Weltbild, Lebensform: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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Der Begriff des Weltbildes ist für das Thema Bildlich&shy;keit deswe&shy;gen von Bedeu&shy;tung, weil Weltbil&shy;der Rahmen&shy;bedin&shy;gungen sämtli&shy;cher Wirklich&shy;keitsver&shy;hältnis&shy;se abge&shy;ben und als solche auch den Bedin&shy;gungshin&shy;tergrund piktu&shy;rale Darstel&shy;lungen prägen. Ein Weltbild besteht in den [[Perspektivik|perspek&shy;tivie&shy;renden Grundan&shy;nahmen]], aufgrund deren die Dinge in den [[Blick]] genom&shy;men und [[Darstellung und Vorstellung|darge&shy;stellt]] werden können.
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Mit dem Bild des Flußbettes der Gedanken macht Wittgen&shy;stein klar, dass es sich bei Weltbil&shy;dern um [[Rahmung, Rahmen|Rahmun&shy;gen]] von Inhal&shy;ten und Bedeu&shy;tungen, nicht um diese selbst handelt, sondern um Bedin&shy;gungen, die ihnen voraus&shy;gehen. Zugleich sind die Bedeu&shy;tungen, was auch immer sie sind, nur aufgrund jener Rahmen&shy;bedin&shy;gungen.
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:''Das Flußbett der Gedanken [kann] sich verschie&shy;ben. Aber ich unter&shy;scheide zwischen der Bewe&shy;gung des Wassers im Flußbett und der Verschie&shy;bung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt'' (<bib id='Wittgenstein 1984a'>Wittgen&shy;stein 1984a</bib>: §§ 94, 97 und 359).
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In Anlehnung an Kierkegaards berühmte Defi&shy;nition des Selbstbe&shy;wusstseins könnte man sagen, dass ein Weltbild der Rahmen eines Verhält&shy;nisses ist, mit dem wir uns zu uns und zur Welt verhal&shy;ten. Wie der Rahmen eines Bildes dessen Grenzen und ästhe&shy;tische Geltung festlegt, steckt ein Weltbild die Grenzen der in einer Zeit typi&shy;schen Ausle&shy;gungs- und  Verste&shy;hensmög&shy;lichkei&shy;ten ab. Es kondi&shy;tioniert ein verwo&shy;benes System von Wahrneh&shy;mungs-, Bewer&shy;tungs- und [[Exkurs:Handlungen|Handlungs&shy;schema&shy;ta]], die Bewähr&shy;tes absi&shy;chern und Neues kondi&shy;tionie&shy;ren. „Jenseits von berech&shy;tigt und unbe&shy;rechtigt“ (<bib id='Wittgenstein 1984a'>Wittgen&shy;stein 1984</bib>: § 359) gilt es als begrün&shy;dungsun&shy;bedürf&shy;tig und ist rechtfer&shy;tigungs&shy;theore&shy;tisch nicht mehr weiter ausweis&shy;bar.
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Als kollektive Hintergrund&shy;annah&shy;me hat sich das Weltbild in die Sprache einge&shy;nistet. Diesen Zusam&shy;menhang hat Wittgen&shy;stein mit den Begrif&shy;fen&#8203; »Lebens&shy;form«&#8203; und&#8203; »Sprach&shy;spiel«&#8203; erläu&shy;tert, indem er zeigte, dass wir einan&shy;der nur verste&shy;hen können, wenn wir in diesen über&shy;einstim&shy;men. 
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Die Bilder, die Menschen sich zu verschie&shy;denen Zeiten von der Welt machen, prägen als Wahrneh&shy;mungsbil&shy;der und [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle|Vorstel&shy;lungsbil&shy;der]] die gesam&shy;te kultu&shy;relle Praxis. Sie sind inso&shy;fern keine Abbil&shy;der von ander&shy;weitig vorhan&shy;denen Gege&shy;benhei&shy;ten, sondern der Deutungs&shy;hori&shy;zont im Hinter&shy;grund der konkre&shy;ten Bilder. Damit stellen sie zugleich Voraus&shy;setzun&shy;gen und Produk&shy;te menschli&shy;cher Welter&shy;schließung dar. In Weltbil&shy;dern sind Weltan&shy;schauun&shy;gen, eva&shy;luati&shy;ve Einstel&shy;lungen und  norma&shy;tive Orien&shy;tierun&shy;gen einer Kultur&shy;gemein&shy;schaft präsent, die oft mit hart umkämpf&shy;ten Geltungs&shy;ansprü&shy;chen einher&shy;gehen und die Handlungs- und Wahrneh&shy;mungsmög&shy;lichkei&shy;ten präfor&shy;mieren, noch bevor sie sich reali&shy;sieren. Sie sind daher die Möglich&shy;keitsbe&shy;dingun&shy;gen kreati&shy;ver eben&shy;so wie konven&shy;tionel&shy;ler Welter&shy;schließung.
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In Heideggers Weltbild-Aufsatz  wird der Begriff als Beschrei&shy;bung neuzeit&shy;licher Subjek&shy;tivi&shy;tät konzi&shy;piert. Folgt man Heideg&shy;ger, wird die Welt in dem Maße zum Bild, in welchem der Mensch zum Subjekt wird. Bild meint dabei
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:''wie sind über etwas im Bilde. Das will sagen: die Sache selbst steht so, wie es mit ihr für uns steht, vor uns. [...] Weltbild wesent&shy;lich verstan&shy;den meint daher nicht ein Bild von der Welt, sondern die Welt als Bild begrif&shy;fen.'' (<bib id='Heidegger 1950a'>Heideg&shy;ger 1950a</bib>: S. 82).
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Eben wegen der historischen Weltbild&shy;rela&shy;tivi&shy;tät unse&shy;rer Wirklich&shy;keitsver&shy;hältnis&shy;se, steht es uns jedoch nicht zur freien Verfü&shy;gung, belie&shy;big damit zu verfah&shy;ren.
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Sowohl der norma&shy;tive Rahmen&shy;charak&shy;ter als auch die Freiheit&shy;lichkeit bildne&shy;rischer Weltver&shy;hältnis&shy;se lassen Weltbil&shy;der als ethi&shy;sche Bilder erschei&shy;nen, die in mehr als meta&shy;phori&shy;schem Sinne Bilder sind, weil sie wesent&shy;liche Eigen&shy;schaften des Bildli&shy;chen aufwei&shy;sen. Es sind Bilder, die sowohl perzep&shy;tiv und aisthe&shy;tisch, als auch ima&shy;gina&shy;tiv und ästhe&shy;tisch zustan&shy;de kommen.
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Ein Weltbild ist eine [[Perspektivik|Perspek&shy;tivie&shy;rung]], nicht nur eine Perspek&shy;tive, denn es befin&shy;det bereits über den Zuschnitt einer Frage&shy;stellung, einer Sichtwei&shy;se oder eines einzu&shy;nehmen&shy;den Standpunk&shy;tes, noch bevor diese selbst sich formie&shy;ren.
  
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* [[Bildanthropologie]]
Der Begriff des Weltbildes ist für das Thema Bildlichkeit deswegen von Bedeutung, weil Weltbilder Rahmenbedingungen sämtlicher Wirklichkeitsverhältnisse abgeben und als solche auch den Bedingungshintergrund pikturale Darstellungen prägen. Ein Weltbild besteht in den [[Perspektivik|perspektivierenden Grundannahmen]], aufgrund deren die Dinge in den [[Blick]] genommen und [[Darstellung und Vorstellung|dargestellt]] werden können.
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* [[Blick]]
 
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* [[Darstellung und Vorstellung]]
Für die verstehenstheoretische Voraussetzungshaftigkeit von Weltbildern hat Ludwig Wittgenstein eindrückliche Formulierungen gefunden: »[...] mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtigkeit überzeugt habe; auch nicht, weil ich von seiner Richtigkeit überzeugt bin. Sondern es ist der überkommene Hintergrund, auf welchem ich zwischen wahr und falsch unterscheide.«  Mit dem Bild des Flußbettes der Gedanken macht Wittgenstein klar, dass es sich bei Weltbildern um [Rahmung, Rahmen|Rahmungen] von Inhalten und Bedeutungen, nicht um diese selbst handelt, sondern um Bedingungen, die ihnen vorausgehen. Zugleich sind die Bedeutungen, was auch immer sie sind, nur aufgrund jener Rahmenbedingungen. »Das Flußbett der Gedanken [kann] sich verschieben. Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung des Wassers im Flußbett und der Verschiebung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt« (<bib id='Wittgenstein 1984a'></bib>: §§ 94, 97 und 359).
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* [[Horizont]]
 
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* [[Perspektivik]]
In Anlehnung an Kierkegaards berühmte Definition des Selbstbewusstseins könnte man sagen, dass ein Weltbild der Rahmen eines Verhältnisses ist, mit dem wir uns zu uns und zur Welt verhalten. Wie der Rahmen eines Bildes dessen Grenzen und ästhetische Geltung festlegt, steckt ein Weltbild die Grenzen der in einer Zeit typischen Auslegungs- und  Verstehensmöglichkeiten ab. Es konditioniert ein verwobenes System von Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata, die Bewährtes absichern und Neues konditionieren.  »Jenseits von berechtigt und unberechtigt«  gilt es als begründungsunbedürftig und ist rechtfertigungstheoretisch nicht mehr weiter ausweisbar.
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* [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle]]
 
 
Als kollektive Hintergrundannahme hat sich das Weltbild in die Sprache eingenistet. Diesen Zusammenhang hat Wittgenstein mit den Begriffen Lebensform und Sprachspiel erläutert, indem er zeigte, dass wir einander nur verstehen können, wenn wir in diesen übereinstimmen. 
 
 
 
Die Bilder, die Menschen sich zu verschiedenen Zeiten von der Welt machen, prägen als Wahrnehmungsbilder und Vorstellungsbilder die gesamte kulturelle Praxis. Sie sind insofern keine Abbilder von anderweitig vorhandenen Gegebenheiten, sondern der Deutungshorizont im Hintergrund der konkreten Bilder. Damit stellen sie zugleich Voraussetzungen und Produkte menschlicher Welterschließung dar. In Weltbildern sind Weltanschauungen , evaluative Einstellungen und  normative Orientierungen einer Kulturgemeinschaft präsent, die oft mit hart umkämpften Geltungsansprüchen einhergehen und die Handlungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten präformieren, noch bevor sie sich realisieren. Sie sind daher die Möglichkeitsbedingungen kreativer ebenso wie konventioneller Welterschließung.
 
 
 
In Heideggers Weltbild-Aufsatz  wird der Begriff als Beschreibung neuzeitlicher Subjektivität konzipiert. Folgt man Heidegger, wird die Welt in dem Maße zum Bild, in welchem der Mensch zum Subjekt wird. Bild meint dabei „wie sind über etwas im Bilde. Das will sagen: die Sache selbst steht so, wie es mit ihr für uns steht, vor uns. [...] Weltbild wesentlich verstanden meint daher nicht ein Bild von der Welt, sondern die Welt als Bild begriffen.“ (<bib id='Heidegger 1950a'></bib>: S. 82).
 
 
 
Eben wegen der historischen Weltbildrelativität unserer Wirklichkeitsverhältnisse, steht es uns jedoch nicht zur freien Verfügung, beliebig damit zu verfahren.
 
Sowohl der normative Rahmencharakter als auch die Freiheitlichkeit bildnerischer Weltverhältnisse lassen Weltbilder als ethische Bilder erscheinen, die in mehr als metaphorischem Sinne Bilder sind, weil sie wesentliche Eigenschaften des Bildlichen aufweisen. Es sind Bilder, die sowohl perzeptiv und aisthetisch, als auch imaginativ und ästhetisch zustande kommen.
 
 
 
Ein Weltbild ist eine [[Perspektivik|Perspektivierung]], nicht nur eine Perspektive, denn es befindet bereits über den Zuschnitt einer Fragestellung, einer Sichtweise oder eines einzunehmenden Standpunktes, noch bevor diese selbst sich formieren.
 
 
 
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
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Aktuelle Version vom 1. September 2023, 17:25 Uhr

Unterpunkt zu: Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen


Der Begriff des Weltbildes ist für das Thema Bildlich­keit deswe­gen von Bedeu­tung, weil Weltbil­der Rahmen­bedin­gungen sämtli­cher Wirklich­keitsver­hältnis­se abge­ben und als solche auch den Bedin­gungshin­tergrund piktu­rale Darstel­lungen prägen. Ein Weltbild besteht in den perspek­tivie­renden Grundan­nahmen, aufgrund deren die Dinge in den Blick genom­men und darge­stellt werden können.

Für die verstehenstheoretische Voraus­setzungs­haftig­keit von Weltbil­dern hat Ludwig Wittgen­stein eindrück­liche Formu­lierun­gen gefun­den:

[...] mein Weltbild habe ich nicht, weil ich mich von seiner Richtig­keit über­zeugt habe; auch nicht, weil ich von seiner Richtig­keit über­zeugt bin. Sondern es ist der über­komme­ne Hinter­grund, auf welchem ich zwischen wahr und falsch unter­scheide.

Mit dem Bild des Flußbettes der Gedanken macht Wittgen­stein klar, dass es sich bei Weltbil­dern um Rahmun­gen von Inhal­ten und Bedeu­tungen, nicht um diese selbst handelt, sondern um Bedin­gungen, die ihnen voraus­gehen. Zugleich sind die Bedeu­tungen, was auch immer sie sind, nur aufgrund jener Rahmen­bedin­gungen.

Das Flußbett der Gedanken [kann] sich verschie­ben. Aber ich unter­scheide zwischen der Bewe­gung des Wassers im Flußbett und der Verschie­bung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt ([Wittgen­stein 1984a]Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: §§ 94, 97 und 359).

In Anlehnung an Kierkegaards berühmte Defi­nition des Selbstbe­wusstseins könnte man sagen, dass ein Weltbild der Rahmen eines Verhält­nisses ist, mit dem wir uns zu uns und zur Welt verhal­ten. Wie der Rahmen eines Bildes dessen Grenzen und ästhe­tische Geltung festlegt, steckt ein Weltbild die Grenzen der in einer Zeit typi­schen Ausle­gungs- und Verste­hensmög­lichkei­ten ab. Es kondi­tioniert ein verwo­benes System von Wahrneh­mungs-, Bewer­tungs- und Handlungs­schema­ta, die Bewähr­tes absi­chern und Neues kondi­tionie­ren. „Jenseits von berech­tigt und unbe­rechtigt“ ([Wittgen­stein 1984]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
: § 359) gilt es als begrün­dungsun­bedürf­tig und ist rechtfer­tigungs­theore­tisch nicht mehr weiter ausweis­bar.

Als kollektive Hintergrund­annah­me hat sich das Weltbild in die Sprache einge­nistet. Diesen Zusam­menhang hat Wittgen­stein mit den Begrif­fen​ »Lebens­form«​ und​ »Sprach­spiel«​ erläu­tert, indem er zeigte, dass wir einan­der nur verste­hen können, wenn wir in diesen über­einstim­men.

Die Bilder, die Menschen sich zu verschie­denen Zeiten von der Welt machen, prägen als Wahrneh­mungsbil­der und Vorstel­lungsbil­der die gesam­te kultu­relle Praxis. Sie sind inso­fern keine Abbil­der von ander­weitig vorhan­denen Gege­benhei­ten, sondern der Deutungs­hori­zont im Hinter­grund der konkre­ten Bilder. Damit stellen sie zugleich Voraus­setzun­gen und Produk­te menschli­cher Welter­schließung dar. In Weltbil­dern sind Weltan­schauun­gen, eva­luati­ve Einstel­lungen und norma­tive Orien­tierun­gen einer Kultur­gemein­schaft präsent, die oft mit hart umkämpf­ten Geltungs­ansprü­chen einher­gehen und die Handlungs- und Wahrneh­mungsmög­lichkei­ten präfor­mieren, noch bevor sie sich reali­sieren. Sie sind daher die Möglich­keitsbe­dingun­gen kreati­ver eben­so wie konven­tionel­ler Welter­schließung.

In Heideggers Weltbild-Aufsatz wird der Begriff als Beschrei­bung neuzeit­licher Subjek­tivi­tät konzi­piert. Folgt man Heideg­ger, wird die Welt in dem Maße zum Bild, in welchem der Mensch zum Subjekt wird. Bild meint dabei

wie sind über etwas im Bilde. Das will sagen: die Sache selbst steht so, wie es mit ihr für uns steht, vor uns. [...] Weltbild wesent­lich verstan­den meint daher nicht ein Bild von der Welt, sondern die Welt als Bild begrif­fen. ([Heideg­ger 1950a]Heidegger, Martin (1950).
Die Zeit des Weltbildes.
In Holzwege, 69-104.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 82).

Eben wegen der historischen Weltbild­rela­tivi­tät unse­rer Wirklich­keitsver­hältnis­se, steht es uns jedoch nicht zur freien Verfü­gung, belie­big damit zu verfah­ren. Sowohl der norma­tive Rahmen­charak­ter als auch die Freiheit­lichkeit bildne­rischer Weltver­hältnis­se lassen Weltbil­der als ethi­sche Bilder erschei­nen, die in mehr als meta­phori­schem Sinne Bilder sind, weil sie wesent­liche Eigen­schaften des Bildli­chen aufwei­sen. Es sind Bilder, die sowohl perzep­tiv und aisthe­tisch, als auch ima­gina­tiv und ästhe­tisch zustan­de kommen.

Ein Weltbild ist eine Perspek­tivie­rung, nicht nur eine Perspek­tive, denn es befin­det bereits über den Zuschnitt einer Frage­stellung, einer Sichtwei­se oder eines einzu­nehmen­den Standpunk­tes, noch bevor diese selbst sich formie­ren.

Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Heideg­ger 1950a]: Heidegger, Martin (1950). Die Zeit des Weltbildes. In: ders. (Hg.): Holzwege. Frankfurt a.M., S. 69-104.

[Wittgen­stein 1984]:
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Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [18], Eva Schürmann [6] und Sebastian Spanknebel [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schürmann 2013g-d]Literaturangabe fehlt.
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- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Wittgen­stein 1984]:
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- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Schürmann 2013g-d]:
Literaturangabe fehlt.
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- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.