jörg R.J.
- Liebsch, Dimitri
- Halawa, Mark A.
Für die Arbeit im Herausgeberteam möchten wir uns ganz herzlich bei zwei weiteren Kollegen bedanken: Frau Dr. Elisabeth Birk hat uns bis zum April 2015, Frau Prof. Dr. Eva Schürmann bis zum Juni 2012 unterstützt.