Psychoanalytische Theorien des Bildes: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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==Allgemeine Charakteris&shy;tika psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Bild&shy;theorie==
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Im Gegensatz zu den Kunstwissen&shy;schaften, die über umfang&shy;reiche und gut doku&shy;mentier&shy;te psycho&shy;ana&shy;lytisch orien&shy;tierte Theorie&shy;tradi&shy;tionen verfü&shy;gen, stellen psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;sche Ansät&shy;ze inner&shy;halb der allge&shy;meinen Bild&shy;theorie bisher ein Forschungs&shy;desi&shy;derat im Spannungs&shy;feld [[Phänomenologische Bildtheorien|phäno&shy;meno&shy;logi&shy;scher]], femi&shy;nisti&shy;scher sowie post&shy;struktu&shy;ralis&shy;tischer Zugänge dar. Als ‘psycho&shy;ana&shy;lytisch’ wird eine Bild&shy;theorie zumeist dann charak&shy;teri&shy;siert, wenn sie sich unter Rückgriff auf klassi&shy;sche psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;sche sowie ideo&shy;logie- und diskurs&shy;kriti&shy;sche Theorie&shy;ansät&shy;ze mit den Blickver&shy;hältnis&shy;sen und Blickre&shy;gimen beschäf&shy;tigt, die sich in Bildern als Sympto&shy;me eines vorgän&shy;gigen Weltver&shy;hältnis&shy;ses mani&shy;festie&shy;ren. Dies schließt die sozi&shy;ale Konsti&shy;tution von Sichtbar&shy;keit und Bildlich&shy;keit eben&shy;so ein wie das Verhält&shy;nis von Wahrneh&shy;mung und Affekt im Sinne einer Affekt&shy;öko&shy;nomie des Bildli&shy;chen. Die für psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;sche Ansät&shy;ze grundle&shy;gende Denkfi&shy;gur lautet: Bilder werden als Mani&shy;festa&shy;tionen laten&shy;ter Sinnge&shy;halte oder Welt-/&#8203;Macht-/&#8203;Seinsver&shy;hältnis&shy;se verstanden (Traum&shy;ana&shy;logie).
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Die Psychoanalyse ist eine Mytho&shy;graphie des Selbst, die das Unbe&shy;wusste als einen Code bestimmt, der entschlüs&shy;selt werden muss, um zum eigent&shy;lichen Sinnge&shy;halt durchzu&shy;dringen. Die psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;sche Metho&shy;de ist dabei zutiefst von der herme&shy;neuti&shy;schen Tradi&shy;tion geprägt, die im zwanzig&shy;sten Jahrhun&shy;dert wiede&shy;rum durch die Psycho&shy;ana&shy;lyse entschei&shy;dende Impul&shy;se erhal&shy;ten hat (vgl. <bib id='Ricoeur 1974a'></bib>). Dieser Umstand trug während dieses Zeitab&shy;schnitts eben&shy;so zur enor&shy;men Wirkung des psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;schen Denkens wie zu dessen “Nieder&shy;gang” bei. Die Gründe für die verhält&shy;nismä&shy;ßig gerin&shy;ge Sichtbar&shy;keit psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Ansät&shy;ze inner&shy;halb der heuti&shy;gen bildwis&shy;senschaft&shy;lichen Forschung sind eben hierin zu suchen, denn als zutiefst herme&shy;neutisch gepräg&shy;te Metho&shy;de und Theorie wider&shy;spricht die Psycho&shy;ana&shy;lyse – welcher die Tendenz zuge&shy;schrieben wird, die Phäno&shy;mene stets als Sympto&shy;me eines tiefer liegen&shy;den, “eigent&shy;lichen” Sinnge&shy;halts zu beschrei&shy;ben –  medien&shy;theore&shy;tischen, phäno&shy;meno&shy;logi&shy;schen, kogni&shy;tionsthe&shy;oreti&shy;schen und/&#8203;oder poststruk&shy;tura&shy;listi&shy;schen Prämis&shy;sen bild&shy;wissen&shy;schaftli&shy;cher Theorie&shy;bildung zu Beginn des 21. Jahrhun&shy;derts. Einer&shy;seits scheint die Psycho&shy;ana&shy;lyse aufgrund ihres starken Fokus auf tiefen&shy;herme&shy;neuti&shy;sche Aspek&shy;te weitge&shy;hend diskre&shy;ditiert, ande&shy;rerseits erfreu&shy;en sich Ansät&shy;ze vor allem Lacan’scher Prove&shy;nienz konstan&shy;ter Popu&shy;lari&shy;tät. Dieser Umstand spiegelt jene Bandbrei&shy;te psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Theorie&shy;bildung wider, die bereits bei Freud ange&shy;legt ist und die seitdem stetig erwei&shy;tert wurde und wird.
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==Kernelemente psychoanalytischer Bild&shy;theorie==
  
=====Allgemeine Charakteristika psychoanalytischer Bildtheorie=====
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===Freud===
Im Gegensatz zu den Kunstwissenschaften, die über umfangreiche und gut dokumentierte psychoanalytisch orientierte Theorietraditionen verfügen, stellen psychoanalytische Ansätze innerhalb der allgemeinen Bildtheorie bisher ein Forschungsdesiderat im Spannungsfeld phänomenologischer, feministischer sowie poststrukturalistischer Zugänge dar. Als ‚psychoanalytisch’ wird eine Bildtheorie zumeist dann charakterisiert, wenn sie sich unter Rückgriff auf klassische psychoanalytische sowie ideologie- und diskurskritische Theorieansätze mit den Blickverhältnissen und Blickregimen beschäftigt, die sich in Bildern als Symptome eines vorgängigen Weltverhältnisses manifestieren. Dies schließt die soziale Konstitution von Sichtbarkeit und Bildlichkeit ebenso ein wie das Verhältnis von Wahrnehmung und Affekt im Sinne einer Affektökonomie des Bildlichen. Die für psychoanalytische Ansätze grundlegende Denkfigur lautet: Bilder werden als Manifestationen latenter Sinngehalte oder Welt-/Macht-/Seinsverhältnisse verstanden (Traumanalogie).
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Eine ''via regia'' zur Entschlüsselung unbe&shy;wussten Sinns ist der Traum – oder genauer: die Traumar&shy;beit, die von Sigmund Freud in dessen Traumdeu&shy;tung (vgl.<bib id='Freud 1900a'></bib>) als ein Prozess darge&shy;stellt wird, der sprachlich und [[Proposition|propo&shy;sitio&shy;nal]] verfass&shy;te „Traumge&shy;danken“ in [[Traumbild|„Traum&shy;bilder“]]  über&shy;setzt. Diese Umfor&shy;mung ist notwen&shy;dig, da – Freuds Modell des psychi&shy;schen Appa&shy;rats zufol&shy;ge – eine inner&shy;psychi&shy;sche Zensur den eigent&shy;lichen Gehalt des Traumge&shy;dankens nicht direkt, sondern nur in verschlüs&shy;selter Form zugäng&shy;lich machen kann (vgl. <bib id='Freud 1915a'></bib>, <bib id='Freud 1900a'></bib>). Diese verschlüs&shy;selte Form ist dann zum Beispiel das Traumbild (ande&shy;re Formen sind Witz, Verspre&shy;cher und ande&shy;re „Psycho&shy;patho&shy;logien des Alltags“ sowie die patho&shy;logi&shy;schen Zustän&shy;de – Neuro&shy;se, Psycho&shy;se etc. –, die als solche laut Freud nur Zerrbil&shy;der des psychi&shy;schen Appa&shy;rats in seinem “Normal&shy;zustand” sind) und aus diesem Grund gibt es bereits in der Traumdeu&shy;tung eine ausge&shy;arbei&shy;tete Bildtheo&shy;rie, die darzu&shy;stellen versucht, wie aus Traumge&shy;danken (die für Freud gene&shy;rell sprachlich verfasst sind) Bilder entste&shy;hen. In zentra&shy;len Kapi&shy;teln der Traumdeu&shy;tung wird daher beschrie&shy;ben, wie die Traumar&shy;beit mittels „Verdich&shy;tung“ und „Verschie&shy;bung“ ihre bildli&shy;chen Gehal&shy;te erzeugt und unter „Rücksicht auf Darstell&shy;barkeit“ insze&shy;niert (vgl. <bib id='Freud 1900a'></bib>: S. 285ff., S. 309ff., S. 341ff.). Traumbil&shy;der weisen eine hohe „Verdich&shy;tungsquo&shy;te“ auf, die laut Freud als solche „unbe&shy;stimmbar“ sei (vgl. ebd.: S. 285).
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Für Freud sind Träume eine in der Ordnung des Visu&shy;ellen arbe&shy;itende Auffüh&shy;rungspra&shy;xis des Unbe&shy;wussten, in der es um „Verbild&shy;lichung des abstrak&shy;ten Gedan&shy;kens“ (ebd.: S. 344) gehe. Zu diesem Zweck bedie&shy;ne sich die Traumar&shy;beit eines ganzen Arse&shy;nals von Möglich&shy;keiten, aus logi&shy;schen Bezie&shy;hungen Bilder zu model&shy;lieren, die dann durch Entstel&shy;lung, Verdich&shy;tung und Verschie&shy;bung für das „phantas&shy;tische Geprä&shy;ge“ (ebd.: S. 327) des Traums verant&shy;wortlich seien. Logi&shy;sche Verhält&shy;nisse wie „Kausal&shy;bezie&shy;hung“, „Entwe&shy;der-&#8203;Oder“ oder „Nachein&shy;ander“ würden in der Traum&shy;arbeit zu bestimm&shy;ten Bildkon&shy;stella&shy;tionen verdich&shy;tet, die dann die „Traumre&shy;quisi&shy;ten“ (ebd.: S. 339) bereit&shy;stellten oder auch sich der Ausfor&shy;mung ins Bildli&shy;che verwei&shy;gerten, sodass der Traum diesen Miss&shy;stand durch weite&shy;re Entstel&shy;lung und Verschie&shy;bung umge&shy;hen müsse, um zur Darstel&shy;lung zu gelan&shy;gen. Bildtheo&shy;retisch rele&shy;vant bleibt auch Freuds Antwort auf die Frage, warum der Traumge&shy;danke über&shy;haupt der Bilder bedarf, um “zur Sprache” zu kommen. Dabei zeigt sich, dass es hier vor allem um Proble&shy;me der Effi&shy;zienz geht, also das Unbe&shy;wusste die Tendenz zu haben scheint, große Poly&shy;semie auf kleinsten Raum zu proji&shy;zieren. Bilder scheinen zu diesem Zwecke ein geeig&shy;nete&shy;res Medium zu sein als Sprache:
 
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Die Psychoanalyse ist eine Mythographie des Selbst, die das Unbewusste als einen Code bestimmt, der entschlüsselt werden muss, um zum eigentlichen Sinngehalt durchzudringen. Die psychoanalytische Methode ist dabei zutiefst von der hermeneutischen Tradition geprägt, die im zwanzigsten Jahrhundert wiederum durch die Psychoanalyse entscheidende Impulse erhalten hat (vgl. <bib id='Ricoeur 1974a'></bib>). Dieser Umstand trug während dieses Zeitabschnitts ebenso zur enormen Wirkung des psychoanalytischen Denkens wie zu dessen ‚Niedergang’ bei. Die Gründe für die verhältnismäßig geringe Sichtbarkeit psychoanalytischer Ansätze innerhalb der heutigen bildwissenschaftlichen Forschung sind eben hierin zu suchen, denn als zutiefst hermeneutisch geprägte Methode und Theorie widerspricht die Psychoanalyse – welcher die Tendenz zugeschrieben wird, die Phänomene stets als Symptome eines tiefer liegenden, ‚eigentlichen’ Sinngehalts zu beschreiben –  medientheoretischen, phänomenologischen, kognitionstheoretischen und/oder poststrukturalistischen Prämissen bildwissenschaftlicher Theoriebildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Einerseits scheint die Psychoanalyse aufgrund ihres starken Fokus auf tiefenhermeneutische Aspekte weitgehend diskreditiert, andererseits erfreuen sich Ansätze vor allem Lacan’scher Provenienz konstanter Popularität. Dieser Umstand spiegelt jene Bandbreite psychoanalytischer Theoriebildung wider, die bereits bei Freud angelegt ist und die seitdem stetig erweitert wurde und wird.
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:''Das Bildliche ist für den Traum darstel&shy;lungsfä&shy;hig, lässt sich in eine Situ&shy;ation einfü&shy;gen, wo der abstrak&shy;te Ausdruck der Traumdar&shy;stellung ähnli&shy;che Schwierig&shy;keiten berei&shy;ten würde wie ein poli&shy;tischer Leitartikel einer Zeitung der Illus&shy;tration“ (ebd.: S. 342).  
 
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<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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Das Bildliche ist gegenüber dem Begriff&shy;lichen „anknüp&shy;fungsrei&shy;cher“ (ebd.: S. 343) und kommt damit Zensur und Verdich&shy;tung entge&shy;gen.
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
 
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
 
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
 
 
 
=====Kernelemente psychoanalytischer Bildtheorie=====
 
 
 
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
 
 
'''1. Freud'''
 
 
 
Eine ''via regia'' zur Entschlüsselung unbewussten Sinns ist der Traum  – oder genauer: die Traumarbeit, die von Sigmund Freud in dessen Traumdeutung (vgl.<bib id='Freud 1900a'></bib>) als ein Prozess dargestellt wird, der sprachlich und propositional verfasste „Traumgedanken“ in [[Traumbild|„Traumbilder“]]  übersetzt. Diese Umformung ist notwendig, da – Freuds Modell des psychischen Apparats zufolge – eine innerpsychische Zensur den eigentlichen Gehalt des Traumgedankens nicht direkt, sondern nur in verschlüsselter Form zugänglich machen kann (vgl. <bib id='Freud 1915a'></bib>, <bib id='Freud 1900a'></bib>). Diese verschlüsselte Form ist dann zum Beispiel das Traumbild (andere Formen sind Witz, Versprecher und andere „Psychopathologien des Alltags“ sowie die pathologischen Zustände – Neurose, Psychose etc. –, die als solche laut Freud nur Zerrbilder des psychischen Apparats in seinem ‚Normalzustand‘ sind) und aus diesem Grund gibt es bereits in der Traumdeutung eine ausgearbeitete Bildtheorie, die dazustellen versucht, wie aus Traumgedanken (die für Freud generell sprachlich verfasst sind) Bilder entstehen. In zentralen Kapiteln der Traumdeutung wird daher beschrieben, wie die Traumarbeit mittels „Verdichtung“ und „Verschiebung“ ihre bildlichen Gehalte erzeugt und unter „Rücksicht auf Darstellbarkeit“ inszeniert (vgl. <bib id='Freud 1900a'></bib>: S. 285ff., S. 309ff., S. 341ff.). Traumbilder weisen eine hohe „Verdichtungsquote“ auf, die laut Freud als solche „unbestimmbar“ sei (vgl. ebd.: S. 285).
 
 
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Für Freud sind Träume eine in der Ordnung des Visuellen arbeitende Aufführungspraxis des Unbewussten, in der es um „Verbildlichung des abstrakten Gedankens“ (ebd.: S. 344) gehe. Zu diesem Zweck bediene sich die Traumarbeit eines ganzen Arsenals von Möglichkeiten, aus logischen Beziehungen Bilder zu modellieren, die dann durch Entstellung, Verdichtung und Verschiebung für das „phantastische Gepräge“ (ebd.: S. 327) des Traums verantwortlich seien. Logische Verhältnisse wie „Kausalbeziehung“, „Entweder-Oder“ oder „Nacheinander“ würden in der Traumarbeit zu bestimmten Bildkonstellationen verdichtet, die dann die „Traumrequisiten“ (ebd.: S. 339) bereitstellten oder auch sich der Ausformung ins Bildliche verweigerten, sodass der Traum diesen Missstand durch weitere Entstellung und Verschiebung umgehen müsse, um zur Darstellung zu gelangen. Bildtheoretisch relevant bleibt auch Freuds Antwort auf die Frage, warum der Traumgedanke überhaupt der Bilder bedarf, um ‚zur Sprache‘ zu kommen. Dabei zeigt sich, dass es hier vor allem um Probleme der Effizienz geht, also das Unbewusste die Tendenz zu haben scheint, große Polysemie auf kleinsten Raum zu projizieren. Bilder scheinen zu diesem Zwecke ein geeigneteres Medium zu sein als Sprache: „Das Bildliche ist für den Traum darstellungsfähig, lässt sich in eine Situation einfügen, wo der abstrakte Ausdruck der Traumdarstellung ähnliche Schwierigkeiten bereiten würde wie ein politischer Leitartikel einer Zeitung der Illustration“ (ebd.: S. 342). Das Bildliche ist gegenüber dem Begrifflichen „anknüpfungsreicher“ (ebd.: S. 343) und kommt damit Zensur und Verdichtung entgegen.
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Neben jener impliziten Bildtheorie, die Bestand&shy;teil der Traumdeu&shy;tung ist, hat sich Freud zu verschie&shy;denen Zeiten auch mit Bildnis&shy;sen aus der Kunstge&shy;schichte befasst. Hervor&shy;zuhe&shy;ben sind hier vor allem die Studien «Eine Kindheits&shy;erin&shy;nerung des Leonar&shy;do Da Vinci» (vgl. <bib id='Freud 1910a'></bib>) und «Der Moses des Michel&shy;ange&shy;lo» (vgl. <bib id='Freud 1914a'></bib>). Von hier aus lassen sich zwei verschie&shy;dene Zugangs&shy;weisen einer psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;schen Bild&shy;theorie im Anschluss an Freud rekon&shy;struie&shy;ren: Die an der Biogra&shy;phie des Künstlers orien&shy;tierte und von Freud soge&shy;nannte Patho&shy;graphie (Leonar&shy;do-&#8203;Studie) und eine am Werk selbst ausge&shy;richte&shy;te Form&shy;ana&shy;lyse, welche vor dem Hinter&shy;grund der Sichtbar&shy;keit und [[Materialität|Mate&shy;riali&shy;tät]] des jewei&shy;ligen Bildnis&shy;ses Rück&shy;schlüsse auf Affekt&shy;öko&shy;nomie, Inten&shy;tion und ästhe&shy;tische Erfah&shy;rung gewäh&shy;ren soll (Moses-&#8203;Aufsatz).
 
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Neben jener impliziten Bildtheorie, die Bestandteil der Traumdeutung ist, hat sich Freud zu verschiedenen Zeiten auch mit Bildnissen aus der Kunstgeschichte befasst. Hervorzuheben sind hier vor allem die Studien „Eine Kindheitserinnerung des Leonardo Da Vinci“ (vgl. <bib id='Freud 1910a'></bib>) und „Der Moses des Michelangelo“ (vgl. <bib id='Freud 1914a'></bib>). Von hier aus lassen sich zwei verschiedene Zugangsweisen einer psychoanalytischem Bildtheorie im Anschluss an Freud rekonstruieren: Die an der Biographie des Künstlers orientierte und von Freud sogenannte Pathographie (Leonardo-Studie) und eine am Werk selbst ausgerichtete Formanalyse, welche vor dem Hintergrund der Sichtbarkeit und Materialität des jeweiligen Bildnisses Rückschlüsse auf Affektökonomie, Intention und ästhetische Erfahrung gewähren soll (Moses-Aufsatz).
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===Lacan===
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Jacques Lacan ist für jene Erneu&shy;erung der Psycho&shy;ana&shy;lyse verant&shy;wortlich, die im Zeichen struktu&shy;ralis&shy;tischer und post-&#8203;struktu&shy;ralis&shy;tischer Theorie bis heute von zentra&shy;ler Bedeu&shy;tung für die meisten film&shy;wissen&shy;schaftli&shy;chen, kunst&shy;histo&shy;rischen und bild&shy;theore&shy;tischen Zugän&shy;ge psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Prove&shy;nienz geblie&shy;ben ist. Ihr Einfluss reicht von Louis Althus&shy;sers Imple&shy;mentie&shy;rung psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Theorie in eine marxis&shy;tisch-&#8203;struktu&shy;ralis&shy;tische Metho&shy;dik, die in Marx’ eige&shy;ner Inter&shy;preta&shy;tionspra&shy;xis eine Form von „sympto&shy;mati&shy;scher Lektü&shy;re“ aufzu&shy;zeigen versucht (vgl. <bib id='Althusser & Balibar 1972a'>Althus&shy;ser & Bali&shy;bar 1972a</bib>), über die für die Film&shy;wissen&shy;schaften entschei&shy;denden Arbei&shy;ten eines Christian Metz (vgl. <bib id='Metz 2000a'></bib>) oder Michel Chion (vgl. <bib id='Chion 1999a'></bib>) bis zu medien- und bild&shy;wissen&shy;schaftli&shy;chen Ansät&shy;zen (vgl. <bib id='Kittler 2002b'></bib>, <bib id='Pfaller 2002a'></bib>, <bib id='Blümle & von der Heiden 2005a'></bib> und die dort enthal&shy;tene Biblio&shy;grafie) jünge&shy;ren Datums. Lacan hat sich im Gegen&shy;satz zu Freud von Anfang an mit Bildlich&shy;keit, Optik und dem Feld des Sichtba&shy;ren befasst. Eini&shy;ge der wichtig&shy;sten Grund&shy;theore&shy;me und Begrif&shy;fe Lacans – etwa ‘Spiegel&shy;stadium’, ‘Ima&shy;ginä&shy;res’, ‘Tableau’ – sind direkt der Optik und dem Feld des Sichtba&shy;ren entnom&shy;men und zu psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;schen Denkfi&shy;guren transfor&shy;miert worden. Lacans Theorie ist – darin dem Freud’schen Vorbild verpflich&shy;tet – nicht nur eine Theorie des Psychi&shy;schen, sondern immer auch eine philo&shy;sophisch-&#8203;ethisch ausge&shy;richte&shy;te Kultur&shy;theorie, in der Lacan stets eine ihm eige&shy;ne struktu&shy;ralis&shy;tische Radi&shy;kali&shy;sierung klassisch psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Posi&shy;tionen mit philo&shy;sophi&shy;schen, natur&shy;wissen&shy;schaftli&shy;chen, kunst&shy;histo&shy;rischen und epis&shy;temo&shy;logi&shy;schen Ansät&shy;zen (um nur eini&shy;ge zu nennen) eng verkop&shy;pelt.
 
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'''2. Lacan'''
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Der Aufsatz «Das Spiegel&shy;stadium als Bildner der Ich-&#8203;Funktion» (vgl. <bib id='Lacan 1949a'></bib>) beschreibt auf der Grundla&shy;ge der Freud’schen Narzis&shy;smus-&#8203;Theorie (vgl. <bib id='Freud 1914b'></bib>) eine Frühpha&shy;se der Subjekt&shy;konsti&shy;tution, welche durch das früh&shy;kindli&shy;che Auftre&shy;ten der drei Lacan’schen Ordnun&shy;gen&#8203; (»Reales«,&#8203; »Symbolisches«,&#8203; »Imaginäres«)&#8203; gekenn&shy;zeichnet ist. Das Spiegel&shy;stadium bezeich&shy;net dabei eine Phase inner&shy;halb der Entwick&shy;lung des Kleinkin&shy;des, in der es sich zum ersten Mal im [[Spiegel]] zu erken&shy;nen glaubt, wobei zentral ist, dass dieses Erken&shy;nen von Lacan als ein Verken&shy;nen konzi&shy;piert ist, das ab diesem Zeitpunkt als „Drama“ (<bib id='Lacan 1949a'></bib>: S. 67) das Subjekt für alle Zeiten bestim&shy;men wird. Das Verken&shy;nen besteht in dem Umstand, dass das Spiegel&shy;bild dem Infans eine Inte&shy;grität vorspie&shy;gelt, die es aufgrund seines körper&shy;lichen Entwick&shy;lungssta&shy;diums jedoch noch nicht hat. Lacan wird zeitle&shy;bens von dieser Grundstruk&shy;tur nicht ab&shy;rücken und hier das Urdra&shy;ma der Subjekt&shy;werdung veror&shy;ten. „Jubi&shy;lato&shy;risch“ ist die Aufnah&shy;me des Spiegel&shy;bildes deshalb, weil es das Gefühl der Ohnmacht und exis&shy;tenziel&shy;len Abhän&shy;gigkeit suspen&shy;diert und in einen ersten Akt der Selbster&shy;mächti&shy;gung mündet, welcher aller&shy;dings illu&shy;sorisch ist, da die fakti&shy;sche Schwäche des kleinen Menschen ja dadurch nur kurzei&shy;tig „verges&shy;sen“, nicht jedoch abge&shy;schafft wird. Das Medium dieser Suspen&shy;sion ist das Bild und hierin wird dann die Film- und Bild&shy;theorie einen wichti&shy;gen Faktor der Faszi&shy;nations&shy;kraft des Bildli&shy;chen ent&shy;decken. Dies ist das erste Auftre&shy;ten jener Ordnung, die Lacan ein paar Jahre später „das Ima&shy;ginä&shy;re“ nennen wird und die als der Bereich des „Bildes und der Vorstel&shy;lung, der Täuschung und Enttäu&shy;schung“ (<bib id='Evans 2002a'></bib>: S. 146) gilt. Wichtig ist zu beto&shy;nen, dass es sich hierbei nicht um eine „Phase“ handelt, die vom Subjekt über&shy;wunden werden kann. Es geht nicht um eine Illu&shy;sion, die abzu&shy;schütteln wäre. Das Ima&shy;ginä&shy;re bleibt konsti&shy;tutiv für das Subjekt und steht in einem perma&shy;nenten psycho&shy;dyna&shy;mischen Austausch&shy;verhält&shy;nis mit dem Realen und dem Symbo&shy;lischen. Das Ima&shy;ginä&shy;re ist wesent&shy;lich für die Ich-&#8203;Konsti&shy;tution im Sinne des Selbst&shy;bildes (Ima&shy;go) und bestimmt das Verhält&shy;nis zum Ande&shy;ren. Auf Lacan aufbau&shy;end, hat Gilles De&shy;leuze eine Theorie der "Bildwer&shy;dung" ent&shy;wickelt, die mit Mela&shy;nie Klein Lacans Theorie bild&shy;theore&shy;tisch entschei&shy;dend erwei&shy;tert (vgl. <bib id='Deleuze 1993a'>De&shy;leuze 1993a</bib>: S. 231-&#8203;267).
 
 
Jacques Lacan ist für jene Erneuerung der Psychoanalyse verantwortlich, die im Zeichen strukturalistischer und post-strukturalistischer Theorie bis heute von zentraler Bedeutung für die meisten filmwissenschaftlichen, kunsthistorischen und bildtheoretischen Zugänge psychoanalytischer Provenienz geblieben ist. Ihr Einfluss reicht von Louis Althussers Implementierung psychoanalytischer Theorie in eine marxistisch-strukturalistische Methodik, die in Marx’ eigener Interpretationspraxis eine Form von „symptomatischer Lektüre“ aufzuzeigen versucht (vgl. <bib id='Althusser & Balibar 1972a'></bib>), über die für die Filmwissenschaften entscheidende Arbeiten eines Christian Metz (vgl. <bib id='Metz 2000a'></bib>) oder Michel Chion (vgl. <bib id='Chion 1999a'></bib>) bis zu medien- und bildwissenschaftlichen Ansätzen (vgl. <bib id='Kittler 2002b'></bib>, <bib id='Pfaller 2002a'></bib>, <bib id='Blümle & von der Heiden 2005a'></bib> und die dort enthaltene Bibliografie) jüngeren Datums. Lacan hat sich im Gegensatz zu Freud von Anfang an mit Bildlichkeit, Optik und dem Feld des Sichtbaren befasst. Einige der wichtigsten Grundtheoreme und Begriffe Lacans – etwa Spiegelstadium, Imaginäres, Tableau – sind direkt der Optik und dem Feld des Sichtbaren entnommen und zu psychoanalytischen Denkfiguren transformiert worden. Lacans Theorie ist – darin dem Freud’schen Vorbild verpflichtet – nicht nur eine Theorie des Psychischen, sondern immer auch eine philosophisch-ethisch ausgerichtete Kulturtheorie, in der Lacan stets eine ihm eigene strukturalistische Radikalisierung klassisch psychoanalytischer Positionen mit philosophischen, naturwissenschaftlichen, kunsthistorischen und epistemologischen Ansätzen (um nur einige zu nennen) eng verkoppelt.
 
 
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Der Aufsatz „Das Spiegelstadium als Bildner der Ich-Funktion“ (vgl. <bib id='Lacan 1949a'></bib>) beschreibt auf der Grundlage der Freud’schen Narzissmus-Theorie (vgl. <bib id='Freud 1914b'></bib>) eine Frühphase der Subjektkonstitution, welche durch das frühkindliche Auftreten der drei Lacan’schen Ordnungen (Reales, Symbolisches, Imaginäres) gekennzeichnet ist. Das Spiegelstadium bezeichnet dabei eine Phase innerhalb der Entwicklung des Kleinkindes, in der es sich zum ersten Mal im [[Spiegel]] zu erkennen glaubt, wobei zentral ist, dass dieses Erkennen von Lacan als ein Verkennen konzipiert ist, das ab diesem Zeitpunkt als „Drama“ (<bib id='Lacan 1949a'></bib>: S. 67) das Subjekt für alle Zeiten bestimmen wird. Das Verkennen besteht in dem Umstand, dass das Spiegelbild dem Infans eine Integrität vorspiegelt, die es aufgrund körperlichen Entwicklungsstadiums jedoch noch nicht hat. Lacan wird zeitlebens von dieser Grundstruktur nicht abrücken und hier das Urdrama der Subjektwerdung verorten. „Jubilatorisch“ ist die Aufnahme des Spiegelbildes deshalb, weil es das Gefühl der Ohnmacht und existenziellen Abhängigkeit suspendiert und in einen ersten Akt der Selbstermächtigung mündet, welcher allerdings illusorisch ist, da die faktische Schwäche des kleinen Menschen ja dadurch nur kurzeitig „vergessen“, nicht jedoch abgeschafft wird. Das Medium dieser Suspension ist das Bild und hierin wird dann die Film- und Bildtheorie einen wichtigen Faktor der Faszinationskraft des Bildlichen entdecken. Dies ist das erste Auftreten jener Ordnung, die Lacan ein paar Jahre später „das Imaginäre“ nennen wird und die als der Bereich des „Bildes und der Vorstellung, der Täuschung und Enttäuschung“ (<bib id='Evans 2002a'></bib>: S. 146) gilt. Wichtig ist zu betonen, dass es sich hierbei nicht um eine „Phase“ handelt, die vom Subjekt überwunden werden kann. Es geht nicht um eine Illusion, die abzuschütteln wäre. Das Imaginäre bleibt konstitutiv für das Subjekt und steht in einem permanenten psychodynamischen Austauschverhältnis mit dem Realen und dem Symbolischen. Das Imaginäre ist wesentlich für die Ich-Konstitution im Sinne des Selbstbildes (Imago) und bestimmt das Verhältnis zum Anderen. Auf Lacan aufbauend, hat Gilles Deleuze eine Theorie der "Bildwerdung" entwickelt, die mit Melanie Klein Lacans Theorie bildtheoretisch entscheidend erweitert (vgl. <bib id='Deleuze 1993a'></bib>: S. 231-267).
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Diese Konzeption erlaubt es Lacan dann unter Hinzu&shy;ziehung phäno&shy;meno&shy;logi&shy;scher Posi&shy;tionen (vgl. v.a. <bib id='Sartre 1943a'></bib>: S. 457-539) die Entwick&shy;lung des für eine Bild&shy;theorie zentra&shy;len Konzepts der „Spaltung von Auge und Blick“. Innerhalb der ima&shy;ginä&shy;ren Ordnung veror&shy;tet sich das Subjekt selbst über eine Verken&shy;nungsfunk&shy;tion, die ihr Modell im Konzept des Spiegel&shy;stadiums hat. Für die sozi&shy;ale Subjekt&shy;konsti&shy;tution ist jedoch nicht so sehr das eige&shy;ne Sehen, sondern das Gese&shy;hen-&#8203;Werden von entschei&shy;dender Bedeu&shy;tung (vgl. <bib id='Lacan 1996a'></bib>: S. 73-&#8203;112). Dieses Gese&shy;hen-&#8203;Werden ist jener Blick, den Lacan in Anleh&shy;nung an Sartre vom Auge (im Sinne visu&shy;eller Sinnes&shy;wahrneh&shy;mung) abkop&shy;pelt. Die Attrak&shy;tivi&shy;tät dieser Konzep&shy;tion gera&shy;de für post-&#8203;struktu&shy;ralis&shy;tische Theorie&shy;bildung besteht darin, dass die Blick&shy;verhält&shy;nisse von Inten&shy;tiona&shy;litä&shy;ten sehen&shy;der Subjek&shy;te unab&shy;hängig sind und somit auch in Dingen (und damit auch Bildern) veror&shy;tet werden können. Die Formel „Was wir sehen blickt uns an“ (vgl. <bib id='Didi-Huberman 1999a'>Didi-&#8203;Huber&shy;man 1999a</bib>) bezieht nicht zuletzt hieraus ihre Plausi&shy;bili&shy;tät. Für Lacan ist entschei&shy;dend: „Statt in inte&shy;resse&shy;loser Distanz zu verhar&shy;ren, wird das Subjekt als sehen&shy;des und begeh&shy;rendes von den Bildern getrof&shy;fen“ (<bib id='Blümle & von der Heiden 2005a'></bib>: S. 9) - „getrof&shy;fen“, weil das Subjekt als Ange&shy;blicktes selbst zum Objekt unter ande&shy;ren wird.
 
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Diese Konzeption erlaubt es Lacan dann unter Hinzuziehung phänomenologischer Positionen (vgl. v.a. <bib id='Sartre 1943a'></bib>: S. 457-539) die Entwicklung des für eine Bildtheorie zentralen Konzepts der "Spaltung von Auge und Blick". Innerhalb der imaginären Ordnung verortet sich das Subjekt selbst über eine Verkennungsfunktion, die ihr Modell im Konzept des Spiegelstadiums hat. Für die soziale Subjektkonstitution ist jedoch nicht so sehr das eigene Sehen, sondern das Gesehen-Werden von entscheidender Bedeutung (vgl. <bib id='Lacan 1996a'></bib>: S. 73-112). Dieses Gesehen-Werden ist jener Blick, den Lacan in Anlehnung an Sartre vom Auge (im Sinne visueller Sinneswahrnehmung) abkoppelt. Die Attraktivität dieser Konzeption gerade für post-strukturalistische Theoriebildung besteht darin, dass die Blickverhältnisse von Intentionalitäten sehender Subjekte unabhängig sind und somit auch in Dingen (und damit auch Bildern) verortet werden können. Die Formel „Was wir sehen blickt uns an“ (vgl. <bib id='Didi-Huberman 1999a'></bib>) bezieht nicht zuletzt hieraus ihre Plausibilität. Für Lacan ist entscheidend: „Statt in interesseloser Distanz zu verharren, wird das Subjekt als sehendes und begehrendes von den Bildern getroffen“ (<bib id='Blümle & von der Heiden 2005a'></bib>: S. 9) - „getroffen“, weil das Subjekt als Angeblicktes selbst zum Objekt unter anderen wird.
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Hieraus resultiert schließlich Lacans Kritik an der frühneu&shy;zeitli&shy;chen Epis&shy;temo&shy;logie Des&shy;cartes’, die er exem&shy;plarisch in Form der [[Perspektive und Projektion|Zentral&shy;perspek&shy;tive]] verkör&shy;pert sieht. Was hier laut Lacan zuta&shy;ge tritt, ist eine zu einem Dispo&shy;sitiv geron&shy;nene Selbst&shy;ermäch&shy;tigungs&shy;phanta&shy;sie des Subjekts, dessen Ganzheits&shy;phantas&shy;ma sich im despo&shy;tischen Blick der Zentral&shy;perspek&shy;tive mani&shy;festiert. Das carte&shy;siani&shy;sche Subjekt setzt sich als Geome&shy;tral- und Perspek&shy;tivpunkt selbst in den blinden Fleck des zentral&shy;perspek&shy;tivi&shy;schen Bildes ein und bringt das Feld des Sehens dadurch in seine Gewalt. Die [[Anamorphose|Ana&shy;morpho&shy;se]] wiede&shy;rum subver&shy;tiert diese Bild&shy;ordnung mit den Mitteln der Zentral&shy;perspek&shy;tive und erin&shy;nert „im Vorbei&shy;gehen“ den Betrach&shy;ter an seinen chiasti&shy;schen Platz im Feld der Sichtbar&shy;keit – als gleichzei&shy;tig sehen&shy;des und gese&shy;henes Objekt unter ande&shy;ren, als Bildfunk&shy;tion:
 
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Hieraus resultiert schließlich Lacans Kritik an der frühneuzeitlichen Epistemologie Descartes’, die er exemplarisch in Form der Zentralperspektive verkörpert sieht. Was hier laut Lacan zutage tritt, ist eine zu einem Dispositiv geronnene Selbstermächtigungsphantasie des Subjekts, dessen Ganzheitsphantasma sich im despotischen Blick der Zentralperspektive manifestiert. Das cartesianische Subjekt setzt sich als Geometral- und Perspektivpunkt selbst in den blinden Fleck des zentralperspektivischen Bildes ein und bringt das Feld des Sehens dadurch in seine Gewalt. Die [[Anamorphose|Anamorphose]] wiederum subvertiert diese Bildordnung mit den Mitteln der Zentralperspektive und erinnert „im Vorbeigehen“ den Betrachter an seinen chiastischen Platz im Feld der Sichtbarkeit – als gleichzeitig sehendes und gesehenes Objekt unter anderen, als Bildfunktion: „Die Psychoanalyse Lacans bricht [...] mit einer cartesianischen Geometrie, der gemäß der Mensch als ›punctus subjectivus‹ einer ausgedehnten Gegenstandswelt gegenübersteht, ebenso wie mit dem metaphysischen Dualismus, dem gemäß das Objekt dasjenige sei, was vorgestellt wird und den Sinn affiziert.(<bib id='Runte 2005a'></bib>: S. 415-416) Zur psychoanalytisch motivierten Kritik der Zentralperspektive im Anschluss an Freud und Lacan siehe <bib id='Damisch 1987a'></bib>.
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:''Die Psychoanalyse Lacans bricht [...] mit einer carte&shy;siani&shy;schen Geo&shy;metrie, der gemäß der Mensch als ›punctus subjec&shy;tivus‹ einer ausge&shy;dehnten Gegen&shy;standswelt gegen&shy;über&shy;steht, eben&shy;so wie mit dem meta&shy;physi&shy;schen Dualis&shy;mus, dem gemäß das Objekt dasje&shy;nige sei, was vorge&shy;stellt wird und den Sinn affi&shy;ziert.'' (<bib id='Runte 2005a'></bib>: S. 415-&#8203;416)<ref>Zur psy&shy;cho&shy;ana&shy;ly&shy;tisch mo&shy;ti&shy;vier&shy;ten Kri&shy;tik der Zen&shy;tral&shy;per&shy;spek&shy;ti&shy;ve im An&shy;schluss an Freud und La&shy;can siehe <bib id='Damisch 1987a'>Da&shy;misch 1987a</bib>.</ref>
 
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Nach Reiche (vgl. <bib id='Reiche 2001a'></bib>) lassen sich fünf Wege der Anwendung ausmachen, auf dessen Pfaden eine psychoanalytisch orientierte Bildtheorie bisher verortet werden kann:
 
  
1. Der Einbau der Psychoanalyse in eine globale Kunsttheorie. Hiermit beschreibt Reiche die Integration psychoanalytischer Methoden und Denkfiguren in ein bereits existierendes Denkgebäude, wobei er qualitativ zwischen „gelungenen Assimilationen“ (ebd.: S. 26) und „äußerlichem Anbau“ (ebd.) unterscheidet.
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==Anwendungs&shy;felder==
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Nach Reiche (vgl. <bib id='Reiche 2001a'></bib>) lassen sich fünf Wege der Anwen&shy;dung ausma&shy;chen, auf dessen Pfaden eine psycho&shy;ana&shy;lytisch orien&shy;tierte Bild&shy;theorie bisher veror&shy;tet werden kann:  
  
2. „Ein psychopathographischer, über die Autorpsyche laufender Zugang“ (ebd.: S. 28). Jener Zugang, der in Freuds Leonardo-Studie sein Vorbild hat (s.o.), gilt heute als wissenschaftlich weitgehend diskreditiert und findet kaum mehr Anwendung.  
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1. Der Einbau der Psychoanalyse in eine globa&shy;le Kunst&shy;theorie. Hiermit beschreibt Reiche die Inte&shy;gration psycho&shy;ana&shy;lyti&shy;scher Metho&shy;den und Denkfi&shy;guren in ein bereits exis&shy;tieren&shy;des Denkge&shy;bäude, wobei er quali&shy;tativ zwischen „gelun&shy;genen Assi&shy;mila&shy;tionen“ (ebd.: S. 26) und „äußer&shy;lichem Anbau“ (ebd.) unter&shy;scheidet.  
  
3. In der Nachfolge von Phyllis Greenacre, Marion Milner und Donald W. Winnicott kann die therapeutische Situation selbst als ästhetisches Ensemble beschrieben werden. Da dieser Ansatz „nicht so sehr das Werk, als den Prozess seiner Erschaffung“ (ebd.: S. 28) in den Mittelpunkt stellt, werden hier Psychodynamiken der Werkgenese und damit Aspekte der Kreativität fokussiert.  
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2. „Ein psychopathographischer, über die Autor&shy;psyche laufen&shy;der Zugang“ (ebd.: S. 28). Jener Zugang, der in Freuds Leonar&shy;do-&#8203;Studie sein Vorbild hat (s.o.), gilt heute als wissen&shy;schaftlich weitge&shy;hend diskre&shy;ditiert und findet kaum mehr Anwen&shy;dung.  
  
4. Die „Gegenübetragungsthese“ hat insbesondere innerhalb der Filmwissenschaft eine lange Tradition und wurde von Alfred Lorenzer zu einer „tiefenhermeneutischen Kulturanalyse“ ausgebaut. Der aus der therapeutischen Praxis stammende Begriff der Gegenübertragung birgt allerdings nicht unbeträchtliche Risiken: „Die große Attraktion dieser Methode für alle Freunde der Psychoanalyse ist zugleich ihre Achillesverse: die je meinige Gefühlsantwort auf das Werk wird in den Mittelpunkt gestellt und als Gegenübertragung deklariert.“ (ebd.: S. 30)  
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3. In der Nachfolge von Phyllis Greenacre, Marion Milner und Donald W. Winni&shy;cott kann die thera&shy;peuti&shy;sche Situ&shy;ation selbst als ästhe&shy;tisches Ensem&shy;ble beschrie&shy;ben werden. Da dieser Ansatz „nicht so sehr das Werk, als den Prozess seiner Erschaf&shy;fung“ (ebd.: S. 28) in den Mittel&shy;punkt stellt, werden hier Psycho&shy;dyna&shy;miken der Werkge&shy;nese und damit Aspek&shy;te der Kreati&shy;vität fokus&shy;siert.
  
5. „Zugänge über die Form“ (ebd.: S. 32), welche von Reiche selbst favorisiert werden, nehmen im Falle Reiches ihren Ausgang sowohl von Freuds Bildtheorie der Traumarbeit als auch von jenen Formanalysen, die Freud in "Der Moses des Michelangelo" erprobt hat. Ob dabei jedoch von einer „Strukturanalogie von Traum und Kunstwerk“ (Ebd.: S. 34) auszugehen ist, muss dahingestellt bleiben.
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4. Die „Gegenübertragungs&shy;these“ hat insbe&shy;sonde&shy;re inner&shy;halb der Film&shy;wissen&shy;schaft eine lange Tradi&shy;tion und wurde von Alfred Loren&shy;zer zu einer „tiefen&shy;herme&shy;neuti&shy;schen Kultur&shy;ana&shy;lyse“ ausge&shy;baut. Der aus der thera&shy;peuti&shy;schen Praxis stammen&shy;de Begriff der Gegen&shy;über&shy;tragung birgt aller&shy;dings nicht unbe&shy;trächtli&shy;che Risi&shy;ken: „Die große Attrak&shy;tion dieser Metho&shy;de für alle Freunde der Psycho&shy;ana&shy;lyse ist zugleich ihre Achil&shy;lesver&shy;se: die je meini&shy;ge Gefühls&shy;antwort auf das Werk wird in den Mittel&shy;punkt gestellt und als Gegen&shy;über&shy;tragung dekla&shy;riert.(ebd.: S. 30)  
  
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5. „Zugänge über die Form“ (ebd.: S. 32), welche von Reiche selbst favo&shy;risiert werden, nehmen im Falle Reiches ihren Ausgang sowohl von Freuds Bild&shy;theorie der Traum&shy;arbeit als auch von jenen Form&shy;ana&shy;lysen, die Freud in «Der Moses des Michel&shy;ange&shy;lo» erprobt hat. Ob dabei jedoch von einer „Struktur&shy;ana&shy;logie von Traum und Kunst&shy;werk“ (ebd.: S. 34) auszu&shy;gehen ist muss dahin&shy;gestellt bleiben.
  
 
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* [[Perspektivik]]
 
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* [[Sehen]]
 
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 13:53 Uhr

Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze


Allgemeine Charakteris­tika psycho­ana­lyti­scher Bild­theorie

Im Gegensatz zu den Kunstwissen­schaften, die über umfang­reiche und gut doku­mentier­te psycho­ana­lytisch orien­tierte Theorie­tradi­tionen verfü­gen, stellen psycho­ana­lyti­sche Ansät­ze inner­halb der allge­meinen Bild­theorie bisher ein Forschungs­desi­derat im Spannungs­feld phäno­meno­logi­scher, femi­nisti­scher sowie post­struktu­ralis­tischer Zugänge dar. Als ‘psycho­ana­lytisch’ wird eine Bild­theorie zumeist dann charak­teri­siert, wenn sie sich unter Rückgriff auf klassi­sche psycho­ana­lyti­sche sowie ideo­logie- und diskurs­kriti­sche Theorie­ansät­ze mit den Blickver­hältnis­sen und Blickre­gimen beschäf­tigt, die sich in Bildern als Sympto­me eines vorgän­gigen Weltver­hältnis­ses mani­festie­ren. Dies schließt die sozi­ale Konsti­tution von Sichtbar­keit und Bildlich­keit eben­so ein wie das Verhält­nis von Wahrneh­mung und Affekt im Sinne einer Affekt­öko­nomie des Bildli­chen. Die für psycho­ana­lyti­sche Ansät­ze grundle­gende Denkfi­gur lautet: Bilder werden als Mani­festa­tionen laten­ter Sinnge­halte oder Welt-/​Macht-/​Seinsver­hältnis­se verstanden (Traum­ana­logie).

Die Psychoanalyse ist eine Mytho­graphie des Selbst, die das Unbe­wusste als einen Code bestimmt, der entschlüs­selt werden muss, um zum eigent­lichen Sinnge­halt durchzu­dringen. Die psycho­ana­lyti­sche Metho­de ist dabei zutiefst von der herme­neuti­schen Tradi­tion geprägt, die im zwanzig­sten Jahrhun­dert wiede­rum durch die Psycho­ana­lyse entschei­dende Impul­se erhal­ten hat (vgl. [Ricoeur 1974a]Literaturangabe fehlt.
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). Dieser Umstand trug während dieses Zeitab­schnitts eben­so zur enor­men Wirkung des psycho­ana­lyti­schen Denkens wie zu dessen “Nieder­gang” bei. Die Gründe für die verhält­nismä­ßig gerin­ge Sichtbar­keit psycho­ana­lyti­scher Ansät­ze inner­halb der heuti­gen bildwis­senschaft­lichen Forschung sind eben hierin zu suchen, denn als zutiefst herme­neutisch gepräg­te Metho­de und Theorie wider­spricht die Psycho­ana­lyse – welcher die Tendenz zuge­schrieben wird, die Phäno­mene stets als Sympto­me eines tiefer liegen­den, “eigent­lichen” Sinnge­halts zu beschrei­ben – medien­theore­tischen, phäno­meno­logi­schen, kogni­tionsthe­oreti­schen und/​oder poststruk­tura­listi­schen Prämis­sen bild­wissen­schaftli­cher Theorie­bildung zu Beginn des 21. Jahrhun­derts. Einer­seits scheint die Psycho­ana­lyse aufgrund ihres starken Fokus auf tiefen­herme­neuti­sche Aspek­te weitge­hend diskre­ditiert, ande­rerseits erfreu­en sich Ansät­ze vor allem Lacan’scher Prove­nienz konstan­ter Popu­lari­tät. Dieser Umstand spiegelt jene Bandbrei­te psycho­ana­lyti­scher Theorie­bildung wider, die bereits bei Freud ange­legt ist und die seitdem stetig erwei­tert wurde und wird.


Kernelemente psychoanalytischer Bild­theorie

Freud

Eine via regia zur Entschlüsselung unbe­wussten Sinns ist der Traum – oder genauer: die Traumar­beit, die von Sigmund Freud in dessen Traumdeu­tung (vgl.[Freud 1900a]Literaturangabe fehlt.
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) als ein Prozess darge­stellt wird, der sprachlich und propo­sitio­nal verfass­te „Traumge­danken“ in „Traum­bilder“ über­setzt. Diese Umfor­mung ist notwen­dig, da – Freuds Modell des psychi­schen Appa­rats zufol­ge – eine inner­psychi­sche Zensur den eigent­lichen Gehalt des Traumge­dankens nicht direkt, sondern nur in verschlüs­selter Form zugäng­lich machen kann (vgl. [Freud 1915a]Literaturangabe fehlt.
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, [Freud 1900a]Literaturangabe fehlt.
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). Diese verschlüs­selte Form ist dann zum Beispiel das Traumbild (ande­re Formen sind Witz, Verspre­cher und ande­re „Psycho­patho­logien des Alltags“ sowie die patho­logi­schen Zustän­de – Neuro­se, Psycho­se etc. –, die als solche laut Freud nur Zerrbil­der des psychi­schen Appa­rats in seinem “Normal­zustand” sind) und aus diesem Grund gibt es bereits in der Traumdeu­tung eine ausge­arbei­tete Bildtheo­rie, die darzu­stellen versucht, wie aus Traumge­danken (die für Freud gene­rell sprachlich verfasst sind) Bilder entste­hen. In zentra­len Kapi­teln der Traumdeu­tung wird daher beschrie­ben, wie die Traumar­beit mittels „Verdich­tung“ und „Verschie­bung“ ihre bildli­chen Gehal­te erzeugt und unter „Rücksicht auf Darstell­barkeit“ insze­niert (vgl. [Freud 1900a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 285ff., S. 309ff., S. 341ff.). Traumbil­der weisen eine hohe „Verdich­tungsquo­te“ auf, die laut Freud als solche „unbe­stimmbar“ sei (vgl. ebd.: S. 285).

Für Freud sind Träume eine in der Ordnung des Visu­ellen arbe­itende Auffüh­rungspra­xis des Unbe­wussten, in der es um „Verbild­lichung des abstrak­ten Gedan­kens“ (ebd.: S. 344) gehe. Zu diesem Zweck bedie­ne sich die Traumar­beit eines ganzen Arse­nals von Möglich­keiten, aus logi­schen Bezie­hungen Bilder zu model­lieren, die dann durch Entstel­lung, Verdich­tung und Verschie­bung für das „phantas­tische Geprä­ge“ (ebd.: S. 327) des Traums verant­wortlich seien. Logi­sche Verhält­nisse wie „Kausal­bezie­hung“, „Entwe­der-​Oder“ oder „Nachein­ander“ würden in der Traum­arbeit zu bestimm­ten Bildkon­stella­tionen verdich­tet, die dann die „Traumre­quisi­ten“ (ebd.: S. 339) bereit­stellten oder auch sich der Ausfor­mung ins Bildli­che verwei­gerten, sodass der Traum diesen Miss­stand durch weite­re Entstel­lung und Verschie­bung umge­hen müsse, um zur Darstel­lung zu gelan­gen. Bildtheo­retisch rele­vant bleibt auch Freuds Antwort auf die Frage, warum der Traumge­danke über­haupt der Bilder bedarf, um “zur Sprache” zu kommen. Dabei zeigt sich, dass es hier vor allem um Proble­me der Effi­zienz geht, also das Unbe­wusste die Tendenz zu haben scheint, große Poly­semie auf kleinsten Raum zu proji­zieren. Bilder scheinen zu diesem Zwecke ein geeig­nete­res Medium zu sein als Sprache:

Das Bildliche ist für den Traum darstel­lungsfä­hig, lässt sich in eine Situ­ation einfü­gen, wo der abstrak­te Ausdruck der Traumdar­stellung ähnli­che Schwierig­keiten berei­ten würde wie ein poli­tischer Leitartikel einer Zeitung der Illus­tration“ (ebd.: S. 342).

Das Bildliche ist gegenüber dem Begriff­lichen „anknüp­fungsrei­cher“ (ebd.: S. 343) und kommt damit Zensur und Verdich­tung entge­gen.

Neben jener impliziten Bildtheorie, die Bestand­teil der Traumdeu­tung ist, hat sich Freud zu verschie­denen Zeiten auch mit Bildnis­sen aus der Kunstge­schichte befasst. Hervor­zuhe­ben sind hier vor allem die Studien «Eine Kindheits­erin­nerung des Leonar­do Da Vinci» (vgl. [Freud 1910a]Literaturangabe fehlt.
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) und «Der Moses des Michel­ange­lo» (vgl. [Freud 1914a]Literaturangabe fehlt.
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). Von hier aus lassen sich zwei verschie­dene Zugangs­weisen einer psycho­ana­lyti­schen Bild­theorie im Anschluss an Freud rekon­struie­ren: Die an der Biogra­phie des Künstlers orien­tierte und von Freud soge­nannte Patho­graphie (Leonar­do-​Studie) und eine am Werk selbst ausge­richte­te Form­ana­lyse, welche vor dem Hinter­grund der Sichtbar­keit und Mate­riali­tät des jewei­ligen Bildnis­ses Rück­schlüsse auf Affekt­öko­nomie, Inten­tion und ästhe­tische Erfah­rung gewäh­ren soll (Moses-​Aufsatz).

Lacan

Jacques Lacan ist für jene Erneu­erung der Psycho­ana­lyse verant­wortlich, die im Zeichen struktu­ralis­tischer und post-​struktu­ralis­tischer Theorie bis heute von zentra­ler Bedeu­tung für die meisten film­wissen­schaftli­chen, kunst­histo­rischen und bild­theore­tischen Zugän­ge psycho­ana­lyti­scher Prove­nienz geblie­ben ist. Ihr Einfluss reicht von Louis Althus­sers Imple­mentie­rung psycho­ana­lyti­scher Theorie in eine marxis­tisch-​struktu­ralis­tische Metho­dik, die in Marx’ eige­ner Inter­preta­tionspra­xis eine Form von „sympto­mati­scher Lektü­re“ aufzu­zeigen versucht (vgl. [Althus­ser & Bali­bar 1972a]Literaturangabe fehlt.
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), über die für die Film­wissen­schaften entschei­denden Arbei­ten eines Christian Metz (vgl. [Metz 2000a]Literaturangabe fehlt.
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) oder Michel Chion (vgl. [Chion 1999a]Literaturangabe fehlt.
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) bis zu medien- und bild­wissen­schaftli­chen Ansät­zen (vgl. [Kittler 2002b]Kittler, Friedrich (2002).
Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. Berlin: Merve.

  Eintrag in Sammlung zeigen
, [Pfaller 2002a]Literaturangabe fehlt.
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, [Blümle & von der Heiden 2005a]Literaturangabe fehlt.
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und die dort enthal­tene Biblio­grafie) jünge­ren Datums. Lacan hat sich im Gegen­satz zu Freud von Anfang an mit Bildlich­keit, Optik und dem Feld des Sichtba­ren befasst. Eini­ge der wichtig­sten Grund­theore­me und Begrif­fe Lacans – etwa ‘Spiegel­stadium’, ‘Ima­ginä­res’, ‘Tableau’ – sind direkt der Optik und dem Feld des Sichtba­ren entnom­men und zu psycho­ana­lyti­schen Denkfi­guren transfor­miert worden. Lacans Theorie ist – darin dem Freud’schen Vorbild verpflich­tet – nicht nur eine Theorie des Psychi­schen, sondern immer auch eine philo­sophisch-​ethisch ausge­richte­te Kultur­theorie, in der Lacan stets eine ihm eige­ne struktu­ralis­tische Radi­kali­sierung klassisch psycho­ana­lyti­scher Posi­tionen mit philo­sophi­schen, natur­wissen­schaftli­chen, kunst­histo­rischen und epis­temo­logi­schen Ansät­zen (um nur eini­ge zu nennen) eng verkop­pelt.

Der Aufsatz «Das Spiegel­stadium als Bildner der Ich-​Funktion» (vgl. [Lacan 1949a]Literaturangabe fehlt.
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) beschreibt auf der Grundla­ge der Freud’schen Narzis­smus-​Theorie (vgl. [Freud 1914b]Literaturangabe fehlt.
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) eine Frühpha­se der Subjekt­konsti­tution, welche durch das früh­kindli­che Auftre­ten der drei Lacan’schen Ordnun­gen​ (»Reales«,​ »Symbolisches«,​ »Imaginäres«)​ gekenn­zeichnet ist. Das Spiegel­stadium bezeich­net dabei eine Phase inner­halb der Entwick­lung des Kleinkin­des, in der es sich zum ersten Mal im Spiegel zu erken­nen glaubt, wobei zentral ist, dass dieses Erken­nen von Lacan als ein Verken­nen konzi­piert ist, das ab diesem Zeitpunkt als „Drama“ ([Lacan 1949a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 67) das Subjekt für alle Zeiten bestim­men wird. Das Verken­nen besteht in dem Umstand, dass das Spiegel­bild dem Infans eine Inte­grität vorspie­gelt, die es aufgrund seines körper­lichen Entwick­lungssta­diums jedoch noch nicht hat. Lacan wird zeitle­bens von dieser Grundstruk­tur nicht ab­rücken und hier das Urdra­ma der Subjekt­werdung veror­ten. „Jubi­lato­risch“ ist die Aufnah­me des Spiegel­bildes deshalb, weil es das Gefühl der Ohnmacht und exis­tenziel­len Abhän­gigkeit suspen­diert und in einen ersten Akt der Selbster­mächti­gung mündet, welcher aller­dings illu­sorisch ist, da die fakti­sche Schwäche des kleinen Menschen ja dadurch nur kurzei­tig „verges­sen“, nicht jedoch abge­schafft wird. Das Medium dieser Suspen­sion ist das Bild und hierin wird dann die Film- und Bild­theorie einen wichti­gen Faktor der Faszi­nations­kraft des Bildli­chen ent­decken. Dies ist das erste Auftre­ten jener Ordnung, die Lacan ein paar Jahre später „das Ima­ginä­re“ nennen wird und die als der Bereich des „Bildes und der Vorstel­lung, der Täuschung und Enttäu­schung“ ([Evans 2002a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 146) gilt. Wichtig ist zu beto­nen, dass es sich hierbei nicht um eine „Phase“ handelt, die vom Subjekt über­wunden werden kann. Es geht nicht um eine Illu­sion, die abzu­schütteln wäre. Das Ima­ginä­re bleibt konsti­tutiv für das Subjekt und steht in einem perma­nenten psycho­dyna­mischen Austausch­verhält­nis mit dem Realen und dem Symbo­lischen. Das Ima­ginä­re ist wesent­lich für die Ich-​Konsti­tution im Sinne des Selbst­bildes (Ima­go) und bestimmt das Verhält­nis zum Ande­ren. Auf Lacan aufbau­end, hat Gilles De­leuze eine Theorie der "Bildwer­dung" ent­wickelt, die mit Mela­nie Klein Lacans Theorie bild­theore­tisch entschei­dend erwei­tert (vgl. [De­leuze 1993a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 231-​267).

Diese Konzeption erlaubt es Lacan dann unter Hinzu­ziehung phäno­meno­logi­scher Posi­tionen (vgl. v.a. [Sartre 1943a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 457-539) die Entwick­lung des für eine Bild­theorie zentra­len Konzepts der „Spaltung von Auge und Blick“. Innerhalb der ima­ginä­ren Ordnung veror­tet sich das Subjekt selbst über eine Verken­nungsfunk­tion, die ihr Modell im Konzept des Spiegel­stadiums hat. Für die sozi­ale Subjekt­konsti­tution ist jedoch nicht so sehr das eige­ne Sehen, sondern das Gese­hen-​Werden von entschei­dender Bedeu­tung (vgl. [Lacan 1996a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 73-​112). Dieses Gese­hen-​Werden ist jener Blick, den Lacan in Anleh­nung an Sartre vom Auge (im Sinne visu­eller Sinnes­wahrneh­mung) abkop­pelt. Die Attrak­tivi­tät dieser Konzep­tion gera­de für post-​struktu­ralis­tische Theorie­bildung besteht darin, dass die Blick­verhält­nisse von Inten­tiona­litä­ten sehen­der Subjek­te unab­hängig sind und somit auch in Dingen (und damit auch Bildern) veror­tet werden können. Die Formel „Was wir sehen blickt uns an“ (vgl. [Didi-​Huber­man 1999a]Didi-Huberman, Georges (1999).
Was wir sehen blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes. München: Fink.

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) bezieht nicht zuletzt hieraus ihre Plausi­bili­tät. Für Lacan ist entschei­dend: „Statt in inte­resse­loser Distanz zu verhar­ren, wird das Subjekt als sehen­des und begeh­rendes von den Bildern getrof­fen“ ([Blümle & von der Heiden 2005a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 9) - „getrof­fen“, weil das Subjekt als Ange­blicktes selbst zum Objekt unter ande­ren wird.

Hieraus resultiert schließlich Lacans Kritik an der frühneu­zeitli­chen Epis­temo­logie Des­cartes’, die er exem­plarisch in Form der Zentral­perspek­tive verkör­pert sieht. Was hier laut Lacan zuta­ge tritt, ist eine zu einem Dispo­sitiv geron­nene Selbst­ermäch­tigungs­phanta­sie des Subjekts, dessen Ganzheits­phantas­ma sich im despo­tischen Blick der Zentral­perspek­tive mani­festiert. Das carte­siani­sche Subjekt setzt sich als Geome­tral- und Perspek­tivpunkt selbst in den blinden Fleck des zentral­perspek­tivi­schen Bildes ein und bringt das Feld des Sehens dadurch in seine Gewalt. Die Ana­morpho­se wiede­rum subver­tiert diese Bild­ordnung mit den Mitteln der Zentral­perspek­tive und erin­nert „im Vorbei­gehen“ den Betrach­ter an seinen chiasti­schen Platz im Feld der Sichtbar­keit – als gleichzei­tig sehen­des und gese­henes Objekt unter ande­ren, als Bildfunk­tion:

Die Psychoanalyse Lacans bricht [...] mit einer carte­siani­schen Geo­metrie, der gemäß der Mensch als ›punctus subjec­tivus‹ einer ausge­dehnten Gegen­standswelt gegen­über­steht, eben­so wie mit dem meta­physi­schen Dualis­mus, dem gemäß das Objekt dasje­nige sei, was vorge­stellt wird und den Sinn affi­ziert. ([Runte 2005a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 415-​416)[1]


Anwendungs­felder

Nach Reiche (vgl. [Reiche 2001a]Literaturangabe fehlt.
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) lassen sich fünf Wege der Anwen­dung ausma­chen, auf dessen Pfaden eine psycho­ana­lytisch orien­tierte Bild­theorie bisher veror­tet werden kann:

1. Der Einbau der Psychoanalyse in eine globa­le Kunst­theorie. Hiermit beschreibt Reiche die Inte­gration psycho­ana­lyti­scher Metho­den und Denkfi­guren in ein bereits exis­tieren­des Denkge­bäude, wobei er quali­tativ zwischen „gelun­genen Assi­mila­tionen“ (ebd.: S. 26) und „äußer­lichem Anbau“ (ebd.) unter­scheidet.

2. „Ein psychopathographischer, über die Autor­psyche laufen­der Zugang“ (ebd.: S. 28). Jener Zugang, der in Freuds Leonar­do-​Studie sein Vorbild hat (s.o.), gilt heute als wissen­schaftlich weitge­hend diskre­ditiert und findet kaum mehr Anwen­dung.

3. In der Nachfolge von Phyllis Greenacre, Marion Milner und Donald W. Winni­cott kann die thera­peuti­sche Situ­ation selbst als ästhe­tisches Ensem­ble beschrie­ben werden. Da dieser Ansatz „nicht so sehr das Werk, als den Prozess seiner Erschaf­fung“ (ebd.: S. 28) in den Mittel­punkt stellt, werden hier Psycho­dyna­miken der Werkge­nese und damit Aspek­te der Kreati­vität fokus­siert.

4. Die „Gegenübertragungs­these“ hat insbe­sonde­re inner­halb der Film­wissen­schaft eine lange Tradi­tion und wurde von Alfred Loren­zer zu einer „tiefen­herme­neuti­schen Kultur­ana­lyse“ ausge­baut. Der aus der thera­peuti­schen Praxis stammen­de Begriff der Gegen­über­tragung birgt aller­dings nicht unbe­trächtli­che Risi­ken: „Die große Attrak­tion dieser Metho­de für alle Freunde der Psycho­ana­lyse ist zugleich ihre Achil­lesver­se: die je meini­ge Gefühls­antwort auf das Werk wird in den Mittel­punkt gestellt und als Gegen­über­tragung dekla­riert.“ (ebd.: S. 30)

5. „Zugänge über die Form“ (ebd.: S. 32), welche von Reiche selbst favo­risiert werden, nehmen im Falle Reiches ihren Ausgang sowohl von Freuds Bild­theorie der Traum­arbeit als auch von jenen Form­ana­lysen, die Freud in «Der Moses des Michel­ange­lo» erprobt hat. Ob dabei jedoch von einer „Struktur­ana­logie von Traum und Kunst­werk“ (ebd.: S. 34) auszu­gehen ist muss dahin­gestellt bleiben.

Anmerkungen
  1. Zur psy­cho­ana­ly­tisch mo­ti­vier­ten Kri­tik der Zen­tral­per­spek­ti­ve im An­schluss an Freud und La­can siehe [Da­misch 1987a]Damisch, Hubert (1987).
    L'origine de la perspective. Paris: Flammarion.

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    .
Literatur                             [Sammlung]

[Althus­ser & Bali­bar 1972a]:
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[Blümle & von der Heiden 2005a]:
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[Chion 1999a]:
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[Da­misch 1987a]: Damisch, Hubert (1987). L'origine de la perspective. Paris: Flammarion.

[De­leuze 1993a]:
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[Didi-​Huber­man 1999a]: Didi-Huberman, Georges (1999). Was wir sehen blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes. München: Fink. [Evans 2002a]:
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[Freud 1900a]:
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[Freud 1910a]:
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[Freud 1914a]:
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[Freud 1914b]:
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[Freud 1915a]:
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[Kittler 2002b]: Kittler, Friedrich (2002). Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. Berlin: Merve. [Lacan 1949a]:
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[Lacan 1996a]:
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[Metz 2000a]:
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[Pfaller 2002a]:
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[Reiche 2001a]:
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[Ricoeur 1974a]:
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[Runte 2005a]:
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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Markus Rautzenberg [25], Joerg R.J. Schirra [23], Mark A. Halawa [1] und Dimitri Liebsch [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Rautzenberg 2013g-a]Literaturangabe fehlt.
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[Althus­ser & Bali­bar 1972a]:
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[Blümle & von der Heiden 2005a]:
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