Kommunikologie: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Darstellung des gr. Zusammenhangs)
 
(14 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
<!--  "This is comment"  -->
 
<!--  "This is comment"  -->
 
<!--Vorlage für Unterpunkte-->
 
<!--Vorlage für Unterpunkte-->
 
 
<!--Den folgenden Header, bitte nicht verändern-->
 
<!--Den folgenden Header, bitte nicht verändern-->
 
{{GlosHeader}}
 
{{GlosHeader}}
 
[[Kategorie:Unterpunkt]]
 
[[Kategorie:Unterpunkt]]
<!--Ende header-->
 
 
<!--In der folgenden Zeile bitte die (Wiki)Kategorie eintragen, wo jetzt XXX steht-->
 
 
[[Kategorie:Bildtheoretische Ansätze]]
 
[[Kategorie:Bildtheoretische Ansätze]]
<!--In der folgenden Zeile bitte die (Glossar)Kategorie eintragen, wo jetzt XXX steht-->
 
 
Unterpunkt zu: [[Bildtheoretische Ansätze]]
 
Unterpunkt zu: [[Bildtheoretische Ansätze]]
<!--beides sollte in der Regel der gleiche Text sein-->
 
 
<!--Den folgenden Abschnitt bitte nicht ändern-->
 
 
{{GlosTab1}}
 
{{GlosTab1}}
 
{{GlossarBoxMain}}
 
{{GlossarBoxMain}}
 
+
<!--Ende header-->
 
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
 
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
+
==Kommunikologie als Lehre von der menschli&shy;chen Kommu&shy;nika&shy;tion==
Der Begriff der Kommunikologie geht auf Vilém Flusser zurück. (1) Flusser bezeichnet die Lehre von der menschlichen Kommunikation als Kommunikologie. Menschliche Kommunikation ist ihm ein kultureller Vorgang, der sich auf die Erfindung von zu Codes organisierten Symbolen gründet. Diese Codes verhüllen die Natur, und diese Hülle ist für Flusser die Kultur. Und da die Welt der Symbole gedeutet und nicht erklärt werden muss, sie also interpretativ anzugehen ist, verortet er die menschliche Kommunikation in den Bereich der Geisteswissenschaft und verzichtet darauf, „in der Symbolisierung ein ‚biologisches‘ Phänomen zu sehen.“ (Flusser 2003: 74) Flusser beschaut und untersucht, wie über den kommunikativen Prozess Informationen gespeichert, verändert und weiterverteilt werden, und kommt darüber zu einer Sichtweise und Bewertung von (Medien)Technologie, durch die er einen Wandel im zwischenmenschlichen Verhältnis konstatiert. Die Codes, mit denen und durch die sich die Menschen verständigen und der Welt einen Sinn zu geben vermögen, wandeln sich. Er sieht sogar einen „Umsturz der Codes“ durch TV, Video und Computer, den er in seiner Heftigkeit mit der industriellen Revolution und ihrer Auswirkung auf die Arbeitswelt gleichsetzt. Ausgehend vom Menschen, seinen Codes, der Sprache, seinen Gesten, weitergehend in Richtung Bilder und Technobilder hin zu technischen Apparaturen wie TV, Video oder Computer wirft Flusser einen Blick auf die damit einhergehenden Veränderungen in der menschlichen Kommunikation und den Auswirkungen auf die Gesellschaft.
+
Der Begriff der Kommu&shy;niko&shy;logie geht auf Vilém Flusser zurück.<ref>Die nach&shy;fol&shy;gen&shy;den Aus&shy;füh&shy;run&shy;gen leh&shy;nen sich grob an die ent&shy;spre&shy;chen&shy;den Ka&shy;pi&shy;tel von <bib id='Bidlo 2008a'>Bid&shy;lo 2008a</bib> an.</ref> Flusser bezeich&shy;net die Lehre von der menschli&shy;chen [[Interaktion und Kommunikation|Kommu&shy;nika&shy;tion]] als Kommu&shy;niko&shy;logie. Menschli&shy;che Kommu&shy;nika&shy;tion ist ihm zufol&shy;ge ein kultu&shy;reller Vorgang, der sich auf die Erfin&shy;dung von zu Codes orga&shy;nisier&shy;ten Symbo&shy;len gründet. Diese Codes verhül&shy;len die Natur, und diese Hülle ist für Flusser die Kultur. Und da die Welt der Symbo&shy;le gedeu&shy;tet und nicht erklärt werden muss, sie also inter&shy;preta&shy;tiv anzu&shy;gehen ist, veror&shy;tet er die menschli&shy;che Kommu&shy;nika&shy;tion in den Bereich der Geistes&shy;wissen&shy;schaft und verzich&shy;tet darauf, „in der Symbo&shy;lisie&shy;rung ein ''biolo&shy;gisches'' Phäno&shy;men zu sehen“ (<bib id='Flusser 2003a'></bib>: S. 74).
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
+
:
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
+
Flusser untersucht, wie über den kommu&shy;nika&shy;tiven Prozess Infor&shy;mati&shy;onen gespei&shy;chert, verän&shy;dert und weiter&shy;verteilt werden. Auf diesem Wege kommt er zu einer Sichtwei&shy;se und Bewer&shy;tung von (Me&shy;dien)Tech&shy;nolo&shy;gie, durch die er einen Wandel im zwischen&shy;menschli&shy;chen Verhält&shy;nis konsta&shy;tiert. Die Codes, mit denen und durch die sich die Menschen verstän&shy;digen und der Welt einen Sinn zu geben vermö&shy;gen, wandeln sich. Flusser sieht sogar einen „Umsturz der Codes“ durch [[Fernsehen|TV]], [[Video|Video]] und Compu&shy;ter gegeben, den er in seiner Heftig&shy;keit mit der indus&shy;triel&shy;len Revo&shy;lution und ihrer Auswir&shy;kung auf die Arbeits&shy;welt gleichsetzt. Ausge&shy;hend vom Menschen, seinen Codes, der Sprache, seinen Gesten, weiter&shy;gehend in Richtung Bilder und [[technisches Bild|Techno&shy;bilder]] hin zu techni&shy;schen Appa&shy;ratu&shy;ren wie TV, Video oder Computer wirft Flusser einen Blick auf die damit einher&shy;gehen&shy;den Verän&shy;derun&shy;gen in der menschli&shy;chen Kommu&shy;nika&shy;tion und den Auswir&shy;kungen auf die Gesell&shy;schaft.
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
 
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
 
  
=====Engere Begriffsbestimmung=====
 
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
+
==Kommunikologie als Dialog und Diskurs==
 
+
Flusser unterscheidet in seinem Buch «Kommu&shy;niko&shy;logie» zwei unter&shy;schiedli&shy;che Formen der Kommu&shy;nika&shy;tion, den Dialog und den Diskurs, die er später an Medien knüpft, welche er dahin&shy;gehend in dialo&shy;gische und diskur&shy;sive Medien einteilt.<ref>Flus&shy;sers Un&shy;ter&shy;schei&shy;dung von Di&shy;a&shy;log und Dis&shy;kurs ist stark von Mar&shy;tin Bu&shy;bers Ich-Du- und Ich-Es-Un&shy;ter&shy;schei&shy;dung ge&shy;prägt (vgl. <bib id='Buber 1995a'>Bu&shy;ber 1995a</bib>, <bib id='Bidlo 2006a'>Bid&shy;lo 2006a</bib>).</ref>  
 
+
:
=====optional Beispiele=====
+
<!--===Dialog und Diskurs===-->
 
+
Flusser versteht den Dia&shy;log als einen Prozess, „bei dem auf verschie&shy;dene Gedächt&shy;nisse aufge&shy;teilte Infor&shy;matio&shy;nen zu einer neuen Infor&shy;mation synthe&shy;tisiert werden“ (<bib id='Flusser 2003a'></bib>: S. 286). Dialo&shy;gische Medien sind dann Medien, die den Dialog in seiner Entfal&shy;tung unter&shy;stützen und die Neuschöp&shy;fung von Infor&shy;matio&shy;nen ermög&shy;lichen. Der Diskurs verteilt dage&shy;gen vorhan&shy;dene Infor&shy;matio&shy;nen. Beide Formen, Dialog und Diskurs, benö&shy;tigen einan&shy;der; der Dialog benö&shy;tigt Infor&shy;matio&shy;nen, die zuvor von den Betei&shy;ligten durch Diskur&shy;se ange&shy;sammelt wurden. Der Diskurs wiede&shy;rum entsteht erst aus der Vertei&shy;lung von Infor&shy;matio&shy;nen, die zuvor in einem Dialog neu synthe&shy;tisiert wurden. Solcher&shy;art gibt es keine Präze&shy;denz, denn jedes dialo&shy;gische Medium kann zu einem diskur&shy;siven und umge&shy;kehrt werden.
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
+
:
 
+
Flusser synthestisiert aus zwei Dialog&shy;arten, die er unter&shy;scheidet, eine neue Form des Dialogs. Zum einen nennt Flusser den griechi&shy;schen (kreisför&shy;migen) Dialog, so wie er von Sokra&shy;tes prakti&shy;ziert wurde. Hier steht der Logos im Mittel&shy;punkt und der Erkennt&shy;nisge&shy;winn. Wissen soll durch den Dialog gewon&shy;nen (oder vali&shy;diert) werden. Davon abzu&shy;grenzen ist nun eine jüdisch-christli&shy;che Dialog&shy;vorstel&shy;lung, die Flusser als Netzdia&shy;log fasst und die bisher noch nicht oder nur wenig in den Blick der westli&shy;chen Denktra&shy;dition gekom&shy;men ist.
 
+
:
=====Auswirkungen auf andere Begriffe=====
+
:''Hingegen gibt es eine impli&shy;zite Ana&shy;lyse des Dialogs in der jüdisch-christli&shy;chen Tradi&shy;tion, welche in Bubers «Dialo&shy;gischem Leben» ganz expli&shy;zit wird und in über&shy;raschen&shy;der Weise das dem Netzdia&shy;log inhä&shy;rente exis&shy;tentiel&shy;le Problem beleuch&shy;tet.'' (<bib id='Flusser 2003a'></bib>: S. 293)
 
+
:
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
+
Der Netzdialog ist vom Kreisdia&shy;log durch seine Offen&shy;heit zu unter&shy;scheiden und fußt auf eine ande&shy;re, eben jüdi&shy;sche Onto&shy;logie. In der griechi&shy;schen Onto&shy;logie wird der Mensch zur Welt in einem Subjekt-Objekt-Verhält&shy;nis gese&shy;hen: Der Mensch ist als »Ich« der Welt als »Es« gegen&shy;über&shy;gestellt. Im Juden&shy;tum dage&shy;gen steigt das »Ich« aus dem Ange&shy;sprochen&shy;werden des »Du Gottes« empor. Es ist ein partner&shy;schaftli&shy;ches „»Du«“, das den Griechen fremd ist.
 +
:
 +
Während die Form des griechi&shy;schen Dialogs auf die Bildung neuer Infor&shy;matio&shy;nen aus ist, betont der jüdi&shy;sche Dialog das Antwor&shy;ten auf das Ange&shy;sprochen&shy;werden und die daraus erwach&shy;sende Verant&shy;wortung für das Du. Aus diesen beiden Dialog&shy;formen synthe&shy;tisiert Flusser seine Dialog&shy;form, die zum einen die Erzeu&shy;gung von Infor&shy;matio&shy;nen als Kennzei&shy;chen des griechi&shy;schen Dialogs be&shy;inhal&shy;tet. Zum ande&shy;ren kommt damit der Aspekt des Antwor&shy;tens und Verant&shy;wortens als exis&shy;tenziel&shy;ler Aspekt des jüdi&shy;schen Dialogs hinzu. Die Einschrän&shy;kungen des Kreisdia&shy;logs führen Flusser zur Präfe&shy;renz einer Netzstruk&shy;tur als das Muster, welches die Bedin&shy;gungen – Infor&shy;mations&shy;gene&shy;rierung und ''Ausbil&shy;dung'' zwischen&shy;menschli&shy;cher Bezie&shy;hung als exis&shy;tentiel&shy;le ''Erfül&shy;lung'' des Menschen – am besten erfül&shy;len und sich zugleich den sich ausbrei&shy;tenden Diskur&shy;sen entge&shy;genstel&shy;len kann. Kommu&shy;nika&shy;tion kann nach Flusser nur dann ihren Zweck erfül&shy;len, nämlich die Einsam&shy;keit und Sinnlo&shy;sigkeit zu über&shy;winden, „wenn sich Diskurs und Dialog das Gleichge&shy;wicht halten“ (<bib id='Flusser 2003a'></bib>: S. 17). Dieses Gleichge&shy;wicht sieht Flusser aber durch eine über&shy;mäßi&shy;ge Ausbrei&shy;tung und der Vorherr&shy;schaft des Diskur&shy;ses gestört, und damit die Gefahr der aufstei&shy;genden Einsam&shy;keit und Sinnlo&shy;sigkeit.
 +
:
 +
Durch die Unterscheidung der beiden Kommu&shy;nika&shy;tionsfor&shy;men »Dialog« und »Diskurs« kommt Flusser zu einer Eintei&shy;lung der Medien, die sich in diskur&shy;sive und dialo&shy;gische Medien eintei&shy;len lassen und in denen beson&shy;ders die elek&shy;troni&shy;schen Medien zur Geltung kommen. Denn gerade das [[Fernsehen|Fernse&shy;hen]] ist ein Beispiel für eine Besied&shy;lung des Lebens&shy;raumes der Menschen mit einer Diskurs&shy;form, die keine Antwort- und Reakti&shy;onsmög&shy;lichkeit mehr gestat&shy;tet. Und ein weite&shy;rer wichti&shy;ger Punkt tritt in diesem Zusam&shy;menhang auf, der über die struktu&shy;rellen Aspek&shy;te hinaus geht. Denn z.B. mit dem Fernse&shy;her ist eine beson&shy;dere Plattform für die [[technisches Bild|Techno&shy;bilder]] geboten: diese stellen einen völlig ande&shy;ren Code dar, der ein ande&shy;res Grundver&shy;ständnis als der alte alpha&shy;nume&shy;rische Code und das tradi&shy;tionel&shy;le Bild als Code erfor&shy;dern. Der Code der techni&shy;schen Bilder, der nun Einzug in die Wohnzim&shy;mer hält, ist als ein Wechsel in der Kodie&shy;rung anzu&shy;sehen. Und die Codes sind es, die uns program&shy;mieren.
 +
:
 +
Die menschliche Kommu&shy;nika&shy;tion, so wie sie Flusser in seiner Kommu&shy;niko&shy;logie fasst, dient dazu,  Infor&shy;matio&shy;nen zu speichern, zu prozes&shy;sieren und zugleich weiter&shy;zuge&shy;ben. Entspre&shy;chend ist Kultur eine menschli&shy;che Vorrich&shy;tung, um Infor&shy;matio&shy;nen zu speichern und weiter&shy;zuge&shy;ben. Die Menschen versu&shy;chen durch Kommu&shy;nika&shy;tion zugleich sich selbst zu transzen&shy;dieren, indem sie neue Infor&shy;matio&shy;nen prozes&shy;sieren, um so der Entro&shy;pie des Uni&shy;versums zu entkom&shy;men. Der Mensch kommu&shy;niziert derge&shy;stalt, um den Tod und die Einsam&shy;keit zu über&shy;winden.
 +
:
 +
{{GlossarSiehe}}
 +
* [[Digitale Medien]]
 +
* [[Fernsehen]]
 +
* [[Interaktion und Kommunikation]]
 +
* [[Technisches Bild]]
 +
* [[Technische Medien]]
 +
* [[Video]]
  
 
<!--den folgenden Befehl, der die drei rechten Kästen einfügt, nicht verändern-->
 
<!--den folgenden Befehl, der die drei rechten Kästen einfügt, nicht verändern-->
Zeile 47: Zeile 48:
 
{{GlosTab2}}
 
{{GlosTab2}}
 
{{GlosTab3}}
 
{{GlosTab3}}
 +
''Ausgabe 1: 2013''
 +
{{GlosTab4}}
 
''Verantwortlich:''  
 
''Verantwortlich:''  
  
<!--in der folgenden Zeile XXX durch Benutzernamen ersetzen-->
+
* [[Benutzer:Oliver Bidlo|Bidlo, Oliver]]  
[[Benutzer:Oliver Bidlo|Bidlo, Oliver]]  
+
 
 +
{{GlosTab4}}
 +
''Lektorat:''
 +
* [[Benutzer:Mark A. Halawa|Halawa, Mark]]
 +
{{GlosTab5}}
 +
<bib id='Bidlo 2013g-a'></bib>
 
<!--den Schluß nicht verändern-->
 
<!--den Schluß nicht verändern-->
{{GlosEnd}}
+
{{GlosEndB}}
 
<!--Das war's-->
 
<!--Das war's-->

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 16:44 Uhr

Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze


Kommunikologie als Lehre von der menschli­chen Kommu­nika­tion

Der Begriff der Kommu­niko­logie geht auf Vilém Flusser zurück.[1] Flusser bezeich­net die Lehre von der menschli­chen Kommu­nika­tion als Kommu­niko­logie. Menschli­che Kommu­nika­tion ist ihm zufol­ge ein kultu­reller Vorgang, der sich auf die Erfin­dung von zu Codes orga­nisier­ten Symbo­len gründet. Diese Codes verhül­len die Natur, und diese Hülle ist für Flusser die Kultur. Und da die Welt der Symbo­le gedeu­tet und nicht erklärt werden muss, sie also inter­preta­tiv anzu­gehen ist, veror­tet er die menschli­che Kommu­nika­tion in den Bereich der Geistes­wissen­schaft und verzich­tet darauf, „in der Symbo­lisie­rung ein biolo­gisches Phäno­men zu sehen“ ([Flusser 2003a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: S. 74).

Flusser untersucht, wie über den kommu­nika­tiven Prozess Infor­mati­onen gespei­chert, verän­dert und weiter­verteilt werden. Auf diesem Wege kommt er zu einer Sichtwei­se und Bewer­tung von (Me­dien)Tech­nolo­gie, durch die er einen Wandel im zwischen­menschli­chen Verhält­nis konsta­tiert. Die Codes, mit denen und durch die sich die Menschen verstän­digen und der Welt einen Sinn zu geben vermö­gen, wandeln sich. Flusser sieht sogar einen „Umsturz der Codes“ durch TV, Video und Compu­ter gegeben, den er in seiner Heftig­keit mit der indus­triel­len Revo­lution und ihrer Auswir­kung auf die Arbeits­welt gleichsetzt. Ausge­hend vom Menschen, seinen Codes, der Sprache, seinen Gesten, weiter­gehend in Richtung Bilder und Techno­bilder hin zu techni­schen Appa­ratu­ren wie TV, Video oder Computer wirft Flusser einen Blick auf die damit einher­gehen­den Verän­derun­gen in der menschli­chen Kommu­nika­tion und den Auswir­kungen auf die Gesell­schaft.


Kommunikologie als Dialog und Diskurs

Flusser unterscheidet in seinem Buch «Kommu­niko­logie» zwei unter­schiedli­che Formen der Kommu­nika­tion, den Dialog und den Diskurs, die er später an Medien knüpft, welche er dahin­gehend in dialo­gische und diskur­sive Medien einteilt.[2]

Flusser versteht den Dia­log als einen Prozess, „bei dem auf verschie­dene Gedächt­nisse aufge­teilte Infor­matio­nen zu einer neuen Infor­mation synthe­tisiert werden“ ([Flusser 2003a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: S. 286). Dialo­gische Medien sind dann Medien, die den Dialog in seiner Entfal­tung unter­stützen und die Neuschöp­fung von Infor­matio­nen ermög­lichen. Der Diskurs verteilt dage­gen vorhan­dene Infor­matio­nen. Beide Formen, Dialog und Diskurs, benö­tigen einan­der; der Dialog benö­tigt Infor­matio­nen, die zuvor von den Betei­ligten durch Diskur­se ange­sammelt wurden. Der Diskurs wiede­rum entsteht erst aus der Vertei­lung von Infor­matio­nen, die zuvor in einem Dialog neu synthe­tisiert wurden. Solcher­art gibt es keine Präze­denz, denn jedes dialo­gische Medium kann zu einem diskur­siven und umge­kehrt werden.

Flusser synthestisiert aus zwei Dialog­arten, die er unter­scheidet, eine neue Form des Dialogs. Zum einen nennt Flusser den griechi­schen (kreisför­migen) Dialog, so wie er von Sokra­tes prakti­ziert wurde. Hier steht der Logos im Mittel­punkt und der Erkennt­nisge­winn. Wissen soll durch den Dialog gewon­nen (oder vali­diert) werden. Davon abzu­grenzen ist nun eine jüdisch-christli­che Dialog­vorstel­lung, die Flusser als Netzdia­log fasst und die bisher noch nicht oder nur wenig in den Blick der westli­chen Denktra­dition gekom­men ist.

Hingegen gibt es eine impli­zite Ana­lyse des Dialogs in der jüdisch-christli­chen Tradi­tion, welche in Bubers «Dialo­gischem Leben» ganz expli­zit wird und in über­raschen­der Weise das dem Netzdia­log inhä­rente exis­tentiel­le Problem beleuch­tet. ([Flusser 2003a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: S. 293)

Der Netzdialog ist vom Kreisdia­log durch seine Offen­heit zu unter­scheiden und fußt auf eine ande­re, eben jüdi­sche Onto­logie. In der griechi­schen Onto­logie wird der Mensch zur Welt in einem Subjekt-Objekt-Verhält­nis gese­hen: Der Mensch ist als »Ich« der Welt als »Es« gegen­über­gestellt. Im Juden­tum dage­gen steigt das »Ich« aus dem Ange­sprochen­werden des »Du Gottes« empor. Es ist ein partner­schaftli­ches „»Du«“, das den Griechen fremd ist.

Während die Form des griechi­schen Dialogs auf die Bildung neuer Infor­matio­nen aus ist, betont der jüdi­sche Dialog das Antwor­ten auf das Ange­sprochen­werden und die daraus erwach­sende Verant­wortung für das Du. Aus diesen beiden Dialog­formen synthe­tisiert Flusser seine Dialog­form, die zum einen die Erzeu­gung von Infor­matio­nen als Kennzei­chen des griechi­schen Dialogs be­inhal­tet. Zum ande­ren kommt damit der Aspekt des Antwor­tens und Verant­wortens als exis­tenziel­ler Aspekt des jüdi­schen Dialogs hinzu. Die Einschrän­kungen des Kreisdia­logs führen Flusser zur Präfe­renz einer Netzstruk­tur als das Muster, welches die Bedin­gungen – Infor­mations­gene­rierung und Ausbil­dung zwischen­menschli­cher Bezie­hung als exis­tentiel­le Erfül­lung des Menschen – am besten erfül­len und sich zugleich den sich ausbrei­tenden Diskur­sen entge­genstel­len kann. Kommu­nika­tion kann nach Flusser nur dann ihren Zweck erfül­len, nämlich die Einsam­keit und Sinnlo­sigkeit zu über­winden, „wenn sich Diskurs und Dialog das Gleichge­wicht halten“ ([Flusser 2003a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: S. 17). Dieses Gleichge­wicht sieht Flusser aber durch eine über­mäßi­ge Ausbrei­tung und der Vorherr­schaft des Diskur­ses gestört, und damit die Gefahr der aufstei­genden Einsam­keit und Sinnlo­sigkeit.

Durch die Unterscheidung der beiden Kommu­nika­tionsfor­men »Dialog« und »Diskurs« kommt Flusser zu einer Eintei­lung der Medien, die sich in diskur­sive und dialo­gische Medien eintei­len lassen und in denen beson­ders die elek­troni­schen Medien zur Geltung kommen. Denn gerade das Fernse­hen ist ein Beispiel für eine Besied­lung des Lebens­raumes der Menschen mit einer Diskurs­form, die keine Antwort- und Reakti­onsmög­lichkeit mehr gestat­tet. Und ein weite­rer wichti­ger Punkt tritt in diesem Zusam­menhang auf, der über die struktu­rellen Aspek­te hinaus geht. Denn z.B. mit dem Fernse­her ist eine beson­dere Plattform für die Techno­bilder geboten: diese stellen einen völlig ande­ren Code dar, der ein ande­res Grundver­ständnis als der alte alpha­nume­rische Code und das tradi­tionel­le Bild als Code erfor­dern. Der Code der techni­schen Bilder, der nun Einzug in die Wohnzim­mer hält, ist als ein Wechsel in der Kodie­rung anzu­sehen. Und die Codes sind es, die uns program­mieren.

Die menschliche Kommu­nika­tion, so wie sie Flusser in seiner Kommu­niko­logie fasst, dient dazu, Infor­matio­nen zu speichern, zu prozes­sieren und zugleich weiter­zuge­ben. Entspre­chend ist Kultur eine menschli­che Vorrich­tung, um Infor­matio­nen zu speichern und weiter­zuge­ben. Die Menschen versu­chen durch Kommu­nika­tion zugleich sich selbst zu transzen­dieren, indem sie neue Infor­matio­nen prozes­sieren, um so der Entro­pie des Uni­versums zu entkom­men. Der Mensch kommu­niziert derge­stalt, um den Tod und die Einsam­keit zu über­winden.

Anmerkungen
  1. Die nach­fol­gen­den Aus­füh­run­gen leh­nen sich grob an die ent­spre­chen­den Ka­pi­tel von [Bid­lo 2008a]Literaturangabe fehlt.
    Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    an.
  2. Flus­sers Un­ter­schei­dung von Di­a­log und Dis­kurs ist stark von Mar­tin Bu­bers Ich-Du- und Ich-Es-Un­ter­schei­dung ge­prägt (vgl. [Bu­ber 1995a]Literaturangabe fehlt.
    Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    , [Bid­lo 2006a]Literaturangabe fehlt.
    Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
    - Buch,
    - Artikel in Zeitschrift,
    - Beitrag in Sammelband,
    - Sammelband,
    - andere Publikation,
    - Glossarlemma.
    ).
Literatur                             [Sammlung]

[Bid­lo 2006a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bid­lo 2008a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bu­ber 1995a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Flusser 2003a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [12], Mark A. Halawa [3] und Oliver Bidlo [3] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Bidlo 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bid­lo 2006a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bid­lo 2008a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bu­ber 1995a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Flusser 2003a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Bidlo 2013g-a]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.