Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem: Unterschied zwischen den Versionen
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Von den allgemeinen Zeichen­sprachen ist die Klasse der Wort/Satz-sprach­lichen Zeichen­syste­me zu diffe­renzie­ren. Diese verfü­gen über eine syntak­tische Gliede­rung im engen Sinn, inso­fern die Teilhand­lungen, die ein Zeichen dieser Syste­me bilden, zum Teil selber bereits Zeichen sind: nämlich ''Wörter'', die ''Sätze'' bilden. Dadurch wird die Unter­scheidung zwischen Wörtern und Sätzen über­haupt erst möglich und damit eine über reine Morpho­logie hinaus­gehen­de kombi­nati­ve Syntax etwa im Sinne von Chomsky (<bib id='Chomsky 1957a'></bib>; hierzu auch ⊳ [[Bildgrammatik|Bildgram­matik]] und [[Bildmorphologie|Bildmor­pholo­gie]]). | Von den allgemeinen Zeichen­sprachen ist die Klasse der Wort/Satz-sprach­lichen Zeichen­syste­me zu diffe­renzie­ren. Diese verfü­gen über eine syntak­tische Gliede­rung im engen Sinn, inso­fern die Teilhand­lungen, die ein Zeichen dieser Syste­me bilden, zum Teil selber bereits Zeichen sind: nämlich ''Wörter'', die ''Sätze'' bilden. Dadurch wird die Unter­scheidung zwischen Wörtern und Sätzen über­haupt erst möglich und damit eine über reine Morpho­logie hinaus­gehen­de kombi­nati­ve Syntax etwa im Sinne von Chomsky (<bib id='Chomsky 1957a'></bib>; hierzu auch ⊳ [[Bildgrammatik|Bildgram­matik]] und [[Bildmorphologie|Bildmor­pholo­gie]]). | ||
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− | Die Festlegung der Begriffe »Wort« und »Satz« ist in Lingu­istik und Semio­tik umstrit­ten:<ref>Be­son­de­rer Aus­druck die­ser Un­klar­hei­ten ist die De­bat­te da­rü­ber, ob nun Wör­ter oder Sät­ze die “ei­gent­li­chen” – d.h. grund­le­gen­den – se­man­ti­schen Ein­hei­ten der “na­tür­li­chen” Spra­chen dar­stel­len, so dass der je­weils an­de­re Be­griff als le­dig­lich ab­ge­lei­tet zu gel­ten ha­be; vgl. et­wa <bib id='Ros 1979a'></bib>: S. 167ff. Sie­he auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Wort Wi­ki­pe­dia: Wort] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Satz_%28Grammatik%29 Wi­ki­pe­dia: Satz].</ref> Das liegt nicht zuletzt an den dabei zumeist betrach­teten bi- und multi­late­ralen | + | Die Festlegung der Begriffe »Wort« und »Satz« ist in Lingu­istik und Semio­tik umstrit­ten:<ref>Be­son­de­rer Aus­druck die­ser Un­klar­hei­ten ist die De­bat­te da­rü­ber, ob nun Wör­ter oder Sät­ze die “ei­gent­li­chen” – d.h. grund­le­gen­den – se­man­ti­schen Ein­hei­ten der “na­tür­li­chen” Spra­chen dar­stel­len, so dass der je­weils an­de­re Be­griff als le­dig­lich ab­ge­lei­tet zu gel­ten ha­be; vgl. et­wa <bib id='Ros 1979a'></bib>: S. 167ff. Sie­he auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Wort Wi­ki­pe­dia: Wort] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Satz_%28Grammatik%29 Wi­ki­pe­dia: Satz].</ref> Das liegt nicht zuletzt an den dabei zumeist betrach­teten bi- und multi­late­ralen Zeichen­begriffen, die kaum Krite­rien für eine Unter­scheidung zwischen nur morpho­logisch orga­nisier­ten und im enge­ren Sinn syntak­tisch orga­nisier­ten Sprachzei­chensys­temen bereit­stellen. Handlungs­theore­tisch betrach­tet liegt es hinge­gen durchaus nahe, |
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:''den Ausdruck ‘Satz’ zu erklä­ren als die Gesamt­heit der Zeichen i.e.S., die in den jewei­ligen Teilhand­lungen einer einheit­lichen Handlung wie »etwas aussa­gen«, »etwas mittei­len« usw. verwen­det werden. Der Ausdruck ‘Wort’ hinge­gen mag sich in seinem Gebrauch erklä­ren lassen, indem man auf die einzel­nen Zeichen i.e.S. verweist, welche im Rahmen einer solchen Gesamt­handlung, beim Vollzug einer zu dieser gehö­renden Teilhand­lung, verwen­det werden. Aus dieser Erklä­rung folgt dann nämlich zunächst, daß ein Handlungs­schema speziel­ler Art, z.B. ein Laut, wirklich erst im Zusam­menhang mit der Äuße­rung eines Satzes als Wort erkannt werden kann. Es folgt aber auch aus ihr, daß ein Sprecher durchaus selbst struktu­rell neue und gleichwohl verständ­liche Sätze formen kann: Er hat seinen Gebrauch einzel­ner Wörter dieser Erklä­rung nach ja weder “induk­tiv” aus bereits gehör­ten bzw. gar von ihm selbst gebil­deten Sätzen “abge­leitet”, noch ist er durch in ihm bereits “ange­legte” Regeln in seiner zukünf­tigen Rede vorde­termi­niert'' (<bib id='Ros 1979a'></bib>: S. 174). | :''den Ausdruck ‘Satz’ zu erklä­ren als die Gesamt­heit der Zeichen i.e.S., die in den jewei­ligen Teilhand­lungen einer einheit­lichen Handlung wie »etwas aussa­gen«, »etwas mittei­len« usw. verwen­det werden. Der Ausdruck ‘Wort’ hinge­gen mag sich in seinem Gebrauch erklä­ren lassen, indem man auf die einzel­nen Zeichen i.e.S. verweist, welche im Rahmen einer solchen Gesamt­handlung, beim Vollzug einer zu dieser gehö­renden Teilhand­lung, verwen­det werden. Aus dieser Erklä­rung folgt dann nämlich zunächst, daß ein Handlungs­schema speziel­ler Art, z.B. ein Laut, wirklich erst im Zusam­menhang mit der Äuße­rung eines Satzes als Wort erkannt werden kann. Es folgt aber auch aus ihr, daß ein Sprecher durchaus selbst struktu­rell neue und gleichwohl verständ­liche Sätze formen kann: Er hat seinen Gebrauch einzel­ner Wörter dieser Erklä­rung nach ja weder “induk­tiv” aus bereits gehör­ten bzw. gar von ihm selbst gebil­deten Sätzen “abge­leitet”, noch ist er durch in ihm bereits “ange­legte” Regeln in seiner zukünf­tigen Rede vorde­termi­niert'' (<bib id='Ros 1979a'></bib>: S. 174). | ||
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Sprachen im linguistischen Sinn umfas­sen offen­sichtlich stets propo­sitio­nale und expli­zit perfor­mati­ve Zeichen­handlun­gen, gehö­ren mithin zu den komple­xesten Zeichen­sprachen.<ref>Ei­ne wei­te­re Ebe­ne der kom­mu­ni­ka­ti­ven Re­fle­xi­vie­rung wird schließ­lich mit dem Über­gang zur phi­lo­so­phi­schen Dis­kus­si­on er­reicht; vgl. <bib id='Ros 1989/90a'></bib>.</ref> Die ge­naue semio­tische Einord­nung von Bildern ist hin­gegen derzeit noch umstrit­ten. In jedem Fall werden die hier vorge­stellten Diffe­renzie­rungen zu beach­ten sein, wenn die Anwen­dung (oder Anwend­barkeit) des Zeichen­begriffs auf Bilder zur Diskus­sion steht. | Sprachen im linguistischen Sinn umfas­sen offen­sichtlich stets propo­sitio­nale und expli­zit perfor­mati­ve Zeichen­handlun­gen, gehö­ren mithin zu den komple­xesten Zeichen­sprachen.<ref>Ei­ne wei­te­re Ebe­ne der kom­mu­ni­ka­ti­ven Re­fle­xi­vie­rung wird schließ­lich mit dem Über­gang zur phi­lo­so­phi­schen Dis­kus­si­on er­reicht; vgl. <bib id='Ros 1989/90a'></bib>.</ref> Die ge­naue semio­tische Einord­nung von Bildern ist hin­gegen derzeit noch umstrit­ten. In jedem Fall werden die hier vorge­stellten Diffe­renzie­rungen zu beach­ten sein, wenn die Anwen­dung (oder Anwend­barkeit) des Zeichen­begriffs auf Bilder zur Diskus­sion steht. | ||
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+ | ==Weitere Kompli­kationen== | ||
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+ | Noch auf andere Weise kann die Komple­xität von Zeichen­handlun­gen im allge­meinen und Bildzei­chenhand­lungen im beson­deren wachsen. In den bisher betrach­teten Fällen haben nur jeweils ''ein'' Produ­zent und ''ein'' Rezi­pient an der zeichen­haften Kommu­nika­tion teilge­nommen. Auf der Empfän­gersei­te scheint der Übergang zu einer Plura­lität von Empfän­gern noch ver­hältnis­mäßig einfach zu bleiben und führt letztlich vor allem zu den theore­tischen Über­legun­gen zu [[Massenmedien|Massen­medien]]:<ref>Das schließt auch die un­ter der Be­zeich­nung ‘Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft’ (engl. Commu­nication studies ) aka­de­misch eta­blier­ten Be­trach­tun­gen ein, die vor al­lem um jour­na­lis­ti­sches Han­deln krei­sen.</ref> Zeichen­theore­tisch ändert sich dabei nicht allzu viel, da schon die Zeichen­verwen­dung zwischen zwei einzel­nen Handeln­den von den jewei­ligen konkre­ten Vorstel­lungen des einen vom ande­ren abhän­gen.<ref>Es sind also vir­tu­ell be­reits min­des­tens vier Han­deln­de zu be­rück­sich­ti­gen. ⊳ [[Bildrezeption als Kommunikationsprozess|Bild­re­zep­ti­on als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zess]].</ref> Bei massen­media­ler Zeichen­nutzung werden diese Vorstel­lungen der jewei­ligen Kommu­nika­tionspart­ner vor allem produ­zenten­seitig durch das “Bild” von einem Standard-­Rezi­pienten ersetzt (etwa: der Buchau­tor und „sein Leser“, der Maler und der von ihm inten­dierte Betrach­ter). | ||
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+ | Allerdings sind mit dem Über­gang zu einer Plura­lität von Rezi­pienten mindes­tens Kompli­kati­onen in Form doppel­ter (mehrfa­cher) Verwen­dung ein und dessel­ben Zeichen­trägers in unter­schiedli­chen, jedoch gleichzei­tig stattfin­denden Zeichen­handlun­gen verschie­denen Rezi­pienten gegen­über möglich (vgl. etwa <bib id='Born 1983a'></bib>). Beispiels­weise kann eine Bemer­kung, die vorder­gründig und in lite­raler Lesart an eine Person ''A'' gerich­tet ist, zugleich an den anwe­senden Freund ''B'' des Produ­zenten in einer nicht-lite­ralen (etwa iro­nischen) Lesart gerich­tet sein. Beide simul­tan mit demsel­ben Zeichen­träger ausge­führten Zeichen­handlun­gen unter­scheiden sich entspre­chend deutlich mindes­tens in Inter­aktions- wie Selbst­bezug (ggf. auch im Sach­bezug). | ||
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+ | ===Kooperative Zeichen­produk­tion=== | ||
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+ | Die Produktion einer Zeichen­handlung durch mehre­re Perso­nen tritt zwar eben­so häufig wie die massen­medi­ale Vari­ante auf: Jede Zeitung, jedes Buch, jeder [[Film]] stellt letzt­lich ein solches Zeichen dar, an dessen Erzeu­gung mehrere, teil­weise sogar zahl­reiche Produ­zenten (oder sogar unter­geord­nete Produ­zenten­kollek­tive) mitge­wirkt haben. Doch die theore­tischen wie prakti­schen Proble­me einer solchen koope­rati­ven Zeichen­produk­tion erwei­sen sich als noch wesent­lich komple­xer, nicht zuletzt, weil mit der Produ­zenten­rolle wesent­liche Aspek­te der Verant­wortlich­keit für die kommu­nikat­ive Handlung und ihre Folgen verbun­den sind. | ||
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+ | Alternativ dazu, dass einer der Handeln­den aus dem betrach­teten Produ­zenten­kollek­tiv als der eigent­liche Produ­zent ausge­zeichnet wird – etwa der Regis­seur beim Auto­renfilm –, werden häufig insti­tutio­nelle Handlungs­träger (''juris­tische Perso­nen'') als die verant­wortli­chen Produ­zenten des koope­rativ erzeug­ten Zeichens betrach­tet. So gilt etwa die Sende­anstalt ZDF im Sinn einer juris­tischen Person als verant­wortli­cher Produ­zent für die mithil­fe des entspre­chenden ausge­strahlten Fernseh­programms als Zeichen­träger ausge­führten Zeichen­handlun­gen mit dem Publi­kum.<ref>vgl. in die­sem Zu­sam­men­hang auch die Ein­trä­ge [http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=352 ''Stu­di­o­sys­tem''] und [http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=5701 ''pro­du­cer-unit sys­tem''] im «Le­xi­kon der Film­be­grif­fe».</ref> | ||
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+ | Zumindest bei einem Teil der koope­rativ produ­zierten Zeichen­handlungen lassen sich sepa­rierba­re Teilzei­chenhand­lungen ausma­chen, so dass eine Ana­logie zum Wort/​Satz-​Verhält­nis sprachli­cher Zeichen vorliegt (s.o.). Dies betrifft etwa [[Comic]]s (verbal​-sprachli­che Teil­zeichen und bildhaf­te Teil­zeichen) oder auch [[Film]]e (u.U. sprachli­che, musi­kali­sche und bild­liche Teilzei­chenhand­lungen).<ref>Be­son­ders in­te­res­sant sind da­bei sol­che Fäl­le, in de­nen die Be­tei­lig­ten nur ein­ge­schränkt ko­o­pe­rie­ren: Ant­a­go­nis­ti­sche Pro­du­zen­ten­teil­grup­pen kön­nen dann für sub­ver­si­ve Teil­zei­chen­hand­lun­gen in­ner­halb der Ge­samt­kom­mu­ni­ka­ti­on ver­ant­wort­lich sein.</ref> | ||
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+ | ===Geschachtelte und mehr­lagige Zeichen­handlungen=== | ||
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+ | Des weiteren können Zeichen­handlun­gen im [[Interaktions-, Selbst- und Sachbezug|Sachbe­zug]] ande­rer Zeichen­handlun­gen auftre­ten: Zita­te im wissen­schaftli­chen Vortrag, direk­te oder indi­rekte Rede im Roman, die photo­graphi­sche Repro­duktion eines Gemäl­des im Ausstel­lungska­talog sind nur eini­ge Beispie­le solcher ''geschach­telten'' Zeichen (hierzu auch ⊳ [[Bildzitat|Bild­zitat]]). Hierbei können den Zeichen­handlun­gen auf den verschie­denen Ebenen ganz unter­schiedli­che Produ­zenten und Rezi­pienten zuge­ordnet sein: Mit dem Roman richtet sich ein Autor an seine Leser, mit der im Roman berich­teten Rede hinge­gen eine Roman­figur an eine ande­re Roman­figur. Die Schachte­lung kann dabei über mehre­re Ebe­ne laufen, wie etwa in Graf Potoc­kis Roman «Die Hand­schrift von Sara­gossa». | ||
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+ | Von den geschachtelten Zeichen­handlungen unter­scheiden sich die ''mehrla­gigen'' Zeichen­handlun­gen, die ein Zeichen­handeln­der mit einem Gegen­über ausführt, um gleich­zeitig die Kommu­nika­tion mit einem ande­ren Partner auf einer ande­ren Ebene zu errei­chen. Beispiels­weise kommu­niziert ein Compu­terspie­ler in gewis­ser Weise mit dem Herstel­ler eines immer­siven Spiels, um inner­halb einer auf diese Weise kommu­nika­tiv erstell­ten virtu­ellen Welt in Gestalt eines Ava­tars mit einem ande­ren Ava­tar zu sprechen. | ||
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+ | Das Zweck-Verhältnis von “innerer” und “äußerer” Zeichenhandlung ist für die Unterscheidung entscheiden: Bei geschachtelten Zeichen findet die eingebettete Zeichenhandlung statt, um die einbettende Zeichenhandlung zu ermöglichen: Die Kommunikation zwischen Roman- (oder Film-)figuren hat das übergeordnete Ziel, die eigentlich intendierte Kommunikation zwischen Autor (bzw. Regisseur) und Publikum zu vollziehen. Der Autor kommuniziert mit dem Leser, ''indem'' er seine Romanfiguren miteinander kommunizieren lässt. | ||
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+ | Hingegen soll bei mehrla­gigen Zeichen umge­kehrt die äuße­re Zeichen­handlung die inne­re ermög­lichen: Beispiels­weise stellt auch das Benut­zen eines Email-​Systems eine solche äuße­re Zeichen­handung dar, und zwar zwischen dem Nutzer und dem System­heraus­geber. Sie hat das Ziel, die eigent­lich ange­strebte einge­bette­te Email-​Kommu­nika­tion mit ande­ren Nutzern des Systems zu ermög­lichen. Der Nutzer kommu­niziert mit einem ande­ren Nutzer per email, ''indem'' er mit dem Heraus­geber des Email­systems kommu­niziert.<ref>Ana­lo­ges gilt im übri­gen durch­aus auch be­reits für ei­nen Brief: Des­sen Text ist in der Re­gel in ei­nen an­de­ren Zei­chen­träger ein­ge­hüllt, durch den der Brief­sen­der mit dem Zu­stel­ler kom­mu­ni­ziert, um sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Ad­res­sa­ten des Briefs zu er­mög­li­chen.</ref> | ||
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+ | ===Übergänge zur Medien­theorie=== | ||
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+ | Nimmt man bei geschach­telten oder mehrla­gigen Zeichen das Verhält­nis der ''Zeichen­syste­me'' von inneren und äuße­ren Zeichen in den Blick, eröff­net sich ein für [[Kommunikationsmedien|Kommu­nika­tionsme­dien]] charak­teris­tischer Zusam­menhang der jewei­ligen pragma­tischen, seman­tischen und syntak­tischen Ausprä­gungen. | ||
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+ | Gehen wir davon aus, dass bei einer festge­legten äuße­ren Zeichen­handlung ''jede'' vom entspre­chenden Zeichen­system umfass­te Zeichen­handlung als inne­re Zeichen­handlung auftre­ten kann, so bilden die syntak­tischen, seman­tischen und pragma­tischen Ausprä­gungen der äuße­ren Zeichen­handlung einen konstan­ten Rahmen, der für die ganze durch das „inne­re Zeichen­system“ ausdif­feren­zierte Vari­ations­breite von Zeichen­handlun­gen immer gleicher­maßen wirksam bleibt. Und eben weil er für alle diese Zeichen­varian­ten ohne Vari­ation wirkt, bleibt er ''medial'' für die inne­ren Zeichen­handun­gen. Das Kommu­nika­tionsme­dium wäre mithin all das, was von der diffe­renziel­len Perspek­tive eines Zeichen­systems nicht erfasst wird; in diesem Fall (u.a.) eine ande­re (nämlich die äuße­re) Zeichen­handlung mit ihren (in ande­rer Perspek­tive sichtbar werden­den) pragma­tischen, seman­tischen und syntak­tischen Charak­teris­tiken (vgl. hierzu auch <bib id='Krah & Titzmann2013a'></bib>). | ||
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+ | Insofern bei diesem Begriff des Kommu­nika­tionsme­diums einer­seits die syntak­tische Struktur eines Zeichen­trägers nicht zuletzt durch die ''techni­schen'' Bedin­gungen seiner Reali­sierung bestimmt wird, und ande­rerseits die pragma­tischen Regeln insbe­sonde­re den ''insti­tutio­nellen'' Kontext der Zeichen­handlung berück­sichti­gen müssen, können zudem auch die „klassi­schen“ Aspek­te kommu­nika­tionsme­dialer Argu­menta­tionen damit zwanglos in einen semio­tischen Ansatz inte­griert werden. | ||
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* [[Dezeptiver und immersiver Modus]] | * [[Dezeptiver und immersiver Modus]] | ||
* [[Digitales Bild]] | * [[Digitales Bild]] | ||
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* [[Ikonische Differenz]] | * [[Ikonische Differenz]] | ||
* [[Illokution]] | * [[Illokution]] | ||
* [[Interaktion und Kommunikation]] | * [[Interaktion und Kommunikation]] | ||
* [[Interaktions-, Selbst- und Sachbezug]] | * [[Interaktions-, Selbst- und Sachbezug]] | ||
+ | * [[Kommunikationsmedien]] | ||
* [[Kontextbildung]] | * [[Kontextbildung]] | ||
* [[Linguistic turn, pictorial turn, medial turn]] | * [[Linguistic turn, pictorial turn, medial turn]] | ||
+ | * [[Massenmedien]] | ||
* [[Morphologie und Syntax]] | * [[Morphologie und Syntax]] | ||
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Version vom 5. Januar 2018, 19:25 Uhr
Unterpunkt zu: Zeichentheorien: Übersicht
Es gibt viele unterschiedliche Verwendungsweisen des Ausdrucks ‘Zeichen’,[1] was seinen Einsatz in der Bildphilosophie kompliziert macht. Im Folgenden soll nur auf die bildphilosophisch relevantesten Aspekte der Zeichendiskussion eingegangen werden.
Kommunikative Interaktionen und ZeichenhandlungenVon Kritikern wird den semiotischen Bildtheorien häufig vorgeworfen, dass in ihnen allein die Darstellungsfunktion eines Bildes fokussiert werde. Medientheoretische Ansätze klagen seine kommunikativen Aspekte ein, während wahrnehmungstheoretische Positionen die Arbitrarität und Konventionalität kritisieren, die sie unterstellen, wenn Bilder als eine Art von Zeichen verstanden werden. Beide Kritiken richten sich an Zeichenbegriffen aus, die zwar in der “Vor- und Frühgeschichte” der Semiotik häufiger verwendet wurden: ‹Ein Ding, das für ein anderes steht› bzw. ‹eine Vorstellung, die willkürlich für eine andere Vorstellung eintritt› (vgl. auch [Nöth 2005a]). Die damit umrissenen ontologischen oder mentalistischen Zeichenbegriffe sind in der Tat wenig geeignet, die charakteristischen Eigenheiten von Bildern zu erfassen. Doch spricht nichts gegen Zeichenbegriffe, die – nicht zuletzt in der Folge des linguistic turn – aus einem weiten Kommunikationsbegriff handlungstheoretisch entwickelt werden. Als eine solche Ausgangsbasis bietet sich etwa die Unterscheidung zwischen sachbezüglichen und kommunikativen Interaktionen an. Zeichengebrauch wird damit als eine Handlung[2] begriffen, die zwischen zwei Handlungssubjekten stattfindet.[3] Die Rollen dieser beiden Agenten werden meist als ‘Sender’ und ‘Empfänger’ (oder auch ‘Produzent’ und ‘Rezipient’) bezeichnet. Die Pointe der kommunikativen Interaktionen liegt darin, dass sich hier der Sender an den Empfänger richtet, indem er sich selbst in besonderer Weise darstellt. In dieser Selbstdarstellung (Ostention) wird für den Empfänger etwas Drittes erkennbar – das Dargestellte, bei dem es sich etwa auch um einen fiktiven Sachverhalt handeln kann, den wahrzunehmen der Sender sich darstellt. Es ist offensichtlich, dass ein auf diesen verschachtelten Handlungstypus gegründeter Zeichenbegriff sehr viel komplexer ist, als der unmittelbar an der Darstellungsfunktion orientierte der frühen Semiotik. Anzeichen und SignaleZum einen fällt auf, dass der handlungstheoretische Kommunikationsbegriff Anzeichen (Symptome) nicht mehr ohne weiteres als Zeichen zu verstehen erlaubt. Zwar ist es möglich, Anzeichen als Zeichen für das sie verursachende Phänomen zu verwenden, doch muss dann zumindest die entsprechende Selbstdarstellung eines Senders in einer kommunikativen Interaktion hinzutreten (⊳ “natürliche” Bilder). Beispielsweise ist nämlich Rauch, obzwar ein Symptom von Feuer, als solcher noch kein Zeichen für Feuer; er kann aber von jemandem in einer kommunikativen Interaktion dafür verwendet werden, den Empfänger auf Feuer aufmerksam zu machen.[4] Das Problem der Auffassung, dass Anzeichen eine Art von Zeichen seien, besteht also im Wesentlichen darin, dass sie (in der Regel) keine kommunikativen Interaktionen sind und ihnen die entsprechenden Handlungssubjekte – Sender und Empfänger – fehlen. Das gilt für (tierische) Signale nicht.[5] Der Warnschrei eines Affen vor einem Raubtier, die pulsierende Färbung eines Kraken vor einem Geschlechtspartner oder das Fletschen der Zähne eines Hundes einem ihn ärgernden Kind gegenüber sind zweifelsfrei Fälle von kommunikativer Interaktion mit der dafür charakteristischen Selbstdarstellung des Senders. Gleichwohl sollen sie nicht als Instanzen von Zeichen gelten. Der Grund liegt darin, dass die dabei zu beobachtende Selbstdarstellung nur für den Beobachter den Zweck der Kommunikation erfüllt; für den Handelnden selbst ist dieser Zweck (noch) nicht zugänglich. Aus diesem Grund auch lässt sich bei Signalen stets die Senderbedeutung von der Empfängerbedeutung unterscheiden: Im dafür angesetzten behavioristischen Bedeutungsbegriff ist erstere durch die (von einem Beobachter als solche genommenen inneren und äußeren) Voraussetzungen gegeben, die für den Sender vorliegen müssen, dass er das Signal äußert, während letztere den durch den Empfang des Signals (in den Augen des Beobachters) ausgelösten Aktivitäten entspricht. Für Zeichen soll hingegen gelten, dass ihre Bedeutung für Sender und Empfänger selbst dieselbe ist.[6] Zeichenhandlungen und die kommunikative IntentionZeichenhandlungen unterscheiden sich von anderen kommunikativen Interaktionen (insbesondere Signalen) dadurch, dass sie von den beteiligten Handlungssubjekten mit Einsicht in ihren Zweck verwendet werden. Sender und Empfänger kommunizieren also nicht einfach nur miteinander, indem sie etwa einem erlernten Handlungsmuster folgen (‹in der und der Situation: tue dies!›), wobei der eigentliche Zweck der (Gesamt-)Handlungen nur einem externen Beobachter klar ist. Sie tun das vielmehr im eigenen Bewusstsein des damit verfolgten Ziels der Verständigung mit einem (auch vorgestellten) anderen (‹tue dies, um dich mit dem anderen zu koordinieren›). Zeichenhandlungen sind also genau die kommunikativen Interaktionen, die zugleich Handlungen im engeren Sinn sind.[7] Ein Zeichenhandelnder stellt sich damit einem anderen gegenüber (oder sich selbst in der Rolle des Rezipienten) stets insbesondere dar als ein Wesen, das eine kommunikative Interaktion mit diesem Gegenüber durchführt: Der Produzent stellt sich also dar als einer, der sich darstellt als einer, der sich einer bestimmten Situation gegenüber sieht (die kursive Passage artikuliert genau das Senderverhalten bei kommunikativen Interaktionen ganz allgemein). Analoges gilt für den Rezipienten, der sich darstellt als einer, der an einer kommunikativen Interaktion verstehend teilnimmt. Während bei signalhaften kommunikativen Interaktionen der rezeptive Teilnehmer keine Ostentation zu vollziehen braucht, ändert sich eben das bei Zeichenhandlungen. Indem die Ostentation auf diese zweifache Weise verdoppelt wird, eröffnet sich für die Handelnden selbst die Möglichkeit, die produzentenseitige Bedeutung und die rezipientenseitige Bedeutung aufeinander zu beziehen und damit letztlich: sie zu einer einzigen, kontrolliert geteilten Bedeutung zu vereinheitlichen. Eben das bildet die Grundlage dafür, dass sich bei Zeichen ein von anderen Komponenten der Zeichenhandlung separierbarer Sachbezug festlegen lässt.[8] Umgekehrt öffnet die gemeinsame und separierte Bedeutung den Blick auch für den rein physischen Aspekt der Zeichenhandlung: den Zeichenträger. Erst in dieser komplexen Handlungskonstellation macht das semiotische Dreieck als für die Handelnden selbst unterscheidbare Organisation von Aspekten einer entsprechenden Handlungsausführung Sinn: der Zeichenträger als Bezeichnendes (Abb. 2: „Symbol“), der Sachbezug als Bezeichnetes („Referent“) und der beides allererst zusammenbindende Vollzug einer (elementareren) kommunikativen Interaktion (in den Standardfassungen des semiotischen Dreiecks meist verkürzt zu „Gedanke/Bezug“).[9] Regeln und Gewohnheiten: ZeichensystemeIm Gegensatz zum einfachen Ausführen von elementaren Kommunikationshandlungen werden mit dem Zeigen solcher Handlungen die entsprechenden Teilhandlungen und ihr Zusammenspiel zumindest partiell den Kommunizierenden selbst bewusst.[10] Das heißt insbesondere, dass sie dem Zeichenhandelnden als jeweils eine von verschiedenen Alternativen erscheinen, zwischen denen er sich entscheiden kann – und zwischen denen entscheiden zu können er auch dem Kommunikationspartner unterstellt. Die Zeichenhandlung ist damit eine Kommunikationshandlung, die als Teil eines ganzen Systems möglicher Varianten zu verstehen ist: Sie ist ein Element eines Zeichensystems. Zwar bilden auch Signale durchaus Systeme von Alternativen: Die Warnschreie bestimmter Primaten (wie auch die Reaktionen darauf) sind etwa nach dem gesichteten Feind differenziert – Leopard, Adler oder Python. Was für einen ethologischen Beobachter schnell als Zusammenhang zwischen verschiedenen, alternativen Signalausprägungen eines gemeinsamen Schemas herauszufinden ist, kann gleichwohl von nicht-zeichenverwendenden Tieren noch nicht in einen regelhaften Zusammenhang gebracht werden, da sie sich jeweils nur auf die aktuelle Situation und die darin vorzuführende auf einen Fall beschränkte Selbstdarstellung beziehen können. Die zu beobachtenden Regelmäßigkeiten sind Gewohnheiten, die nicht wie Regeln durch wechselseitige (d.h. interindividuelle) Abstimmungen der Handelnden selbst kontrolliert werden und sich in ihren Ausprägungen nur “hinter dem Rücken der Akteure” (etwa durch evolutionäre Prozesse) verändern. Erst mit der Kompetenz zu Zeichenhandlungen gewinnen die Handelnden auch die Fähigkeit, diese Gewohnheiten miteinander abzustimmen, sie zu echten Regeln umzuformen. Der Umfang alternativer Zeichenhandlungen, die ein Zeichensystem bilden, ist daher durch Regeln bestimmt: Die Alternativen können dabei auf der syntaktischen, der semantischen oder der pragmatischen Ebene auftreten.[11]
‘Zeichen’ als »Zeichenträger« und als »Zeichenhandlungsschemata«Umgangssprachlicher ZeichenbegriffIn der Umgangssprache wird mit dem Ausdruck ‘Zeichen’ häufig auf den Zeichenträger als einem von der Zeichenhandlung abtrennbaren Gegenstand hingewiesen. Das geschieht besonders häufig, wenn der Zeichenträger außerhalb seiner Zeichenfunktion verwendet wird: ‘Stelle das Plakat hinter das Halteverbotszeichen!’ (statt ‘Schild’) Allerdings wird diese außer-semiotische Verwendungsweise oft auch als Basis für den alltagssprachlichen Zeichenbegriff genutzt, der damit als ein unilateraler Zeichenbegriff bestimmt werden kann, bei dem das Zeichen nur über die Eigenschaften eines einzigen Gegenstandes (des Zeichenträgers) charakterisiert wird. Ein solcher unilateraler Bildbegriff liegt gelegentlich auch medieninformatischen Darstellungen zugrunde: Die digitale Kodierung von Bildern in einer Bilddatei (beispielsweise als jpg oder tiff), welche üblicherweise von Informatikern einfach als ‘Bild’ bezeichnet wird, ist tatsächlich lediglich eine Beschreibung von syntaktischen Elementen des eigentlichen Bildzeichens, das Datei-Format eine Notation nur für Bildträger (⊳ Digitales Bild). Diese Betrachtungsweise verschleiert allerdings den Blick darauf, dass (1) eine weitere Entität – das, was bezeichnet wird – eine den Gegenstand als Zeichen bestimmende Rolle spielt, und dass darüber hinaus (2) diese Bedeutungsbeziehung sich nur in einem bestimmten Handlungsrahmen – nämlich einer Kommunikation – instantiieren lässt, so dass zwei weitere Rollen (‘Sender’ und ‘Empfänger’) ebenfalls zur Definition des Zeichenbegriffs notwendig gehören. Bilaterale und multilaterale ZeichenbegriffeBilaterale (oder dyadische) Zeichenbegriffe, wie etwa der von Saussure ([Saussure 1916a]) aber auch schon von Aristoteles ([Keller 1995a]), versuchen im Wesentlichen das beim unilateralen Begriff erwähnte Problem (1) zu beheben, wird hier doch ein Zeichen als Gegenstand verstanden, sofern er eine semantische Beziehung zu einem weiteren Gegenstand aufweist. Je nach Theorie kann dieser zweite Gegenstand insbesondere ein mentaler Gegenstand (eine Vorstellung), ein Abstraktum (etwa eine Klasse) oder ein Konkretum (physischer Einzelgegenstand) sein. Alle Verwendungen des Zeichenträgers als Zeichen beruhen aber auf der Bedeutungs- oder Darstellungsrelation.[12] Bei multilateralen Zeichenbegriffen, wie sie etwas von Bühler ([Bühler 1934a]) und Peirce ([Peirce 1983a]) vorgeschlagen wurden, ist die Darstellungsfunktion hingegen nur ein Aspekt des Zeichens, neben den andere pragmatische Aspekte treten, die auf die Zeichenverwender fokussieren und damit auch auf die Aktivitäten, die mit der Zeichenhandlung in Zusammenhang stehen (sollen) und so ihre Bedeutung im weiteren Sinn bestimmen. Damit ergeben sich also auch Ansätze zur Behebung des oben erwähnten Problems (2). Das Organon-Modell Bühlers etwa integriert den Zeichen immanenten Interaktionsaspekt, indem es den beiden beteiligten Aktivitätsträgern schematisch jeweils spezifische mit der Zeichenhandlung vollzogene Funktionen zuordnet, nämlich die Ausdrucksfunktion für den Sender und die Appellfunktion für den Empfänger (Abb. 3). Handlungstheoretischer ZeichenbegriffBühler und Peirce entwickeln zwar einen bereits dezidiert auf Handlung ausgerichteten Zeichenbegriff. Doch bleiben sie bei dessen Ausarbeitung noch stark an der semiotischen Tradition des bilateralen Zeichenbegriffs orientiert: So ist etwa der Interpretant eines Zeichens bei Peirce zunächst eine Art mentales Zeichen, das der Zeichennutzer zur Interpretation des “äußeren” Zeichens erzeugt (und zu dessen Interpretation er jeweils weitere Interpretanten hinzuzieht). Die Kette der Interpretanten führe schließlich zum „ultimate logical interpretant“, den Kuno Lorenz als Änderung einer Verhaltensgewohnheit – „habit change“ – interpretiert ([Lorenz 1990a]: S. 121), so dass hier endlich die Verankerung des Zeichens in Handlungen erfolgt. Nun steht Lorenz in der Tradition des Erlanger Konstruktivismus von Kamlah und Lorenzen, der in der Folge des linguistic turns und der handlungstheoretischen Umdeutung psychischer Phänomene bei Mead, Wittgenstein, v. Holst u.a. einen weniger mentalistischen Zeichenbegriff aus dem Begriff der Zeichenhandlung entwickelt hat. Fokussiert wird dabei nicht der Zeichenträger, der etwas bedeutet, indem er in einer speziellen Form von Handlung benutzt wird, sondern das, was als allen Ausführungen einer Art von Zeichenhandlungen (allen „Aktualisierungen“ dieses Typs) gemein bestimmt wird: Ein Zeichen im Sinne von Kamlah, Lorenzen und auch Lorenz ist das Handlungsschema einer Zeigehandlung (= Vorführhandlung, d.h. das Schema einer bewussten kommunikativen Interaktion; [Kamlah & Lorenzen 1973a], [Lorenz 1970a]). Das Beziehungsgeflecht zwischen einer Zeichenhandlung und ihren Teilhandlungen einerseits und den kontextuellen Aktivitäten (insbesondere die jeweils dabei vorausgesetzten Vorbereitungshandlungen und die verursachten Folgehandlungen) andererseits werden auf diese Weise wesentlich unmittelbarer in den Fokus der semiotischen Betrachtung gerückt. Es geht nicht um materielle Gegenstände, sondern um äußerst komplexe Formen von Interaktionen. Dieses Vorgehen trägt daher auch der Eigentümlichkeit bestimmter Zeichenhandlungen Rechnung, bei denen der Zeichenträger gar kein von der Zeichenverwendung separierbarer Gegenstand ist: Wenn etwa ein Fahrradfahrer an einer Kreuzung mit der linken Hand Wedelbewegungen ausführt, um den anderen Verkehrsteilnehmern zu verstehen zu geben, dass er beabsichtigt, nach links abzubiegen - dann ist das durchaus ein klarer Fall von Zeichenverwendung. Gleichwohl ist es hier schwierig, den Zeichenträger unabhängig von der Zeichenhandlung überhaupt zu bestimmen. Abtrennbare und insbesondere als solche über die eigentlichen Zeichenteilhandlung hinaus bestehende (d.h. persistente) Zeichenträger werden entsprechend nicht einfach ‘Zeichen’ genannt – auch nicht abkürzend – sondern als ‘Marken’ bezeichnet.[13] Eine Marke kann dem Empfänger als Symptom für die vorgängige produzentenseitigen Teilhandlungen dienen, die er sich vorstellt und nun durch die entsprechenden rezipientenseitigen Teilhandlungen zu einer Zeichenhandlung vervollständigen kann: Er stellt sich anhand des vorliegenden Gegenstandes sich selber gegenüber dar als einer, der an einer kommunikativen Interaktion unter Beteiligung der Marke in Gegenwart eines vorgestellten Senders verstehend teilnimmt.
Sprachliche ZeichenSicherlich ist Sprache das am besten untersuchte Zeichensystem.[14] Die Struktur sprachlicher Zeichen hat entsprechend die Begrifflichkeit der Zeichentheorie stark geprägt. Kritiker des semiotischen Bildbegriffs äußern in der Folge gelegentlich die Befürchtung, dass eine dezidiert am Zeichenbegriff ausgerichtete Bildtheorie zu sprachlastig operiere und dadurch die Unterschiede, die zwischen Bild und Wort bestehen, nicht hinreichend beachtet würden (⊳ Ikonische Differenz). Allerdings ist weder der Ausdruck ‘Zeichen’ synonym mit ‘sprachliche Zeichen’ noch der Terminus ‘Zeichensystem’ mit ‘Zeichensprache’. Sprachliche Zeichen sind auch nicht dasselbe wie Sprache(n) im Sinne der Linguistik, die sich semiotisch eher als Wort/Satz-sprachliche Zeichensysteme (s.u.) charakterisieren lassen. Verallgemeinerter Sprachbegriff und nicht-sprachliche ZeichensystemeGegenüber dem primär an der Linguistik ausgerichteten (engen) Sprachbegriff kann eine allgemeinere semiotische Unterscheidung ins Feld geführt werden, die darauf beruht, dass die Zeichen eines Zeichensystems sich – in einem weiten Sinne – syntaktisch gliedern lassen: Die zugehörigen Zeichenhandlungsschemata bestehen aus Teilen, die in unterschiedlichen Kombinationen verschiedene Zeichen des Systems konstituieren (siehe nochmals Abb. 1). Bei nicht-sprachlichen Zeichensystemen liegt mithin keine solche Gliederung vor. Das System besitzt keine Morphologie, mit deren Hilfe sich die einzelnen Zeichen bereits anhand von Eigenschaften des Zeichenträgers alleine (d.h. rein syntaktisch) sinnvoll semiotisch zueinander in Beziehung setzen ließen.[15] Für sprachliche Zeichensysteme muss sich hingegen eine Morphologie angeben lassen. Nicht gefordert ist für sprachliche Zeichensysteme (Zeichensprachen), dass die Teile selbst wiederum Zeichen sein müssen, wie es bei der Relation zwischen Wort und Satz der Fall wäre. Betrachten wir daher zunächst den Fall der Zeichensysteme, bei denen die Zeichenteile generell keine Zeichen sind – genauer formuliert: keine der Teilhandlungen, die die Zeichenhandlungsschemata eines solchen Zeichensystems konstituieren, ist bereits eine Zeichenhandlung. Im Gegensatz zu den nicht-sprachlichen Zeichensystemen lässt sich also eine syntaktische Gliederung der Zeichensprache angeben, die aber noch nicht der Kombination von Wörtern zu Sätzen entspricht, sondern, um ein linguistisches Analogon zu bemühen, eher der Zusammensetzung von (nicht eigenständig verwendbaren) Morphemen zu Wörtern. Als Beispiel mag das dem »Fährten lesen« zugrunde liegende Zeichensystem dienen. Die Zeichen dieses Systems unterscheiden sich als Interpretation der Variationen von Eigenschaften der Abdrücke (etc.) und ihrer Teile: So mag etwa der Grad der Verwischung der Kanten im Zusammenhang mit anderen Eigenheiten als Altersindiz dienen.[16] Dabei ist aber das Erkennen von “Verwischtheit” noch kein eigenständiges Zeichen, das innerhalb des Systems losgelöst von anderen Zeichenkomponenten verwendet werden könnte. Gleichwohl bestimmt es gemeinsam mit den anderen relevanten Dimensionen die Morphologie der Zeichen dieses Systems. Wort/Satz-sprachliche Zeichensysteme: Sprachen im engeren SinnVon den allgemeinen Zeichensprachen ist die Klasse der Wort/Satz-sprachlichen Zeichensysteme zu differenzieren. Diese verfügen über eine syntaktische Gliederung im engen Sinn, insofern die Teilhandlungen, die ein Zeichen dieser Systeme bilden, zum Teil selber bereits Zeichen sind: nämlich Wörter, die Sätze bilden. Dadurch wird die Unterscheidung zwischen Wörtern und Sätzen überhaupt erst möglich und damit eine über reine Morphologie hinausgehende kombinative Syntax etwa im Sinne von Chomsky ([Chomsky 1957a]; hierzu auch ⊳ Bildgrammatik und Bildmorphologie). Die Festlegung der Begriffe »Wort« und »Satz« ist in Linguistik und Semiotik umstritten:[17] Das liegt nicht zuletzt an den dabei zumeist betrachteten bi- und multilateralen Zeichenbegriffen, die kaum Kriterien für eine Unterscheidung zwischen nur morphologisch organisierten und im engeren Sinn syntaktisch organisierten Sprachzeichensystemen bereitstellen. Handlungstheoretisch betrachtet liegt es hingegen durchaus nahe,
Die Pointe satzsprachlicher Zeichensysteme besteht mithin darin, dass nicht nur die Gesamtzeichenhandlung (der Satz) in Form und Gebrauch an Regeln ausgerichtet wird, sondern bereits Form und Gebrauch der Teilzeichenhandlungen (der Wörter) jeweils vollständig an Regeln orientiert sind. Die korrekte (syntaktische) Form und der richtige (pragmatische) Gebrauch der Sätze (und damit auch ihre Bedeutungen) lassen sich dann bei Bedarf kompositional aus den morphologischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften der Wörter ableiten. Analoge Argumentationen fehlen für einfache Zeichensprachen. Die massive Komplexitätssteigerung, die mit dem Gebrauch von Teilzeichenhandlungen verbunden ist, macht sich mit einer außerordentlich erhöhten Flexibilität dieser Sprachsysteme bezahlt.[18] Propositionale und explizit performative ZeichenhandlungenZwar sind wort/satzsprachliche Zeichenhandlungen noch nicht hinreichend zur Artikulation eines expliziten Sachbezugs. Ein solcher entfaltet sich erst mit propositionalen Sprachzeichenhandlungen. Allerdings ist die echte syntaktische Gliederung des Zeichensystems eine notwendige Voraussetzung für letztere, denn die für die Proposition charakteristischen Teilhandlungen – Prädikation, Nomination und Kontextbildung – müssen als eigenständige Zeichenhandlungen mit je eigenen Interpretationsregeln auftreten. Erst dadurch ist es auch möglich, über nicht anwesende Sachverhalte (als solche) zu kommunizieren.[19] Des weiteren setzen explizit performative Zeichenhandlungen – etwa ‘hiermit taufe ich dich auf den Namen «Titanic»’ oder ‘hiermit schwöre ich (dir), dass p’ – die Kompetenz zu satz/wortsprachlichen Kommunikationshandlungen (bzw. im zweiten Beispiel sogar von propositionalen Zeichenhandlungen) voraus: Die ausdrückliche Artikulation der mit der Zeichenhandlung durchgeführten Illokution kann nur gelingen, wenn die Benennung als eigenständiges (Teil)Zeichen verfügbar und als solches in den Gesamtzeichenakt eingebettet ist. Sprachen im linguistischen Sinn umfassen offensichtlich stets propositionale und explizit performative Zeichenhandlungen, gehören mithin zu den komplexesten Zeichensprachen.[20] Die genaue semiotische Einordnung von Bildern ist hingegen derzeit noch umstritten. In jedem Fall werden die hier vorgestellten Differenzierungen zu beachten sein, wenn die Anwendung (oder Anwendbarkeit) des Zeichenbegriffs auf Bilder zur Diskussion steht.
Weitere KomplikationenNoch auf andere Weise kann die Komplexität von Zeichenhandlungen im allgemeinen und Bildzeichenhandlungen im besonderen wachsen. In den bisher betrachteten Fällen haben nur jeweils ein Produzent und ein Rezipient an der zeichenhaften Kommunikation teilgenommen. Auf der Empfängerseite scheint der Übergang zu einer Pluralität von Empfängern noch verhältnismäßig einfach zu bleiben und führt letztlich vor allem zu den theoretischen Überlegungen zu Massenmedien:[21] Zeichentheoretisch ändert sich dabei nicht allzu viel, da schon die Zeichenverwendung zwischen zwei einzelnen Handelnden von den jeweiligen konkreten Vorstellungen des einen vom anderen abhängen.[22] Bei massenmedialer Zeichennutzung werden diese Vorstellungen der jeweiligen Kommunikationspartner vor allem produzentenseitig durch das “Bild” von einem Standard-Rezipienten ersetzt (etwa: der Buchautor und „sein Leser“, der Maler und der von ihm intendierte Betrachter). Allerdings sind mit dem Übergang zu einer Pluralität von Rezipienten mindestens Komplikationen in Form doppelter (mehrfacher) Verwendung ein und desselben Zeichenträgers in unterschiedlichen, jedoch gleichzeitig stattfindenden Zeichenhandlungen verschiedenen Rezipienten gegenüber möglich (vgl. etwa [Born 1983a]). Beispielsweise kann eine Bemerkung, die vordergründig und in literaler Lesart an eine Person A gerichtet ist, zugleich an den anwesenden Freund B des Produzenten in einer nicht-literalen (etwa ironischen) Lesart gerichtet sein. Beide simultan mit demselben Zeichenträger ausgeführten Zeichenhandlungen unterscheiden sich entsprechend deutlich mindestens in Interaktions- wie Selbstbezug (ggf. auch im Sachbezug). Kooperative ZeichenproduktionDie Produktion einer Zeichenhandlung durch mehrere Personen tritt zwar ebenso häufig wie die massenmediale Variante auf: Jede Zeitung, jedes Buch, jeder Film stellt letztlich ein solches Zeichen dar, an dessen Erzeugung mehrere, teilweise sogar zahlreiche Produzenten (oder sogar untergeordnete Produzentenkollektive) mitgewirkt haben. Doch die theoretischen wie praktischen Probleme einer solchen kooperativen Zeichenproduktion erweisen sich als noch wesentlich komplexer, nicht zuletzt, weil mit der Produzentenrolle wesentliche Aspekte der Verantwortlichkeit für die kommunikative Handlung und ihre Folgen verbunden sind. Alternativ dazu, dass einer der Handelnden aus dem betrachteten Produzentenkollektiv als der eigentliche Produzent ausgezeichnet wird – etwa der Regisseur beim Autorenfilm –, werden häufig institutionelle Handlungsträger (juristische Personen) als die verantwortlichen Produzenten des kooperativ erzeugten Zeichens betrachtet. So gilt etwa die Sendeanstalt ZDF im Sinn einer juristischen Person als verantwortlicher Produzent für die mithilfe des entsprechenden ausgestrahlten Fernsehprogramms als Zeichenträger ausgeführten Zeichenhandlungen mit dem Publikum.[23] Zumindest bei einem Teil der kooperativ produzierten Zeichenhandlungen lassen sich separierbare Teilzeichenhandlungen ausmachen, so dass eine Analogie zum Wort/Satz-Verhältnis sprachlicher Zeichen vorliegt (s.o.). Dies betrifft etwa Comics (verbal-sprachliche Teilzeichen und bildhafte Teilzeichen) oder auch Filme (u.U. sprachliche, musikalische und bildliche Teilzeichenhandlungen).[24] Geschachtelte und mehrlagige ZeichenhandlungenDes weiteren können Zeichenhandlungen im Sachbezug anderer Zeichenhandlungen auftreten: Zitate im wissenschaftlichen Vortrag, direkte oder indirekte Rede im Roman, die photographische Reproduktion eines Gemäldes im Ausstellungskatalog sind nur einige Beispiele solcher geschachtelten Zeichen (hierzu auch ⊳ Bildzitat). Hierbei können den Zeichenhandlungen auf den verschiedenen Ebenen ganz unterschiedliche Produzenten und Rezipienten zugeordnet sein: Mit dem Roman richtet sich ein Autor an seine Leser, mit der im Roman berichteten Rede hingegen eine Romanfigur an eine andere Romanfigur. Die Schachtelung kann dabei über mehrere Ebene laufen, wie etwa in Graf Potockis Roman «Die Handschrift von Saragossa». Von den geschachtelten Zeichenhandlungen unterscheiden sich die mehrlagigen Zeichenhandlungen, die ein Zeichenhandelnder mit einem Gegenüber ausführt, um gleichzeitig die Kommunikation mit einem anderen Partner auf einer anderen Ebene zu erreichen. Beispielsweise kommuniziert ein Computerspieler in gewisser Weise mit dem Hersteller eines immersiven Spiels, um innerhalb einer auf diese Weise kommunikativ erstellten virtuellen Welt in Gestalt eines Avatars mit einem anderen Avatar zu sprechen. Das Zweck-Verhältnis von “innerer” und “äußerer” Zeichenhandlung ist für die Unterscheidung entscheiden: Bei geschachtelten Zeichen findet die eingebettete Zeichenhandlung statt, um die einbettende Zeichenhandlung zu ermöglichen: Die Kommunikation zwischen Roman- (oder Film-)figuren hat das übergeordnete Ziel, die eigentlich intendierte Kommunikation zwischen Autor (bzw. Regisseur) und Publikum zu vollziehen. Der Autor kommuniziert mit dem Leser, indem er seine Romanfiguren miteinander kommunizieren lässt. Hingegen soll bei mehrlagigen Zeichen umgekehrt die äußere Zeichenhandlung die innere ermöglichen: Beispielsweise stellt auch das Benutzen eines Email-Systems eine solche äußere Zeichenhandung dar, und zwar zwischen dem Nutzer und dem Systemherausgeber. Sie hat das Ziel, die eigentlich angestrebte eingebettete Email-Kommunikation mit anderen Nutzern des Systems zu ermöglichen. Der Nutzer kommuniziert mit einem anderen Nutzer per email, indem er mit dem Herausgeber des Emailsystems kommuniziert.[25] Übergänge zur MedientheorieNimmt man bei geschachtelten oder mehrlagigen Zeichen das Verhältnis der Zeichensysteme von inneren und äußeren Zeichen in den Blick, eröffnet sich ein für Kommunikationsmedien charakteristischer Zusammenhang der jeweiligen pragmatischen, semantischen und syntaktischen Ausprägungen. Gehen wir davon aus, dass bei einer festgelegten äußeren Zeichenhandlung jede vom entsprechenden Zeichensystem umfasste Zeichenhandlung als innere Zeichenhandlung auftreten kann, so bilden die syntaktischen, semantischen und pragmatischen Ausprägungen der äußeren Zeichenhandlung einen konstanten Rahmen, der für die ganze durch das „innere Zeichensystem“ ausdifferenzierte Variationsbreite von Zeichenhandlungen immer gleichermaßen wirksam bleibt. Und eben weil er für alle diese Zeichenvarianten ohne Variation wirkt, bleibt er medial für die inneren Zeichenhandungen. Das Kommunikationsmedium wäre mithin all das, was von der differenziellen Perspektive eines Zeichensystems nicht erfasst wird; in diesem Fall (u.a.) eine andere (nämlich die äußere) Zeichenhandlung mit ihren (in anderer Perspektive sichtbar werdenden) pragmatischen, semantischen und syntaktischen Charakteristiken (vgl. hierzu auch [Krah & Titzmann2013a]). Insofern bei diesem Begriff des Kommunikationsmediums einerseits die syntaktische Struktur eines Zeichenträgers nicht zuletzt durch die technischen Bedingungen seiner Realisierung bestimmt wird, und andererseits die pragmatischen Regeln insbesondere den institutionellen Kontext der Zeichenhandlung berücksichtigen müssen, können zudem auch die „klassischen“ Aspekte kommunikationsmedialer Argumentationen damit zwanglos in einen semiotischen Ansatz integriert werden. Siehe auch:
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Anmerkungen
[Born 1983a]: Born, Rainer (1983). Schizo-Semantik: Provokationen zum Thema Bedeutungstheorien und Wissenschaftsphilosophie im allgemeinen. Conceptus, Band: 17, Nummer: 41/42, S. 101-116.
[Bußmann 1983a]: Bußmann, Hadumod (1983). Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Kröner. [Bühler 1934a]: Bühler, Karl (1965). Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart: Fischer. [Chomsky 1957a]: Chomsky, Noam (1957). Syntactic Structures. Den Haag: Mouton. [Eco 1977a]: Eco, Umberto (1977). Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Eibl-Eibesfeldt 1974a]: Eibl-Eibesfeldt, Irenäus (1974). Stammesgeschichtliche Anpassungen im menschlichen Verhalten. In: Immelmann, K. (Hg.): Grzimeks Tierleben. Ergänzungsband Verhaltensforschung. Zürich: Kindler, S. 604-617. [Kamlah & Lorenzen 1973a]: Kamlah, Wilhelm & Lorenzen, Paul (1973). Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens. München: BI Wissenschaftsverlag. [Keller 1995a]: Keller, Rudi (1995). Zeichentheorie. Zu einer Theorie semiotischen Wissens. Tübingen, Basel: Francke. [Krah & Titzmann2013a]: Krah, Hans & Titzmann, Michael (2013). Medien und Kommunikation. Eine interdisziplinäe Einführung. Passau: Stutz, dritte erweiterte Aufl.. [Lorenz 1970a]: Lorenz, Kuno (1970). Elemente der Sprachkritik – Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Lorenz 1990a]: Lorenz, Kuno (1990). Einführung in die philosophische Anthropologie. Darmstadt: WBG, (21992). [Nöth 2005a]: Nöth, Winfried (2005). Zeichentheoretische Grundlagen der Bildwissenschaft. In: Sachs-Hombach, K. (Hg.): Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung. Köln: Halem, S. 33-44. [Peirce 1983a]: Peirce, Charles S. (1983). Phänomen und Logik der Zeichen. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Richards & Ogden 1923a]: Richards, I.A. & Ogden, R.G. (1923). The Meaning of Meaning. London: Routledge & Kegan Paul. [Ros 1979a]: Ros, Arno (1979). Objektkonstitution und elementare Sprachhandlungsbegriffe. Königstein/Ts.: Hain. [Ros 1989/90a]: Ros, Arno (1989/90). Begründung und Begriff. Wandlungen des Verständnisses begrifflicher Argumentationen. Hamburg: Meiner, 3 Bände. [Saussure 1916a]: Saussure, Ferdinand de (1916). Cours de linguistique générale. Paris: Payot, Deutsch: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Berlin 2001. [Shannon & Weaver 1949a]: Shannon, Claude & Weaver, Warren (1949). The Mathematical Theory of Communication. Champaign: University of Illinois Press. [Trabant 1996a]: Trabant, Jürgen (1996). Elemente der Semiotik. Tübingen: Franke. Ausgabe 2: 2017 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [64] und Klaus Sachs-Hombach [13] — (Hinweis) |