Vorstellungsbilder

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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Unterpunkt zu: Bildbewusstsein und Einbildungskraft


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Darstellung des gr. Zusammenhangs

Der Begriff Vorstellungsbild, oft auch bildhafte Vorstellung genannt, oder dem englischen entlehnt „Image“, wird in den verschiedenen Disziplinen, aber auch von verschiedenen Wissenschaftlern und in verschiedenen Ansätzen unterschiedlich und zudem miteinander unverträglich verwendet (⊳ imagery debate; vgl. Abb. 1) In der Philosophie wird schon sehr lange versucht zu charakterisieren, was ein Vorstellungsbild, auch bezeichnet als bildhafte Vorsatellung, oder "`Image"' bzw. eine "`mentale bildhafte Repräsentation"' ist.

So wurde der Begriff verwendet für Erfahrungen, also etwas intersubjektiv nicht Mitteilbares, aber auch für interne neuronale Repräsentationen, also physikalische Objekte, als auch für ein bestimmtes Format mentaler Repräsentationen oder auch deren Gehalte.

In vielen Argumenten rund um die Debatte wurde der Begriff meist nur in einer der Bedeutungen verwendet, selten werden alle drei Bedeutungen berücksichtigt. Insbesondere wurde häufig die introspektive Ebene mit der Ebene der internen Repräsentation gemischt, wie zum Beispiel beim Einwand des Leibnizschen Gesetzes. (Ref/Querverweis möglich?) Auch wenn dieser Einwand gegen die Möglichkeit bildhafter Vorstellungen sich nur für Identitätstheoretiker stellt, wird aber etwas anderes deutlich: Zwar müssen bildhafte Vorstellungen nicht dieselben Eigenschaften haben wie die vorgestellten Gegenstände - dennoch müssen irgendwelche gemeinsamen Eigenschaften es rechtfertigen, von Vorstellungebildernbzw. bildhaften Vorstellungen zu sprechen.

Meiner Auffassung nach müssen bei der Fähigkeit bildhaften Vorstellens genau genommen zumindest folgende Aspekte unterschieden werden:

1. die Fähigkeit, bildhaftes Vorstellen einzusetzen.
2. der Vorgang/Prozess bildhaften Vorstellens bei einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort.
3. Die Erfahrung, bildhaft vorzustellen oder des "`eine-bildhafte Vorstellung-Habens"', die diesen Prozess begleitet.
4. Der Bericht der Person von dieser Erfahrung, oder auch die Fähigkeit einer Person, von dieser Erfahrung zu berichten.
5. Das Objekt beim Vorgang bildhaften Vorstellens, die bildhafte Vorstellung.

Die Erfahrung bildhaften Vorstellens ist unzweifelhaft wahrnehmungsähnlich und wir haben subjektiv den Eindruck, Bilder vor uns zu sehen, darum aber geht es den Teilnehmern der modernen Debatte nicht. Die entscheidende Frage ist eher: Welches sind denn die fraglichen bildhaften Eigenschaften von Repräsentationen, die postuliert werden? Es geht also um den letzten genannten Punkt, die beim bildhaften Vorstellen zugrunde liegenden Repräsentationen und ihre Eigenschaften.

Es stellen sich hierbei ganz verschiedene Probleme: Zunächst ist die Verwendung des geläufigen deutschen Begriffs "`bildhafte Vorstellung"' oder auch "`mentales Bild"' bzw. desenglischen Originalausdrucks "`Image"' problematisch, weil alle diese Verwendungen direkt auf die enge Verbundenheit der Imagery-Debatte mit unklaren Begriffen wie "`Erfahrung"' und "`Bewusstsein"' verweist. Wäre dies die einzige Schwierigkeit, so ließe sie sich vermeiden, indem man die spezifisch bewussten Aspekte bildhafter Vorstellungen ausklammert. Aber zudem werden die jeweils gewählten Begriffe uneinheitlich verwendet, was für andere in der Diskussion auftauchende Begriffe wie "`bildhafte mentale Repräsentation"' ebenso gilt. Außerdem sind schon die Begriffe selbst, die in der Debatte den alternativen Formaten der Repräsentationen zugeordnet wurden, sehr unterschiedlich: Es finden sich Begriffe wie "`bildhaft"', "`piktoriell"', "`analog"', "`quasibildhaft"', "`ikonisch"'; kontrastiert werden diese mit "`symbolisch"', "`propositional"', "`sprachlich"', aber auch mit "`digital"'.(referenzen/querverweise) Auch welche Charakteristika mit den verwendeten Begriffen verbunden wurden unterscheidet sich stark. Doch werden nicht nur uneinheitliche Begriffeverwendet, sondern auch unklare. Bei vielen Autoren wird nicht klar, was sie unter dem verwendeten Begriff verstehen oder sie verwenden offensichtlich verschiedene Bedeutungen.Damit ist man schon bei einem dritten Problem: Selbst wenn man sich auf die Etiketten der verwendeten kontrastierenden Repräsentationsformate einigen könnte, ist heftig umstritten, welche Eigenschaften vorliegen müssen, damit die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für die Anwendung des Begriffs erfüllt sind.


Charakterisierungsprobleme

Die zentrale Frage der Imagery-Debatte, der Gegenstand der einander gegenüberstehenden Fraktionen der Piktorialisten und Deskriptionalisten in den 70er Jahren, lautete: Sind bildhafte Vorstellungen oder Images bildartig oder beschreibungsartig? Diese Frage selbst ist aber bereits missverständlich formuliert, schon in den Begriffen bildhafte Vorstellung bzw. Image und bildhaftes Vorstellen bzw. Imagery steckt, dass in einem gewissen Sinn Bilder etwas mit bildhaften Vorstellungen zu tun haben. Die eigentliche Frage ist: Inwiefern sind die bildhaftem Vorstellen zugrunde liegenden Repräsentationen wie externe Bilder oder Beschreibungen? Was sind die gemeinsamen Eigenschaften beider? Was genau aber diese bildhaften Eigenschaften von Vorstellungsbildernsein sollen und wie man sie charakterisieren soll, ist leider weit davon entfernt‚ klar zu sein.

Wenn man charakterisieren möchte, was Vorstellungsbilder sind, liegt es nahe, zunächst die Frage zu klären, was externe Bilder auszeichnet, um dann im nächsten Schritt zu fragen, ob diese Eigenschaften auch auf Vorstellungsbilder zutreffen. Doch schon mit der ersten Frage begibt man sich auf unsicheres Terrain.(Querverweis zum Eintrag Bild) Zum einen bezeichnen wir so verschiedene Dinge wie Diagramme, Gemälde, Fotografien, Karikaturen, Strichmännchen, Comicbilder, Landkarten, kortikale Karten umgangssprachlich als "`Bilder"'. Was aber ist das Gemeinsame aller dieser Bilder? Intuitiv scheinen räumliche Eigenschaften wie Größe, Form, Tiefe, Proportion und Orientierung von Bildteilen zentral für Bildartigkeit zu sein. Damit kämen Bildern einige Eigenschaften zu, die hauptsächlich visuell wahrgenommen werden.

(folgenden Anschnitt raus, wenn es entsprechende Einträge bereits gibt) Dabei ist klar, dass Bilder zu einer bestimmten Art von Repräsentationen gehören sollen. Eine Repräsentation ist zunächst einmal – ganz allgemein gesagt – etwas, das von etwas anderem handelt, für etwas anderes steht oder ein Zeichen für etwas anderes ist; eine Repräsentation denotiert etwas und referiert auf etwas. Die bekannteste Theorie darüber, welche Arten von Zeichen es gibt und was sie unterscheidet, stammt von Charles Sanders Peirce (1983) (⊳ Symbol, Index, Ikon).

Ein alternativer Ansatz zum Peirceschen stammt von Nelson Goodman ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976).
Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.

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). Goodman verwendet zur Bezeichnung von repräsentationalen Systemen die Bezeichnung "`Symbolsystem"', weshalb man beim Auftauchen des Begriffs "`Symbol"' beachten muss, ob der Begriff im Sinne von Peirce oder von Goodman verwendet wird. (Querverweis zu Symbol) Goodman schlägt eine ganze Reihe semantischer und syntaktischer Eigenschaften vor, um repräsentationale Systeme (in seiner Terminologie "`Symbolsysteme"') zu charakterisieren. Dazu gehören das Vorliegen eines konkreten Vokabulars und Alphabets, eine festgelegte Syntax, logische Struktur und Inferenzregeln, sowie eine kompositionale Semantik, zusammengefaßt also die konstituierenden Elemente einer Sprache. Vielen Autoren scheinen einige der genannten Eigenschaften -- wie etwa festgelegte Syntax und Inferenzregeln -- auf Bilder nicht zuzutreffen. Einige Autoren bestreiten daher, dass Bilder überhaupt Repräsentationen sind. Um diese Position geht es im Weiteren nicht mehr. Denn es ist klar: Wenn repräsentationale Systeme charakterisiert werden über die konstituierenden Elemente von Sprache, werden andere als sprachliche Repräsentationsformate von vornherein ausgeschlossen.

Die Analogie externer Bilder und bildhafter Vorstellungen Wichtig ist, sich klarzumachen, welch hohen Stellenwert die Analogie von externen (physikalischen) zu internen (mentalen) Repräsentationen in der Imagery-Debatte hat. Bildhafte Repräsentationen sind uns im Kontext von externen Repräsentationen wie sprachlichen Konstrukten, Straßenschildern usw. vertraut; bei der Annahme mentaler Repräsentationen werden die Eigenschaften externer Repräsentationen auf interne übertragen. Inwieweit diese Übertragung statthaft ist, ist aber schwer zu beurteilen. Sie ist insbesondere auch problematisch, weil mindestens ebenso unklar ist, was notwendige und hinreichende Kriterien für Bildhaftigkeit sind.Geht man von einer Analogie zwischen internen und externen Repräsentationen aus, muss man erklären, inwieweit mentale oder interne bildhafte Repräsentationen eine Untermenge zu bildhaften Repräsentationen sind. Das bedeutet, die entsprechenden Kriterien für Bildhaftigkeit sollten auch für mentale bildhafte Repräsentationen gelten. Mit diesem Fragenkomplex haben sich viele Autoren beschäftigt und tun dies bis heute.

(Absatz raus? Eventuell kürzen, wenn im Eintrag zu ‘Bild’ abgedeckt) Es gibt eine Vielzahl ganz verschiedener (externer) Bilder bzw.bildhafter Repräsentationen.(Querverweis zu Bild) Denken wir an ein Gemälde von van Gogh, im Gegensatz zu einem kubistischen Bild oder einem expressionistischen Werk von Picasso. Daneben gibt es Strichfiguren, Diagramme, Karikaturen, Fotografien, Landkarten, usw. Die in der philosophischen Literatur bis heute diskutierte Frage ist, was essenzielle Eigenschaften von Bildern allgemein sind. Man muss sich dabei klar machen, dass es nicht selbstverständlich ist, überhaupt eine Gemeinsamkeit all dieser ganz verschiedenen Arten von Bildern vorauszusetzen, obschon diese Voraussetzung zumeist gemacht wird. Doch selbst wenn man diese Annahme nicht machen möchte, hat man ein Problem:auch dann muss man zunächst erklären, welchen Arten von Bildern bildhafte Vorstellungen ähneln sollen, und was deren charakteristische Eigenschaften sind. Als fragliche Charakteristika bieten sich dabei wiederum die als allgemeine Kriterien für Bildhaftigkeit diskutierten Vorschläge an.

Zudem kann man bezweifeln, dass es sich bei den oben genannten Beispielen tatsächlich in jedem Fall um Bilder handelt. Viele Autoren schränken den Begriff Bild auf zweidimensionale beobachterzentrierte Entitäten ein. Landkarten, Reliefs und Diagramme sind dann gar keine Bilder. Doch damit verschiebt man das Problem nur: Es scheint schwierig, notwendige und hinreichende Bedingungen zu finden, was ein Bild ausmacht, und gegen als Bestimmungen scheinen sich Gegenbeispiele finden zu lassen.


Bilder als typische analoge Repräsentationen

(Querverweis analog,repräsenäntation)

Statt Bilder oder Darstellungen und Deskriptionen direkt zu kontrastieren, werden häufig analoge Repräsentationen deskriptiven Repräsentationen gegenübergestellt. Die Idee dabei ist, dass Bilder zu den analogen Repräsentationen gehören und prototypische Beispiele für analoge Repräsentationen sind. Anders gesagt: Ein Merkmal von Bildhaftigkeit ist Analoghaftigkeit nach Auffassung der Mehrzahl der Autoren. In diesem Zusammenhang tauchen häufig weitere Begriffe wie strukturähnlich, first- bzw.second-order-isomorph, informationsäquivalent, funktional äquivalent, dicht, kontinuierlich usw. auf. Wie diese Begriffe im einzelnen zusammenhängen, ist jedoch nicht klar. Dabei wird der Begriff "`analog"' sowohl für (1) Arten von mentalen Modellen aber zudem auch (2) für die Relation zwischen Modell und Original verwendet. (vgl. [Rehkämper 1991a]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: S. 66)


Anmerkungen
  1. Achtung: Mit Artikel Bildvorstellungen abgleichen (Vorstellungsbilder allgemein: modellhafte Vorstellungen; Bildvorstellungen besonders: bildartige modelhafte Vorstellungen)
Literatur                             [Sammlung]

[Goodman 1968a]: Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998.

[Rehkämper 1991a]:
Literaturangabe fehlt.
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- Glossarlemma.

Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Verantwortlich:

Gottschling, Verena

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