Nomination: Unterschied zwischen den Versionen

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==Nomination als ungesättigte Teilhandlung der Proposition==
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==Nomination als ungesättigte Teilhand&shy;lung der Propo&shy;sition==
  
Fragt man nach der Pragmatik von Zeichen, dann wird schnell ein kombinatorisches Schema assoziiert ähnlich jenem, das die pragmatische Funktion von  [[Proposition|Aussagen]] aus den Teilzeichenhandlungen der Nomination und der [[Prädikation]] rekonstruiert. Insbesondere bei Bildern – genauer bei Kommunikationsakten mithilfe von Bildern – wird oft untersucht, ob nicht gerade jene Teilfunktionen ein die Bildpragmatik erzeugendes System elementarer kommunikativer Akte liefern könnten (vgl. <bib id='Sachs-Hombach 2003a'></bib> oder <bib id='Harth 2001a'></bib>). Nomination ist die Zeichenteilhandlung, mit der man auf einen Gegenstand aufmerksam macht, über den etwas mitgeteilt werden soll; dieser Gegenstand muss dabei beiden Kommunikationspartnern bereits bekannt – in ihrem gemeinsamen ''Diskurs­uni­ver­sum''<ref>siehe hierzu auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Diskursuniversum Wikipedia: Diskursuniversum].</ref> vorhanden – sein (cf. <bib id='Kamlah & Lorenzen 1973a'></bib>: § 3, sowie <bib id='Gerhardus et al. 1975a'></bib>: S. 42). Dabei gilt die Nomination als im Sinne Freges ''ungesättigt'', d.h. als eine echte ''Teil''handlung, die ergänzungsbedürftig ist und sinnvoller Weise nicht alleine vorkommen kann.
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Fragt man nach der [[Pragmatik, Semantik, Syntax|Pragma&shy;tik]] von [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen]], dann wird schnell ein kombi&shy;nato&shy;risches Schema asso&shy;ziiert ähnlich jenem, das die pragma&shy;tische Funktion von  [[Proposition|Aussa&shy;gen]] aus den Teilzei&shy;chenhand&shy;lungen der Nomi&shy;nation und der [[Prädikation|Prädi&shy;kation]] rekon&shy;struiert. Insbe&shy;sonde&shy;re bei Bildern – genau&shy;er bei [[Interaktion und Kommunikation|Kommu&shy;nika&shy;tionsak&shy;ten]] mithil&shy;fe von Bildern – wird oft unter&shy;sucht, ob nicht gerade jene Teilfunk&shy;tionen ein die Bildprag&shy;matik erzeu&shy;gendes System ele&shy;menta&shy;rer kommu&shy;nika&shy;tiver Akte liefern könnten (vgl. <bib id='Sachs-Hombach 2003a'></bib> oder <bib id='Harth 2001a'></bib>). Nomi&shy;nation ist die Zeichen&shy;teilhand&shy;lung, mit der man auf einen Gegen&shy;stand aufmerk&shy;sam macht, über den etwas mitge&shy;teilt werden soll; dieser Gegen&shy;stand muss dabei beiden Kommu&shy;nika&shy;tionspart&shy;nern bereits bekannt – in ihrem gemein&shy;samen ''Diskurs&shy;­uni­ver&shy;sum''<ref>Sie&shy;he hier&shy;zu auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Diskursuniversum Wi&shy;ki&shy;pe&shy;dia: Dis&shy;kurs&shy;uni&shy;ver&shy;sum].</ref> vorhan&shy;den – sein (cf. <bib id='Kamlah & Lorenzen 1973a'>Kamlah & Loren&shy;zen 1973a</bib>: § 3, sowie <bib id='Gerhardus et al. 1975a'>Gerhar&shy;dus et al. 1975a</bib>: S. 42). Dabei gilt die Nomi&shy;nation als im Sinne Freges ''unge&shy;sättigt'', d.h. als eine echte ''Teil''hand&shy;lung, die ergän&shy;zungsbe&shy;dürftig ist und sinnvol&shy;ler Weise nicht allei&shy;ne vorkom&shy;men kann.
 
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Insbesondere ohne die Vervollständigung zu einer [[Proposition]] durch eine [[Prädikation]] stünde das Erwähnen eines Gegenstandes durch die Nomination kommunikativ gewissermaßen im leeren Raum.
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Insbesondere ohne die Vervoll&shy;ständi&shy;gung zu einer [[Proposition|Propo&shy;sition]] durch eine [[Prädikation|Prädi&shy;kation]] stünde das Erwäh&shy;nen eines Gegen&shy;standes durch die Nomi&shy;nation kommu&shy;nika&shy;tiv ge&shy;wisser&shy;maßen im leeren Raum.
  
  
==Arten und Voraussetzungen der Nomination==
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==Arten und Voraussetzungen der Nomi&shy;nation==
In Verbindung mit Zeigegesten dienen häufig deiktische Ausdrücke – „dies“, „diese/r/s“ etc. – dazu, die Teilhandlung Nomination auszuführen, insbesondere wenn die aktuelle Kommunikationssituation und die „darin gegebenen“ materiellen Gegenstände gemeint sind. Die Funktion der Nomination ist nicht auf solche Gegenstände beschränkt: Auch mit den Ausdrücken „das letzte Einhorn“, „diese Idee des Schönen“, „Otto von Guericke“ oder „Harry Potters Gegenspieler“ können wir ja durchaus auf Diskursgegenstände verweisen. Im ersten Fall handelt es sich um eine definite Kennzeichnungen auf einen fiktiven Gegenstand, im zweiten Fall um eine deiktische Kennzeichnungen auf einen abstrakten Gegenstand, im dritten Fall um einen Eigennamen für einen realen Gegenstand in der Vergangenheit und im vierten Fall um eine komplexe Nomination mit Eigenname und Kennzeichnung für einen medial vermittelten Gegenstand.  
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In Verbindung mit Zeige&shy;gesten dienen häufig deikti&shy;sche Aus&shy;drücke – „dies“, „diese/r/s“ etc. – dazu, die Teilhand&shy;lung »Nomi&shy;nation« auszu&shy;führen, vor allem wenn die aktu&shy;elle Kommu&shy;nika&shy;tionssi&shy;tuation und die „darin gege&shy;benen“ mate&shy;riellen Gegen&shy;stände gemeint sind. Die Funktion der Nomi&shy;nation ist nicht auf solche Gegen&shy;stände beschränkt: Auch mit den Aus&shy;drücken „das letzte Einhorn“, „diese Idee des Schönen“, „Otto von Gue&shy;ricke“ oder „Harry Potters Gegen&shy;spieler“ können wir ja durchaus auf Diskurs&shy;gegen&shy;stände verwei&shy;sen. Im ersten Fall handelt es sich um eine defi&shy;nite Kennzeich&shy;nungen auf einen fikti&shy;ven Gegen&shy;stand, im zweiten Fall um eine deikti&shy;sche Kennzeich&shy;nungen auf einen abstrak&shy;ten Gegen&shy;stand, im dritten Fall um einen Eigen&shy;namen für einen realen Gegen&shy;stand in der Vergan&shy;genheit und im vierten Fall um eine komple&shy;xe Nomi&shy;nation mit Eigen&shy;name und Kennzeich&shy;nung für einen medial vermit&shy;telten Gegen&shy;stand.  
  
 
{| class="wikitable"  
 
{| class="wikitable"  
|+ Übersicht über die Arten der Nomination
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|+ Übersicht über die Arten der Nomi&shy;nation
 
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| align="left"|einfache deiktische Ausdrücke (Demonstrator)  
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| align="left"|einfa&shy;che deikti&shy;sche Aus&shy;drücke (Demon&shy;strator)  
 
| align="left"|„dies“, „dieser“  
 
| align="left"|„dies“, „dieser“  
| zusammen mit Zeigegeste verwendet, keine Eigenschafts- oder Typangabe
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| zu&shy;sam&shy;men mit Zei&shy;ge&shy;ges&shy;te ver&shy;wen&shy;det, kei&shy;ne Ei&shy;gen&shy;schafts- oder Typ&shy;an&shy;ga&shy;be
 
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| align="left"|indexikalische Ausdrücke
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| align="left"|inde&shy;xika&shy;lische Aus&shy;drücke
 
| align="left"|„ich“, „dir“, „uns“  
 
| align="left"|„ich“, „dir“, „uns“  
| ergeben sich unmittelbar aus der Kommunikationssituation und ihren Komponenten; das Bezeichnete muß also gegenwärtig sein; gilt insbesondere für die Kommunikationspartner selbst
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| er&shy;ge&shy;ben sich un&shy;mit&shy;tel&shy;bar aus der Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ons&shy;si&shy;tu&shy;a&shy;ti&shy;on und ih&shy;ren Kom&shy;po&shy;nen&shy;ten; das Be&shy;zeich&shy;ne&shy;te muss al&shy;so ge&shy;gen&shy;wär&shy;tig sein; gilt ins&shy;be&shy;son&shy;de&shy;re für die Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ons&shy;part&shy;ner selbst
 
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| align="left"|Anaphern
 
| align="left"|Anaphern
 
| align="left"|„es“, „sie“, „ihm“, „ihnen“
 
| align="left"|„es“, „sie“, „ihm“, „ihnen“
| ohne Zeigehandlung verwendet, Verweis auf vorerwähnte Gegenstände
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| oh&shy;ne Zei&shy;ge&shy;hand&shy;lung ver&shy;wen&shy;det, Ver&shy;weis auf vor&shy;er&shy;wähn&shy;te Ge&shy;gen&shy;stän&shy;de
 
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| align="left"|Eigennamen
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| align="left"|Eigen&shy;namen
 
| „Ludwig“, „Mona Lisa“  
 
| „Ludwig“, „Mona Lisa“  
| konventionell (durch Taufakt im weitesten Sinn) etablierte Nominatoren
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| kon&shy;ven&shy;ti&shy;o&shy;nell (durch Tauf&shy;akt im wei&shy;tes&shy;ten Sinn) etab&shy;lier&shy;te No&shy;mi&shy;na&shy;to&shy;ren
 
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| align="left"|definite Kennzeichnungen<ref>siehe auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Kennzeichnung Wikipedia: Kennzeichnung]. <br>Indefinite Kennzeichnungen („ein Einhorn“) erfüllen in aller Regel keine nominatorische sondern [[Prädikation|prädikatorische]]
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| align="left"|defi&shy;nite Kenn&shy;zeich&shy;nungen<ref>Sie&shy;he auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Kennzeichnung Wi&shy;ki&shy;pe&shy;dia: Kenn&shy;zeich&shy;nung]. <br>Indefi&shy;nite Kennzeich&shy;nungen („ein Einhorn“) erfül&shy;len in aller Regel keine nomi&shy;nato&shy;rische sondern [[Prädikation|prädi&shy;kato&shy;rische]]
 
Funktion.</ref>
 
Funktion.</ref>
| „das Einhorn“, „das verletzte Einhorn“, „das Einhorn, das sein Horn verloren hat“
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| „das Ein&shy;horn“, „das ver&shy;letz&shy;te Ein&shy;horn“, „das Ein&shy;horn, das sein Horn ver&shy;lo&shy;ren hat“
| individuierte Instanz eines bestimmten Typs – eine Deskription „dasjenige im aktuellen Diskursuniversum, von dem Du weißt, dass es diese und jene Eigenschaft besitzt“
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| in&shy;di&shy;vi&shy;du&shy;ier&shy;te In&shy;stanz ei&shy;nes be&shy;stimm&shy;ten Typs – ei&shy;ne Des&shy;krip&shy;ti&shy;on „das&shy;je&shy;ni&shy;ge im ak&shy;tu&shy;el&shy;len Dis&shy;kurs&shy;uni&shy;ver&shy;sum, von dem Du weißt, dass es die&shy;se und je&shy;ne Ei&shy;gen&shy;schaft be&shy;sitzt“
 
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| align="left"|anaphorische Kennzeichnungen
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| align="left"|ana&shy;phori&shy;sche Kenn&shy;zeich&shy;nungen
| „sein Einhorn“
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| „sein Ein&shy;horn“
| Kombination aus anaphorischen und deskriptiven Nominatoren
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| Kom&shy;bi&shy;na&shy;ti&shy;on aus ana&shy;pho&shy;ri&shy;schen und des&shy;krip&shy;ti&shy;ven No&shy;mi&shy;na&shy;to&shy;ren
 
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| align="left"|deiktische Kennzeichnungen
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| align="left"|deikti&shy;sche Kenn&shy;zeich&shy;nungen
| „dieses Einhorn“
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| „dieses Ein&shy;horn“
| Kombination aus deiktischen und deskriptiven Nominatoren; gilt als die allgemeinste Form, aus der sich die anderen Formen ableiten
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| Kom&shy;bi&shy;na&shy;ti&shy;on aus deik&shy;ti&shy;schen und des&shy;krip&shy;ti&shy;ven No&shy;mi&shy;na&shy;to&shy;ren; gilt als die all&shy;ge&shy;mein&shy;ste Form, aus der sich die an&shy;de&shy;ren For&shy;men ab&shy;lei&shy;ten
 
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Wichtig ist in allen Fällen, dass die jeweiligen Kommunikationspartner die gemeinten Gegenstände bereits kennen und in irgendeiner Form von den anderen gerade aktuellen Diskursgegenständen auseinanderhalten können. Eine Nomination kann nämlich nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn klar ist, welche Menge von Gegenständen überhaupt gerade zur Auswahl steht, d.h. über welches ''Diskursuniversum'' die Kommunikationspartner sich gerade verständigen. Für die deiktischen Nominationsformen ist sofort klar, dass dies die Äußerungssituation sein muss, in der sich die Gesprächspartner befinden, also genauer: die Gegenstände, die sie dort (gemeinsam) wahrnehmen können.<ref>Darüber hinaus können deiktische Ausdrücke und die zugehörigen Zeigegesten auch in einem weiteren Sinn verwendet werden. Dann können die Zeigegesten und der damit verbundene Demonstrator auf einen lediglich vorgestellten oder auch abstrakten Gegenstand verweisen, allerdings immer noch so, als wäre der in der aktuellen Kommunikationssituation konkret zugegen.<br> Siehe auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Deixis Wikipedia: Deixis].</ref> Im allgemeinen Fall beziehen sich die Nominationen auf einen [[Kontext]], der entweder implizit<ref>Neben der unmittelbaren Äußerungssituation ergibt sich als Standardfall bei einer Folge von Aussagen der Kontext einer Aussage, falls nichts anderes ausdrücklich erwähnt wird, aus dem Kontext der vorangehenden Aussage.</ref> klar ist oder explizit<ref>Neben ausdrücklichen Verweisen auf einen Kontext, etwa in Form von Orts- und Zeitangaben (‘in Paris vor dem Tor der Bastille am 14. Juli 1789’, als Satzadverb) oder Medienangaben (‘in dem Film «Vertigo» von Hitchcock’, als Satzadverb), liefern beispielsweise auch die Tempusangaben den gemeinten Kontextbezug.</ref> angegeben wurde.
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Wichtig ist in allen Fällen, dass die jewei&shy;ligen Kommu&shy;nika&shy;tionspart&shy;ner die gemein&shy;ten Gegen&shy;stände bereits kennen und in irgend&shy;einer Form von den ande&shy;ren gera&shy;de aktu&shy;ellen Diskurs&shy;gegen&shy;ständen aus&shy;einan&shy;derhal&shy;ten können. Eine Nomi&shy;nation kann nämlich nur erfolg&shy;reich durchge&shy;führt werden, wenn klar ist, welche Menge von Gegen&shy;ständen über&shy;haupt gera&shy;de zur Auswahl steht, d.h. über welches ''Diskurs&shy;uni&shy;versum'' die Kommu&shy;nika&shy;tionspart&shy;ner sich gera&shy;de verstän&shy;digen. Für die deikti&shy;schen Nomi&shy;nations&shy;formen ist sofort klar, dass dies die Äußerungs&shy;situa&shy;tion sein muss, in der sich die Gesprächs&shy;partner befin&shy;den, also genau&shy;er: die Gegen&shy;stände, die sie dort (gemein&shy;sam) wahrneh&shy;men können.<ref>Dar&shy;über hin&shy;aus kön&shy;nen deik&shy;ti&shy;sche Aus&shy;drü&shy;cke und die zu&shy;ge&shy;hö&shy;ri&shy;gen [[Zeigen und Sich-Zeigen|Zei&shy;ge&shy;ges&shy;ten]] auch in ei&shy;nem wei&shy;te&shy;ren Sinn ver&shy;wen&shy;det werden. Dann kön&shy;nen die Zei&shy;ge&shy;ges&shy;ten und der da&shy;mit ver&shy;bun&shy;de&shy;ne De&shy;mon&shy;stra&shy;tor auf ei&shy;nen le&shy;dig&shy;lich vor&shy;ge&shy;stell&shy;ten oder auch ab&shy;strak&shy;ten Ge&shy;gen&shy;stand ver&shy;wei&shy;sen, al&shy;ler&shy;dings im&shy;mer noch so, als wä&shy;re der in der ak&shy;tu&shy;el&shy;len Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ons&shy;si&shy;tu&shy;a&shy;ti&shy;on kon&shy;kret zu&shy;ge&shy;gen.<br> Sie&shy;he auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Deixis Wi&shy;ki&shy;pe&shy;dia: Dei&shy;xis].</ref> Im allge&shy;meinen Fall bezie&shy;hen sich die Nomi&shy;natio&shy;nen auf einen [[Kontext]], der entwe&shy;der impli&shy;zit<ref>Ne&shy;ben der un&shy;mit&shy;tel&shy;ba&shy;ren Äu&shy;ße&shy;rungs&shy;si&shy;tu&shy;a&shy;ti&shy;on er&shy;gibt sich als Stan&shy;dard&shy;fall bei ei&shy;ner Fol&shy;ge von Aus&shy;sa&shy;gen der Kon&shy;text ei&shy;ner Aus&shy;sa&shy;ge, falls nichts an&shy;de&shy;res aus&shy;drück&shy;lich er&shy;wähnt wird, aus dem Kon&shy;text der vo&shy;ran&shy;ge&shy;hen&shy;den Aus&shy;sa&shy;ge.</ref> klar ist oder expli&shy;zit<ref>Ne&shy;ben aus&shy;drück&shy;li&shy;chen Ver&shy;wei&shy;sen auf einen Kon&shy;text, et&shy;wa in Form von Orts- und Zeit&shy;an&shy;ga&shy;ben (‘in Pa&shy;ris vor dem Tor der Bas&shy;tille am 14. Ju&shy;li 1789’, als Satz&shy;ad&shy;verb) oder Me&shy;dien&shy;an&shy;ga&shy;ben (‘in dem Film «Ver&shy;ti&shy;go» von Hitch&shy;cock’, als Satz&shy;ad&shy;verb), lie&shy;fern bei&shy;spiels&shy;wei&shy;se auch die Tem&shy;pus&shy;an&shy;ga&shy;ben den ge&shy;mein&shy;ten Kon&shy;text&shy;be&shy;zug.</ref> ange&shy;geben wurde.
  
  
==Bildhafte Nominationen?==
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==Bildhafte Nomina&shy;tionen?==
Inwiefern ist die Teilhandlung Nomination für die Bildverwendung relevant? Immerhin reden wir umgangssprachlich oft so, dass wir uns mithilfe eines Bildes einen bestimmten Gegenstand vor Augen (und Geist) führen. Sollte möglicherweise gar die Nomination die grundlegende Form des Bildgebrauchs sein? Wäre das der Fall, dann müsste die Nomination
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Inwiefern ist die Teilhand&shy;lung »Nomi&shy;nation« für die Bildver&shy;wendung rele&shy;vant? Immer&shy;hin reden wir umgangs&shy;sprachlich oft so, dass wir uns mithil&shy;fe eines Bildes einen bestimm&shy;ten Gegen&shy;stand vor Augen (und Geist) führen. Sollte mögli&shy;cherwei&shy;se gar die Nomi&shy;nation die grundle&shy;gende Form des Bildge&shy;brauchs sein? Wäre das der Fall, dann müsste die Nomi&shy;nation
''jeder'' Bildverwendung zu Grunde liegen.  
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''jeder'' Bildver&shy;wendung zu Grunde liegen.  
  
[[Datei:GoldenGate1.jpg|thumb|Bild 1: Ein Beispiel: „Ist 1936 gebaut worden“]]
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[[Datei:GoldenGate1.jpg|thumb|Ab&shy;bil&shy;dung 1: Ein Bei&shy;spiel: „Ist 1936 ge&shy;baut wor&shy;den“]]
  
Beispielsweise empfinden wir es als nicht ungewöhnlich, wenn jemand das Bild einer großen, rot angestrichenen Hängebrücke mit zwei auffällig gestalteten Pfeilern präsentiert (Abb. 1) und dazu knapp bemerkt: „Ist 1936 gebaut worden.“ Der Bildzeichenakt übernimmt also anscheinend die Rolle der Nomination; hier gilt ebenso wie bei den rein sprachlichen Nominationen, dass auch der passive Diskurspartner jenes Objekt bereits als gemeinsam bekannt verstehen muss, da er ansonsten nicht wüsste, worauf er die Prädikation des Baujahres überhaupt beziehen soll.  
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Bei&shy;spiels&shy;wei&shy;se emp&shy;fin&shy;den wir es als nicht un&shy;ge&shy;wöhn&shy;lich, wenn je&shy;mand das Bild ei&shy;ner gro&shy;ßen, rot an&shy;ge&shy;stri&shy;che&shy;nen Hän&shy;ge&shy;brü&shy;cke mit zwei auf&shy;fäl&shy;lig ge&shy;stal&shy;te&shy;ten Pfei&shy;lern prä&shy;sen&shy;tiert (Abb. 1) und da&shy;zu knapp be&shy;merkt: „Ist 1936 ge&shy;baut wor&shy;den.“ Der [[Bildhandeln|Bild&shy;zei&shy;chen&shy;akt]] über&shy;nimmt al&shy;so an&shy;schei&shy;nend die Rol&shy;le der No&shy;mi&shy;na&shy;ti&shy;on; hier gilt eben&shy;so wie bei den rein sprach&shy;li&shy;chen No&shy;mi&shy;na&shy;ti&shy;o&shy;nen, dass auch der pas&shy;si&shy;ve Dis&shy;kurs&shy;part&shy;ner je&shy;nes Ob&shy;jekt be&shy;reits als ge&shy;mein&shy;sam be&shy;kannt ver&shy;ste&shy;hen muss, da er an&shy;sons&shy;ten nicht wüss&shy;te, wo&shy;rauf er die Prä&shy;di&shy;ka&shy;ti&shy;on des Bau&shy;jah&shy;res über&shy;haupt be&shy;zie&shy;hen soll.  
 
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Die [[Modalität|modale Bildtheorie]] widerspricht dieser Analyse der Beispielsituation: Bei der anscheinend nominatorisch eingesetzten Abbildung der Golden Gate-Brücke eröffne das Bild vielmehr einen referentiellen [[Kontext]] mit dem intentionalen Gegenstand als (potentielle) [[Figur/Grund-Differenzierung|Figur]] vor einem (potentiellen) Grund. Über diesen wird dann (unter der Annahme, dass das Gegenüber den individuellen Gegen­stand auch visuell erkennt) das nicht wahrnehmbare Baujahr prädiziert. Tatsächlich wird ja nicht das gesamte Bild nominatorisch benutzt – der Himmel, der Ozean, die Insel hinter der Brücke oder ein Boot davor, die ebenfalls zu sehen sein mögen, sind in diesem Fall nicht angesprochen, obwohl im letzten Fall die angegebene Prädikation durchaus auch verwendbar sein könnte. Diese abgebildeten Gegenstände könnten aber bei Gelegenheit jeweils ebenfalls als Figur herausgegriffen werden (⊳ [[Gegenstand der visuellen Wahrnehmung]]).  
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Die [[Modalität|modale Bild&shy;theorie]] wider&shy;spricht dieser Ana&shy;lyse der Beispiel&shy;situ&shy;ation: Bei der anschei&shy;nend nomi&shy;nato&shy;risch einge&shy;setzten Abbil&shy;dung der Golden Gate-Brücke eröff&shy;ne das Bild vielmehr einen refe&shy;renti&shy;ellen [[Kontext]] mit dem inten&shy;tiona&shy;len Gegen&shy;stand als (poten&shy;tielle) [[Figur/Grund-Differenzierung|Figur]] vor einem (poten&shy;tiellen) Grund. Über diesen wird dann (unter der Annah&shy;me, dass das Gegen&shy;über den indi&shy;vidu&shy;ellen Gegen&shy;­stand auch visu&shy;ell erkennt) das nicht wahrnehm&shy;bare Baujahr prädi&shy;ziert. Tatsäch&shy;lich wird ja nicht das gesam&shy;te Bild nomi&shy;nato&shy;risch benutzt – der Himmel, der Ozean, die Insel hinter der Brücke oder ein Boot davor, die eben&shy;falls zu sehen sein mögen, sind in diesem Fall nicht ange&shy;sprochen, obwohl im letzten Fall die ange&shy;gebe&shy;ne Prädi&shy;kation durchaus auch verwend&shy;bar sein könnte. Diese abge&shy;bilde&shy;ten Gegen&shy;stände könnten aber bei Gele&shy;genheit jeweils eben&shy;falls als Figur heraus&shy;gegrif&shy;fen werden (⊳ [[Gegenstand der visuellen Wahrnehmung|Gegen&shy;stand der visu&shy;ellen Wahrneh&shy;mung]]).  
 
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Tatsächlich treten, wenn man versucht, Bildverwendung im Sinne einer der Nominationsarten zu verstehen, eine Reihe charakteristischer Probleme auf, die jeweils Besonderheiten der Bildverwendung unterstreichen können. Im Folgenden sind diese Probleme der Situation gegenübergestellt, dass eine entsprechende sprachliche Nominationsform die Bildpräsentation begleitet.  
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Tatsächlich treten, wenn man versucht, Bildver&shy;wendung im Sinne einer der Nomi&shy;nations&shy;arten zu verste&shy;hen, eine Reihe charak&shy;teris&shy;tischer Proble&shy;me auf, die jeweils Beson&shy;derhei&shy;ten der Bildver&shy;wendung unter&shy;streichen können. Im Folgen&shy;den sind diese Proble&shy;me der Situ&shy;ation gegen&shy;über&shy;gestellt, dass eine entspre&shy;chende sprachli&shy;che Nomi&shy;nations&shy;form die Bildprä&shy;senta&shy;tion beglei&shy;tet.  
  
===Bilder und deiktische oder anaphorische Ausdrücke===
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===Bilder und deiktische oder ana&shy;phori&shy;sche Aus&shy;drücke===
Bilder im Sinne von deiktischen Ausdrücken zu verwenden, also etwa an Stelle der Äußerung von ‘Dies!’ und zusammen mit einer (nicht auf das Bild gerichteten) Zeigegeste, ist nicht recht vorstellbar, müsste doch der damit gemeinte Gegenstand dann immer zugleich zugegen sein. Man würde diese Präsentationshandlungen jedenfalls üblicherweise nicht in dem hier intendierten Sinn verstehen.
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Bilder im Sinne von deikti&shy;schen Aus&shy;drücken zu verwen&shy;den, also etwa an Stelle der Äuße&shy;rung von ‘Dies!’ und zusam&shy;men mit einer (nicht auf das Bild gerich&shy;teten) Zeige&shy;geste, ist nicht recht vorstell&shy;bar, müsste doch der damit gemein&shy;te Gegen&shy;stand dann immer zugleich zuge&shy;gen sein. Man würde diese Präsen&shy;tations&shy;handlun&shy;gen jeden&shy;falls übli&shy;cherwei&shy;se nicht in dem hier inten&shy;dierten Sinn verste&shy;hen.
 
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Für anaphorische Nomination gilt prinzipiell Analoges: Sie können durch Bildverwendung nicht ersetzt werden. Umgekehrt kann man aber sehr wohl mit Anaphern auch ohne Vorerwähntheit auf abgebildete Gegenstände sprachlich verweisen, ebenso wie dazu ein Demonstrator mit Zeigegeste in Richtung auf das Bild häufig ohne Probleme verwendet werden kann.
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Für anaphorische Nomina&shy;tion gilt prinzi&shy;piell Ana&shy;loges: Sie können durch Bildver&shy;wendung nicht ersetzt werden. Umge&shy;kehrt kann man aber sehr wohl mit Ana&shy;phern auch ohne Vorer&shy;wähntheit auf abge&shy;bilde&shy;te Gegen&shy;stände sprachlich verwei&shy;sen, eben&shy;so wie dazu ein Demon&shy;strator mit Zeige&shy;geste in Richtung auf das Bild häufig ohne Proble&shy;me verwen&shy;det werden kann.
  
===Bilder und Eigennamen===
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===Bilder und Eigen&shy;namen===
Generell wird ''nicht'' davon ausgegangen, dass Bilder wie Eigennamen funktionieren können, da Eigennamen in einer (mehr oder weniger weit gefassten) Taufsituation konventionell eingesetzt werden müssen. Bei Bildern steht hingegen zumindest im Kernbereich eine (mehr oder weniger starke) nicht-konventionelle Darstellungsbeziehung im Fokus der Aufmerksamkeit. Umgekehrt werden Eigennamen faktisch häufig mit einer Bildverwendung in Zusammenhang gebracht, etwa bei Portraits, Passbildern oder der Abbildung bekannter Bauwerke. Wäre die Bildverwendung im Grunde analog einer Nomination per Eigenname, so würde ein solches Verhalten keinen Sinn machen, da entweder der sprachliche oder der bildhafte Eigenname allein bereits ausreichen würde, um den Gegenstand zu identifizieren oder aber beide als Nomination jeweils versagen.  
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Generell wird ''nicht'' davon ausge&shy;gangen, dass Bilder wie Eigen&shy;namen funkti&shy;onieren können, da Eigen&shy;namen in einer (mehr oder weni&shy;ger weit gefass&shy;ten) Taufsi&shy;tuation konven&shy;tionell einge&shy;setzt werden müssen. Bei Bildern steht hinge&shy;gen zumindest im Kernbe&shy;reich eine (mehr oder weni&shy;ger starke) nicht-konven&shy;tionel&shy;le Darstel&shy;lungsbe&shy;ziehung im Fokus der Aufmerk&shy;samkeit. Umge&shy;kehrt werden Eigen&shy;namen faktisch häufig mit einer Bildver&shy;wendung in Zusam&shy;menhang gebracht, etwa bei Portraits, Passbil&shy;dern oder der Abbil&shy;dung bekann&shy;ter Bauwer&shy;ke. Wäre die Bildver&shy;wendung im Grunde ana&shy;log einer Nomi&shy;nation per Eigen&shy;name, so würde ein solches Verhal&shy;ten keinen Sinn machen, da entwe&shy;der der sprachli&shy;che oder der bildhaf&shy;te Eigen&shy;name allein bereits ausrei&shy;chen würde, um den Gegen&shy;stand zu iden&shy;tifi&shy;zieren oder aber beide als Nomi&shy;nation jeweils versa&shy;gen.  
  
===Bilder und Kennzeichnungen===
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===Bilder und Kennzeich&shy;nungen===
Viel näher scheint es hingegen zu liegen, Bilder im Sinne von Kennzeichnungen zu gebrauchen, wird ein abgebildeter Gegenstand doch vor allem mithilfe seiner visuellen Eigenschaften präsentiert.  
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Viel näher scheint es hinge&shy;gen zu liegen, Bilder im Sinne von Kennzei&shy;chnungen zu gebrau&shy;chen, wird ein abge&shy;bilde&shy;ter Gegen&shy;stand doch vor allem mithil&shy;fe seiner visu&shy;ellen Eigen&shy;schaften präsen&shy;tiert.  
 
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Kennzeichnungstheorien des Bildes sind häufig eingebettet in Prädikationstheorien (⊳ [[Prädikation]]), da jede Kennzeichnung im Kern auf eine vorgängige Prädikation zurückgreift (so etwa bei Sachs-Hombach). Ein Gegenstand werde entsprechend bildlich identifiziert, indem seine bekannten visuellen Charakteristika verwendet werden. Wie oben erwähnt wird in einem darstellenden Bild aber in der Regel mehr als ein einzelner isolierter Gegenstand gezeigt.
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Kennzeichnungstheorien des Bildes sind häufig einge&shy;bettet in Prädi&shy;kationsthe&shy;orien (⊳ [[Prädikation|Prädi&shy;kation]]), da jede Kennzeich&shy;nung im Kern auf eine vorgän&shy;gige Prädi&shy;kation zurück&shy;greift (so etwa bei Sachs-Hombach). Ein Gegen&shy;stand werde entspre&shy;chend bildlich iden&shy;tifi&shy;ziert, indem seine bekann&shy;ten visu&shy;ellen Charak&shy;teris&shy;tika verwen&shy;det werden. Wie oben erwähnt wird in einem darstel&shy;lenden Bild aber in der Regel mehr als ein einzel&shy;ner iso&shy;lierter Gegen&shy;stand gezeigt.
 
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Wie schon bei den Eigennamen werden auch sprachliche Kennzeichnungen viel eher im Zusammenhang von Bildern verwendet, genauer: Dass Kennzeichnungen dazu verwendet werden, um auf durch die Bildpräsentation medial ins Diskursuniversum eingeführte Gegenstände verweisen zu können und über diese etwas auszusagen. Vor allem der Gebrauch deiktischer Kennzeichnungen ist in dieser Hinsicht aufschlussreich: Denn auf was zeigt man eigentlich, wenn man auf eine Stelle eines Bildträgers zeigt und dabei eine deiktische Kennzeichnung benutzt, die einen abgebildeten Gegenstand identifiziert? Dass dabei ein einzelner, dem Gesprächspartner als bekannt vorausgesetzter Gegenstand gemeint ist ergibt sich aus der allgemeinen Funktion der Nomination. Dass dieser gemeinte Gegenstand als zumindest in gewissem Sinn anwesend gelten muss, folgt aus der Verwendung der deiktischen Partikel zusammen mit der Zeigegeste. Die Verwendung des Bildes hat also in diesem Fall, genauer gesagt, die Funktion, die Kommunikationssituation um nicht anwesende Gegenstände zu erweitern. Es handelt sich demnach um eine [[Kontextbildung]] im Sinne der [[Modalität|modalen Bildtheorie]].  
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Wie schon bei den Eigen&shy;namen werden auch sprachli&shy;che Kennzeich&shy;nungen viel eher im Zusam&shy;menhang von Bildern verwen&shy;det, genau&shy;er: Kennzei&shy;chnungen werden dazu verwen&shy;det, um auf Gegen&shy;stände, die durch die Bildprä&shy;senta&shy;tion medial ins Diskurs&shy;uni&shy;versum einge&shy;führt wurden, verwei&shy;sen zu können und über diese etwas auszu&shy;sagen. Vor allem der Gebrauch deikti&shy;scher Kennzeich&shy;nungen ist in dieser Hinsicht aufschluss&shy;reich: Denn auf was zeigt man eigent&shy;lich, wenn man auf eine Stelle eines Bildträ&shy;gers deutet und dabei eine deikti&shy;sche Kennzeich&shy;nung benutzt, die einen abge&shy;bilde&shy;ten Gegen&shy;stand iden&shy;tifi&shy;ziert? Dass dabei ein einzel&shy;ner, dem Gesprächs&shy;partner als bekannt voraus&shy;gesetz&shy;ter Gegen&shy;stand gemeint ist ergibt sich aus der allge&shy;meinen Funktion der Nomi&shy;nation. Dass dieser gemein&shy;te Gegen&shy;stand als zumin&shy;dest in gewis&shy;sem Sinn anwe&shy;send gelten muss, folgt aus der Verwen&shy;dung der deikti&shy;schen Parti&shy;kel zusam&shy;men mit der Zeige&shy;geste. Genau&shy;er gesagt hat die Verwen&shy;dung des Bildes in diesem Fall also die Funktion, die Kommu&shy;nika&shy;tionssi&shy;tuation um nicht anwe&shy;sende Gegen&shy;stände zu erwei&shy;tern. Es handelt sich demnach um eine [[Kontextbildung|Kontext&shy;bildung]] im Sinne der [[Modalität|moda&shy;len Bild&shy;theorie]].
  
===Bilder als eigenständige Form der Nomination===
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===Bilder als eigen&shy;ständige Form der Nomi&shy;nation===
Offen bleibt derzeit, ob sich mithilfe von Bildpräsentationen eine ganz eigenständige Art der Nomination durchführen lässt, die nicht mit den Mechanismen der sprachlichen Nominationen übereinstimmt. Es müsste dabei um eine Zeichenteilhandlung gehen, durch die man, um darüber etwas Weiteres mitzuteilen, einen dem Gegenüber bereits bekannten Gegenstand in den gemeinsamen Fokus der Aufmerksamkeit rückt, indem man weder konventionell vergebene Symbole, noch charakteristische Eigenschaften, weder ostensive Deixis noch Vorerwähntheit ausnutzt.
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Offen bleibt derzeit, ob sich mithil&shy;fe von Bildprä&shy;senta&shy;tionen eine ganz eigen&shy;ständi&shy;ge Art der Nomi&shy;nation durchfüh&shy;ren lässt, die nicht mit den Mecha&shy;nismen der sprachli&shy;chen Nomi&shy;natio&shy;nen über&shy;einstimmt. Es müsste dabei um eine Zeichen&shy;teilhand&shy;lung gehen, durch die man, um darüber etwas Weite&shy;res mitzu&shy;teilen, einen dem Gegen&shy;über bereits bekann&shy;ten Gegen&shy;stand in den gemein&shy;samen Fokus der Aufmerk&shy;samkeit rückt, indem man weder konven&shy;tionell verge&shy;bene Symbo&shy;le noch charak&shy;teris&shy;tische Eigen&shy;schaften, weder osten&shy;sive Deixis noch Vorer&shy;wähntheit ausnutzt.
  
===Welche Gegenstände identifizieren ungegenständliche Bilder?===
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===Welche Gegenstände identi&shy;fizieren unge&shy;genständ&shy;liche Bilder?===
Unter der Hypothese einer prinzipiell nominatorischen Grundverwendung von Bildern muss auch die Frage geklärt werden, welche Gegenstände dann eigentlich mithilfe von ungegenständlichen Bildern identifiziert werden. Alles in allem erscheint damit die Nomination als Basisform der Bildverwendung wenig überzeugend (⊳ [[Semantik ungegenständlicher Bilder]]).  
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Unter der Hypothese einer prinzi&shy;piell nomi&shy;nato&shy;rischen Grundver&shy;wendung von Bildern muss auch die Frage geklärt werden, welche Gegen&shy;stände dann eigent&shy;lich mithil&shy;fe von unge&shy;genständ&shy;lichen Bildern iden&shy;tifi&shy;ziert werden. Alles in allem erscheint damit die Nomi&shy;nation als Basis&shy;form der Bildver&shy;wendung wenig über&shy;zeugend (⊳ [[Semantik ungegenständlicher Bilder|Seman&shy;tik unge&shy;genständ&shy;licher Bilder]]).  
  
  
==Nominator, singulärer Ausdruck und Satzsubjekt==
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==Nominator, singulärer Ausdruck und Satz&shy;subjekt==
Die sprachlichen Ausdrücke, mit deren Hilfe eine Nomination ausgeführt wird, werden ''Nominatoren'' genannt. Sie entsprechen weitgehend dem, was mit dem älteren Ausdruck ‘singuläre Termini’ bezeichnet wurde, analog zu den ‘generellen Termini’ (cf. <bib id='Tugendhat & Wolf 1983a'></bib> und <bib id='Tugendhat 1976a'></bib>). Der Ausdruck ‘Nominator’ wurde eingeführt in <bib id='Lorenz 1970a'></bib>: S. 214 insbesondere mit dem Ziel, eine klarere Unterscheidung zu erhalten zwischen logischer und linguistischer Analyse.<ref>Vgl. hierzu auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Nominator_(Logik) Wikipedia: Nominator (Logik)].</ref>
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Die sprachlichen Ausdrücke, mit deren Hilfe eine Nomi&shy;nation ausge&shy;führt wird, werden ''Nomi&shy;nato&shy;ren''genannt. Sie entspre&shy;chen weitge&shy;hend dem, was mit dem älte&shy;ren Ausdruck ‘singu&shy;läre Termi&shy;ni’ bezeich&shy;net wurde, ana&shy;log zu den ‘gene&shy;rellen Termi&shy;ni’ (cf. <bib id='Tugendhat & Wolf 1983a'>Tugend&shy;hat & Wolf 1983a</bib> und <bib id='Tugendhat 1976a'>Tugend&shy;hat 1976a</bib>). Der Ausdruck ‘Nomi&shy;nator’ wurde einge&shy;führt in <bib id='Lorenz 1970a'></bib>: S. 214 insbe&shy;sonde&shy;re mit dem Ziel, eine klare&shy;re Unter&shy;scheidung zu erhal&shy;ten zwischen logi&shy;scher und lingu&shy;isti&shy;scher Ana&shy;lyse.<ref>Vgl. hier&shy;zu auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Nominator_(Logik) Wi&shy;ki&shy;pe&shy;dia: No&shy;mi&shy;na&shy;tor (Lo&shy;gik)].</ref>
 
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Obwohl mit dem Satzsubjekt in aller Regel eine Nomination ausgeführt wird, gibt es Ausnahmen: die Sätze mit unpersönlich gebrauchtem ‘es’, wie in ‘es regnet’. Diese bilden daher im engeren Sinn auch keine Propositionen.
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Obwohl mit dem Satzsubjekt in aller Regel eine Nomi&shy;nation ausge&shy;führt wird, gibt es Ausnah&shy;men: die Sätze mit unper&shy;sönlich gebrauch&shy;tem ‘es’, wie in ‘es regnet’. Diese bilden daher im enge&shy;ren Sinn auch keine Propo&shy;siti&shy;onen.
  
 
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<!--den Schluß nicht verändern-->
 
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<!--Das war's-->
 
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Aktuelle Version vom 17. August 2023, 15:25 Uhr

Unterpunkt zu: Zeichentheorien: Übersicht

English Version: Nomination


Nomination als ungesättigte Teilhand­lung der Propo­sition

Fragt man nach der Pragma­tik von Zeichen, dann wird schnell ein kombi­nato­risches Schema asso­ziiert ähnlich jenem, das die pragma­tische Funktion von Aussa­gen aus den Teilzei­chenhand­lungen der Nomi­nation und der Prädi­kation rekon­struiert. Insbe­sonde­re bei Bildern – genau­er bei Kommu­nika­tionsak­ten mithil­fe von Bildern – wird oft unter­sucht, ob nicht gerade jene Teilfunk­tionen ein die Bildprag­matik erzeu­gendes System ele­menta­rer kommu­nika­tiver Akte liefern könnten (vgl. [Sachs-Hombach 2003a]Sachs-Hombach, Klaus (2003).
Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem.

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oder [Harth 2001a]Literaturangabe fehlt.
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). Nomi­nation ist die Zeichen­teilhand­lung, mit der man auf einen Gegen­stand aufmerk­sam macht, über den etwas mitge­teilt werden soll; dieser Gegen­stand muss dabei beiden Kommu­nika­tionspart­nern bereits bekannt – in ihrem gemein­samen Diskurs­­uni­ver­sum[1] vorhan­den – sein (cf. [Kamlah & Loren­zen 1973a]Kamlah, Wilhelm & Lorenzen, Paul (1973).
Logische Propädeutik - Vorschule des vernünftigen Redens. München: BI Wissenschaftsverlag.

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: § 3, sowie [Gerhar­dus et al. 1975a]Gerhardus, Dietfried & Kledzik, S.M. & Reitzig, G.H. (1975).
Schlüssiges Argumentieren – Logisch-propädeutisches Lehr- und Arbeitsbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

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: S. 42). Dabei gilt die Nomi­nation als im Sinne Freges unge­sättigt, d.h. als eine echte Teilhand­lung, die ergän­zungsbe­dürftig ist und sinnvol­ler Weise nicht allei­ne vorkom­men kann.

Insbesondere ohne die Vervoll­ständi­gung zu einer Propo­sition durch eine Prädi­kation stünde das Erwäh­nen eines Gegen­standes durch die Nomi­nation kommu­nika­tiv ge­wisser­maßen im leeren Raum.


Arten und Voraussetzungen der Nomi­nation

In Verbindung mit Zeige­gesten dienen häufig deikti­sche Aus­drücke – „dies“, „diese/r/s“ etc. – dazu, die Teilhand­lung »Nomi­nation« auszu­führen, vor allem wenn die aktu­elle Kommu­nika­tionssi­tuation und die „darin gege­benen“ mate­riellen Gegen­stände gemeint sind. Die Funktion der Nomi­nation ist nicht auf solche Gegen­stände beschränkt: Auch mit den Aus­drücken „das letzte Einhorn“, „diese Idee des Schönen“, „Otto von Gue­ricke“ oder „Harry Potters Gegen­spieler“ können wir ja durchaus auf Diskurs­gegen­stände verwei­sen. Im ersten Fall handelt es sich um eine defi­nite Kennzeich­nungen auf einen fikti­ven Gegen­stand, im zweiten Fall um eine deikti­sche Kennzeich­nungen auf einen abstrak­ten Gegen­stand, im dritten Fall um einen Eigen­namen für einen realen Gegen­stand in der Vergan­genheit und im vierten Fall um eine komple­xe Nomi­nation mit Eigen­name und Kennzeich­nung für einen medial vermit­telten Gegen­stand.

Übersicht über die Arten der Nomi­nation
einfa­che deikti­sche Aus­drücke (Demon­strator) „dies“, „dieser“ zu­sam­men mit Zei­ge­ges­te ver­wen­det, kei­ne Ei­gen­schafts- oder Typ­an­ga­be
inde­xika­lische Aus­drücke „ich“, „dir“, „uns“ er­ge­ben sich un­mit­tel­bar aus der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tu­a­ti­on und ih­ren Kom­po­nen­ten; das Be­zeich­ne­te muss al­so ge­gen­wär­tig sein; gilt ins­be­son­de­re für die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner selbst
Anaphern „es“, „sie“, „ihm“, „ihnen“ oh­ne Zei­ge­hand­lung ver­wen­det, Ver­weis auf vor­er­wähn­te Ge­gen­stän­de
Eigen­namen „Ludwig“, „Mona Lisa“ kon­ven­ti­o­nell (durch Tauf­akt im wei­tes­ten Sinn) etab­lier­te No­mi­na­to­ren
defi­nite Kenn­zeich­nungen[2] „das Ein­horn“, „das ver­letz­te Ein­horn“, „das Ein­horn, das sein Horn ver­lo­ren hat“ in­di­vi­du­ier­te In­stanz ei­nes be­stimm­ten Typs – ei­ne Des­krip­ti­on „das­je­ni­ge im ak­tu­el­len Dis­kurs­uni­ver­sum, von dem Du weißt, dass es die­se und je­ne Ei­gen­schaft be­sitzt“
ana­phori­sche Kenn­zeich­nungen „sein Ein­horn“ Kom­bi­na­ti­on aus ana­pho­ri­schen und des­krip­ti­ven No­mi­na­to­ren
deikti­sche Kenn­zeich­nungen „dieses Ein­horn“ Kom­bi­na­ti­on aus deik­ti­schen und des­krip­ti­ven No­mi­na­to­ren; gilt als die all­ge­mein­ste Form, aus der sich die an­de­ren For­men ab­lei­ten

Wichtig ist in allen Fällen, dass die jewei­ligen Kommu­nika­tionspart­ner die gemein­ten Gegen­stände bereits kennen und in irgend­einer Form von den ande­ren gera­de aktu­ellen Diskurs­gegen­ständen aus­einan­derhal­ten können. Eine Nomi­nation kann nämlich nur erfolg­reich durchge­führt werden, wenn klar ist, welche Menge von Gegen­ständen über­haupt gera­de zur Auswahl steht, d.h. über welches Diskurs­uni­versum die Kommu­nika­tionspart­ner sich gera­de verstän­digen. Für die deikti­schen Nomi­nations­formen ist sofort klar, dass dies die Äußerungs­situa­tion sein muss, in der sich die Gesprächs­partner befin­den, also genau­er: die Gegen­stände, die sie dort (gemein­sam) wahrneh­men können.[3] Im allge­meinen Fall bezie­hen sich die Nomi­natio­nen auf einen Kontext, der entwe­der impli­zit[4] klar ist oder expli­zit[5] ange­geben wurde.


Bildhafte Nomina­tionen?

Inwiefern ist die Teilhand­lung »Nomi­nation« für die Bildver­wendung rele­vant? Immer­hin reden wir umgangs­sprachlich oft so, dass wir uns mithil­fe eines Bildes einen bestimm­ten Gegen­stand vor Augen (und Geist) führen. Sollte mögli­cherwei­se gar die Nomi­nation die grundle­gende Form des Bildge­brauchs sein? Wäre das der Fall, dann müsste die Nomi­nation jeder Bildver­wendung zu Grunde liegen.

Ab­bil­dung 1: Ein Bei­spiel: „Ist 1936 ge­baut wor­den“

Bei­spiels­wei­se emp­fin­den wir es als nicht un­ge­wöhn­lich, wenn je­mand das Bild ei­ner gro­ßen, rot an­ge­stri­che­nen Hän­ge­brü­cke mit zwei auf­fäl­lig ge­stal­te­ten Pfei­lern prä­sen­tiert (Abb. 1) und da­zu knapp be­merkt: „Ist 1936 ge­baut wor­den.“ Der Bild­zei­chen­akt über­nimmt al­so an­schei­nend die Rol­le der No­mi­na­ti­on; hier gilt eben­so wie bei den rein sprach­li­chen No­mi­na­ti­o­nen, dass auch der pas­si­ve Dis­kurs­part­ner je­nes Ob­jekt be­reits als ge­mein­sam be­kannt ver­ste­hen muss, da er an­sons­ten nicht wüss­te, wo­rauf er die Prä­di­ka­ti­on des Bau­jah­res über­haupt be­zie­hen soll.

Die modale Bild­theorie wider­spricht dieser Ana­lyse der Beispiel­situ­ation: Bei der anschei­nend nomi­nato­risch einge­setzten Abbil­dung der Golden Gate-Brücke eröff­ne das Bild vielmehr einen refe­renti­ellen Kontext mit dem inten­tiona­len Gegen­stand als (poten­tielle) Figur vor einem (poten­tiellen) Grund. Über diesen wird dann (unter der Annah­me, dass das Gegen­über den indi­vidu­ellen Gegen­­stand auch visu­ell erkennt) das nicht wahrnehm­bare Baujahr prädi­ziert. Tatsäch­lich wird ja nicht das gesam­te Bild nomi­nato­risch benutzt – der Himmel, der Ozean, die Insel hinter der Brücke oder ein Boot davor, die eben­falls zu sehen sein mögen, sind in diesem Fall nicht ange­sprochen, obwohl im letzten Fall die ange­gebe­ne Prädi­kation durchaus auch verwend­bar sein könnte. Diese abge­bilde­ten Gegen­stände könnten aber bei Gele­genheit jeweils eben­falls als Figur heraus­gegrif­fen werden (⊳ Gegen­stand der visu­ellen Wahrneh­mung).

Tatsächlich treten, wenn man versucht, Bildver­wendung im Sinne einer der Nomi­nations­arten zu verste­hen, eine Reihe charak­teris­tischer Proble­me auf, die jeweils Beson­derhei­ten der Bildver­wendung unter­streichen können. Im Folgen­den sind diese Proble­me der Situ­ation gegen­über­gestellt, dass eine entspre­chende sprachli­che Nomi­nations­form die Bildprä­senta­tion beglei­tet.

Bilder und deiktische oder ana­phori­sche Aus­drücke

Bilder im Sinne von deikti­schen Aus­drücken zu verwen­den, also etwa an Stelle der Äuße­rung von ‘Dies!’ und zusam­men mit einer (nicht auf das Bild gerich­teten) Zeige­geste, ist nicht recht vorstell­bar, müsste doch der damit gemein­te Gegen­stand dann immer zugleich zuge­gen sein. Man würde diese Präsen­tations­handlun­gen jeden­falls übli­cherwei­se nicht in dem hier inten­dierten Sinn verste­hen.

Für anaphorische Nomina­tion gilt prinzi­piell Ana­loges: Sie können durch Bildver­wendung nicht ersetzt werden. Umge­kehrt kann man aber sehr wohl mit Ana­phern auch ohne Vorer­wähntheit auf abge­bilde­te Gegen­stände sprachlich verwei­sen, eben­so wie dazu ein Demon­strator mit Zeige­geste in Richtung auf das Bild häufig ohne Proble­me verwen­det werden kann.

Bilder und Eigen­namen

Generell wird nicht davon ausge­gangen, dass Bilder wie Eigen­namen funkti­onieren können, da Eigen­namen in einer (mehr oder weni­ger weit gefass­ten) Taufsi­tuation konven­tionell einge­setzt werden müssen. Bei Bildern steht hinge­gen zumindest im Kernbe­reich eine (mehr oder weni­ger starke) nicht-konven­tionel­le Darstel­lungsbe­ziehung im Fokus der Aufmerk­samkeit. Umge­kehrt werden Eigen­namen faktisch häufig mit einer Bildver­wendung in Zusam­menhang gebracht, etwa bei Portraits, Passbil­dern oder der Abbil­dung bekann­ter Bauwer­ke. Wäre die Bildver­wendung im Grunde ana­log einer Nomi­nation per Eigen­name, so würde ein solches Verhal­ten keinen Sinn machen, da entwe­der der sprachli­che oder der bildhaf­te Eigen­name allein bereits ausrei­chen würde, um den Gegen­stand zu iden­tifi­zieren oder aber beide als Nomi­nation jeweils versa­gen.

Bilder und Kennzeich­nungen

Viel näher scheint es hinge­gen zu liegen, Bilder im Sinne von Kennzei­chnungen zu gebrau­chen, wird ein abge­bilde­ter Gegen­stand doch vor allem mithil­fe seiner visu­ellen Eigen­schaften präsen­tiert.

Kennzeichnungstheorien des Bildes sind häufig einge­bettet in Prädi­kationsthe­orien (⊳ Prädi­kation), da jede Kennzeich­nung im Kern auf eine vorgän­gige Prädi­kation zurück­greift (so etwa bei Sachs-Hombach). Ein Gegen­stand werde entspre­chend bildlich iden­tifi­ziert, indem seine bekann­ten visu­ellen Charak­teris­tika verwen­det werden. Wie oben erwähnt wird in einem darstel­lenden Bild aber in der Regel mehr als ein einzel­ner iso­lierter Gegen­stand gezeigt.

Wie schon bei den Eigen­namen werden auch sprachli­che Kennzeich­nungen viel eher im Zusam­menhang von Bildern verwen­det, genau­er: Kennzei­chnungen werden dazu verwen­det, um auf Gegen­stände, die durch die Bildprä­senta­tion medial ins Diskurs­uni­versum einge­führt wurden, verwei­sen zu können und über diese etwas auszu­sagen. Vor allem der Gebrauch deikti­scher Kennzeich­nungen ist in dieser Hinsicht aufschluss­reich: Denn auf was zeigt man eigent­lich, wenn man auf eine Stelle eines Bildträ­gers deutet und dabei eine deikti­sche Kennzeich­nung benutzt, die einen abge­bilde­ten Gegen­stand iden­tifi­ziert? Dass dabei ein einzel­ner, dem Gesprächs­partner als bekannt voraus­gesetz­ter Gegen­stand gemeint ist ergibt sich aus der allge­meinen Funktion der Nomi­nation. Dass dieser gemein­te Gegen­stand als zumin­dest in gewis­sem Sinn anwe­send gelten muss, folgt aus der Verwen­dung der deikti­schen Parti­kel zusam­men mit der Zeige­geste. Genau­er gesagt hat die Verwen­dung des Bildes in diesem Fall also die Funktion, die Kommu­nika­tionssi­tuation um nicht anwe­sende Gegen­stände zu erwei­tern. Es handelt sich demnach um eine Kontext­bildung im Sinne der moda­len Bild­theorie.

Bilder als eigen­ständige Form der Nomi­nation

Offen bleibt derzeit, ob sich mithil­fe von Bildprä­senta­tionen eine ganz eigen­ständi­ge Art der Nomi­nation durchfüh­ren lässt, die nicht mit den Mecha­nismen der sprachli­chen Nomi­natio­nen über­einstimmt. Es müsste dabei um eine Zeichen­teilhand­lung gehen, durch die man, um darüber etwas Weite­res mitzu­teilen, einen dem Gegen­über bereits bekann­ten Gegen­stand in den gemein­samen Fokus der Aufmerk­samkeit rückt, indem man weder konven­tionell verge­bene Symbo­le noch charak­teris­tische Eigen­schaften, weder osten­sive Deixis noch Vorer­wähntheit ausnutzt.

Welche Gegenstände identi­fizieren unge­genständ­liche Bilder?

Unter der Hypothese einer prinzi­piell nomi­nato­rischen Grundver­wendung von Bildern muss auch die Frage geklärt werden, welche Gegen­stände dann eigent­lich mithil­fe von unge­genständ­lichen Bildern iden­tifi­ziert werden. Alles in allem erscheint damit die Nomi­nation als Basis­form der Bildver­wendung wenig über­zeugend (⊳ Seman­tik unge­genständ­licher Bilder).


Nominator, singulärer Ausdruck und Satz­subjekt

Die sprachlichen Ausdrücke, mit deren Hilfe eine Nomi­nation ausge­führt wird, werden ‘Nomi­nato­ren’ genannt. Sie entspre­chen weitge­hend dem, was mit dem älte­ren Ausdruck ‘singu­läre Termi­ni’ bezeich­net wurde, ana­log zu den ‘gene­rellen Termi­ni’ (cf. [Tugend­hat & Wolf 1983a]Tugendhat, Ernst & Wolf, Ursula (1983).
Logisch-semantische Propädeutik. Stuttgart: Reclam, (revid. 1986).

  Eintrag in Sammlung zeigen
und [Tugend­hat 1976a]Tugendhat, Ernst (1976).
Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

  Eintrag in Sammlung zeigen
). Der Ausdruck ‘Nomi­nator’ wurde einge­führt in [Lorenz 1970a]Lorenz, Kuno (1970).
Elemente der Sprachkritik – Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

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: S. 214 insbe­sonde­re mit dem Ziel, eine klare­re Unter­scheidung zu erhal­ten zwischen logi­scher und lingu­isti­scher Ana­lyse.[6]

Obwohl mit dem Satzsubjekt in aller Regel eine Nomi­nation ausge­führt wird, gibt es Ausnah­men: die Sätze mit unper­sönlich gebrauch­tem ‘es’, wie in ‘es regnet’. Diese bilden daher im enge­ren Sinn auch keine Propo­siti­onen.

Anmerkungen
  1. Sie­he hier­zu auch Wi­ki­pe­dia: Dis­kurs­uni­ver­sum.
  2. Sie­he auch Wi­ki­pe­dia: Kenn­zeich­nung.
    Indefi­nite Kennzeich­nungen („ein Einhorn“) erfül­len in aller Regel keine nomi­nato­rische sondern prädi­kato­rische Funktion.
  3. Dar­über hin­aus kön­nen deik­ti­sche Aus­drü­cke und die zu­ge­hö­ri­gen Zei­ge­ges­ten auch in ei­nem wei­te­ren Sinn ver­wen­det werden. Dann kön­nen die Zei­ge­ges­ten und der da­mit ver­bun­de­ne De­mon­stra­tor auf ei­nen le­dig­lich vor­ge­stell­ten oder auch ab­strak­ten Ge­gen­stand ver­wei­sen, al­ler­dings im­mer noch so, als wä­re der in der ak­tu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­si­tu­a­ti­on kon­kret zu­ge­gen.
    Sie­he auch Wi­ki­pe­dia: Dei­xis.
  4. Ne­ben der un­mit­tel­ba­ren Äu­ße­rungs­si­tu­a­ti­on er­gibt sich als Stan­dard­fall bei ei­ner Fol­ge von Aus­sa­gen der Kon­text ei­ner Aus­sa­ge, falls nichts an­de­res aus­drück­lich er­wähnt wird, aus dem Kon­text der vo­ran­ge­hen­den Aus­sa­ge.
  5. Ne­ben aus­drück­li­chen Ver­wei­sen auf einen Kon­text, et­wa in Form von Orts- und Zeit­an­ga­ben (‘in Pa­ris vor dem Tor der Bas­tille am 14. Ju­li 1789’, als Satz­ad­verb) oder Me­dien­an­ga­ben (‘in dem Film «Ver­ti­go» von Hitch­cock’, als Satz­ad­verb), lie­fern bei­spiels­wei­se auch die Tem­pus­an­ga­ben den ge­mein­ten Kon­text­be­zug.
  6. Vgl. hier­zu auch Wi­ki­pe­dia: No­mi­na­tor (Lo­gik).
Literatur                             [Sammlung]

[Gerhar­dus et al. 1975a]: Gerhardus, Dietfried & Kledzik, S.M. & Reitzig, G.H. (1975). Schlüssiges Argumentieren – Logisch-propädeutisches Lehr- und Arbeitsbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

[Harth 2001a]:
Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Kamlah & Loren­zen 1973a]: Kamlah, Wilhelm & Lorenzen, Paul (1973). Logische Propädeutik - Vorschule des vernünftigen Redens. München: BI Wissenschaftsverlag. [Lorenz 1970a]: Lorenz, Kuno (1970). Elemente der Sprachkritik – Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Sachs-Hombach 2003a]: Sachs-Hombach, Klaus (2003). Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem. [Tugend­hat & Wolf 1983a]: Tugendhat, Ernst & Wolf, Ursula (1983). Logisch-semantische Propädeutik. Stuttgart: Reclam, (revid. 1986). [Tugend­hat 1976a]: Tugendhat, Ernst (1976). Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.


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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [36], Klaus Sachs-Hombach [3] und Emilia Didier [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schirra 2013g-u]Literaturangabe fehlt.
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[Harth 2001a]:
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[Schirra 2013g-u]:
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