Auswirkungen der Bildlichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Arten von Auswirkungen der Begriffssynthese)
 
(11 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 6: Zeile 6:
 
[[Kategorie:Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen]]
 
[[Kategorie:Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen]]
 
Hauptpunkt zu: [[Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen]]
 
Hauptpunkt zu: [[Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen]]
 +
 +
English Version: [[Glossar-English:Effects of Pictoriality|Effects of Pictoriality]]
 
{{GlosTab1}}
 
{{GlosTab1}}
 
{{GlossarBoxMain}}
 
{{GlossarBoxMain}}
 
<!--Ende header-->
 
<!--Ende header-->
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
+
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt-->
==Bildkompetenz in begriffsgenetischer Betrachtung==
+
==Bildkompetenz in begriffs&shy;gene&shy;tischer Betrach&shy;tung==
Die Bildlichkeit eines Gegenstands und damit die Bildkompetenz desjenigen, der mit jenem Teil seiner Umgebung (dem Gegenstand) als Bild umgeht, ist keine Eigenschaft, die einfach als additiv neben andere gesetzt betrachtet werden kann. Sie steht mit anderen Eigenschaften bzw. Kompetenzen in vielfältigen Wechselbeziehungen und ihre begriffliche Konstitution beeinflusst folglich auch die Begriffe, die wir uns von jenen machen sollten. Diese Auswirkungen stehen nun im Zentrum.  
+
Die Bildlichkeit eines Gegen&shy;stands und damit die Bildkom&shy;petenz desje&shy;nigen, der mit jenem Teil seiner Umge&shy;bung (dem Gegen&shy;stand) als Bild umgeht, ist keine Eigen&shy;schaft, die einfach als addi&shy;tiv neben ande&shy;re gesetzt betrach&shy;tet werden kann. Sie steht mit ande&shy;ren Eigen&shy;schaften bzw. Kompe&shy;tenzen in vielfäl&shy;tigen Wechsel&shy;bezie&shy;hungen und ihre begriff&shy;liche Konsti&shy;tution beein&shy;flusst folglich auch die Begrif&shy;fe, die wir uns von jenen machen sollten. Diese Auswir&shy;kungen stehen nun im Zentrum.  
 
+
:
Die begriffsgenetische Betrachtung beruht darauf, das Zusammensetzen eines fraglichen Begriffsfeldes aus einfacheren, gemeinsam bereits etablierten Begriffsfeldern als Vorschlag zu nutzen, um einem skeptischen Gegenüber einen rationalen Weg zur Übernahme des fraglichen Begriffsfeldes aufzuzeigen: Dass nämlich die Muster, die wir dazu benutzen, uns über gemeinsame Gliederungen der Welt zu verständigen, sich durch bestimmte Kombinationen so erweitern lassen, dass mit den so gewonnenen Begriffen eine interessante Gruppe von Phänomenen überhaupt erst als systematische Zusammenhänge ‘begriffen’ werden können.  
+
Die begriffsgenetische Betrachtung beruht darauf, das Zusam&shy;menset&shy;zen eines fragli&shy;chen Begriffs&shy;feldes aus einfa&shy;cheren, gemein&shy;sam bereits etab&shy;lierten Begriffs&shy;feldern als Vorschlag zu nutzen, um einem skepti&shy;schen Gegen&shy;über einen ratio&shy;nalen Weg zur Über&shy;nahme des fragli&shy;chen Begriffs&shy;feldes aufzu&shy;zeigen: Dass nämlich die Bezugs&shy;punkte, die wir dazu benut&shy;zen, uns über gemein&shy;same Gliede&shy;rungen der Welt zu verstän&shy;digen, sich durch bestimm&shy;te Kombi&shy;nationen so erwei&shy;tern lassen, dass mit den so gewon&shy;nenen Begrif&shy;fen eine inte&shy;ressan&shy;te Gruppe von Phäno&shy;menen überhaupt erst als syste&shy;matische Zusam&shy;menhän&shy;ge ''begrif&shy;fen'' werden können.  
 
+
:
Eine begriffsgenetische Rekonstruktion einer Einführungssituation des Bildbegriffs mag beispielsweise auf unterschiedliche Entwicklungsstufen von Zeichenverhalten abheben, oder präziser: auf eine Folge von Begriffsfeldern, die uns erlauben, etwas in der Welt als Wesen mit Zeichenverhalten eines bestimmten Komplexitätsgrades zu ‘begreifen’ – als etwas also, das sich auf eine bestimmte mehr oder weniger komplexe Weise gleichzeitig zu sich selbst, seinen Artgenossen und seiner Umwelt zu verhalten in der Lage ist. Dabei mag es bei einem der Übergänge beispielsweise eine Rolle spielen, dass Wesen der gerade betrachteten Stufe manchmal eine eigentlich fehlerhafte Wahrnehmung ihrer Umgebung in eine ihrer Zeichenhandlungen einbeziehen. Wird ein solches Verhalten nicht nur als kontingentes Zusammentreffen zweier an sich unabhängiger Verhaltensinstanzen gesehen, sondern als ein Anzeichen für eine mögliche systematische Kombination von Verhaltensweisen, so ist eine Brücke für einen entsprechend kombinierten Begriff eines komplexeren Verhaltens gebaut.  
+
Eine begriffsgenetische Rekon&shy;struktion einer Einfüh&shy;rungssi&shy;tuation des Bildbe&shy;griffs mag beispiels&shy;weise auf unter&shy;schiedli&shy;che Entwick&shy;lungsstu&shy;fen von [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen&shy;verhal&shy;ten]] abhe&shy;ben, oder präzi&shy;ser: auf eine Folge von Begriffs&shy;feldern, die uns erlau&shy;ben, etwas in der Welt als Wesen mit Zeichen&shy;verhal&shy;ten eines bestimm&shy;ten Komple&shy;xitäts&shy;grades zu begrei&shy;fen – als etwas also, das sich auf eine bestimm&shy;te mehr oder weni&shy;ger komple&shy;xe Weise gleichzei&shy;tig zu sich selbst, seinen Artge&shy;nossen und seiner Umwelt zu verhal&shy;ten in der Lage ist. Dabei mag es bei einem der Übergän&shy;ge beispiels&shy;weise eine Rolle spielen, dass Wesen der gera&shy;de betrach&shy;teten Stufe manchmal eine eigent&shy;lich fehler&shy;hafte Wahrneh&shy;mung ihrer Umge&shy;bung in eine ihrer Zeichen&shy;handlun&shy;gen einbe&shy;ziehen. Wird ein solches Verhal&shy;ten nicht nur als kontin&shy;gentes Zusam&shy;mentref&shy;fen zweier an sich unab&shy;hängi&shy;ger Verhal&shy;tensins&shy;tanzen gese&shy;hen, sondern als ein Anzei&shy;chen für eine mögli&shy;che syste&shy;mati&shy;sche Kombi&shy;nation von Verhal&shy;tenswei&shy;sen, so ist eine Brücke für einen entspre&shy;chend kombi&shy;nierten Begriff eines komple&shy;xeren Verhal&shy;tens gebaut.  
 
+
:
Handlungssubjekt eines solchen Verhaltens ist dann allerdings nicht einfach ein Wesen derselben Art, wie die zuvor betrachteten Wesen: Infolge der systematischen Zusammenhänge der Begriffe in einem Begriffsfeld verändern sich durch eine solche begriffliche Kombination auch der Begriff der Entität, die zu solchem komplexeren Verhalten fähig ist (<bib id='Ros 1979a'></bib>).   
+
Handlungssubjekt eines solchen Verhal&shy;tens ist dann aller&shy;dings nicht einfach ein Wesen dersel&shy;ben Art, wie die zuvor betrach&shy;teten Wesen: Infol&shy;ge der syste&shy;mati&shy;schen Zusam&shy;menhän&shy;ge der Begrif&shy;fe in einem Begriffs&shy;feld verän&shy;dern sich durch eine solche begriff&shy;liche Kombi&shy;nation auch der Begriff der Enti&shy;tät, die zu solchem komple&shy;xeren Verhal&shy;ten fähig ist (<bib id='Ros 1979a'></bib>).   
 
 
 
 
==Arten von Auswirkungen der Begriffssynthese==
 
 
 
Neben dem hier zentralen Begriff – dem Begriff der Bildkompetenz – determiniert eine begriffsgenetische Konstitution also unter Umständen auch eine ganze Reihe anderer Begriffe, die zunächst nicht ohne Weiteres mit jenem in Zusammenhang zu stehen scheinen, aber trotzdem zum gleichen Begriffsfeld gehören. Doch sind das nicht die einzigen Auswirkungen.
 
 
 
===Weitere Begriffe desselben Begriffsfeldes===
 
Diese “Nebenwirkungen” der Begriffssynthese betreffen neben dem eigentlichen Träger der Bildkompetenz, der hier unter der Überschrift ‘[[homo pictor]]’ verhandelt wird, vor allem die Begriffe der [[Ähnlichkeit]] und der sachbezogenen [[Bildanthropologie|Sprache]], die hier unter der Bezeichnung ‘[[dezeptiver und immersiver Modus]]’ betrachtet werden.
 
 
 
Betroffen ist aber auch der [[sortale Gegenstände und Individuation|Begriff der Gegenstände im engeren Sinn]], die zumindest für eine wichtige Teilklasse von Bildern genau den [[Bildinhalt]] liefern, sowie der Fähigkeit, sich aus dem jeweiligen [[Kontext|Hier und Jetzt]] zu befreien und damit in ein (mit Plessners Worten) ''exzentrisches'' Verhältnis zu sich selbst und seiner Umwelt treten zu können (<bib id='Plessner 1928a'></bib>). Oft treten diese Begriffe als der eine Ast einer Differenzierung einer bereits bei nicht-bildfähigen Wesen vorhandenen Kompetenz zutage. Eine solche Ausdifferenzierung von Grundbegriffen betrifft insbesondere das Verhältnis von [[Gleichheit, Ähnlichkeit und Identität]].
 
 
 
===Elementare Bildbegriffe und Bildbegriffe höherer Ordnung===
 
Eine weitere Folge einer begriffsgenetischen Betrachtung der als Bildkompetenz verstandenen Bildlichkeit besteht darin, dass auf dem so gewonnenen elementaren Bildbegriff weitere, komplexere Stufen (über fortgesetzte begriffsgenetische Rekonstruktionen) aufgebaut werden können. Zwischen welchen Stufen des [[Bildhaftes|Bildhaften]] wäre also zu differenzieren? Kandidaten für höherstufige Bildbegriffe sind etwa der des [[Strukturbild]]es, des [[Bild in reflexiver Verwendung|reflexiv verwendeten Bildes]], aber auch des [[Film|bewegten]] oder [[interaktives Bild|interaktiven Bildes]]. Gibt es überhaupt eine einzige elementare Bildfunktion?
 
  
Die Antwort auf die Frage nach der eigentlichen elementaren Bildfunktion, die jedem einzelnen Bildgebrauch letztlich zugrunde liegt (siehe hierzu vor allem unter [[Prädikation]], [[Nomination]], [[Proposition]] und [[Kontextbildung]]), kann dabei über die begriffsgenetischen Relationen motiviert werden: Die Verwendungsweisen, die gemäß dem am einfachsten begriffsgenetisch zu rekonstruierenden Begriffsfeld für Wesen, denen zurecht Bildkompetenz zugeschrieben wird, möglich sind, werden in mehr oder weniger ausdifferenzierter Form auch allen höherstufigen Bildbegriffen zugrunde liegen.<!--<ref>Es mag durchaus möglich sein, dass ein Spezialfall begriffsgenetisch vor dem allgemeineren Fall auftritt (gegenständlich darstellende Bilder als der Spezialfall von Strukturbildern, bei dem die metaphorische Projektion zwischen eigentlicher inhaltlicher Domäne und visualisierter Domäne zur Identitätsabbildung entartet).</ref>  -->
 
  
===Partielle Strukturübertragung auf andere Begriffsfelder===
+
==Arten von Auswirkungen der Begriffs&shy;synthese==
Ob Begriffe wie der der [[Anschauung und Begriff|Anschauung]], der des [[Vorstellungsbilder|Vorstellungsbildes]] oder der der [[Bildvorstellungen|Bildvorstellung]] ebenfalls als höherstufige Bildbegriffe zu verstehen sind, sei hier dahingestellt. Sehr gut möglich wäre auch, dass es sich dabei um eine Folge der Begriffssynthese des Bildbegriffs ganz anderer Art handelt: einer partiellen Strukturübertragung nämlich auf Begriffsfelder für ganz andere Phänomenbereiche, d.h.: eine Metapher im Sinn der Kognitiven Linguistik (<bib id='Lakoff 1987a'></bib>).<ref>Zu diesem Thema existiert ein eigenes Lemma (⊳ [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie]]), so dass an dieser Stelle auf seine ausführliche Diskussion verzichtet werden kann.</ref>
 
  
Wer eine Metapher als ein Sprach“bild” bezeichnet wird meist doch zugestehen, dass damit keineswegs ein Bild im üblichen Sinn gemeint ist: vielmehr wird der Ausdruck gemeinhin selbst als ein “Sprachbild” verstanden. Allerdings ist die Bezeichnung dabei auch nicht rein zufällig äquivok, wie es etwa bei ‘Bank’ als Gartenmöbel und als Finanzinstitut der Fall ist. Vielmehr ist die Ähnlichkeit des Ausdrucks  durch bestimmte Ähnlichkeiten in der Erscheinungsweise der beiden betrachteten Phänomenbereiche – bzw. genauer: unserer Argumentationen zu den Bereichen motiviert. Dass ein Teil der begrifflichen Struktur, also der Argumente stiftenden Zusammenhänge zwischen eng verbundenen Begriffen eines unserer Begriffsfelder, in einer mehr oder weniger weiten, aber stets unvollständigen [[Isomorphie]]-Beziehung mit der begrifflichen Struktur eines ganz anderen von uns verwendeten Begriffsfeldes steht ermöglicht uns, über die Phänomene, die unter ersteres fallen, in gewissen Grenzen so zu reden und so zu argumentieren, als würde es um Phänomene unter dem zweiten Begriffsfeld gehen.  
+
Neben dem hier zentralen Begriff – dem Begriff der Bildkom&shy;petenz – deter&shy;miniert eine begriffs&shy;gene&shy;tische Konsti&shy;tution also unter Umstän&shy;den auch eine ganze Reihe ande&shy;rer Begrif&shy;fe, die zunächst nicht ohne Weite&shy;res mit jenem in Zusam&shy;menhang zu stehen scheinen, aber trotz&shy;dem zum gleichen Begriffs&shy;feld gehö&shy;ren. Doch sind das nicht die einzigen Auswir&shy;kungen.
  
Es handelt sich also um Phänomene, die wir als [[uneigentliche Bilder]] auffassen können, sofern nur der Bildbegriff verfügbar ist. So kann beispielsweise von ‘Lebensform’ als ‘Weltbild’ nur dann die Rede sein, wenn der Begriff der [[Weltbild, Lebensform|Lebensform]] als partiell strukturgleich zu dem des betrachteten Bildbegriffs verstanden wird: Man kann aber auch ganz ohne Verwendung des Bildbegriffs über dasselbe Phänomen reden, sofern nicht behauptet werden soll, es würde sich dabei tatsächlich um eine echte Art von Bild handeln.
+
===Weitere Begriffe desselben Begriffs&shy;feldes===
 +
Diese “Nebenwirkungen” der Begriffs&shy;synthe&shy;se betref&shy;fen neben dem eigent&shy;lichen Träger der Bildkom&shy;petenz, der hier unter der Überschrift ‘[[homo pictor]]’ verhan&shy;delt wird, vor allem die Begrif&shy;fe der [[Ähnlichkeit|Ähnlich&shy;keit]] und der sachbe&shy;zoge&shy;nen [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem#Sprachliche Zeichen|Sprache]], die hier unter der Bezeich&shy;nung ‘[[dezeptiver und immersiver Modus|dezep&shy;tiver und immer&shy;siver Modus]]’ betrach&shy;tet werden.
 +
:
 +
Betroffen ist aber auch der [[sortale Gegenstände und Individuation|Begriff der Gegen&shy;stände im enge&shy;ren Sinn]], die zumin&shy;dest für eine wichti&shy;ge Teilklas&shy;se von Bildern genau den [[Bildinhalt|Bildin&shy;halt]] liefern, sowie der Fähig&shy;keit, sich aus dem jewei&shy;ligen [[Kontext|Hier und Jetzt]] zu befrei&shy;en und damit in ein (mit Pless&shy;ners Worten) ''exzen&shy;trisches'' Verhält&shy;nis zu sich selbst und seiner Umwelt treten zu können (<bib id='Plessner 1928a'>Pless&shy;ner 1928a</bib>). Oft treten diese Begrif&shy;fe als der eine Ast einer Diffe&shy;renzie&shy;rung einer bereits bei nicht-bildfä&shy;higen Wesen vorhan&shy;denen Kompe&shy;tenz zuta&shy;ge. Eine solche Ausdif&shy;feren&shy;zierung von Grundbe&shy;griffen betrifft insbe&shy;sonde&shy;re das Verhält&shy;nis von [[Gleichheit, Ähnlichkeit und Identität|Gleich&shy;heit, Ähnlich&shy;keit und Iden&shy;tität]].  
  
Ob und in welchem Sinn schließlich mit dem Ausdruck “mentales Bild” eine Metapher artikuliert wird ist Thema des Unterpunkts [[logische Kontextbildung und mentale Bilder]], der zugleich zur Diskussion der Auswirkungen der begriffsgenetischen Betrachtungen der Bildlichkeit auf die Begriffe der Ähnlichkeit und der Sprache zurückverweist.
+
===Elementare Bildbegriffe und Bildbe&shy;griffe höhe&shy;rer Ordnung===
 +
Eine weitere Folge einer begriffs&shy;gene&shy;tischen Betrach&shy;tung der als Bildkom&shy;petenz verstan&shy;denen Bildlich&shy;keit besteht darin, dass auf dem so gewon&shy;nenen ele&shy;menta&shy;ren Bildbe&shy;griff weite&shy;re, komple&shy;xere Stufen (über fortge&shy;setzte begriffs&shy;gene&shy;tische Rekon&shy;struktio&shy;nen) aufge&shy;baut werden können. Zwischen welchen Stufen des [[Bildhaftes|Bildhaf&shy;ten]] wäre also zu diffe&shy;renzie&shy;ren? Kandi&shy;daten für höher&shy;stufi&shy;ge Bildbe&shy;griffe sind etwa der des [[Strukturbild|Struktur&shy;bildes]], des [[Bild in reflexiver Verwendung|refle&shy;xiv verwen&shy;deten Bildes]], aber auch des [[Film|beweg&shy;ten]] oder [[interaktives Bild|inter&shy;akti&shy;ven Bildes]]. Gibt es über&shy;haupt eine einzi&shy;ge ele&shy;menta&shy;re Bildfunk&shy;tion?
 +
:
 +
Die Antwort auf die Frage nach der eigent&shy;lichen ele&shy;menta&shy;ren Bildfunk&shy;tion, die jedem einzel&shy;nen Bildge&shy;brauch letzt&shy;lich zugrun&shy;de liegt (siehe hierzu vor allem unter [[Prädikation|Prädi&shy;kation]], [[Nomination|Nomi&shy;nation]], [[Proposition|Propo&shy;sition]] und [[Kontextbildung|Kontext&shy;bildung]]), kann dabei über die begriffs&shy;gene&shy;tischen Rela&shy;tionen moti&shy;viert werden: Die Verwen&shy;dungswei&shy;sen, die gemäß dem am einfach&shy;sten begriffs&shy;gene&shy;tisch zu rekon&shy;struie&shy;renden Begriffs&shy;feld für Wesen, denen zurecht Bildkom&shy;petenz zuge&shy;schrieben wird, möglich sind, werden in mehr oder weniger ausdif&shy;feren&shy;zierter Form auch allen höher&shy;stufi&shy;gen Bildbe&shy;griffen zugrun&shy;de liegen.<!--<ref>Es mag durchaus möglich sein, dass ein Spezialfall begriffsgenetisch vor dem allgemeineren Fall auftritt (gegenständlich darstellende Bilder als der Spezialfall von Strukturbildern, bei dem die metaphorische Projektion zwischen eigentlicher inhaltlicher Domäne und visualisierter Domäne zur Identitätsabbildung entartet).</ref>  -->
  
 +
===Partielle Strukturübertragung auf andere Begriffs&shy;felder===
 +
Ob Begriffe wie der der [[Anschauung und Begriff|Anschau&shy;ung]], der des [[Vorstellungsbilder|Vorstel&shy;lungsbil&shy;des]] oder der der [[Bildvorstellungen|Bildvor&shy;stellung]] eben&shy;falls als höher&shy;stufi&shy;ge Bildbe&shy;griffe zu verste&shy;hen sind, sei hier dahin&shy;gestellt. Sehr gut möglich wäre auch, dass es sich dabei um eine Folge der Begriffs&shy;synthe&shy;se des Bildbe&shy;griffs ganz ande&shy;rer Art handelt: einer partiel&shy;len Struktur&shy;über&shy;tragung nämlich auf Begriffs&shy;felder für ganz ande&shy;re Phäno&shy;menbe&shy;reiche, d.h.: eine Meta&shy;pher im Sinn der Kogni&shy;tiven Lingu&shy;istik (<bib id='Lakoff 1987a'></bib>).<ref>Zu die&shy;sem The&shy;ma exis&shy;tiert ein ei&shy;ge&shy;nes Lem&shy;ma (⊳ [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|sprach&shy;li&shy;che Me&shy;ta&shy;phern und all&shy;ge&shy;mei&shy;ne Me&shy;ta&shy;pho&shy;ro&shy;lo&shy;gie]]), so dass an die&shy;ser Stel&shy;le auf sei&shy;ne aus&shy;führ&shy;li&shy;che Dis&shy;kus&shy;si&shy;on ver&shy;zich&shy;tet wer&shy;den kann.</ref>
 +
:
 +
Wer eine Metapher als ein Sprach&shy;“bild” bezeich&shy;net wird meist doch zuge&shy;stehen, dass damit keines&shy;wegs ein Bild im übli&shy;chen Sinn gemeint ist: vielmehr wird der Ausdruck gemein&shy;hin selbst als ein “Sprach&shy;bild” verstan&shy;den. Aller&shy;dings ist die Bezeich&shy;nung dabei auch nicht rein zufäl&shy;lig äqui&shy;vok, wie es etwa bei ‘Bank’ als Garten&shy;möbel und als Finanz&shy;insti&shy;tut der Fall ist. Vielmehr ist die Ähnlich&shy;keit des Ausdrucks durch bestimm&shy;te Ähnlich&shy;keiten in der Erschei&shy;nungswei&shy;se der beiden betrach&shy;teten Phäno&shy;menbe&shy;reiche – bzw. genau&shy;er: unse&shy;rer Argu&shy;menta&shy;tionen zu den Berei&shy;chen moti&shy;viert. Dass ein Teil der begriff&shy;lichen Struktur, also der Argu&shy;mente stiften&shy;den Zusam&shy;menhän&shy;ge zwischen eng verbun&shy;denen Begrif&shy;fen eines unse&shy;rer Begriffs&shy;felder, in einer mehr oder weni&shy;ger weiten, aber stets unvoll&shy;ständi&shy;gen [[Isomorphie|Isom&shy;orphie]]-Bezie&shy;hung mit der begriff&shy;lichen Struktur eines ganz ande&shy;ren von uns verwen&shy;deten Begriffs&shy;feldes steht ermög&shy;licht uns, über die Phäno&shy;mene, die unter erste&shy;res fallen, in gewis&shy;sen Grenzen so zu reden und so zu argu&shy;mentie&shy;ren, als würde es um Phäno&shy;mene unter dem zweiten Begriffs&shy;feld gehen.
 +
:
 +
Es handelt sich also um Phäno&shy;mene, die wir als [[uneigentliche Bilder|unei&shy;gentli&shy;che Bilder]] auffas&shy;sen können, sofern nur der Bildbe&shy;griff verfüg&shy;bar ist. So kann beispiels&shy;weise von ‘Lebens&shy;form’ als ‘Weltbild’ nur dann die Rede sein, wenn der Begriff der [[Weltbild, Lebensform|Lebens&shy;form]] als partiell struktur&shy;gleich zu dem des betrachteten Bildbe&shy;griffs verstan&shy;den wird: Man kann aber auch ganz ohne Verwen&shy;dung des Bildbe&shy;griffs über dassel&shy;be Phäno&shy;men reden, sofern nicht behaup&shy;tet werden soll, es würde sich dabei tatsäch&shy;lich um eine echte Art von Bild handeln. 
 +
:
 +
Ob und in welchem Sinn schließlich mit dem Ausdruck ‘menta&shy;les Bild’ eine Meta&shy;pher arti&shy;kuliert wird ist Thema des Unter&shy;punkts [[logische Kontextbildung und mentale Bilder|logi&shy;sche Kontext&shy;bildung und menta&shy;le Bilder]], der zugleich zur Diskus&shy;sion der Auswir&shy;kungen der begriffs&shy;gene&shy;tischen Betrach&shy;tungen der Bildlich&shy;keit auf die Begrif&shy;fe der Ähnlich&shy;keit und der Sprache zurück&shy;verweist.
  
 
{{GlosTab2}}
 
{{GlosTab2}}
  
 
{{GlossarBoxSub}}
 
{{GlossarBoxSub}}
=====Unterpunkte=====
+
==Unterpunkte==
 
<HR>
 
<HR>
 
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
<!-- Zeilen sollten diese Form haben (XYZ jeweils ersetzen): * [[XYZ]]  -->
 
<!-- Zeilen sollten diese Form haben (XYZ jeweils ersetzen): * [[XYZ]]  -->
  
* [[Bildhaftes]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Bildhaftes -]]
* [[dezeptiver und immersiver Modus]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Dezeptiver und immersiver Modus -]]
 
* [[Gleichheit, Ähnlichkeit und Identität]]
 
* [[Gleichheit, Ähnlichkeit und Identität]]
* [[Homo pictor]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Homo pictor -]]
* [[linguistic turn, pictorial turn, medial turn]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Image Schemata -]]
* [[logische Kontextbildung und mentale Bilder]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Linguistic turn, pictorial turn, medial turn -]]
* [[uneigentliche Bilder]]
+
* [[Hilfe:Entschuldigung1|Logische Kontextbildung und mentale Bilder -]]
 +
* [[Uneigentliche Bilder]]
 
</div>
 
</div>
  
 
{{GlosTab3-O}}
 
{{GlosTab3-O}}
 +
''Ausgabe 1: 2013''
 +
{{GlosTab4}}
 
''Verantwortlich:''  
 
''Verantwortlich:''  
  
 
* [[Benutzer:Joerg R.J. Schirra ‎|Schirra, Jörg R.J.]]
 
* [[Benutzer:Joerg R.J. Schirra ‎|Schirra, Jörg R.J.]]
* [[Benutzer:Mark A. Halawa|Halawa Mark]]
+
* [[Benutzer:Mark A. Halawa|Halawa, Mark]]
 
<!--den Schluß nicht verändern-->
 
<!--den Schluß nicht verändern-->
 
{{GlosEnd}}
 
{{GlosEnd}}
 
<!--Das war's-->
 
<!--Das war's-->

Aktuelle Version vom 8. September 2023, 22:26 Uhr

Hauptpunkt zu: Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen

English Version: Effects of Pictoriality


Bildkompetenz in begriffs­gene­tischer Betrach­tung

Die Bildlichkeit eines Gegen­stands und damit die Bildkom­petenz desje­nigen, der mit jenem Teil seiner Umge­bung (dem Gegen­stand) als Bild umgeht, ist keine Eigen­schaft, die einfach als addi­tiv neben ande­re gesetzt betrach­tet werden kann. Sie steht mit ande­ren Eigen­schaften bzw. Kompe­tenzen in vielfäl­tigen Wechsel­bezie­hungen und ihre begriff­liche Konsti­tution beein­flusst folglich auch die Begrif­fe, die wir uns von jenen machen sollten. Diese Auswir­kungen stehen nun im Zentrum.

Die begriffsgenetische Betrachtung beruht darauf, das Zusam­menset­zen eines fragli­chen Begriffs­feldes aus einfa­cheren, gemein­sam bereits etab­lierten Begriffs­feldern als Vorschlag zu nutzen, um einem skepti­schen Gegen­über einen ratio­nalen Weg zur Über­nahme des fragli­chen Begriffs­feldes aufzu­zeigen: Dass nämlich die Bezugs­punkte, die wir dazu benut­zen, uns über gemein­same Gliede­rungen der Welt zu verstän­digen, sich durch bestimm­te Kombi­nationen so erwei­tern lassen, dass mit den so gewon­nenen Begrif­fen eine inte­ressan­te Gruppe von Phäno­menen überhaupt erst als syste­matische Zusam­menhän­ge begrif­fen werden können.

Eine begriffsgenetische Rekon­struktion einer Einfüh­rungssi­tuation des Bildbe­griffs mag beispiels­weise auf unter­schiedli­che Entwick­lungsstu­fen von Zeichen­verhal­ten abhe­ben, oder präzi­ser: auf eine Folge von Begriffs­feldern, die uns erlau­ben, etwas in der Welt als Wesen mit Zeichen­verhal­ten eines bestimm­ten Komple­xitäts­grades zu begrei­fen – als etwas also, das sich auf eine bestimm­te mehr oder weni­ger komple­xe Weise gleichzei­tig zu sich selbst, seinen Artge­nossen und seiner Umwelt zu verhal­ten in der Lage ist. Dabei mag es bei einem der Übergän­ge beispiels­weise eine Rolle spielen, dass Wesen der gera­de betrach­teten Stufe manchmal eine eigent­lich fehler­hafte Wahrneh­mung ihrer Umge­bung in eine ihrer Zeichen­handlun­gen einbe­ziehen. Wird ein solches Verhal­ten nicht nur als kontin­gentes Zusam­mentref­fen zweier an sich unab­hängi­ger Verhal­tensins­tanzen gese­hen, sondern als ein Anzei­chen für eine mögli­che syste­mati­sche Kombi­nation von Verhal­tenswei­sen, so ist eine Brücke für einen entspre­chend kombi­nierten Begriff eines komple­xeren Verhal­tens gebaut.

Handlungssubjekt eines solchen Verhal­tens ist dann aller­dings nicht einfach ein Wesen dersel­ben Art, wie die zuvor betrach­teten Wesen: Infol­ge der syste­mati­schen Zusam­menhän­ge der Begrif­fe in einem Begriffs­feld verän­dern sich durch eine solche begriff­liche Kombi­nation auch der Begriff der Enti­tät, die zu solchem komple­xeren Verhal­ten fähig ist ([Ros 1979a]Ros, Arno (1979).
Objekt­konsti­tution und ele­menta­re Sprachhand­lungsbe­griffe. König­stein/Ts.: Hain.

  Eintrag in Sammlung zeigen
).


Arten von Auswirkungen der Begriffs­synthese

Neben dem hier zentralen Begriff – dem Begriff der Bildkom­petenz – deter­miniert eine begriffs­gene­tische Konsti­tution also unter Umstän­den auch eine ganze Reihe ande­rer Begrif­fe, die zunächst nicht ohne Weite­res mit jenem in Zusam­menhang zu stehen scheinen, aber trotz­dem zum gleichen Begriffs­feld gehö­ren. Doch sind das nicht die einzigen Auswir­kungen.

Weitere Begriffe desselben Begriffs­feldes

Diese “Nebenwirkungen” der Begriffs­synthe­se betref­fen neben dem eigent­lichen Träger der Bildkom­petenz, der hier unter der Überschrift ‘homo pictor’ verhan­delt wird, vor allem die Begrif­fe der Ähnlich­keit und der sachbe­zoge­nen Sprache, die hier unter der Bezeich­nung ‘dezep­tiver und immer­siver Modus’ betrach­tet werden.

Betroffen ist aber auch der Begriff der Gegen­stände im enge­ren Sinn, die zumin­dest für eine wichti­ge Teilklas­se von Bildern genau den Bildin­halt liefern, sowie der Fähig­keit, sich aus dem jewei­ligen Hier und Jetzt zu befrei­en und damit in ein (mit Pless­ners Worten) exzen­trisches Verhält­nis zu sich selbst und seiner Umwelt treten zu können ([Pless­ner 1928a]Plessner, Helmuth (1928).
Die Stufen des Orga­nischen und der Mensch. Berlin: W. de Gruyter, 31975.

  Eintrag in Sammlung zeigen
). Oft treten diese Begrif­fe als der eine Ast einer Diffe­renzie­rung einer bereits bei nicht-bildfä­higen Wesen vorhan­denen Kompe­tenz zuta­ge. Eine solche Ausdif­feren­zierung von Grundbe­griffen betrifft insbe­sonde­re das Verhält­nis von Gleich­heit, Ähnlich­keit und Iden­tität.

Elementare Bildbegriffe und Bildbe­griffe höhe­rer Ordnung

Eine weitere Folge einer begriffs­gene­tischen Betrach­tung der als Bildkom­petenz verstan­denen Bildlich­keit besteht darin, dass auf dem so gewon­nenen ele­menta­ren Bildbe­griff weite­re, komple­xere Stufen (über fortge­setzte begriffs­gene­tische Rekon­struktio­nen) aufge­baut werden können. Zwischen welchen Stufen des Bildhaf­ten wäre also zu diffe­renzie­ren? Kandi­daten für höher­stufi­ge Bildbe­griffe sind etwa der des Struktur­bildes, des refle­xiv verwen­deten Bildes, aber auch des beweg­ten oder inter­akti­ven Bildes. Gibt es über­haupt eine einzi­ge ele­menta­re Bildfunk­tion?

Die Antwort auf die Frage nach der eigent­lichen ele­menta­ren Bildfunk­tion, die jedem einzel­nen Bildge­brauch letzt­lich zugrun­de liegt (siehe hierzu vor allem unter Prädi­kation, Nomi­nation, Propo­sition und Kontext­bildung), kann dabei über die begriffs­gene­tischen Rela­tionen moti­viert werden: Die Verwen­dungswei­sen, die gemäß dem am einfach­sten begriffs­gene­tisch zu rekon­struie­renden Begriffs­feld für Wesen, denen zurecht Bildkom­petenz zuge­schrieben wird, möglich sind, werden in mehr oder weniger ausdif­feren­zierter Form auch allen höher­stufi­gen Bildbe­griffen zugrun­de liegen.

Partielle Strukturübertragung auf andere Begriffs­felder

Ob Begriffe wie der der Anschau­ung, der des Vorstel­lungsbil­des oder der der Bildvor­stellung eben­falls als höher­stufi­ge Bildbe­griffe zu verste­hen sind, sei hier dahin­gestellt. Sehr gut möglich wäre auch, dass es sich dabei um eine Folge der Begriffs­synthe­se des Bildbe­griffs ganz ande­rer Art handelt: einer partiel­len Struktur­über­tragung nämlich auf Begriffs­felder für ganz ande­re Phäno­menbe­reiche, d.h.: eine Meta­pher im Sinn der Kogni­tiven Lingu­istik ([Lakoff 1987a]Lakoff, George (1987).
Women, Fire, and Dangerous Things – What Categories Reveal about the Mind. Chicago: Chicago Uni­versity Press.

  Eintrag in Sammlung zeigen
).[1]

Wer eine Metapher als ein Sprach­“bild” bezeich­net wird meist doch zuge­stehen, dass damit keines­wegs ein Bild im übli­chen Sinn gemeint ist: vielmehr wird der Ausdruck gemein­hin selbst als ein “Sprach­bild” verstan­den. Aller­dings ist die Bezeich­nung dabei auch nicht rein zufäl­lig äqui­vok, wie es etwa bei ‘Bank’ als Garten­möbel und als Finanz­insti­tut der Fall ist. Vielmehr ist die Ähnlich­keit des Ausdrucks durch bestimm­te Ähnlich­keiten in der Erschei­nungswei­se der beiden betrach­teten Phäno­menbe­reiche – bzw. genau­er: unse­rer Argu­menta­tionen zu den Berei­chen moti­viert. Dass ein Teil der begriff­lichen Struktur, also der Argu­mente stiften­den Zusam­menhän­ge zwischen eng verbun­denen Begrif­fen eines unse­rer Begriffs­felder, in einer mehr oder weni­ger weiten, aber stets unvoll­ständi­gen Isom­orphie-Bezie­hung mit der begriff­lichen Struktur eines ganz ande­ren von uns verwen­deten Begriffs­feldes steht ermög­licht uns, über die Phäno­mene, die unter erste­res fallen, in gewis­sen Grenzen so zu reden und so zu argu­mentie­ren, als würde es um Phäno­mene unter dem zweiten Begriffs­feld gehen.

Es handelt sich also um Phäno­mene, die wir als unei­gentli­che Bilder auffas­sen können, sofern nur der Bildbe­griff verfüg­bar ist. So kann beispiels­weise von ‘Lebens­form’ als ‘Weltbild’ nur dann die Rede sein, wenn der Begriff der Lebens­form als partiell struktur­gleich zu dem des betrachteten Bildbe­griffs verstan­den wird: Man kann aber auch ganz ohne Verwen­dung des Bildbe­griffs über dassel­be Phäno­men reden, sofern nicht behaup­tet werden soll, es würde sich dabei tatsäch­lich um eine echte Art von Bild handeln.

Ob und in welchem Sinn schließlich mit dem Ausdruck ‘menta­les Bild’ eine Meta­pher arti­kuliert wird ist Thema des Unter­punkts logi­sche Kontext­bildung und menta­le Bilder, der zugleich zur Diskus­sion der Auswir­kungen der begriffs­gene­tischen Betrach­tungen der Bildlich­keit auf die Begrif­fe der Ähnlich­keit und der Sprache zurück­verweist.

Anmerkungen
  1. Zu die­sem The­ma exis­tiert ein ei­ge­nes Lem­ma (⊳ sprach­li­che Me­ta­phern und all­ge­mei­ne Me­ta­pho­ro­lo­gie), so dass an die­ser Stel­le auf sei­ne aus­führ­li­che Dis­kus­si­on ver­zich­tet wer­den kann.
Literatur                             [Sammlung]

[Lakoff 1987a]: Lakoff, George (1987). Women, Fire, and Dangerous Things – What Categories Reveal about the Mind. Chicago: Chicago Uni­versity Press.

[Pless­ner 1928a]: Plessner, Helmuth (1928). Die Stufen des Orga­nischen und der Mensch. Berlin: W. de Gruyter, 31975. [Ros 1979a]: Ros, Arno (1979). Objekt­konsti­tution und ele­menta­re Sprachhand­lungsbe­griffe. König­stein/Ts.: Hain.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [33], Klaus Sachs-Hombach [1] und Emilia Didier [1] — (Hinweis)