Ungarisch: 'kép'

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Glossar-English:Hungarian: 'kép'[1]


Im Wesentlichen wird das Nomen ‘kép’ im Unga­rischen so verwen­det wie im Deutschen das Nomen ‘Bild’. Der Vergleich mit dem Engli­schen ist etwas kompli­zierter, weil es dort den Unter­schied zwischen den Bedeu­tungen von ‘im­age’ und ‘pic­ture’ gibt. Mit dem unga­rischen ‘kép’ können beide engli­schen Aus­drücke wieder­gege­ben werden. Für die Über­setzung von ‘im­age’, soweit es sich auf menta­le Phäno­mene bezieht, sind im Unga­rischen außer­dem auch Affix­formen von ‘kép’ gebräuch­lich.[2]


Etymologische Wurzeln

Etymologisch stammt ‘kép’ vom alttur­kischen Wort ‘ki:b’ ab. Das alttur­kische Wort bezeich­nete ursprüng­lich ganz konkret den Abdruck und das Modell. Dazu trat früh die über­trage­ne Bedeu­tung ›Ähnlich­keit‹. Das turki­sche ‘gibi’ wird – nachge­stellt – in der Bedeu­tung ›ähnlich‹ verwen­det. Seine regu­läre Bedeu­tung im Turki­schen ist ›Gestalt‹, ›Form‹, ›Bild‹ und ›Ähnlich­keit‹. Obwohl das Unga­rische eine finno-​ugri­sche Sprache ist und obwohl der Islam in Bezug auf Bilder beträcht­liche Auswir­kungen hatte (vgl. dazu auch ⊳ Ara­bisch: ‘sûra’, ‘timthal’, ‘wathan’ und ‘sanam’), ist die Bedeu­tungsent­wicklung von ‘gibi’ und ‘kép’ über­raschend ähnlich. ‘Kép’ ist zwar so alt wie die meisten ele­menta­ren Wörter (wie ‘Weizen’ und ‘Holz’), dennoch stammt der frühes­te schriftli­che Nachweis erst aus christli­chen Texten; um 1315 findet sich die Formu­lierung „szent olta­rum kunar kepe­ben [in Gestalt des Brotes auf dem heili­gen Altar]“ ([Róna-​Tas 1999a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 368).


Bedeutungvarianten von ‘kép’

‘Kép’ bedeutet in erster Linie ›flächi­ge, gemal­te Nachbil­dung von etwas‹. Es kann sich dabei um ein Kunstwerk handeln, eine entwe­der gespie­gelte oder proji­zierte Szene­rie, einen Film, einen Gesichts­ausdruck und die Form oder Erschei­nung von etwas (so, wie der Heili­ge Geist als Taube erscheint). Im Folgen­den seien die grundle­genden Affix­formen genannt:

a) ‘képes’ (erstmalig 1388) bedeutet ›bilder­voll‹, ›bildbe­laden‹ und in intel­lektu­eller oder physi­scher Hinsicht ›fähig‹, ›tauglich‹. ›Fähig­keit‹ steht in Bezug zur frühen Bedeu­tung von ›-képpen‹, nämlich ›Art‹, ›Weise‹, ›in einer bestimm­ten Weise‹. (Diese Bedeu­tung lässt sich eben­falls im alttur­kischen ‘ki:b’ nachwei­sen);

b) ‘képest’ (1372) bedeutet ›im Vergleich zu‹ und leitet sich vom Adjek­tiv ‘képes’ (›bilder­voll‹, ›bildbe­laden‹) ab;

c) ‘képez’ (1506) meint ›formen‹, ›gestal­ten‹, ›ausbil­den‹, ›erzie­hen‹ und ›hinzu­fügen‹. Diese Gruppe von Bedeu­tungen hat sich in Über­einstim­mung mit dem deutschen Paar ‘Bild’ / ‘bilden’ ent­wickelt – aber unab­hängig von ihm;

d) ‘képlékeny’ (1871) bedeutet ›(ver-)​formbar‹, ›plastisch‹. Diese Bedeu­tung geht auf das Verb ‘képel’ in seiner älte­ren Verwen­dung zurück, in der es noch die Bedeu­tung von ›gestal­ten‹, ›formen‹ (wie in ‘bilden­de Kunst’ im Deutschen) hatte;

e) ‘képlet’ (1815) verdankt sich eben­falls der Neolo­gisti­schen Bewe­gung in Ungarn. Es bedeu­tet im mathe­mati­schen und chemi­schen Zusam­menhang ›Formel‹;

f) ‘képmás’ (1787) bedeutet ›Porträt‹, ›Ähnlich­keit‹ und leitet sich von ‘kép’ (im Sinne von ›Gesicht‹) her;

g) ‘képmutató’ (nach 1416) bedeutet ›heuchle­risch‹, ›simu­lierend‹ (vgl. auch ⊳ Simu­lation) und ›unauf­richtig‹ (oder das jeweils entspre­chende Nomen). Es ist ein Kompo­situm aus ‘kép’ (im Sinne von ›Gesicht‹) und dem latei­nischen ‘muta­re’ (also ›wechseln‹, ›vertau­schen‹);

h) ‘képtelen’ (1456) meint ›unmög­lich‹, ›unfähig‹ und ist als Gegen­satz zu ‘képes’ entstan­den;

i) ‘képviselő’ (1744) mit der Bedeutung ›Repräsentant‹ leitet sich ab von der Wendung ‘das Bild (Gesicht) eines anderen tragen’, also: ›anstelle von jemandem handeln‹;

j) ‘képzel’ (1645) bedeutet ›sich (etwas) vorstel­len‹, ›sich (etwas) einbil­den‹. Gemeint ist also, dass ein menta­les Bild auf der Grundla­ge von Ideen geschaf­fen oder dass etwas Nichtwirk­liches als wirklich betrach­tet wird. Der Ausdruck stammt von ‘képez’ ab.


Jüngere Verwendungen und Idio­me

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien im Folgen­den eini­ge Aus­drücke und Idio­me vor allem aus dem Voka­bular von Wissen­schaft und Wirtschaft gege­ben:

a) ‘Leképez’ wird meistens in Physik und Mathe­matik verwen­det und verweist zurück auf ‘képez’. In der Optik bedeu­tet es ›ein Bild mit Hilfe opti­scher Instru­mente hervor­bringen‹; in der Mengen­lehre versteht man darun­ter ›eine endli­che Bezie­hung unter den Ele­menten einer Menge bestim­men‹.

b) ‘Túl-’/‘alulképzett’ bedeutet ›unter-‹​/›über­quali­fiziert‹. Meist werden die Aus­drücke in Zusam­menhang mit dem Arbeits­markt verwendet, sie leiten sich eben­falls von ‘képez’ ab.

c) Das Idiom ‘képben van’ ist wörtlich als ‘im Bild sein’ zu über­setzen und bedeu­tet ›eine Sache sehen, so wie sie ist‹. Gemeint ist damit, einen Über­blick, ein umfas­sendes Bild einer gege­benen Situation zu haben.

d) Und schließlich findet sich auch eine Zusam­menfüh­rung der ursprüng­lichen Bedeu­tung von ‘kép’ als ›Gesicht‹, ›Gesichts­ausdruck‹ und ‘kép’ als ›Porträt‹: ‘van képe hozzá’ bedeu­tet ›etwas zu tun wagen, obwohl es schändlich ist‹. Näher am Wortlaut ausge­drückt: ›ein derart posi­tives Selbstbild zu haben, dass man sich berech­tigt glaubt, gegen die Moral handeln zu dürfen‹.

Anmerkungen
  1. Ori­gi­nal in eng­lisch; Über­set­zung D. Liebsch.
  2. Hin­wei­se auf den frü­hes­ten Nach­weis des je­wei­li­gen Aus­drucks kön­nen ge­fun­den wer­den in [Ben­kő 1976a]Literaturangabe fehlt.
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    ; die Lis­te der wich­tig­sten Be­deu­tungs­va­ri­an­ten von ‘kép’ stam­men aus [Tót­fa­lu­si 2002a]Literaturangabe fehlt.
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    ; De­tails über die Neo­lo­gis­ti­sche Be­we­gung bie­tet [Szi­ly 1999a]Literaturangabe fehlt.
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    ; ei­nen um­fas­sen­den Über­blick über die Be­deu­tung der Af­fix­for­men bie­tet [Ju­hász et al. 1999a]Literaturangabe fehlt.
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    .
Literatur                             [Sammlung]

[Ben­kő 1976a]:
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[Ju­hász et al. 1999a]:
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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [26], Joerg R.J. Schirra [20] und Zsuzsanna Kondor [13] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Kondor 2013g-b]Literaturangabe fehlt.
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[Ben­kő 1976a]:
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