Wahrnehmungsillusion: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Als Wahrnehmungsillusionen oder Wahr­nehmungs­täuschun­gen im weiten Sinn gelten neben den opti­schen Täuschun­gen Hal­lu­zi­na­tionen, Luft­spiege­lungen, durch Drogen­einwir­kung verän­derte Wahr­nehmungen oder auch ganz all­gemein die kontext­sensi­tive Be­schaffen­heit der Sinnes­empfin­dung. Wahr­neh­mungs­täu­schun­gen im engen Sinne liegen vor, wenn eine Ab­weichung von der übli­chen (physi­kali­schen) Beschrei­bung des Wahr­genom­menen (⊳ [[Gegenstand der visuellen Wahrnehmung|Gegen­stand der visu­ellen Wahrneh­mung]]) sowie eine Diskre­panz zwischen den unter­schiedli­chen Sinnes­modali­täten auf­treten. Während Descar­tes mit Hinweis auf die klassi­schen Sinnes­täuschun­gen die Erkenn­tnis­leistung der Sinne kriti­sierte, schrieb Kant der­arti­ge Täuschun­gen prinzi­piell dem Verstand zu. | |
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− | + | Einen thematischen Schwerpunkt inner­halb der experi­mentel­len Wahr­nehmungs­forschung bilden nur die dem Wahr­nehmungs­system imma­nenten Täuschun­gen, also nicht die durch physi­kali­sche Rand­bedin­gungen verur­sachten (z.B. der [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Brechungluftuwrp.jpg im Wasser ge­knickt er­schei­nende Stab]). In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s sind insbe­sonde­re die Raum­täuschun­gen (etwa der [http://de.wikipedia.org/wiki/Mondt%C3%A4uschung am Hori­zont ver­größert erschei­nende Mond]) und die geo­metrisch-​opti­schen (auch haptisch nach­weis­baren) Täuschun­gen (etwa die Figu­ren von [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:M%C3%BCller-Lyer_illusion.svg Müller-​Lyer], [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ponzo_illusion.gif Ponzo] oder [http://media.log-in.ru/i/pline.gif Lipps]) unter­sucht worden. Für die übri­gen Sinnes­modali­täten lassen sich teil­weise ver­gleich­bare Täuschun­gen fest­stellen (<bib id='Campenhausen 1993a'>Campen­hausen 1993a</bib>: S. 116ff. und 229ff.).<ref>Ei­ne gan­ze Rei­he von Bei­spie­len wird et­wa auch in den über [http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmungst%C3%A4uschung Wi­ki­pedia: Wahr­neh­mungs­täu­schung] ver­link­ten Sei­ten kon­kret be­schrie­ben.</ref> | |
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− | + | Eine befriedigende Erklärung der Wahr­nehmungs­täuschun­gen ist bisher nicht gelun­gen. Als gesi­chert gilt, dass sie unab­hängig vom Denken, von der Augen­bewe­gung und von den Netz­haut­prozes­sen sind. Vermut­lich hängen sie von den Kon­stanz­leistun­gen ab, die im engen Zu­sammen­hang mit der Tiefen- und Ent­fer­nungs­wahr­neh­mung stehen und für den Aus­gleich der stand­ort­beding­ten Verzer­rungen verant­wortlich gemacht werden (<bib id='Goldstein 1997a'></bib>: S. 237ff.). So ließe sich für die geo­metrisch-​opti­schen Täuschun­gen an­nehmen, dass ein geo­metri­sches Gebil­de un­will­kür­lich als [[Darstellung|Dar­stellung]] einer drei­dimen­siona­le Szenen gese­hen wird, auch wenn der ent­sprechen­de Dar­stellungs­kontext fehlt (<bib id='Gillam 1987a'></bib>: S. 109ff.). | |
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− | + | Innerhalb der Bildtheorie ist die Wahr­nehmungs­täuschung in der so genann­ten illu­sio­nisti­schen Bild­theorie bedeut­sam, der zufol­ge sich ein Bild dadurch aus­zeichnet, dass es die Illu­sion der Anwe­senheit eines nur dar­gestell­ten Gegen­standes erweckt. Wird dieser Anspruch als eine notwen­dige Bedin­gung des Bild­seins (bzw. der Ab­bildungs­bezie­hung) formu­liert, dann wäre ein Gegen­stand nur dann ein Bild (bzw. nur dann das Bild eines bestimm­ten Objekts), wenn es im Betrach­ter den irr­tüm­lichen Ein­druck erzeugt, dass er nicht ein Bild, sondern den dar­gestell­ten Gegenstand selbst an­schaut. Da eine der­art über­trieben formu­lierte Theorie höchstens auf die Trompe-​l’œil-​Male­rei zutrifft, wird sie nicht ernst­haft vertei­digt. Sicher­lich hat sie Ernst Gombrich (<bib id='Gombrich 1962a'></bib>), der zuwei­len als ihr promi­nentes­ter Vertre­ter gilt, ledig­lich in sehr abge­schwächter Form inten­diert, nach der die Bild­wahr­nehmung auf Pro­zessen beruht, die der Gegen­stands­wahrnehmung vergleich­bar sind (⊳ [[Bildwahrnehmung vs. Objektwahrnehmung|Bildwahr­nehmung vs. Objekt­wahrneh­mung]]). Der Illu­sions­charak­ter bezieht sich danach (vor allem) auf den Ein­druck einer imagi­nären Räum­lich­keit, die den Bild­status aber keines­wegs fraglich werden lässt (⊳ [[Dezeptiver und immersiver Modus|Dezep­tiver und immer­siver Modus]]). | |
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 15:27 Uhr
Unterpunkt zu: Wahrnehmungstheorien: Übersicht
Als Wahrnehmungsillusionen oder Wahrnehmungstäuschungen im weiten Sinn gelten neben den optischen Täuschungen Halluzinationen, Luftspiegelungen, durch Drogeneinwirkung veränderte Wahrnehmungen oder auch ganz allgemein die kontextsensitive Beschaffenheit der Sinnesempfindung. Wahrnehmungstäuschungen im engen Sinne liegen vor, wenn eine Abweichung von der üblichen (physikalischen) Beschreibung des Wahrgenommenen (⊳ Gegenstand der visuellen Wahrnehmung) sowie eine Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Sinnesmodalitäten auftreten. Während Descartes mit Hinweis auf die klassischen Sinnestäuschungen die Erkenntnisleistung der Sinne kritisierte, schrieb Kant derartige Täuschungen prinzipiell dem Verstand zu. Einen thematischen Schwerpunkt innerhalb der experimentellen Wahrnehmungsforschung bilden nur die dem Wahrnehmungssystem immanenten Täuschungen, also nicht die durch physikalische Randbedingungen verursachten (z.B. der im Wasser geknickt erscheinende Stab). In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s sind insbesondere die Raumtäuschungen (etwa der am Horizont vergrößert erscheinende Mond) und die geometrisch-optischen (auch haptisch nachweisbaren) Täuschungen (etwa die Figuren von Müller-Lyer, Ponzo oder Lipps) untersucht worden. Für die übrigen Sinnesmodalitäten lassen sich teilweise vergleichbare Täuschungen feststellen ([Campenhausen 1993a]Literaturangabe fehlt. Wahrnehmungspsychologie. Eine Einführung. Heidelberg u.a.: Springer Verlag. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 237ff.). So ließe sich für die geometrisch-optischen Täuschungen annehmen, dass ein geometrisches Gebilde unwillkürlich als Darstellung einer dreidimensionale Szenen gesehen wird, auch wenn der entsprechende Darstellungskontext fehlt ([Gillam 1987a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 109ff.). Art and Illusion. A Study in the Psychology of Pictorial Representation.. London: Phaidon. Eintrag in Sammlung zeigen), der zuweilen als ihr prominentester Vertreter gilt, lediglich in sehr abgeschwächter Form intendiert, nach der die Bildwahrnehmung auf Prozessen beruht, die der Gegenstandswahrnehmung vergleichbar sind (⊳ Bildwahrnehmung vs. Objektwahrnehmung). Der Illusionscharakter bezieht sich danach (vor allem) auf den Eindruck einer imaginären Räumlichkeit, die den Bildstatus aber keineswegs fraglich werden lässt (⊳ Dezeptiver und immersiver Modus). |
Anmerkungen
[Campenhausen 1993a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Gillam 1987a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Goldstein 1997a]: Goldstein, E. Bruce (1997). Wahrnehmungspsychologie. Eine Einführung. Heidelberg u.a.: Springer Verlag. [Gombrich 1962a]: Gombrich, Ernst H. (1962). Art and Illusion. A Study in the Psychology of Pictorial Representation.. London: Phaidon. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [19] und Stefan Kahl [2] — (Hinweis) Zitierhinweis:
[Campenhausen 1993a]: |