Phänomenologische Bildtheorien: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Ausgangspunkt der phänomeno­logi­schen Bild­theorie ist das Prinzip, dass der Anfang jeder Beschrei­bung „die reine und sozu­sagen noch stumme Erfah­rung“ sei, die erst zur reinen Ausspra­che ihres eige­nen Sinnes zu bringen sei. Die Wahrneh­mung gilt als Urmo­dus eines Erschei­nens, in der ''was'' und ''wie'' der Erschei­nung inten­tional verklam­mert sind. Bildlich­keit entste­he, wenn ein „Bild­ding“ (⊳ [[Bildträger|Bildträ­ger]]) als ein Bild aufge­fasst wird und auf diese Weise im Bild ein Bild­sujet (⊳ [[Bildinhalt|Bildin­halt]]) zu sehen ist. Eine Bildlich­keit geht daher nicht auf eine Verdop­pelung der äuße­ren Wirklich­keit zurück, die “re-präsen­tiert” werde. Husserl unter­scheidet vielmehr zwischen dem physi­schen Ding (Träger­mate­rial), dem Bild­objekt (das Erschei­nende bzw. der Reprä­sentant) und dem Bild­sujet (das Reprä­sentier­te). Das Bild selbst ist dabei „unsicht­bar“, da es nur im Bildhaf­ten der Dinge und des Sehens auftaucht. Das Hervor­treten­lassen als Bild gilt als eigent­liche Leistung des Bildbe­wusstseins, das Aspek­te wie die Fikti­vität der Objek­te, die Unter­scheidung zwischen einem Bild- und einem Zeichen­bewusst­sein, den Wider­streit zwischen Fiktion und Reali­tät, Neutra­litäts­modi­fika­tionen, eine mehrfäl­tige Bildlich­keit und höher­stufige [[Bildvorstellungen|Bildvor­stellun­gen]] umfasst. Bewusst­sein sei immer Bewusst­sein von etwas, wobei zu diesen Modi­fika­tionen zahlrei­che Aspek­te gehör­ten, so Aktua­lität und Poten­tiali­tät, Mehrmei­nung und Verschat­tetes, räumli­che und zeitli­che Hori­zonte, iden­tifi­kato­rische Synthe­sen und Passi­vitä­ten sowie Modi der [[Aufmerksamkeit|Aufmerk­samkeit]]. | + | Ausgangspunkt der phänomeno­logi­schen Bild­theorie ist das Prinzip, dass der Anfang jeder Beschrei­bung „die reine und sozu­sagen noch stumme Erfah­rung“ sei, die erst zur reinen Ausspra­che ihres eige­nen Sinnes zu bringen sei. Die Wahrneh­mung gilt als Urmo­dus eines Erschei­nens, in der ''was'' und ''wie'' der Erschei­nung inten­tional verklam­mert sind. Bildlich­keit entste­he, wenn ein „Bild­ding“ (⊳ [[Bildträger|Bildträ­ger]]) als ein Bild aufge­fasst wird und auf diese Weise im Bild ein Bild­sujet (⊳ [[Bildinhalt|Bildin­halt]]) zu sehen ist. Eine Bildlich­keit geht daher nicht auf eine Verdop­pelung der äuße­ren Wirklich­keit zurück, die “re-präsen­tiert” werde. Husserl unter­scheidet vielmehr zwischen dem physi­schen Ding (Träger­mate­rial), dem Bild­objekt (das Erschei­nende bzw. der Reprä­sentant) und dem Bild­sujet (das Reprä­sentier­te). Das Bild selbst ist dabei „unsicht­bar“, da es nur im Bildhaf­ten der Dinge und des Sehens auftaucht. Das Hervor­treten­lassen als Bild gilt als eigent­liche Leistung des Bildbe­wusstseins, das Aspek­te wie die Fikti­vität der Objek­te, die Unter­scheidung zwischen einem Bild- und einem Zeichen­bewusst­sein, den Wider­streit zwischen [[Fiktion]] und Reali­tät, Neutra­litäts­modi­fika­tionen, eine mehrfäl­tige Bildlich­keit und höher­stufige [[Bildvorstellungen|Bildvor­stellun­gen]] umfasst. Bewusst­sein sei immer Bewusst­sein von etwas, wobei zu diesen Modi­fika­tionen zahlrei­che Aspek­te gehör­ten, so Aktua­lität und Poten­tiali­tät, Mehrmei­nung und Verschat­tetes, räumli­che und zeitli­che Hori­zonte, iden­tifi­kato­rische Synthe­sen und Passi­vitä­ten sowie Modi der [[Aufmerksamkeit|Aufmerk­samkeit]]. |
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Version vom 29. November 2019, 00:24 Uhr
Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze
Wurzeln in Husserls phänomenologischer Analyse des BildbewusstseinsDie theoretische Grundlage für die zahlreichen Spielarten phänomenologischer Bildanalysen liefert Edmund Husserl ([Husserl 1980a]Literaturangabe fehlt. Wesentliches Motiv ist die Abgrenzung gegenüber einer herkömmlichen Abbildtheorie als Erkenntnistheorie, die in den Spielarten von Naturalismus und Historismus das Bild als Abbild der Wirklichkeit betrachtet und als Reproduktion der äußeren Realität im Bewusstsein eines Betrachters auffasst. Husserl unterläuft diese bildtheoretische Dichotomie mithilfe eines intentionalen Bildbewusstseins, in dessen Zentrum die Frage steht, wie die Dinge im Wie ihres Wahrgenommenseins im Medium der Bilder erscheinen. Die ursprünglich transzendentale Phänomenologie wird in eine genetische Phänomenologie umgearbeitet, die das Feld für zahlreiche methodische Variationen öffnet (anthropologische, ontologische, strukturale, existenziale, dekonstruktive, archäologische, responsive, materiale Phänomenologie usw.).[1]
Drei HauptaspekteAusgangspunkt der phänomenologischen Bildtheorie ist das Prinzip, dass der Anfang jeder Beschreibung „die reine und sozusagen noch stumme Erfahrung“ sei, die erst zur reinen Aussprache ihres eigenen Sinnes zu bringen sei. Die Wahrnehmung gilt als Urmodus eines Erscheinens, in der was und wie der Erscheinung intentional verklammert sind. Bildlichkeit entstehe, wenn ein „Bildding“ (⊳ Bildträger) als ein Bild aufgefasst wird und auf diese Weise im Bild ein Bildsujet (⊳ Bildinhalt) zu sehen ist. Eine Bildlichkeit geht daher nicht auf eine Verdoppelung der äußeren Wirklichkeit zurück, die “re-präsentiert” werde. Husserl unterscheidet vielmehr zwischen dem physischen Ding (Trägermaterial), dem Bildobjekt (das Erscheinende bzw. der Repräsentant) und dem Bildsujet (das Repräsentierte). Das Bild selbst ist dabei „unsichtbar“, da es nur im Bildhaften der Dinge und des Sehens auftaucht. Das Hervortretenlassen als Bild gilt als eigentliche Leistung des Bildbewusstseins, das Aspekte wie die Fiktivität der Objekte, die Unterscheidung zwischen einem Bild- und einem Zeichenbewusstsein, den Widerstreit zwischen Fiktion und Realität, Neutralitätsmodifikationen, eine mehrfältige Bildlichkeit und höherstufige Bildvorstellungen umfasst. Bewusstsein sei immer Bewusstsein von etwas, wobei zu diesen Modifikationen zahlreiche Aspekte gehörten, so Aktualität und Potentialität, Mehrmeinung und Verschattetes, räumliche und zeitliche Horizonte, identifikatorische Synthesen und Passivitäten sowie Modi der Aufmerksamkeit. Die signifikative DifferenzWichtig wird für phänomenologische Bildtheorien die signifikative Differenz, derzufolge etwas als etwas erscheint oder sichtbar (oder hörbar usw.) wird. Bereits Husserl betont, dass wir es nicht erst mit Dingen zu tun haben, die wir auf eíner zweiten Stufe als Bilder wahrnehmen, sondern dass etwas als etwas im Bild sichtbar wird. An diese signifikative Differenz schließt sich die sogenannte pikturale ([Waldenfels 2010a]Literaturangabe fehlt. Der Aspekt der VergegenwärtigungDie zweite Dimension des Bildes als „Spur“ folgt den Prozessen der Vergegenwärtigung. Die Rolle dieses Bildes besteht in einer Vergegenwärtigung, die Abwesendes und Fernes in Nähe verwandelt (⊳ Kontextbildung). Die Strukturform dieses Erinnerungsbildes besteht in einer repräsentativen Funktion: ‘x erinnert an y’. Durch dieses Verhältnis der Repräsentation wird das primäre Spiegelbild, das auf einer ursprünglich ikonischen Fiktion beruht (‘x sieht aus wie y’), bereichert durch verweisende Spuren, die mit affektiven Aufladungen einhergehen. Der Aspekt des EntzugsDie dritte Kategorie von Bildern konstituiert gemäß phänomenologischer Bildtheorien den Typus eines Entzuges, der auf Fremdheiten zurückgeht. Diese Bilder erzeugen keine Evidenz, sondern Brechungen und Entgegenwärtigungen. Diese Bildoperationen beruhen nicht auf Ähnlichkeit und Repräsentation. Im Zentrum dieser Bildstrategie steht vielmehr eine responsive Struktur, die sich in der Formel bekundet: ‘x fordert auf zu y’. In dieser appellativen Dimension verwirklicht sich das eigentlich Unsichtbare von Bildern (⊳ Bildakt-Theorie).
Vergleich mit anderen AnsätzenGegenüber einer Bildanthropologie erlaubt die phänomenologische Bildtheorie komplexere Reflexionen bezüglich des Verhältnisses von Sichtbarem und Unsichtbarem. Gegenüber der sprachanalytischen Bildtheorie wird der reichhaltige Raum vorprädikativer Erfahrungen in der Konstitution von Bildern berücksichtigt. Gegenüber der Semiotik werden die zahlreichen überschüssigen Prozesse betont, die über einen Zeichengebrauch hinausgehen. Sehen ist mehr als nur Entzifferung von Zeichen als „Lektüre eines Gesagten“. Es ist vielmehr produktives und konstituierendes Sehen (überschüssiges Sagen). Im Kontrast zur Semiotik kommt es zu einer eigenen pikturalen Logik, die von der diskursiven Logik verschiedenen ist. Chiasmatische Prozesse zwischen Einfallen und Auffallen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Grenzüberschreitungen (von Konventionen, Regeln, Habitualitäten, Prozessen und Ordnungen) und Transfigurationen. |
Anmerkungen
[Boehm 2007a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Carbone 2001a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Casey 2002a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Casey 2005a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Casey 2007a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Derrida 1992a]: Derrida, J. (1992). Die Wahrheit in der Malerei. Wien: ???. [Derrida 2007a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [31] und Franziska Kurz [10] — (Hinweis) |