Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago': Unterschied zwischen den Versionen
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Im Zusammenhang mit dieser Praxis bürgert es sich ein, ''imago'' als ein Bild oder Porträt eines Menschen zu begreifen, das der »Vorstellung abbildhafter, veristischer Ähnlichkeit« zu entsprechen hat (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 54). Noch vor der Zeitenwende wird jedoch ''imago'' auch in allgemeinerer Bedeutung verwendet. Der Ausdruck ist nun weder zwangsläufig auf den genannten kultischen Zusammenhang noch auf die Darstellung eines einzelnen Menschen bezogen, sondern kann verwendet werden, um die Darstellung von Tieren, Naturgegenständen (wie das Meer), Göttern und Szenen mit mehreren Menschen (also Handlungen) sowie auch Feldzeichen (die in der Schlacht das Bild des Kaisers trugen) zu bezeichnen. Damit wird ''imago'' zum Oberbegriff, unter den jedes künstlerisch bzw. handwerklich gefertigtes Bild fallen kann (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 141-145). Wie sich teils schon der Etyomologie von ''imago'' entnehmen lässt, kann der Ausdruck auch zur Bezeichnung von Schatten-, Traum- und Vorstellungsbildern dienen (vgl. <bib id='Georges 1998a'></bib>: Bd. 2, S. 59). Zwei besondere Funktionen kommen den ''imagines'' als Vorstellungsbildern in der Rhetorik zu. Bilder abwesender Gegenstände dem Publikum möglichst eindringlich vor Augen zu stellen, ist das Mittel der Wahl, um bei den Hörern Gefühlswirkungen hervorzurufen (vgl. <bib id='Quintilian 1995a'></bib>: Bd. 2, S. 59) . Eine verwandte Funktion übernehmen ''imagines'' in der Mnemotechnik; hier soll das Verknüpfen mit auffälligen Vorstellungsbildern dazu dienen, sich Sachverhalte einzuprägen. Im späteren, christlichen Latein schließlich wird Gottesebenbildlichkeit als ''imago dei'' wiedergegeben (vgl. <bib id='Bauch 1994a'></bib>: S. 276f.). | + | <!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->Bei ''imago'' handelt es sich nicht allein um den am weitesten verbreiteten Ausdruck aus dem lateinischen Bildvokabular, sondern auch um den facettenreichsten. Er ist mit ''imitari'' (›nachmachen‹) und ''imaginari'' (›sich vorstellen‹) verwandt und bezeichnet zunächst vor allem das römische Ahnenbild (<bib id='Asmuth 1998a'></bib>: S.228). Beim Ahnenbild handelt es sich um die Büste eines verstorbenen Menschen, ursprünglich vermutlich um seine Totenmaske, die im Totenkult auf verschiedene Weise eingesetzt werden konnte. Wenn eine römische Adelsfamilie das Recht auf bildliche Darstellung, das ''ius imaginis'', besaß, durfte sie die Ahnenbilder im Tempelschrein des Atriums aufbewahren und bei Begräbnissen die Bilder des Verstorbenen und der Ahnen (auch »''imagines maiorum''« genannt) in der feierlichen Prozession mitführen. Im Zusammenhang mit dieser Praxis bürgert es sich ein, ''imago'' als ein Bild oder Porträt eines Menschen zu begreifen, das der »Vorstellung abbildhafter, veristischer Ähnlichkeit« zu entsprechen hat (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 54). Noch vor der Zeitenwende wird jedoch ''imago'' auch in allgemeinerer Bedeutung verwendet. Der Ausdruck ist nun weder zwangsläufig auf den genannten kultischen Zusammenhang noch auf die Darstellung eines einzelnen Menschen bezogen, sondern kann verwendet werden, um die Darstellung von Tieren, Naturgegenständen (wie das Meer), Göttern und Szenen mit mehreren Menschen (also Handlungen) sowie auch Feldzeichen (die in der Schlacht das Bild des Kaisers trugen) zu bezeichnen. Damit wird ''imago'' zum Oberbegriff, unter den jedes künstlerisch bzw. handwerklich gefertigtes Bild fallen kann (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 141-145). Wie sich teils schon der Etyomologie von ''imago'' entnehmen lässt, kann der Ausdruck auch zur Bezeichnung von Schatten-, Traum- und Vorstellungsbildern dienen (vgl. <bib id='Georges 1998a'></bib>: Bd. 2, S. 59). Zwei besondere Funktionen kommen den ''imagines'' als Vorstellungsbildern in der Rhetorik zu. Bilder abwesender Gegenstände dem Publikum möglichst eindringlich vor Augen zu stellen, ist das Mittel der Wahl, um bei den Hörern Gefühlswirkungen hervorzurufen (vgl. <bib id='Quintilian 1995a'></bib>: Bd. 2, S. 59). Eine verwandte Funktion übernehmen ''imagines'' in der Mnemotechnik; hier soll das Verknüpfen mit auffälligen Vorstellungsbildern dazu dienen, sich Sachverhalte einzuprägen. Im späteren, christlichen Latein schließlich wird Gottesebenbildlichkeit als ''imago dei'' wiedergegeben (vgl. <bib id='Bauch 1994a'></bib>: S. 276f.). |
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Version vom 4. September 2011, 16:57 Uhr
Unterpunkt zu: Bildtermini anderer Sprachen
Darstellung des gr. ZusammenhangsDas Lateinische verfügt über ein breites, variantenreiches und sich oft änderndes Vokabular, um Bilder zu bezeichnen. Außer den im Weiteren aufgeführten Ausdrücken sind hier signum, statua, pictura (abgeleitet vom lateinischen Ausdruck fürn pingere und repraesentatio zu nennen In der Regel gilt, dass sich die verwendeten Ausdrücke ursprünglich auf plastische Gebilde wie Skulpturen, Plastiken, Büsten, Masken und (dann auch) Reliefs beziehen und dass sie erst später anfangen, Bilder im uns heute geläufigen Sinne – also plane, flächige Objekte – zu meinen. #Übersetzungen aus dem Griechischen - Etymon für die jüngeren europäischen Sprachen#
Der »Eigennamen-Typus«Wie schon im Griechischen besteht auch im Lateinischen die Möglichkeit, Bilder, genauer: Götterbilder, auch indirekt zu bezeichnen. Zunächst ist das insbesondere im Kontext der magischen Bildauffassung der Fall: »Die Sprache kann mit dem bloßen Eigennamen einer Gottheit das Bild des betreffenden Gottes oder der Göttin benennen, ohne eines der üblichen bildbezeichnenden Worte wie effigies, imago, signum, simulacrum oder statua zu verwenden. Mit diesem Eigennamen-Typus drückte der frühere Mensch seinen Glauben an die Identität von Bild und Gottheit aus, der noch durch keine Reflexion über den künstlerisch-technischen Vorgang bei der Schöpfung des Götterbildes gebrochen war« ([Daut 1975a]Literaturangabe fehlt. EffigiesDie Regel, dass sich Bildausdrücke ursprünglich nicht auf plane, flächige Objekte beziehen, zeigt sich im Fall von „effigies“ besonders deutlich; dieser Bildausdruck leitet sich etymologisch vom Verb „effingere“ ab, womit anfangs das plastische Bilden – und wahrscheinlich vor allem das Arbeiten in Ton – bezeichnet wurde. Bis in die europäische Neuzeit ist er zur Bezeichnung von Bildern und Abbildern gebräuchlich, weist aber außerdem noch zwei Besonderheiten auf, nämlich im Begräbniskult und im Recht (Vgl. [Olbrich 1987a]Literaturangabe fehlt. SpeciesKeine Beschränkung auf einzelne Bildarten ist mit dem Ausdruck »species« gegeben. Seine Grundbedeutung lautet ›Erscheinung‹, was ihn auch zur Übersetzung des griechischen phantasma qualifiziert. Er wird schon früh auch auf Gemälde angewendet (vgl. [Daut 1975a]Literaturangabe fehlt. SimulacrumVom Verb simulare, das in erster Linie ›ähnlich machen‹ bedeutet, leitet sich simulacrum ab. Wenngleich damit ganz allgemein das Ebenbild, Abbild oder Bildnis bezeichnet werden kann, wird in der Antike darunter zumeist das kultisch verehrte Götterbild verstanden (vgl. [Georges 1998a]Literaturangabe fehlt.Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : Bd. 2, S. 2678, [Pearcy 1975a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 122). Da es sich dabei sich um eine plastische und ganzfigurige Darstellung handelt (vgl. [Daut 1975a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 34), bietet es sich an, simulacrum in diesem Sinne als materiales Bild zu begreifen. In Anbetracht des kultischen Zusammenhangs und des für ihn ausschlaggebenden magischen Bildverständnisses ist diese Kategorisierung allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu verwenden. Neben dieser Bedeutung findet sich simulacrum auch, um Schatten-, Spiegel-, Traum- und Phantasiebilder zu bezeichnen oder Schattenbilder der Verstorbenen und auch Gespenster (vgl. [Georges 1998a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : Bd. 2, S. 2678); in diesen Hinsichten eignet sich simulacrum als Übersetzung des griechischen eidolon#. Auch und gerade im Zusammenhang mit den letztgenannten Bedeutungen etabliert sich eine negative Konnotation, nämlich die des Trugs und der Täuschung. Dieser eher bedenkliche Aspekt von simulacrum verstärkt sich im christlichen Latein nicht zuletzt deswegen, weil die paganen Götterbilder nun als Götzenbilder dem Verdikt der Unwahrheit ausgesetzt werden. Wirkmächtig ist hier die große Enzyklopädie mittelalterlichen Wissens, Isidor von Sevillas Etymologiae, die in Buch VIII, 11 auch eine neue Komponente bei der etymologischen Ableitung des Wortes ins Spiel bringt: »Daher (werden) sie simulacra (genannt), entweder weil sie ähnlich (similia) sind oder weil sie unecht (simulata) sind und erfunden (conficta), weshalb sie auch falsch sind« ([Isidor von Sevilla 2008a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 309). Einen bemerkenswerten Aufschwung erfährt simulacrum in der wissenschaftlichen Terminologie des 20. Jahrhunderts. Hier erweist sich gerade der bedenkliche Aspekt von simulacrum, nämlich gerade kein verlässliches oder treues Abbild von etwas anderem zu sehen, als relevant und anschlussfähig. Um zwei Beispiele aus dieser Entwicklung zu nennen: In der postrukturalistischen Medientheorie gelten Bilder verstärkt als nicht mehr auf Realität verweisende, als referenzlose Simulakren (vgl. [Baudrillard 1978a]Baudrillard, Jean (1978). Agonie des Realen. Berlin: Merve. Eintrag in Sammlung zeigen: S. #). Und der jüngeren Wissenschaftstheorie zufolge lassen sich Wahrheit und Falschheit physikalischer Gesetze nicht direkt an der Realität erproben, vielmehr bedarf es dazu der Bildung von Modellen, in denen von der Realität abweichende # Simulakren die realen Objekte vertreten ([Cartwright 1983a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. #). ImagoBei imago handelt es sich nicht allein um den am weitesten verbreiteten Ausdruck aus dem lateinischen Bildvokabular, sondern auch um den facettenreichsten. Er ist mit imitari (›nachmachen‹) und imaginari (›sich vorstellen‹) verwandt und bezeichnet zunächst vor allem das römische Ahnenbild ([Asmuth 1998a]Literaturangabe fehlt. |
Anmerkungen
[Asmuth 1998a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Bauch 1994a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Baudrillard 1978a]: Baudrillard, Jean (1978). Agonie des Realen. Berlin: Merve. [Cartwright 1983a]: Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [108] und Joerg R.J. Schirra [31] — (Hinweis) |