Bildakt-Theorie

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Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze


Bilder in Aktionszusammenhängen

Die Gründe dafür, dass der Status von Bildern in Ak­tions­zusam­men­hän­gen in den letzten drei Jahr­zehnten ver­stärkt unter­sucht wird, sie nicht mehr als Epi­phäno­mene, sondern als Akteure oder hand­lungs­stiftende Agenten thema­tisiert werden, sind viel­fältig. Sie liegen in der sich un­auf­hör­lichen steigernden Produk­tion wie Präsenz von Bildern im All­tag von Menschen und ihrem zuneh­menden Einfluss in allen Bereichen privaten und öffent­lichen Lebens wie Wissen­schaft, Werbung, Presse, Militär, aber auch in der leich­teren Zu­gäng­lich­keit von Bildern durch das Inter­net und sich verän­dernde Mög­lich­keiten der Bild­recher­che für die Wissen­schaftler, die sich mit Bildern be­schäf­tigen.

Die Ableitung des Terminus ‘Bild­akt’ vom sprach­pragma­tischen Ansatz John Langshaw Austins und seines Schülers John Searle, die mit «How to Do Things with Words» (vgl. [Austin 1972a]Austin, John L. (1972).
Zur Theorie der Sprechakte. Stutt­gart: Reclam.

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) und «Speech Acts» (vgl. [Searle 1971a]Searle, John R. (1971).
Sprech­akt­theorie - Ein sprach­philo­sophi­scher Essay. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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) die Sprech­akt­theorie begrün­deten, scheint evident zu sein, und auch die Ein­führung des Begriffs durch den Dänen Sören Kjörup, der mit «George Inness and the Battle at Hastings, or Doing Things with Pictures» (vgl. [Kjörup 1974a]Kjørup, Søren (1974).
George Inness and the Battle at Hastings, or Doing Things with Pictures. In The Monist, 58, 2, 216-235.

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) und «Pictorial Speech Acts» (vgl. [Kjörup 1978a]Kjørup, Søren (1978).
Picto­rial Speech Acts. In Erkennt­nis, 12, 1, 55-71.

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) eine von der Sprach­akt­theorie aus­gehende Bild­akt­theorie zu be­gründen ver­sucht, weist auf diesen Ur­sprung zurück. Phillipe Dubois, der wenig später – 1983 – in «L’Acte Photo­graphique» (vgl. [Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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) von ‘image-act’ spricht, stellt seine Ana­lysen der Foto­grafie eben­falls in einen prag­matischen Kontext, beruft sich jedoch auf Charles Sanders Peirce.

Einen Bruch mit der sprach­pragma­tischen Fundie­rung bildet Horst Brede­kamps Versuch einer Neu­bestim­mung, die mit den drei Grund­kate­gorien des schema­tischen, substi­tuti­ven und intrin­sischen Bildakts die Aktivität im Bild selbst und nicht im Sprecher oder Betrachter erkennt. Diese Bestimmung erfolgt im Kontext aktueller Ver­kör­pe­rungs­theo­rien.[1]


Agieren mit Bildern und agie­rende Bilder

Die Bandbreite dessen, was unter ‘Bild­akt’ oder ‘Bild­handeln’ in den ver­schie­denen Wissen­schaften ver­standen wird, ist groß; disparat er­scheinen die An­sätze, die sich bis­lang kaum gegen­seitig zur Kenntnis ge­nommen haben. Sie reichen von

1. Interpretations- oder Prä­di­ka­tions­leistun­gen, durch die Bilder erst zu Bildern werden, über
2. ein Handeln in und mit Bildern, in dem produzierte Bilder nach­träg­lich Werk­zeug­charak­ter er­halten, über
3. eine phänomenologisch orientierte Charak­teri­sierung des Inter­aktions­ge­füges von Rezi­pient und Bild, in der das Augen­merk auf die „pathi­schen“ Aspekte der Auf­merk­samkeit auf und Wahr­nehmung von Bildern gelegt wird, bis
4. zur An­nahme eines Handelns der Bilder selbst als Bild­akt, durch den Reali­täten erzeugt werden.

Um die Vielfalt der Ansätze dennoch zu syste­mati­sieren, bietet sich eine grobe Unter­teilung in zwei Gruppen an: Zur ersten Gruppe ge­hören An­sätze, in denen das Wahr­nehmungs- und Hand­lungs­geschehen unter­sucht wird, das sich zwischen Bild und Betrachter voll­zieht. Dazu zählen auch solche An­sätze, die die beson­dere Wirk­mäch­tig­keit von Bil­dern unter­suchen und in denen Bilder zu Ak­teuren werden. Das Bild gene­riert dabei nicht nur eine eigene hand­lungs­aus­lösen­de Rea­lität, es wird selbst zur Tat. Diese Theo­rien, in denen zu­meist der Be­griff »Bild­akt« ver­wendet wird, stehen im Zentrum dieses Artikels und werden im folgenden Abschnitt an Beispie­len er­läutert.

Zur zweiten Gruppe gehören semiotisch und prag­matisch orien­tierte Theo­rien, die erklären, wie Menschen an und mit Bildern Hand­lungen voll­ziehen. In diesen Ver­wen­dungs­weisen des Aus­drucks ‘Bild­handeln’ werden inter­preta­torische oder kommu­nika­tive Akte bezeichnet, in denen Bild­trägern ein Bild­status zuge­schrieben wird, mit Bil­dern kommu­nika­tive Hand­lungen voll­zogen oder sie als Werk­zeuge ver­wendet werden.

Charakteristisch für diese an der Sprach­philo­sophie orien­tierten An­sätze ist, dass Bilder als Ab­bilder be­trachtet und zumeist als Zeichen be­handelt werden. Ihnen wohnt die Tendenz inne, Bilder mit Pro­posi­tionen oder Prä­dika­ten zu ver­gleichen oder ihnen eine sprach­unter­stüt­zende Funktion zuzu­schreiben (z.B. die­jenige, Begriffe zu ver­an­schau­lichen). Bilder sind in diesen Theorien keine Hand­lungs­sub­jekte. Menschen machen, dass Bilder etwas ab­bilden, indem sie mit ihnen einen Bild­akt voll­ziehen. Ver­treter dieser Rich­tungen sind z.B. Oliver Scholz oder Klaus Sachs-Hombach. Einen guten Über­blick über diese Rich­tungen gibt Silvia Seja in ihrem Buch «Hand­lungs­theo­rien des Bildes» (vgl. [Seja 2009a]Seja, Silvia (2009).
Hand­lungsthe­orien des Bildes. Köln: Halem.

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).


Spezielle Beispiele

Fotografie: Philippe Dubois

Für Philippe Dubois sind Fotografien von einer „un­wider­steh­liche[n], leben­dige[n] Kraft“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 19) belebt. Fotos sind „iko­nische Akte“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 19), „arbei­tende Bild[er]“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 19), die in ihrem prag­mati­schen Zu­sammen­hang, d.h. in ihrer Pro­duk­tion und Re­zep­tion, be­trachtet und nach­voll­zogen werden müssen. „Mit der Foto­grafie ist es uns nicht mehr mög­lich, das Bild außer­halb des Aktes zu denken, der es gene­riert“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 19). Um diese These sprach­lich zu unter­stützen, kreiert Dubois die Wort­syn­these ‘Bild-Akt’ bzw. frz. ‘image-act’. Sie drückt aus, dass in der Be­trach­tung der Foto­gra­fie „die üb­liche Spal­tung zwischen dem Produkt (der ferti­gen Mit­teilung) und dem Prozeß (dem gene­rieren­den Akt in seinem Voll­zug“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 61) über­wunden werden soll. Zum Akt der Er­zeu­gung einer Foto­gra­fie zählt Dubois sowohl die Pro­duk­tion, d.h. den Blick des Foto­grafen auf das Objekt und den Moment der Auf­nahme, als auch die Re­zep­tion, d.h. den Blick des Be­trac­hters und die in­hären­ten Inter­preta­tions­leistungen samt Kon­text­ab­hängig­keit.
In diesem Zusammenhang bezieht sich Dubois auf Charles Sanders Peirces Dif­fe­ren­zie­rung von Index, Ikon und Symbol und ordnet die Foto­gra­fie der Kate­gorie der Indi­zes zu, die er auch als Spur oder Symp­tom versteht, da Fotos auf­grund ihrer chemi­schen Ent­stehung ma­te­ria­liter an ihre Re­fe­renz ge­bunden sind und bleiben, zu­gleich aber räum­lich und zeit­lich getrennt von ihr als Zeichen existie­ren. Aus dieser Ambi­valenz bezieht die Foto­grafie ihre Wirk­macht. In den Worten Dubois: „Dieses Geheim­nis, diese Kraft, die unter­irdisch jenseits des Ab­bildes […] in der Foto­grafie am Werk ist […], das ist die prag­matische Onto­logie des Index, das, was Barthes als ‘die meto­nymische Aus­dehnung des punctum’ bezeichnet, die die körper­liche An­wesen­heit des Objekts oder des ein­mali­gen Wesens selbst noch im Bild wieder­gibt. Eine An­wesen­heit, die Ab­wesen­heit aussagt.“ ([Dubois 1998a]Dubois, Philippe (1998).
Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst.

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: S. 85)

Phänomenologische Ansätze: Gottfried Boehm, Eva Schür­mann, Bern­hard Wal­den­fels

Die besondere Wirkmächtigkeit von Bildern wird in der phäno­meno­logisch orien­tierten Rede vom Bild­handeln und der Wir­kung von Bil­dern unter­sucht, in der das Wahr­neh­mungs­gesche­hen von Bildern – mit Mau­rice Merleau-Ponty for­mu­liert: der vom Gegen­stand aus­gelöste Wahr­neh­mungs­akt (vgl. [Schürmann 2000a]Schürmann, Eva (2000).
Erscheinen und Wahrnehmen. Eine vergleichende Studie zur Kunst von James Turrell und der Philosophie Merleau-Pontys. München: Wilhelm Fink.

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: S. 26) – in den Blick tritt.
Bernhard Waldenfels thematisiert die Bild­wirkung als Af­fek­tion, die der Bild­wahr­neh­mung in­hä­rent ist und als Be­un­ru­hi­gung er­fahren wird (vgl. [Waldenfels 2008a]Waldenfels, Bern­hard (2008).
Von der Wirk­macht und Wirk­kraft der Bilder.
In Movens Bild. Zwischen Evi­denz und Affekt, 47-63.

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). Gott­fried Boehm spricht von einem „Ener­gie­ge­fälle, das sich zwischen Zeichen­haf­tig­keit und Im­pul­si­vi­tät auf­baut“ ([Boehm 2008a]Boehm, Gottfried (2008).
Au­gen­maß. Zur Gene­se der iko­nischen Evi­denz.
In Movens Bild. Zwischen Evi­denz und Affekt, 15-43.

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: S. 37) und das er her­me­neu­tisch aus dem Kon­trast zwischen einer „er­starrten Visuel­len Set­zung“ und dem „Poten­tial ihrer viel­deuti­gen Les­bar­keit“ ([Boehm 2008a]Boehm, Gottfried (2008).
Au­gen­maß. Zur Gene­se der iko­nischen Evi­denz.
In Movens Bild. Zwischen Evi­denz und Affekt, 15-43.

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: S. 38) her­lei­tet. Eva Schür­mann ver­wendet den Begriff des Bild­akts im Kontext ihrer Thema­tisie­rung von Blick- bzw. Wahr­neh­mungs­ak­ten: „Die Bil­der, die ein Ich durch sozia­les Sicht­bar­sein und Ge­sehen­werden heraus­bildet, stellen inso­fern Bild­akte dar, als sie per­forma­tiv und pro­zessual aus­gehan­delte Selbst- und Welt­rela­tionen hervor­bringen.“ Der Blick ist „ein per­forma­tives Ge­schehen, durch das ein Bild ge­bildet wird – vom Ich, dem anderen, der Situ­ation“ ([Schürmann 2011a]Schürmann, Eva (2011).
Unendliches im Endlichen. Über einige Gemeinsamkeiten des Gesichter- und Bildersehens.
In Sehen und Handeln, 155-167.

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: S. 158). Charak­teris­tisch für die phäno­meno­logischen An­sätze ist eine Auf­hebung der klas­sischen Subjekt-Objekt­trennung in der Wahr­nehmung, die sowohl produk­tiv als auch rezep­tiv ver­standen wird, sowie eine an Maurice Merleau-Ponty orien­tierte Beschäf­tigung mit einer vor­symbo­lischen Wir­kung von Bildern, die ihre Zeichen­haftig­keit über­steigt und leib­lich emp­funden wird.

Visual Culture/Visual Studies: W.J.T. Mitchell

W.J.T. Mitchell, der als Mitbegründer der Visual Culture bzw. Visual Studies gilt, ope­riert mit der These der Leben­dig­keit der Bilder: „Bilder sind nicht einfach passive Wesen […]. Sie ver­ändern die Art, in der wir denken, sehen und träumen. Sie funk­tio­nieren unsere Erin­nerun­gen und Vor­stel­lungen um, bringen neue Maß­stäbe und neue Wünsche in die Welt“ ([Mitchell 2008a]Mitchell, William J. Thomas (2008).
Bildtheorie. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 292). Mitchell geht von dem Fak­tum aus, dass wir gegen­über Bildern in einer ma­gischen, vor­moder­nen Hal­tung ge­fangen sind, denn wir er­leben, dass Bilder Re­ak­tionen fordern, pro­vozie­ren und ver­führen und somit als Han­delnde in einem Aktions­zusam­men­hang anzu­sehen sind. Er glaubt jedoch nicht, dass Bilder tat­sächlich leben­dig sind, es sind „quasi-Akteure“ ([Mitchell 2008b]Mitchell, William J.T. (2008).
Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur. München: C.H. Beck.

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: S. 66) – die Vor­stellung eines leben­digen Bildes ist seiner Meinung nach eine „un­ver­meid­liche Metapher“ ([Mitchell 2008b]Mitchell, William J.T. (2008).
Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur. München: C.H. Beck.

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: S. 75). Die Frage, „Was will das Bild?“, die er in seinem Essay des­selben Titels stellt, hat somit heu­risti­sche Funktion und dient dazu, die Wir­kung von Bil­dern, die „Pro­zesse aus­führ­lich dar­zu­legen, durch die das Leben der Ob­jekte in der mensch­lichen Er­fahrung pro­duziert wird“ ([Mitchell 2008b]Mitchell, William J.T. (2008).
Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur. München: C.H. Beck.

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: S. 48). „Wo­rauf es […] an­kommt, ist nicht, als Schlüs­sel­begriff eine Per­soni­fika­tion des Kunst­werkes einzu­führen, sondern unsere Be­ziehung zu diesem in Frage zu stellen, die Rela­tiona­lität von Bild und Be­trachter zum Gegen­stand der Unter­suchung zu machen. Die Idee ist, Bilder weniger begreif­lich, weniger trans­parent zu machen; und außer­dem die Analyse von Bil­dern auf Fragen nach Pro­zessen und Affek­ten hinzu­lenken sowie die Rolle des Betrach­ters in Frage zu stellen.“ ([Mitchell 2008b]Mitchell, William J.T. (2008).
Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur. München: C.H. Beck.

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: S. 69)

Kunstgeschichte und Anthropologie: Horst Brede­kamp

Unter dem Begriff des Bildakts unterzieht Horst Brede­kamp die Abbild­theorie der Bilder einer um­fassen­den Revi­sion. Im Zentrum seiner Unter­suchungen stehen die akti­vierende Leben­dig­keit von Bildern sowie die These, dass Bilder im Bild­akt er­zeugen, was sie dar­stellen.

Im Unterschied zur semio­tisch bzw. pragma­tisch orien­tieren Theorie des Bild­handelns sind es hier nicht die Bilder erzeu­genden und ein­set­zenden Personen, die Bild­akte voll­ziehen, sondern die Bilder selbst, denen eine ener­getische oder gene­rative Kraft inne­wohnt. Unter ‘Bild­akt’ ver­steht Brede­kamp „eine Wir­kung auf das Emp­finden, Den­ken und Handeln […] die aus der Kraft des Bildes und der Wechsel­wirkung mit dem betrach­tenden, berüh­renden und auch hörenden Gegen­über ent­steht“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 52).

Mit der These‚ wonach Bilder das erzeugen, was sie zeigen, wendet sich diese Bild­akt­theorie in erster Linie gegen die Vor­stellung, dass Bilder etwas Vor­gängi­ges ab­bilden oder re­präsen­tieren. Da Bilder nicht nur kog­nitiv, sondern auch affek­tiv, syn­ästhe­tisch und kine­tisch wirken und daher den kogni­tiven Kontroll­bereich ver­lassen, ent­wickelt Brede­kamp die Bild­akt­theorie im Kontext aktueller Ver­körperungs­theorien.

Bild­akte, agie­rende Bilder unter­sucht Brede­kamp im wei­testen Bereich der Bild­geschich­te, so auch im Bereich der Politik, wo Bilder als „Ver­bündete oder Ver­räter poli­tischer Macht“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 14) er­scheinen, des Mili­tärs, wo sie „Waffen­gänge […] steuern oder gar zu er­setzen ver­mögen“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 14), und der Wissen­schaft, wo sie „durch­weg nicht als Dar­stel­lungs­instrument, sondern als eigenes Ana­lyse­mittel ein­ge­setzt werden“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 14).
Ebenso wie Dubois bringt Bredekamp die Wirk­macht von Bildern mit ihrer mate­riellen Gegen­ständ­lich­keit in Verbindung: Allein die physische Präsenz birgt jene „aristo­telische enargeia, die in jedem Arte­fakt eine Energie­quelle wähnt, die dem Werk er­laubt, zu einer wir­kenden Kraft zu werden“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 5). Brede­kamps Bild­akt­theorie zielt auf die „in der Form steckende potentia“ ([Bredekamp 2010a]Bredekamp, Horst (2010).
Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp.

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: S. 55) ab.

Visual History: Gerhard Paul

In direktem Anschluss an Horst Brede­kamp begreift Ger­hard Paul im Rahmen der sich etablie­renden Visual History Bilder nicht nur als Quellen­material, in dem Ge­schichte sich doku­mentiert, sondern als Agen­ten, die Geschichte be­ein­flussen oder schreiben. Ange­regt durch die Debatten, die sich an­lässlich der Wehr­machts­aus­stellung des Insti­tuts für Sozial­forschung (1995-1999) um die Beweis­kraft bzw. Mani­pulier­bar­keit von Bil­dern ent­zündet haben, werden diese von den Ge­schichts­wissen­schaften zu­nehmend als Instan­zen, die Wahr­neh­mungs­muster und Sicht­weisen prägen, und als „Rea­lität erzeu­gende Bild­akte“ ([Paul 2010a]Paul, Gerhard (2010).
Visual History, Version: 1.0. In Docu­pedia-​Zeitge­schichte, 11.

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: S. 15) betrachtet. „Für die Ana­lyse und den Um­gang mit Bildern bedeutet das“, so Gerhard Paul, „diese auch als Aktiva ernster zu nehmen: […] als Medien der Ge­schichts- und Erin­nerungs­poli­tik, die eine bestimmte Deu­tung von Geschi­chte gene­rieren und trans­portie­ren, als Medien der kommer­ziellen Rekla­me, der poli­tischen Propa­ganda und der Herr­schafts­siche­rung sowie schließ­lich als Medium kollek­tiver Iden­titäts­bildung, über die soziale und poli­tische Kollek­tive ihre Iden­tität heraus­bilden und abzu­sichern ver­suchen.“ ([Paul 2010a]Paul, Gerhard (2010).
Visual History, Version: 1.0. In Docu­pedia-​Zeitge­schichte, 11.

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: S. 10) Wie Brede­kamp betrach­tet auch Paul Bilder, deren Reich­weite im medi­alen Zeit­alter poten­ziell unbe­grenzt ist, als inte­grale Be­stand­teile poli­tischer und mili­täri­scher Stra­tegien. Visual History nimmt auch diese Bild­akte, in denen die Doku­menta­tion zum eigent­lichen Ziel der Aktion wird, in den Blick.
Anmerkungen
  1. Vgl.hierzu auch Kolleg-Forscher­gruppe Bild­akt und Ver­körpe­rung der Humboldt-Universität zu Berlin.
Literatur                             [Sammlung]

[Austin 1972a]: Austin, John L. (1972). Zur Theorie der Sprechakte. Stutt­gart: Reclam.

[Boehm 2008a]: Boehm, Gottfried (2008). Au­gen­maß. Zur Gene­se der iko­nischen Evi­denz. In: Boehm, G. & Mers­mann, B. & Spies, Ch. (Hg.): Movens Bild. Zwischen Evi­denz und Affekt. München: Fink, S. 15-43. [Bredekamp 2010a]: Bredekamp, Horst (2010). Theorie des Bild­akts. Frank­furter Ador­no-​Vorle­sungen 2007. Frank­furt/M.: Suhr­kamp. [Dubois 1998a]: Dubois, Philippe (1998). Der foto­grafi­sche Akt. Versuch über ein theore­tisches Dispo­sitiv. Dresden, Amster­dam: Verlag der Kunst. [Kjörup 1974a]: Kjørup, Søren (1974). George Inness and the Battle at Hastings, or Doing Things with Pictures. The Monist, Band: 58, Nummer: 2, S. 216-235. [Kjörup 1978a]: Kjørup, Søren (1978). Picto­rial Speech Acts. Erkennt­nis, Band: 12, Nummer: 1, S. 55-71. [Mitchell 2008a]: Mitchell, William J. Thomas (2008). Bildtheorie. Frank­furt/M.: Suhr­kamp. [Mitchell 2008b]: Mitchell, William J.T. (2008). Das Leben der Bilder. Eine Theorie der visuellen Kultur. München: C.H. Beck. [Paul 2010a]: Paul, Gerhard (2010). Visual History, Version: 1.0. Docu­pedia-​Zeitge­schichte, Band: 11. [Schürmann 2000a]: Schürmann, Eva (2000). Erscheinen und Wahrnehmen. Eine vergleichende Studie zur Kunst von James Turrell und der Philosophie Merleau-Pontys. München: Wilhelm Fink. [Schürmann 2011a]: Schürmann, Eva (2011). Unendliches im Endlichen. Über einige Gemeinsamkeiten des Gesichter- und Bildersehens. In: Bredekamp, H. & Krois, J. M. (Hg.): Sehen und Handeln. Berlin: Akademie, S. 155-167. [Searle 1971a]: Searle, John R. (1971). Sprech­akt­theorie - Ein sprach­philo­sophi­scher Essay. Frank­furt/M.: Suhr­kamp. [Seja 2009a]: Seja, Silvia (2009). Hand­lungsthe­orien des Bildes. Köln: Halem. [Waldenfels 2008a]: Waldenfels, Bern­hard (2008). Von der Wirk­macht und Wirk­kraft der Bilder. In: Boehm, G. & Mers­mann, B. & Spies, Ch. (Hg.): Movens Bild. Zwischen Evi­denz und Affekt. München: Wilhelm Fink, S. 47-63.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [20], Mark A. Halawa [14], Dr. Marion Lauschke [5] und Eva Schürmann [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Lauschke 2013g-a]Vergleiche vollständigen Eintrag
in Literatursammlung
.

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Lauschke, Marion (2013). Bildakt-Theorie. (Ausg. 1). In: Schirra, J.R.J.; Halawa, M. & Liebsch, D. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. (2012-2024).
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