Sehen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Der Gesichtssinn<ref>Der fol&shy;gen&shy;de Bei&shy;trag stellt ei&shy;ni&shy;ge Ar&shy;gu&shy;men&shy;ten aus dem Buch <bib id='Schürmann 2008a'>Schür&shy;mann 2008</bib> vor.</ref>==
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Die Spezifik des Gesichtssinnes besteht in seiner Nähe zu Prozes&shy;sen des Verste&shy;hens, Denkens und Ausle&shy;gens. Sehen ist eine Tätig&shy;keit von [[Auge]] und Gehirn und wirft damit bewusst&shy;seinstheo&shy;reti&shy;sche Fragen auf.
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Zwei entschei&shy;dende Posi&shy;tionen der Philo&shy;sophie des 20. Jahrhun&shy;derts behan&shy;deln das Verhält&shy;nis von Visu&shy;ellem und Menta&shy;lem als ein praktisch untrenn&shy;bares Bezie&shy;hungsge&shy;füge, das in der theore&shy;tischen Beschrei&shy;bung jedoch ausein&shy;ander divi&shy;diert wird. Ludwig Wittgen&shy;stein und Martin Heideg&shy;ger kommen dabei zu weitge&shy;henden Über&shy;einstim&shy;mungen in ihren Ausfüh&shy;rungen dessen, was ein sinnvol&shy;ler Gebrauch des Wortes ‘Sehen’ sein kann.
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In seiner ununterbrochenen Bezie&shy;hung zum Menta&shy;len bezieht das Sehen sich nicht nur auf raumzeit&shy;lich Anwe&shy;sendes, sondern auch auf sinnlich Abwe&shy;sendes. Bereits einfa&shy;che wahrneh&shy;mungspsy&shy;cholo&shy;gische Expe&shy;rimente<ref>Ei&shy;nen um&shy;fang&shy;rei&shy;chen Über&shy;blick da&shy;r&shy;über gibt <bib id='Goldstein 1997a'>Gold&shy;stein 1997</bib></ref> zeigen, dass man eine Quali&shy;tät des [[Vorstellung|Vorstel&shy;lens]] im Sehen anneh&shy;men muss, um etwa ergän&shy;zendes Sehen erklä&shy;ren zu können. Je höher der Vorstel&shy;lungsgrad eines einzel&shy;nen Wahrneh&shy;mungsak&shy;tes ist, umso mehr sieht man, dass Kant Recht hatte, als er die [[Einbildungskraft|Einbil&shy;dungskraft]] eine „Ingre&shy;dienz der Wahrneh&shy;mung“ (<bib id='Kant 1968a'>Kant 1968</bib>: S. 89ff.) nannte. Wenn Vorge&shy;stelltes, Erwar&shy;tetes, Ergänz&shy;tes oder Gedeu&shy;tetes in die Wahrneh&shy;mungspra&shy;xis hinein&shy;spielen, bedeu&shy;tet das, dass sich etwas sinnlich Nicht-Gegen&shy;wärti&shy;ges ins Sichtba&shy;re einmischt.
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Was Wittgen&shy;stein unter den Begrif&shy;fen [[Weltbild, Lebensform|»Lebens&shy;form« und »Weltbild«]] beschrie&shy;ben hat, das fraglos Gege&shy;bene einer Kultur- und Sprachge&shy;meinschaft, „das Hinzu&shy;nehmen&shy;de“ (<bib id='Wittgenstein 1971a'>Wittgen&shy;stein 1971</bib>: S. 572) und das, was „jenseits von berech&shy;tigt und unbe&shy;rechtigt“ (<bib id='Wittgenstein 1984a'>Wittgen&shy;stein 1984</bib>: § 359) als ausge&shy;macht und sicher gilt, wirkt sich nicht nur auf den Sprachge&shy;brauch, sondern auch auf die Wahrneh&shy;mungsmög&shy;lichkei&shy;ten einer Zeit aus. Die Gesamt&shy;heit gelten&shy;der Normen und herrschen&shy;der Über&shy;zeugun&shy;gen, Sitten und Wertvor&shy;stellun&shy;gen, die die Praxis einer Kultur und Gesell&shy;schaft prägen, bilden deren Weltbild im Sinne eines „System[s] von Geglaub&shy;tem“ (A.a.O.: § 144) aus.
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Weltbilder im Sinne einer norma&shy;tiven “Hinter&shy;grundstrah&shy;lung” des Sprechens, Wahrneh&shy;mens und Handelns sind zugleich Voraus&shy;setzun&shy;gen und Produk&shy;te perzep&shy;tiver Welter&shy;schließung. Man könnte statt von ‘Weltbil&shy;dern’ auch von ‘Weltan&shy;schauungen’ reden<ref>Vgl. K. Jas&shy;pers, der Welt&shy;an&shy;schau&shy;un&shy;gen nach sinn&shy;lich-räum&shy;li&shy;chen, see&shy;lisch-kul&shy;tu&shy;rel&shy;len und me&shy;ta&shy;phy&shy;si&shy;schen Vor&shy;kom&shy;mens&shy;wei&shy;sen un&shy;ter&shy;schei&shy;det <bib id='Jaspers 1994a'>Jas&shy;pers 1994</bib></ref>, die in Einstel&shy;lungen, Verhal&shy;tenswei&shy;sen und norma&shy;tiven Orien&shy;tierun&shy;gen einer Kultur&shy;gemein&shy;schaft präsent sind.
  
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
 
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
 
 
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
 
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
 
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
 
 
 
 
 
=====Engere Begriffsbestimmung=====
 
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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==Wittgensteins »Aspekt&shy;sehen«==
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Mit dem vielzitierten Beispiel einer gezeich&shy;neten Gestalt, deren Kontu&shy;ren wahlwei&shy;se einen Hasen- oder einen Enten&shy;kopf<ref>Witt&shy;gen&shy;stein kann&shy;te die&shy;se Fi&shy;gur aus den Ar&shy;bei&shy;ten des ame&shy;ri&shy;ka&shy;ni&shy;schen Psy&shy;cho&shy;lo&shy;gen Jo&shy;seph Jas&shy;trow, der sei&shy;ne Über&shy;le&shy;gun&shy;gen da&shy;zu be&shy;reits 1899 ver&shy;öf&shy;fent&shy;lich&shy;te.</ref> sehen lässt, hat Wittgen&shy;stein das so genann&shy;te ''Aspektsehen'' beschrie&shy;ben, das er „halb Seher&shy;lebnis, halb ein Denken“ (<bib id='Wittgenstein 1971a'>Wittgen&shy;stein 1971</bib>: S. 525) nannte. Aspekt&shy;sehen ist ein seman&shy;tisches “Sehen-als”; ich sehe dabei etwas-als-etwas, nämlich die Strichfi&shy;gur als Hasen resp. als Ente. Beide Bedeu&shy;tungen sehe ich nicht “in die Strichfi&shy;gur hinein”, wie ich etwa Geogra&shy;phien in Wolken&shy;forma&shy;tionen hinein&shy;sehen kann, denn ich kann die Strichfi&shy;gur nicht als etwas Amor&shy;phes wahrneh&shy;men, ohne entwe&shy;der die eine oder die ande&shy;re Figur darin zu erken&shy;nen. Vielmehr hat das Sehen des Bildes zwei Möglich&shy;keiten: ''H'' oder ''E''. Die Amphi&shy;bolie von einem ins andere ist konsti&shy;tutiv für das Aspekt&shy;sehen. Es weist darin eine beden&shy;kenswer&shy;te Über&shy;einstim&shy;mung mit dem Darstel&shy;lungsse&shy;hen auf. Wenn man etwas Darge&shy;stelltes im Darstel&shy;lenden sieht, Greta Garbo als Mata Hari etwa, hält sich das Sehen inmit&shy;ten einer Diffe&shy;renz auf, die auch für das Aspekt&shy;sehen charak&shy;teristisch ist. Das Gesichts&shy;bild ändert sich nicht, wohl aber unsere Auffas&shy;sung von ihm.
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[[Kippbild|Kippfiguren]] sind daher weit über ihren Status als wahrneh&shy;mungspsy&shy;cholo&shy;gische Expe&shy;rimentier&shy;felder hinaus inte&shy;ressant für das Verhält&shy;nis von »Sehen«
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und
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»Deuten«,
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»Wahrnehmen« und
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»Vorstellen«.
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Wittgen&shy;stein fragt sich:
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:''Sehe ich jedesmal wirklich etwas ande&shy;res, oder deute ich nur, was ich sehe, auf verschie&shy;dene Weise? Ich bin geneigt, das erste zu sagen. Aber warum?'' (Ebd.: S. 550)
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Der Zuschreibungsakt ist phänomenal kein von der Perzep&shy;tion unter&shy;scheidba&shy;rer Vorgang. Das aber wäre notwen&shy;dig, um einen eigen&shy;ständi&shy;gen Wahrneh&shy;mungszu&shy;stand von einer schlussfol&shy;gernden Denk&shy;ope&shy;ration unter&shy;scheiden zu können<ref>In sei&shy;nem Kom&shy;men&shy;tar zu Witt&shy;gen&shy;steins Über&shy;le&shy;gun&shy;gen schreibt Thor&shy;sten Jant&shy;schek, Deu&shy;ten sei das Bil&shy;den ei&shy;ner An&shy;nah&shy;me über das Ge&shy;se&shy;he&shy;ne hin&shy;aus, aber wenn es so ein&shy;fach wä&shy;re, müss&shy;te man das Ge&shy;se&shy;he&shy;ne un&shy;ab&shy;hän&shy;gig von sei&shy;ner Deu&shy;tung be&shy;schrei&shy;ben kön&shy;nen (<bib id='Jantschek 1997a'>Jant&shy;schek 1997</bib>). Es gibt aber kein Bild un&shy;ab&shy;hän&shy;gig von sei&shy;ner Auf&shy;fas&shy;sung als Ha&shy;se oder En&shy;te. Wei&shy;ter führt uns dem&shy;nach die „Ein&shy;sicht, daß Den&shy;ken und Se&shy;hen (im&shy;mer schon) auf&shy;ein&shy;an&shy;der be&shy;zo&shy;gen sind und daß die&shy;se Be&shy;zie&shy;hung im Se&shy;hen-als zu&shy;ta&shy;ge tritt“. Ebd.: 319.</ref>. Das Aspekt&shy;sehen ist daher ein gutes Beispiel für die Untrenn&shy;barkeit von Wahrneh&shy;mung und Sinnbil&shy;dung: Ob ich die Kontu&shy;ren der Strichfi&shy;gur als Umris&shy;se eines Hasens oder einer Ente sehe, ist keine Frage einer nachträg&shy;lichen Urteils&shy;findung, sondern mit dem [[Theorien der visuellen Wahrnehmung|visu&shy;ellen Erfas&shy;sen]] ist sogleich der Eindruck dieser oder jener Figur gege&shy;ben. Es ähnelt auch darin dem Bilder&shy;sehen. Wir „sehen sie, wie wir sie deuten.“ (<bib id='Wittgenstein 1971a'>Wittgen&shy;stein 1971</bib>: S. 519).
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Das Beispiel macht insofern nur auf beson&shy;ders griffi&shy;ge Weise deutlich, dass Sehen oft bedeu&shy;tet, [[Perspektivik|Perspek&shy;tiven]] einzu&shy;nehmen, aus denen heraus etwas als ''x'' und nicht als ''y'' erscheint. Dinge haben und veran&shy;lassen verschie&shy;dene Ansich&shy;ten, was sie sind oder nicht sind, ist notwen&shy;dig perspek&shy;tivisch bedingt und auffas&shy;sungsab&shy;hängig.
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Im Unter&shy;schied zu arbit&shy;rär vielen Sichtwei&shy;sen sind Hasen- und Enten&shy;kopf aber beide gleicher&shy;maßen gege&shy;bene Sehmög&shy;lichkei&shy;ten und als solche keines&shy;wegs belie&shy;big.
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Indem Wittgenstein nun nach einem Krite&shy;rium sucht für das, was ‘eigent&shy;liches Sehen’ genannt werden könnte, gerät er an die Grenzen des Sprachge&shy;brauchs:
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:''‘Das ist doch kein Sehen!’ – ‘Das ist doch ein Sehen!’ – Beide müssen sich begriff&shy;lich rechtfer&shy;tigen lassen. [...] Inwie&shy;fern ist es ein Sehen?“ (Ebd.: 324f.)
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Die Schwierigkeiten sind solche der Beschrei&shy;bungsspra&shy;che, denn um diese Form des Sehens-als zu beschrei&shy;ben, muss man so etwas wie eine erste Ebene basa&shy;ler Sinnes&shy;wahrneh&shy;mung zugrun&shy;de legen, auch wenn die Pointe des Aspekt&shy;sehens gerade darin liegt, dass Visu&shy;elles und Menta&shy;les nicht getrennt vonein&shy;ander vorkom&shy;men. Sie sind ge&shy;wisser&shy;maßen zugleich getrennt und unge&shy;trennt, weil man einer&shy;seits Akte respon&shy;siver Kenntnis&shy;nahme von Akten logi&shy;schen Schließens oder narra&shy;tiven Deutens gene&shy;rell unter&shy;scheiden kann, ande&shy;rerseits aber kein sinnli&shy;ches Rohma&shy;terial perzi&shy;piert, sondern eine je bedeu&shy;tungshaft orga&shy;nisierte Wahrneh&shy;mung hat.
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Thomas Kuhn hat abrupte Paradigmen&shy;wechsel inner&shy;halb der Wissen&shy;schaftsent&shy;wicklung als ‘Sehen-als’ bezeich&shy;net. Nach einer wissen&shy;schaftli&shy;chen Revo&shy;lution werde die Welt ‘als etwas ande&shy;res gesehen’. „Was in der Welt des Wissen&shy;schaftlers vor der Revo&shy;lution Ente (sic) waren, sind nachher Kanin&shy;chen“ (<bib id='Kuhn 1973a'>Kuhn 1973</bib>: S. 123). ‘Anders&shy;sehen’ heißt in diesem Zusam&shy;menhang folglich ‘im Rahmen ande&shy;rer Theorie&shy;gebäu&shy;de sehen’<ref>Ju&shy;dith Ge&shy;no&shy;va ver&shy;steht Witt&shy;gen&shy;steins gan&shy;zes Phi&shy;lo&shy;so&shy;phie&shy;ren als me&shy;tho&shy;disch prak&shy;ti&shy;zier&shy;tes As&shy;pekt&shy;se&shy;hen, um an&shy;ders als ge&shy;wöhn&shy;lich wahr&shy;neh&shy;men zu kön&shy;nen; <bib id='Genova 1995a'>Ge&shy;no&shy;va 1995a</bib></ref>.
  
  
=====optional Beispiele=====
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==Heideggers »Ausle&shy;gen«==
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Martin Heidegger hat die Untrennbar&shy;keit von »Denken«
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und »Sehen«
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als
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»Ausle&shy;gen«
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erläu&shy;tert. Heideg&shy;ger schreibt, die Auffas&shy;sung,
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:
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:''zunächst ist ein pures Vorhan&shy;denes erfah&shy;ren, das dann als Tür, als Haus aufge&shy;faßt wird [...] wäre ein Mißver&shy;ständnis der spezi&shy;fischen Erschlie&shy;ßungsfunk&shy;tion der Ausle&shy;gung'' (<bib id='Heidegger 2006a'>Heideg&shy;ger 2006</bib>: S. 150).
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Bereits das “schlichte Sehen” trage diese „Ausle&shy;gungsstruk&shy;tur [...] ursprüng&shy;lich in sich“, alles ande&shy;re sei verständ&shy;nislo&shy;ses „Anstar&shy;ren“ (ebd.: S. 149). Ein “als-freies” Erfas&shy;sen sei weder eine ursprüng&shy;liche Form von Wahrneh&shy;mung, noch ein sinnvol&shy;ler Gebrauch des Begriffs »Sehens«, sondern eine leere Abstrak&shy;tion bzw. eine künstlich abge&shy;leite&shy;te Priva&shy;tionsform verste&shy;hender, ausle&shy;gender Weltwahr&shy;nehmung. Ausle&shy;gung sei nicht das nachträg&shy;liche Verlei&shy;hen einer Bedeu&shy;tung über “an sich” Bedeu&shy;tungslo&shy;ses, sondern lege die Bewandt&shy;nisganz&shy;heit des Weltver&shy;stehens aus.
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Wie jede Welterschließung ist das Ausle&shy;gen ein Verste&shy;henspro&shy;zess von zirku&shy;lärer Voraus&shy;setzungs&shy;haftig&shy;keit: Die Ausle&shy;gung von etwas-als-etwas gründet in einem Vorgriff auf eine bestimm&shy;te Grundbe&shy;grifflich&shy;keit, für die sie sich endgül&shy;tig oder vorbe&shy;haltlich immer schon entschie&shy;den hat. „Ausle&shy;gung ist nie ein voraus&shy;setzungs&shy;loses Erfas&shy;sen eines Vorge&shy;gebenen.“ (ebd.: S.150)‘Vorver&shy;stehen’ bezeich&shy;net die herme&shy;neuti&shy;sche Struktur einer jewei&shy;ligen kultu&shy;rell und histo&shy;risch beding&shy;ten Dispo&shy;sition des Verste&shy;henden. Wenn man sich auf etwas “Gege&shy;benes” beru&shy;fe, so sei dieses (in Heideg&shy;gers Beispiel der auszu&shy;legen&shy;de Text) „nichts anderes als die selbstver&shy;ständli&shy;che, undis&shy;kutier&shy;te Vormei&shy;nung des Ausle&shy;gers“(ebd.).
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Durchaus vergleichbar also mit dem »Weltbild« bei Wittgen&shy;stein entschei&shy;det in der herme&shy;neuti&shy;schen Konzep&shy;tion das Vorver&shy;stehen darü&shy;ber, wie und als was etwas Sichtba&shy;res gese&shy;hen werden kann. Das Sichtba&shy;re ist stets nur unter den Bedin&shy;gungen der „Vor-Struktur des Verste&shy;hens und der Als-Struktur der Ausle&shy;gung“ (ebd.) sichtbar. Die Als-Struktur ist eben&shy;so dem Bewusst&shy;sein geschul&shy;det, das gerich&shy;tet ist und etwas-als-etwas wahrnimmt, wie auch dem Sichtba&shy;ren selbst, das sich stets als-etwas zeigt, nämlich im Lichte einer Situ&shy;ation und vor dem Hinter&shy;grund unsicht&shy;barer Rahmen&shy;fakto&shy;ren, wie sie durch Geschich&shy;te, Kultur und Gesell&shy;schaft konsti&shy;tuiert werden.
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Welche Sicht ich einnehmen kann, hängt von Hinsicht&shy;nahmen des Vorver&shy;stehens ab: Die Umsicht des Besor&shy;gens, die Rücksicht der Fürsor&shy;ge stellen weit entfernt davon, nur bildhaf&shy;te Aus&shy;drücke zu sein, exis&shy;tentiel&shy;le Sichtwei&shy;sen dar, Synthe&shy;sen von Denken und [[Anschauung|Anschau&shy;ung]]. Was Heideg&shy;ger als ‘ausle&shy;gendes Sehen’ bezeich&shy;net, ist eine Form aisthe&shy;tischer Welter&shy;schließung, die in herme&shy;neuti&shy;schen und inter&shy;preta&shy;tiven Vollzü&shy;gen besteht, in denen man Bekann&shy;tes auf Neues appli&shy;ziert, es in einen [[Horizont|Hori&shy;zont]] einord&shy;net, Gegen&shy;wärtiges vernimmt und durch Hinzu&shy;erfun&shy;denes ergänzt. Es ist inso&shy;fern rezep&shy;tiv und projek&shy;tiv zugleich.
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
  
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==»Sehen« als absolute Meta&shy;pher==
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Nicht zufällig deutet der Sprachge&shy;brauch des ‘Sehen’s und seiner Kompo&shy;sita auf eine Intel&shy;ligi&shy;bili&shy;tät des Gesichts&shy;sinnes, die schwerlich nur als verblass&shy;te Sprachliche [[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|Meta&shy;phorik]] abzu&shy;tun ist: Der genaue [[Beobachtung|Beobach&shy;ter]] verschafft sich einen ''Durchblick'' oder gelangt zu einer ''Einsicht''; das ''Anse&shy;hen'' einer Person ent&shy;wickelt sich nicht unab&shy;hängig von dem ''Anblick'', den sie bietet; welche ''Sicht'' man auf die Dinge einnimmt, hängt davon ab, wie sehr man sie ''über&shy;schaut'' oder wovon man ''absieht''; jemand wirft mir einen ''sprechen&shy;den Blick'' zu, der zu sagen scheint: ''‘Sieh dich vor!’'' — Wollte man das alles nur als über&shy;trage&shy;ne Rede&shy;weise disqua&shy;lifi&shy;zieren, spräche man nicht nur der Sprache jeden philo&shy;sophi&shy;schen Eigen&shy;sinn ab, sondern verkenn&shy;te vor allem die Unver&shy;meidlich&shy;keit, ja Unhin&shy;tergeh&shy;barkeit ihrer Meta&shy;phori&shy;zität. Von all den beschrie&shy;benen Vorgän&shy;gen lässt sich nicht mit Bestimmt&shy;heit sagen, was an den damit verbun&shy;denen Tätig&shy;keiten des Schauens, Blickens oder Beobach&shy;tens im enge&shy;ren Sinne sinnlich ist. So schwierig Worte wie ‘Augen&shy;blick’ oder ‘Anschau&shy;ung’ in ande&shy;re Sprachen zu über&shy;setzen sind, so wenig ist die Sinnfäl&shy;ligkeit von Worten wie ‘Einblick’ oder ‘Gesichts&shy;punkt’ ersetz&shy;bar durch eindeu&shy;tige&shy;re Bezeich&shy;nungen. Diese Worte bezeich&shy;nen nichts Para&shy;phrasier&shy;bares und sind kein Orna&shy;ment von etwas, das sich auch einfa&shy;cher sagen ließe.
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Mit Blumenberg wird man das Sehen daher durchaus als ‘eine abso&shy;lute Meta&shy;pher’ bezeich&shy;nen und sagen dürfen, dass die verba viden&shy;di für „die logi&shy;sche Verle&shy;genheit [...] ein&shy;spring[en]“ (<bib id='Blumenberg 1999a'>Blumen&shy;berg 1999</bib>: S.10ff.<ref>Zu&shy;erst in: ''Ar&shy;chiv für Be&shy;griffs&shy;ge&shy;schich&shy;te'' 6 (1960), 7-142.</ref>), in die das Denken gerät, wenn es das Verhält&shy;nis von »Sicht« und »Einsicht« bzw. von »Sehen« und »Sehwei&shy;sen« erklären soll. Von der meta&shy;phori&shy;schen Rede übers Sehen lässt sich kein eindeu&shy;tiger, “eigent&shy;licher” Begriff abkop&shy;peln. Vielmehr ist die figür&shy;liche Rede Indiz einer Problem&shy;lage und ihre Unver&shy;meidlich&shy;keit verdient Beach&shy;tung,<ref>Ralf Ko&shy;ners&shy;mann hat ei&shy;nen ähn&shy;li&shy;chen Ge&shy;dan&shy;ken für die Me&shy;ta&shy;pher des Spie&shy;gels durch&shy;ge&shy;spielt, wel&shy;che ge&shy;ra&shy;de in ih&shy;rer ter&shy;mi&shy;no&shy;lo&shy;gi&shy;schen Un&shy;fi&shy;xier&shy;bar&shy;keit das ge&shy;eig&shy;ne&shy;te Dar&shy;stel&shy;lungs&shy;me&shy;di&shy;um für die Un&shy;greif&shy;bar&shy;keit der Sub&shy;jek&shy;ti&shy;vi&shy;tät in ih&shy;rer sich selbst ent&shy;zo&shy;ge&shy;nen Ge&shy;ge&shy;ben&shy;heits&shy;wei&shy;se ist (<bib id='Konersmann 1991a'>Ko&shy;ners&shy;mann 1991</bib>).</ref> verweist sie doch darauf, dass die Reduk&shy;tion des »Sehens« auf »Sinnes&shy;wahrneh&shy;mung« nur ein Moment eines holis&shy;tischen Tätig&shy;keitszu&shy;sammen&shy;hangs künstlich iso&shy;liert. Die Meta&shy;phori&shy;zität des Begriffs&shy;feldes stellt selbst eine sinnfäl&shy;lige “Sicht” vom Sehen dar. Dieses steht unaus&shy;gesetzt im Konno&shy;tations&shy;feld des »Verste&shy;hens«, es ist “buchstäb&shy;lich” die Bewe&shy;gung einer Ein-Sicht, welche weder rein aisthe&shy;tisch, noch rein mental verfasst sein kann. Es ist eine Weise der Welter&shy;schließung, eine aisthe&shy;tische Weise, deren ästhe&shy;tische und ima&shy;ginie&shy;rende Ausgrif&shy;fe im Einzel&shy;nen zu unter&shy;suchen sind. Einem holis&shy;tischen Verständ&shy;nis der Wahrneh&shy;mungspra&shy;xis nach können Tätig&shy;keiten des »Sich-Vor-Sehens« oder des »Durchschau&shy;ens« keine nur bildli&shy;chen Redens&shy;arten bezeich&shy;nen. Eben&shy;so wenig können sie freilich “schlichte”, “reine” oder “basa&shy;le” perzep&shy;tive Vorgän&shy;ge sein, denn die Annah&shy;me solcher Vorgän&shy;ge ist selbst bereits ein irre&shy;führen&shy;der Sprachge&shy;brauch. Als ins Prakti&shy;sche ver&shy;strickte Weisen, sich zu sich selbst und den anderen zu verhal&shy;ten, sind solche [[Exkurs:Handlungen|Tätig&shy;keiten]] aisthe&shy;tisch und epis&shy;temisch zugleich, sie sind an die Augen&shy;tätigkeit gebun&shy;den, ohne sich darin zu erschöp&shy;fen.
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Zwar kann es Einzelfälle eines vornehm&shy;lich meta&shy;phori&shy;schen Sprachge&shy;brauchs vom »Sehen« geben: Um zu “sehen”, was du meinst, muss mir nicht notwen&shy;dig etwas Sichtba&shy;res vor Augen stehen; das “Anse&shy;hen” einer Person ist selbst nichts sinnlich Gege&shy;benes etc. Aber solche vergleichs&shy;weise eindeu&shy;tigen Fälle sind gegen&shy;über den vielschich&shy;tigen Vernet&shy;zungen des Aisthe&shy;tischen und des Menta&shy;len eher die Ausnah&shy;me als die Regel. Ungleich häufi&shy;ger ''sieht'' man jeman&shy;dem regelrecht ''an'', dass er etwas sagen will, hängt das “Anse&shy;hen” einer Person mit ihrem ''sichtba&shy;ren Erschei&shy;nungsbild'' zusam&shy;men usw.
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Es scheint daher nicht nur sinnvoll, sondern regel&shy;recht gebo&shy;ten, davon auszu&shy;gehen, dass es nicht ''bloß meta&shy;phorisch'' ist, wenn man sagt, man ''sehe sich vor'', man ''revi&shy;diere'' etwas, etwas ''zeige sich in einem gewis&shy;sen Licht'', sehe von bestimm&shy;ten “viewpoints” – Chlade&shy;nius’ ‘Sehe-Punckte’ (<bib id='Chladenius 1742a'>Chlade&shy;nius 1742</bib>), die früher ‘Standpunk&shy;te’ (<bib id='Röttgers 1994a'>Röttgers 1994</bib>) waren, – so aus etc. Jenseits dieser Sprachbil&shy;der ist kein eigent&shy;licher Begriff des »Sehens« zu haben, so der Befund.
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Übrigens erfährt diese Sicht auch von ana&shy;lyti&shy;scher Seite Unter&shy;stützung, wenn der Bewusst&shy;seinstheo&shy;retiker Colin McGinn etwas Ähnli&shy;ches mit dem entfal&shy;tet, was er ‘Mindsight’ (<bib id='McGinn 2004a'>McGinn 2004</bib>) nennt. Obwohl er sich mit einer Liste von Diffe&shy;renzkri&shy;terien zur Unter&shy;scheidung von Wahrneh&shy;mungen (percepts) und Vorstel&shy;lungen (images) der Sicht Sartres anschließt, dass beide nicht nur gradu&shy;ell, sondern prinzi&shy;piell verschie&shy;den sind, kommt er im zweiten Kapi&shy;tel seiner Studie auf ein “geisti&shy;ges Auge” zu sprechen, das keine meta&shy;phori&shy;sche Rede&shy;weise sei:
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:''I shall argue, that [...] the phrase ‘the mind’s eye’ is not meta&shy;phorical. It is liter&shy;ally true that we see with our mind.'' (ebd.: S.42)
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Im dritten Kapitel bespricht er eine Hybridform von “körper&shy;lichem” („a ‘with the body’ kind of seeing“) und “geisti&shy;gem” Sehen, das er ‘imagi&shy;native seeing’ nennt. Dieses umfasst „the seeing of aspects, the seeing of pic&shy;tures, and imagi&shy;nation-driven percep&shy;tual distor&shy;tions.'' (Ebd.: S. 49)
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Gewissermaßen gegen seinen ursprüng&shy;lichen Ausgangs&shy;punkt, nämlich gegen die Annah&shy;me einer strikten, ana&shy;lyti&shy;schen Trennbar&shy;keit von Wahrneh&shy;mungen und Vorstel&shy;lungen, kommt McGinn zu der Einsicht, dass die Dicho&shy;tomien praktisch kolla&shy;bieren, denn es gibt eines Visu&shy;alität von Vorstel&shy;lungen und eine Bildlich&shy;keit von Wahrneh&shy;mungen, die sich der prinzi&shy;piellen Sepa&shy;rierung entzie&shy;hen.
  
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* [[Beobachtung]]
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* [[Blick]]
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* [[Einbildungskraft]]
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* [[Horizont]]
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* [[Kippbild]]
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* [[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie]]
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* [[Perspektivik]]
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* [[Sehendes Sehen]]
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* [[Theorien der visuellen Wahrnehmung]]
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* [[Vorstellung]]
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* [[Weltbild]]
  
 
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 13:57 Uhr

Unterpunkt zu: Grundbegriffe der Bildlichkeit


Der Gesichtssinn[1]

Die Spezifik des Gesichtssinnes besteht in seiner Nähe zu Prozes­sen des Verste­hens, Denkens und Ausle­gens. Sehen ist eine Tätig­keit von Auge und Gehirn und wirft damit bewusst­seinstheo­reti­sche Fragen auf. Zwei entschei­dende Posi­tionen der Philo­sophie des 20. Jahrhun­derts behan­deln das Verhält­nis von Visu­ellem und Menta­lem als ein praktisch untrenn­bares Bezie­hungsge­füge, das in der theore­tischen Beschrei­bung jedoch ausein­ander divi­diert wird. Ludwig Wittgen­stein und Martin Heideg­ger kommen dabei zu weitge­henden Über­einstim­mungen in ihren Ausfüh­rungen dessen, was ein sinnvol­ler Gebrauch des Wortes ‘Sehen’ sein kann.

In seiner ununterbrochenen Bezie­hung zum Menta­len bezieht das Sehen sich nicht nur auf raumzeit­lich Anwe­sendes, sondern auch auf sinnlich Abwe­sendes. Bereits einfa­che wahrneh­mungspsy­cholo­gische Expe­rimente[2] zeigen, dass man eine Quali­tät des Vorstel­lens im Sehen anneh­men muss, um etwa ergän­zendes Sehen erklä­ren zu können. Je höher der Vorstel­lungsgrad eines einzel­nen Wahrneh­mungsak­tes ist, umso mehr sieht man, dass Kant Recht hatte, als er die Einbil­dungskraft eine „Ingre­dienz der Wahrneh­mung“ ([Kant 1968]Literaturangabe fehlt.
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: S. 89ff.) nannte. Wenn Vorge­stelltes, Erwar­tetes, Ergänz­tes oder Gedeu­tetes in die Wahrneh­mungspra­xis hinein­spielen, bedeu­tet das, dass sich etwas sinnlich Nicht-Gegen­wärti­ges ins Sichtba­re einmischt.

Was Wittgen­stein unter den Begrif­fen »Lebens­form« und »Weltbild« beschrie­ben hat, das fraglos Gege­bene einer Kultur- und Sprachge­meinschaft, „das Hinzu­nehmen­de“ ([Wittgen­stein 1971]Wittgenstein, Ludwig (1971).
Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

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: S. 572) und das, was „jenseits von berech­tigt und unbe­rechtigt“ ([Wittgen­stein 1984]Literaturangabe fehlt.
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: § 359) als ausge­macht und sicher gilt, wirkt sich nicht nur auf den Sprachge­brauch, sondern auch auf die Wahrneh­mungsmög­lichkei­ten einer Zeit aus. Die Gesamt­heit gelten­der Normen und herrschen­der Über­zeugun­gen, Sitten und Wertvor­stellun­gen, die die Praxis einer Kultur und Gesell­schaft prägen, bilden deren Weltbild im Sinne eines „System[s] von Geglaub­tem“ (A.a.O.: § 144) aus.

Weltbilder im Sinne einer norma­tiven “Hinter­grundstrah­lung” des Sprechens, Wahrneh­mens und Handelns sind zugleich Voraus­setzun­gen und Produk­te perzep­tiver Welter­schließung. Man könnte statt von ‘Weltbil­dern’ auch von ‘Weltan­schauungen’ reden[3], die in Einstel­lungen, Verhal­tenswei­sen und norma­tiven Orien­tierun­gen einer Kultur­gemein­schaft präsent sind.


Wittgensteins »Aspekt­sehen«

Mit dem vielzitierten Beispiel einer gezeich­neten Gestalt, deren Kontu­ren wahlwei­se einen Hasen- oder einen Enten­kopf[4] sehen lässt, hat Wittgen­stein das so genann­te Aspektsehen beschrie­ben, das er „halb Seher­lebnis, halb ein Denken“ ([Wittgen­stein 1971]Wittgenstein, Ludwig (1971).
Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

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: S. 525) nannte. Aspekt­sehen ist ein seman­tisches “Sehen-als”; ich sehe dabei etwas-als-etwas, nämlich die Strichfi­gur als Hasen resp. als Ente. Beide Bedeu­tungen sehe ich nicht “in die Strichfi­gur hinein”, wie ich etwa Geogra­phien in Wolken­forma­tionen hinein­sehen kann, denn ich kann die Strichfi­gur nicht als etwas Amor­phes wahrneh­men, ohne entwe­der die eine oder die ande­re Figur darin zu erken­nen. Vielmehr hat das Sehen des Bildes zwei Möglich­keiten: H oder E. Die Amphi­bolie von einem ins andere ist konsti­tutiv für das Aspekt­sehen. Es weist darin eine beden­kenswer­te Über­einstim­mung mit dem Darstel­lungsse­hen auf. Wenn man etwas Darge­stelltes im Darstel­lenden sieht, Greta Garbo als Mata Hari etwa, hält sich das Sehen inmit­ten einer Diffe­renz auf, die auch für das Aspekt­sehen charak­teristisch ist. Das Gesichts­bild ändert sich nicht, wohl aber unsere Auffas­sung von ihm.

Kippfiguren sind daher weit über ihren Status als wahrneh­mungspsy­cholo­gische Expe­rimentier­felder hinaus inte­ressant für das Verhält­nis von »Sehen«  und »Deuten«, »Wahrnehmen« und »Vorstellen«. Wittgen­stein fragt sich:

Sehe ich jedesmal wirklich etwas ande­res, oder deute ich nur, was ich sehe, auf verschie­dene Weise? Ich bin geneigt, das erste zu sagen. Aber warum? (Ebd.: S. 550)
Der Zuschreibungsakt ist phänomenal kein von der Perzep­tion unter­scheidba­rer Vorgang. Das aber wäre notwen­dig, um einen eigen­ständi­gen Wahrneh­mungszu­stand von einer schlussfol­gernden Denk­ope­ration unter­scheiden zu können[5]. Das Aspekt­sehen ist daher ein gutes Beispiel für die Untrenn­barkeit von Wahrneh­mung und Sinnbil­dung: Ob ich die Kontu­ren der Strichfi­gur als Umris­se eines Hasens oder einer Ente sehe, ist keine Frage einer nachträg­lichen Urteils­findung, sondern mit dem visu­ellen Erfas­sen ist sogleich der Eindruck dieser oder jener Figur gege­ben. Es ähnelt auch darin dem Bilder­sehen. Wir „sehen sie, wie wir sie deuten.“ ([Wittgen­stein 1971]Wittgenstein, Ludwig (1971).
Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

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: S. 519).

Das Beispiel macht insofern nur auf beson­ders griffi­ge Weise deutlich, dass Sehen oft bedeu­tet, Perspek­tiven einzu­nehmen, aus denen heraus etwas als x und nicht als y erscheint. Dinge haben und veran­lassen verschie­dene Ansich­ten, was sie sind oder nicht sind, ist notwen­dig perspek­tivisch bedingt und auffas­sungsab­hängig. Im Unter­schied zu arbit­rär vielen Sichtwei­sen sind Hasen- und Enten­kopf aber beide gleicher­maßen gege­bene Sehmög­lichkei­ten und als solche keines­wegs belie­big.

Indem Wittgenstein nun nach einem Krite­rium sucht für das, was ‘eigent­liches Sehen’ genannt werden könnte, gerät er an die Grenzen des Sprachge­brauchs:

‘Das ist doch kein Sehen!’ – ‘Das ist doch ein Sehen!’ – Beide müssen sich begriff­lich rechtfer­tigen lassen. [...] Inwie­fern ist es ein Sehen?“ (Ebd.: 324f.)

Die Schwierigkeiten sind solche der Beschrei­bungsspra­che, denn um diese Form des Sehens-als zu beschrei­ben, muss man so etwas wie eine erste Ebene basa­ler Sinnes­wahrneh­mung zugrun­de legen, auch wenn die Pointe des Aspekt­sehens gerade darin liegt, dass Visu­elles und Menta­les nicht getrennt vonein­ander vorkom­men. Sie sind ge­wisser­maßen zugleich getrennt und unge­trennt, weil man einer­seits Akte respon­siver Kenntnis­nahme von Akten logi­schen Schließens oder narra­tiven Deutens gene­rell unter­scheiden kann, ande­rerseits aber kein sinnli­ches Rohma­terial perzi­piert, sondern eine je bedeu­tungshaft orga­nisierte Wahrneh­mung hat.

Thomas Kuhn hat abrupte Paradigmen­wechsel inner­halb der Wissen­schaftsent­wicklung als ‘Sehen-als’ bezeich­net. Nach einer wissen­schaftli­chen Revo­lution werde die Welt ‘als etwas ande­res gesehen’. „Was in der Welt des Wissen­schaftlers vor der Revo­lution Ente (sic) waren, sind nachher Kanin­chen“ ([Kuhn 1973]Literaturangabe fehlt.
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: S. 123). ‘Anders­sehen’ heißt in diesem Zusam­menhang folglich ‘im Rahmen ande­rer Theorie­gebäu­de sehen’[6].


Heideggers »Ausle­gen«

Martin Heidegger hat die Untrennbar­keit von »Denken«  und »Sehen«  als »Ausle­gen«  erläu­tert. Heideg­ger schreibt, die Auffas­sung,

zunächst ist ein pures Vorhan­denes erfah­ren, das dann als Tür, als Haus aufge­faßt wird [...] wäre ein Mißver­ständnis der spezi­fischen Erschlie­ßungsfunk­tion der Ausle­gung ([Heideg­ger 2006]Literaturangabe fehlt.
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: S. 150).

Bereits das “schlichte Sehen” trage diese „Ausle­gungsstruk­tur [...] ursprüng­lich in sich“, alles ande­re sei verständ­nislo­ses „Anstar­ren“ (ebd.: S. 149). Ein “als-freies” Erfas­sen sei weder eine ursprüng­liche Form von Wahrneh­mung, noch ein sinnvol­ler Gebrauch des Begriffs »Sehens«, sondern eine leere Abstrak­tion bzw. eine künstlich abge­leite­te Priva­tionsform verste­hender, ausle­gender Weltwahr­nehmung. Ausle­gung sei nicht das nachträg­liche Verlei­hen einer Bedeu­tung über “an sich” Bedeu­tungslo­ses, sondern lege die Bewandt­nisganz­heit des Weltver­stehens aus.

Wie jede Welterschließung ist das Ausle­gen ein Verste­henspro­zess von zirku­lärer Voraus­setzungs­haftig­keit: Die Ausle­gung von etwas-als-etwas gründet in einem Vorgriff auf eine bestimm­te Grundbe­grifflich­keit, für die sie sich endgül­tig oder vorbe­haltlich immer schon entschie­den hat. „Ausle­gung ist nie ein voraus­setzungs­loses Erfas­sen eines Vorge­gebenen.“ (ebd.: S.150)‘Vorver­stehen’ bezeich­net die herme­neuti­sche Struktur einer jewei­ligen kultu­rell und histo­risch beding­ten Dispo­sition des Verste­henden. Wenn man sich auf etwas “Gege­benes” beru­fe, so sei dieses (in Heideg­gers Beispiel der auszu­legen­de Text) „nichts anderes als die selbstver­ständli­che, undis­kutier­te Vormei­nung des Ausle­gers“(ebd.).

Durchaus vergleichbar also mit dem »Weltbild« bei Wittgen­stein entschei­det in der herme­neuti­schen Konzep­tion das Vorver­stehen darü­ber, wie und als was etwas Sichtba­res gese­hen werden kann. Das Sichtba­re ist stets nur unter den Bedin­gungen der „Vor-Struktur des Verste­hens und der Als-Struktur der Ausle­gung“ (ebd.) sichtbar. Die Als-Struktur ist eben­so dem Bewusst­sein geschul­det, das gerich­tet ist und etwas-als-etwas wahrnimmt, wie auch dem Sichtba­ren selbst, das sich stets als-etwas zeigt, nämlich im Lichte einer Situ­ation und vor dem Hinter­grund unsicht­barer Rahmen­fakto­ren, wie sie durch Geschich­te, Kultur und Gesell­schaft konsti­tuiert werden.

Welche Sicht ich einnehmen kann, hängt von Hinsicht­nahmen des Vorver­stehens ab: Die Umsicht des Besor­gens, die Rücksicht der Fürsor­ge stellen weit entfernt davon, nur bildhaf­te Aus­drücke zu sein, exis­tentiel­le Sichtwei­sen dar, Synthe­sen von Denken und Anschau­ung. Was Heideg­ger als ‘ausle­gendes Sehen’ bezeich­net, ist eine Form aisthe­tischer Welter­schließung, die in herme­neuti­schen und inter­preta­tiven Vollzü­gen besteht, in denen man Bekann­tes auf Neues appli­ziert, es in einen Hori­zont einord­net, Gegen­wärtiges vernimmt und durch Hinzu­erfun­denes ergänzt. Es ist inso­fern rezep­tiv und projek­tiv zugleich.


»Sehen« als absolute Meta­pher

Nicht zufällig deutet der Sprachge­brauch des ‘Sehen’s und seiner Kompo­sita auf eine Intel­ligi­bili­tät des Gesichts­sinnes, die schwerlich nur als verblass­te Sprachliche Meta­phorik abzu­tun ist: Der genaue Beobach­ter verschafft sich einen Durchblick oder gelangt zu einer Einsicht; das Anse­hen einer Person ent­wickelt sich nicht unab­hängig von dem Anblick, den sie bietet; welche Sicht man auf die Dinge einnimmt, hängt davon ab, wie sehr man sie über­schaut oder wovon man absieht; jemand wirft mir einen sprechen­den Blick zu, der zu sagen scheint: ‘Sieh dich vor!’ — Wollte man das alles nur als über­trage­ne Rede­weise disqua­lifi­zieren, spräche man nicht nur der Sprache jeden philo­sophi­schen Eigen­sinn ab, sondern verkenn­te vor allem die Unver­meidlich­keit, ja Unhin­tergeh­barkeit ihrer Meta­phori­zität. Von all den beschrie­benen Vorgän­gen lässt sich nicht mit Bestimmt­heit sagen, was an den damit verbun­denen Tätig­keiten des Schauens, Blickens oder Beobach­tens im enge­ren Sinne sinnlich ist. So schwierig Worte wie ‘Augen­blick’ oder ‘Anschau­ung’ in ande­re Sprachen zu über­setzen sind, so wenig ist die Sinnfäl­ligkeit von Worten wie ‘Einblick’ oder ‘Gesichts­punkt’ ersetz­bar durch eindeu­tige­re Bezeich­nungen. Diese Worte bezeich­nen nichts Para­phrasier­bares und sind kein Orna­ment von etwas, das sich auch einfa­cher sagen ließe.

Mit Blumenberg wird man das Sehen daher durchaus als ‘eine abso­lute Meta­pher’ bezeich­nen und sagen dürfen, dass die verba viden­di für „die logi­sche Verle­genheit [...] ein­spring[en]“ ([Blumen­berg 1999]Literaturangabe fehlt.
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: S.10ff.[7]), in die das Denken gerät, wenn es das Verhält­nis von »Sicht« und »Einsicht« bzw. von »Sehen« und »Sehwei­sen« erklären soll. Von der meta­phori­schen Rede übers Sehen lässt sich kein eindeu­tiger, “eigent­licher” Begriff abkop­peln. Vielmehr ist die figür­liche Rede Indiz einer Problem­lage und ihre Unver­meidlich­keit verdient Beach­tung,[8] verweist sie doch darauf, dass die Reduk­tion des »Sehens« auf »Sinnes­wahrneh­mung« nur ein Moment eines holis­tischen Tätig­keitszu­sammen­hangs künstlich iso­liert. Die Meta­phori­zität des Begriffs­feldes stellt selbst eine sinnfäl­lige “Sicht” vom Sehen dar. Dieses steht unaus­gesetzt im Konno­tations­feld des »Verste­hens«, es ist “buchstäb­lich” die Bewe­gung einer Ein-Sicht, welche weder rein aisthe­tisch, noch rein mental verfasst sein kann. Es ist eine Weise der Welter­schließung, eine aisthe­tische Weise, deren ästhe­tische und ima­ginie­rende Ausgrif­fe im Einzel­nen zu unter­suchen sind. Einem holis­tischen Verständ­nis der Wahrneh­mungspra­xis nach können Tätig­keiten des »Sich-Vor-Sehens« oder des »Durchschau­ens« keine nur bildli­chen Redens­arten bezeich­nen. Eben­so wenig können sie freilich “schlichte”, “reine” oder “basa­le” perzep­tive Vorgän­ge sein, denn die Annah­me solcher Vorgän­ge ist selbst bereits ein irre­führen­der Sprachge­brauch. Als ins Prakti­sche ver­strickte Weisen, sich zu sich selbst und den anderen zu verhal­ten, sind solche Tätig­keiten aisthe­tisch und epis­temisch zugleich, sie sind an die Augen­tätigkeit gebun­den, ohne sich darin zu erschöp­fen.

Zwar kann es Einzelfälle eines vornehm­lich meta­phori­schen Sprachge­brauchs vom »Sehen« geben: Um zu “sehen”, was du meinst, muss mir nicht notwen­dig etwas Sichtba­res vor Augen stehen; das “Anse­hen” einer Person ist selbst nichts sinnlich Gege­benes etc. Aber solche vergleichs­weise eindeu­tigen Fälle sind gegen­über den vielschich­tigen Vernet­zungen des Aisthe­tischen und des Menta­len eher die Ausnah­me als die Regel. Ungleich häufi­ger sieht man jeman­dem regelrecht an, dass er etwas sagen will, hängt das “Anse­hen” einer Person mit ihrem sichtba­ren Erschei­nungsbild zusam­men usw.

Es scheint daher nicht nur sinnvoll, sondern regel­recht gebo­ten, davon auszu­gehen, dass es nicht bloß meta­phorisch ist, wenn man sagt, man sehe sich vor, man revi­diere etwas, etwas zeige sich in einem gewis­sen Licht, sehe von bestimm­ten “viewpoints” – Chlade­nius’ ‘Sehe-Punckte’ ([Chlade­nius 1742]Literaturangabe fehlt.
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), die früher ‘Standpunk­te’ ([Röttgers 1994]Literaturangabe fehlt.
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) waren, – so aus etc. Jenseits dieser Sprachbil­der ist kein eigent­licher Begriff des »Sehens« zu haben, so der Befund.

Übrigens erfährt diese Sicht auch von ana­lyti­scher Seite Unter­stützung, wenn der Bewusst­seinstheo­retiker Colin McGinn etwas Ähnli­ches mit dem entfal­tet, was er ‘Mindsight’ ([McGinn 2004]Literaturangabe fehlt.
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) nennt. Obwohl er sich mit einer Liste von Diffe­renzkri­terien zur Unter­scheidung von Wahrneh­mungen (percepts) und Vorstel­lungen (images) der Sicht Sartres anschließt, dass beide nicht nur gradu­ell, sondern prinzi­piell verschie­den sind, kommt er im zweiten Kapi­tel seiner Studie auf ein “geisti­ges Auge” zu sprechen, das keine meta­phori­sche Rede­weise sei:

I shall argue, that [...] the phrase ‘the mind’s eye’ is not meta­phorical. It is liter­ally true that we see with our mind. (ebd.: S.42)

Im dritten Kapitel bespricht er eine Hybridform von “körper­lichem” („a ‘with the body’ kind of seeing“) und “geisti­gem” Sehen, das er ‘imagi­native seeing’ nennt. Dieses umfasst „the seeing of aspects, the seeing of pic­tures, and imagi­nation-driven percep­tual distor­tions. (Ebd.: S. 49)

Gewissermaßen gegen seinen ursprüng­lichen Ausgangs­punkt, nämlich gegen die Annah­me einer strikten, ana­lyti­schen Trennbar­keit von Wahrneh­mungen und Vorstel­lungen, kommt McGinn zu der Einsicht, dass die Dicho­tomien praktisch kolla­bieren, denn es gibt eines Visu­alität von Vorstel­lungen und eine Bildlich­keit von Wahrneh­mungen, die sich der prinzi­piellen Sepa­rierung entzie­hen.

Anmerkungen
  1. Der fol­gen­de Bei­trag stellt ei­ni­ge Ar­gu­men­ten aus dem Buch [Schür­mann 2008]Schürmann, Eva (2008).
    Sehen als Praxis. Ethisch-ästhetische Studien zum Verhältnis von Sicht und Einsicht. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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    vor.
  2. Ei­nen um­fang­rei­chen Über­blick da­r­über gibt [Gold­stein 1997]Literaturangabe fehlt.
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  3. Vgl. K. Jas­pers, der Welt­an­schau­un­gen nach sinn­lich-räum­li­chen, see­lisch-kul­tu­rel­len und me­ta­phy­si­schen Vor­kom­mens­wei­sen un­ter­schei­det [Jas­pers 1994]Literaturangabe fehlt.
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  4. Witt­gen­stein kann­te die­se Fi­gur aus den Ar­bei­ten des ame­ri­ka­ni­schen Psy­cho­lo­gen Jo­seph Jas­trow, der sei­ne Über­le­gun­gen da­zu be­reits 1899 ver­öf­fent­lich­te.
  5. In sei­nem Kom­men­tar zu Witt­gen­steins Über­le­gun­gen schreibt Thor­sten Jant­schek, Deu­ten sei das Bil­den ei­ner An­nah­me über das Ge­se­he­ne hin­aus, aber wenn es so ein­fach wä­re, müss­te man das Ge­se­he­ne un­ab­hän­gig von sei­ner Deu­tung be­schrei­ben kön­nen ([Jant­schek 1997]Literaturangabe fehlt.
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    ). Es gibt aber kein Bild un­ab­hän­gig von sei­ner Auf­fas­sung als Ha­se oder En­te. Wei­ter führt uns dem­nach die „Ein­sicht, daß Den­ken und Se­hen (im­mer schon) auf­ein­an­der be­zo­gen sind und daß die­se Be­zie­hung im Se­hen-als zu­ta­ge tritt“. Ebd.: 319.
  6. Ju­dith Ge­no­va ver­steht Witt­gen­steins gan­zes Phi­lo­so­phie­ren als me­tho­disch prak­ti­zier­tes As­pekt­se­hen, um an­ders als ge­wöhn­lich wahr­neh­men zu kön­nen; [Ge­no­va 1995a]Literaturangabe fehlt.
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  7. Zu­erst in: Ar­chiv für Be­griffs­ge­schich­te 6 (1960), 7-142.
  8. Ralf Ko­ners­mann hat ei­nen ähn­li­chen Ge­dan­ken für die Me­ta­pher des Spie­gels durch­ge­spielt, wel­che ge­ra­de in ih­rer ter­mi­no­lo­gi­schen Un­fi­xier­bar­keit das ge­eig­ne­te Dar­stel­lungs­me­di­um für die Un­greif­bar­keit der Sub­jek­ti­vi­tät in ih­rer sich selbst ent­zo­ge­nen Ge­ge­ben­heits­wei­se ist ([Ko­ners­mann 1991]Literaturangabe fehlt.
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    ).
Literatur                             [Sammlung]

[Blumen­berg 1999]:
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[Chlade­nius 1742]:
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[Ge­no­va 1995a]:
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[Gold­stein 1997]:
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[Heideg­ger 2006]:
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[Jant­schek 1997]:
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[Jas­pers 1994]:
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[Kant 1968]:
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[Ko­ners­mann 1991]:
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[Kuhn 1973]:
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[McGinn 2004]:
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[Röttgers 1994]:
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[Schür­mann 2008]: Schürmann, Eva (2008). Sehen als Praxis. Ethisch-ästhetische Studien zum Verhältnis von Sicht und Einsicht. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

[Wittgen­stein 1971]: Wittgenstein, Ludwig (1971). Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Wittgen­stein 1984]:
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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Eva Schürmann [37], Joerg R.J. Schirra [26], Franziska Kurz [10], Sebastian Spanknebel [7], Nicolas Romanacci [2] und Mark A. Halawa [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schürmann 2013g-b]Literaturangabe fehlt.
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[Blumen­berg 1999]:
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[Chlade­nius 1742]:
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[Ge­no­va 1995a]:
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[Gold­stein 1997]:
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[Heideg­ger 2006]:
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[Jant­schek 1997]:
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[Jas­pers 1994]:
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[Kant 1968]:
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[Ko­ners­mann 1991]:
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[Kuhn 1973]:
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[McGinn 2004]:
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[Röttgers 1994]:
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[Wittgen­stein 1984]:
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[Schürmann 2013g-b]:
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