Gesichtsdarstellung
Unterpunkt zu: Bildverwendungstypen
Allgemeiner Horizont: KulturhistorischesWir überblicken zurzeit eine Bildgeschichte des menschlichen Gesichtes über einen Zeitraum von ca. 30.000 Jahren. Der „älteste Kunstgegenstand der Welt“ ([Morris 1994a]Morris, D. (1994).Das Tier Mensch. Köln: Verlagsgesellschaft. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 187) allerdings, der sogenannte Makapansgat-Stein, ist ein Kiesel aus Südafrika, der auf ein Alter von 3 Millionen Jahren geschätzt ist. Er trägt die Höhlungen von zwei Augen und einem Mund, die ihn als Gesicht erscheinen lassen und vermutlich ein Grund sind, warum er in eine Höhle getragen, dort aufbewahrt und später auch gefunden wurde. Dass der Stein durch Einwirken von Vormenschen ein Gesicht erhielt, ist unwahrscheinlich und keine Annahme, die notwendig erscheinen lassen müsste, warum der Stein für den Finder wichtig war. Es handelt sich weit eher um natürliche Vertiefungen, und die Tatsache, dass ein menschliches Gesicht darin erkennbar wurde, weist auf die Rolle der Wahrnehmung für die zentrale Bedeutung des Bildmotivs Gesicht hin. Es gibt vielerlei Gründe für ein bildnerisches Interesse am Motiv. Das Gesicht stellt zweifelsfrei das interessanteste, persönlichste und aufschlussreichste Merkmal des Menschen dar. In keinem Bereich der physischen menschlichen Erscheinung treten die individuellen Eigenschaften so dicht gehäuft zutage wie in der Physiognomie eines Menschen, sie bilden die wesentlichen Marker seiner Persönlichkeit und Identität. Darüber hinaus ist das Gesicht auch der expressivste und kommunikativste Teil des menschlichen Körpers und wesentlicher Träger des Ausdrucks von Stimmungen, Befindlichkeiten und Gefühl, die im Mienenspiel auf differenzierte Weise mitgeteilt werden (⊳ Affekt und Kommunikation). Auch Alter, Gesundheit und Geschlecht werden am Gesicht abgelesen, sodass sich damit eine Ressource für vielerlei Nachrichten erschließt, die bildlich genutzt werden können. Seltsamerweise dauert es historisch verhältnismäßig lange, bis diese Quelle erschlossen wurde. Was wir mit Entwicklungen der Gesichtsdarstellung verbinden, die in der Kunst von Holbein, Raffael, Rembrandt und Goya ihren Höhepunkt erreicht hat, geht auf die vergangenen 500 bis 2.000 Jahre zurück, eine erstaunlich kurze Zeitspanne für ein Motiv von dieser Bedeutung (Abb. 1). Von frühen Darstellungen ...Über weite Strecken der Vor- und Frühgeschichte erscheint die Darstellung des menschlichen Gesichtes unterdrückt, maskenhaft oder marginal, als rudimentäre Einzeichnung auf dem oft amorphen Fortsatz (Kopf) von recht einfachen, schematisierenden Körperdarstellungen aus Stein und Knochen (Vogelherd, Aurignacien; Dolni Vestonice, Gravettien). Es handelt sich um ein verallgemeinertes Gesichtsschema, um Merkmale, die von einem spezifischen morphologischen Typus absehen (Abb. 2). Auf eine charakteristische Kennzeichnung wird auch dann verzichtet, als die Materialien (Ton, Marmor) leichter zu bearbeiten sind, etwa auf sumerischen Siegeln oder kykladischen Idolen. Auf eine Darstellung von Individuen scheint es lange nicht anzukommen. Die Gesichtsdarstellung bleibt emblematisch, stereotyp bis typisierend. Dies gilt selbst noch für die griechische Plastik, wobei sich eine Ausprägung verschiedener Typen, differenziert nach geschlechtlichen und sozialen Rollen etabliert. Auch finden sich erste “ideal-typische” Ausprägungen, wo es sich um die Darstellung von Göttern handelt. ... zu personen-orientierten GesichtsdarstellungenDer Beginn einer personen-orientierten Gesichtsdarstellung findet sich in den ägyptischen Mumienbildern der ptolemäischen Zeit (Fayum), den Toten-Bildnissen in hellenistischer sowie den Herrscherbildnissen in römischer Zeit (Abb. 3). Mumien- wie Totenbildnis sind funktionell stärker an der Substitution der Person orientiert, während die Kaiserbildnisse durch die Ausdehnung des römischen Reiches als bildliche Vertretung (Symbol) der konkreten Herrscherperson in den Provinzen wichtig wurden. In der römischen Plastik spiegelt sich diese Tendenz durch eine stärkere Individualisierung bis hin zum Portrait wieder. Was wir mit Portrait-Darstellung verbinden, ist aber erst eine Frucht der Renaissancekunst, welche dem Ausdruck der souveränen Persönlichkeit erstmals eine eigene Bühne bereitet. Das personenbezogene Bildnis bleibt bis ins 20. Jahrhundert und darüber hinaus (A. Jawlenski, P. Picasso, E.L. Kirchner, M. Beckmann etc.) eine viel gepflegte Bildgattung der Kunst. In der mehr bildbezogenen Rezeption moderner Darstellungen gewinnt das menschliche Gesicht als Motiv die Bedeutung einer neu zu erschließenden Reiz-Landschaft, als semiotisches Experimentierfeld sowie als Stimmungs- und Werbeträger mit höchst vielfältigem Nachrichtenpotential. Im Grunde jedoch geht es um die Erschließung einer visuellen Wirkungsdimension, die im Menschen präfiguriert ist und sich auch in viel früheren Gesichtsdarstellungen wie in einem Buddha-Kopf der Khmer oder einer hölzernen Idolstatue der Baule (Afrika) längst manifestiert hat.
Cerebrale Deutungsschichten: Zur Neuropsychologie der GesichtswahrnehmungGesichtsschema als angeborene WahrnehmungskategorieDas menschliche Gesicht stellt visuell auf verschiedene Ebenen möglicher Ausdeutungen ab, welche sich in der kulturhistorischen Matrix seiner Repräsentation durchaus abbilden. Die lange währende und universell über viele Kulturen zu beobachtende Präsenz des strengen maskenhaften Schemagesichtes in der frühen Bildgeschichte lässt sich einerseits mit der Darstellungsfunktion der persönlichen Verhüllung (Indifferenz) im Kult bzw. mit göttlicher oder spiritueller Bedeutung (Unbestimmbarkeit) im Bild verknüpfen. Auf das Individuum kam es kulturgeschichtlich offenbar nicht an, weit eher auf einen Umgang mit den höheren Mächten. Pattern discrimination and selective attention as determinants of perceptual development from birth. In Perceptual Development in Children, 143-173. Eintrag in Sammlung zeigen; [Goren et al. 1975a]Goren, C. C., Sarty, M., & Wu, P. Y. (1975). Visual following and pattern discrimination of face-like stimuli by newborn infants. In Pediatrics, 56, 544-549. Eintrag in Sammlung zeigen; [de Schonen et al. 1994a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Eine neuere Studie bestätigt den Zusammenhang auf einer weiteren Ebene. Gezeigt wurden sechs Monate alten Säuglingen Gesichtsschemen mit verschiedenen Merkmalsvarianten (Gesichts- und Nasenlänge, Nasenbreite und Augenabstand) sowie Gesichter, die einen präzise errechneten Mittelwert aus diesen Mustergesichtern darstellten, so genannte Prototypen. Die Bevorzugung galt signifikant den Prototypen und unterschied sich in nichts von jener in Tests mit erwachsenen Versuchspersonen ([Strauss 1979a]Strauss, M.S. (1979). Abstraction of prototypical information by adults and 10-month-old infants. In J. of Experimental Psychology: Human Leraning and Memory, 5, 618-632. Eintrag in Sammlung zeigen). Auch sind bereits Neugeborene imstande, gesichtsähnliche von gesichtsunähnlichen Attrappen zu unterscheiden. In der gesichtsähnlichen Attrappe waren zwei Augenflecken über einem Mundfleck angeordnet, in der Vergleichsform diese Verteilung um 180° gedreht ([Valenza et al. 1996a]Valenza, E.; Simion, F.; Cassia, V.M. & Umiltà, C. (1996). Face preference at birth. In J. of experimental Psychology (Human Perception and Performance), 22, 4, 892-903. Eintrag in Sammlung zeigen). Kriterium der Aufmerksamkeit war immer die Betrachtungsdauer. Prototypen, d.h. Durchschnittsgesichter, spielen auch eine Rolle bei der Schönheitsbewertung von Gesichtern (s. weiter unten). Es könnte sein, dass das rudimentäre Elementargesicht auf einer eigenen alten Wahrnehmungsstruktur beruht, die möglicherweise unter dem Selektionsdruck entstanden ist, Menschen auf große Distanz als Menschen erkennen und von größeren Tieren unterscheiden zu können. Man spricht auch von Wahrnehmungskategorie ([Pöppel 1982a]Pöppel, E. (1982). Lust und Schmerz. München: Severin & Siedler. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 126 f ([Groß et al. 1981a]Gross, C.G.; Bruce, C.J.; Desimone, R.; Fleming, J. & Gattass, R. (1981). Cortical visual areas of the temporal lobe: Three areas in the macaque. In Cortical Sensory Organization. Vol. 2: Multiple Visual Areas, 187-216. Eintrag in Sammlung zeigen)). Dazu genügen wenige Merkmale. Grundlage der Wahrnehmung individueller GesichterDie Ausprägung differenzierter persönlicher Gesichtsmerkmale, wie sie mit der Entwicklung des Portraits einhergeht und in der Malerei wie Skulptur zu ungeahnten künstlerischen Höhepunkten geführt hat, hängt kulturhistorisch mit der wachsenden Geltung individueller Leistungen des Menschen als Kulturträger wie auch als Verantwortungsträger in Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Neuropsychologisch gibt es auch dafür den Nachweis eigener Wahrnehmungsstrukturen im menschlichen Gehirn. Aus der Pathologie sind Hinweise bekannt, nach welchen offenbar kortikale Zellpopulationen im Temporalhirn für die Speicherung individueller Gesichter (Physiognomien) zuständig sind. Bei deren Beschädigung sind Menschen nicht mehr imstande, andere Menschen an ihrem Gesicht zu erkennen, wohl aber an zusätzlichen Merkmalen wie Stimme, Schritt, Haartracht etc. Dieser Ausfall nennt sich Prosopagnosie (Gesichtsblindheit). Nicht davon betroffen ist dabei das Erkennen mimischer Signale wie Lachen, Lächeln, Ausdruck von Zorn, Überraschung, Ekel etc., welches zu den grundlegenden Leistungen des Gehirns gehört und offenbar an einem anderen Ort stattfindet. Menschen mit dieser Beeinträchtigung sind also nicht mehr imstande zu sagen, ob sie das Gesicht einer Person schon einmal gesehen haben (kennen), wohl aber, ob es sich um ein fröhliches, trauriges oder zorniges Gesicht handelt. Mit diesen autonomen Formen der Gesichtsverarbeitung ist das Gehirn gegen einen ganzheitlichen Ausfall der Gesichtswahrnehmung gut abgesichert. Dass für die Wahrnehmung individueller Gesichter eine eigene neuronale Struktur aufgebaut wurde weist auf die zentrale Bedeutung des Erkennens einzelner Personen hin, das mit dem Wachsen menschlicher Verbände und Gesellschaften notwendig wurde. Kategoriale (Was-)Erkennung und physiognomische (Wer-)Unterscheidung stellen zwei verschiedene Leistungen der Gesichtswahrnehmung dar, welche unabhängig entstanden sind und auf neuronalen Strukturen beruhen. Die Annahme, dass das lange Vorherrschen des Elementargesichtes in der Bildentwicklung auf einer verzögerten Entwicklung der entsprechenden kortikalen Strukturen für physiognomisches Erkennen beruhe, wäre allerdings ein Fehlschluss. Individuelles Erkennen ist sicherlich so alt wie schematisch-kategoriales und war von Anbeginn für eine Hominisation in der Kleingruppe wichtig. Kulturgeschichtliche Faktoren spielen bei allen kulturellen Prozessen eine hemmende oder fördernde Rolle. Mimik als artspezifisches AusdrucksmittelAusdruck und Mimik sind ein weiteres differenziertes Gesichtsmerkmal, das zu den menschlichen Universalien gehört. Das Grundrepertoire ist artspezifisch angelegt und über alle Kulturen vergleichbar, vor allem in den Basis-Emotionen Angst, Zorn, Freude, Trauer, Ekel und Erschrecken. Grundlage dafür sind 23 Muskelpaare, deren Kontraktion je nach Emotion nach gleichem Muster erfolgt ([Darwin 1872a]Darwin, Charles (1872).On the Expression of the Emotions in Man and Animals. London: Murray. Eintrag in Sammlung zeigen, [Ekman 1973a]Ekman, P. (1973). Darwin and Facial Expression. London: Academic Press. Eintrag in Sammlung zeigen; [Musterle & Roessler 1986a]Musterle, W.A. & Roessler, O.E. (1986). Computer faces: The human Lorenz Matrix. In Bio Systems, 19, 61-80. Eintrag in Sammlung zeigen). Auch Taubblinde zeigen dieses Ausdrucksverhalten, obwohl sie es an keinem sozialen Modell erlernen konnten ([Eibl-Eibesfeldt 1973a]Eibl-Eibesfeldt I. (1973). The expressive behavior of the deaf- and blind born. In Social Communication and Movement, 163-194. Eintrag in Sammlung zeigen). Zusätzlich gibt es kulturelle Varianten. Interkulturelle Übereinstimmung gibt es auch im Beurteilen und Verstehen der Gesichtsausdrücke durch Vertreter unterschiedlicher kultureller Herkunft ([Ekman 1973b]Ekman, P. (1973). Cross cultural studies of facial expression. In Darwin and Facial Expression, 169-222. Eintrag in Sammlung zeigen; [Eibl-Eibesfeldt 1995a]Eibl-Eibesfeldt. I. (1995). Die Biologie menschlichen Verhaltens. Lehrbuch der Humanethologie. München: Piper. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 219 ff; 639). Dies macht die Mimik zu einem verlässlichen nonverbalen kommunikativen System.
Moderne GesichtsdeutungenAuch die moderne Gesichtsdarstellung zeigt sich in der Ausdeutung der drei verschiedenen Repräsentationen in Kunst und anderen Bildmedien ergiebig. Bildende KunstDas Elementargesicht erweist sich geradezu als ein bildlicher Archetyp in sehr persistenter Auflage, etwa bei P. Klee, J. Dubuffet, A. Jawlenski u.a.. (Abb. 4) Eine ganze Generation von öffentlichen Zeichen und Hinweisschildern bedient sich überdies des puren Gesichtsschemas, bis hin zu den Smilies auf urbanen Leerflächen (Graffiti) ([Eibl-Eibesfeldt & Sütterlin 2008a]Eibl-Eibesfeldt, I. & Ch. Sütterlin (2008).Weltsprache Kunst. Zur Natur- und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation. Wien: Brandstätter. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 221f). Nachrichten mit öffentlichem Charakter leihen sich mit der Beistellung eines beliebigen, für die Sache zumeist unerheblichen “persönlichen” Gesichtes den Charakter der Glaubwürdigkeit und Haftbarkeit. Die Malerei selbst enthebt sich seit geraumer Zeit der konkreten Physiognomie, weil der Personenbezug nicht mehr wichtig erscheint; selbst im Fotorealismus (Ch. Close, F. Gertsch) geht es weniger um Portraits als um die Darstellung des physiognomischen Events als Beispiel unserer Gesellschaft. Physiognomie als Reiz überdauert das Interesse an der Person, indem sie per se eine Aussage ist. Ausnahmen bilden mit Sicherheit Francis Bacon und Lucian Freud, bei welchen die Gesichter in der dargestellten existentiellen Bild-Situation gleichsam für nichts anderes als für sich selber stehen. Physiognomien spielen allerdings gemeinsam mit mimischen Zeichen in den modernen Comics eine tragende Rolle, hier wiederum im Dienste eines Narrativs, welches Funktion und Rolle der Figuren bestimmt («Hard Boiled» von F. Miller und G. Darrow). Nicht einmal die graphischen Stereotypen von Roy Lichtenstein und Julian Opie vermögen es, physiogomische Zeichen und Mimik völlig aus den Gesichtern ihrer Protagonisten zu nehmen – weil wir sie auch in minimalen Zeichen lesen wollen und können (Abb. 5). WerbungAusdruck und Mimik gehören hingegen wie die Gesichtsschönheit zum zentralen Instrumentarium der Bildwerbung. Nach Studien von B. DePaulo wirken Menschen mit einer ausdrucksstarken Mimik sympathischer als solche mit wenig Mimik ([Depaulo 1992a]DePaulo, B. M. (1992).Nonverbal Behavior and Self Presentation. In Psychological Bulletin, 111, 2, 203-243. Eintrag in Sammlung zeigen). Außerdem kann Mimik eine Mitteilung enorm verstärken. Reduzierte Mimik ist u.a. auch Zeichen einer klinischen Depression ([Ellgring 1989a]Ellgring, H. (1989). Nonverbal communication in depression. Cambridge: ???. Eintrag in Sammlung zeigen). Physiognomische Merkmale lassen sich vor allem als ‘Schönheit’ oder ‘markante Männlichkeit’ mit Bild-Bedeutung aufladen, bis hin zur politischen Propaganda. Ein ausgeprägtes Kinn (Testosteron) wird an Führungspersönlichkeiten betont, Jugend und Schönheit an Befürwortern eines Produkts oder politischen Systems (⊳ Bildpolitik). FilmEin neueres Medium, das die Reize des Gesichtes semantisiert, ist der Film. Die volle Bandbreite der möglichen Charaktere vom Bösewicht und Feigling bis zum Helden wird hier physiognomisch ausgeschöpft, wobei die Hauptrollen meist durch “attraktive” Darsteller besetzt werden ([Etcoff 2001a]Etcoff, N. (2001).Nur die Schönsten überleben. Die Ästhetik des Menschen. München: ???. Eintrag in Sammlung zeigen; [Renz 2006a]Renz, U. (2006). Schönheit. Eine Wissenschaft für sich. Berlin: Berlin Verlag. Eintrag in Sammlung zeigen). Experimentell wurden hohe Symmetriewerte als Kriterium der Schönheit belegt, wobei biologisch ein Zusammenhang mit Heterozygotie (Mischerbigkeit und Parasitenresistenz) vermutet wird ([Thornhill & Gangestad 1993a]Thornhill, R. & Gangestad, S.W. (1993). Human facial beauty: averageness, symmetry and parasite resistance. In Human nature, 4, 237-269. Eintrag in Sammlung zeigen). Auch Average (Durchschnittlichkeit) wurde biometrisch als konsistentes Merkmal ermittelt ([Langlois & Roggman 1990a]Langlois, J.H. & Roggman I.A. (1990). Attractive faces are only average. In American Psychol. Society, 1/2, 115-121. Eintrag in Sammlung zeigen). Diese Prototypen-Bildung ist gleichzeitig ein Kennzeichen unserer visuellen Wahrnehmung, die unentwegt die Varianzen einzelner Vorkommen kategorisiert und “mittelt” ([Rosch 1978a]Rosch, E.H. (1978). Principles of categorization. In Cognition and Categorization, 27-48. Eintrag in Sammlung zeigen; [Sütterlin 1998a]Sütterlin, Ch. (1998). Grenzen der Komplexität. Die Kunst als Bild der Wirklichkeit. Neuropsychologische und ethologische Erkenntnisse in der Kunst. In Vom Einfachen zur Ganzheitlichkeit. Das Problem der Komplexität auf organismischer und soziokultureller Ebene, 167-188. Eintrag in Sammlung zeigen). Biometrisch ermittelte Durchschnittsgesichter einer Population werden in vielen Kulturen als attraktiver beurteilt als die individuellen Gesichter, wobei auch gerne unterschieden wird zwischen der Persönlichkeit und Ausstrahlung eines Gesichtes und seiner bloßen physischen Schönheit ([Eibl-Eibesfeldt & Sütterlin 2008a]Eibl-Eibesfeldt, I. & Ch. Sütterlin (2008). Weltsprache Kunst. Zur Natur- und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation. Wien: Brandstätter. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 301). Is beauty in the eye of the beholder?. In Ethology and Sociobiology, 14, 183-199. Eintrag in Sammlung zeigen; [Grammer et al. 2002a]Grammer, Karl, Fink, B. & Renninger, L. A. (2002). Dynamic Systems and Inferential Information Processing in Human Communication. In Neuroendocrinology Letters, 23, Suppl. 4, 15-22. Eintrag in Sammlung zeigen). Grazilisierung spielt bei der Attraktivität beider Geschlechter – als “Jugendmerkmal” – eine wichtige Rolle und ist aus evolutionsbiologischer Sicht gut belegt.[1] Interessant ist dabei, dass diese allgemeinen Schönheitsmerkmale interkulturell als konsistent gelten ([Cunningham et al. 1995a]Cunningham, M. R.; Roberts A. R.; Barbee A. P.; Druen P. B.; Wu Cheng-Huan (1995). „Their ideas of beauty are, on the wohle, the same as ours“: consistency and variability in the cross-cultural perception of female physical attractiveness. In J. Personality and Social Psychology, 68, 261-279. Eintrag in Sammlung zeigen; [Dion 2002a]Dion, K. K. (2002). Cultural Perspectives on Facial Attractiveness. In Facial Attractiveness. Evolutionary, Cognitive, and Social Perspectives, 239-260. Eintrag in Sammlung zeigen). Das Gesicht ist von den altsteinzeitlichen und Megalith-Kulturen bis in die Moderne ein Motiv von einzigartiger Aussagekraft für die vielfältige bildliche Ausdeutbarkeit des Menschen (⊳ Maske). Siehe auch: |
Anmerkungen
[Cunningham 1986a]: Cunningham, M.R. (1986). Measuring the physical in physical attractiveness: Quasi-experiments on the sociobiology of female facial beauty. J. Personality and Social Psychology, Band: 50, S. 925-935.
[Cunningham et al. 1995a]: Cunningham, M. R.; Roberts A. R.; Barbee A. P.; Druen P. B.; Wu Cheng-Huan (1995). „Their ideas of beauty are, on the wohle, the same as ours“: consistency and variability in the cross-cultural perception of female physical attractiveness. J. Personality and Social Psychology, Band: 68, S. 261-279.
[Darwin 1872a]: Darwin, Charles (1872). On the Expression of the Emotions in Man and Animals. London: Murray.
[Depaulo 1992a]: DePaulo, B. M. (1992). Nonverbal Behavior and Self Presentation. Psychological Bulletin, Band: 111, Nummer: 2, S. 203-243.
[de Schonen et al. 1994a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [56] und Dimitri Liebsch [10] — (Hinweis) Zitierhinweis: [Sütterlin 2013g-a]Literaturangabe fehlt. |