Bildhandeln: Unterschied zwischen den Versionen

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==Das Verhältnis von Bild und Handeln==
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Bilder hängen nicht einfach nur an der Wand, sondern sind auf ver&shy;schie&shy;dene Weisen mit ver&shy;schie&shy;denen Arten von Hand&shy;lungen ver&shy;knüpft bzw. in Hand&shy;lungs&shy;voll&shy;züge ein&shy;ge&shy;bettet. Der Ter&shy;minus ‘Bild&shy;handeln’ fasst die ver&shy;schie&shy;denen Hand&shy;lungen zu&shy;sammen, im Zuge derer Bilder ge&shy;schaffen, rezi&shy;piert oder für di&shy;verse (meist kommu&shy;nika&shy;tive) Zwecke ver&shy;wendet werden. Hand&shy;lungs&shy;theo&shy;rien des Bildes gehen je nach Er&shy;kennt&shy;nis&shy;inte&shy;resse von unter&shy;schied&shy;lichen Frage&shy;stel&shy;lungen aus und stellen dem&shy;ent&shy;spre&shy;chend je ver&shy;schie&shy;dene Aspek&shy;te des Bildes und der be&shy;tei&shy;ligten Hand&shy;lungs&shy;voll&shy;züge in den Vorder&shy;grund. In&shy;folge&shy;dessen bieten sich die je&shy;wei&shy;ligen Aus&shy;gangs&shy;fragen als Ein&shy;tei&shy;lungs&shy;grund für jene Theo&shy;rien an.
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In dieser Perspektive lassen sich im Wesent&shy;lichen vier (mit&shy;einan&shy;der ver&shy;bundene) Dis&shy;kus&shy;sions&shy;felder unter&shy;scheiden. Erstens wird das Bild&shy;schaffen (sowie die Re&shy;zep&shy;tion von Bildern) unter anthro&shy;polo&shy;gischem Gesichts&shy;punkt unter&shy;sucht. Aus&shy;gehend von der An&shy;nahme, dass Bilder spezi&shy;fisch mensch&shy;liche Arte&shy;fakte sind, wird dabei nach den anthro&shy;polo&shy;gischen Mög&shy;lich&shy;keits&shy;be&shy;dingun&shy;gen des Bild&shy;schaffens ge&shy;fragt. Zwei&shy;tens wird die Ver&shy;schie&shy;den&shy;heit mög&shy;licher kommu&shy;nika&shy;tiver Zwecke von Bildern heraus&shy;gear&shy;beitet. Drittens wird ver&shy;sucht, den Bild&shy;status und die Bild&shy;bedeu&shy;tung(en) ver&shy;mittels des Gebrauchs der Bilder zu be&shy;gründen. Viertens wird der Um&shy;gang mit [[Interaktives Bild|inter&shy;aktiven Bildern]] wie Com&shy;puter&shy;spielen, (Com&shy;puter-)[[Simulation|Simu&shy;lati&shy;onen]] oder dem Handeln in virtu&shy;ellen Rea&shy;litä&shy;ten unter&shy;sucht (⊳ [[Cyberspace|Cyber&shy;space]]).
  
<!--Ab hier: eigentlicher Inhalt; Überschriften gegebenenfalls anpassen-->
 
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
 
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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==Perspektiven auf das Verhältnis von Bild und Handeln==
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
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=== Zur anthropologischen Rolle des Bild&shy;schaffens – der »homo pictor« ===
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
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Bilder sind Artefakte und verweisen damit immer auf jeman&shy;den, der sie ge&shy;schaffen hat (⊳ [[Bildherstellung|Bild&shy;her&shy;stel&shy;lung]]). Gerade in einer anthro&shy;polo&shy;gischen Perspek&shy;tive wird geltend gemacht, dass das Her&shy;stellen von Bildern – das ''Bilden'' – eine spezifisch mensch&shy;liche Tätig&shy;keit sei und dem&shy;ent&shy;sprechend ange&shy;sichts von Bildern immer auf einen menschl&shy;ichen Schöpfer dieser Bilder ge&shy;schlossen werden kann. Ein&shy;fluss&shy;reich ist in diesem Zu&shy;sammen&shy;hang Hans Jonas’ Rede vom ‘homo pictor’ (<bib id='Jonas 1961a'></bib>; vgl. auch die Aufsätze in <bib id='Boehm 2001a'></bib>). Ihm gilt vor allem die Bild&shy;kompe&shy;tenz im Sinne der Fähig&shy;keit zum Her&shy;stellen und Rezi&shy;pieren von Bildern als spezi&shy;fisch mensch&shy;liche Fähig&shy;keit, an&shy;hand derer dieser von ande&shy;ren Lebe&shy;wesen unter&shy;schieden werden kann. Als Bedin&shy;gungen der Mög&shy;lichkeit jenes ''Bild&shy;vermögens'' und damit der Bild&shy;her&shy;stel&shy;lung macht Jonas die [[Einbildungskraft|Ein&shy;bildungs&shy;kraft]] oder Ima&shy;gina&shy;tions&shy;fähig&shy;keit sowie die Fähig&shy;keit zur [[Abstraktion|Abstrak&shy;tion]] aus. Das Inte&shy;resse richtet sich hier somit auf ein Bild&shy;handeln als Aktu&shy;ali&shy;sierung eines Bild&shy;vermö&shy;gens als spezi&shy;fisch mensch&shy;licher Fähig&shy;keit (⊳ [[Bildanthropologie|Bild&shy;anthro&shy;polo&shy;gie]]).
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
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<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
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=== Bilder als Werkzeuge – die Vielfalt kom&shy;mu&shy;ni&shy;ka&shy;ti&shy;ver Zwecke ===
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Die anthropologische Perspektive begnügt sich mit der Be&shy;ob&shy;ach&shy;tung, dass über&shy;haupt Bilder her&shy;ge&shy;stellt werden. Arte&shy;fakte werden aber gewöhn&shy;lich zu einem be&shy;stimm&shy;ten Zweck oder ggf. zu meh&shy;reren be&shy;stimm&shy;ten Zwecken ge&shy;schaffen. Nahe&shy;liegen&shy;des Bei&shy;spiel da&shy;für sind Wer&shy;kzeuge. Zwar kann man sicher&shy;lich auch das “Produc&shy;tion Design” eines Hammers, einer Säge usw. be&shy;wundern oder ver&shy;ab&shy;scheuen, aber üb&shy;licher&shy;weise be&shy;urteilt man der&shy;ar&shy;tige Gegen&shy;stände da&shy;nach, in&shy;wie&shy;weit sie ihren Zweck er&shy;füllen. In Ana&shy;logie zu Wer&shy;kzeugen kann man nach den Funk&shy;tionen oder Zwecken von Bildern fragen. Frei&shy;lich können (äst&shy;hetische) Bilder auch ein Wohl&shy;gefal&shy;len oder Ähn&shy;liches aus&shy;lösen, aber das wäre in dieser Perspek&shy;tive nur eine Funktion neben anderen.
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Es lässt sich eine Vielzahl mög&shy;licher Funk&shy;tionen von Bildern aus&shy;machen. Bei&shy;spiels&shy;weise unter&shy;scheidet Christian Doelker die simu&shy;lative, die re&shy;gistra&shy;tive, die mime&shy;tische, die expli&shy;kative, die diege&shy;tische, die deko&shy;rative, die phati&shy;sche, die on&shy;tische, die appela&shy;tive und die ener&shy;getische Funktion von&shy;ein&shy;ander (vgl. <bib id='Doelker 2001a'></bib>). Die Liste ließe sich sicher&shy;lich noch erwei&shy;tern, eben&shy;so wie die Funk&shy;tionen anders ein&shy;ge&shy;teilt werden können. Hier kommt es nur da&shy;rauf an, dass die Bilder qua Bilder diese Funk&shy;tionen aus&shy;üben, also ihr Bild&shy;status voraus&shy;gesetzt wird.
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Ein solches Bildhandeln bezieht sich nicht auf das Bild als physi&shy;schen Gegen&shy;stand, also nicht auf den ''[[Bildträger|Bild&shy;träger]]'', sondern – in der Ter&shy;mino&shy;logie Husserls – auf das ''Bild&shy;objekt''. Dabei wird Husserls Unter&shy;scheidung von ''Bild(-träger)'', ''Bild&shy;objekt'' (die bild&shy;liche [[Darstellung|Dar&shy;stel&shy;lung]]) und ''Bildsujet'' (dem [[Referenz|Re&shy;feren&shy;ten]]) voraus&shy;gesetzt (vgl. <bib id='Husserl 1980a'></bib>: S. 19f.), die in der aktuellen Bild&shy;philo&shy;sophie ins&shy;beson&shy;dere von Lambert Wiesing und Silvia Seja stark gemacht wird (vgl. <bib id='Wiesing 2004a'></bib>: S. 118ff. und <bib id='Seja 2009a'></bib>: bes. S. 13 und 121f.). Die An&shy;wen&shy;dung dieser Tri&shy;choto&shy;mie setzt aller&shy;dings die Ent&shy;scheidung, ob es sich um ein Bild handelt, als bereits be&shy;ant&shy;wortet voraus. In diesem Sinne ist hier das Bild&shy;handeln ge&shy;wisser&shy;maßen ein ''nach&shy;träg&shy;liches'', inso&shy;fern der Bild&shy;status un&shy;ab&shy;hängig davon ist, dass der Gegen&shy;stand ''als'' Bild ge&shy;braucht wird. Im An&shy;schluss an Wiesing be&shy;zeichnet Seja derar&shy;tige An&shy;sätze als ‘Prag&shy;matis&shy;mus des Bildes’ in Ab&shy;gren&shy;zung zur ‘[[Pragmatik|Prag&shy;matik]] des Bildes’ (vgl. <bib id='Wiesing 2004a'></bib> und <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 11ff. et passim), welche die folgende Gruppe ausmacht.
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=== Gebrauchsabhängigkeit des Bild&shy;status und der Bild&shy;be&shy;deu&shy;tung ===
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Die von der Werkzeuganalogie ausgehenden Ansätze thema&shy;tisie&shy;ren gewisser&shy;maßen ein nach&shy;träg&shy;liches Bild&shy;handeln, inso&shy;fern die Bild&shy;funk&shy;tionen und der ent&shy;sprechen&shy;de Um&shy;gang mit Bildern den Bild&shy;status als gege&shy;ben voraus&shy;setzen. Im Rahmen eines solchen „Pragma&shy;tismus des Bildes“ sind nur die nach&shy;träg&shy;lichen Bild&shy;hand&shy;lungen ge&shy;brauchs&shy;ab&shy;hängig. Dage&shy;gen gilt der „Prag&shy;matik des Bildes“ bereits der Bild&shy;status selber sowie die Bezug&shy;nahme des Bildes auf das Dar&shy;ge&shy;stell&shy;te als ge&shy;brauchs&shy;abhän&shy;gig.
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Gerade in der analytisch geprägten Bild&shy;philo&shy;sophie gibt es eine Viel&shy;zahl von An&shy;sätzen, die aus&shy;gehend von hand&shy;lungs&shy;theo&shy;reti&shy;schen Sprach&shy;philo&shy;sophien den Bild&shy;status und die Bild&shy;bedeu&shy;tung auf spezi&shy;fische Formen des Bild&shy;handelns zurück&shy;führen. In diese Richtung gehen z.B. die Über&shy;legun&shy;gen Oliver Scholz’, wenn er be&shy;haup&shy;tet: „Ob, wie und was ein Gebilde dar&shy;stellt, hängt zumin&shy;dest teil&shy;weise davon ab, wie Menschen mit ihm um&shy;gehen.“ (<bib id='Scholz 2004a'></bib>: S. 139; vgl. auch ebd.: S. 137). Jene Ge&shy;brauchs- oder Ver&shy;wen&shy;dungs&shy;ab&shy;hängig&shy;keit des Bildes be&shy;schreibt Scholz ver&shy;mittels einer Über&shy;tragung von Witt&shy;gen&shy;steins Sprach&shy;spiel-Konzep&shy;tion auf Bilder: „Bilder sind in Bild&shy;spiele, Bild&shy;spiele in [[Weltbild, Lebensform|Lebens&shy;formen]] ein&shy;gebet&shy;tet.“ (<bib id='Scholz 2004a'></bib>: S. 158). Im An&shy;schluss an Witt&shy;gen&shy;stein be&shy;tont er die Viel&shy;fältig&shy;keit solcher Bild&shy;spiele und eine (zu&shy;mindest weit&shy;gehende) Un&shy;ab&shy;hängig&shy;keit der Ver&shy;wendung von den Eigen&shy;schaften des Bildes selber:
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:''Was man mit einem Bild machen kann, ist nicht durch seine Be&shy;schaffen&shy;heit für alle Zeit fest&shy;gelegt. Ins&shy;beson&shy;dere kann ein und der&shy;selbe Bild&shy;träger bei ver&shy;schie&shy;denen Gele&shy;genhei&shy;ten in ver&shy;schiede&shy;nen kommu&shy;nika&shy;tiven Rollen ver&shy;wendet werden.'' (<bib id='Scholz 2004a'></bib>: S. 162)
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Die Bildverwendungen interpretiert er dabei als regel&shy;gelei&shy;tet. Sein nicht näher er&shy;läuter&shy;ter Regel&shy;begriff scheint dabei der Sprech&shy;akt&shy;theorie näher zu stehen als der Sprach&shy;spiel&shy;konzep&shy;tion Witt&shy;gen&shy;steins (vgl. <bib id='Scholz 2004a'></bib>: S. 160ff.).
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Abgesehen von Scholz’ regelorientiertem, kon&shy;ven&shy;tiona&shy;listisch gedeu&shy;tetem Begriff des Bild&shy;spiels lassen sich im Wesent&shy;lichen drei An&shy;sätze aus&shy;machen, die den Bild&shy;status und die Bild&shy;bedeu&shy;tung auf den Gebrauch zurück&shy;führen. Diese Ansätze unter&shy;scheiden sich dahin&shy;gehend, ob sie da&shy;bei (vor&shy;rangig) vom (a) Bild&shy;rezi&shy;pienten, vom (b) Bild&shy;produ&shy;zenten oder von der (c) Kommu&shy;nika&shy;tion aus&shy;gehen.
  
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:a) ''Rezipientenorientierte Perspektive – Bild&shy;spiel des make-believe'':
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Kendall Walton schließt (ähnlich wie Scholz) an Witt&shy;gen&shy;steins Begriff des Sprach&shy;spiels an, wenn er be&shy;haup&shy;tet, dass der Bild&shy;status so&shy;wie die Be&shy;deu&shy;tung von Bil&shy;dern da&shy;von ab&shy;hängen, dass wir mit ihnen ''Bild&shy;spiele'' (pictorial games) spielen – wenn&shy;gleich er sich (anders als Scholz) nicht ex&shy;plizit auf Witt&shy;gen&shy;stein be&shy;zieht. Das Bild&shy;spiel im Sinne Waltons zeichnet sich da&shy;durch aus, dass wir ''so tun, als ob'', wir vor dem (ab&shy;gebil&shy;deten) Gegenstand selbst ständen.
  
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:''[T]he use of pictures in visual games is in a certain way prior to their possession of semantic content. It is nearly always by using pictures in make-believe that we ascertain what “in&shy;forma&shy;tion” they contain, what propositions they pick out.'' (<bib id='Walton 1990a'></bib>: S. 351)
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Für Walton hängen der Bildstatus wie auch die Be&shy;deu&shy;tung eines Bildes somit nicht so sehr von Eigen&shy;schaften des Gegen&shy;standes ab, sondern von der [[Rezeption|Re&shy;zep&shy;tion]] des Gegen&shy;standes als Bild (vgl. <bib id='Walton 1973a'></bib> und <bib id='Walton 1990a'></bib>).
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:''Der Clou von Waltons Überlegungen besteht darin, in unse&shy;rem Um&shy;gang – und das heißt ins&shy;beson&shy;dere: in unserer Rede über Bilder – die “Essenz” von Bildern zu sehen.'' (<bib id='Steinbrenner 2009a'></bib>: S. 295)
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Die kritische Beurteilung von Waltons Ansatz hängt davon ab, wie der „Umgang“ mit Bildern gedeutet wird. Deutet man den Um&shy;gang wie Stein&shy;brenner primär als „Rede über Bilder“, dann ist dieser Um&shy;gang inter&shy;subjek&shy;tiv zu&shy;gäng&shy;lich und Teil einer sozia&shy;len Praxis. Aller&shy;dings sind Bilder dann (bis zu einem gewis&shy;sen Grad) sprach&shy;abhängig, inso&shy;fern Bilder im Rahmen einer solchen Per&shy;spek&shy;tive nur ''be&shy;deuten'' können, was auch sprach&shy;lich formu&shy;lier&shy;bar ist. Deutet man dagegen den „Um&shy;gang“ mit Bildern als kogni&shy;tive Akte, wie Seja es Walton unter&shy;stellt, dann lässt sich Witt&shy;gen&shy;steins Privat&shy;sprachen&shy;argument gegen Waltons An&shy;satz in Stel&shy;lung bringen (vgl. <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 34ff. und <bib id='Bryson 2001a'></bib>: S. 69ff.). In seiner Über&shy;tragung des Privat&shy;sprachen&shy;arguments auf die Bild&shy;rezep&shy;tion betont Bryson, dass es inter&shy;subjek&shy;tiv fest&shy;stell&shy;bare Kri&shy;terien für eine (an&shy;ge&shy;mes&shy;sene) Bild&shy;rezep&shy;tion geben müsse, wes&shy;halb die Bild&shy;rezep&shy;tion kaum in pri&shy;vaten Emp&shy;findun&shy;gen und rein pri&shy;vaten kogni&shy;tiven Akten bestehen könne.
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:b) ''Produzentenorientierte Perspektive – In&shy;ten&shy;tio&shy;nen und Bild&shy;akte''
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Ansätze, die nicht von der Rezeption, sondern ent&shy;weder vom Bild&shy;produ&shy;zenten oder von dem&shy;jeni&shy;gen aus&shy;gehen, der das Bild “ins Spiel bringt”, schließen in der Regel an die Sprech&shy;akt&shy;theorie Searles an. Ihr Inte&shy;resse gilt dabei haupt&shy;säch&shy;lich nicht-verba&shy;len [[Illokution|illo&shy;kutio&shy;nären]] Akten, die sie wie Searle (und anders als Austin) inten&shy;tiona&shy;listisch be&shy;gründen. Zu&shy;nächst ge&shy;stattet die An&shy;nahme illo&shy;kutio&shy;närer Bild&shy;akte eine Er&shy;weite&shy;rung von [[Ähnlichkeit|ähn&shy;lich&shy;keits&shy;theo&shy;reti&shy;schen]] oder kon&shy;ven&shy;tio&shy;nali&shy;stischen Bild&shy;theorien um die prag&shy;matische Dimen&shy;sion (vgl. für die Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;theorie <bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 7f. und 67 und für Good&shy;mans Kon&shy;ven&shy;tiona&shy;lismus <bib id='Kjørup 1978a'></bib>: S. 56).
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Auf den ersten Blick scheint sich David Novitz mit einer prag&shy;mati&shy;schen Er&shy;weite&shy;rung seiner Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;theorie zu begnü&shy;gen, wäh&shy;rend der Bild&shy;status ein&shy;zig von seiner Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;theo&shy;rie ab&shy;hängt. Da&shy;rauf deutet jeden&shy;falls seine Unter&shy;scheidung zwischen Bild und Ge&shy;brauch des Bildes (''picture-use distinction'') hin. „To sketch or depict is one thing, to use the sketch another.“ (<bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 67). Diese Unter&shy;schei&shy;dung legt nahe, dass für Novitz der Bild&shy;status (Her&shy;stellung des Bildes sowie seine Ab&shy;bil&shy;dungs&shy;funk&shy;tion) un&shy;ab&shy;hängig vom nach&shy;träg&shy;lichen Ge&shy;brauch des Bildes ist. Demzu&shy;folge wird nur die illo&shy;kutio&shy;näre Kraft des Bildes durch den Ge&shy;brauch und vor allem durch die Inten&shy;tionen des Benut&shy;zers konsti&shy;tuiert – „how it is meant to be taken“ (<bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 71).
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Die sich in seiner Bild-Gebrauch-Unter&shy;schei&shy;dung an&shy;deu&shy;tende Un&shy;ab&shy;hängig&shy;keit von Bild&shy;status und Ge&shy;brauch weicht Novitz je&shy;doch immer weiter auf. Zwar be&shy;gründet er die Ab&shy;bil&shy;dungs&shy;funktion und da&shy;mit den Bild&shy;status mit der visu&shy;ellen Ähn&shy;lich&shy;keit: „a picture must look like whatever it is a picture of“ (<bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 103).<ref> Zu Novitz’ Er&shy;örte&shy;rung der Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;theo&shy;rie zur Bestim&shy;mung des Be&shy;zugs eines Bil&shy;des vgl. <bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 10ff.</ref> Aller&shy;dings führt er letzt&shy;lich seinen Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;begriff auf Inten&shy;tionen des Bild&shy;her&shy;stellers zurück. Da alles allem in irgend&shy;einer Hin&shy;sicht ähnelt, müssen Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;hin&shy;sichten als rele&shy;vant aus&shy;gezeich&shy;net werden, soll die Ähn&shy;lich&shy;keits&shy;behaup&shy;tung nicht tri&shy;vial sein. Die Aus&shy;wahl der rele&shy;vanten Hin&shy;sichten er&shy;folgt laut Novitz (<bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 13-16) nach den Wün&shy;schen und Inten&shy;tionen des Bild&shy;her&shy;stellers. Die Er&shy;kenn- bzw. Kommu&shy;nizier&shy;bar&shy;keit dieser Inten&shy;tionen sieht Novitz durch die Ver&shy;wen&shy;dung von Kon&shy;ven&shy;tionen ge&shy;währ&shy;leistet (vgl. <bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 45-49).
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Letztlich führt Novitz sowohl die illo&shy;kutio&shy;nären Akte als auch die den Bild&shy;status konsti&shy;tuie&shy;rende Ähn&shy;lich&shy;keit auf In&shy;ten&shy;tionen zurück. Damit be&shy;ginnt seine Unter&shy;scheidung zwischen Bild und Ge&shy;brauch be&shy;reits zu schwanken. Sie stürzt end&shy;gültig ein, wenn er die bild&shy;liche Dar&shy;stellung (''depicting'') als inten&shy;tionale Akti&shy;vität (''intentional activity'') be&shy;schreibt (vgl. <bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 8, 10 sowie 69). Dem&shy;ent&shy;spre&shy;chend be&shy;tont Novitz, dass Bilder nur für etwas stehen (also etwas deno&shy;tieren), wenn sie zu diesem Zwecke ge&shy;braucht werden.
  
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:''[…] they are made to stand for things: they are used in a very special way – either as a substitute for, in the place of, or instead of something or other. It is not as if we have a world of artefacts which stand for other things without being used to do so.'' (<bib id='Novitz 1977a'></bib>: S. 6)
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Somit hängt für Novitz letztlich auch der Bild&shy;status vom Ge&shy;brauch ab, wo&shy;durch er seine Bild-Ge&shy;brauch-Unter&shy;scheidung selbst unter&shy;läuft. Das be&shy;deutet aber nicht – wie Seja be&shy;hauptet –, dass damit die „Zu&shy;schrei&shy;bung der illo&shy;kutio&shy;nären Rolle des Ab&shy;bil&shy;dens mit der Zu&shy;schreibung des Bild&shy;status iden&shy;tisch“ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S.  86) ist. Viel&shy;mehr gilt Novitz die Ab&shy;bildung als Sache des [[Proposition|pro&shy;posi&shy;tiona&shy;len]] Ge&shy;halts (In&shy;di&shy;ka&shy;tion und Att&shy;ri&shy;bu&shy;tion), wo&shy;rauf illo&shy;kutio&shy;näre Akte (im Sinne weiter&shy;gehen&shy;der Funk&shy;tionen des Bildes wie ‘War&shy;nen’, ‘Illus&shy;trieren’ usw.) auf&shy;bauen. Damit schließt Novitz an die in der Sprech&shy;akt&shy;theorie unter&shy;schiede&shy;nen Dimen&shy;sionen der Be&shy;deu&shy;tung an. Ähn&shy;lich wie ein Sprech&shy;akt weist auch ein Bild&shy;akt nicht eine uni&shy;voke Be&shy;deu&shy;tung auf, sondern viel&shy;mehr ver&shy;schiede&shy;ne in&shy;ein&shy;ander&shy;greifen&shy;de Be&shy;deutun&shy;gen, die (bei Searle, Novitz und Kjørup) je&shy;weils durch Inten&shy;tionen konsti&shy;tuiert werden. Aus dem gleichen Grund ver&shy;fehlt auch Sejas Kritik Kjørups Ansatz (vgl. <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 17, 73 und 84). Auch gegen Søren Kjørup wendet sie ein, dass man im Rahmen seiner Theorie dem Bild keine andere illo&shy;kutio&shy;näre Rolle als die der bild&shy;lichen Dar&shy;stellung zu&shy;schreiben könne, ohne den Bild&shy;status auf&shy;zu&shy;heben. Der Ein&shy;wand Sejas be&shy;ruht auf der fal&shy;schen An&shy;nahme, dass für ihn der Bild&shy;status eine spezi&shy;fische illo&shy;kutio&shy;näre Rolle dar&shy;stellt. Sie über&shy;sieht, dass im Rahmen von Kjørups an der Sprech&shy;akt&shy;theorie orien&shy;tiertem An&shy;satz die bild&shy;liche Dar&shy;stellung und damit der Bild&shy;status durch den propo&shy;sitio&shy;nalen Gehalt und eben nicht durch den illo&shy;kutio&shy;nären Akt fest&shy;gelegt wird. Denn Novitz wie auch Kjørup über&shy;nehmen Searles Diffe&shy;renzie&shy;rung von Dimen&shy;sionen eines Sprech&shy;aktes und über&shy;tragen diese auf Bilder.
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Dementsprechend unterscheiden sie den loku&shy;tionä&shy;ren Bild&shy;akt, den propo&shy;sitio&shy;nalen Gehalt und den illo&shy;kutio&shy;nären Akt von&shy;ein&shy;ander (vgl. <bib id='Kjørup 1978a'></bib>: S. 61-66).<ref>Austins und Searles per&shy;lo&shy;ku&shy;tio&shy;nä&shy;rer Akt (im Sin&shy;ne nicht-kon&shy;ven&shy;tio&shy;na&shy;li&shy;sier&shy;ter Wir&shy;kun&shy;gen ei&shy;nes Bil&shy;des) fin&shy;det im Rah&shy;men der Bild&shy;theo&shy;rien No&shy;vitz’ und Kjø&shy;rups kei&shy;ne nen&shy;nens&shy;wer&shy;te Be&shy;rück&shy;sich&shy;ti&shy;gung, zu&shy;mal die von Austin und Searle an&shy;ge&shy;nom&shy;me&shy;nen Kri&shy;te&shy;rien zur Un&shy;ter&shy;schei&shy;dung von Il&shy;lo&shy;ku&shy;tion und Per&shy;lo&shy;ku&shy;tion nicht oh&shy;ne Wei&shy;te&shy;res auf Bil&shy;der über&shy;trag&shy;bar sind.</ref> Der loku&shy;tionä&shy;re Akt be&shy;steht ledig&shy;lich in der Prä&shy;senta&shy;tion des Bildes. Der pro&shy;posi&shy;tiona&shy;le Ge&shy;halt um&shy;fasst die [[Nomination|Re&shy;fe&shy;renz]] und die [[Prädikation|Prä&shy;di&shy;ka&shy;tion]] des Bildes, wo&shy;bei mit Re&shy;fe&shy;renz die Be&shy;zug&shy;nahme des Bildes auf das Dar&shy;gestell&shy;te ge&shy;meint ist und mittels der Prä&shy;dika&shy;tion dem Bezugs&shy;objekt Eigen&shy;schaften zuge&shy;schrieben werden. Der illo&shy;kutio&shy;näre Akt be&shy;trifft den Zweck oder die Funk&shy;tion des Bildes, z.B. kann ein Bild dazu ge&shy;braucht werden, etwas zu illus&shy;trieren, man kann aber auch jeman&shy;den mittels des Bildes eines Hundes vor dem Wach&shy;hund warnen usw.
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Indem Novitz und vor allem Kjørup Searles Sprech&shy;akt&shy;theo&shy;rie auf Bil&shy;der über&shy;tragen, über&shy;nehmen sie aller&shy;dings auch dessen Inten&shy;tiona&shy;lismus. Das Haupt&shy;problem der An&shy;sätze Novitz’ und Kjørups liegt auch weni&shy;ger in der An&shy;nahme, dass ihnen der Bild&shy;status als gebrauchs&shy;abhän&shy;gig gilt, sondern viel&shy;mehr in der inten&shy;tiona&shy;listischen Be&shy;gründung des Bild&shy;status und der Bild&shy;bedeu&shy;tung. Damit stellt sich näm&shy;lich die Frage nach der Er&shy;kenn&shy;bar&shy;keit der frag&shy;lichen Inten&shy;tionen.<ref>Zu den Prob&shy;le&shy;men in&shy;ten&shy;tio&shy;na&shy;lis&shy;ti&shy;scher An&shy;sätze vgl. <bib id='Black 1972a'></bib>: S.  112 und <bib id='Scholz 2004a'></bib>: S. 141ff.</ref>
  
=====Engere Begriffsbestimmung=====
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:c) ''Kommunikationsorientierte Perspektive – Tri&shy;angu&shy;lation''
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Sofern die Rezeptionsakte wie auch die Inten&shy;tionen als pri&shy;vate, men&shy;tale Zu&shy;stände kon&shy;zipiert werden, werfen sie das Problem ihrer inter&shy;subjek&shy;tiven Erkenn&shy;bar&shy;keit auf. Dieses Problem stellt sich nicht für An&shy;sätze, welche von der Kommu&shy;nika&shy;tion als Ganzer aus&shy;gehen statt von einem ihrer Pole. In eine solche Rich&shy;tung geht der Ansatz von Matthias Vogel, der David&shy;sons Modell der Tri&shy;angu&shy;lation auf nicht-sprach&shy;liche Medien erweitert.
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Als ‘Triangulation’ bezeichnet Davidson die wechsel&shy;seitige Inter&shy;preta&shy;tion der Han&shy;delnden und deren Inter&shy;aktion mit ihrem Gegen&shy;stands&shy;bereich. Die so ver&shy;stan&shy;dene Tri&shy;angu&shy;lation ist nach David&shy;son nötig, um Gedan&shy;ken und Sprache einen spezi&shy;fischen (propo&shy;sitio&shy;nalen) Gehalt zu ver&shy;leihen.
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:''Ohne diese Gemeinsamkeit der Reaktionen auf ge&shy;mein&shy;same Reize hätten Denken und Reden keinen spezi&shy;fischen In&shy;halt – das heißt, sie hätten gar keinen Inhalt. Um der Ur&shy;sache eines Ge&shy;dankens einen Ort zuzu&shy;schreiben und so seinen In&shy;halt zu bestimmen, sind zwei Stand&shy;punkte nötig. Diesen Vorgang können wir uns als eine Art Tri&shy;angu&shy;lation vor&shy;stellen: Jede der beiden Per&shy;sonen re&shy;agiert unter&shy;schied&shy;lich auf Sinnes&shy;reize, die aus einer bestimm&shy;ten Rich&shy;tung heran&shy;strömen. Proji&shy;zieren wir die heran&shy;kommenden Linien nach außen, ist ihr Schnitt&shy;punkt die gemein&shy;same Ur&shy;sache. Bemer&shy;ken die beiden Per&shy;sonen nun die Re&shy;akti&shy;onen des jeweils anderen (im Fall der Sprache: die ver&shy;balen Re&shy;akti&shy;onen), kann jeder von ihnen diese be&shy;obach&shy;teten Re&shy;akti&shy;onen zu den eigenen, von der Welt her&shy;kommen&shy;den Reizen in Bezie&shy;hung setzen. Jetzt kann die gemein&shy;same Ur&shy;sache den In&shy;halt einer Äuße&shy;rung und eines Gedan&shy;kens bestim&shy;men. Das Drei&shy;eck, das dem Denken und Sprechen Inhalt ver&shy;leiht, ist ab&shy;ge&shy;schlossen. Aber um eine Tri&shy;angu&shy;lation vorzu&shy;nehmen, muß man zu zweit sein.'' (<bib id='Davidson 2004a'></bib>: S. 351f.)
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Vogel begreift Davidsons Triangulation als ›basale Sprach&shy;er&shy;werbs&shy;situ&shy;ation‹ und er&shy;weitert das Modell, in&shy;dem er auch nicht-sprach&shy;liche Medien integ&shy;riert (vgl. hier&shy;zu und zum Fol&shy;genden <bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 120ff.). [[Interaktion und Kommunikation|Kommu&shy;nika&shy;tion]] wird dabei als Ko&shy;opera&shy;tion ver&shy;standen, im Zuge derer die Kommu&shy;nizie&shy;renden ihre Hand&shy;lungen wechsel&shy;seitig inter&shy;pretie&shy;ren und auf&shy;einan&shy;der an&shy;passen. Je nach Zu&shy;verläs&shy;sig&shy;keit der Re&shy;akti&shy;onen stabi&shy;lisie&shy;ren sich bestim&shy;mte Äuße&shy;rungs&shy;typen und -muster. Wie David&shy;son nimmt Vogel dabei an, dass Gedan&shy;ken aller&shy;erst durch die Sprache indi&shy;vidu&shy;iert werden können: „Ehe durch Komm&shy;unika&shy;tion mit einem ande&shy;ren eine Grund&shy;linie fest&shy;gelegt ist, ist es witz&shy;los zu sagen, die eige&shy;nen Gedan&shy;ken oder Worte hätten einen pro&shy;posi&shy;tiona&shy;len In&shy;halt.“ (<bib id='Davidson 2004a'></bib>: S. 352). Den sprach&shy;philo&shy;sophi&shy;schen Gedan&shy;ken David&shy;sons weitet er aller&shy;dings medien&shy;theore&shy;tisch aus: Ihm gelten Medien als konsti&shy;tutive Mittel zur Indi&shy;vidu&shy;ierung von Gedan&shy;ken (vgl. <bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 132). Er nimmt auch nicht&shy;sprach&shy;liche Gedan&shy;ken an, „die mit&shy;hilfe nicht&shy;sprach&shy;licher Medien indi&shy;vidu&shy;iert und kommu&shy;niziert werden können“ ( <bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 119).
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Vogels Adaption des Tri&shy;angu&shy;lations&shy;modells ist offen&shy;sicht&shy;lich zu&shy;nächst medien&shy;un&shy;spezi&shy;fisch. Sein Modell ist weder dazu ge&shy;dacht noch dazu ge&shy;eignet, den Bild&shy;begriff zu defi&shy;nieren oder den Bild&shy;status zu be&shy;gründen. Zweck des Modells ist die Er&shy;läute&shy;rung medial ver&shy;mittelter Kommu&shy;nika&shy;tion – un&shy;abhän&shy;gig davon, ob es sich um sprach&shy;liche, bild&shy;hafte oder sonsti&shy;ge Medien handelt, wobei Vogel einen hand&shy;lungs&shy;theo&shy;reti&shy;schen Medien&shy;begriff voraus&shy;setzt:
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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:''Medien […] sind nicht primär Dinge, Instru&shy;mente, Werk&shy;zeuge oder Mate&shy;ria&shy;lien, sondern sie sind primär Mengen von Tätig&shy;keits&shy;typen, die in einer kommu&shy;nika&shy;tiven Praxis etab&shy;liert sind und tradiert werden. Dabei sind die Tätig&shy;keiten auf die Her&shy;stellung sinn&shy;lich wahr&shy;nehm&shy;barer Zu&shy;stände oder Ereig&shy;nisse gerichtet […].'' (<bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 130)
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Dabei unterscheidet Vogel Medien erster von denen zwei&shy;ter und höhe&shy;rer Ord&shy;nung (vgl. <bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 132f.). Zu den Medien erster Ord&shy;nung zählt er nicht&shy;sprach&shy;liche Medien wie Musik, Male&shy;rei, Tanz usw. so&shy;wie sprach&shy;liche Medien. Den natür&shy;lichen Sprachen kommt dabei eine beson&shy;dere Rolle zu, inso&shy;fern insti&shy;tutio&shy;nelle Ein&shy;richtun&shy;gen und vor allem die Medien höhe&shy;rer Ord&shy;nung auf ihnen be&shy;ruhen. Medien höhe&shy;rer Ord&shy;nung wie die Noten&shy;schrift oder das Morse&shy;alphabet beru&shy;hen auf ex&shy;pliziten Zu&shy;ord&shy;nungs&shy;vor&shy;schrif&shy;ten und sind damit sprach&shy;ab&shy;hängig: „In jedem Fall aber bleiben mediale Konstel&shy;latio&shy;nen in den Medien höherer Ord&shy;nung auf das Gedan&shy;ken-In&shy;divi&shy;duie&shy;rungs-Po&shy;ten&shy;zial der Medien erster Ord&shy;nung ange&shy;wiesen […].“ (<bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 133). Zwar be&shy;ruhen die hö&shy;heren Medien auf natür&shy;lichen Sprachen, aber nicht die bild&shy;haften Medien (erster Ord&shy;nung). Viel&shy;mehr be&shy;tont Vogel die Ei&shy;gen&shy;ständig&shy;keit bild&shy;lichen Medien gegen&shy;über sprach&shy;lichen Medien (vgl. <bib id='Vogel 2003a'></bib>: S. 116ff., sowie [[Notation|Nota&shy;tion]]).
  
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=== Umgang mit interaktiven Bildern – Probehandlungen und Simulationen ===
  
=====optional Beispiele=====
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Computerspiele, Simulationen und soge&shy;nannte virtu&shy;elle Reali&shy;täten ermög&shy;lichen ein Bild&shy;handeln von einer völlig anderen Quali&shy;tät als die bisher skiz&shy;zierten Fälle. Sowohl die von Seja als pragma&shy;tistisch als auch die von ihr als prag&shy;matisch bezeich&shy;neten Verwen&shy;dungen von Bildern lassen die gebrauch&shy;ten Bilder – sofern sie ein&shy;mal ge&shy;schaffen sind – unver&shy;ändert. Dage&shy;gen ermög&shy;lichen Com&shy;puter&shy;spiele, Simu&shy;latio&shy;nen und virtu&shy;elle Reali&shy;täten einen inter&shy;aktiven Umgang mit Bildern. Der Benut&shy;zer rezi&shy;piert oder inter&shy;pretiert die Bilder nicht ein&shy;fach, sondern wirkt verän&shy;dernd auf sie ein. Ent&shy;sprechend geht es hier&shy;bei auch nicht mehr um sta&shy;tische, sondern um dyna&shy;mische oder inter&shy;aktive Bilder (⊳ [[Interaktives Bild|Inter&shy;akti&shy;ves Bild]]). Anders als das tradi&shy;tionel&shy;le Tafel&shy;bild ermög&shy;lichen der&shy;artige Bilder eine spezi&shy;fische ''Hand&shy;hab&shy;bar&shy;keit'' (vgl. <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 152).
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Das durch die drei genannten Arten dyna&shy;mischer Bilder er&shy;mög&shy;lichte Bild&shy;handeln beschreibt Seja mittels des Freud’schen Ter&shy;minus der ‘Probe&shy;hand&shy;lung’ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 156ff.). Damit be&shy;zeichnet sie „Hand&shy;lungen […], die keine Aus&shy;wirkun&shy;gen in der aktu&shy;ellen Wirk&shy;lich&shy;keit haben […]“ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 157), sondern nur ‘Quasi-Folgen’. Noch nicht ent&shy;schieden ist die Frage, ob Simu&shy;lati&shy;onen und ähn&shy;liche Probe&shy;hand&shy;lungen als [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen&shy;hand&shy;lungen]] oder als symbol&shy;freie Hand&shy;lungen zu be&shy;schreiben sind (vgl. dazu <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 182ff.; dort auch wei&shy;tere Lite&shy;ratur&shy;angaben).
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
 
  
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==Verhältnis zu anderen bild&shy;theo&shy;reti&shy;schen Be&shy;griffen==
  
=====Auswirkungen auf andere Begriffe=====
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Die verschiedenen Bestimmungen und Arten von Bild&shy;handeln be&shy;leuchten (zum Teil) sehr unter&shy;schied&shy;liche Aspekte von Bildern und des Um&shy;gangs mit ihnen. Dem&shy;ent&shy;sprechend ver&shy;weisen die skizzier&shy;ten An&shy;sätze auf unter&shy;schied&shy;liche Dis&shy;kussio&shy;nen inner&shy;halb der Bild&shy;wissen&shy;schaft (siehe die Links unten).
  
<!--Hier die entsprechende Textpassage einfügen-->
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{{GlossarSiehe}}
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* [[Abstraktion]]
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* [[Ähnlichkeit]]
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* [[Auswirkungen der Bildlichkeit]]
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* [[Bildakt-Theorie]]
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* [[Bildanthropologie]]
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* [[Bildherstellung]]
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* [[Bildträger]]
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* [[Cyberspace]]
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* [[Einbildungskraft]]
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* [[Illokution]]
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* [[Interaktion und Kommunikation]]
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* [[Interaktives Bild]]
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* [[Nomination]]
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* [[Notation]]
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* [[Pragmatik]]
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* [[Prädikation]]
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* [[Proposition]]
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* [[Rezeption]]
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* [[Simulation]]
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* [[Virtualität]]
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* [[Weltbild, Lebensform]]
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* [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem]]
  
 
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* [[Benutzer:Mark A. Halawa|Halawa, Mark]]
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 00:58 Uhr

Unterpunkt zu: Bildpragmatik


Das Verhältnis von Bild und Handeln

Bilder hängen nicht einfach nur an der Wand, sondern sind auf ver­schie­dene Weisen mit ver­schie­denen Arten von Hand­lungen ver­knüpft bzw. in Hand­lungs­voll­züge ein­ge­bettet. Der Ter­minus ‘Bild­handeln’ fasst die ver­schie­denen Hand­lungen zu­sammen, im Zuge derer Bilder ge­schaffen, rezi­piert oder für di­verse (meist kommu­nika­tive) Zwecke ver­wendet werden. Hand­lungs­theo­rien des Bildes gehen je nach Er­kennt­nis­inte­resse von unter­schied­lichen Frage­stel­lungen aus und stellen dem­ent­spre­chend je ver­schie­dene Aspek­te des Bildes und der be­tei­ligten Hand­lungs­voll­züge in den Vorder­grund. In­folge­dessen bieten sich die je­wei­ligen Aus­gangs­fragen als Ein­tei­lungs­grund für jene Theo­rien an.

In dieser Perspektive lassen sich im Wesent­lichen vier (mit­einan­der ver­bundene) Dis­kus­sions­felder unter­scheiden. Erstens wird das Bild­schaffen (sowie die Re­zep­tion von Bildern) unter anthro­polo­gischem Gesichts­punkt unter­sucht. Aus­gehend von der An­nahme, dass Bilder spezi­fisch mensch­liche Arte­fakte sind, wird dabei nach den anthro­polo­gischen Mög­lich­keits­be­dingun­gen des Bild­schaffens ge­fragt. Zwei­tens wird die Ver­schie­den­heit mög­licher kommu­nika­tiver Zwecke von Bildern heraus­gear­beitet. Drittens wird ver­sucht, den Bild­status und die Bild­bedeu­tung(en) ver­mittels des Gebrauchs der Bilder zu be­gründen. Viertens wird der Um­gang mit inter­aktiven Bildern wie Com­puter­spielen, (Com­puter-)Simu­lati­onen oder dem Handeln in virtu­ellen Rea­litä­ten unter­sucht (⊳ Cyber­space).


Perspektiven auf das Verhältnis von Bild und Handeln

Zur anthropologischen Rolle des Bild­schaffens – der »homo pictor«

Bilder sind Artefakte und verweisen damit immer auf jeman­den, der sie ge­schaffen hat (⊳ Bild­her­stel­lung). Gerade in einer anthro­polo­gischen Perspek­tive wird geltend gemacht, dass das Her­stellen von Bildern – das Bilden – eine spezifisch mensch­liche Tätig­keit sei und dem­ent­sprechend ange­sichts von Bildern immer auf einen menschl­ichen Schöpfer dieser Bilder ge­schlossen werden kann. Ein­fluss­reich ist in diesem Zu­sammen­hang Hans Jonas’ Rede vom ‘homo pictor’ ([Jonas 1961a]; vgl. auch die Aufsätze in [Boehm 2001a]). Ihm gilt vor allem die Bild­kompe­tenz im Sinne der Fähig­keit zum Her­stellen und Rezi­pieren von Bildern als spezi­fisch mensch­liche Fähig­keit, an­hand derer dieser von ande­ren Lebe­wesen unter­schieden werden kann. Als Bedin­gungen der Mög­lichkeit jenes Bild­vermögens und damit der Bild­her­stel­lung macht Jonas die Ein­bildungs­kraft oder Ima­gina­tions­fähig­keit sowie die Fähig­keit zur Abstrak­tion aus. Das Inte­resse richtet sich hier somit auf ein Bild­handeln als Aktu­ali­sierung eines Bild­vermö­gens als spezi­fisch mensch­licher Fähig­keit (⊳ Bild­anthro­polo­gie).

Bilder als Werkzeuge – die Vielfalt kom­mu­ni­ka­ti­ver Zwecke

Die anthropologische Perspektive begnügt sich mit der Be­ob­ach­tung, dass über­haupt Bilder her­ge­stellt werden. Arte­fakte werden aber gewöhn­lich zu einem be­stimm­ten Zweck oder ggf. zu meh­reren be­stimm­ten Zwecken ge­schaffen. Nahe­liegen­des Bei­spiel da­für sind Wer­kzeuge. Zwar kann man sicher­lich auch das “Produc­tion Design” eines Hammers, einer Säge usw. be­wundern oder ver­ab­scheuen, aber üb­licher­weise be­urteilt man der­ar­tige Gegen­stände da­nach, in­wie­weit sie ihren Zweck er­füllen. In Ana­logie zu Wer­kzeugen kann man nach den Funk­tionen oder Zwecken von Bildern fragen. Frei­lich können (äst­hetische) Bilder auch ein Wohl­gefal­len oder Ähn­liches aus­lösen, aber das wäre in dieser Perspek­tive nur eine Funktion neben anderen.

Es lässt sich eine Vielzahl mög­licher Funk­tionen von Bildern aus­machen. Bei­spiels­weise unter­scheidet Christian Doelker die simu­lative, die re­gistra­tive, die mime­tische, die expli­kative, die diege­tische, die deko­rative, die phati­sche, die on­tische, die appela­tive und die ener­getische Funktion von­ein­ander (vgl. [Doelker 2001a]). Die Liste ließe sich sicher­lich noch erwei­tern, eben­so wie die Funk­tionen anders ein­ge­teilt werden können. Hier kommt es nur da­rauf an, dass die Bilder qua Bilder diese Funk­tionen aus­üben, also ihr Bild­status voraus­gesetzt wird.

Ein solches Bildhandeln bezieht sich nicht auf das Bild als physi­schen Gegen­stand, also nicht auf den Bild­träger, sondern – in der Ter­mino­logie Husserls – auf das Bild­objekt. Dabei wird Husserls Unter­scheidung von Bild(-träger), Bild­objekt (die bild­liche Dar­stel­lung) und Bildsujet (dem Re­feren­ten) voraus­gesetzt (vgl. [Husserl 1980a]: S. 19f.), die in der aktuellen Bild­philo­sophie ins­beson­dere von Lambert Wiesing und Silvia Seja stark gemacht wird (vgl. [Wiesing 2004a]: S. 118ff. und [Seja 2009a]: bes. S. 13 und 121f.). Die An­wen­dung dieser Tri­choto­mie setzt aller­dings die Ent­scheidung, ob es sich um ein Bild handelt, als bereits be­ant­wortet voraus. In diesem Sinne ist hier das Bild­handeln ge­wisser­maßen ein nach­träg­liches, inso­fern der Bild­status un­ab­hängig davon ist, dass der Gegen­stand als Bild ge­braucht wird. Im An­schluss an Wiesing be­zeichnet Seja derar­tige An­sätze als ‘Prag­matis­mus des Bildes’ in Ab­gren­zung zur ‘Prag­matik des Bildes’ (vgl. [Wiesing 2004a] und [Seja 2009a]: S. 11ff. et passim), welche die folgende Gruppe ausmacht.

Gebrauchsabhängigkeit des Bild­status und der Bild­be­deu­tung

Die von der Werkzeuganalogie ausgehenden Ansätze thema­tisie­ren gewisser­maßen ein nach­träg­liches Bild­handeln, inso­fern die Bild­funk­tionen und der ent­sprechen­de Um­gang mit Bildern den Bild­status als gege­ben voraus­setzen. Im Rahmen eines solchen „Pragma­tismus des Bildes“ sind nur die nach­träg­lichen Bild­hand­lungen ge­brauchs­ab­hängig. Dage­gen gilt der „Prag­matik des Bildes“ bereits der Bild­status selber sowie die Bezug­nahme des Bildes auf das Dar­ge­stell­te als ge­brauchs­abhän­gig.

Gerade in der analytisch geprägten Bild­philo­sophie gibt es eine Viel­zahl von An­sätzen, die aus­gehend von hand­lungs­theo­reti­schen Sprach­philo­sophien den Bild­status und die Bild­bedeu­tung auf spezi­fische Formen des Bild­handelns zurück­führen. In diese Richtung gehen z.B. die Über­legun­gen Oliver Scholz’, wenn er be­haup­tet: „Ob, wie und was ein Gebilde dar­stellt, hängt zumin­dest teil­weise davon ab, wie Menschen mit ihm um­gehen.“ ([Scholz 2004a]: S. 139; vgl. auch ebd.: S. 137). Jene Ge­brauchs- oder Ver­wen­dungs­ab­hängig­keit des Bildes be­schreibt Scholz ver­mittels einer Über­tragung von Witt­gen­steins Sprach­spiel-Konzep­tion auf Bilder: „Bilder sind in Bild­spiele, Bild­spiele in Lebens­formen ein­gebet­tet.“ ([Scholz 2004a]: S. 158). Im An­schluss an Witt­gen­stein be­tont er die Viel­fältig­keit solcher Bild­spiele und eine (zu­mindest weit­gehende) Un­ab­hängig­keit der Ver­wendung von den Eigen­schaften des Bildes selber:

Was man mit einem Bild machen kann, ist nicht durch seine Be­schaffen­heit für alle Zeit fest­gelegt. Ins­beson­dere kann ein und der­selbe Bild­träger bei ver­schie­denen Gele­genhei­ten in ver­schiede­nen kommu­nika­tiven Rollen ver­wendet werden. ([Scholz 2004a]: S. 162)

Die Bildverwendungen interpretiert er dabei als regel­gelei­tet. Sein nicht näher er­läuter­ter Regel­begriff scheint dabei der Sprech­akt­theorie näher zu stehen als der Sprach­spiel­konzep­tion Witt­gen­steins (vgl. [Scholz 2004a]: S. 160ff.).

Abgesehen von Scholz’ regelorientiertem, kon­ven­tiona­listisch gedeu­tetem Begriff des Bild­spiels lassen sich im Wesent­lichen drei An­sätze aus­machen, die den Bild­status und die Bild­bedeu­tung auf den Gebrauch zurück­führen. Diese Ansätze unter­scheiden sich dahin­gehend, ob sie da­bei (vor­rangig) vom (a) Bild­rezi­pienten, vom (b) Bild­produ­zenten oder von der (c) Kommu­nika­tion aus­gehen.

a) Rezipientenorientierte Perspektive – Bild­spiel des make-believe:

Kendall Walton schließt (ähnlich wie Scholz) an Witt­gen­steins Begriff des Sprach­spiels an, wenn er be­haup­tet, dass der Bild­status so­wie die Be­deu­tung von Bil­dern da­von ab­hängen, dass wir mit ihnen Bild­spiele (pictorial games) spielen – wenn­gleich er sich (anders als Scholz) nicht ex­plizit auf Witt­gen­stein be­zieht. Das Bild­spiel im Sinne Waltons zeichnet sich da­durch aus, dass wir so tun, als ob, wir vor dem (ab­gebil­deten) Gegenstand selbst ständen.

[T]he use of pictures in visual games is in a certain way prior to their possession of semantic content. It is nearly always by using pictures in make-believe that we ascertain what “in­forma­tion” they contain, what propositions they pick out. ([Walton 1990a]: S. 351)

Für Walton hängen der Bildstatus wie auch die Be­deu­tung eines Bildes somit nicht so sehr von Eigen­schaften des Gegen­standes ab, sondern von der Re­zep­tion des Gegen­standes als Bild (vgl. [Walton 1973a] und [Walton 1990a]).

Der Clou von Waltons Überlegungen besteht darin, in unse­rem Um­gang – und das heißt ins­beson­dere: in unserer Rede über Bilder – die “Essenz” von Bildern zu sehen. ([Steinbrenner 2009a]: S. 295)

Die kritische Beurteilung von Waltons Ansatz hängt davon ab, wie der „Umgang“ mit Bildern gedeutet wird. Deutet man den Um­gang wie Stein­brenner primär als „Rede über Bilder“, dann ist dieser Um­gang inter­subjek­tiv zu­gäng­lich und Teil einer sozia­len Praxis. Aller­dings sind Bilder dann (bis zu einem gewis­sen Grad) sprach­abhängig, inso­fern Bilder im Rahmen einer solchen Per­spek­tive nur be­deuten können, was auch sprach­lich formu­lier­bar ist. Deutet man dagegen den „Um­gang“ mit Bildern als kogni­tive Akte, wie Seja es Walton unter­stellt, dann lässt sich Witt­gen­steins Privat­sprachen­argument gegen Waltons An­satz in Stel­lung bringen (vgl. [Seja 2009a]: S. 34ff. und [Bryson 2001a]: S. 69ff.). In seiner Über­tragung des Privat­sprachen­arguments auf die Bild­rezep­tion betont Bryson, dass es inter­subjek­tiv fest­stell­bare Kri­terien für eine (an­ge­mes­sene) Bild­rezep­tion geben müsse, wes­halb die Bild­rezep­tion kaum in pri­vaten Emp­findun­gen und rein pri­vaten kogni­tiven Akten bestehen könne.

b) Produzentenorientierte Perspektive – In­ten­tio­nen und Bild­akte

Ansätze, die nicht von der Rezeption, sondern ent­weder vom Bild­produ­zenten oder von dem­jeni­gen aus­gehen, der das Bild “ins Spiel bringt”, schließen in der Regel an die Sprech­akt­theorie Searles an. Ihr Inte­resse gilt dabei haupt­säch­lich nicht-verba­len illo­kutio­nären Akten, die sie wie Searle (und anders als Austin) inten­tiona­listisch be­gründen. Zu­nächst ge­stattet die An­nahme illo­kutio­närer Bild­akte eine Er­weite­rung von ähn­lich­keits­theo­reti­schen oder kon­ven­tio­nali­stischen Bild­theorien um die prag­matische Dimen­sion (vgl. für die Ähn­lich­keits­theorie [Novitz 1977a]: S. 7f. und 67 und für Good­mans Kon­ven­tiona­lismus [Kjørup 1978a]: S. 56).

Auf den ersten Blick scheint sich David Novitz mit einer prag­mati­schen Er­weite­rung seiner Ähn­lich­keits­theorie zu begnü­gen, wäh­rend der Bild­status ein­zig von seiner Ähn­lich­keits­theo­rie ab­hängt. Da­rauf deutet jeden­falls seine Unter­scheidung zwischen Bild und Ge­brauch des Bildes (picture-use distinction) hin. „To sketch or depict is one thing, to use the sketch another.“ ([Novitz 1977a]: S. 67). Diese Unter­schei­dung legt nahe, dass für Novitz der Bild­status (Her­stellung des Bildes sowie seine Ab­bil­dungs­funk­tion) un­ab­hängig vom nach­träg­lichen Ge­brauch des Bildes ist. Demzu­folge wird nur die illo­kutio­näre Kraft des Bildes durch den Ge­brauch und vor allem durch die Inten­tionen des Benut­zers konsti­tuiert – „how it is meant to be taken“ ([Novitz 1977a]: S. 71).

Die sich in seiner Bild-Gebrauch-Unter­schei­dung an­deu­tende Un­ab­hängig­keit von Bild­status und Ge­brauch weicht Novitz je­doch immer weiter auf. Zwar be­gründet er die Ab­bil­dungs­funktion und da­mit den Bild­status mit der visu­ellen Ähn­lich­keit: „a picture must look like whatever it is a picture of“ ([Novitz 1977a]: S. 103).[1] Aller­dings führt er letzt­lich seinen Ähn­lich­keits­begriff auf Inten­tionen des Bild­her­stellers zurück. Da alles allem in irgend­einer Hin­sicht ähnelt, müssen Ähn­lich­keits­hin­sichten als rele­vant aus­gezeich­net werden, soll die Ähn­lich­keits­behaup­tung nicht tri­vial sein. Die Aus­wahl der rele­vanten Hin­sichten er­folgt laut Novitz ([Novitz 1977a]: S. 13-16) nach den Wün­schen und Inten­tionen des Bild­her­stellers. Die Er­kenn- bzw. Kommu­nizier­bar­keit dieser Inten­tionen sieht Novitz durch die Ver­wen­dung von Kon­ven­tionen ge­währ­leistet (vgl. [Novitz 1977a]: S. 45-49).

Letztlich führt Novitz sowohl die illo­kutio­nären Akte als auch die den Bild­status konsti­tuie­rende Ähn­lich­keit auf In­ten­tionen zurück. Damit be­ginnt seine Unter­scheidung zwischen Bild und Ge­brauch be­reits zu schwanken. Sie stürzt end­gültig ein, wenn er die bild­liche Dar­stellung (depicting) als inten­tionale Akti­vität (intentional activity) be­schreibt (vgl. [Novitz 1977a]: S. 8, 10 sowie 69). Dem­ent­spre­chend be­tont Novitz, dass Bilder nur für etwas stehen (also etwas deno­tieren), wenn sie zu diesem Zwecke ge­braucht werden.

[…] they are made to stand for things: they are used in a very special way – either as a substitute for, in the place of, or instead of something or other. It is not as if we have a world of artefacts which stand for other things without being used to do so. ([Novitz 1977a]: S. 6)

Somit hängt für Novitz letztlich auch der Bild­status vom Ge­brauch ab, wo­durch er seine Bild-Ge­brauch-Unter­scheidung selbst unter­läuft. Das be­deutet aber nicht – wie Seja be­hauptet –, dass damit die „Zu­schrei­bung der illo­kutio­nären Rolle des Ab­bil­dens mit der Zu­schreibung des Bild­status iden­tisch“ ([Seja 2009a]: S. 86) ist. Viel­mehr gilt Novitz die Ab­bildung als Sache des pro­posi­tiona­len Ge­halts (In­di­ka­tion und Att­ri­bu­tion), wo­rauf illo­kutio­näre Akte (im Sinne weiter­gehen­der Funk­tionen des Bildes wie ‘War­nen’, ‘Illus­trieren’ usw.) auf­bauen. Damit schließt Novitz an die in der Sprech­akt­theorie unter­schiede­nen Dimen­sionen der Be­deu­tung an. Ähn­lich wie ein Sprech­akt weist auch ein Bild­akt nicht eine uni­voke Be­deu­tung auf, sondern viel­mehr ver­schiede­ne in­ein­ander­greifen­de Be­deutun­gen, die (bei Searle, Novitz und Kjørup) je­weils durch Inten­tionen konsti­tuiert werden. Aus dem gleichen Grund ver­fehlt auch Sejas Kritik Kjørups Ansatz (vgl. [Seja 2009a]: S. 17, 73 und 84). Auch gegen Søren Kjørup wendet sie ein, dass man im Rahmen seiner Theorie dem Bild keine andere illo­kutio­näre Rolle als die der bild­lichen Dar­stellung zu­schreiben könne, ohne den Bild­status auf­zu­heben. Der Ein­wand Sejas be­ruht auf der fal­schen An­nahme, dass für ihn der Bild­status eine spezi­fische illo­kutio­näre Rolle dar­stellt. Sie über­sieht, dass im Rahmen von Kjørups an der Sprech­akt­theorie orien­tiertem An­satz die bild­liche Dar­stellung und damit der Bild­status durch den propo­sitio­nalen Gehalt und eben nicht durch den illo­kutio­nären Akt fest­gelegt wird. Denn Novitz wie auch Kjørup über­nehmen Searles Diffe­renzie­rung von Dimen­sionen eines Sprech­aktes und über­tragen diese auf Bilder.

Dementsprechend unterscheiden sie den loku­tionä­ren Bild­akt, den propo­sitio­nalen Gehalt und den illo­kutio­nären Akt von­ein­ander (vgl. [Kjørup 1978a]: S. 61-66).[2] Der loku­tionä­re Akt be­steht ledig­lich in der Prä­senta­tion des Bildes. Der pro­posi­tiona­le Ge­halt um­fasst die Re­fe­renz und die Prä­di­ka­tion des Bildes, wo­bei mit Re­fe­renz die Be­zug­nahme des Bildes auf das Dar­gestell­te ge­meint ist und mittels der Prä­dika­tion dem Bezugs­objekt Eigen­schaften zuge­schrieben werden. Der illo­kutio­näre Akt be­trifft den Zweck oder die Funk­tion des Bildes, z.B. kann ein Bild dazu ge­braucht werden, etwas zu illus­trieren, man kann aber auch jeman­den mittels des Bildes eines Hundes vor dem Wach­hund warnen usw.

Indem Novitz und vor allem Kjørup Searles Sprech­akt­theo­rie auf Bil­der über­tragen, über­nehmen sie aller­dings auch dessen Inten­tiona­lismus. Das Haupt­problem der An­sätze Novitz’ und Kjørups liegt auch weni­ger in der An­nahme, dass ihnen der Bild­status als gebrauchs­abhän­gig gilt, sondern viel­mehr in der inten­tiona­listischen Be­gründung des Bild­status und der Bild­bedeu­tung. Damit stellt sich näm­lich die Frage nach der Er­kenn­bar­keit der frag­lichen Inten­tionen.[3]

c) Kommunikationsorientierte Perspektive – Tri­angu­lation

Sofern die Rezeptionsakte wie auch die Inten­tionen als pri­vate, men­tale Zu­stände kon­zipiert werden, werfen sie das Problem ihrer inter­subjek­tiven Erkenn­bar­keit auf. Dieses Problem stellt sich nicht für An­sätze, welche von der Kommu­nika­tion als Ganzer aus­gehen statt von einem ihrer Pole. In eine solche Rich­tung geht der Ansatz von Matthias Vogel, der David­sons Modell der Tri­angu­lation auf nicht-sprach­liche Medien erweitert.

Als ‘Triangulation’ bezeichnet Davidson die wechsel­seitige Inter­preta­tion der Han­delnden und deren Inter­aktion mit ihrem Gegen­stands­bereich. Die so ver­stan­dene Tri­angu­lation ist nach David­son nötig, um Gedan­ken und Sprache einen spezi­fischen (propo­sitio­nalen) Gehalt zu ver­leihen.

Ohne diese Gemeinsamkeit der Reaktionen auf ge­mein­same Reize hätten Denken und Reden keinen spezi­fischen In­halt – das heißt, sie hätten gar keinen Inhalt. Um der Ur­sache eines Ge­dankens einen Ort zuzu­schreiben und so seinen In­halt zu bestimmen, sind zwei Stand­punkte nötig. Diesen Vorgang können wir uns als eine Art Tri­angu­lation vor­stellen: Jede der beiden Per­sonen re­agiert unter­schied­lich auf Sinnes­reize, die aus einer bestimm­ten Rich­tung heran­strömen. Proji­zieren wir die heran­kommenden Linien nach außen, ist ihr Schnitt­punkt die gemein­same Ur­sache. Bemer­ken die beiden Per­sonen nun die Re­akti­onen des jeweils anderen (im Fall der Sprache: die ver­balen Re­akti­onen), kann jeder von ihnen diese be­obach­teten Re­akti­onen zu den eigenen, von der Welt her­kommen­den Reizen in Bezie­hung setzen. Jetzt kann die gemein­same Ur­sache den In­halt einer Äuße­rung und eines Gedan­kens bestim­men. Das Drei­eck, das dem Denken und Sprechen Inhalt ver­leiht, ist ab­ge­schlossen. Aber um eine Tri­angu­lation vorzu­nehmen, muß man zu zweit sein. ([Davidson 2004a]: S. 351f.)

Vogel begreift Davidsons Triangulation als ›basale Sprach­er­werbs­situ­ation‹ und er­weitert das Modell, in­dem er auch nicht-sprach­liche Medien integ­riert (vgl. hier­zu und zum Fol­genden [Vogel 2003a]: S. 120ff.). Kommu­nika­tion wird dabei als Ko­opera­tion ver­standen, im Zuge derer die Kommu­nizie­renden ihre Hand­lungen wechsel­seitig inter­pretie­ren und auf­einan­der an­passen. Je nach Zu­verläs­sig­keit der Re­akti­onen stabi­lisie­ren sich bestim­mte Äuße­rungs­typen und -muster. Wie David­son nimmt Vogel dabei an, dass Gedan­ken aller­erst durch die Sprache indi­vidu­iert werden können: „Ehe durch Komm­unika­tion mit einem ande­ren eine Grund­linie fest­gelegt ist, ist es witz­los zu sagen, die eige­nen Gedan­ken oder Worte hätten einen pro­posi­tiona­len In­halt.“ ([Davidson 2004a]: S. 352). Den sprach­philo­sophi­schen Gedan­ken David­sons weitet er aller­dings medien­theore­tisch aus: Ihm gelten Medien als konsti­tutive Mittel zur Indi­vidu­ierung von Gedan­ken (vgl. [Vogel 2003a]: S. 132). Er nimmt auch nicht­sprach­liche Gedan­ken an, „die mit­hilfe nicht­sprach­licher Medien indi­vidu­iert und kommu­niziert werden können“ ( [Vogel 2003a]: S. 119).

Vogels Adaption des Tri­angu­lations­modells ist offen­sicht­lich zu­nächst medien­un­spezi­fisch. Sein Modell ist weder dazu ge­dacht noch dazu ge­eignet, den Bild­begriff zu defi­nieren oder den Bild­status zu be­gründen. Zweck des Modells ist die Er­läute­rung medial ver­mittelter Kommu­nika­tion – un­abhän­gig davon, ob es sich um sprach­liche, bild­hafte oder sonsti­ge Medien handelt, wobei Vogel einen hand­lungs­theo­reti­schen Medien­begriff voraus­setzt:

Medien […] sind nicht primär Dinge, Instru­mente, Werk­zeuge oder Mate­ria­lien, sondern sie sind primär Mengen von Tätig­keits­typen, die in einer kommu­nika­tiven Praxis etab­liert sind und tradiert werden. Dabei sind die Tätig­keiten auf die Her­stellung sinn­lich wahr­nehm­barer Zu­stände oder Ereig­nisse gerichtet […]. ([Vogel 2003a]: S. 130)

Dabei unterscheidet Vogel Medien erster von denen zwei­ter und höhe­rer Ord­nung (vgl. [Vogel 2003a]: S. 132f.). Zu den Medien erster Ord­nung zählt er nicht­sprach­liche Medien wie Musik, Male­rei, Tanz usw. so­wie sprach­liche Medien. Den natür­lichen Sprachen kommt dabei eine beson­dere Rolle zu, inso­fern insti­tutio­nelle Ein­richtun­gen und vor allem die Medien höhe­rer Ord­nung auf ihnen be­ruhen. Medien höhe­rer Ord­nung wie die Noten­schrift oder das Morse­alphabet beru­hen auf ex­pliziten Zu­ord­nungs­vor­schrif­ten und sind damit sprach­ab­hängig: „In jedem Fall aber bleiben mediale Konstel­latio­nen in den Medien höherer Ord­nung auf das Gedan­ken-In­divi­duie­rungs-Po­ten­zial der Medien erster Ord­nung ange­wiesen […].“ ([Vogel 2003a]: S. 133). Zwar be­ruhen die hö­heren Medien auf natür­lichen Sprachen, aber nicht die bild­haften Medien (erster Ord­nung). Viel­mehr be­tont Vogel die Ei­gen­ständig­keit bild­lichen Medien gegen­über sprach­lichen Medien (vgl. [Vogel 2003a]: S. 116ff., sowie Nota­tion).

Umgang mit interaktiven Bildern – Probehandlungen und Simulationen

Computerspiele, Simulationen und soge­nannte virtu­elle Reali­täten ermög­lichen ein Bild­handeln von einer völlig anderen Quali­tät als die bisher skiz­zierten Fälle. Sowohl die von Seja als pragma­tistisch als auch die von ihr als prag­matisch bezeich­neten Verwen­dungen von Bildern lassen die gebrauch­ten Bilder – sofern sie ein­mal ge­schaffen sind – unver­ändert. Dage­gen ermög­lichen Com­puter­spiele, Simu­latio­nen und virtu­elle Reali­täten einen inter­aktiven Umgang mit Bildern. Der Benut­zer rezi­piert oder inter­pretiert die Bilder nicht ein­fach, sondern wirkt verän­dernd auf sie ein. Ent­sprechend geht es hier­bei auch nicht mehr um sta­tische, sondern um dyna­mische oder inter­aktive Bilder (⊳ Inter­akti­ves Bild). Anders als das tradi­tionel­le Tafel­bild ermög­lichen der­artige Bilder eine spezi­fische Hand­hab­bar­keit (vgl. [Seja 2009a]: S. 152).

Das durch die drei genannten Arten dyna­mischer Bilder er­mög­lichte Bild­handeln beschreibt Seja mittels des Freud’schen Ter­minus der ‘Probe­hand­lung’ ([Seja 2009a]: S. 156ff.). Damit be­zeichnet sie „Hand­lungen […], die keine Aus­wirkun­gen in der aktu­ellen Wirk­lich­keit haben […]“ ([Seja 2009a]: S. 157), sondern nur ‘Quasi-Folgen’. Noch nicht ent­schieden ist die Frage, ob Simu­lati­onen und ähn­liche Probe­hand­lungen als Zeichen­hand­lungen oder als symbol­freie Hand­lungen zu be­schreiben sind (vgl. dazu [Seja 2009a]: S. 182ff.; dort auch wei­tere Lite­ratur­angaben).


Verhältnis zu anderen bild­theo­reti­schen Be­griffen

Die verschiedenen Bestimmungen und Arten von Bild­handeln be­leuchten (zum Teil) sehr unter­schied­liche Aspekte von Bildern und des Um­gangs mit ihnen. Dem­ent­sprechend ver­weisen die skizzier­ten An­sätze auf unter­schied­liche Dis­kussio­nen inner­halb der Bild­wissen­schaft (siehe die Links unten).

Anmerkungen
  1. Zu Novitz’ Er­örte­rung der Ähn­lich­keits­theo­rie zur Bestim­mung des Be­zugs eines Bil­des vgl. [Novitz 1977a]: S. 10ff.
  2. Austins und Searles per­lo­ku­tio­nä­rer Akt (im Sin­ne nicht-kon­ven­tio­na­li­sier­ter Wir­kun­gen ei­nes Bil­des) fin­det im Rah­men der Bild­theo­rien No­vitz’ und Kjø­rups kei­ne nen­nens­wer­te Be­rück­sich­ti­gung, zu­mal die von Austin und Searle an­ge­nom­me­nen Kri­te­rien zur Un­ter­schei­dung von Il­lo­ku­tion und Per­lo­ku­tion nicht oh­ne Wei­te­res auf Bil­der über­trag­bar sind.
  3. Zu den Prob­le­men in­ten­tio­na­lis­ti­scher An­sätze vgl. [Black 1972a]: S. 112 und [Scholz 2004a]: S. 141ff.
Literatur                             [Sammlung]

[Black 1972a]:
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[Boehm 2001a]: Boehm, Gottfried (Hg.) (2001). Homo Pictor. München / Leipzig: Saur.

[Bryson 2001a]: Norman Bryson (2001). Das Sehen und die Malerei. München: Fink. [Davidson 2004a]: Davidson, Donald (2004). Drei Spielarten des Wissens. In: Davidson, Donald (Hg.): Subjektiv, intersubjektiv, objektiv. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 339-363. [Doelker 2001a]: Doelker, Christian (2001). Ein Funktionenmodell für Bildtexte. In: Sachs-Hombach, K. (Hg.): Bildhandeln. Magdeburg: Scriptum, S. 29-39. [Husserl 1980a]: Husserl, Edmund (1980). Phantasie, Bildbewusstsein, Erinnerung. Zur Phänomenologie der anschaulichen Vergegenwärtigungen. Texte aus dem Nachlass (1898-1925) (Husserliana XXIII). Den Haag / Boston / Dordrecht: Nijhoff. [Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Kjørup 1978a]:
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[Novitz 1977a]:
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[Scholz 2004a]: Scholz, Oliver R. (2004). Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildhafter Darstellungen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2., vollständig überarbeitete Aufl.. [Seja 2009a]: Seja, Silvia (2009). Handlungstheorien des Bildes. Köln: Halem. [Steinbrenner 2009a]: Steinbrenner, Jakob (2009). Bildtheorien der analytischen Tradition. In: Sachs-Hombach, Klaus (Hg.): Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 284-315. [Vogel 2003a]: Vogel, Matthias (2003). Medien als Voraussetzungen für Gedanken. In: Münker, Stefan; Roesler, Alexander & Sandbothe, Mike (Hg.): Medienphilosophie. Beiträge zur Klärung eines Begriffs. Frankfurt a.M.: Fischer, S. 107-134 + 213-215 [Anmerkungen]. [Walton 1973a]: Kendall L. Walton (1973). Pictures as Make-Believe. The Philosophical Review, Band: 82, Nummer: 3, S. 283-319. [Walton 1990a]: Walton, Kendall L. (1990). Mimesis as make-believe : on the foundations of the representational arts. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard Univ. Press. [Wiesing 2004a]: Wiesing, Lambert (2004). Pragmatismus und Performativität des Bildes. In: Krämer, Sybille (Hg.): Performativität und Medialität. München: Fink, S. 115-128.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Tobias Schöttler [66], Joerg R.J. Schirra [28], Eva Schürmann [1] und Dimitri Liebsch [1] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Schöttler 2013g-a] [Black 1972a]:
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[Schöttler 2013g-a]:
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