Bilderschrift und Piktogramm
Unterpunkt zu: Schriftbildlichkeit
Die Grenze zwischen Schrift und BildWenn man die Schriften natürlicher Sprachen in historischer oder systematischer Perspektive kategorisieren, also eine Schriftgeschichte oder –typologie entwerfen möchte, muß man zwei grundsätzliche Fragen beantworten: die Frage nach den “Außengrenzen” des Bereichs der Schrift (was gilt noch als Schrift, was als historische Vorstufe zu voll entwickelten Schriften, was schon als Bild?) und die Frage nach den Funktionsprinzipien unterschiedlicher Schrifttypen (gibt es ein gemeinsames Funktionsprinzip oder mehrere unterschiedliche?). Ein wichtiges Problem in diesem Zusammenhang ist die Beschreibung und die Definition von Bilderschriften, da sich u.a. an diesem Problem die Grenze zwischen Schrift und Bild verhandelt.
Bilderschrift als MythosMan spricht traditionell von ‘Bilderschriften’, wo Schriftzeichen erkennbar Bildern von Gegenständen ähneln, die Bezeichnung ‘Bilderschriften’ dient manchmal aber auch als Sammelname für Vorformen von Schrift und schriftartige Mnemotechniken. Man spricht also einerseits von einer bestimmten graphischen Gestalt und andererseits von einer bestimmten Funktionsweise, der direkten Referenz auf den Gegenstand, ohne dass notwendig eine Bindung an eine bestimmte Lautung gegeben sein muß. Oft wird auch angenommen, die Ikonizität der Gestalt bedinge eine solche Gebrauchsweise. In diesem zweiten Sinne wären Bilderschriften etwas Ähnliches wie Piktogramme, eine Art mehr oder weniger standardisierte ikonische Kurzformeln. Als Prototyp einer Bilderschrift im ersten Sinn galten lange die ägyptischen Hieroglyphen. Vor ihrer Entzifferung im 19. Jahrhundert gab es v.a. in der Spätantike und im Barock Versuche, die Bedeutung der Hieroglyphen über unterschiedliche Analogiebeziehungen aus dieser Bildlichkeit abzuleiten. Der modernen Ägyptologie gilt dieser Blick auf die ägyptische Schrift schlicht als falsch: Hieroglyphen schreiben eine bestimmte Sprache bzw. Sprachstufe, sie werden gelesen, nicht bloß betrachtet. Ihre Bildlichkeit spielt für ihre primäre Funktion keine Rolle. Das zeigt sich z.B. auch daran, dass „der Normalfall der ägyptischen Schrift […] eine kursive Schreibschrift [ist]“ ([Seidlmayer 2011a]Literaturangabe fehlt. Diesen Zusammenhang hatte im Prinzip auch bereits Wilhelm v. Humboldt erkannt, der in seiner Akademierede von 1824 «Über die Buchstabenschrift und ihren Zusammenhang mit dem Sprachbau» ([Humboldt 1988a]Literaturangabe fehlt. Coulmas ([Coulmas 1999a]Literaturangabe fehlt. Bilderschrift als typologisches ProblemDamit sind aber noch nicht sämtliche systematischen Probleme gelöst, die mit dem Begriff der Bilderschriften verbunden sind. Was für Schriftsysteme wie die ägyptischen Hieroglyphen allgemein als geklärt gilt, ist hinsichtlich der allgemeinen Typologie von Schriftsystemen und der Charakterisierung der historischen Vorformen von Schrift immer noch umstritten. Hier geht es um Bilderschriften im zweiten oben angeführten Sinn des Ausdrucks. Exemplarisch sei hier auf die Debatte zwischen Sampson und DeFrancis aus den 1980er Jahren verwiesen: Sampson ([Sampson 1985a]Literaturangabe fehlt. Der Gegenentwurf von DeFrancis ([DeFrancis 1989a]Literaturangabe fehlt. In der neueren Forschung arbeitet etwa Sproat ([Sproat 2010b]Literaturangabe fehlt.
Die Kategorie »Bilderschrift« im Kontext schrifttheoretischer DiskussionenDie Frage nach dem Sinn einer Kategorie »Bilderschrift« hängt so mit der Beantwortung einer Reihe weiterer Fragen zusammen:
Allgemein ist die Debatte auch von deutlich unterschiedlichen Erkenntnisinteressen geprägt: Wer in historischer Perspektive die Konstitutionsprinzipien von Schriften untersucht, wird hier andere Entscheidungen treffen als jemand der Schriften ausschließlich in ihrer Funktion als Notationssysteme für gesprochene Sprachen im Blick hat, und wieder andere Unterscheidungen werden sich ergeben, wenn man die Funktionsprinzipien von Schriften in der Systematik zeichentheoretischer Überlegungen betrachtet.[3] |
Anmerkungen
[Assmann 2011a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Coulmas 1999a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [DeFrancis 1989a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Elkins 1999a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Humboldt 1988a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Sampson 1985a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Seidlmayer 2011a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Sproat 2010b]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Stetter 1999a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [18] und Elisabeth Birk [13] — (Hinweis) |