Perspektivik: Unterschied zwischen den Versionen
(→Perspektivität als pragmatische Kategorie: „Subjektivität“) |
(→Von „Aspektive“ zu „Perspektive“: Kunstgeschichte als Perspektivenwandel) |
||
Zeile 59: | Zeile 59: | ||
==== Von „Aspektive“ zu „Perspektive“: Kunstgeschichte als Perspektivenwandel ==== | ==== Von „Aspektive“ zu „Perspektive“: Kunstgeschichte als Perspektivenwandel ==== | ||
Als kulturabhängiges Konzept ist das Verhältnis von Betrachtersubjekt und Wahrnehmungsgegenstand dem historischen Wandel unterzogen, wie er in den verschiedenen Ausprägungen der Perspektivierungstechniken innerhalb der verschiedenen Epochen sichtbar wird: Während grundsätzlich alle Bilder – im allgemeinen Sinn des Wortes – „perspektivisch“ sind, unterscheiden sich die Darstellungsformen im historischen Kontext in Bezug auf die Art und Weise der Darstellungspräferenzen und der eingesetzten Perspektivierungsmittel. <bib id='Brunner-Traut 1992a'>Brunner-Traut 1992</bib> hat in dieser Hinsicht die Begriffs-Dichotomie ''Aspektive'' vs. ''Perspektive'' geprägt, wobei diese dichotomische Gegenüberstellung bereits eine Verwendung des Begriffs der Perspektive in der Bedeutung ‚Zentralperspektive‘ impliziert. Aspektivische Darstellungsformen, wie sie in den frühen Kulturstufen im antiken Ägypten bzw. in den geometrischen und archaischen Stilformen des antiken Griechenlands vorliegen, zeichnen sich dadurch aus, dass einzelne konventionelle Merkmale als Charakteristika i.e. „Aspekte“ der damit als „Urbilder“ bzw. „Begriffsbilder“ konzeptionalisierten Objekte in einem Bild additiv nebeneinander gestellt werden, ohne dass ein einheitlicher Sehepunkt als Organisationsprinzip wirkt. Neben dem damit verbundenen Fehlen optischer Verkürzungen und tiefenräumlicher Wirkung sind aspektivische Bilder insbesondere durch parataktische Relationen der einzelnen Objekte zueinander geprägt. Innerhalb des „Aggregatraums“ (in Abgrenzung zum späteren „Systemraum“, vgl. <bib id='Panofsky 1927a'>Panofsky 1927</bib>) unterbleibt eine temporal-lokale Situierung der Objekte, die damit keinen referentiellen Eigenwert besitzen, sondern als „Begriffsbilder“, als Bilder des „So-Seins“ fungieren. Aspektivische und perspektivische Bilder unterscheiden sich damit in Bezug auf das Verhältnis ihrer Einzelteile zum Bildganzen sowie in Bezug auf ihr Verhältnis zueinander. In zentralperspektivischen Darstellungen kommt es dagegen zu einem einheitlichen Sehepunkt, der als Ordnungsinstanz die Raumdarstellung bestimmt, wie es auch im Bild der „Sehstrahlen“ bzw. „Sehpyramide“ deutlich wird. | Als kulturabhängiges Konzept ist das Verhältnis von Betrachtersubjekt und Wahrnehmungsgegenstand dem historischen Wandel unterzogen, wie er in den verschiedenen Ausprägungen der Perspektivierungstechniken innerhalb der verschiedenen Epochen sichtbar wird: Während grundsätzlich alle Bilder – im allgemeinen Sinn des Wortes – „perspektivisch“ sind, unterscheiden sich die Darstellungsformen im historischen Kontext in Bezug auf die Art und Weise der Darstellungspräferenzen und der eingesetzten Perspektivierungsmittel. <bib id='Brunner-Traut 1992a'>Brunner-Traut 1992</bib> hat in dieser Hinsicht die Begriffs-Dichotomie ''Aspektive'' vs. ''Perspektive'' geprägt, wobei diese dichotomische Gegenüberstellung bereits eine Verwendung des Begriffs der Perspektive in der Bedeutung ‚Zentralperspektive‘ impliziert. Aspektivische Darstellungsformen, wie sie in den frühen Kulturstufen im antiken Ägypten bzw. in den geometrischen und archaischen Stilformen des antiken Griechenlands vorliegen, zeichnen sich dadurch aus, dass einzelne konventionelle Merkmale als Charakteristika i.e. „Aspekte“ der damit als „Urbilder“ bzw. „Begriffsbilder“ konzeptionalisierten Objekte in einem Bild additiv nebeneinander gestellt werden, ohne dass ein einheitlicher Sehepunkt als Organisationsprinzip wirkt. Neben dem damit verbundenen Fehlen optischer Verkürzungen und tiefenräumlicher Wirkung sind aspektivische Bilder insbesondere durch parataktische Relationen der einzelnen Objekte zueinander geprägt. Innerhalb des „Aggregatraums“ (in Abgrenzung zum späteren „Systemraum“, vgl. <bib id='Panofsky 1927a'>Panofsky 1927</bib>) unterbleibt eine temporal-lokale Situierung der Objekte, die damit keinen referentiellen Eigenwert besitzen, sondern als „Begriffsbilder“, als Bilder des „So-Seins“ fungieren. Aspektivische und perspektivische Bilder unterscheiden sich damit in Bezug auf das Verhältnis ihrer Einzelteile zum Bildganzen sowie in Bezug auf ihr Verhältnis zueinander. In zentralperspektivischen Darstellungen kommt es dagegen zu einem einheitlichen Sehepunkt, der als Ordnungsinstanz die Raumdarstellung bestimmt, wie es auch im Bild der „Sehstrahlen“ bzw. „Sehpyramide“ deutlich wird. | ||
+ | |||
Die Unterschiede zwischen Aspektive und Perspektive führt <bib id='Brunner-Traut 1992a'>Brunner-Traut 1992: 3</bib>) auf unterschiedliche kognitive Wahrnehmungsleistungen zurück, wie sie sich auch in unterschiedlichen Bereichen wie Menschenbild, Religion, Mythos, Wissenschaft und Politik widerspiegeln. Die damit angesprochene Frage nach einem Zusammenhang zwischen Repräsentationssystem und Wahrnehmungsmodus steht in der Tradition der von <bib id='Panofsky 1927a'>Panofsky 1927</bib> angestoßenen Debatte nach dem Status der Zentralperspektive, die dieser – ausgehend von der Beobachtung der historischen Varianz perspektivischer Darstellungen und der Argumentation <bib id='Hauck 1879a'>Haucks 1879</bib> gegen die „Natürlichkeit“ der Zentralperspektive – als eine historische Variante im Sinn einer „symbolischen Form“ <bib id='Cassirer 2010a'>Cassirers 1923-29 [2010]</bib> wertet. Diese These hat seitdem in der Bildwissenschaft zu einer „Sapir-Whorf-Kontroverse“ geführt, als in ihr ''in nuce'' zentrale Fragen nach dem Verhältnis von Bild – Denken – Welt verhandelt werden. | Die Unterschiede zwischen Aspektive und Perspektive führt <bib id='Brunner-Traut 1992a'>Brunner-Traut 1992: 3</bib>) auf unterschiedliche kognitive Wahrnehmungsleistungen zurück, wie sie sich auch in unterschiedlichen Bereichen wie Menschenbild, Religion, Mythos, Wissenschaft und Politik widerspiegeln. Die damit angesprochene Frage nach einem Zusammenhang zwischen Repräsentationssystem und Wahrnehmungsmodus steht in der Tradition der von <bib id='Panofsky 1927a'>Panofsky 1927</bib> angestoßenen Debatte nach dem Status der Zentralperspektive, die dieser – ausgehend von der Beobachtung der historischen Varianz perspektivischer Darstellungen und der Argumentation <bib id='Hauck 1879a'>Haucks 1879</bib> gegen die „Natürlichkeit“ der Zentralperspektive – als eine historische Variante im Sinn einer „symbolischen Form“ <bib id='Cassirer 2010a'>Cassirers 1923-29 [2010]</bib> wertet. Diese These hat seitdem in der Bildwissenschaft zu einer „Sapir-Whorf-Kontroverse“ geführt, als in ihr ''in nuce'' zentrale Fragen nach dem Verhältnis von Bild – Denken – Welt verhandelt werden. | ||
Version vom 27. Dezember 2011, 21:14 Uhr
Unterpunkt zu: Bildwahrnehmung
Perspektivik als relationales PrinzipDer Terminus Perspektivik referiert auf ein basales kognitives Prinzip, das auf der grundlegenden Disposition menschlicher Raumwahrnehmung basiert, als konkrete Objekte für das sehende, an einen Körper gebundene Subjekt immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel erfassbar sind: Beim Blick auf eine Statue bestimmt der Standort des Betrachters, ob die Vorder-, Rück-, Ober- oder Unterseite des Objekts wahrnehmbar ist. Im kanonischen Fall der konkreten Perzeptionssituation ist dieser Standort bedingt durch das Hier und Jetzt des Betrachters: die wahrgenommenen Aspekte sind Resultat des jeweiligen spatio-temporalen Standorts, während jeder Positionswechsel einen Wechsel der Ansicht und damit eine Veränderung der Erscheinung des jeweiligen Objekts nach sich zieht (vgl. [Foppa 2002: 17]Literaturangabe fehlt. „Daz erst ist daz awg, daz do siht. Daz ander ist der gegen würff, der gesehen wirt. Daz trit ist dy weiten do tzwischen.“ ([Rupprich [Dürer] 1969: 373]Literaturangabe fehlt. Von dieser „natürlichen“ Perspektivität (perspectiva naturalis) als grundlegend kognitivem wie genuin relationalem Konzept ist die „künstliche“ Perspektivität (perspectiva artificialis) als Darstellungsmodus zu unterscheiden, die auf einer Übertragung dieses Grundprinzips basiert und aufgrund der Differenz zwischen Urbild und Abbild in einem Spannungsverhältnis zu „natürlichen“ Perspektivierungsstrukturen steht. In dieser abstrakten Bedeutung erweist sich das Prinzip der Perspektivik für die Symbolsysteme Bild und Sprache gleichermaßen als basal. Vor dem Hintergrund erkenntnistheoretischer Fragestellungen ist Perspektivität zudem als Ordnungsbegriff zu verstehen, der hinsichtlich der konzeptionellen Erfassung von Bedeutungsinhalten durch die Relation zwischen Objekt- und Subjektsphäre bestimmt ist. Das Prinzip der Perspektivik ist damit vor dem Hintergrund der Frage nach dem Verhältnis von Kognition, Symbolsystem und seinem Verhältnis zur Welt zu beschreiben, wie sie innerhalb der Bildwissenschaft für die Problembereiche von → Mimesis, → Naturalismus und Realismus, → Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen verhandelt wird.
Perspektivik: Perspektiven und „die Perspektive“Der Terminus Perspektive entstammt dem Bereich der visuellen Wahrnehmung und führt etymologisch zurück auf lat. perspicere ‚genau sehen‘. In dieser Bedeutung bezeichnet die perspectiva naturalis (bzw. perspectiva communis, visio perspectiva) als Übersetzung des griechischen Begriffs der optike techné (vgl. [Boehm 1969: 11]Literaturangabe fehlt. Perspektivik als anthropologische BasisprämissePerspektivik als kognitives Basiskonzept: Der Standort des BetrachtersWährend die spatio-temporale Gebundenheit des Individuums eine unhintergehbare Basisprämisse stellt, setzt das Prinzip der Perspektivik als standortgebundene Wahrnehmung eines Objekts gleichzeitig implizit die Gegebenheit potentieller Alternativen zum jeweils aktuellen Blickwinkel voraus. Die Erkenntnis der mit dieser Grunddisposition verbundenen Relativität der Betrachtung und die daran geknüpfte Fähigkeit, sich von der eigenen Perspektive lösen zu können und andere potentielle Standorte als gleichberechtigte Alternativen zu erkennen, stellt die Voraussetzung für perspektivisches Denken, wie es als inhärentes Charakteristikum der menschlichen Kognition gilt (vgl. [Canisius 1987: xiii]Literaturangabe fehlt. Perspektivität als pragmatische Kategorie: „Subjektivität“Die Notwendigkeit der konzeptuellen Trennung zwischen dem realen Betrachter und der inhärenten Perspektivik einer bildlichen Darstellung spiegelt sich auch in der Diskussion von Perspektivität als „subjektive“ Kategorie wider: Innerhalb einer konkreten Perzeptionssituation ist die Betrachtung eines Objekts zunächst bedingt durch die Egozentrik menschlicher Wahrnehmung. Parallel hierzu ist auch jede abstrakte Perspektivensetzung bedingt durch einen Sehepunkt, der implizit ein Subjekt voraussetzt (vgl. [Mitchell 1992: 134]Mitchell, William J. T. (1992).The Reconfigured Eye. Visual Truth in the Post-Photographic Era. Cambridge, MA: ???. Eintrag in Sammlung zeigen). Insbesondere der Darstellungsmodus der Zentralperspektive wird in dieser Hinsicht als „subjektiv“ beschrieben, da die Zentrierung auf einen „Augenpunkt“ als Relation zum Subjekt gewertet wird, wie auch Dürer das „awg“ als „daz erst“ ([Rupprich [Dürer] 1969: 373]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) bzw. als primär konstituierendes Merkmal für jede (zentral-)perspektivische Darstellung gilt. In dieser Hinsicht ist Perspektivik als „subjektives“ Prinzip und damit als pragmatische Kategorie (→ Bildpragmatik) zu werten. Die Bewertung als „subjektiv“ bleibt terminologisch jedoch insofern vage, als das abstrakte Projektionszentrum einer bildlichen Darstellung nicht mit einem realen Betrachter gleichgesetzt werden kann und dadurch eine Dopplung von „Subjektivität“ auf unterschiedlichen Ebenen zu berücksichtigen ist. Vor diesem Hintergrund ist auch die allgemeine Kritik am „Subjektivismus“ bildwissenschaftlicher Theoriebildung von [Maynard 2003]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. und [Hyman 2006]Hyman, John (2006). The Objective Eye: Color, Form, and Reality in the Theory of Art. Chicago: UP. Eintrag in Sammlung zeigen zu lesen: [Hyman 2006: 223]Hyman, John (2006). The Objective Eye: Color, Form, and Reality in the Theory of Art. Chicago: UP. Eintrag in Sammlung zeigen bzw. [Hyman 2009: 469]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. (in Rückgriff auf ein Zitat von Alberti) zufolge hat die Beschreibung von Perspektive daher unabhängig von der ‚Leistung der Augen in der visuellen Wahrnehmung‘ (Alberti, De pittura, Buch 1, 19) zu erfolgen. Perspektivik als erkenntnistheoretische Kategorie: Relativität und Point of viewVor dem Hintergrund abstrakter Blickwinkel und der Frage nach dem Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt ist das Konzept der Perspektivik für die Bildwissenschaft nicht nur als Prinzip bildlicher Darstellung in Bezug auf die technische Konstruktionsweise der Raumdarstellung relevant, sondern prägt ebenfalls in zentraler Weise die bildphilosophische Diskussion um die Frage nach dem Verhältnis von Bild – Denken – Welt. In der durch die Gebundenheit an einen Point of View bedingten Relativität prägt die Subjekt-Objekt-Korrelation als das „polare Grundgerüst des Erkennens“ ([Boehm 1969: 13]Literaturangabe fehlt.
Perspektivik als kulturhistorisches KonzeptVon „Aspektive“ zu „Perspektive“: Kunstgeschichte als PerspektivenwandelAls kulturabhängiges Konzept ist das Verhältnis von Betrachtersubjekt und Wahrnehmungsgegenstand dem historischen Wandel unterzogen, wie er in den verschiedenen Ausprägungen der Perspektivierungstechniken innerhalb der verschiedenen Epochen sichtbar wird: Während grundsätzlich alle Bilder – im allgemeinen Sinn des Wortes – „perspektivisch“ sind, unterscheiden sich die Darstellungsformen im historischen Kontext in Bezug auf die Art und Weise der Darstellungspräferenzen und der eingesetzten Perspektivierungsmittel. [Brunner-Traut 1992]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) auf unterschiedliche kognitive Wahrnehmungsleistungen zurück, wie sie sich auch in unterschiedlichen Bereichen wie Menschenbild, Religion, Mythos, Wissenschaft und Politik widerspiegeln. Die damit angesprochene Frage nach einem Zusammenhang zwischen Repräsentationssystem und Wahrnehmungsmodus steht in der Tradition der von [Panofsky 1927]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. angestoßenen Debatte nach dem Status der Zentralperspektive, die dieser – ausgehend von der Beobachtung der historischen Varianz perspektivischer Darstellungen und der Argumentation [Haucks 1879]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. gegen die „Natürlichkeit“ der Zentralperspektive – als eine historische Variante im Sinn einer „symbolischen Form“ [Cassirers 1923-29 [2010]]Cassirer, Ernst (2010). Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis. Hamburg: Meiner, hrsg. von Birgit Recki. Eintrag in Sammlung zeigen wertet. Diese These hat seitdem in der Bildwissenschaft zu einer „Sapir-Whorf-Kontroverse“ geführt, als in ihr in nuce zentrale Fragen nach dem Verhältnis von Bild – Denken – Welt verhandelt werden. Die Zentralperspektive als „symbolische Form“: Das NatürlichkeitsparadoxonDie Zentralperspektive bzw. costruzione legittima, gilt seit ihrer Entstehung im 14. Jh. aufgrund der einheitlichen Zentrierung des Blicks auf einen „Augenpunkt“ als die „natürliche“ Form der Perspektive. Hinsichtlich des Verhältnisses von Wahrnehmungssubjekt und Objekt scheint die Bewertung als „natürlich“ zunächst intuitiv plausibel, da das Ziel des zentralperspektivischen Darstellungsmodus danach zu streben scheint, einen natürlichen und in diesem Sinn „realistischen“ Seheindruck wiederzugeben; eine Intention, wie sie seit der Renaissance in der Metapher des „geöffneten Fensters“ (finestra aperta, Alberti) bzw. eines „Spiegels der Welt“ deutlich wird: „Die Perspektive ist nichts anderes, als wenn man eine Szene hinter einem flachen und gut durchsichtigen Glas sieht, auf dessen Fläche alle Gegenstände aufgezeichnet sind, die sich hinter dem Glas befinden.“ (Leonardo da Vinci, Libro di pittura, in [Chastel 1990: 246]Literaturangabe fehlt. Gegen die Bewertung der Zentralperspektive als „natürlich“ sind unterschiedliche Gegenargumente vorgebracht worden. Während die diesbezügliche Diskussion über Differenzen zwischen Abbildung und natürlichem Sehvorgang (als Einwände werden u.a. diskutiert, dass der Perspektiven-Ausgangspunktes auf das Auge eines „Zyklopen“ ([Damisch 2010: 55]Literaturangabe fehlt. Perspektivik im Schnittpunkt bildwissenschaftlicher FragestellungenFür den bildwissenschaftlichen Diskurs erweist sich das Prinzip der Perspektivik in seiner doppelten Bedeutung sowohl als anthropologische Prämisse bzw. unhintergehbares Basis-Prinzip als auch in Bezug auf die jeweiligen historischen Ausprägungen perspektivischer Mittel als kultur-historische Variable als zentrales Konzept, dessen Erfassung sich – wie in der Diskussion des zentralperspektivischen „Natürlichkeitsparadoxons“ vorgeführt – im Schnittpunkt der bildphilosophischen Kontroversen um das Verhältnis von Bild und Abbild (→ Ähnlichkeit und Realismus, → Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen, → Theorien des Bildraums) und der Relation zwischen Subjekt und Welt (→ Wahrnehmung und Rezeption, → Bildpragmatik) situiert sieht.
|
Anmerkungen
[Boehm 1969: 13]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Brunner-Traut 1992]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Canisius 1987: xiii]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Cassirers 1923-29 [2010]]: Cassirer, Ernst (2010). Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis. Hamburg: Meiner, hrsg. von Birgit Recki. [Chastel 1990: 246]: Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Sonja Zeman [59], Dimitri Liebsch [23] und Joerg R.J. Schirra [22] — (Hinweis) |