Bild in reflexiver Verwendung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die reflexive Verwendung von Zeichen&shy;handlun&shy;gen==
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Alle Zeichen oder allgemeiner alle [[Interaktion und Kommunikation|kommu&shy;nika&shy;tiven]] und damit medi&shy;alen Handlun&shy;gen können außer zu ihren eigent&shy;lichen (direk&shy;ten) Verwen&shy;dungszwe&shy;cken nicht nur zu symbo&shy;lisch erwei&shy;terten Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lungen ([[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|meta&shy;phori&shy;sche]] Verwen&shy;dungswei&shy;sen) heran&shy;gezo&shy;gen werden: Sie können da&shy;rüber hinaus auch dazu benutzt werden, um auf Aspek&shy;te von Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lungen eben dieses Typs selbst aufmerk&shy;sam zu machen. Wegen dieses Rückbe&shy;zugs auf die durchge&shy;führte Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lung selbst wird diese Verwen&shy;dungswei&shy;se die ''refle&shy;xive Verwen&shy;dung'' einer Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lung genannt. Zu ihr zählen zum Zwecke des Lehrens vorge&shy;führte Beispiel&shy;handlun&shy;gen, durch die auf mehr oder weni&shy;ger alle Ausfüh&shy;rungsas&shy;pekte aufmerk&shy;sam gemacht werden kann, eben&shy;so wie anfüh&shy;rende Verwen&shy;dungen, bei denen etwa gezielt ganz bestimm&shy;te Bedin&shy;gungen für das Erzeu&shy;gen eines entspre&shy;chenden Zeichen&shy;trägers in den Blick gerückt werden (sollen).<ref>Man ma&shy;che sich klar, dass die da&shy;mit durch&shy;ge&shy;führ&shy;te Re&shy;fle&shy;xi&shy;vie&shy;rung kei&shy;nes&shy;wegs die ers&shy;te im Ge&shy;samt&shy;kom&shy;plex der Zei&shy;chen&shy;ver&shy;wen&shy;dung ist: Be&shy;reits ein&shy;fach&shy;ste kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ve Ver&shy;hal&shy;tens&shy;wei&shy;sen sind not&shy;wen&shy;dig mit ei&shy;nem Akt der Selbst&shy;dar&shy;stel&shy;lung, al&shy;so ei&shy;ner ein&shy;fa&shy;chen Form der Re&shy;fle&shy;xi&shy;vie&shy;rung ver&shy;bun&shy;den (⊳ [[Interaktion und Kommunikation|In&shy;ter&shy;ak&shy;ti&shy;on und Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;on]]). Bei zei&shy;chen&shy;haf&shy;ten Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;o&shy;nen tritt da&shy;rü&shy;ber&shy;hi&shy;naus noch ei&shy;ne wei&shy;te&shy;re Re&shy;fle&shy;xi&shy;vie&shy;rungs&shy;ebe&shy;ne auf, in&shy;so&shy;fern sich die Zei&shy;chen&shy;nut&shy;zer ih&shy;rer kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ven Tä&shy;tig&shy;keit nun be&shy;wusst sind (⊳ [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zei&shy;chen, Zei&shy;chen&shy;trä&shy;ger, Zei&shy;chen&shy;sys&shy;tem]]). Die re&shy;fle&shy;xi&shy;ve Ver&shy;wen&shy;dung von Zei&shy;chen stellt mit&shy;hin be&shy;reits (min&shy;des&shy;tens) die drit&shy;te Ebe&shy;ne der Re&shy;fle&shy;xi&shy;vie&shy;rung in&shy;ner&shy;halb der je&shy;weils be&shy;trach&shy;te&shy;ten kom&shy;ple&shy;xen Ge&shy;samt&shy;hand&shy;lun&shy;gen dar. </ref> 
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Auf Sprache bezogen wären demnach refle&shy;xiv verwen&shy;dete sprachli&shy;che Zeichen solche verba&shy;len Äuße&shy;rungen, bei denen es weni&shy;ger darum geht, den norma&shy;lerwei&shy;se damit vollzo&shy;genen Sprechakt einfach zu aktu&shy;ali&shy;sieren. Vielmehr soll der Vollzug eines solchen [[Illokution|Sprechakts]] oder zumindest ein bestimmter Aspekt davon exem&shy;plarisch hervor&shy;geho&shy;ben werden. So sind die Beispiel&shy;sätze, an denen in keinem Lingu&shy;istik&shy;arti&shy;kel oder -lehrbuch Mangel herrschen dürfte, durchweg als refle&shy;xiv verwen&shy;det zu verste&shy;hen: Mit der (wieder&shy;holten) Äuße&shy;rung des Satzes ‘Jonas ging nach Hause’ etwa im ersten Abschnitt von Searles «Sprechakt&shy;theorie» (<bib id='Searle 1971a'></bib>) soll ja nicht mitge&shy;teilt oder behaup&shy;tet werden, was übli&shy;cherwei&shy;se unter norma&shy;len Verwen&shy;dungsbe&shy;dingun&shy;gen mit dem Äußern jenes Satzes mitge&shy;teilt oder behaup&shy;tet wird.<ref>So bleibt bei&shy;spiels&shy;wei&shy;se in dem Kon&shy;text voll&shy;kom&shy;men un&shy;klar, wer eigent&shy;lich mit ‘Jo&shy;nas’ ge&shy;meint ist; ⊳ [[Nomination|No&shy;mi&shy;na&shy;ti&shy;on]].</ref> Vielmehr dient seine Äuße&shy;rung hier als ein Beispiel für das Äußern von Sätzen als solches und für ein damit typi&shy;scherwei&shy;se verbun&shy;denes menta&shy;les Phäno&shy;men (dass man nämlich mit der Äuße&shy;rung etwas ''meint''). 
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Prinzipiell besteht eine enge begriff&shy;liche Bezie&shy;hung zwischen refle&shy;xiven Verwen&shy;dungen und der [[Referenz, Denotation, Exemplifikation|Exem&shy;plifi&shy;kation]]. Aller&shy;dings wird letzte&shy;re in der Regel vorwie&shy;gend als ''posi&shy;tive Exem&shy;plifi&shy;kation'' verstan&shy;den: Die exem&shy;plifi&shy;zieren&shy;de Handlung weist selbst den als Beispiel demon&shy;strierten Aspekt auf. Die refle&shy;xive Zeichen&shy;verwen&shy;dung umfasst aber auch Fälle von ''nega&shy;tiver Exem&shy;plifi&shy;kation'': So kann mit einer Zeichen&shy;verwendung beispiels&shy;weise durch Abwe&shy;senheit auf das Fehlen bestimm&shy;ter für Zeichen&shy;handlun&shy;gen dieses Typs norma&shy;lerwei&shy;se wichti&shy;ger oder unum&shy;gängli&shy;cher Aspek&shy;te hinge&shy;wiesen werden. Aus diesem Grund auch kann bei scheitern&shy;der Kommu&shy;nika&shy;tion eine Re&shy;inter&shy;preta&shy;tion als refle&shy;xiv gemein&shy;te Verwen&shy;dung dazu benutzt werden, den oder die Fehler in der Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lung auf der Meta&shy;ebe&shy;ne zu erken&shy;nen (und evt. zu über&shy;spielen).<ref> Ich füh&shy;re mir dann et&shy;wa das de&shy;fi&shy;zi&shy;en&shy;te Zei&shy;chen selbst auf re&shy;fle&shy;xi&shy;ve Wei&shy;se vor, um mich auf feh&shy;ler&shy;haf&shy;te As&shy;pek&shy;te sei&shy;ner Ver&shy;wen&shy;dung auf&shy;merk&shy;sam zu ma&shy;chen.</ref>
  
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
 
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
 
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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==Bilder in reflexiver Verwen&shy;dung==
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
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Da alle kommunikativen bzw. medi&shy;alen Handlun&shy;gen refle&shy;xiv verwen&shy;det werden können, muss dieser Verwen&shy;dungstyp auch für den – als medi&shy;ale Handlung verstan&shy;denen – Bildge&shy;brauch auftre&shy;ten. Tatsäch&shy;lich wird man [[Bildzitat|Bildzi&shy;tate]] oder auf ande&shy;re Weise ange&shy;führte Bilder sinnvol&shy;ler Weise als refle&shy;xive Bildver&shy;wendun&shy;gen ana&shy;lysie&shy;ren, wird dabei doch gera&shy;de auf Aspek&shy;te der jewei&shy;ligen (direk&shy;ten, symbo&shy;lisch erwei&shy;terten oder sogar bereits refle&shy;xiv verwen&shy;deten) Bildver&shy;wendung selbst aufmerk&shy;sam gemacht, ganz so, wie es die Defi&shy;nition der refle&shy;xiven Verwen&shy;dungswei&shy;se fordert.
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
+
:
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
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[[Datei:Teapots.jpg|thumb|Ab&shy;bil&shy;dung 1: Se&shy;rie von Bil&shy;dern des «Utah Tea Pots» mit dem ei&shy;gent&shy;li&shy;chen Ziel, com&shy;pu&shy;ter&shy;gra&shy;phi&shy;sche Ver&shy;fah&shy;ren zu il&shy;lus&shy;trie&shy;ren]]
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
+
Ty&shy;pi&shy;sche Bei&shy;spie&shy;le sind auch hier in Lehr&shy;bü&shy;chern ver&shy;wen&shy;de&shy;te Bil&shy;der, mit de&shy;nen auf be&shy;stimm&shy;te Ge&shy;sichts&shy;punk&shy;te des Er&shy;zeu&shy;gens und Re&shy;zi&shy;pie&shy;rens von Bil&shy;dern im Sin&shy;ne ei&shy;ner po&shy;si&shy;ti&shy;ven Exem&shy;pli&shy;fi&shy;ka&shy;ti&shy;on auf&shy;merk&shy;sam ge&shy;macht wer&shy;den soll: Wenn et&shy;wa in ei&shy;nem Lehr&shy;buch zur Ge&shy;stal&shy;tungs&shy;leh&shy;re ein Bild mit ei&shy;nem be&shy;son&shy;ders auf&shy;fäl&shy;li&shy;gen ›bild&shy;be&shy;stim&shy;men&shy;den Punkt‹ da&shy;zu be&shy;nutzt wird, den Be&shy;griff des »bild&shy;be&shy;stim&shy;men&shy;den Punkts« zu the&shy;ma&shy;ti&shy;sie&shy;ren oder ein Bild mit be&shy;son&shy;ders au&shy;gen&shy;fäl&shy;li&shy;gen Gestalt&shy;gruppie&shy;rungen als Exem&shy;pel für [[Gestalt|Gestalt&shy;geset&shy;ze]] beim visu&shy;ellen Wahrneh&shy;men. Auch das häufi&shy;ge Auftre&shy;ten von Bildern einer bestimm&shy;ten Art von Tee&shy;kanne – der viel&shy;zitier&shy;te «Utah Tea Pot» – in Lehrbü&shy;chern zur [[Computergraphik|Compu&shy;tergra&shy;phik]] ist entspre&shy;chend nicht so zu inter&shy;pretie&shy;ren, dass Tee&shy;kannen dieser Art ein fast unent&shy;behrli&shy;ches Uten&shy;sil zum Betrei&shy;ben von Compu&shy;tergra&shy;phik darstell&shy;ten. Vielmehr wird hier an einem standar&shy;disier&shy;ten (wenn auch virtu&shy;ellen) Objekt auf die Auswir&shy;kungen bestimm&shy;ter Vari&shy;atio&shy;nen am Erzeu&shy;gungspro&shy;zess solcher Bilder fokus&shy;siert (Abb. 1).<ref> Ei&shy;ne sol&shy;che Les&shy;art kann be&shy;son&shy;ders da&shy;durch ver&shy;stärkt wer&shy;den, dass das Bild als Teil ei&shy;ner ent&shy;spre&shy;chen&shy;den Se&shy;rie auf&shy;tritt, so dass die Wir&shy;kung ver&shy;schie&shy;de&shy;ner Er&shy;zeu&shy;gungs&shy;ver&shy;fah&shy;ren (bzw. un&shy;ter&shy;schied&shy;li&shy;cher Pa&shy;ra&shy;me&shy;ter ei&shy;nes Ver&shy;fah&shy;rens) am glei&shy;chen [[Bildinhalt|Bild&shy;in&shy;halt]] ver&shy;gli&shy;chen wer&shy;den kann.</ref>
<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
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Negative Exemplifikation ist ebenfalls bei refle&shy;xiv verwen&shy;deten Bildern möglich und tritt auch nicht selten auf: Das ''Brechen'' mit einer Erwar&shy;tungshal&shy;tung dient als Verweis eben auf die Bedeu&shy;tung dieser Erwar&shy;tungshal&shy;tung als Teil des “norma&shy;len” medi&shy;alen Verwen&shy;dungszu&shy;sammen&shy;hangs. Entspre&shy;chend können selbst mono&shy;chrome Flächen über den refle&shy;xiven Verwen&shy;dungsmo&shy;dus als Bilder mit nega&shy;tiver Exem&shy;plifi&shy;kation ana&shy;lysiert werden: Mit ihnen kann auf alles aufmerk&shy;sam gemacht werden, was ihnen gera&shy;de gegen&shy;über einem “norma&shy;len” Bild fehlt.<ref>Das heißt nicht, dass mit als Bil&shy;dern ein&shy;ge&shy;setz&shy;ten mo&shy;no&shy;chro&shy;men Flä&shy;chen kei&shy;ne po&shy;si&shy;ti&shy;ven Exem&shy;pli&shy;fi&shy;ka&shy;ti&shy;o&shy;nen mög&shy;lich wä&shy;ren: Man kann sie auch da&shy;zu ver&shy;wen&shy;den, um auf be&shy;stimm&shy;te – et&shy;wa [[Affekt|af&shy;fek&shy;ti&shy;ve]] – Ef&shy;fek&shy;te hin&shy;zu&shy;wei&shy;sen, die mit ih&shy;nen aus&shy;ge&shy;löst wer&shy;den kön&shy;nen, ob&shy;wohl oder ge&shy;ra&shy;de weil die üb&shy;li&shy;chen ört&shy;li&shy;chen Farb&shy;va&shy;ri&shy;a&shy;ti&shy;o&shy;nen und al&shy;les was da&shy;mit zu&shy;sam&shy;men&shy;hängt hier feh&shy;len.</ref>
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[[Datei:Dalmatiner.jpg|thumb|Ab&shy;bil&shy;dung 2: (Ini&shy;ti&shy;al) schwer ver&shy;ständ&shy;li&shy;ches Bild ei&shy;nes Dal&shy;ma&shy;ti&shy;ners]]
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Auch die Wir&shy;kung be&shy;stimm&shy;ter [[Vexierbild|Ve&shy;xier&shy;bil&shy;der]] kann ana&shy;ly&shy;siert wer&shy;den als ein Kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ons&shy;ver&shy;such mit ei&shy;nem Bild, der zu&shy;nächst fehl&shy;schlägt. Erst die re&shy;fle&shy;xi&shy;ve Ver&shy;wen&shy;dung des Bil&shy;des als ei&shy;ne Stra&shy;te&shy;gie zum Er&shy;ken&shy;nen und Be&shy;he&shy;ben des me&shy;di&shy;a&shy;len Feh&shy;lers lie&shy;fert Hin&shy;wei&shy;se, was bei die&shy;sem Bild&shy;ge&shy;brauch fehlt. Die&shy;se Ein&shy;sicht kann da&shy;zu ge&shy;nutzt wer&shy;den, das Bild doch noch – auf an&shy;de&shy;re Wei&shy;se – zu ver&shy;ste&shy;hen. Das in der Wahr&shy;neh&shy;mungs&shy;psy&shy;cho&shy;lo&shy;gie sehr bekann&shy;te «Bild eines Dalma&shy;tiners» (Abb. 2) funkti&shy;oniert ganz in diesem Sinn.<ref>Die re&shy;fle&shy;xi&shy;ve Selbst&shy;prä&shy;sen&shy;ta&shy;ti&shy;on des Bil&shy;des nach den ers&shy;ten Fehl&shy;ver&shy;su&shy;chen, über&shy;haupt et&shy;was da&shy;rin zu er&shy;ken&shy;nen, führt zur Er&shy;kennt&shy;nis, dass das Feh&shy;len von kla&shy;ren Ob&shy;jekt-Kon&shy;tu&shy;ren das Se&shy;hen von Ge&shy;gen&shy;stän&shy;den und da&shy;mit die In&shy;ter&shy;pre&shy;ta&shy;ti&shy;on ge&shy;gen&shy;ständ&shy;lich dar&shy;stel&shy;len&shy;der Bil&shy;der er&shy;schwert; mit die&shy;sem Ver&shy;ständ&shy;nis (und dem Wis&shy;sen, dass es sich um ei&shy;nen Dal&shy;ma&shy;ti&shy;ner han&shy;deln soll) ge&shy;lingt es in der Re&shy;gel nach ei&shy;ni&shy;ger Zeit, sich den Dal&shy;ma&shy;ti&shy;ner im Bild zu zei&shy;gen – ei&shy;ne Ver&shy;än&shy;de&shy;rung des Wahr&shy;neh&shy;mungs&shy;ver&shy;mö&shy;gens, die im An&shy;schluss be&shy;ste&shy;hen bleibt, so dass bei wei&shy;te&shy;ren Prä&shy;sen&shy;ta&shy;ti&shy;o&shy;nen des Bil&shy;des der re&shy;fle&shy;xi&shy;ve Mo&shy;dus nicht un&shy;be&shy;dingt ein&shy;ge&shy;nom&shy;men zu wer&shy;den braucht.</ref>
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Offensichtlich sind im Prinzip sämt&shy;liche theore&shy;tisch als an der Bildver&shy;wendung betei&shy;ligt verstan&shy;denen Fakto&shy;ren auch Kandi&shy;daten für eine posi&shy;tive oder nega&shy;tive Exem&shy;plifi&shy;kation bei einem refle&shy;xiv verwen&shy;deten Bild, insbe&shy;sonde&shy;re alle durch zeichen-, medien- und wahrneh&shy;mungsthe&shy;oreti&shy;sche Begrif&shy;fe gefass&shy;ten Teilphä&shy;nome&shy;ne des Bildge&shy;brauchs.
  
  
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==Mediale Auswirkungen der refle&shy;xiven Bildver&shy;wendung==
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Der reflexive Bildgebrauch hat gegenüber der “direk&shy;ten” Verwen&shy;dung (⊳ [[dezeptiver und immersiver Modus|immersiver Modus]]) spezi&shy;fische Folgen: Beson&shy;ders hervor&shy;zuheben ist, dass die refle&shy;xive Verwen&shy;dung in der Regel die “norma&shy;len” Verwen&shy;dungsbe&shy;dingun&shy;gen des Bildes zwar voraus&shy;setzt, sie aber zugleich (teilwei&shy;se) außer Kraft setzt. Wie am obi&shy;gen Beispiel der «Utah Tea Pot»-Bilder in der Compu&shy;tergra&shy;phik bereits ange&shy;deutet, treten  die seman&shy;tischen Aspekte gegen&shy;über den Normal&shy;verwendun&shy;gen oft stark zurück: Es kommt nun nicht mehr darauf an, was mit dem Bild norma&shy;lerweise zu sehen gege&shy;ben wird – etwa eine Teekan&shy;ne. Der übli&shy;che seman&shy;tische Gehalt ist nur noch einer von unend&shy;lich vielen ande&shy;ren eben&shy;falls mögli&shy;chen, die alle als Träger einer ganz ande&shy;ren Botschaft dienen könnten, um die es jetzt tatsäch&shy;lich geht, nämlich dass man mit dieser oder jener Ausprä&shy;gung eines compu&shy;tergra&shy;phischen Verfah&shy;rens ein ''solches'' Bild erhält.<ref>In die&shy;sem Zu&shy;sam&shy;men&shy;hang ist si&shy;cher auch die ver&shy;schie&shy;dent&shy;lich ge&shy;äu&shy;ßer&shy;te Kri&shy;tik an der Kon&shy;zep&shy;tion ei&shy;nes ei&shy;gent&shy;li&shy;chen se&shy;man&shy;ti&shy;schen [[Bildinhalt|Ge&shy;halts]] bei Bil&shy;dern – oder auch Zei&shy;chen ganz all&shy;ge&shy;mein – zu se&shy;hen (vgl. et&shy;wa <bib id='Derrida 1988a'>Der&shy;ri&shy;da 1988a</bib>). Für den Be&shy;griff des re&shy;fle&shy;xi&shy;ven Ge&shy;brauchs ist es al&shy;ler&shy;dings un&shy;er&shy;heb&shy;lich, ob ein sol&shy;cher Ge&shy;halt für plau&shy;si&shy;bel ge&shy;hal&shy;ten wird oder nicht, da es die Stan&shy;dard-''Ver&shy;wen&shy;dung'' ist, die re&shy;flek&shy;tiert und da&shy;bei ge&shy;ge&shy;be&shy;nen&shy;falls par&shy;ti&shy;ell au&shy;ßer Kraft ge&shy;setzt wird. Für die ge&shy;ne&shy;rel&shy;le&shy;re Kri&shy;tik an der Sprech&shy;akt&shy;the&shy;o&shy;rie ⊳ [[Illokution|Il&shy;lo&shy;ku&shy;ti&shy;on]]. </ref>
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Ein derartiges Abschirmen des eigent&shy;lichen seman&shy;tischen Gehalts ist auch von Zita&shy;ten und Anfüh&shy;rungen in ande&shy;ren Medien bzw. [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen&shy;syste&shy;men]] bekannt. Tatsäch&shy;lich handelt es sich um eine spezi&shy;elle Ausprä&shy;gung eines allge&shy;meine&shy;ren Zurück&shy;tretens der ''norma&shy;len'' pragma&shy;tischen Aspek&shy;te in der refle&shy;xiven gegen&shy;über der nicht refle&shy;xiven Verwen&shy;dung. Wer etwa ein Verspre&shy;chen nur zitiert ist in der Regel keines&shy;wegs bereit, für dessen Einhal&shy;ten einzu&shy;stehen – etwas, das zu den norma&shy;len Verwen&shy;dungsbe&shy;dingun&shy;gen des Verspre&shy;chens gehört. Als bildli&shy;ches Äqui&shy;valent mag folgen&shy;des Beispiel dienen: Verglei&shy;chen wir das Bild einer Über&shy;wachungs&shy;kame&shy;ra einer&shy;seits in norma&shy;ler Nutzung und ande&shy;rerseits in refle&shy;xiver Verwen&shy;dung, etwa im Kata&shy;log des Herstel&shy;lers des Über&shy;wachungs&shy;systems. Im ersten Fall gehört es zu den norma&shy;len Anwen&shy;dungsbe&shy;dingun&shy;gen, dass der Bildnut&shy;zer seine Aufmerk&shy;samkeit mit dem Bild auf die Situ&shy;ation vor der Kame&shy;ra richtet und entspre&shy;chend auf die im Bild zu sehen&shy;de Szene reagiert. Nichts derglei&shy;chen trifft zu, wenn mit eben dem Bildträ&shy;ger im Kata&shy;log für das Über&shy;wachungs&shy;system gewor&shy;ben – und damit auf bestimm&shy;te Aspek&shy;te der Entste&shy;hung und ''norma&shy;len'' Verwen&shy;dung des Bildes aufmerk&shy;sam gemacht – werden soll.
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Das Ausschalten der ''normalen'' pragma&shy;tischen Zusam&shy;menhän&shy;ge liegt insbe&shy;sonde&shy;re daran, dass bei refle&shy;xiven Verwen&shy;dungen auch die Bildver&shy;wender selbst nicht nur einfach Akteu&shy;re einer Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lung sind, sondern sich bei dieser Handlung selbst als Kommu&shy;nizie&shy;rende in den Blick nehmen (⊳ [[Bildrezeption als Kommunikationsprozess|Bildre&shy;zeption als Kommu&shy;nika&shy;tionspro&shy;zess]]). Damit verwen&shy;det auch der, der ein ganz bestimm&shy;tes Bild etwa von Picas&shy;so als einen ‘typi&shy;schen Picas&shy;so’ betrachtet, dieses Bild bereits in refle&shy;xiver Weise. Gleiches gilt für denje&shy;nigen, der einem Bild als Beobach&shy;ter seines Betrach&shy;tens des Bildes gegen&shy;über&shy;tritt. Auch er fokus&shy;siert mit diesem Bildge&shy;brauch auf einen bestimm&shy;ten Aspekt des unre&shy;flexi&shy;ven Bildge&shy;brauchs. Die tatsäch&shy;lich vollzo&shy;gene Kommu&shy;nika&shy;tionshand&shy;lung unter&shy;scheidet sich also deutlich vom direk&shy;ten Bildge&shy;brauch mit der Konse&shy;quenz, dass auch ganz ande&shy;re pragma&shy;tische Regeln zu befol&shy;gen sind.
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Der reflexive Gebrauch eines Zeichens kann selbst auf refle&shy;xive Weise verwen&shy;det werden. Das haben wir beispiels&shy;weise in diesem Text getan, wenn wir Beispie&shy;le refle&shy;xiver Verwen&shy;dung ange&shy;führt haben. Der poten&shy;ziert refle&shy;xive Gebrauch tritt im Alltag eher selten auf, könnte aller&shy;dings im Bereich der Kunstkri&shy;tik eine gewis&shy;se Rolle spielen.
  
  
=====Engere Begriffsbestimmung=====
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==Zusammenhänge mit anderen Begrif&shy;fen==
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''Das reflexiv verwendete Bild und die Selbst&shy;refe&shy;rentia&shy;lität des [[Material|Mate&shy;rials]]'': Gele&shy;gentlich begeg&shy;net uns vor allem im Kontext unge&shy;genständ&shy;licher Bilder aber auch im Rahmen der Refe&shy;renzdis&shy;kussion [[digitale Medien|digi&shy;taler Medien]] die Formu&shy;lierung, solche Bilder seien ''selbstre&shy;feren&shy;tiell'', sie verwie&shy;sen nur noch auf ihre eige&shy;ne [[Materialität|Mate&shy;riali&shy;tät]]. Diese Rede von der Selbstre&shy;feren&shy;tiali&shy;tät des Mate&shy;rials steht in engem Zusam&shy;menhang mit refle&shy;xiven Bildver&shy;wendun&shy;gen, mit denen auf (im weiten Sinne) syntak&shy;tische Aspek&shy;te des betrach&shy;teten Bildes oder auch allge&shy;meiner seines Bildtyps aufmerk&shy;sam gemacht wird (⊳ [[Materialität und Bildsyntax|Mate&shy;riali&shy;tät und Bildsyn&shy;tax]]). Die Beson&shy;derheit unge&shy;genständ&shy;licher Bilder – etwa mono&shy;chrome Flächen, abstrak&shy;te Orna&shy;mente – besteht insbe&shy;sonde&shy;re darin, dass sie keine (offen&shy;sichtli&shy;che) seman&shy;tische Dimen&shy;sion zu haben scheinen. Geht man davon aus, dass Bilder norma&shy;lerwei&shy;se (d.h. wenn sie zur direk&shy;ten Verwen&shy;dung gedacht sind) eine mehr oder weni&shy;ger direkt ersicht&shy;liche oder über eine Legen&shy;de beige&shy;legte Bedeu&shy;tung haben, sollte dieser Bruch mit einer Kommu&shy;nika&shy;tionser&shy;wartung den Wechsel zur refle&shy;xiven Verwen&shy;dung auslö&shy;sen. So liegt die These nahe, dass rein unge&shy;genständ&shy;liche Bilder über&shy;haupt nur in refle&shy;xiver Verwen&shy;dung Bilder sind (⊳ [[Semantik ungegenständlicher Bilder|Seman&shy;tik unge&shy;genständ&shy;licher Bilder]]).
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''Das reflexiv verwendete Bild und die [[bildende Kunst|bilden&shy;de Kunst]]'': Auch für die Unter&shy;scheidung zwischen [[künstlerisches Bild und Alltagsbild|Alltags&shy;bild und künstle&shy;rischem Bild]] scheint der Begriff der refle&shy;xiven Verwen&shy;dung rele&shy;vant: Zwar können Alltags&shy;bilder, wie alle Bilder, auch refle&shy;xiv verwen&shy;det werden; bei den Bildern der bilden&shy;den Kunst scheint hinge&shy;gen der refle&shy;xive Gebrauch die Norm, da hier in der Begeg&shy;nung mit dem Bild immer zugleich die Aufmerk&shy;samkeit auf Aspek&shy;te seiner Herstel&shy;lung, Mate&shy;riali&shy;tät oder Wirkung gerich&shy;tet wird. Allen&shy;falls kommen poten&shy;ziert refle&shy;xive Verwen&shy;dungswei&shy;sen hinzu.<ref>Aus der Aus&shy;zeich&shy;nung von Wer&shy;ken der bil&shy;den&shy;den Kunst als prin&shy;zi&shy;pi&shy;ell re&shy;fle&shy;xiv ver&shy;wen&shy;de&shy;te Zei&shy;chen folgt dann üb&shy;ri&shy;gens zu&shy;min&shy;dest his&shy;to&shy;risch, dass da&shy;nach neu er&shy;stell&shy;te Wer&shy;ke stets mit ei&shy;ner zu&shy;sätz&shy;li&shy;chen Re&shy;fle&shy;xi&shy;ons&shy;ebe&shy;ne be&shy;trach&shy;tet wer&shy;den (soll&shy;ten): näm&shy;lich als re&shy;fle&shy;xiv ver&shy;wen&shy;de&shy;te Zei&shy;chen, die ''in ih&shy;rer Re&shy;fle&shy;xi&shy;vi&shy;tät'' re&shy;fle&shy;xiv ver&shy;wen&shy;det wer&shy;den.</ref> 
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''Das reflexiv verwendete Bild und die ''empha&shy;tischen Bilder'' der [[Bildlichkeit: Bedingungen und Folgen|Bildlich&shy;keitsde&shy;batte]]'': Auch bei den soge&shy;nannten ‘empha&shy;tischen Bildern’ – G. Boehm spricht auch von ‘starken Bildern’ (vgl. <bib id='Boehm 2007a'></bib>: S. 252) – handelt es sich durchweg um refle&shy;xiv verwen&shy;dete Bilder, soll sich doch bei diesen Bildern die Bildhaf&shy;tigkeit auf beson&shy;ders hervor&shy;geho&shy;bene Weise zeigen bzw. genau&shy;er: aufzei&shy;gen lassen. Wenn aber ein Bild dazu verwen&shy;det wird, um unter ande&shy;rem auf das aufmerk&shy;sam zu machen, was Bilder (allge&shy;mein oder einer bestimm&shy;ten Sorte) auszeich&shy;net, dann werden sie offen&shy;sichtlich refle&shy;xiv verwen&shy;det.
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''Das reflexiv verwendete Bild und die [[Identität bildhafter Zeichen|Iden&shy;tität bildhaf&shy;ter Zeichen]]'': Schließlich ist zu fragen, ob es tatsäch&shy;lich sinnvoll ist, von ''einem'' Bild zu sagen, es könne direkt oder refle&shy;xiv (sogar auf verschie&shy;denen Stufen der Refle&shy;xivi&shy;tät) verwen&shy;det werden oder ob mit den verschie&shy;denen Verwen&shy;dungswei&shy;sen dessel&shy;ben Bildträ&shy;gers durchaus ''unter&shy;schiedli&shy;che'' Bilder konsti&shy;tuiert werden. Immer&shy;hin entspricht erste&shy;res eher unse&shy;rer alltäg&shy;lichen Sprachpra&shy;xis. Doch haben sich in der Theorie&shy;bildung durchaus verschie&shy;dene Meinun&shy;gen etab&shy;liert (⊳ [[Identität bildhafter Zeichen|Iden&shy;tität bildhaf&shy;ter Zeichen]] und [[Identitätskriterien für Bildträger|Iden&shy;titäts&shy;krite&shy;rien für Bildträ&shy;ger]]).
  
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* [[Computergraphik]]
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* [[Dezeptiver und immersiver Modus]]
 
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* [[Digitale Medien]]
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* [[Gestalt]]
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* [[Identität bildhafter Zeichen]]
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* [[Identitätskriterien für Bildträger]]
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* [[Illokution]]
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* [[Interaktion und Kommunikation]]
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* [[Künstlerisches Bild und Alltagsbild]]
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* [[Material]]
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* [[Materialität]]
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* [[Materialität und Bildsyntax]]
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* [[Nomination]]
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* [[Referenz, Denotation, Exemplifikation]]
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* [[Semantik ungegenständlicher Bilder]]
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* [[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie]]
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* [[Vexierbild]]
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* [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem]]
  
 
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Aktuelle Version vom 8. August 2023, 16:52 Uhr

Unterpunkt zu: Bildverwendungstypen

English Version: Image in reflective use


Die reflexive Verwendung von Zeichen­handlun­gen

Alle Zeichen oder allgemeiner alle kommu­nika­tiven und damit medi­alen Handlun­gen können außer zu ihren eigent­lichen (direk­ten) Verwen­dungszwe­cken nicht nur zu symbo­lisch erwei­terten Kommu­nika­tionshand­lungen (meta­phori­sche Verwen­dungswei­sen) heran­gezo­gen werden: Sie können da­rüber hinaus auch dazu benutzt werden, um auf Aspek­te von Kommu­nika­tionshand­lungen eben dieses Typs selbst aufmerk­sam zu machen. Wegen dieses Rückbe­zugs auf die durchge­führte Kommu­nika­tionshand­lung selbst wird diese Verwen­dungswei­se die refle­xive Verwen­dung einer Kommu­nika­tionshand­lung genannt. Zu ihr zählen zum Zwecke des Lehrens vorge­führte Beispiel­handlun­gen, durch die auf mehr oder weni­ger alle Ausfüh­rungsas­pekte aufmerk­sam gemacht werden kann, eben­so wie anfüh­rende Verwen­dungen, bei denen etwa gezielt ganz bestimm­te Bedin­gungen für das Erzeu­gen eines entspre­chenden Zeichen­trägers in den Blick gerückt werden (sollen).[1]

Auf Sprache bezogen wären demnach refle­xiv verwen­dete sprachli­che Zeichen solche verba­len Äuße­rungen, bei denen es weni­ger darum geht, den norma­lerwei­se damit vollzo­genen Sprechakt einfach zu aktu­ali­sieren. Vielmehr soll der Vollzug eines solchen Sprechakts oder zumindest ein bestimmter Aspekt davon exem­plarisch hervor­geho­ben werden. So sind die Beispiel­sätze, an denen in keinem Lingu­istik­arti­kel oder -lehrbuch Mangel herrschen dürfte, durchweg als refle­xiv verwen­det zu verste­hen: Mit der (wieder­holten) Äuße­rung des Satzes ‘Jonas ging nach Hause’ etwa im ersten Abschnitt von Searles «Sprechakt­theorie» ([Searle 1971a]Searle, John R. (1971).
Sprech­akt­theorie - Ein sprach­philo­sophi­scher Essay. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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) soll ja nicht mitge­teilt oder behaup­tet werden, was übli­cherwei­se unter norma­len Verwen­dungsbe­dingun­gen mit dem Äußern jenes Satzes mitge­teilt oder behaup­tet wird.[2] Vielmehr dient seine Äuße­rung hier als ein Beispiel für das Äußern von Sätzen als solches und für ein damit typi­scherwei­se verbun­denes menta­les Phäno­men (dass man nämlich mit der Äuße­rung etwas meint).

Prinzipiell besteht eine enge begriff­liche Bezie­hung zwischen refle­xiven Verwen­dungen und der Exem­plifi­kation. Aller­dings wird letzte­re in der Regel vorwie­gend als posi­tive Exem­plifi­kation verstan­den: Die exem­plifi­zieren­de Handlung weist selbst den als Beispiel demon­strierten Aspekt auf. Die refle­xive Zeichen­verwen­dung umfasst aber auch Fälle von nega­tiver Exem­plifi­kation: So kann mit einer Zeichen­verwendung beispiels­weise durch Abwe­senheit auf das Fehlen bestimm­ter für Zeichen­handlun­gen dieses Typs norma­lerwei­se wichti­ger oder unum­gängli­cher Aspek­te hinge­wiesen werden. Aus diesem Grund auch kann bei scheitern­der Kommu­nika­tion eine Re­inter­preta­tion als refle­xiv gemein­te Verwen­dung dazu benutzt werden, den oder die Fehler in der Kommu­nika­tionshand­lung auf der Meta­ebe­ne zu erken­nen (und evt. zu über­spielen).[3]


Bilder in reflexiver Verwen­dung

Da alle kommunikativen bzw. medi­alen Handlun­gen refle­xiv verwen­det werden können, muss dieser Verwen­dungstyp auch für den – als medi­ale Handlung verstan­denen – Bildge­brauch auftre­ten. Tatsäch­lich wird man Bildzi­tate oder auf ande­re Weise ange­führte Bilder sinnvol­ler Weise als refle­xive Bildver­wendun­gen ana­lysie­ren, wird dabei doch gera­de auf Aspek­te der jewei­ligen (direk­ten, symbo­lisch erwei­terten oder sogar bereits refle­xiv verwen­deten) Bildver­wendung selbst aufmerk­sam gemacht, ganz so, wie es die Defi­nition der refle­xiven Verwen­dungswei­se fordert.

Ab­bil­dung 1: Se­rie von Bil­dern des «Utah Tea Pots» mit dem ei­gent­li­chen Ziel, com­pu­ter­gra­phi­sche Ver­fah­ren zu il­lus­trie­ren

Ty­pi­sche Bei­spie­le sind auch hier in Lehr­bü­chern ver­wen­de­te Bil­der, mit de­nen auf be­stimm­te Ge­sichts­punk­te des Er­zeu­gens und Re­zi­pie­rens von Bil­dern im Sin­ne ei­ner po­si­ti­ven Exem­pli­fi­ka­ti­on auf­merk­sam ge­macht wer­den soll: Wenn et­wa in ei­nem Lehr­buch zur Ge­stal­tungs­leh­re ein Bild mit ei­nem be­son­ders auf­fäl­li­gen ›bild­be­stim­men­den Punkt‹ da­zu be­nutzt wird, den Be­griff des »bild­be­stim­men­den Punkts« zu the­ma­ti­sie­ren oder ein Bild mit be­son­ders au­gen­fäl­li­gen Gestalt­gruppie­rungen als Exem­pel für Gestalt­geset­ze beim visu­ellen Wahrneh­men. Auch das häufi­ge Auftre­ten von Bildern einer bestimm­ten Art von Tee­kanne – der viel­zitier­te «Utah Tea Pot» – in Lehrbü­chern zur Compu­tergra­phik ist entspre­chend nicht so zu inter­pretie­ren, dass Tee­kannen dieser Art ein fast unent­behrli­ches Uten­sil zum Betrei­ben von Compu­tergra­phik darstell­ten. Vielmehr wird hier an einem standar­disier­ten (wenn auch virtu­ellen) Objekt auf die Auswir­kungen bestimm­ter Vari­atio­nen am Erzeu­gungspro­zess solcher Bilder fokus­siert (Abb. 1).[4]

Negative Exemplifikation ist ebenfalls bei refle­xiv verwen­deten Bildern möglich und tritt auch nicht selten auf: Das Brechen mit einer Erwar­tungshal­tung dient als Verweis eben auf die Bedeu­tung dieser Erwar­tungshal­tung als Teil des “norma­len” medi­alen Verwen­dungszu­sammen­hangs. Entspre­chend können selbst mono­chrome Flächen über den refle­xiven Verwen­dungsmo­dus als Bilder mit nega­tiver Exem­plifi­kation ana­lysiert werden: Mit ihnen kann auf alles aufmerk­sam gemacht werden, was ihnen gera­de gegen­über einem “norma­len” Bild fehlt.[5]

Ab­bil­dung 2: (Ini­ti­al) schwer ver­ständ­li­ches Bild ei­nes Dal­ma­ti­ners

Auch die Wir­kung be­stimm­ter Ve­xier­bil­der kann ana­ly­siert wer­den als ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­such mit ei­nem Bild, der zu­nächst fehl­schlägt. Erst die re­fle­xi­ve Ver­wen­dung des Bil­des als ei­ne Stra­te­gie zum Er­ken­nen und Be­he­ben des me­di­a­len Feh­lers lie­fert Hin­wei­se, was bei die­sem Bild­ge­brauch fehlt. Die­se Ein­sicht kann da­zu ge­nutzt wer­den, das Bild doch noch – auf an­de­re Wei­se – zu ver­ste­hen. Das in der Wahr­neh­mungs­psy­cho­lo­gie sehr bekann­te «Bild eines Dalma­tiners» (Abb. 2) funkti­oniert ganz in diesem Sinn.[6]

Offensichtlich sind im Prinzip sämt­liche theore­tisch als an der Bildver­wendung betei­ligt verstan­denen Fakto­ren auch Kandi­daten für eine posi­tive oder nega­tive Exem­plifi­kation bei einem refle­xiv verwen­deten Bild, insbe­sonde­re alle durch zeichen-, medien- und wahrneh­mungsthe­oreti­sche Begrif­fe gefass­ten Teilphä­nome­ne des Bildge­brauchs.


Mediale Auswirkungen der refle­xiven Bildver­wendung

Der reflexive Bildgebrauch hat gegenüber der “direk­ten” Verwen­dung (⊳ immersiver Modus) spezi­fische Folgen: Beson­ders hervor­zuheben ist, dass die refle­xive Verwen­dung in der Regel die “norma­len” Verwen­dungsbe­dingun­gen des Bildes zwar voraus­setzt, sie aber zugleich (teilwei­se) außer Kraft setzt. Wie am obi­gen Beispiel der «Utah Tea Pot»-Bilder in der Compu­tergra­phik bereits ange­deutet, treten die seman­tischen Aspekte gegen­über den Normal­verwendun­gen oft stark zurück: Es kommt nun nicht mehr darauf an, was mit dem Bild norma­lerweise zu sehen gege­ben wird – etwa eine Teekan­ne. Der übli­che seman­tische Gehalt ist nur noch einer von unend­lich vielen ande­ren eben­falls mögli­chen, die alle als Träger einer ganz ande­ren Botschaft dienen könnten, um die es jetzt tatsäch­lich geht, nämlich dass man mit dieser oder jener Ausprä­gung eines compu­tergra­phischen Verfah­rens ein solches Bild erhält.[7]

Ein derartiges Abschirmen des eigent­lichen seman­tischen Gehalts ist auch von Zita­ten und Anfüh­rungen in ande­ren Medien bzw. Zeichen­syste­men bekannt. Tatsäch­lich handelt es sich um eine spezi­elle Ausprä­gung eines allge­meine­ren Zurück­tretens der norma­len pragma­tischen Aspek­te in der refle­xiven gegen­über der nicht refle­xiven Verwen­dung. Wer etwa ein Verspre­chen nur zitiert ist in der Regel keines­wegs bereit, für dessen Einhal­ten einzu­stehen – etwas, das zu den norma­len Verwen­dungsbe­dingun­gen des Verspre­chens gehört. Als bildli­ches Äqui­valent mag folgen­des Beispiel dienen: Verglei­chen wir das Bild einer Über­wachungs­kame­ra einer­seits in norma­ler Nutzung und ande­rerseits in refle­xiver Verwen­dung, etwa im Kata­log des Herstel­lers des Über­wachungs­systems. Im ersten Fall gehört es zu den norma­len Anwen­dungsbe­dingun­gen, dass der Bildnut­zer seine Aufmerk­samkeit mit dem Bild auf die Situ­ation vor der Kame­ra richtet und entspre­chend auf die im Bild zu sehen­de Szene reagiert. Nichts derglei­chen trifft zu, wenn mit eben dem Bildträ­ger im Kata­log für das Über­wachungs­system gewor­ben – und damit auf bestimm­te Aspek­te der Entste­hung und norma­len Verwen­dung des Bildes aufmerk­sam gemacht – werden soll.

Das Ausschalten der normalen pragma­tischen Zusam­menhän­ge liegt insbe­sonde­re daran, dass bei refle­xiven Verwen­dungen auch die Bildver­wender selbst nicht nur einfach Akteu­re einer Kommu­nika­tionshand­lung sind, sondern sich bei dieser Handlung selbst als Kommu­nizie­rende in den Blick nehmen (⊳ Bildre­zeption als Kommu­nika­tionspro­zess). Damit verwen­det auch der, der ein ganz bestimm­tes Bild etwa von Picas­so als einen ‘typi­schen Picas­so’ betrachtet, dieses Bild bereits in refle­xiver Weise. Gleiches gilt für denje­nigen, der einem Bild als Beobach­ter seines Betrach­tens des Bildes gegen­über­tritt. Auch er fokus­siert mit diesem Bildge­brauch auf einen bestimm­ten Aspekt des unre­flexi­ven Bildge­brauchs. Die tatsäch­lich vollzo­gene Kommu­nika­tionshand­lung unter­scheidet sich also deutlich vom direk­ten Bildge­brauch mit der Konse­quenz, dass auch ganz ande­re pragma­tische Regeln zu befol­gen sind.

Der reflexive Gebrauch eines Zeichens kann selbst auf refle­xive Weise verwen­det werden. Das haben wir beispiels­weise in diesem Text getan, wenn wir Beispie­le refle­xiver Verwen­dung ange­führt haben. Der poten­ziert refle­xive Gebrauch tritt im Alltag eher selten auf, könnte aller­dings im Bereich der Kunstkri­tik eine gewis­se Rolle spielen.


Zusammenhänge mit anderen Begrif­fen

Das reflexiv verwendete Bild und die Selbst­refe­rentia­lität des Mate­rials: Gele­gentlich begeg­net uns vor allem im Kontext unge­genständ­licher Bilder aber auch im Rahmen der Refe­renzdis­kussion digi­taler Medien die Formu­lierung, solche Bilder seien selbstre­feren­tiell, sie verwie­sen nur noch auf ihre eige­ne Mate­riali­tät. Diese Rede von der Selbstre­feren­tiali­tät des Mate­rials steht in engem Zusam­menhang mit refle­xiven Bildver­wendun­gen, mit denen auf (im weiten Sinne) syntak­tische Aspek­te des betrach­teten Bildes oder auch allge­meiner seines Bildtyps aufmerk­sam gemacht wird (⊳ Mate­riali­tät und Bildsyn­tax). Die Beson­derheit unge­genständ­licher Bilder – etwa mono­chrome Flächen, abstrak­te Orna­mente – besteht insbe­sonde­re darin, dass sie keine (offen­sichtli­che) seman­tische Dimen­sion zu haben scheinen. Geht man davon aus, dass Bilder norma­lerwei­se (d.h. wenn sie zur direk­ten Verwen­dung gedacht sind) eine mehr oder weni­ger direkt ersicht­liche oder über eine Legen­de beige­legte Bedeu­tung haben, sollte dieser Bruch mit einer Kommu­nika­tionser­wartung den Wechsel zur refle­xiven Verwen­dung auslö­sen. So liegt die These nahe, dass rein unge­genständ­liche Bilder über­haupt nur in refle­xiver Verwen­dung Bilder sind (⊳ Seman­tik unge­genständ­licher Bilder).

Das reflexiv verwendete Bild und die bilden­de Kunst: Auch für die Unter­scheidung zwischen Alltags­bild und künstle­rischem Bild scheint der Begriff der refle­xiven Verwen­dung rele­vant: Zwar können Alltags­bilder, wie alle Bilder, auch refle­xiv verwen­det werden; bei den Bildern der bilden­den Kunst scheint hinge­gen der refle­xive Gebrauch die Norm, da hier in der Begeg­nung mit dem Bild immer zugleich die Aufmerk­samkeit auf Aspek­te seiner Herstel­lung, Mate­riali­tät oder Wirkung gerich­tet wird. Allen­falls kommen poten­ziert refle­xive Verwen­dungswei­sen hinzu.[8]

Das reflexiv verwendete Bild und die empha­tischen Bilder der Bildlich­keitsde­batte: Auch bei den soge­nannten ‘empha­tischen Bildern’ – G. Boehm spricht auch von ‘starken Bildern’ (vgl. [Boehm 2007a]Boehm, Gottfried (2007).
Wie Bilder Sinn erzeu­gen. Die Macht des Zei­gens. Berlin: Berlin Uni­ver­sity Press.

  Eintrag in Sammlung zeigen
: S. 252) – handelt es sich durchweg um refle­xiv verwen­dete Bilder, soll sich doch bei diesen Bildern die Bildhaf­tigkeit auf beson­ders hervor­geho­bene Weise zeigen bzw. genau­er: aufzei­gen lassen. Wenn aber ein Bild dazu verwen­det wird, um unter ande­rem auf das aufmerk­sam zu machen, was Bilder (allge­mein oder einer bestimm­ten Sorte) auszeich­net, dann werden sie offen­sichtlich refle­xiv verwen­det.

Das reflexiv verwendete Bild und die Iden­tität bildhaf­ter Zeichen: Schließlich ist zu fragen, ob es tatsäch­lich sinnvoll ist, von einem Bild zu sagen, es könne direkt oder refle­xiv (sogar auf verschie­denen Stufen der Refle­xivi­tät) verwen­det werden oder ob mit den verschie­denen Verwen­dungswei­sen dessel­ben Bildträ­gers durchaus unter­schiedli­che Bilder konsti­tuiert werden. Immer­hin entspricht erste­res eher unse­rer alltäg­lichen Sprachpra­xis. Doch haben sich in der Theorie­bildung durchaus verschie­dene Meinun­gen etab­liert (⊳ Iden­tität bildhaf­ter Zeichen und Iden­titäts­krite­rien für Bildträ­ger).

Anmerkungen
  1. Man ma­che sich klar, dass die da­mit durch­ge­führ­te Re­fle­xi­vie­rung kei­nes­wegs die ers­te im Ge­samt­kom­plex der Zei­chen­ver­wen­dung ist: Be­reits ein­fach­ste kom­mu­ni­ka­ti­ve Ver­hal­tens­wei­sen sind not­wen­dig mit ei­nem Akt der Selbst­dar­stel­lung, al­so ei­ner ein­fa­chen Form der Re­fle­xi­vie­rung ver­bun­den (⊳ In­ter­ak­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on). Bei zei­chen­haf­ten Kom­mu­ni­ka­ti­o­nen tritt da­rü­ber­hi­naus noch ei­ne wei­te­re Re­fle­xi­vie­rungs­ebe­ne auf, in­so­fern sich die Zei­chen­nut­zer ih­rer kom­mu­ni­ka­ti­ven Tä­tig­keit nun be­wusst sind (⊳ Zei­chen, Zei­chen­trä­ger, Zei­chen­sys­tem). Die re­fle­xi­ve Ver­wen­dung von Zei­chen stellt mit­hin be­reits (min­des­tens) die drit­te Ebe­ne der Re­fle­xi­vie­rung in­ner­halb der je­weils be­trach­te­ten kom­ple­xen Ge­samt­hand­lun­gen dar.
  2. So bleibt bei­spiels­wei­se in dem Kon­text voll­kom­men un­klar, wer eigent­lich mit ‘Jo­nas’ ge­meint ist; ⊳ No­mi­na­ti­on.
  3. Ich füh­re mir dann et­wa das de­fi­zi­en­te Zei­chen selbst auf re­fle­xi­ve Wei­se vor, um mich auf feh­ler­haf­te As­pek­te sei­ner Ver­wen­dung auf­merk­sam zu ma­chen.
  4. Ei­ne sol­che Les­art kann be­son­ders da­durch ver­stärkt wer­den, dass das Bild als Teil ei­ner ent­spre­chen­den Se­rie auf­tritt, so dass die Wir­kung ver­schie­de­ner Er­zeu­gungs­ver­fah­ren (bzw. un­ter­schied­li­cher Pa­ra­me­ter ei­nes Ver­fah­rens) am glei­chen Bild­in­halt ver­gli­chen wer­den kann.
  5. Das heißt nicht, dass mit als Bil­dern ein­ge­setz­ten mo­no­chro­men Flä­chen kei­ne po­si­ti­ven Exem­pli­fi­ka­ti­o­nen mög­lich wä­ren: Man kann sie auch da­zu ver­wen­den, um auf be­stimm­te – et­wa af­fek­ti­ve – Ef­fek­te hin­zu­wei­sen, die mit ih­nen aus­ge­löst wer­den kön­nen, ob­wohl oder ge­ra­de weil die üb­li­chen ört­li­chen Farb­va­ri­a­ti­o­nen und al­les was da­mit zu­sam­men­hängt hier feh­len.
  6. Die re­fle­xi­ve Selbst­prä­sen­ta­ti­on des Bil­des nach den ers­ten Fehl­ver­su­chen, über­haupt et­was da­rin zu er­ken­nen, führt zur Er­kennt­nis, dass das Feh­len von kla­ren Ob­jekt-Kon­tu­ren das Se­hen von Ge­gen­stän­den und da­mit die In­ter­pre­ta­ti­on ge­gen­ständ­lich dar­stel­len­der Bil­der er­schwert; mit die­sem Ver­ständ­nis (und dem Wis­sen, dass es sich um ei­nen Dal­ma­ti­ner han­deln soll) ge­lingt es in der Re­gel nach ei­ni­ger Zeit, sich den Dal­ma­ti­ner im Bild zu zei­gen – ei­ne Ver­än­de­rung des Wahr­neh­mungs­ver­mö­gens, die im An­schluss be­ste­hen bleibt, so dass bei wei­te­ren Prä­sen­ta­ti­o­nen des Bil­des der re­fle­xi­ve Mo­dus nicht un­be­dingt ein­ge­nom­men zu wer­den braucht.
  7. In die­sem Zu­sam­men­hang ist si­cher auch die ver­schie­dent­lich ge­äu­ßer­te Kri­tik an der Kon­zep­tion ei­nes ei­gent­li­chen se­man­ti­schen Ge­halts bei Bil­dern – oder auch Zei­chen ganz all­ge­mein – zu se­hen (vgl. et­wa [Der­ri­da 1988a]Derri­da, Jacques (1988).
    Signa­tur Ereig­nis Kontext.
    In Rand­gänge der Philo­sophie, 291-314.

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    ). Für den Be­griff des re­fle­xi­ven Ge­brauchs ist es al­ler­dings un­er­heb­lich, ob ein sol­cher Ge­halt für plau­si­bel ge­hal­ten wird oder nicht, da es die Stan­dard-Ver­wen­dung ist, die re­flek­tiert und da­bei ge­ge­be­nen­falls par­ti­ell au­ßer Kraft ge­setzt wird. Für die ge­ne­rel­le­re Kri­tik an der Sprech­akt­the­o­rie ⊳ Il­lo­ku­ti­on.
  8. Aus der Aus­zeich­nung von Wer­ken der bil­den­den Kunst als prin­zi­pi­ell re­fle­xiv ver­wen­de­te Zei­chen folgt dann üb­ri­gens zu­min­dest his­to­risch, dass da­nach neu er­stell­te Wer­ke stets mit ei­ner zu­sätz­li­chen Re­fle­xi­ons­ebe­ne be­trach­tet wer­den (soll­ten): näm­lich als re­fle­xiv ver­wen­de­te Zei­chen, die in ih­rer Re­fle­xi­vi­tät re­fle­xiv ver­wen­det wer­den.
Literatur                             [Sammlung]

[Boehm 2007a]: Boehm, Gottfried (2007). Wie Bilder Sinn erzeu­gen. Die Macht des Zei­gens. Berlin: Berlin Uni­ver­sity Press.

[Der­ri­da 1988a]: Derri­da, Jacques (1988). Signa­tur Ereig­nis Kontext. In: Derri­da, J. (Hg.): Rand­gänge der Philo­sophie. Wien: Passa­gen, S. 291-314. [Searle 1971a]: Searle, John R. (1971). Sprech­akt­theorie - Ein sprach­philo­sophi­scher Essay. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [38], Emilia Didier [8] und Rainer Totzke [3] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schirra 2013g-d]Vergleiche vollständigen Eintrag
in Literatursammlung
.

  Eintrag in Sammlung zeigen

Schirra, Jörg R.J. (2013). Bild in reflexiver Verwendung. (Ausg. 1). In: Schirra, J.R.J.; Halawa, M. & Liebsch, D. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. (2012-2024).
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